Wallfahrtskirche
Mariä Verkündigung in MARIABRUNN
Lage
auf der Landkarte...
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Kurzbeschreibung
Am Nordhang eines sanften
Höhenzuges, zwischen Ampermoching und Schönbrunn, liegt
Mariabrunn mit einem efeuumrankten Brunnenhäuschen, einem renommierten
Gasthaus mit großem Biergarten und der Wallfahrtskirche Mariä
Verkündigung.
Heilquelle,
Kirche und Heilbad standen historisch in einem engen Zusammenhang:
- 1662 wurde die Heilquelle entdeckt,
- 1669 die Kirche errichtet und
- 1670 das Heilbad gegründet, das 200 Jahre lang bestand und
in
den 15 Jahren unter der Leitung von Amalie Hohenester
sogar
Weltruhm erwarb. Mehr dazu siehe
unten..
1662
trank der Ampermochinger Holzknecht Stephan Schlairboeck, bei der
Arbeit aus einer kleinen Quelle. Kurz darauf berichtete er von einer
wundersamen Heilung seines chronischen Bruchleidens und brachte
an der Quelle ein Marienbild an. Die Wunderheilung sprach sich herum;
viele kranke Menschen kamen zur Quelle.
Bald wurde Obrigkeit wurde auf die Wallfahrt aufmerksam. Ein hoher
Beamter des bayerischen Kurfürsten, der Dachauer Pfleger Georg
Teisinger, ließ 1669 auf seine Kosten die heute noch bestehende
Wallfahrts kirche und ein Jahr später auf Kosten des Kurfürsten
eine Badeanstalt über der gefassten Quelle errichten.
Ab
1863 wurde Mariabrunn von der "Doktorbäuerin" Amalie
Hohenester gekauft und geleitet. Mit verschiedenen Teesorten,
Kräutern, Bädern und Fastenkuren soll sie viele
Heilungen erzielt haben. In den damaligen Gäste-büchern
sind Adelige und reiche Bürger aus ganz Europa verzeich-net,
darunter die österreichische Kaiserin Elisabeth, bekannt
als Sissi, die in Mariabrunn zur Kur war.
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Weihnachtstaler 1985
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Kirche
Die Kirche Maria Verkündigung ist ein ovaler Zentralbau, dessen flache,
weiß gestrichene Lisenen
sich vom beige-roten Farbton des Mauerwerks abheben. Sie wurde in den Jahren
1669-1670 vom Dachauer Pfleger Georg Teisinger aus privaten Mitteln
errichtet. Die Formensprache ist von italienischen Einflüssen geprägt.
Das Gotteshaus ist jetzt eine Privatkirche der Familie Breitling.
Über dem Kirchendach aus Kupfer
befindet sich ein sehr anmutiger Dachreiter
mit Doppelzwiebel und offener Laterne
aus dem 18. Jh., der mit Kupfer verkleidet ist. Dieses Kupferblech verleiht
der Kirche eine gediegene Vornehmheit.
An der Rückseite befindet
sich ein kleiner rechteckiger Anbau, der wohl ursprünglich eine Einsiedelei
war und jetzt die Sakristei enthält.
Die
ausführlichste Quelle für die Geschichte des Heilbades und der
Kirche Mariabrunn ist das 2018 erschiene Buch "Ortschronik des Pfarrsprengels
Ampermoching" von Georg Werner aus Ampermoching (Herausgeber Gemeinde
Hebertshausen).
Innenausstattung
Optischer Mittelpunkt der Rundkirche ist der in den Kuppelbereich reichende
Hochaltar, dessen Retabel
auf zwei glatte, marmorierte Säulen gestützt ist und nach oben
durch einen Segmentgiebel abgeschlossen ist.
Das in einen wuchtigen Rahmen ge-fasste
Hochaltargemälde ist eine Kopie des
Gnadenbildes von St.Annunziata zu Florenz aus dem Jahr 1670. Es trägt
den Titel: "Wahre Abbildung des Florentinischen Englischen Grueß,
in welchem beede Angesichter unser lieben Frawen und des Engels, von einer
Englischen Hand gemahlet worden".
Der prächtige, silbergetriebene Tabernakel
darunter wurde von der "Doktorbäuerin" Amalie Hohenester
gestiftet oder wenigstens erneuert.
Zu beiden Seiten des Hochaltars
sind auf halber Höhe Oratorien angebaut, an deren nach vorn
geschwungenen Brüstungen jetzt Votivbilder
hängen.
Seitenaltäre:
Der der linke Seitenaltar ist dem hl. Josef (auf dem Altarblatt mit dem
Jesuskind auf dem Arm),
der rechte Seitenaltar dem hl.Johannes Nepomuk (mit Kruzifix und einem
Kranz von fünf Sternen) geweiht.
An den Wänden hängen viele
Bilder (die u.a. die Hammerthaler Madonna
und den Evangelisten Lukas zeigen) sowie zwei große Kruzifixe.
Dort stehen auch Heiligenfiguren (Muttergottes und St.Florian).
In der linken Wandnische
sind die Krücken der jungen bayerischen
Prinzessin Elise Ludovika, der späteren Königin von Preußen,
zu sehen. Die Prinzessin kam 1808 in Begleitung ihres Vaters König
Max I. von Bayern nach Mariabrunn, wo sie bald von ihrem Leiden genas.
Die nicht mehr benötigten Krücken überließ sie der
Kirche.
Der Gesamteindruck
der Kirche als barockes Kunstwerk im italienischen Stil wird durch die
vielen Bilder, Drucke und Statuen von unterschiedlicher Größe,
Gestaltung und Anordnung etwas beeinträchtigt.
Pfarrverband
Die Privatkirche Mariabrunn gehört zum Sprengel der Pfarrei Ampermoching,
der auch die Orte Ampermoching, Durchsamsried, Gänsstall, Kaltmühle,
Lotzbach, Purtlhof, Reipertshof, Sommerhaus, Sulzrain und Unterweilbach
umfasst. Mit der Pfarrei ist Mariabrunn seit 2012 Teil des Pfarrverbands
Röhrmoos-Hebertshausen, dem die Pfarreien Ampermoching, Hebertshausen,
Röhrmoos und Großinzemoos angehören.
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Mariabrunn
liegt am sog. Dachauer Jakobsweg, den Dachau-Agil mit dem europäischen
Jakobswegzeichen ausgeschildert hat. Die Karte mit dem Verlauf des
Weges finden
Sie hier...
Die Wege der Jakobspilger sind ein System von ausgeschilderten und
in Führern beschriebenen Pilgerwegen, die von vielen Ausgangspunkten
kommend, quer durch Europa bis nach Pamplona und von dort in einer
Route nach Santiago de Compostela führen. Sie orientieren sich in
der Regel an den historisch nachweisbaren Routen mittelalterlicher
Jakobspilger. |
Chronologische
Übersicht
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1669 |
Bau
der Kapelle |
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1845 |
große
Renovierung 1845 |
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1670 |
Ausstattung
mit einer Wochenmesse (900 fl.) |
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Verkauf
des Bades an Ignatz Hummel |
« |
1671 |
Einweihung
der Kapelle am 18.Oktober |
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1847 |
Hummelscher
Vergleichsabschluss |
« |
1700
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Bericht
und Bilder von Michael Wening |
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1854 |
Bad
ersteigert von Joseph Eichberger, München um 1802 fl. |
« |
1710 |
Abtrag der "Martersäule" durch Zimmermeister Anton
Pürckh/Birg aus Ampermoching |
« |
1862 |
Verkauf
des Bads von Barth. Reichl an das Ehepaar Hohenester um 28.000 fl.
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1725 |
Schenkung
des Bads von Kurfürst Max Emanuel an Franz Josef v.Unertl
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« |
1863 |
Dachreparatur
mit 16.900 Dachschindeln |
« |
1740 |
Schmidt'sche
Matrikel
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« |
1873 |
Renovierung
außen u.innen d.Amalie Hohenester |
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1750 |
Verkauf
des Bads an Baron Widdner
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1875 |
Stiftung
eines Kelchs und eines Messgewands im Wert von 750 Mark d.Frau Trappentreu |
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1757 |
Verkauf
des Bads an Graf Piosasque de Non
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1880 |
Sechs
hölzerne Leuchter und 6 Canontafeln von der Kirche Ampermoching
um 172 Mark gekauft |
« |
1789 |
Ersteigerung des Bades durch Dr.Leuthner |
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1881 |
Verkauf
des Bades an Heinrich Graf Rambaldi |
« |
1791 |
Glocke von C.Karl Ellmayr aus München |
« |
1895 |
Beschreibung
1895 |
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1804 |
Verkauf
des Bads an Magdalena von Chatel
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« |
1896 |
Verkauf an des Bades an Margarethe Kolb |
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1816 |
Verkauf
des Bads an Ehepaar Hesse f.16.000 fl. |
« |
1895 |
Beschreibung
1895 |
« |
1817 |
Pfarrbeschreibung
1817 |
« |
1896 |
Verkauf an des Bades an Margarethe Kolb |
« |
1818 |
Reparatur der Turmuhr für 22 fl. |
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1899 |
Verkauf
an des Bades an Johann Freiherr v. Imhof für 168 000,00 Mark |
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1820 |
Verkauf
des Bades an Anton Ostler |
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1903
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Bad
von der Hypobank ersteigert 75.000 Mark |
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1821 |
Verkauf
des Bades an Georg Nachtmann |
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Verkauf
des Bades an Eheleute Stummbeck für 160.000 Mark |
« |
1823 |
Versteigerung
des Bades
Übernahme durch Kreditgeber |
« |
1907 |
Verkauf des Bads an Fam. Breitling (175.000 M.) |
« |
1824 |
Eindeckung
des Kapellenturms |
« |
1909 |
Renovierung
der Kapelle |
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1825 |
Verkauf
des Bads an Ehepaar Hesse f.12.680 fl. |
« |
1917 |
Ablieferung
einer Glocke |
« |
1826 |
neue Pächterin Margarethe Kolb |
« |
1923 |
neue
Glocke aus Osterwarngau |
« |
1831 |
Versilberung
und Vergoldung des Tabernakels |
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Erneuerung
des Kupferdachs durch H.Breitling |
« |
1832 |
Reparatur
der Glasgemälde in den Fenstern |
« |
1927 |
Renovierung
des Silberaufbaus des Tabernakels |
« |
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neuer
Pächter Michael Scharl |
« |
1962 |
300jähr.
Wallfahrtsjubiläum am 15.7. |
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1839 |
Verkauf
des Bades an Caroline Mayr,Sandizell
um 15.500 fl. |
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2022 |
-2023:
Renovierung des Innenraums und der Figuren durch Christian Huber aus
Dachau und Alfons Wagner aus Prack bei Einsbach 38) |
« |
1843 |
Sammlung
für Kapellenrenovierung |
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« |
1844 |
neuer
Kreuzweg von Anton Huber |
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen
und kunsthistorischen Hinweisen
Mariabrunn ist um
eine Quelle herum entstanden, deren Heilkraft 1662 zufällig von einem
Waldarbeiter entdeckt wurde. 1670 errichtete der Pfleger von Dachau
in kurfürstlichem Auftrag eine Badeanstalt. 1725 schenkte
Kurfürst Max Emanuel das Bad dem Hofmarksherrn vom nahegelegenen
Schönbrunn, dem Freiherrn Franz Josef von Unertl und gewährte
ihm zugleich die niedere Gerichtsbarkeit darüber. Ende der 1780er
Jahre kaufte der Medizinalrat Joh.Nepomuk Reichsfreiherr von Leuthner
das Heilbad.
1791 erhob Kurfürst Karl Theodor Mariabrunn zum Rittersitz mit Gerichtsbarkeit
"innerhalb der Dachtraufen des Wohn- und Haupt-gebäudes".
Acht Jahre später, 1799, wurde der Rittersitz wieder aufgelöst,
aber zum Ausgleich die Gerichtsbarkeit ausgedehnt.
34)
Mehr darüber können Sie im
Historischen
Atlas von Bayern S. 151 lesen.
Im 19.Jh. war das Bad an mehrere Privatleute verkauft und verpachtet.
1867 erwarb es Amalie Hohenester und baute es groß aus. Der
Höhenflug dauerte nur 15 Jahre. Dann starb Hohenester. Der Badebetrieb
ging zurück und Mariabrunn wurde versteigert.
Bis zum Jahre 1907 folgten noch mehrere Besitzer, dann fing durch den
25-jährigen Brauer Heribert Breitling eine neue Ära an.
1912 baute Breitling ein Sudhaus und brachte den Betrieb wirtschaftlich
wieder in die Höhe. Die heilkräftige Quelle wurde nicht mehr
wirtschaftlich genutzt.
Geschichte
der Kirche
Die Kirche Maria Verkündigung wurde in den Jahren 1669-1670
als Kapelle errichtet. Bauherr war der 1663 ernannte Dachauer Pfleger
Georg Teisinger (+1670), der die Kapelle privat finanzierte. Dies wird
auch auf einem Erinnerungsstein erwähnt, der an der rechten Kapellenwand
eingemauert ist: 25)
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"Der
Wohl Edl vnd Gestrenge Herr Georg Teißinger u. Churfrtl. Drtl. in
Bayern u. Gehaimben Rhat und Pfleger zu Dachau, hat zu Gottes vnd
vnsern Lieben Frauen Ehr, dem Negsten zu Trost vnd Hail, diese Capelle
zu Mariaprun auf sein Kosten erpauet, zugleich ain Ewige Wochentliche
Mösß da gestüfftet, yber welche iederzeit ain nachfolgender Herr Pfleger
zu Dachau die praesentation auch Inspection haben solle. Im Jahre
1670". |
Die
Weihe der Kapelle fand vermutlich am 18. Oktober 1671 statt.
Dieses Datum ist in den Akten nicht festgehalten. Der Heimatforscher
Georg Werner 25)
entnahm es indirekt einer Rechnung des Dachauer Wirts Joachim Pinzer
vom 19. Oktober 1671. Darin berechnet der Wirt unter der Überschrift
"Altarweihe" die Bewirtung von zwölf geistlichen und anderen
Herrn, die am Vortag "nach Verrichtung Bey dem H: Maria
Brun bey Moching" bei ihm eingekehrt waren: für "Essen,
Bier, Brot samt Connect 29 fl 2 kr."
Die Kapelle wurde mit einem
Kapital von 900 Gulden für eine ewige Wochenmesse ausgestattet.
Aus den Zinsen dieses Kapitals bestritt man die Ausgaben für
die wöchentlich zu haltende Messe bzw. des Kapellenunterhalts.
Da es Banken und Sparkassen für die ländliche Bevölkerung
nicht gab, musste und konnte deren Aufgabe die Kirche selbst übernehmen
und das Geld an die örtliche Bevölkerung oder an benachbarte
Kirchen gegen Zinsen ausleihen. Das Mariabrunner Stiftungs-kapital
von 900 Gulden wurde bei der staatlichen Institution "Landschaft",
der Vertretung der Landstände, angelegt und erbrachte jährlich
45 Gulden (=5 %) Ertrag. Da die Ausgaben aber nur 30 Gulden betrugen,
verblieb ein Überschuss, der dem "Hauptgut", dem
Kirchenvermögen, zugute kam.
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Dieses Hauptgut wiederum wurde an
viele Kreditnehmer verliehen. So z.B. dem Wirt von Ampermoching, den Kirchen
Oberroth, Westerholzhausen, Einsbach und Schwabhausen, Bauern aus Sulzrain,
Fahrenzhausen und Prittlbach, dem Kriegszahlamt München für die
Finanzierung der Türkenkriege und der kurfürstlichen Hofkammer.
Der Münchner
Kartograph Michael Wening hat in seiner um 1700 entstandenen Beschreibung
des Landgerichts Dachau auch Mariabrunn erwähnt:
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"Ferner ist
zwey Stundt von hier (von Dachau) nechst Mochin Anno 1662 ein Gnadenreicher
Haylbrunn sonst Maria Brunn genannt entsprungen warbey (wobei) bishero
nit wenig in jhren Gepresten (Krankheiten) und Anligen Hülff
gefunden. Anno 1670 ist allda von Herrn Georg Teysinger Churfürstl.
Geheimben Rath ein schöne Capell erbauet auch nachmals ein doppletes
Bad mitverschydenen Zimmeren auffgericht und darbey der Armen nicht
vergessen worden. Von Ursprung dises Haylbrunn ist Anno 1674 ein eygnes
Tractätl außgangen". |
Hinweis:
Michael Wening (*11.7.1645 in Nürnberg, + 18.4.1718 in München)
erstellte in seiner vierbändigen Beschreibung des Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern rd. 750 Kupferstiche bayerischer Schlösser, Klöster und Kirche. Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht.
Dazu schrieb er: "Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen, wie ich
in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch seyne frucht
in hoechster noth brodlos nit hab genüßen können, sodaß
ich die Zeit seither schier hätt krepieren muessen".
Aus dem Jahr 1710 ist bekannt, dass der Zimmermeister Anton Pürckh/Birg
aus Ampermoching die "Martersäule" abgetragen hat.
Schenkung an Schönbrunn 1725
1725 schenkte der bayerische Kurfürst Max Emmanuel, der über
das ihm nachgeordnete Dachauer Landgericht der Eigentümer war, das
Gesundheitsbad Bründl" dem damligen Hofmarksherrn von Schönbrunn,
dem Freiherrn Franz Joseph von Unertl. Zugleich gewährte er ihm die
niedere Gerichtsbarkeit darüber.
Schmidt'sche Matrikel 1740
Die erste ausführliche Beschreibung (in lateinischer Sprache) stammt
aus der Schmidt'schen
Matrikel 03)
, die der
Kanonikus (=Domherr) Schmidt aus Freising in den Jahren 1738/40
erstellte. Unter der Pfarrei Ampermoching ist die "Capella filialis
Beatae Mariae Virginis ad fontem prope Moching" genannt:
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"Die
Kapelle ist ein schöner und aufwändiger Bau, der von
dem vornehmen Herrn Georgii Teisinger, Dachauer Pfleger und
Berater des erlauchtigsten bayerischen Kurfürsten von Bayern,
erbaut wurde. Die Kapelle liegt im Wald an einem Brunnen, Maria-Prünl
genannt, wo durch heilende Bäder verschiedene Krankheiten
behandelt werden. In der Kapelle steht ein Altar, der der Verkündigung
Mariens geweiht ist. Das Kirchweihfest wird am 18.Oktober gefeiert.
In der Sakristei werden schöne Messgewänder aufbewahrt.
Im Turm hängen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalten
der Pfarrer von Ampermoching und der Dachauer Pfleger gemeinsam".
Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher
Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses wirdet dieser
Zeit gegen 1400 fl. (=Gulden) auswerffen". Das war
im Hinblick auf den guten Bauzustand des Gotteshauses ein großer
Betrag. |
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Kapelle um 1700
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Pfarrbeschreibung 1817
In der kurzen Pfarrbeschreibung aus dem Jahre 1817 ist zu lesen, dass
der Bau ziemlich trocken, aber die Dachung ziemlich baufällig sei.
Am Hauptaltar sei ein gemaltes Bildnis der Annunciata angebracht und an
beiden Seiten stünden zwei Altärlein, die keinen Altarstein
besitzen. 25)
Der Zustand der Kapelle war aber wohl dramatisch schlechter.
Denn der damalige Inhaber des Bades von Mariabrunn namens Hesse berichtete
in einem Schreiben an das Landgericht Dachau:
"dass im Frühjahr 1817 die Kapelle und die Sakristey
zu Mariabrunn in dem erbärmlichsten Zustand war, das Pflaster aufgerissen
und zertrümmert, die Wände mit grünem
Schimmel bezogen, die Fenster zerbrochen, die Thüren und Kreuzstöcke
ruinös". Diese Beschreibung hatte immerhin zur Folge, dass
die Kapelle in den Jahren 1817 bis 1820 notdürftig renoviert wurde.
Versteigerung 1823
Das Heilbad und mit ihm die Kapelle wurde vor allem im 19. Jh. mehrfach
verkauft oder versteigert.
Bei der Versteigerung 1823 hat man in das Angebot auch den Wert der Kapelle
mit aufgenommen. Der wurde einschließlich des Inventars auf 2 500
fl geschätzt (ein Zimmer im Heilbad kostete pro Nacht 12 fl.). Schätzer
waren der Zimmermeister Andreas Höß und der Maurermeister Hergl,
beide aus Dachau. Die Versteigerung verlief übrigens ergebnislos:
die Kreditgeber übernahmen das Bad und verpachteten es. 25)
Renovierung 1845 25)
Auch nach der Renovierung von 1820 blieb das schadhafte Schindeldach das
größte Problem für den baulichen Zustand. Das einsickernde
Wasser verursachte weitere Schäden im Inneren. Aber die Finanzierung
der auf 1500 Gulden geschätzten Baukosten verzögerte die Reparatur.
Pfarrer Angerpointner ergriff 1843 die Initiative und wandte sich an das
für die Baugenehmigung zuständige Landgericht Dachau. Er schrieb,
das Dach auf der Westseite sei so schadhaft, dass bereits Regen in die
Empore einsickere, von da in die Sakristei dringe und somit das Mauerwerk
und die Decke schädige. Des Weiteren sei die hölzerne Umfriedung
des Turmes auf der Westseite abgefault. Das Sakristeipflaster sei ruinös
und die Sakristei-Eingangstüre so vermodert, dass ohne große
Schwierigkeiten eingebrochen werden könne.
Die vom Landgericht Dachau als Sachverständige beauftragten Handwerker
gaben folgende Schadensberichte:
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Zimmermann
Josef Fottner
"Das Dach ist mit Ausnahme des westlichen Teiles,
der im vorigen Jahr eingedeckt wurde, sehr schadhaft.
Durch das Eindringen des Regens ist das Gebälkwerk,
die Kreuzbänder bereits angefault und es ist daher eine
bedeuthende Reparatur notwendig, wenn nicht das
ganze Kirchlein Schaden nehmen soll."
Der Maurer Joseph Hechenleitner
"Es sey zwar dermalen noch keine bedeutende
Gefahr für das Gewölbe, indessen habe durch das Einregnen
bereits das ganze Mauerwerk gelitten. Auf
der Seite gegen die Sakristey habe dasselbe bedeutende Sprünge,
welche mit Schraufen verbandet werden müssen.
An der Ecke habe sich dort und da bereits der Verwurf
abgelöst und es sey also nothwendig, daß
nach vollendeter Zimmermannsarbeit am Thurme und Dachstuhle
das ganze Mauerwerk innen und außen repariert,
verbandet und verworfen, dann herunter geweißt werde,
was schon seit langer Zeit nicht mehr geschehen
zu seyn scheint. Ebenso soll um die ganze Kirche der Grund,
ganz besonders auf der Südseite abgeführt
werden, damit das Grundmauerwerk mehr austrocknen könne.
Auch sey das Pflaster in der Sakristey
ganz hin und somit, unter Benützung der alten etwa noch brauchbaren
Steine, ein solches neu zu legen."
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Zur Finanzierung dieser
Renovierung wurden Sammlungen veranstaltet, die aber nur 84 Gulden erbrachten.
Letztendlich beglich der damalige Badinhaber Hummel die Kosten allein;
in der Kirchenrechnung von Ampermoching war die Bemerkung zu lesen, dass
"Herr Hummel alles gänzlich ex propriis (= aus eigenen Mitteln)
herstellen ließ".
Damit blieb der Vermögensgrundstock der Kapelle (so gegen 500 fl.)
erhalten. Hier muss erwähnt werden, dass Hummel auch alle Opferstockeinnahmen
der Kirche erhielt.
Beschreibung 1845
Im Oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte des
Jahres 1845 ist in Band 6 eine Beschreibung Mariabrunns enthalten.
Wenn Sie den Text lesen möchten, klicken Sie hier...
Hummelscher Vergleichsabschluss 1847 25)
Um den Inhalt des Opferstocks
gab es immer wieder Streitigkeiten, weil die privaten Bad-Inhaber behaupteten,
sie hätten alles gekauft, auch die Kapelle samt Einrichtung und Opferstock.
Das erzürnte den Ampermochinger Pfarrer Angerpointner. Der schrieb
am 6.Juli 1841 an das Ordinariat:
"Die Badinhaberin (damals Caroline Mayr)
öffnet wie sonst den Opferstock und verwendet für die Kapelle
höchstens soviel,
dass sie dem Pfarrer 4 fl, dem
Schullehrer 2 fl bei Abhaltung des Patroziniums und des Kirchweihfestes
bezahlt und im Sommer
zu den etlichen Messen, die da gelesen
werden, den Wein und die Hostien beyschafft. Alles übrige (rd. 80 fl.)
fällt in den
Sack der Badinhaberin und für das
Kirchlein geschieht nichts".
Am
02. Juli 1847 wurde vor dem Landgericht Dachau ein Vergleich zwischen
dem Vorstand der Kirchenverwaltung Ampermoching Pfarrer Angerpointner
und dem Badbesitzer Ignatz Hummel geschlossen, der die strittigen Eigentumsfragen
um die Kirche klärte.
Er
sah vor,
dass die Kapelle für immer im Eigentum des jeweiligen Badbesitzers
bleiben solle. Die vorhandenen Paramente (Messgewänder) sowie
die Einrichtung der Kapelle sollen inventarisiert und im Eigentum der
Filialkirchenstiftung verbleiben; Gleiches gelte für die Erträgnisse
aus dem vorhandenem Geldvermögen in Höhe von damals 270 fl.
und die Einnahmen aus dem Opferstock. Die Vermögensverwaltung solle
der Filialkirchenstiftung obliegen, deren Vorstand der jeweilige Pfarrer
von Ampermoching war. Der jeweilige Badbesitzer habe aber das Recht, Verwaltungsmitglied
zu sein. Der Opferstock solle mit einer Doppelsperre versehen werden,
wobei der eine Schlüssel beim Pfarrer, der andere beim Badinhaber
verwahrt werde. Weiter verpflichtete sich Hummel zur Aufbewahrung der
Paramente, zur Reinigung, Öffnung und Schließung der Kapelle
und auch zum Morgen- und Abendgebetläuten.
Daneben übernahm Hummel die großen und kleinen Baureparaturen, die Lieferung
des Messweines sowie der Oblaten (=Hostien) und des Wachses; dies
gelte aber nur für ihn selbst während der Zeit seines Badbesitzes,
jedoch nicht für seine Rechtsnachfolger. Der Filialkirchenstiftung verblieb
die Honorierung der zelebrierenden Geistlichen. Der Vergleich wurde von
der Kammer des Innern am 19. Juli 1847 obercuratelamtlich genehmigt.
Als
1907 die heutige Besitzerfamilie Breitling das Gut Mariabrunn erwarb,
wurde sie von Dekan Hilger davon unterrichtet, dass der Eigentümer
auch die Baupflicht an der Kapelle habe. Dieser Verpflichtung stimmte
Breitling zu. Aber er äußerte den Wunsch, das Geld im Opferstock
solle in einen Baufond für die Kapelle einbezahlt werden. Dies wurde
1914 sogar notariell beglaubigt.
Dachreparaturen
1863 und um 1873 25)
1863 war eine umfassende Erneuerung des Kuppeldaches notwendig. Nach der
Kirchenrechnung wurden die ganz verfaulten hölzer-nen Umfassungswände
des Turmes erneuert, der Gewölbe- und Wandputz im Innenbereich mit
zarten Farben gestrichen sowie die äußere, vom Salpeter durchdrungene
Wandfläche abgeschabt und gestrichen. Danach deckte man das Dach
mit 16.900 Schar-schindeln. Die Anstreicherarbeit erledigte der Maler
Anton Huber aus Dachau. Insgesamt verursachte die Dachreparatur Kosten
von 359 fl 23 kr.
Dass die Doktorbäuerin Amalie Hohenester das ganze Dach nur kurze
Zeit später (wohl um 1873) mit Zinkblech neu eindecken ließ,
wie Pfarrer Thaller 1882 schrieb, könnte daran liegen, dass im April
1872 "mehrere Oekonomiegebäulichkeiten abgebrannt" waren.
37)
Damals ließen die Hohenesters
auf ihre Kosten auch zwei Glasgemälde mit Bildern ihrer Namenspatrone,
der heiligen Amalie und des heiligen Benedikt, sowie ein farbiges Radfenster
einsetzen. Die Glasarbeiten wurden von der Münchner Hofkunstanstalt
Mayer im Jahre 1873 gefertigt.
Beschreibung
1874 29)
Die Kapelle in Mariabrunn ist auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage
dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Über die Kapelle als Nebenkirche schreibt er:
1. M a r i a B r u n n ,
einsam gelegene Wallfahrts-Capelle. (Mineralbad.) Erbauungsjahr zwischen
1662 u. 1670. Rotunde mit Kuppel- Thurm und 2 Glöcklein. Baupfl.:
D. Kirchenstiftung. Cons. 18. Octob. 1670. Patrozinium. M. Verkündigung.
1 Altar. Gottesd.: Am Patrozinium. Amt u. Predigt.
Stiftungen : 52 Wochen-Messen, derzeit. reducirt auf 36, und dem Beneficiaten
zu Weilbach zur Persolvirung während der Sommermonate übergeben.
Für d. Meßnerdienst sorgt d. Besitzer des Bades. Vermögen:
899 fl.
Und mit "Kleine Notizen"
ist folgender Text überschrieben:
" Die C a p e l l e und das B a d M a r i a b r
u n n ("Bründl" genannt) sind erst seit dem 17. Jahrhundert
vielbesucht. Ob das "Prunna", welches Meichelbeck nennt unter Bischof
Atto (tom. I v. II. N. 233) unser Mariabrunn sei, wagt er nicht zu behaupten,
doch möchte es anzunehmen sein, weil Priester Liutfrid als Zeuge
erscheint, der hier in d. Gegend gewesen sein muß. Es war im Juli
1662, als Stephan Schleierbeck von Moching, auf einer Anhöhe im Walde
mit Holzfällen beschäftigt, von heißem Durste gequält
wurde u. nach Labung suchte. Da fand er endlich eine kleine Lacke, aus
welcher er gierig trank. Es mundete ihm so wohl, daß er weiter grub,
und so eine Quelle entdeckte, welche durch Klarheit u. Frische sich auszeichnete.
Aber bald fühlte der
Greis auch ein vieljähriges sehr lästiges Körpergebrechen
sich mindern, und dieß noch mehr, als er des andern Tages wiederkehrte.
Er theilte es Andren mit, und alsbald kamen Kranke von Nah u. Fern herbei
u. fanden Hilfe. Es sorgte daher der churf. Pfleger zu Dachau geheimer
Rath Georg T e i s i n g e r für die Errichtung einer förmlichen
Bade-Anstalt. Er ließ aus eigenen Mitteln auch eine niedliche Capelle
zu Ehren der hl. Maria bauen, u. stiftete in selber am 30. Nov. 1670 ein
Beneficium (Wochen-Messe) mit 900 fl. Capital. Die Messe sollte jeden
Freitag oder Samstag gehalten werden. Das Präsentations-Recht behielt
er dem jeweiligen Pfleger von Dachau vor. Im Jahre 1725 wurde Maria Brunn
zum Edelsitze erhoben, indem Churf. Max Emmanuel dem Besitzer der Hofmark
Ampermoching Franz Jos. v. Unertl, geh. Rathe etc. am 26.Juli das Heilbad
nebst Wald schenkte, auch ihm die niedere Gerichtsbarkeit u. den Kirchenschutz
über die Capelle nebst dem Präsentationsrechte auf die dortige
Wochen-Messe übertrug. Von 1764-1782 kam es an die Grafen von Piosasque*),
wurde vernachlässigt u. gerieth in Verfall, bis der Medizinal-Rath
u. Leibarzt Dr. Ant. Joh. v. Leuthner es an sich, und zu größerer
Bedeutung brachte. D. Capelle ist im Jahr 1846 u. neuester Zeit wieder
renovirt worden. Ein Denkstein in selber nennt den Erbauer u. Meßstifter
Teisinger. Zur Zeit der Schmidschen Matrikel (1738) war zwar das Präsentationsrecht
ungeändert, doch heißt es: "solet praesentari parochus
in Moching, non tamen unitum est parochiae ibidem" (Deutinger Matr.
Bd. II S. 201). "
1872 veröffentlichte
die Zeitung Bayerischen Kurier in seiner täglichen Beilage "Familienschatz"
einen (Fortsetzungs-) Reisebericht mit dem Titel "Drei Tage im
Amperthale" 33)
Der ungenannte Reisende aus München informierte sich nicht nur über
die Orte und die Landschaft, sondern besprach auch mit Einheimischen das
bäuerliche Leben sowie soziale und kirchliche Fragen in der Gegend
zwischen Haimhausen, Ampermoching, Mariabrunn und Schönbrunn. In
Mariabrunn war er insbesondere von Amalie Hohenester beeindruckt, die
er gerne kennengelernt hätte. Aber es klappte nicht, weil "der
Schwarm der Patienten" keine Zeit hatte, wie er schrieb. Wenn Sie
den Bericht lesen möchten, klicken
Sie hier...
Beschreibung 1895
08)
,
Die Kapelle
von Mariabrunn ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es auf Seite 308:
|
Kapelle. |
-
|
Erbaut
1670 von dem Churfürstlichen Pfleger Georg Teissinger zu Dachau,
Inschrift im Inneren an der Südseite. |
-
|
Ovaler
Centralbau, südlich gerichtet. Südlich anstossend Sakristei,
darüber ein Raum, der sich zu Seiten des Hochaltares in zwei
Logen nach der Kapelle öffnet. Sehr einfach. |
-
|
Ueber
dem Kuppeldach ein thurmartiger Aufbau aus dem 18. Jahrhundert. Ziemlich
gut. |
-
|
Das
Choraltarblatt ist eine Kopie des wunderthätigen Bildes der Verkündigung
in S. Annunziata in Florenz. 17. Jh.. |
Renovierung 1909 25)
Rund 30 Jahre nach der letzten Renovierung war der bauliche Zustand der
Kapelle schon wieder sehr schlecht. Kapellenbesucher hätten sich
wegen des schmutzigen, herabgekommenen Aussehens beschwert, hieß
es. Deshalb wurde eine weitere Restauration durchgeführt. Dabei besserte
man für 150 Mark das schadhafte Mauerwerk aus, reparierte das schadhafte
Kirchenpflaster nach Anweisung des Dachauer Bezirksbaumeisters Dotzler,
setzte defekte Fenster wieder instand und brachte eine Fensterlüftung
an. Die Arbeiten wurden laut Kontrollbefund vom 16. Oktober 1909 "in
schöner Weise" durchgeführt.
Wallfahrt 25)
Am 15.Juli 1962 feierten Tausende von Gläubigen in Mariabrunn das
300jährige Jubiläum der Wallfahrt mit einem Festgottesdienst,
den Weihbischof Johannes Neuhäusler hielt.
300 Jahre vorher, im Juli des Jahres 1662, arbeitete der Mochinger Bauer
Stephan Schlairboeck im Wald beim heutigen Mariabrunn. Als er Durst bekam
und nach Wasser suchte, habe er dort "ein kleines Läckl vorgefunden".
Als er ein wenig nachgrub, kam ein schönes Wasser zum Vorschein,
von dem er trank. Nachdem er einen Monat lang davon getrunken habe, sei
sein schmerzhafter Bruch, den er 18 Jahre lang gehabt habe, "von
der Größe eines Huts auf die Größe einer Faust zusammengeschrumpft
und hinweg gefallen". Aus Dankbarkeit brachte er bei der Quelle ein
Marienbild an. Auch andere Personen trugen Wasser nach Hause und man sagt,
ihnen sei geholfen worden. Dies wird als Beginn der Wallfahrt angesehen.
Schon ein Jahr später wird von 1000 Personen berichtet, die den Brunnen
aufgesucht haben und von 100 Gulden, die sich im inzwischen aufgestellten
Opferstock befunden hätten. Das Wasser habe vor allem Personen geheilt,
die "Augenverletzungen, Leibschäden und verkrümmten Füße"
hatten.
Schon bald wurde ein Badehaus mit Kessel und acht Badewannen errichtet.
Das tägliche Badegeld wurde auf 4 kr festgesetzt um den Holzverbrauch
und die Bedienung zu finanzieren. Davon waren jedoch die armen Badegäste
ausgenommen. Schon um 1670 wurden 50 bis 60 Wannenbäder verabreicht.
Die Badegäste spendeten auch für die Kirche fleißig. So
betrug das Geld im Opferstock (Stockgefälle) schon in den
ersten Jahren jeweils über 150 Gulden.
Im Laufe der Jahrzehnte erweiterte man die Gebäude immer mehr und
errichtete Unterkünfte mit vielen Zimmern. Die Gäste blieben
durchschnittlich 2 bis 3 Wochen und badeten täglich ein- bis zweimal.
An die Abhängigkeit
von Heilbad und Wallfahrt erinnert ein Brief des Pfarrers Angerpointner
vom 6. Juli 1841 an das Ordinariat in München, in dem er schreibt:
|
"Das Kirchlein
ist dermalen nunmehr die beste, wo nicht einzige Stütze des Badinhabers.
Denn, nachdem jetzt wegen schlechter Wirthschaft die Badegäste
beinahe ganz wegbleiben, kommen doch noch an Sonn- und Feyertagen
viele Bauersleute hieher, die zuerst ihre Andacht vor dem Gnadenbilde
verrichten und dann nach Belieben, Stand und Vermögen sich und
den Ihrigen eine Erquickung erlauben. Man sperre nur das Kirchlein
zu und mit dem Besuche des Bades ist's zu Ende." |
Andererseits
war der Badebetrieb der Frömmigkeit nicht sehr förderlich, schreibt
Pfarrer Spiegel 1864:
|
"Insbesondere
ist es der Ort Mariabrunn, wo die Schlange der Verführung keck ihr
Haupt erhebt, wo alle göttlichen, kirchlichen und weltlichen Gesetze
mit Füßen getreten werden, der wahre Glauben durch phantastischen
Aberglauben, gute Sitte verunreinigt wird und leider ist ihr Zusammenschluß
sehr zahlreich. Die Besseren ziehen sich zurück, die Schlechteren
sich heimisch fühlen." |
Die Säkularisation und die damit verbundene staatliche Einschränkung
der Wallfahrten wird wohl auch hier in Mariabrunn Auswirkungen gezeigt
haben. Denn im Jahr 1832 berichtete das Münchner Intelligenzblatt (hier
lesen...), dass "seit mehreren Jahren zum ersten mal wieder ein
Bittgang von Hebertshausen zur Wallfahrtskirche im Mineralbad Mariabrunn"
stattgefunden hat. Dabei wird der Hebertshauser Kaplan Morasi, der den Bittgang
angeführt hatte, den "benachbarten Herrn Pfarrern" als Beispiel
hingestellt. Offensichtlich waren damals auch die anderen Pfarreien mit
Bittgängen sehr zurückhaltend gewesen. 30)
Die Wallfahrt
wird wohl so lange bestanden haben, wie der Badebetrieb andauerte (bis 1885).
Danach war Mariabrunn nur noch Ziel von Bittgängen aus Pfarreien der
Umgebung.
Patronats- und Präsentationsrechte 25)
Nach der Georg Teisingerischen Stiftungsurkunde vom 28. November 1670
lagen die Rechte (Vorschlagsrecht für neue Benefiziaten) und Pflichten
für die Erhaltung der Kapelle (Kosten) von Beginn an bei den Bayerischen
Kurfürsten. Die Verwaltung des Vermögens oblag dem amtierenden
Pfarrer von Ampermoching und den beiden gewählten Kirchpröbsten
(Kirchenverwaltern). Die Einnahmen und Ausgaben, die mit der Kapelle
und dem Badbetrieb zusammenhingen, durften miteinander verrechnet werden.
Der Opferstock als die bedeutendste Einnahmequelle der Kapellenstiftung
wurde stets vom Pfarrer, den Zechpröbsten (Finanzverwaltern), dem
Mesner und dem Gutsherrn geöffnet.
Das änderte sich 1725,
als der damalige Kurfürst Max Emanuel den Besitz seinem geheimen
Rat Franz Xaver von Unertl übereignete. Damit verbunden waren das
Patronats-, Präsentations- und Kirchenschutzrecht sowie die Gerichtsbarkeit.
Die Verwaltung der Kirchenstiftung blieb unverändert beim Pfarrer
und den Kirchpröbsten und wurde ab 1800 wohl gemeinschaftlich mit
dem jeweiligen Bad-Inhaber ausgeübt.
Baubeschreibung
Die Kirche Maria Verkündigung
ist ein ovaler Zentralbau in Süd/Nord-Richtung, dessen flache, weiß
gestrichene Lisenen
sich vom beige-roten Farbton des Mauerwerks abheben. Treppen führen
zum hochgelegenen Eingangsportal, das von einem einfachen Ohrenrahmen
umgeben ist. Darüber befindet sich ein rundes Fenster, in der Kunst
auch Ochsenauge oder "oeil de boeuf" genannt.
Über dem Kapellendach
aus Kupfer sitzt ein sehr anmutiger Dachreiter
mit Doppelzwiebel und offener Laterne
aus dem 18. Jh., der ebenfalls mit Kupfer verkleidet ist. Dieses Kupferblech
verleiht der Kirche eine gediegene Vornehmheit. Der italienische Einfluss
in der Architektur ist unverkennbar. In
den ersten Jahrhunderten war die Kirche mitsamt der Kuppel mit Schindeln
gedeckt, die aber immer wieder Anlass für Reparaturen waren.
Direkt unter der mittleren Zwiebel sind die Ziffernblätter der Turmuhr
angebracht. Die Uhr stammt wohl schon aus dem 18.Jh., denn in der Kirchenrechnung
des Jahres 1818 ist eine Reparatur für 22 Gulden vermerkt. 25)
Glocken
25)
In der Kuppel hängen derzeit zwei Glocken, die heute noch per Hand
mit Seilen von der Sakristei aus geläutet werden.
Nach Angaben des Besitzers sollen sie um 1900 angeschafft worden sein
23) ;
doch dies ist nach den Eintragungen in den Pfarrakten zweifelhaft. Möglicherweise
wurden sie um 1900 gegossen und erst später erworben.
bis 1917:
Die Kapelle besaß bis zum 1.Weltkrieg zwei Glocken.
- Die Größere, gegossen im Jahre 1791 von Crisantus Carolus
Ellmayr in München, mit einem Gewicht von 90 kg, wurde bei der
Ablieferung im 1.Weltkrieg wegen ihres Kunstwerts in die Gruppe
C (Glocken mit besonderem geschichtlichen oder kunstgewerb-
lichen Wert) eingestuft und von der Ablieferung zurückgestellt.
- Die Kleinere mit 43 kg, von der das Herstellungsjahr nicht bekannt war
und die keine Inschrift aufwies, wurde "wegen fehlenden
Kunstwertes" in Gruppe A eingestuft und am 18.7.1917 zum Einschmelzen
für die Waffenproduktion abgeholt. Die Pfarrei erhielt
für den Materialwert sogar eine Entschädigung und zwar
3,50 Mark je kg.
1923-1942
Die 1917 abgelieferte Glocke wurde 1923 ersetzt. Und zwar durch eine von
der Ortschaft Schmidham in der Pfarrei Osterwarngau (Landkreis Miesbach)
unentgeltlich überlassene Glocke mit einem Gewicht von einem Zentner.
Der Jaklbauer Gschwendtner brachte "die Glocke nach Beendigung der
Feldarbeiten nach Mariabrunn", so heißt es in der Kirchenrechnung.
Einem undatierten Bericht vom Jahre 1946 nach musste auch im 2. Weltkrieg
eine Mariabrunner Glocke abgeliefert werden.
An der Rückseite der Kirche
befindet sich ein kleiner rechteckiger Anbau, der wohl ursprünglich
eine Einsiedelei war und in dem jetzt die Sakristei untergebracht
ist.
Innenausstattung
Kuppel
Die
hohe Kuppel gibt dem Kirchenraum
auch innen sein architektonisches Gepräge. Die Decke ist mit
Scheinarchitektur bemalt. Sie stellt ein Gewölbe mit zwölf
Rippen dar, die in der Mitte der Kuppel in einem Oval enden. Darin
ist das Jesusmonogramm IHS mit einem Kreuz, einem Herzen und drei
Nägeln zu sehen, umgeben von einem Strahlenkranz. |
|
Die Felder zwischen den Rippen sind mit Brokatmuster bemalt.
|
Hochaltar/Choraltar
Optischer Mittelpunkt der Rundkirche
ist der bis in den Kuppelbereich reichende Altar. Dessen Retabel
(=Altaraufbau) ist auf zwei glatte, marmorierte Säulen gestützt
und nach oben durch einen Segmentgiebel abgeschlossen. Früher war
am Hochaltar ein Baldachin angebracht, dessen samtener Mantel mit Gold
bestickt war; dies berichtete das sog. Gantinventar (Versteigerungs-aufstellung)
vom 20.11.1822. 25)
Altarauszug
In der Barockzeit
wurde der Altarauszug meist für einen Blick in den Himmel genutzt.
Auch hier in Mariabrunn sieht man im Altarauszug
Gottvater mit der Weltkugel. Flankiert wird er von zwei Engeln, die
auf den Segmentgiebeln sitzen (Dachungsengeln). |
Aufsatzbild Gottvater
|
Gottvater
wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament
(Exodus 20, 3-4), kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte
nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell,
die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet. Personifiziert,
als |
|
würdiger
alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh).
Diese Darstellung wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
|
Altarblatt
Das im Jahr 1670 gemalte
und von einem wuchtigen Rahmen umgebene Hochaltargemälde
ist eine Kopie des Gnadenbildes von St. Annunziata in Flo-renz.
Maria sitzt auf der rechten Seite des Bildes auf einer Bank. Sie
ist in einen blauen Mantel gehüllt. Ihr ernster, sehr gefasster
Blick geht hinüber zum Erzengel Gabriel, der über einem
farbigen Teppich schwebt. Der Engel ist von einem goldenen Strahlenkranz
umgeben. Die Gesichter von Gabriel und Maria ähneln sich in
hohem Maße. Zwischen den beiden Gestalten fliegt der Heilige
Geist in Gestalt einer Taube hernieder, die Gnadenstrahlen in Richtung
Maria sendet (hier unterscheiden sich das Original in Florenz und
die Nachbildung in Maria-brunn)
|
Verkündigung Mariens
|
Auf
einer die ganze Breite des Bildes durchmessenden Bank liegt auf einem
Kissen die geöffnete Bibel. In großen Buchstaben wird der
Beginn der Prophezeiung des Jesaias (Is 7,14) zitiert: "Ecce
Virgo concipiet et pariet filium" = siehe, die Jungfrau wird
empfangen und einen Sohn gebären.
Unter dem Gemälde enthält eine -vom Tabernakel leider verdeckte
Kartusche den Titel des Gemäldes:
"Wahre Abbildung des Florentinischen Englischen Grueß,
in welchem beede Angesichter unser lieben Frawen und des Engels,von
einer Englischen Hand gemahlet worden". |
|
Dies geht auf die
Legende zurück, bei der Herstellung des Freskos in der Kirche
Annunziata in Florenz im Jahr 1252 habe ein Engel die Häupter
von Maria und von Gabriel gemalt, während der Maler schlief.
Man nennt solche Bilder auch Acheiropoieta (griechisch: "nicht
von Menschenhänden gemacht") |
Tabernakel
Tabernakelkreuz
|
Tabernakel
|
12 Wachsmedaillons
|
Der silbergetriebene Tabernakel
soll von der "Doktorbäuerin" Amalie Hohenester (in Mariabrunn:
1863-1878) gestiftet worden sein, die sich darüber hinaus nicht als
besondere Wohltäterin der Kirche hervorgetan hat. ...mehr über
Amalie Hohenester siehe unten...
Falls dies zutrifft hat die Rechnung des Dachauer Gürtlers, Wenzeslaus
Schwinghart vom 4.7.1831 25)
für die Versilberung
und Vergoldung des Tabernakels (43 fl.) noch Arbeiten am Vorgängertabernakel
gegolten.
In den derzeitigen Tabernakel sind
in den seitlichen Erweiterungen Klosterarbeiten
eingearbeitet, die verzierte Reliquien und zwölf Wachsmedaillons
enthalten. Der Mittelteil, der eigentliche Aufbewahrungsort der Hostien,
ist ein Drehtabernakel, vor dem ein teilvergoldetes Kreuz
steht. Im Sockel des Tabernakels liegt in einer vergoldeten Nische die
Figur eines Lamm-Gottes aus dem gleichen Material. Silbergetrieben bedeutet,
dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über
einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde.
|
Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12.
Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Seit dem 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) können Tabernakel wieder selbstständig
aufgestellt werden. Deshalb sehen wir in modernen oder modernisierten
Kirchen Tabernakel in die Außenwand eingelassen oder frei auf
einer Säule stehen. |
Stipes
und Altarreliquien 25)
Der eigentliche Altar für die Messfeier umfasst die Stipes, den sarkophagähnlichen
Altarblock, und die darauf liegende Mensa, die Altarplatte. In die Mensa
ist ein Altarstein eingelassen. Aus Aufzeichnungen ist bekannt, dass der
Ampermochinger Pfarrers Theodor Nebel während seiner Amtszeit (1814-1834)
einen neuen Altarstein zum Preis von 5 fl 24 kr. erwarb.
Bei Renovierungsarbeiten der Silberverzierung des Tabernakels im Jahr
1927 kamen neben den Wachssiegeln auch päpstliche Überlassungsurkunden
zum Vorschein, die die im Altar befindlichen Heiligenreliquien
aufzählten:
|
1.
Mantelstück der heiligen Margareta von Cortona
2. Gebeine des heiligen Bernhard von Clairvaux
3. Gebeine des heiligen Rochus
4. Gebeine des heiligen Philipp Neri
5. Stückchen aus dem Birett des heiligen Nikolaus von Tolentino
6. Gebeine des heiligen Abtes Hilarion
7. Mantelstück des heiligen Philipp Neri
8. Gebeine des heiligen Abtes Ägidius
9. Stückchen aus dem Unterkleid des heiligen Kamillus von Lallis |
Oratorien
und Votivbilder
Oratorium
|
Zu beiden Seiten des Hochaltars
sind auf halber Höhe Oratorien
eingebaut, die von der Sakristei aus begehbar sind. An ihren nach
vorn geschwungene Brüstungen hängen Votivbilder.
Obwohl in der Kirche viele Votivbilder
zu sehen sind, stellen sie nur einen kleinen Teil aller im Laufe
der Jahrhunderte gestifteten Votivbilder dar; die künstlerisch
und vom Alter her wertvollsten Votivbilder hängen nicht mehr
hier; sie sind entweder in den Museen oder anderweitig sicherge-stellt.
Die jüngsten Votivbilder sind erst wenige Jahre alt.
|
Votivbild
|
Ewig-Licht-Ampel
Vor
dem Altar hängt eine Ewig-Licht-Ampel.
Sie besteht aus getriebenem Silberblech und kleinen Vergoldungen.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche" entsprechen.
Silberblech -zumal mit Vergoldungen- erfüllt diese Voraussetzung.
24)
|

Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das
rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft
als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit
der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa
seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige
Licht war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen aus
dem Heiligen Land mitgebracht worden. |
|
Durch sein dauerndes
Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien
aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Seitenaltäre

St.Josef
|
Der linke Seitenaltar
ist dem hl. Josef,
der rechte Seitenaltar dem hl.Johannes
Nepomuk, geweiht.
Josef wird mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt, das schon ein
kleines Kreuz in Händen hält. In den linken Arm von Josef
eingeklemmt ist ein Aaronstab.
Johann Nepomuk betrachtet betend ein großes Kruzifix, das er
in seinen Händen hält. Um seinen Kopf ist ein Kranz von
fünf Sternen gezeichnet. Der Heilige ist in das Gewand eines
Domherrn gekleidet, mit einer braunen Mozetta (Schultertuch) über
dem weißen Chorhemd (Rochett). Um den Hals hat er ein Beffchen
gebunden, wie man es seit dem 19.Jh. von der Amtstracht der lutherischen
Pfarrer kennt. |
Joh.Nepomuk
|
|
Hinweise: Joseph
war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann
in Nazareth. Der Aaronstab wird in Legenden mit der Brautwerbung Josephs
in Zusammenhang gebracht. Demnach war Maria Tempeljungfrau in Jerusalem
und sollte einem Mann verheiratet werden, der sie unberührt lassen
würde ("Josephs-Ehe"). Jeder Bewerber -allesamt waren Witwer-
sollte einen Stab auf dem Altar des Tempels niederlegen. Josephs Stab
grünte und blühte wie einst der des Hohepriesters Aaron
(4 Mos. 17,1-13); zudem ließ sich eine Taube als Zeichen der
göttlichen Bestätigung auf seinem Kopf nieder. Als Aaronstab
oder Josefstab gelten im deutschsprachigenRaum die Lilie und die
Narzisse, in Tirol die Calla, in Kärnten das Küchenkraut
Borretsch. 11)
Johannes
aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar
des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen
seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt.
Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern,
brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen
schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft
über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte
Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der
Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von
fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige
Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk
ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich
und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst
als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der
Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen
unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721
wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung
durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von
Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729)
erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig
und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken
und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit.
Festtag: 16.Mai
|
Reliquiar
mit Skelettreliquie

Reliquienschrein
|
Auf dem Altartisch
des rechten Seitenaltars (Nepomukaltar) steht ein teil-vergoldeter
Holzschrein
mit Verzierungen im Stile der Neugotik und mit Vierpassöffnungen
im Deckel. Er enthält Reliquien eines oder einer Heiligen.
Die durch Klosterarbeiten verzierten Reliquien
machen den Anschein, als sei im Schrein die Skelettreliquie eines
Kindes aufbewahrt. Um welchen Heiligen bzw. welche Heilige es sich
handelt, ist mir nicht bekannt.
Skelettreliquien sind auch in Altomünster, Gumpersdorf, Indersdorf,
Mariabrunn und Dachau zu sehen.
|
Reliquie
|
Der
Taufstein aus braun gefasstem
Holz steht erst seit kurzem (wieder ?) im Kirchenraum. Auf einem achteckigen
Schaft mit dem Bild des hl. Antonius erhebt sich ein mächtiges
Becken, das an den Außenseiten durch aufgesetzte Reliefs mit
Akan-thusmuster verziert ist.
In einem Feld steht der Name des Stifters:
"Gestiftet zur Ehre des hl.Antonius von Anton Eibl, Landwirt
in Maierhöfen Nr.7".
Der Deckel ist von einem Kreuz gekrönt. |

Taufstein
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien
statt, überall dort, wo
fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung
der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken.
Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte,
begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel
eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol
für
|
|
Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Taufbecken
und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat
geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für
das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von
Trient (1545 bis 1563) zurück. |
durch Mouseklick auf Gegenstände
zu den entsprechenden Beschreibungen
|
Die Glasgemälde in den Fenstern
wurden von der Familie Benedikt und Amalie Hohenester in Auftrag gegeben.
|
In ihnen sind deren
beide Namenspatrone St.Amalia
und St.Benedikt
abgebildet.
Finanziert
hat die Fenster aber die Kaiserin Sissi, die in Mariabrunn
zur Kur war. Die Fenster wurden 1873 von der Mayer'schen Hofkunstanstalt
aus München 25)
(Maler(in) R. Ulke 36))
geschaffen. Sie sind mit Verzierungen im Stil des damals so
beliebten Historismus versehen.
St.Benedikt (480-547) ist mit einem Kelch abgebildet,
aus dem eine Schlange kriecht. Nach der Legende sollte Benedikt
vergiftet werden. Doch das Gift kroch in Form einer Schlange
aus dem Trinkbecher
St.Amalia ist als Klosterfrau mit Kruzifix in der Hand
dargestellt. Auf einem Tisch liegen Krone und Zepter. Diese
Attribute deuten darauf hin, dass die Heilige das Klosterleben
einem herrschaftlichen Le-ben (als Frau von Karl Martell)
vorzog.
|

St.Benedikt

St.Amalie
|
|
Amalie erhielt ihre Erziehung durch
ihre Tante Landrad im Kloster Münsterbilsen. Später wohnte sie
auf ihrem Erbbesitz im benachbarten Tamise, wo sie nach einem heiligen Leben
im um 772 starb. Nicht einmal
20 Jahre nach dem Einbau mussten die Fenster schon wieder repariert werden.
Das belegt eine Quittung der Kunst-Anstalt für Glasmalerei Ostermann
& Hartwein57 in Freising vom 10. Februar 1892. 25)
Figuren,
Bilder und Gegenstände
an den Seitenwänden
St.Florian
|
Der
hl. Florian über dem
Eingangsportal hat leider keine Attribute (Kübel und Haus) mehr.
Früher befand sich die Statue in der linken Nische, in der heute
die Schwarze Madonna steht. |
|
Die
Schwarze Madonna, eine
Nachbildung der Mutter Gottes von Tschenstochau in Polen, stammt vermutlich
aus der Zeit der Amalie Hohenester, die damals besonders viele Badbesucher
aus dem slawischen Raum nach Mariabrunn brachte. |

Madonna |
Krücken der Prinzessin
|
In
der linken Wandnische sind die Krücken
der jungen bayerischen Prinzessin Elise Ludovika, der späteren
Königin von Preußen zu sehen. Die Prinzessin kam 1808
und 1809 im Begleitung ihres Vaters König Max I. von Bayern
nach Mariabrunn, wo sie bald von ihrem Leiden genas. Die nicht mehr
benötigten Krücken überließ sie der Kirche.
Vor der Reise der Prinzessin musste sich der Stabsökonomierat
Lunglmair nach Mariabrunn begeben, "das Bad in Augenschein
nehmen und die schicklicheren Zimmer auswählen".
Lunglmair belegte vier Zimmer des sog. Fürstenhauses für
die Prinzessin, weitere vier Zimmer für deren Bedienstete,
eine Küche, eine Stallung und eine Sattelkammer. Die Zimmer
wurden renoviert, neu tapeziert und möbiliert. Für die
Bad-Inhaberin Frau von Chatel lohnte sich der Besuch. Der König
verzichtete auf die Kostenerstattung der Renovierung (2220 fl.),
gab 1000 fl. für den "Badegenuss" und nochmals 2000
fl. für weitere Renovierungen. 25)
Nach einem Zeitungsbericht von 1830 32)
hinterließ die Prinzessin der Kirche nicht
nur die Krücken, sondern auch einen "goldreichen Baldachin
und einen drei Spannen langen, schwarz gebeizten Krummstab".
|
Ein Jahr später kam auch die
Zwillingsschwester von Elisabeth, die Amalie Auguste, 8 Jahre alt, vom
17. Juli bis 12. Oktober mit nach Mariabrunn zur Badekur. Für die
beiden wurde eine neue Küche aus Stein errichtet (Kosten 1443 fl.).
Die Unterbringung der kgl. Köche allein kostete 900 fl.
In der Nähe des rechten Seitenaltars steht an der Wand eine
große Marienfigur
aus der Mitte des 18.Jh. Ihr Gewand ist mit einem überaus reichem
Faltenwurf ausgestattet.
Die Figur stellt die Schmerzensmutter dar, wie der Ausdruck des
Gesichts und die im Schmerz zusammen-gepressten Hände zeigen.
Das sonst übliche Schwert in Marias Brust fehlt hier.
|
St.Maria
|
Der Bildtypus
der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter und bezieht
sich direkt auf das aus dem 13. Jh stammende Gedicht "Stabat
mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten
besingt: Christi Mutter stand mit Schmerzen, bei dem Kreuz und weint
von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing. Das Lied wurde vielfach vertont;
es ist auch im Gotteslob unter Lied Nr.532 zu finden. |
An der linken Seitenwand hängt ein großes Ölgemälde
mit einer Muttergottesabbildung.
Nach Auffassung einiger Heimatforscher
handelt es sich bei dem Bild um das Geschenk einer polnischen Patientin
an Amalie Hohenester und soll eine Abbil-dung der Muttergottes aus
Tschenstochau darstel-len.
Doch das Gesicht der schwarzen Madonna aus Polen stimmt mit dem
auf dem Bild nicht überein. Wahrscheinlich ist es ein Gemälde
der Hammerthaler Madonna, die in Sigmertshausen als Gnadenbild verehrt
wird. 17)
|
Hammertaler Madonna ?
|
Die
Muttergottes ist zusammen mit dem Jesuskind in ein langes, glockenartiges
Gewand gekleidet.
Ein bunter Überhang im spanischen Stil wird durch Schmuckketten
zusammengehalten, an denen große und kleine herzförmige
Anhänger befestigt sind. Von Maria und ihrem Sohn sind nur die
gekrönten Häupter zu sehen. Auf dem Gewölk unter der
Madonna liegt ein versilberter, zunehmender Mond mit Gesicht. Vier
Englein, die ebenfalls Herzen in den Händen halten, umschweben
die Gruppe.
Die originale Hammerthaler Madonna befindet sich
in der Heilig-Geist-Kirche in München. |
|
Die im 15.Jh.
geschnitzte Figur ist das einzige Gnadenbild, das nach ihrer Stifterin
benannt wurde. |
St.Lukas
|
Ein relativ großes
Holzbild zeigt den Evangelisten St.Lukas
mit seinem Attribut, dem Stier, vor goldenem Hintergrund. Es handelt
sich wohl um ein Gemälde aus dem 19.Jh im Malstil der Nazarener.
Hinweis: Nazarener nannte man Angehörige einer Künstlergruppe
der Romantik (2.Hälfte des 19.Jh), die von Schülern der
Wiener Akademie (dem Lübecker Friedrich Overbeck, dem Frankfurter
Franz Pforr u. a.) 1809 nach dem Vorbild der Lukasgilden gegründet
wurde. Den Namen erhielten sie, weil sie ihr Haar nach dem Beispiel
Jesu Christi lang und in der Mitte gescheitelt trugen. Die Nazarener
fanden auch in Briefen von J.W. von Goethe Erwähnung.
Gold ist die Farbe der Sonne, des Himmels und des göttlichen
Lichts. Wird -wie hier- der Hintergrund eines Gemäldes in Gold
gestaltet, soll damit eine himmlische Szene dargestellt werden.
|
Ein
Gemälde zeigt die Auffindung des Kreuzes Christi durch die hl.Helena.
im Jahre 320.
Die Ausgräber hatten damals drei Kreuze gefunden. Das Kreuz Christi
wurde dadurch identifiziert, dass ein Toter, den man nacheinander
auf alle drei Kreuze gelegt hatte, auf dem richtigen Kreuz wieder
zum Leben erweckt wurde. |
|
Im
Bild wird dargestellt, wie das richtige Kreuz Christi der Kaiserin
gebracht wird. Möglicherweise ist einer der beiden Männer
der frühere Tote, der durch das Kreuz zum Leben erweckt wurde.
Jedenfalls wurde das Kreuz am 14.9.335 in der von Kaiser Konstantin
erbauten Grabeskirche dem Volk Volk
gezeigt (=erhöht) und zur Verehrung dargereicht.
Deshalb wird am 14.September das Fest der Kreuzerhöhung gefeiert.
|
Prozessionsfahnen
|
An
den Kirchenbänken sind zwei schöne Prozessionsfahnen
mit farbigen Stickereien befestigt.
- Die fünfeckige Prozessionsfahne
zeigt die Kirche von Mariabrunn. Darum herum ist der Text:
"Mariabrunn - Wallfahrtskirche zu unserer lieben
Frau" zu lesen. An den unteren drei Ecken
befinden sich Quasten.
- Die andere Fahne, mit den
drei Spitzen unten, zeigt einen Heiligen (St.Aloisius ?) im priesterlichen
Talar, der vor einem Kreuz in seinen Händen betet.
Neben ihm auf einer Anrichte liegen Lilien und
ein Totenschädel. |
Prozessionsfahne
|
Epitaphe
Epitaph 1670
|
An den Stifter der Kapelle erinnert eine rote Marmortafel
neben dem St.Josefs-Altar. Der Text lautet:
"Der wol Edl und gestrenge Herr Georg
Teissinger kurfürstl. Durchlaucht in Bayern, Geheimer Rat
und Pfleger zu Dachau hat zu Gottes und Unserer Lieben Frauen Ehr,
dem Nächsten zum Trost, und Heil diese Kapelle zu Mariabrunn
auf seine Kosten erbaut, zugleich eine Ewige wöchentliche Messe
da gestiftet. Im Jahre 167o." |
Die zweite und dritte Steintafel wurden vom Münchner Urologen und Hobbybildhauer
Dr.Franz-Josef Stier, dem Bruder von Monika Breitling sen., geschaffen.
Eine Tafel erinnert an den
letzten Pfarrer von Mariabrunn, Joseph
Schleich, auch "Schleichvater" genannt (1882-1953).
Auf der Gedenktafel ist der Text zu lesen:
"So schleudert den Satan ins Höllenreich
- Herr Pfarrer selig Joseph Schleich.
In des Vaters und des Sohnes und des
Hl.Geistes Namen - Requiescat in pacem in Ewigkeit Amen."
Die drastische Abbildung unterstreicht diesen Text.
Pfarrer Endres aus Röhrmoos schrieb am 30. April 1953 in die
Pfarrchronik: 09)
|
"In
Schönbrunn starb heute früh H.H. Kommorant Josef Schleich
(geboren am. 5.7.1882 in Inzell, zum Priester geweiht 29.6.1908).
Der Verstorbene besaß ein großes allgemeines Wissen;
er wurde als Beichtvater und zu Seelsorgeaushilfen gern in Anspruch
genommen. R. I. P." |
|
Epitaph für
Josef Schleich
|
Pfarrer Schleich kam um 1924 zu Fuß
von Dorfen nach Mariabrunn. Er suchte eine Beschäftigung als Pfarrer,
Benefiziat oder Kommorant. Er war von der Kapelle und vor allem vom schönen
Altarbild 'Mariä Verkündigung' begeistert. Die Familie Breitling
gab ihm die Stelle eines Hausgeistlichen, der seine Wohnung im ersten Stock
des Herrenhauses hatte, mit Blick auf die Kapelle. Schleich fühlte
sich in Mariabrunn wohl. Er trank am Abend gerne das Mariabrunner Bier und
rauchte in Gesellschaft von Herbert Breitling und Graf Spreti aus Unterweilbach
oftmals eine gute Zigarre. Er blieb hier bis 1950.
Konrad Böhmer berichtet über eine Episode im Beichtstuhl: 22)
|
"Pfarrer Schleich
saß im Beichtstuhl und sagte zu dem, der beichten wollte: 'fang
doch endlich an, deine Sünden zu beichten'. Aber es blieb still,
bis Pfarrer Schleich sagte: 'Ich werd dir jetzt deine Sünden
sagen: Mensch ghabt, Rausch ghabt und gfluacht'. 'Des stimmt' sagte
der Braubursch. Schleich schob nun einen Beichtzettel für die
Osterbeichte unter dem Gitter heraus und der Brauer schob ein Bierzeichen
(Gutschein für ein Bier) hinein." |
Epitaph für
Herbert Breitling
|
Die dritte Steintafel ist
dem früheren Besitzer von Mariabrunn Herbert
Breitling gewidmet, der als 25-jähriger im Jahr 1907
Mariabrunn gekauft hat. Breitling kam aus Schramberg
im Schwarzwald. Die
Familie Breitling ist noch heute Eigentümer von Mariabrunn.
Die Tafel zeigt den
Geehrten in höherem Alter, der an einer Brüstung lehnt
und auf Mariabrunn hinabschaut.
Text: "Hl.Mutter Gottes von Mariabrunn, segne uns alle um und
um, bitt für unsre Eltern um die Seligkeit. Gelobt sei Jesus
Christus in Ewigkeit. Amen. Herbert Breitling 9.7.1882-24.11.1956
|
Kruzifix
|
Zwei
Kruzifixe sind links
und rechts des Eingangs
angebracht. Beide Kruzifixe entstammen dem Barock. Beim rechten, etwas
größeren Kruzifix haben die Kreuzbalken dreipassförmige
Enden; das Haupt Jesu ziert ein dreistrahliger Heiligenschein. In
beiden Darstellungen trägt Jesus, der mit drei Nägeln an
das Kreuz genagelt ist, eine Dornenkrone. Die Seitenwunde auf der
rechten Seite und die geschlossenen Augen zeigen ihn als Verstorbenen.
|
Kruzifix
|
|
Hinweis: Am Corpus
des Kreuzes liegt -wie bei den meisten Kreuzigungsdarstellungen üblich-
die Seitenwunde auf der rechten Seite des Brustkorbs. Die Lage der
Seitenwunde wird in der Bibel nicht beschrieben. Bei Johannes (19,34)
heißt es nur, "einer der Kriegsknechte durchbohrte seine Seite
mit einem Speer". Da das Öffnen der Seite aber den Zweck hatte,
zu prüfen, ob Jesus schon tot war, muss es sich um seine linke
Seite gehandelt haben. Nach dem Tod eines Menschen sammelt sich im
Herzen Blut und Wasser. Das herauslaufende Wasser war somit das Zeichen
für den eingetretenen Tod. Die häufige Darstellung der Stichwunde
auf der rechten Seite liegt in der mittelalterlichen Deutung begründet,
dass es nur die rechte, die gute Seite sein konnte, durch die Blut
und Wasser als Hinweis auf die kommenden Sakramente der Eucharistie
und der Taufe auf die Menschheit herabströmte. |
Kreuzwegbilder
und Apostelkreuze
An den Seitenwänden
hängen die Bilder der vierzehn
Kreuzwegstationen.
Sie wurden 1844 25)
vom
Dachauer Künstler Anton
Huber gemalt (sign.), der in vielen Kirchen des Dachauer Landes
künstlerisch tätig war. Der Kreuzweg wurde von einem Wohltäter
gestiftet. |
Kreuzwegbilder
|
Im späten
Mittelalter hielt man Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt
ins Heilige Land.
Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzweg-stationen und
seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier... |
An der Wand sind Apostelleuchter
vor den Apostelkreuzen
(in der Form von Radkreuzen) aus bemaltem Stuck angebracht. Die
Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche
sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. Bei
der Weihe der Kirche werden die Apostelkreuze einzeln mit Chrisam
gesalbt.
|
Apostelkreuz
|
Kurz nach dem Eingangsportal
schützt ein Gitter die Kirche in Zeiten außerhalb des
Gottesdienstes, gewährt aber den Besuchern dennoch einen Blick
ins Innere. Vor dem Gitter steht der über einen Meter große
Opferstock. Es ist
ein Holzstock, der mit einem Metallmantel mit Rosetten versehen
ist. Vier Schlossgurten mit Sicherheitsschlössern sichern die
eingegangenen Spenden.
Die Einnahmen aus dem Opferstock (=Stockgefälle) waren
für die Kirchen früherer Jahre, insbesondere aber für
Wallfahrtskirchen, eine bedeutende Einnahmequelle. Sie betrugen
in Mariabrunn den erst Jahren über 150 Gulden pro Jahr. Erst
in der Mitte des 19.Jh. waren die Stockgefälle rückläufig;
da beliefen sie sich 1846/47 immer noch auf 138 Gulden, fielen 1847/48
auf 64 Gulden und betrugen 1858/59 nur noch 40 Gulden. 25)
|
Opferstock
|
Über die Eigentumsrechte an den erheblichen Einnahmen aus dem Opferstock
gab es aber immer wieder Streit; die Parteien zogen sogar vor Gericht. So
gab es im Jahre 1863 Streit zwischen dem neuen Badbesitzer Benedikt Hohenester
(Ehemann der berühmt-berüchtigten Amalie) und der Kirchenverwaltung,
weil Hohenester die Opferstockschlüssel nicht herausgab. Er habe alles
gekauft und somit sei die Kapelle samt Einrichtung und Opferstock sein Eigentum,
argumentierte er vor Gericht. Doch die Kirchenverwaltung bekam vor Gericht
recht. Hohenester mussten den Schlüssel herausgeben. Die Einnahmen
kamen der Kirchenverwaltung zugute. Als
1907 die heutige Besitzerfamilie Breitling das Gut Mariabrunn erwarb,
übernahm sie freiwillig die Baupflicht an der Kapelle. Aber sie äußerte
den Wunsch, das Geld im Opferstock solle in einen Baufond für die Kapelle
einbezahlt werden. Dies wurde 1914 sogar notariell beglaubigt. 25)
Wenn Sie noch
weitere schöne Opferstöcke aus den Kirchen des Dachauer Landes
sehen möchten, klicken Sie hier...
Votivbilder-Schrank
|
In einem Schrank
sind schön verzierte Wachsstöcke
aufbewahrt, die von Wallfahrern und Bittgängern gestiftet
wurden.
Hinweis: Es gehörte zur Tradition, dass jede Bäuerin ihren
eigenen Wachsstock in der Sonntagsmesse vor sich auf der Kirchenbank
brennen hatte. Dazu diente der einfache "Wachsrodel", der
ohne Halterung aufgestellt werden konnte. Die Wachsstöcke wurden
aus einem dünnen weichen Wachsstrang (Kerzenschnur) gefertigt,
den man nacheinander um Leghölzer wickelte, bis der Wachsstock
die gewünschte Stärke erhielt. Ein sog.Viering mit einem
Gewicht von einem viertel Pfund brannte 24 Stunden. Erst Ende des
19.Jh wurden die Wachsstöcke von den Kerzen abgelöst. |
Wachsstöcke
|
Weihwasserbecken

Weihwasserbecken
|
Am Eingang ist
auf der linken Seite ein fünfseitiges Weihwasserbecken
aus Rotmarmor mit Steinrelief eingemauert. Das Relief ist ein Wappenschild
mit einem gekrönten Löwen, der eine Kugel in der rechten
Hand hält. Die Bedeutung dieses Wappens ist mir nicht bekannt.
Wenn Sie noch weitere schöne Bilder von Weihwasserbecken oder
Weihwasserkesseln aus den Kirchen des Dachauer Landes sehen möchten,
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|
Portal
An
der Eingangstüre ist noch ein altes Türschloss
mit einer interessanten Mechanik zu sehen.
Es ist aber nicht mehr für die Sicherheit der Kirche zuständig;
diese Aufgabe hat ein modernes Schloss übernommen.
|
früheres
Türschlss
|
Krippe
In
der Weihnachtszeit steht an der linken Seite eine kleine Krippe
vor einem als Sternenhimmel gestalteten blauen Vorhang. |
Weihnachtskrippe |
Gottesdienste
In der Privat-Kirche werden
viele Hochzeiten (rd. 40 jährlich) und Taufen (30 jährlich)
abgehalten.
Die Fatima-Gottesdienste von 13. Mai bis 13. Oktober ziehen viele
Gläubige an. Begründet wurden sie 1957 vom Jesuitenpater Karl
Ott aufgrund eines Gelübdes während seiner Zeit in russischer
Gefangenschaft nach dem 2.Weltkrieg.
Auch 30 Bittgänge aus der näheren Umgebung (z.B. aus
Prittlbach) haben häufig
das romantische Mariabrunn zum Ziel.
Der jetzige Besitzer,
Florian Breitling, kümmert sich mit großem finanziellen und
ideellen Einsatz um die Kapelle und führt manchmal auch Besuchergruppen
durch das Gotteshaus.
Hans Schertl
Geschichte
des Heilbads Mariabrunn
|
Allgemeines
zu Brunnenkapellen:
Unter den zahlreichen Kapellen, die sich im gesamten bayerischen
Raum verstreut finden, gibt es die besondere Gruppe der sogenannten
Bründl-Kapellen. Oft versteckt an Wald- und Feldwegen oder
auf Wiesen fassen sie das Wasser heiliger Quellen und sind Ziel
vieler Wallfahrten und Bittgänge. Der gr&puml;ßte Teil
dieser Quellen ist der Muttergottes geweiht, die schon in der hochmittelalterlichen
mariologischen Deutung des Hoheliedes als "gottesempfangende
Quelle des Heils" oder "Lebensbrunnen" bezeichnet
wird. Aufgestellte Marienbildst&puml;cke an diesen Orten wurden
meist bald durch Kapellenbauten ersetzt, in denen Gebete um Schutz
und Gesundung von Krankheiten aller Art für Mensch und Tier
vorgebracht wurden. Von den wundersamen Heilungen nach Waschungen
oder dem Trinken des Wassers berichten noch heute zahlreiche gestiftete
Votivtafeln. 35)
|
|
Am Nordhang eines sanften
Höhenzuges, zwischen Ampermoching und Schönbrunn gelegen
und von drei Seiten her durch Wald eingesäumt, liegt der malerische
Aus-flugsort Mariabrunn. Der Besucher findet dort nicht nur das
efeuumrankte Brunnen-häuschen aus vergangenen Tagen, sondern
auch die von der Familie Breitling liebevoll gepflegte Kapelle und
das inzwischen als Speisegaststätte renommierte Gasthaus mit
großem Biergarten.
Die Kapelle erfreut sich eines regen Zuspruchs für Taufen und
Eheschließungen. Die Fatima-Gottesdienste von Mai bis Oktober
ziehen viele Gläubige an. Auch Bittgänge aus der näheren
Umgebung haben häufig das romantische Mariabrunn zum Ziel.
Als Heilbad ist
es seit 1670 bekannt
|
Auf der Südseite ist die 2stöckige
Sakristei angebaut
|
1662 beginnt für Mariabrunn eine
sehr reichhaltige, aber auch eine von vielen Höhen
und Tiefen geprägte Geschichte. Im Juli des Jahres 1662 arbeitete der
Ampermochinger Holzknecht Stephan Schlairboeck im Wald beim heutigen Mariabrunn.
Vom Durst geplagt, suchte er eine kleine Quelle auf und trank daraus. Das
wiederholte sich einen Monat lang. Dann bemerkte er, dass das Leiden, das
ihn vorher jahrelang geplagt hatte, verschwunden war. In großer Dankbarkeit
brachte er bei der Quelle ein Marienbild an.
Anlage
1790
|
Die
wundersame Heilung sprach sich bald in der ganzen Gegend herum.
Immer mehr Menschen kamen zur Quelle, in der Hoffnung, durch den
Genuss des Wassers gesund zu werden. Viele dieser Heilungssuchenden
erfuhren tatsächlich eine Linderung ihrer Krankheit, manche
wurden sogar völlig geheilt. Mariabrunn wurde zu einem Wallfahrtsort.
Auch die Obrigkeit wurde auf die Heilungen von Mariabrunn aufmerksam.
Kurfürst Ferdinand Maria ließ über den 1663 zum
Dachauer Landgerichtpfleger ernannten Kurfürstlichen Rat Teissinger
aus Dachau die Quelle fassen; zudem veranlasste er 1668, ein Badehaus
zu bauen. Das Wasser wurde in einem 30 m von der Quelle entfernten
Pumpbrunnen aufgefangen, der 160 Eimer Wasser pro Tag lieferte.
25)
1674
verglich "Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht in Bayern Rat
und Leibmedicus Franz I.Thiermair" in einem Tractätlein
über die Vorzüge des Heilwassers die Wirkung des Mariabrunner
Wassers mit dem von Adelholzen bei Traunstein.
"Vor 1756 wurde das Badehaus vollkommen restaurirt" stand
1852 in der Zeitung.
1789 erwarb der Münchner
Leibarzt Dr.Anton Leuthner das Bad. Leuthner war ein geschäftstüchtiger
Mann. Er verkaufte das Heilwasser sogar in Flaschen (für 15
kr.) als "das berühmte Marien=Brunnen=Mineralwasser zum innerlichen
Gebrauche". 25)
Wasseranalyse von 1790
1790 analysierte Dr.Leuthner die Bestandteile des Wasser als Kalkerde,
Erdsalz, Ocker-erde mit Eisengehalt (1852 hieß es dazu: "Das
Wasser enthält Kohlenstoffsäure, kohlen-saure Soda, kohlensaure
und salzsaure Kalk- und Talkerde, kohlensaures Eisen und wird in
Nieren-, Blasen- und Harnkrankheiten mit Erfolg gebraucht.").
Die genaue Analyse können
Sie hier lesen...
|
Die
Kranken
Josef Bogner führte in seinem Aufsatz "Die Mirakel von Mariabrunn"
48 Beispiele von Kranken auf, die in Mariabrunn in der Zeit zwischen 1674
und 1850 Heilung gefunden haben. Es waren 18 Fälle von Leibschaden,
5 Fälle von Wassersucht, 6 Bein- u. Fußleiden, 3 Augenerkrankungen,
2 dauerndes Seitenstechen, 2 Brustleiden, 2 Armschmerzen, 1 Blasenleiden,
1 Magenerkrankung und 1 Aussatz. Meist blieben die Kranken zwei bis drei
Wochen in Mariabrunn 25).
Die männlichen Badegäste wurden von einem Bademeister und zwei
Männern betreut. Die Bedienung der weiblichen Badegäste lag
in den Händen der sechs Zimmermägde.
Meist berichten die Aufzeichnungen über "Leibschäden",
die vor allem Behinderungen, aber auch Verletzungen bezeichnen.
- Margarete Schaffl. mit "einem Loch unter der Achsel".
- Sophie Sand aus Neukirchen mit "Gehbehinderung".
- Mathias Scheiber von Oberhausen mit "Leibschwellungen".
- Die blinde Zäzilie Voglberger aus Niedermarbach, "die
am Leib ganz ausgefallen war",
- dem Bäcker Balthasar Brandl war "der Hinterleib 12 Jahre
lang ausgegangen".
- Katharina Pücher aus Lotzbach hatte "stark geschwollene
Beine, die das Anziehen von Schuhen unmöglich machten".
- Oswald Weninger aus Ampermoching war "durch einen Sturz schon
zwei Jahre lang am Knie verletzt".
- Anna Stadler aus Geisenfeld litt "am grauen Star".
- "Augenleiden" plagten auch die Bierbräuin Ursula
Hueber in Dachau,
- der erblindete Caspar Zehentmayr aus Ampermoching konnte nach
dem Besuch von Mariabrunn "einen hellen Schein sehen
- und damit ohne fremde Hilfe auf Weg und Steg gehen".
- "Langjähriges Seitenstechen" hatte Elsbeth Sedlmayrin
aus Ampermoching und Elisabeth Orthofer aus Purtlhofen geplagt.
- Barbara Stöger hatte sogar "Aussatz".
Königlicher Besuch 1808/09
25)
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten war Mariabrunn weit bekannt.
1808 und 1809 begleitete König Max I. von Bayern seine Heilung suchende
Tochter Elise Ludovika, die spätere Königin von Preußen
nach Mariabrunn, wo sie bald von ihrem Leiden genas. Die Krücken
der jungen Prinzessin sind noch heute in der linken Wandnische zu sehen.
Im Zuge dieser Besuche wurde das Bad renoviert und ausgebaut. Im Buch
"Die Mineralquelle Maria-Brunn, nächst Moching, im königl.
bayerischen Landgericht Dachau, und der damit verbundene Gebrauch der
Molken" wird das Bad Mariabrunn in dieser Zeit wie folgt geschildert:
|
"Außer
einer schönen Kirche, in der man noch die Krücke sieht,
deren sich die königliche Prinzessin von Bayern Elisabetha
Ludovica, jetzt Königin von Preußen, bediente, und die
Höchstdieselben, nach glücklich erlangter Heilung durch
das Bad Maria-Brunn, als dankbares Andenken zurückließen,
sind noch fünf zum Bade gehörige Gebäude vorhanden:
1. Das sogenannte Fürstenhaus, welches die durchlauchtigste Frau
während ihres Aufenthaltes im Kurhause
bewohnte.
2. das Wohnhaus mit dem Speise- und Billardsaale
3. das Badehaus
4. das Wirthshaus
5. die ganz neuerbaute, geräumige Stallung nebst Remisen"
In
den vier Häusern befinden sich 40 Zimmer, die alle neu eingerichtet
sind. Teilweise sind sie prunkvoll ausgestattet. Die Aufkochung
des Wassers erfolgt im Sudhaus, wo drei Sudkessel eingebaut sind,
die das Wasser für 20 Bäder gleichzeitig liefern können. Bereits
am frühen Morgen können Bäder in Anspruch genommen werden. Die Essenszeiten
sind mittags 1 Uhr und 8 Uhr abends. Die Speisen sind dem Heilverfahren
angemessen. Es stehen Weine und alle übrigen Getränke zur Verfügung,
ebenso fremde Mineralwässer in Krügen.
Ein Zimmer kostet täglich je nach Ausstattung und Bedienung
36 kr bis 3 fl. Deutsche, französische und spanische Weine
in vielen Sorten werden angeboten. Außerdem werden wöchentlich
vier- bis fünfmal und ebenso an allen Feiertagen Stellwagenfahrten
von München nach Maria-Brunn und wieder retour angeboten. Jede
einzelne Fahrt pro Person kostet 36 kr. Werden Ausflüge gewünscht,
so wird für die Benützung eines Fuhrwerkes Vorsorge getroffen.
"
|
Im 19.Jahrhundert wechselten die Eigentümer und Pächter
in rascher Folge. Wir erfahren dies aus den diversen Eröffnungsfeiern,
die ein neuer Pächter abhielt und dies in der Presse groß ankündigte.
Neue Pächterin 1826
Im Königlich Bayerischen
Polizeyanzeiger von München des Jahres 1826
26)
warb die neue Pächterin Margarethe Kolb um Kundschaft. Dabei gab
sie auch die Preise an, die die Heilsuchenden zu zahlen hatten.
|
"Eröffnung
des Mineralbades Mariabrunn
Die wohlthätigen und durch Jahrhunderte wider Krankheiten mancherley
Art erprobten Heilkräfte des Mineralbades Mariabrunn nächst
Dachau sind so allgemein anerkannt, daß es überflüssig
scheint, noch etwas darüber zu sagen. Indem also die ergebenst
unterzeichnete Pächterin obigen Bades sich auf die in den vorigen
Jahren darüber erschienenen öffentlichen Anzeigen beruft,
giebt sie sich die Ehre, einem verehrungswürdigen Publikum
zu melden, daß die vaterländische Heilanstalt bereits
am Sonntage den 14.May i.J. eröffnet wurde, und daß sie
alles aufbieten wird, um durch gute, gesunde Kost, reine, ächte
Weine, zuvorkommende Gefälligkeit und aufmerksame Sorgfalt
die Zufriedenheit ihrer Titl.Gäste zu erringen. In Rücksicht
der Preise ist Folgendes bestimmt: Ein Bad kostet mit Inbegriff
des Trinkgeldes 30 kr., eingerichtete Zimmer sind vorhanden zu dem
täglichen Preis von 12 kr. bis 1 fl. 30 kr.; die Mittagstafel,
die um 1 Uhr anfängt, zu 36 kr. und die Abendtafel zu 18 kr.
werden in jeder Rücksicht den Wünschen Titl. Badegäste
entsprechen; man kann auch nach Belieben um 24 kr. oder auch um
12 kr. zu Mittag speisen. Bier, Wein, Kaffee ec. werden eigens bezahlt.
Kranke, die auf ihren Zimmern speisen wollen, werden pünktlich
bedient. Bestellungen, Briefe ec. werden durch die Briefpost oder
bey dem hiesigen Boten, welcher mittwochs und samstags gegen 3 Uhr
nachmittags abfährt, und beym Kochwirt am Rindermarkte wohnt,
besorgt. "
|
Neuer
Pächter 1832
Im Mai 1832 übernahm ein neuer Pächter das Heilbad. Im Münchner
Conversations-Blatt von 1831 S. 448 verkündete Michael Scharl in
einer Anzeige die Wiedereröffnung und die Konditionen für eine
Badekur.
das efeuumrankte frühere Brunnenhäuschen
|
"Eröffnung
des Mineral.Bades Mariabrunn nächst Dachau
Unterzeichneter gibt sich die Ehre zu melden, daß das Mineralbad
Mariabrunn sonntags den 15.Mai i.J. mit einem feierlichen Hochamte
und darauffolgender Mittagstafel eröffnet wird.
Ueber
den Nutzen und Gebrauch dieser durch Jahrhunderte erprobten Heilquelle
gibt die klassische Beschreibung der bayer'schen Mineralwasser,
von den verst.K.M.R.Hen.Dr.Graf verfaßt, genügend Auskunft.
Dieses Werk und viele Erfahrungen zeigen, daß das Mineralbad
Mariabrunn in den verwickelsten rheumatischen und arthritischen,
so wie in andern chronischen Krankheiten Hülfe leistet, namentlich
in Nieren- und Blase-Krankheiten, in den Hämorhoiden, in Schleim-
und Blutflüßen aus der Mutter, in alten Wunden ec.
Indem der ergebenst Unterzeichnete bemerkt, daß ein Bad mit
reiner Wasch und Trinkgeld 30 kr., die Mittagstafel täglich
um 1 Uhr 36 kr. kostet, und daß eingerichtete Zimmer vorhanden
sind zu dem täglichen Preis von 12 kr. bis zu 1 fl. 12 kr.,
zeigt er zugleich an, daß, um die Zufriedenheit eines hochverehrlichen
Publikums immer mehr zu verdienen, er durch Aufnahme eines Schweitzers
sich in den Stand gesetzt sieht, mit den so beliebten und so heilsamen
Geis- oder Ziegen-Molken seinen werthesten Badegästen aufwarten
zu können.
Schlüßlich bemerkt der Unterzeichnete noch, daß
bei Hrn. Handelsmann Ravizza, Sendlingergasse Nro. 906., eine Niederlage
des Wassers von der Mariabrunner-Heilquelle ist, woselbst der volle
Krug um 12 kr. bei Darangabe eines leeren Krugs um 7 kr. abgelangt
werden kann, und daß jeden Samstag ein fahrender Bot von Mariabrunn
nach München kömmt, beim Kochwirth in der Rosengasse einkehrt,
und am nämlichen Tage wieder im Bade eintrifft."
|
Die Eröffnung muss ein großes Ereignis gewesen sein. Jedenfalls
wurde damals der Dachauer Landgerichtsarzt Dr. Joh.Nepomuk Loé von
der Muse geküsst. Er schrieb "Zur Eröffnung des Mineralbades
Mariabrunn bey Dachau im Wonnemonate" des Jahres 1832 ein langes Gedicht
im romantischen Stil seiner Zeit, das sogar in Buchform veröffentlicht
wurde.
Wenn Sie es lesen möchten, klicken Sie hier...
Aber irgendwann hat wohl ein Rückgang des Geschäfts eingesetzt,
denn 1846 wird berichtet: "Das Anwesen wird nicht mehr als Bad, sondern
nur noch als Ökonomiegut betrieben". Allerdings war im Geographisch-statistisch-historischen
Handbuch des Königreiches Bayern 1852 04)
zu lesen:
"Vor 1856 wurde das Badehaus vollkommen restaurirt und erfreut sich
nun eines größeren Zuspruchs... Derzeit ist der Privatier J.Hummel
Besitzer".
Amalie
Hohenester
Ab 1863 kam Mariabrunn zu seinem größten Glanz, als
es von der "Doktorbäuerin" Amalie Hohenester gekauft und wieder
als Heilbad betrieben wurde. Die Geschäftstüchtigkeit
wird durch eine Anzeige dokumentiert, die in den Augsburger neuesten
Nachrichten vom 19. April 1864 erschien. 25)
|
"Bad
Mariabrunn bei Dachau
Eröffnung
dieser Bad=Saison am 24. April
Nach vieljährigen Erfahrungen hat sich dieses Mineralwasser
in Gicht, Podagra, lähmungsartigen Zuständen, Bleichsucht, Leistenbrüchen,
Hämorrhoidal=Leiden, Stein=Beschwerden, besonders in Stirn=
und Blasensteinen und in der Leucorhoe oft auffallend wirksam
erwiesen. Station Lohhof stehen immer meine Omnibus bereit,
um mit jedem ankommenden Bahnzuge auf das Schnellste befördert
zu werden.
M
a r i a b r u n n, im April 1864.
Amalia Hohenester, Badbesitzerin" |
Die
zutreffenen Diagnosen der Amalie Hohenester, woher immer sie diese
auch nahm, verblüfften die Heilungssuchenden. Mit verschiedenen
Teesorten, Kräutern, Bädern und kargem Essen erzielte
sie viele Heilungen. In den damaligen Gästebüchern sind
Adelige und sonstige reiche Leute aus ganz Europa verzeichnet. So
ist z.B. dem Wochenblatt Amperbote vom 16.6.1877 06)
zu entnehmen, dass "im
Bade Mariabrunn bereits so viele Gäste sind, daß ohne
vorherige Anmeldung kein Unterkommen mehr zu finden ist. Anfangs
nächsten Monats wird daselbst auch die Erzherzogin Elisabeth
von Oesterreich zur Cur erwartet".
|
Das Brünnlein gibt auch heute
noch Wasser
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Kurz vorher,
am 26. Mai 1877 05)
hatte der Amperbote berichtet,
dass an
Sonn- und Feiertagen, sowie an Donnerstagen die Musikkapelle "Lohmann
im Heilbade spiele, welches trotz des russisch-türkischen Krieges
wieder von einer Anzahl vornehmer Russen besucht" sei.
Die zahlungskräftige Kundschaft vergrößerte den Besitz
der Doktorbäuerin. Sie führte ein sehr strenges Regiment. Der
behördlich vorgeschriebene Badearzt spielte ebenso wie ihr Mann nur
eine untergeordnete Rolle.
Trotz ihrer
Strenge war sie aber sehr sozial eingestellt. Es gab damals noch keine
staatlichen Versorgungskassen. Wurde von ihren ca. 80 Angestellten jemand
krank oder zu alt zum Arbeiten, so durfte er in Mariabrunn bleiben und
wurde versorgt. Ein großes Bild in der Gastwirtschaft in Mariabrunn
gibt heute noch Zeugnis von dieser erfolgreichen, aber auch etwas geheimnisumwitterten
Frau. Bald nach ihrem plötzlichen Herztod im Jahre 1878 ging es mit
der Anziehungskraft von "Bad Maria Brunn" und damit auch wirtschaftlich
steil abwärts, Mariabrunn wurde versteigert.
Über ihre Beerdigung ist ein Zeitungsbericht erhalten;
klicken Sie hier...
Heutiger Eigentümer
Am 12. Oktober 1907 kaufte der
25-jährige Bierbrauer
Herbert Breitling sen. Mariabrunn von Andreas und Viktoria Stummbeck.
Breitling kam aus Schramberg im Schwarzwald. Der gesamte Komplex einschließlich
der Nebenbesitzungen in Schönbrunn und Mariabrunn kostete 175.000 Mark,
wobei 50 000 Mark für die beweglichen Sachen angesetzt wurden. Die Grundstücksfläche
betrug 41,73 ha. Der Gebäudekomplex wurde wie folgt beschrieben:
3 Wohngebäude, dann Wirtschaft
mit Schlachthaus, Wirtschaftsgarten, Kegelbahn, Badhaus mit Sudhaus, Wasserreserve,
Heilquelle, Stadel, Stallung,
Bräuhaus mit Remisen, Pferdestall, Fremdenstall, Eiskeller, Holzremise,
Ökonomiestadel, und
Hofraum, Kapelle mit der Heilquelle
sowie das sog. Jagdschlösschen.
1912 baute Breitling das neue Sudhaus und brachte den Betrieb wirtschaftlich
wieder in die Höhe.
Heute ist die Brauerei stillgelegt, das Braurecht verpachtet. Doch die
verpachtete Gaststätte mit ihrem weithin bekannten Biergarten unter ausladenden
Kastanien erfreut sich großer Beliebtheit.
Die ausführlichste Quelle für die Geschichte des Bades und der
Kirche Mariabrunn sowie für die Lebensgeschichte der sog. Doktorbäuerin
Amalie Hohenester ist das 2018 erschiene Buch "Ortschronik des Pfarrsprengels
Ampermoching" 25)
von Georg Werner aus Ampermoching
(Herausgeber Gemeinde Hebertshausen).
Hans Schertl
Quellen:
01) Johann Nepomuk Anton
von Leuthner, Physisch-chemische Untersuchung des alt-berühmten Gesundbrunnens,
und
mineralischen Seifenbades
zu Maria Brunn nächst Moching im churpfalzbaierischen Landgerichte
Dachau Oberlandes Baiern,
1790
02) Allgemeine Intelligenzblatt für das Königreich
Baiern von 1818
03) Dr. Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
04) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, S.107, 1852 (auch 1756)
05) Amperbote vom 26.5.1877
(Kapelle Lohmann)
06) Amperbote vom 16.6.1877 (Ausgebuchte
Zimmer)
07) Amperbote vom 27.03.1878
(Beerdigung Hohenester)
08) Bezold/Riel, Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern, 1895
09) Pfarrer Niklas/Endres
- Röhrmooser Pfarrchronik 1933-1953
10) Regionalanzeiger 1978
11) Heinrich u.Margarete Schmidt,
Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Aaronstab)
12) Dr.Gerhard Hanke, Die Mirakel von Mariabrunn, Amperland
1983
13) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2
14) Helmut Rumrich/Franz Thaler, Die Gemeinde Röhrmoos,
1986
15) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister,
Amperland 1986/4 (Anton Pürckh )
16) Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern
IV, 1990
17) Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
18) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht
Dachau, 1996
19) Dachauer Nachrichten vom 29.4.2003, 8./9.9.2007
20) Peter Steiner u.a., Kreuz und Kruzifix, Ausstellungskatalog
Dombergmuseum Freising, 2005
21) Flyer Mariabrunn, Fam.Breitling
22) Konrad Böhmer, Meine Kinder-
und Jugenzeit in Mariabrunn, Röhrmooser Heimatblätter 2016
23) Dr.Florian Breitling, 2018
24) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
25) Georg Werner, Ortschronik des
Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
26) Königlich
Bayerischen Polizeyanzeiger von München des Jahres 1826 (S.498)
27) Oberbayerisches
Archiv für vaterländische Geschichte des Jahres 1845 (Band 6
S. 382 ff.)
28) Historischer
Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 11-12: Die Landgerichte Dachau
und Kranzberg, S.50
29)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
30)
Münchner
Intelligenzblatt v. 6.6.1832 (Bittgang
nach Mariabrunn wieder aufgenommen)
31)
Der bayerische
Volksfreund v. 24.5.1834 (Das Mineralbad Mariabrunn)
32)
Münchener
Conversations-Blatt (Bayer'scher Beobachter) vom 13.08.1830
33)
Drei Tage im Amperthale - Zeitung Familienschatz-tägliche Unterhaltungsbeilage
zum Bayerischen Kurier
vom 18./ 25./ 29./ 31.10.1872
34)
Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 151(Hofmark)
35)
Pressemitteilung
der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
36) Wallfahrtsorte-und-kirchen,
Internetseite des Erzbistums München und Freising, Wallfahrten
im Erzbistum, download 2023
37) Neue Augsburger Zeitung vom
01.05.1872 (Brand der Ökonomiegebäude)
38) Josef Ostermair, Die Mariabrunner
aus Wien kommen, Dachauer Nachrichten vom 24.8.2023
47 Bilder: Hans Schertl

19.09.2023

Kurzbeschreibung
Mariabrunn - 1835
Der Bayerische Landbote v. 13.05.1835

Das Mineralbad
Mariabrunn
- 1834
31)
Beschreibung in der Zeitung Der
bayerische Volksfreund vom 24.5.1834

Beschreibung Mariabrunn
-
1845
27)
Beschreibung im Oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte
des Jahres 1845
Bei
Ampermoching, ohngefähr eine kleine halbe Stunde davon entlegen,
in einem Wäldchen, erbaute i.J. 1660 der churfürstliche geheime
Rath und Pfleger zu Dachau, Georg Teusinger, ein Badhaus mit einer eigenen
Kapelle, für welche letztere er eine Wochen-messe stiftete, wie eine
Aufschrift in besagter Kapelle erweiset - Über den Ursprung, die
Beschaffenheit und Wirkung dieses Bades und über dessen Gebrauch
erfolgten bald mehrere Schriften. Schon i.J. 1654 schrieb der churfürstliche
Rath und Leibmedikus, Franz Ignatz Thiermayr, hierüber einen günstigen
Traktat. Im Jahre 1725 erfolgte eine weitere Beschreibung dieses Bades,
Mochinger Gesundbrunnen genannt, weil Moching hievon nicht weit entfernt
ist, obwohl es auch seinen eigenen Namen erhielt, und Mariabrunn (der
in der Volkssprache Mariabründl) heißt. Auch im Parnassus boieus
kommen einige Nachrichten über diesen Brunnen vor, wornach die Analysis
des Wassers eine speciem terrae sigillatae oder Lemniae mit andern fetten
Erden und wenigem Saliter verrathen sollte, mit Hinweisung auf den Traktat
des Leibmedikus Thiermayr. Im Jahre 1743 erschien eine Beschreibung des
Brunnens vom Arzt Boscher, und i.J. 1756 folgte eine andere. Ein neueres
rühmliches und gründliches Werk über das Bad Mariabrunn
erschien von dessen gewesenem Inhaber, Anton Johann Nep. Leuthner, churfürstlichem
Leibarzt und Medizinalrath, unter dem Titel "Physisch-praktische
Beschreibung des allgem. und sonderheitlichen Gebrauchs des altberühmten
Gesundbrunnen und mineralischen Seifenbades zu Mariabrunn nächst
Moching". München 1790, gedruckt bei Franzl, churfürstlichem
Hof-, Akademie- und Landschafts-Buchdrucker.
Das Bad sammt Kapelle gehört wie Ampermoching noch dermal unter das
Langericht Dachau.
Beerdigung
von Amalie Hohenester
07)
Amperbote
vom 27.03.1878
Grabstein
von Amalie Hohenester
in Ampermoching
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Am Dienstag den
26. März schloss sich das Grab über die in den weitesten
Kreisen durch ihre Kuren berühmt gewordene Badebesitzers-Gattin,
Frau Amalie Hohenester, früher in Deisenhofen und seit 15 Jahren
Besitzerin des Bades Mariabrunn. Wir wollen uns nur auf die im Bezirk
Dachau bekannt gewordene Tätigkeit der verlebten beschränken
und halten uns auch nicht berufen den Maßstab der Kritik an
ihr Wirken anzulegen, jedoch so viel steht bei ihren Freunden und
Feinden fest, dass in ihrer Brust für ihre Mitmenschen und namentlich
für Arme und Unglückliche ein warmes Herz schlug. Ihr vielbewegtes
erfahrungsreiches Leben schoss ihr beträchtliche Summen vor die
auch später sich in klingende Münzen umwandelten und zwar
ausschließlich durch ihren Scharfblick und Energie, die sie
auf allen Bahnen zu betätigen schien. Das ziemlich heruntergekommene
Bad Mariabrunn hat die Heimgegangene in einer Staunen erregender Weise
wieder in Flor gebracht und dasselbe durch mehrere Neubauten, noble
und geräumige Badlokalitäten den renommiertesten Bädern
gleichstellt. Noch vor wenigen Tagen ging sie ihren üblichen
Geschäften nach und ein vorausgegangenes Unwohlsein, welches
sie wenig zu beachten schien, machte plötzlich ihrem tatenreichen
Leben am Sonntag früh
1 1/4 Uhr durch einen Herzschlag ein Ende, in einem Alter von 49 Jahren,
welches nach menschlicher Berechnung gewiss ein allzu frühes
genannt werden darf. Bei der stattgefundenen Beerdigung der irdischen
Hülle der Verlebten im Friedhof von Ampermoching fanden sich
zahlreiche Leidtragende aus allen Ständen ein und nachmittags
kam aus Petersburg ein Kammerdiener der Großfürstin und
legte einen Kranz auf das Grab der Verblichenen. Ein Menge Beileidstelegramme
aus allen Weltgegenden bezeugen von der großartigen Teilnahme,
die den Hinterbliebenen gezollt wird.
Text auf
dem Grabstein:
"Hier ruhet in Gott die wohlgeborne Frau Amalaie Hohenester,
Bad- und Gutsbesitzersgattin in Mariabrunn, geboren am 18.Oktober
1827, gestorben am 24.März 1878.
Ihr folgte der treue Gatte, Herr Benedikt Hohenester, geboren am 1.Januar
1827 in Wessabrunn, gestorben am 8.Mai 1893 in München." |

Gedicht
zur Neueröffnung des Mineralbades Mariabrunn nach Pächterwechsel
von
Dr. Johann Nepomuk Loé, 1832
1.
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Der
May erschien: es wehen milde Lüfte,
Der Hain im zarten Grün, die bunte Flur
Schmückt bräutlich die erst kürzlich leeren Grüfte
Ein neues Leben kündet jede Spur
Es füllen seinen Tempel Ambradüfte
Zur Auferstehungsfeyer der Natur.
Im Jubelchore tönen Vögellieder
Dem Schöpfer huldgen alle Wesen wieder
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2.
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Mit
freud'gem Murmel strömt die süsse Quelle,
Gesundheit perlt in ihrem klaren Thau;
Die welke Blum' belebet jede Welle
Aous ihrer Reinheit strahlt des Himmels Blau.
Dendurst'gen Wand'rer labtsie auf der STelle,
in üpp'ger Fülle prangt durch sie die Au.
Ihr frischer Trunk gibt Frohsinn allen Herzen,
Mit Wunderkraft ebt sie der Menschen Schmerzen.
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3. |
Dort,
wo die Tropfen sich zur Fluth gestalten
am Hügel, ist ein Kirchlein angebracht,
Das Herz der heil'gen Jungfrau zu entfalten,
Die himmlisch mild vom Altar niederlacht.
Zur Cur bereiten höhere Gewalten
Dem Leidenden mit überird'scher Macht.
Mit Inbrunst bethet er, in heiterem Frieden
Gewärtigt er sein Loos, das ihm beschieden.
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4. |
Nach
aufwärts bilden dichte Fichtenreihen
den duft'gen Hain, wo sanfte Kühle weht,
Wo Liebende die Schäferstunden weihen,
Die sehnsuchtsvoll ihr trunk'nes Aug erfleht.
O möchte doch der schöne Bund gedeihen,
Stets Treue blühn, die oft so schnell vergeht,
Wenn Leidenschaft die inn're Ruhe störet,
die Unschuld raubt, und den Verstand bethöret.
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5. |
Ganz
oben, auf bebautem Bergesrücken
Schweift anmuthsvoll der Blick in's Ferne hin
Die Felder, Dörfer bis zur Stadt entzücken
Den plötzlich freudig überraschten Sinn
Die Schneegebirg am Himmelssaum beglücken
Wenn sie verklärt, die Sonne leuchtet drin
Als wollt' es jetzt im Paradiese tagen
Die wonnevolle Seel hinübertragen.
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6. |
Nicht
fern vom Fuß des Berges, zwischen Auen
Fließt silberhell ein rascher Srom herab,
Auf leichten Kähnen kann man Fischer schauen,
Nach Hause steuernd, froh mit ihrer Hab !
Am gras'gen Ufer weiden Männer, Frauen
Die muntern Heerden, mit dem Hirtenstab,
Die traulich scherzen, lustig wiehern, brüllen,
Mit lautem Schellenklang die Luft erfüllen.
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7. |
Hat
sich der Mensch gelabt an diesen Bildern,
Die nah' und fern ergötzen ohne Zahl,
Die todte Worte nicht und Farben schildern,
Dann kehrt in seine Brust der Hoffnung Strahl.
Er sieht, wie sich nun seine Leiden mildern,
Im Frohgenuß vergißt er Sorge, Qual.
Genesen lenkt er freudig seine Schritte,
Zur Heimath in der Lieben traute Mitte. |
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8. |
Verzögert
drum nicht euer Außenbleib en,
Eilt vom Gewühl' der Stadt auf's freye Land.
Entrinnt dem Formenzwang, dem irren Treiben,
Gehöret euch an holder Freundschaft Hand.
Wenn Gährung droht, sich Mächte feindlich reiben,
Umschlingt Alle hier ein gleiches Band.
Der Mensch ist's wieder, der mit Menschen lebet,
Sich glücklich fühlt, wenn Freude um ihn schwebet. |
Zum Dichter:
Dr. Johann Nepomuk Loe (* 1793 Eichstätt) war von 1818-1858 Landgerichtsarzt
in Dachau. Hier ist ihm eine Straße gewidmet. Das Allgemeine Intelligenzblatt
für das Königreich Baiern von 1818 verkündete auf der Seit
576:
"Seine Königliche Mayestät (König Max I.) haben dem
Medicinae et Chirurgiae Doctor Johann Nepomuk Loé "durch allerhöchste
Entschließung an die Königliche Regierung des Isarkreises vom
29.April 1818 das erledigte Landgerichts-Physicat Dachau allergnädigst
verliehen".

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