zur Landkreiskarte             Kirchen in der Gem. Karlsfeld


Pfarrkirche Sankt Anna in KARLSFELD

Eingangstür mehr über St.Anna...

Adresse: 85757 Karlsfeld, Krenmoosstraße 5
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Beschreibung
mit kunsthistorischen
Hinweisen
                                                         Datenblatt

Die Pfarrkirche Sankt Anna in Karlsfeld wurde in den Jahren 1952/53 gebaut. Sie ist die ältere der beiden katholischen Pfarrkirchen in der Gemeinde. Ursprünglich war der Bau in Ludwigsfeld (BMW-Siedlung) geplant, in der von tausenden ehema-ligen KZ-Häftlingen und Vertriebenen bewohnten Nachkriegssiedlung.
Doch die 50 %-ige Beteiligung der Karlsfelder Gemeinde an den Grundstückskosten
19) und das großzügige Entgegenkommen des Landwirts Freis bei der Grundstücksbeschaffung halfen bei der Entscheidung über den Standort.

Auch der Ludwigsfelder Kaplan Josef Mühlhauser setzte sich mir voller Kraft für einen Bau in Karlsfeld ein. Er erreichte in einer Unterredung mit Kardinal Faulhaber die Zustimmung des Ordinariats für den Baubeginn und erhielt auch noch den Bauplan vom Kardinal persönlich überreicht. 12)


Altarkreuz


 

Renovierung Stand Sept. 2023
Die Renovierung dauert länger

Seit Januar 2023 ist die Kirche wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.Sie sollte zum Beginn des neuen Kirchenjahres 2023/24 (Advent) wieder geöffnet werden. Doch Kirchenpfleger Alfred Latzl musste im Sept. 2023 mitteilen, dass die Bauarbeiten länger dauern werden, als geplant.
Die Verzögerungen sind u.a. durch die Entdeckung unbekannter Heizungsrohre unter dem Boden veranlasst. Sie behinderten die Aufstellung der Bänke und den Einbau des Taufbeckens. Zudem sind die Kosten gestiegen. Deshalb wollen Angehörige der Pfarrei die Verlegung der Elektroleitungen und die Malerarbeiten selbst übernehmen. Latzl setzt auf spendierfreudige Unterstützer, insbesondere bei der Restaurierung der Reliquien. Zu finanzieren sind auch Renovierung des Tabernakels und der Madonnenfigur, die wurmstichig ist und deren Farbe abblättert.

Die tatsächlichen Gesamtkosten dürften die veranschlagten 860.000 Euro übersteigen.

 

Bauplan
Dieser Plan war ursprünglich für den Bau einer neuen Kirche in Neuhaus am Schliersee erstellt worden; deshalb wirkt der Baustil so "alpenländisch". Die Nazis hatten aber den Bau in Neuhaus verhindert. So lag der Plan nach dem 2.Weltkrieg noch im Bücher-schrank des Kardinals. Er fand seine Umsetzung in Karlsfeld. Im Bestand der Sammlung des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne in München befindet sich ein Plan der Kirche in Karlsfeld aus dem Jahr 1952, der von Friedrich Ferdinand Haindl (1910-2002) stammt. Vielleicht handelt es sich auch um eine Überarbeitung oder Anpassung an die Verhältnisse in Karlsfeld. 14)
.

Kirchenbau
Wie schon erwähnt, war Kaplan Josef Mühlhauser Hauptinitiator des Kirchenbaus.
Er war 1952 im Alter von 34 Jahren als Spätberufener zum Priester geweiht worden. Seine erste Stelle war die eines Kaplans in der Pfarrei Peter und Paul in Feldmoching. Zu dieser Pfarrei gehörte damals auch die Ortschaft Karlsfeld. Mühlhauser setzte sich zusammen mit Bürgermeister Eichinger vehement dafür ein, dass die Kirche nicht in Ludwigsfeld, sondern in Karlsfeld gebaut wurde.

Der Bau begann am 16.Juni 1952. Fünf Wochen später, am 20.7.1952, legte Weihbischof Dr.Scharnagl den Grundstein. Im August war schon der Dachstuhl gesetzt 19)
. Der Bau (Kosten von 220.342 DM) schritt schnell voran. Er dauerte nur ein halbes Jahr. Treibende Kraft war auch hierbei Kaplan Mühlhauser, der zudem bei den Bauarbeiten tatkräftig mithalf. Dazu kann die Heimatforscherin Ilse Oberbauer mehrere Anekdoten erzählen: 11)
  "Mühlhauser fuhr immer auf seinem alten Motorrad, mit einem alten Wehrmachtsmantel bekleidet durch die Gemeinde. Einmal wollte er den Bauarbeitern oben auf dem Gerüst ein Bier zur Erfrischung zukommen lassen. Es endete damit, dass der Kaplan zusammen mit dem Biertragl auf einer Holzpalette über einen Flaschenzug nach oben schwebte".
Als die Glocken geliefert wurden verlor einer der Helfer beim Hochziehen die Kraft und das Seil rutschte ihm durch die Hände. Mühlhauser preschte mit vollem Körpereinsatz nach vorne und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an den Flaschenzug, damit die Glocke nicht herunter fiel."

Bereits am ersten Adventssonntag, dem 28. November 1952, feierte der damals noch für Karlsfeld zuständige Pfarrer von Feldmoching, Geistlicher Rat Jakob Sturm, den ersten Gottesdienst in der Sankt Anna Kirche. 19)
Am 26. April 1953 konsekrierte Kardinal Wendel die Kirche. In den Altar wurden Reliquien der Katakombenheiligen Viktor und Martial eingeschlossen.
04) Das Patrozinium der hl.Anna wurde von der Ludlkapelle, die viele Jahrzehnte als Ersatzkirche fungiert hatte, übernommen. 19)


Ausstattung 15)
Die Innenausstattung war zunächst sehr karg: bei der Einweihung waren nur Altar, Tabernakel, Beichtstühle und Bierbänke als Kirchenstühle vorhanden. Für die weitere Innenausstattung fehlte das Geld. Sie wurde im Laufe der nächsten Jahren komplettiert:

1953 - elektronische Orgel (ein Vorführmodell der Apparatewerke Bayern, das später kostenlos übernommen wurde 04) )

1955 - Marienstatue von der Pfarrei Tachering 04)
       - 2.Glocke (Totenglocke) an deren Anschaffungs sich die Gemeinde Karlsfeld finanziell betreiligte
04)
       - 3.und 4. Glocke (gestiftet von Karlsfelder Bürgern
04)
1956 - Kirchengestühl
1957 - Altarwandmosaik aus rund 330.000 Steinchen
       - Warmluftheizung
04)
1962 - Anschaffung der fünften Glocke (Stiftung Karlsfelder Bürger)
1979 - Pfeifen-Orgel



Pfarrei St.Anna

Zunächst war St.Anna eine Filialkirche der Pfarrei Feldmoching, aber mit eigenem Pfarrkuraten. Dieses Amt wurde sinnvollerweise Kaplan Josef Mühlhauser übertragen. Am
26.6.1953 hat man den westlichen Teil der Pfarrei St.Peter und Paul Feldmoching abgetrennt und zur Tochter-Kirchengemeinde St.Anna Karlsfeld ernannt. 04): Am 1.März 1954 wurde St.Anna in Karlsfeld offiziell zur Kuratie 19) , am 21.April 1957 zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Mühlhauser blieb Seelsorger und erster Pfarrer der Kirche bis 1985. Er war ungemein beliebt; man nannte ihn auch Don Camillo. 13)

Schon einige Jahre früher war das Pfarrhaus neben der Kirche gebaut worden. Pfarrkurat Mühlhauser konnte schon ab 1.7.1954 dort einziehen. 04)

Neben dem Eingang der Kirche erinnert eine Bronzetafel von Bildhauer Hermann Schilcher aus Oberammergau an den ersten Pfarrer Mühlhauser:


Bronzetafel
Text: "Geistlicher Rat Josef Mühlhauser *1918 +1991, erster Pfarrer von St.Anna".
Zwei Reliefs umrahmen auf der Tafel den Text. Oben die Stalingrad-Madonna, die an die schrecklichen Erlebnisse während seiner Soldatenzeit erinnern. Nach Aussage von Mühlhauser ließen sie in ihm "den Gedanken reifen, Priester zu werden."

Hinweise zur Tafel:
Die Stalingradmadonna wurde von Kurt Reuber (Arzt und evangel.Theologe) an Weihnachten 1942 auf die Rückseite einer russischen Landkarte gemalt. Es zeigt eine Mutter, die im weiten Mantel ihr Kind birgt. Umrahmt wird das Gemälde von dem Text: "Weihnachten 1942 im Kessel, Licht, Leben, Liebe". Das Original hängt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Der Bildhauer Hermann Schilcher wurde 1909 in Oberammergau geboren. Er besuchte von 1924 bis 1928 die staatliche Fachschule für Bildhauer in Oberammergau und von 1931 bis 1934 die Kunstgewerbeschule München bei Prof. Killer. In der Zeit von 1935-40 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Killer und Prof. Knecht. Er lebte und arbeitete in Oberammergau, ab 1962 zusammen mit seinem 1935 geborenen Sohn Hermann jun.

Die Pfarrei umfasste Karlsfeld gebietsmäßig bis zur Bahn, dazu kam die Siedlung Ludwigsfeld (ohne den gleichnamigen Ort). Im Pfarrsprengel lebten damals 5.000 Katholiken, deren Zahl bis 1961 auf 6600 stieg.

Karlsfeld hatte bis 1955 keinen Friedhof. Die Verstorbenen aus der Ortschaft wurden in den Friedhöfen der Umgebung, in Dachau, Feldmoching, Allach und Eschenried beerdigt. Bis zum 2.Weltkrieg war dies wegen der geringen Einwohnerzahl kein Problem. Danach drängte der Dachauer Stadtrat die Karlsfelder, einen eigenen Friedhof anzulegen. Doch die Suche nach einem geeigneten Grundstück dauerte wegen des hohen Grundwasserspiegels im Gemeindebereich Karlsfeld etwas länger. Beim Dachauer Volksfest trug ein Umzugswagen die bezeichnende Aufschrift "Karlsfelder laßt Euch Zeit mit dem Sterben, der neue Friedhof ist noch nicht so weit". Ein passendes Grundstück in der Nähe des Karlsfelder Sees wurde von Pfarrer Mühlhauser wegen der großen Entfernung zur Kirche (1,7 km) abgelehnt. Schließlich kaufte die Pfarrei das Grundstück an der Krenmoosstraße und und schüttete das Areal um einen Meter auf. Das war Voraussetzung für die Genehmigung des Friedhofs durch das Staatliche Gesundheitsamt. 26)


Pfarrverband

Die Pfarrei Sankt Anna bildet seit einigen Jahren mit Sankt Josef den Pfarrverband Karlsfeld. Er gehört zum Dekanat Feldmoching. Die Verbindung mit Feldmoching ist uralt: bis zur Pfarreigründung 1957 gehörte das Karlsfelder Gebiet östlich der Bahn zur Pfarrgemeinde St.Peter und Paul in Feldmoching (westlich der Bahn zu Allach). Der Pfarrverband Karlsfeld hatte 2016
9.100 Katholiken (Sankt Anna 6.300, St.Josef 2.800) 15).

Pfarrerliste  15)
1. Pfarrer Josef Mühlhauser (1957-1985)
2. Robert Krieger (1985-2012)
3. Bernhard Rümmler (seit 2012)

Kapläne 04)
Wilfried Sußbauer (1958-1959)
Anton Zawadke (1959-1963)
Helmut Willfahrt (1963-1965)
Josef Stanglmaier (1965-1968)
Nikolaus Reichl (1968-1971)

Baubeschreibung

Die Sankt Anna-Kirche hat eine bebaute Fläche von 30 x 14,5 Metern; der Innenraum ist 7,5 m hoch. Sie hat 300 Sitz- und 400 Stehplätze.
Im wuchtig wirkenden 34 m (andere Quelle: 'gut 32 m' 10)) hohen Turm hängen fünf Glocken, die im Laufe der Jahre von Karlsfelder Bürgern gestiftet wurden. Im Jahr 2006 wurde der Turm in Gemeinschaftsarbeit saniert und dabei die Zeiger der Kirchturmuhr neu vergoldet.

Die Westseite ist seit 2012 mit dem Spruch "Du wirst ein Kind gebären; von ihm wird die ganze Welt sprechen" verziert. Der Text ist nicht, wie sonst in und an Kirchen, der Bibel, sondern dem Protoevangelium des Jakobus entnommen (Kap.4,1). Das ist -nach Wikipedia- eine frühchristliche Schrift aus dem 2.Jh. nach Christus, die nicht in den Kanon der biblischen Schriften aufgenommen ist. Sie befasst sich in Legendenform vor allem mit dem Marienleben. Den an der Westseite aufgeführten Text soll ein Engel zu St.Anna, der Mutter von Maria, gesprochen haben.

Schrift an der Außenwand

In der künstlerischen Gestaltung der Innenausstattung spielen Ikonenmalereien und Bildmotive der Ostkirche eine bedeutende Rolle.

Zu finden ist die Kirche in der Nähe des Bürgerhauses. 
Weitere Einzelheiten über die Erbauung der Kirche, des Pfarrheims und des Kindergartens siehe Website der Gemeinde Karlsfeld


Innenausstattung:

Die Einrichtung der Kirche ist entsprechend dem Stil der Nachkriegszeit einfach gehalten.

2009 wurde das Innere der Kirche umgestaltet. Der Zelebrationsaltar ist in das Kirchenschiff gerückt. Die vorderen Kirchenbänke wurden entfernt und durch Stühle ersetzt, die zu beiden Seiten des Altars stehen. In der Mitte des Kirchenschiffs befindet sich westlich des Altars das neue, achteckige Taufbecken, das durch eine Jesuskind-Figur geschmückt ist. Aus einer typischen Wegekirche mit konsequenter Ausrichtung zum Tabernakelaltar in der Apsis wurde eine Circumstanzkirche als sichtbarer Ausdruck der sich um den Altar versammelnder Gemeinde.
Auf der Homepage des Pfarrverbands wird diese Maßnahme wie folgt begründet:
  "Der vordere Teil der Bänke wurde aus der Kirche entfernt, um Platz für einen Altar und ein Taufbecken in der Mitte der Kirche zu schaffen. Damit wird versinnbildlicht, dass der Altar das zentrale Symbol für Christus ist, der in der Mitte seiner Gemeinde gegenwärtig ist. "Den hier deutlich werdenden Unterschied zum nichtchristlichen Kult formulierte Joseph Kard. Ratzinger/Benedikt XVI. so: 'Den Kult vollzieht Christus selbst in seinem Stehen vor dem Vater, er wird der Kult der Seinigen, indem sie sich mit ihm und um ihn versammeln.' Räumlicher Ausdruck dieser Versammlung mit und um Christus wurde die Versammlung der Kirche um den Altartisch. Von daher empfängt der Altartisch seine Würde. Deshalb küsst ihn der Priester zu Beginn der Messe, deshalb verneigen sich katholische Christen vor dem Altar.' (Liturgisches Institut Schweiz)." 15)

Eine weitere Umgestaltung des Kircheninneren erfolgte im Jahr 2023. Mehr dazu finden Sie hier...


A
ltarraum

In der Advents- und Fastenzeit, sowie zu den Hochfesten Ostern, Pfingsten und Weihnachten, werden vor die Altarwand in Sankt Anna circa 60 qm große liturgische Ikonen gespannt. Pfr. Robert Krieger begründet dies in seiner Chronik "50 Jahre Sankt Anna Karlsfeld":
  "Diese Rollbilder, die sich in ihrer Farbigkeit und Bildaussage am Festkreis des Kirchenjahres orientieren, wurden mit Stoff-Farben auf Nessel aufgetragen und geben dem Gottesdienstraum jeweils den entsprechenden intensiven farblichen Grundakkord. Die Stoff-Ikonen sind ein Werk der in Rom lebenden bosnischen Künstlerin Ruza Gagulic. Die kirchliche Tradition, sowohl des Ostens wie des Westens, kennt von alters her die "Festikone". Die christliche Ikone lässt das Heilsgeheimnis gegenwärtig sein und unterstützt in der Liturgie -ähnlich wie Musik und Gesang- die Verkündigung des Wortes Gottes aus der Heiligen Schrift. Bild und Wort erhellen einander." 16)

KreuzwegstationenJesuskindKreuzwegstationenneuer TaufsteinMarienaltarlinker Seitenaltar KruzifixTabernakel
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Anna-Maria-Jesus

Anna u.Maria

Blickpunkt im Chor ist das Mosaik hinter dem Hochaltar an der Chorrückwand. Es stellt die Mutter Anna (rechts), ihre Tochter Maria und den Enkel Jesus dar, die von Engeln getragen werden.

Als Mosaikkünstler werden genannt:
- R.Albert 19)
bzw.
- Kirchenmaler Michael Peter
  Weingartner aus Pfaffenhofen
  (1917-1996
) 06)


Pfingstversammlg

Himmelfahrt

In der Advent- und Fastenzeit, an Ostern, zum Fest Christi Himmelfahrt und an Pfingsten werden vor die Altarwand circa 60 qm große liturgische Stoff-Ikonen gehängt.

So z.B. an Pfingsten mit einem Bild der Apostel, die sich im Saal versammelt haben.

Mehr über die Stoff-Ikonen können Sie auf der Internetseite der Pfarrei lesen...


Seitenaltäre

Die Seitenaltäre werden optisch beherrscht von zwei großen Bildkompositionen, die vom Kirchenmaler Michael P. Weingartner aus Pfaffenhofen a.d.Ilm teilweise als Mosaik und teilweise in Sgrafitto-Technik erstellt wurden. 06
...mehr über den Künstler Weingartner finden Sie hier...


Linker Seitenaltar

Mittelpunkt des linken Seitenaltars ist der aus dem Grab auferstehende Christus, der seine Wundmale zeigt. Im Mosaik ist der Text "Im Namen des Herrn Jesus Christus: Ihr seid abgewaschen, geheiligt, gerechtfertigt" zu lesen.
Auferstandener

Der Altartisch auf der linken Seite wurde 2012 entfernt. An seine Stelle hat man den alten Taufstein gestellt.



Rechter Seitenaltar


Im oberen Teil des rechten Seitenaltars sehen wir im Mosaik die Symbole für die Hl.Dreifaltigkeit:
- Das Auge im Dreieck für Gottvater,
- das Kreuz für Christus und
- die Taube für den Hl.Geist.
Von ihnen führen Gnadenstrahlen nach unten. Dort steht vor dem Mosaikhintergrund eine große Madonnenfigur. Sie wurde im Jahre 1955 von der Pfarrei Tacherting erworben.

Madonna
Maria ist mit einem roten Kleid und einem blauen Mantel bekleidet. Sie tritt mit ihrem rechten Fuß auf den Kopf der Schlange, die die Welt umschlungen hält. Das Haupt Mariens ist von Sternen umkränzt.
Diese Figur entspricht den Textstellen aus der Geheimen Offenbarung (Offb.12,1) und dem Alten Testament (Gen 3,15). Maria, von der Sonne umkleidet, den Mond zu ihren Füßen, ist die neue Eva, die der Schlange den Kopf zertritt.
  Hinweis: Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung. Im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli. Die Schlange symbolisiert die Erbsünde und in weiterer Folge das Böse allgemein. Dieses Bildmotiv mit der Schlange ist erst seit dem 17. Jh. nachweisbar. Als nach der Reformation auf protestantischer Seite Christus mit dem Fuß auf dem Kopf der Schlange dargestellt wurde, übertrug Papst Pius V. (1566-1572) im Zuge der Gegenreformation das Thema dogmatisch auf Maria ("Maria zertritt mit Hilfe von Christus die Schlange") und setzte diese Darstellung in den katholischen Kirchen bildlich durch. Immaculata-Madonnen sollen auch an die unbefleckte Empfängnis Mariens erinnern. Papst Pius IX. verkündete 1854 das Dogma, dass Maria wie Jesus von der Erbsünde befreit gewesen sei. Die evangelischen Christen lehnen das Dogma ab.
Auf dem rechten Seitenaltar steht der silberne Tabernakel, den 1953 der Bildhauer Roland Friedrichsen aus München fertigte. Auf ihm sind außen Reliefs von Maria und dem Erzengel Gabriel sowie die Worte "VERBUM CARO FACTUM EST" (das Wort ist Fleisch geworden) aus dem Beginn des Johannesevangeliums eingraviert.
Auf der Innenseite der Türflügel ist der Text "SANCTUS SANCTUS SANCTUS DOMINUS DEUS SABAOTH (Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen)" zu lesen.
Tabernakel
Hinweis: Roland Friederichsen wurde 1910 in Greifswald geboren. Er studierte in München u.a. bei Olaf Gulbransson und bei Adolf Schinnerer. Friederichsen war Gestalter von Kirchenräumen und Schöpfer zahlreicher sakraler Kunstwerke. Er starb 1992 in München. Im Landkreis Dachau stammen neben dem Tabernakel in Sankt Anna auch noch die Kreuzwegstationen in Heilig Kreuz von ihm.

 

 

 



Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.


C
horbogen


Links neben dem Altarauszug sind am Chorbogen die Figur des auferstandenen Christus und ein Kreuz mit der Jahreszahl 1952, dem Erbauungsjahr der Kirche, angebracht. Christus hält einen Kreuzstab in der Hand. Seine rechte Hand hat er zum Segensgruß erhoben; zugleich zeigt er so seine Handwunde.

Auferstandener
Hinter der Jahreszahl sind der Grundstein der Kirche und eine Kassette mit der Urkunde zur Grundsteinlegung eingemauert. Neben der Urkunde befinden sich in der Kassette:
—   ein Katechismus,
—   eine Bibel,
—   drei einheimische Zeitungen (Münchner Kirchenzeitung, Mch.Merkur und SZ),
—   ein Satz gültiger Briefmarken der Bundesrepublik,
—   ein Satz gültiger Münzen und
—   die Baupläne von der Kirche.

Erbauungsjahr 1952

Der Urkundentext hat folgenden Wortlaut:
 

"Urkunde zur Grundsteinlegung der Kirche zur hl. Mutter Anna in Karlsfeld.
150 Jahre, nachdem in Karlsfeld der erste Ansiedler sich niedergelassen und seelsorgerlich der Pfarrei
    
Feldmoching unterstellt wurde;
50 Jahre, nachdem in Karlsfeld von dem Realitätenbesitzer Ignaz Ludl und seiner Ehefrau Anna die Kapelle
    gebaut wurde;
als seine Heiligkeit, Papst Pius XII., im 14. Jahre Seines Pontifikates die Kirche Gottes glorreich regierte;
als nach seinem Ableben Seiner Eminenz des Hochwürdigsten Herrn Kardinals Michael von Faulhaber, der
    35 Jahre in sturmvoller Zeit auf dem Stuhle des heiligen Korbinian saß, der Kapitularvikar Ferdinand
    Buchwieser die Erzdiözese leitete;
als der Hochwürdige Herr Jakob Sturm, Geistlicher Rat, die Stadtpfarrei St. Peter und Paul in München-
    Feldmoching seit 1933 innehatte;
als nach dem zweiten Weltkrieg Deutschland in zwei Hälften geteilt - Bundesrepublik mit englischer,
    französischer und amerikanischer Besatzung und Deutsche Demokratische Republik mit russischer Besatzung;
als Bundespräsident der Bundesrepublik Professor Theodor Heuß war;
als Bayern unter der Herrschaft der amerikanischen Besatzungsmacht stand;
als das Amt des Ministerpräsidenten von Bayern in den Händen von Dr. Hans Ehard lag;
als die Gemeinde Karlsfeld geleitet wurde von dem Bürgermeister Georg Eichinger,
wurde am 20. Juli 1952 der Grundstein zu dieser Kirche gelegt.
Die Weihe des Grundsteines vollzog der Hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Anton Scharnagl.
Der Bau der Kirche war zu einer seelsorgerlichen Notwendigkeit geworden, nachdem durch die Niederlassung der
    Bayerischen Motorenwerke jenseits der Würm, Karlsfeld eine rasche Aufwärtsentwicklung genommen hatte.
Die Pläne für den Kirchenbau fertigte der Münchner Architekt und Regierungsbaumeister F. Haindl.
Bauherr ist die Kirchenverwaltung St. Peter und Paul in München-Feldmoching.
Finanziert wird das Bauprojekt vom Diözesansteuerverband der Erzdiözese von München und Freising, der     gegenwärtig unter der Leitung des Hochwürdigsten Herrn Domkapitular Franz Stadler steht.
Als Leiter des Baubüros ist Baurat Otto Frank bestellt. Mit der Ausführung der Maurerarbeiten wurde der
     Bauunternehmer Otto Reischl von Dachau betraut. Die Zimmermannsarbeiten wurden dem Zimmermeister
     Franz Past in München-Feldmoching übertragen.
Zur Feier dieser Grundsteinlegung sendet der Völkerapostel Paulus der Gemeinde Karlsfeld eine Botschaft des
     Heiles: "Fest steht der Grundbau Gottes und er hat die Siegel: Gott kennt die Seinigen und es stehe ab
     von Ungerechtigkeit jeder, welcher den Namen des Herrn anruft" (2. Tim. 2, 19)."


Altes Taufbecken


Taufbecken
Vor dem linken Seitenaltar steht das 1961 errichtete achteckige Taufbecken. Er wird seit der Installation des neuen Taufbeckens in der Mitte der Kirche (auf dem roten Teppich) nicht mehr genutzt. In seine Seitenwände sind christliche Symbole (Fisch und Brot, Kreuz und Ringe, Kelch und Hostie, Ölzweig, Schwert, Waage, Geistzungen) eingraviert. Den Deckel ziert die Figur einer Taube.

Hinweis: Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden.


Osterkerze

 

 


Neben dem Taufbecken ist am Chorbogen eine weitere Heilig-Geist-Taube angebracht. Davor steht die Osterkerze, die bei der Taufe in das Taufwasser getaucht wird. Auch sie ist mit Ikonen-Wachsmalerei verziert.

Die Osterkerze ist eine besonders große und geschmückte Kerze, die in der Osterzeit im Altarraum, in der übrigen Kirchenjahreszeit beim Taufstein steht. An ihr wird die Taufkerze entzündet. In der Osternacht wird die Kerze geweiht und am Osterfeuer entzündet. Anschließend wird sie in die dunkle Kirche getragen, und die Kerzen der Gläubigen werden an ihrer Flamme entzündet.

Die Osterkerze besteht aus gebleichtem Bienenwachs. Erstmals erwähnt im Jahr 384, war sie in den ersten Jahrhunderten nur mit Blumen und Blättern, seit dem 9.Jh. mit dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets (Alpha und Omega) geschmückt. Die fünf in Kreuzesform angebrachten roten Wachsnägel, die an die Wundmale Jesu erinnern, und die jeweilige Jahreszahl sind Zutaten aus neuerer Zeit.
In dem reinen "Leib" der Kerze aus teurem Bienenwachs sah man ein Sinnbild für die menschliche Natur Christi oder für seinen verklärten Leib nach der Auferstehung, während man die Flamme als Zeichen seiner göttlichen Natur auffasste. Die Flamme sollte nicht mehr von brennenden, übelriechenden Tierleibern genährt werden, sondern von reinen, wohlriechenden Elementen (Bienenwachs, Öl und Papyrus für den Docht).
18)

Wenig bekannt ist, dass die Osterkerze einen Bezug zur Jungfräulichkeit Mariens hat. Die Verbindung schafft die "jungfräuliche" Biene, die das Material der Kerze, das Bienenwachs erzeugt. Papst Gelasius (492-496) formulierte für die Osterkerze ein poetisches Weihegebet, das einem Hymnus gleicht
17):
  "Sie ist nicht durch fleischliches Fett befleckt, nicht durch eitle Salbe besudelt, nicht mit unheimlichem Feuer in Berührung gewesen. ... Die Bienen sind nicht üppig im Verbrauchen. Überaus keusch ist ihre Fortpflanzung. Sie zaubern ihre Zellen hervor, indem sie mit einer Flüssigkeit, dem Wachs, die Mauern aufführen... Mit den Füßen lesen sie die Blumen ab und keinerlei Schaden kannst Du auf den Blüten finden. Die Nachkommenschaft lesen sie mit dem Munde auf, sie kosten aber nichts davon... die Jungfrauschaft ist bei ihnen fruchtbar ohne eigentliche Geburt. Auf gleichem Wege in die Welt zu kommen, würdigte sich er Herr, als aus Liebe zur Jungfrauschaft sein Ratschluß feststand, eine leibliche Mutter zu haben".



Vortragekreuz
Das Vortragekreuz unter dem Chorbogen steht hinter dem Ambo und vor dem um vier Stufen erhöhten Priestersitz.

Ambo
Die Frontseite des Ambos wird von einem Tuch bedeckt, auf das die Verkündigung Mariens in Form einer Ikonenmalerei gestickt ist.

Jesuskind
gekröntes Jesuskind auf dem achteckigen neuen Taufbecken.
JesuskindAmboNeues TaufbeckenVortragekreuz per Mouseklick zu den Beschreibungen


Kruzifix an der Seitenwand

An der südlichen Seitenwand hängt ein großes Kruzifix. Es ist das frühere Altarkreuz und erinnert zudem an die Volksmission, die 1960 in der Pfarrei abgehalten wurde. In der Fastenzeit wird es wieder im Altarraum angebracht. Es hängt dann vor dem violetten Vorhang, der das Bild an der Chorrückwand überdeckt.
Am Korpus ist die Seitenwunde übrigens -anatomisch richtig, aber ungewöhnlich- auf der linken Seite dargestellt. Soweit mir bekannt, ist bei allen größeren Kruzifixen in den Kirchen des Landkreises Dachau die Seitenwunde rechts platziert.
  Hinweis: In den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen.


Missionskreuz

 

Kreuzweg-Stationsbilder

Die Kreuzwegdarstellungen aus dem Jahr 1961 wurden von dem aus Habsthal stammende Maler Benedikt Gröner/München in Sgrafitto-Technik (Kratztechnik) auf Putz erstellt. Die einzige Farbe ist das Gold des Heiligenscheins von Jesus, seiner Mutter Maria und des Apostels Johannes (von Gröner dürften auch Kreuzwegstationen in der Christkönigkapelle des Altenheims Marienstift stammen). Schon 1929 malte er die Deckengemälde in Rulfingen.

Hinweis: Die Kreuzwegbilder sind die einzelnen Stationen von Kreuzwegandachten. Diese Andachten entstanden, als das Heilige Land von den Arabern besetzt wurde und deshalb Pilgerfahrten dorthin nicht mehr möglich waren. Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


A
postelkreuze und -leuchter
Neben den Kreuzwegbildern sind die Apostelkreuze in die Wand eingelassen; darüber sind die Apostelleuchter aus Schmiedeeisen angebracht.
Hinweis: Die Apostelkreuze und -leuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. Die Apostelleuchter werden bei der Einweihung der Kirche und an hohen Festtagen angezündet.


Apostelkreuz


Vortragekreuz OrgelKreuzwegSt.AntoniusJesuskind
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Kirchenbänke

Die Kirchenbänke haben ihre besondere Geschichte: in den ersten drei Jahren nach dem Neubau standen nur vier Sitzbänke in der Kirche. Als 1955 im Forst des Bruders von Pfarrer Mühlhauser ein gewaltiger Sturm wütete, war dies "ein Fingerzeig des Himmels":
aus einem Teil der umgerissenen Baumstämme kam das Holz für die Kirchenbänke -als Geschenk.
  Hinweis: Kirchenstühle gab es nicht von Anfang des Christentums an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Im 16.Jh. sind zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet worden, weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden mussten.


Figuren im Kirchenschiff
Gegenüber dem Kruzifix ist an der nördlichen, linken Seitenwand, eine Figur des hl. Thaddäus mit einer Keule unter dem Arm angebracht. Dieser Heilige war einer der Jünger Jesu; er ist nicht zu verwechseln mit Judas, genannt Ischariot, der Jesus verraten hat. Judas Thaddäus wird im Neuen Testament nur einmal erwähnt (Joh.14, 22) und zwar mit der Frage, warum Jesus seine Abschiedsrede exklusiv den Jüngern und nicht der ganzen Welt offenbare. Der Legende nach wirkte Judas nach Jesu Himmelfahrt in Babylon. Dort forderte er mit Wundertaten die örtlichen Zauberer heraus, die Judas mit einer Keule erschlagen ließen.

Apostel Thaddäus


Antoniusreliquie
Unter der Empore steht eine Figur des hl. Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Daneben ist ein kleines vergoldetes Kästchen in die Wand eingelassen, in dem sich Reliquien des Heiligen befinden. In der Mitte der Frontplatte befindet sich eine Medaille mit einem Relief der Antoniusbasilika in Padua. Auf ihr ist die Umschrift: "Ex Tunica S.Antnonii Patavini" (= aus dem Untergewand des hl. Antonius von Padua) zu lesen. Der Text bezieht sich auf die Art der Reliquie: sie ist ein Stück Stoff, das sich wahrscheinlich im goldumrandeten Mittelpunkt der Medaille hinter Glas befindet. Unter der Reliquie hängt das Echtheitszertifikat vom 27.Juli 2011.
Dies Reliquie kam (um 2012) durch die Initiative von Tadeusz Bortnik nach Karlsfeld.

St.Antonius

Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.


Seit 2005 steht an der Nordwand eine Figur des hl. Gerardo auf einem Sockel. Die Figur wurde vom Verein "Muro Lucano-Basilicata e Sostenitori", zu dem sich 27 aus der italienischen Region Basilicata stammende Familien zusammengeschlossen haben, gestiftet. Der hl. Gerardo ist Schutzpatron dieser Region.

St.Gerardo

Zu Füßen der Heiligenfigur steht eine Reliquienmonstranz, die nach der Inschrift auf dem Cedula, dem kleinen Pergamentstreifen, einen Knochensplitter von "St.Gerardo Maiella" enthält.

Der Heilige wurde als Gerardo Maiella am 23. April 1725 in Muro Lucano als Sohn eines Schneiders geboren. Er trat später in den Redemptoristenorden ein und war dort als Mesner, Gärtner und Schneider tätig. Gerardo starb am 16. Oktober 1755, mit 30 Jahren, an der Tuberkulose. 1904 wurde er heiliggesprochen. Weil er fälschlicherweise der Vaterschaft eines Kindes beschuldigt worden war, wird er als Helfer in allen Schwierigkeiten, die mit der Geburt zusammenhängen, angerufen.


Reliquienmonstranz


Orgel

Die Orgel wurde 1978 angeschafft. Vorher wurde der Gesang der Gemeinde auf einer elektronischen Orgel begleitet, die als Vorführmodell kostenlos überlassen worden war.

Die Orgel wurde von Günter Ismayr aus Bernried errichtet.
Sie besitzt eine mechanische Schleiflade, eine elektrische Registertraktur, 3 Manuale und 20 Register 21), 22)

Von Ismayr stammt auch die Orgel in Palsweis

 


Disposition der Ismayr-Orgel von
1978
Hauptwerk (C-g'''): Prinzipal 8' Rohrflöte 8' Oktave 4' Quinte 22/3' Oktave 2' Terz 13/5' Mixtur 4f 11/3' Trompete 8'
Positiv (C-g'''):       Gedackt 8' Salizional 8' Prinzipal 4' Koppelflöte 4' Nachthorn 2' Quinte 11/3' Zimbel 3f 1/3' Oboe 8' Tremulant
Pedal (C-f'):          Subbaß 16' Offenbaß 8' Choralbaß 4' Fagott 16'
Koppeln:               Koppelmanual (I), Koppeln II/P, III/P, 3 freie Kombinationen, Tutti

Allgemeines zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.


St.Anna-Ikone
Eine St.Anna-Ikone wird seit 1993 an der Außenwand über der südlichen Eingangstüre nachgebildet. Sie zeigt St.Anna mit ihrem Enkelkind Jesus im Arm. Daneben steht Maria, die ein Modell des jüdischen Tempels in ihrer Hand hält. Im Hintergrund Bibelzitate in hebräischer Schrift, die an die Verheißung Nathans für ein "Haus des Messias" erinnern (2 Sam7,13)

Hans Schertl


Quellen:
01) Caroline Schrank, Karlsfeld-ehemalige Mooskolonie seit 1802-, 1984
02) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
03) www.karlsfeld.de/docs/kirchen
04) Mühlbauer/Lobe/Blaschke/Rottmann, Chronik der Pfarrei St.Anna Karlsfeld, 1978
05) Unser Dachauer Land, Beilage der Dachauer Nachrichten vom April 1998
06) Unser Dachauer Land, Beilage der Dachauer Nachrichten vom Oktober 1998
07) Dachauer Nachrichten vom 26./27.4.2003, vom 29.4.2003
08) Dachauer SZ vom 21.9.2005, 16.8.2006
09) Internetseite der Kirche Sankt Anna, 2012 (www.sankt-anna. de)
10) Dachauer SZ v.20./21.4.2013 (gut 32m)
11) Ilse Oberbauer in Dachauer SZ vom 26.4.2013
12) Dachauer Nachrichten vom 26.4.2013
13) Paul Brandt, Dachauer Nachrichten vom 27.1.2016
14) Sammlung des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne in München, 2016 (Haindl)
15) Internetseite des Pfarrverbands Karlsfeld, Zugriff 2016 (Geschichte)
16) Pfr. Robert Krieger, Chronik "50 Jahre Sankt Anna Karlsfeld", 2007
17) Sigrid Gensichen, Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
18
) https://de.wikipedia.org/wiki/Osterkerze
19) Heimatforscher Volker Laturell, München, "Geschichte der Pfarrei Feldmoching" 2018, S.263
20) Informationen aus den Gemeinden und der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
21) Dekanatsmusikpfleger Andreas Bick, Orgeln_und_Kirchenmusiker_in_Dekanat_Feldmoching, 2021
22) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)     
23) Anna Schwarz, Gemeinsam hämmern im Hause des Herrn, Dachauer SZ vom 12.1.2023
24) Verena Möckl, Von der Stolperfalle zum Unikat, Dachauer Nachrichten vom 7./8.1.2023 (Taufbecken)
25) Verena Möckl, Probleme bei der Kirchenrenovierung, Dachauer Nachrichten vom 1.9.2023 (Renovierung23)
26) Horst Pajung, Karlsfelder laßt Euch Zeit zum Sterben,
"Historische Zeitreise", Beilage der Dach.Nachrichten v.31.7.2023
    

47 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

12.9.2023

Renovierung 2023

 

Stand Januar 2023
Derzeit ist die Kirche gesperrt

Seit Januar 2023 ist die Kirche wegen Sanierungsarbeiten voraussichtlich für ein Jahr gesperrt. Es werden die Wände neu gestrichen, die Kirchen-bänke bequemer gestaltet, eine neue Beleuchtung und eine Lautsprecher-anlage eingebaut. Der Altar wird in das Zentrum der Kirche gerückt und ein neues Taufbecken in den Boden eingelassen. Die Pfarrei rechnet mit Kosten von 860.000 Euro, von denen sie 50.000 € selbst tragen muss. 23)
Eine Besonderheit wird das ovale Taufbecken werden, das bis zu 80 cm tief in den Boden eingelassen wird. Dazu werden beidseits die hinteren vier Bänke verkürzt. 24)
 

 


 

Stand Januar 2023
Die Renovierung dauert länger

Seit Januar 2023 ist die Kirche wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.Sie sollte zum Beginn des neuen Kirchenjahres 2023/24 (Advent) wieder geöffnet werden. Doch Kirchenpfleger Alfred Latzl musste im Sept. 2023 mitteilen, dass die Bauarbeiten länger dauern werden, als geplant.
Die Verzögerungen sind u.a. durch die Entdeckung unbekannter Heizungsrohre unter dem Boden veranlasst. Sie behinderten die Aufstellung der Bänke und den Einbau des Taufbeckens. Zudem sind die Kosten gestiegen. Deshalb wollen Angehörige der Pfarrei die Verlegung der Elektroleitungen und die Malerarbeiten selbst übernehmen. Latzl setzt auf spendierfreudige Unterstützer, insbesondere bei der Restaurierung der Reliquien. Zu finanzieren sind auch Renovierung des Tabernakels und der Madonnenfigur, die wurmstichig ist und deren Farbe abblättert.

Die tatsächlichen Gesamtkosten dürften die veranschlagten 860.000 Euro übersteigen.