Pfarrkirche
Sankt Anna in KARLSFELD
Adresse:
85757 Karlsfeld, Krenmoosstraße 5
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
mit kunsthistorischen Hinweisen
Datenblatt
Die Pfarrkirche
Sankt Anna in Karlsfeld
wurde in den Jahren 1952/53 gebaut. Sie ist die ältere der
beiden katholischen Pfarrkirchen in der Gemeinde. Ursprünglich
war der Bau in Ludwigsfeld (BMW-Siedlung) geplant, in der von tausenden
ehema-ligen KZ-Häftlingen und Vertriebenen bewohnten Nachkriegssiedlung.
Doch die 50 %-ige Beteiligung der Karlsfelder Gemeinde an den Grundstückskosten
19)
und
das großzügige Entgegenkommen des Landwirts Freis bei
der Grundstücksbeschaffung halfen bei der Entscheidung über
den Standort.
Auch der
Ludwigsfelder Kaplan Josef Mühlhauser setzte sich mir
voller Kraft für einen Bau in Karlsfeld ein. Er erreichte
in einer Unterredung mit Kardinal Faulhaber die Zustimmung
des Ordinariats für den Baubeginn und erhielt auch noch
den Bauplan vom Kardinal persönlich überreicht.
12)
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Altarkreuz
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Renovierung Stand Sept. 2023
Die Renovierung dauert länger
Seit
Januar 2023 ist die Kirche wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.Sie
sollte zum Beginn des neuen Kirchenjahres 2023/24 (Advent) wieder
geöffnet werden. Doch Kirchenpfleger Alfred Latzl musste im
Sept. 2023 mitteilen, dass die Bauarbeiten länger dauern werden,
als geplant.
Die Verzögerungen sind u.a. durch die Entdeckung unbekannter
Heizungsrohre unter dem Boden veranlasst. Sie behinderten die Aufstellung
der Bänke und den Einbau des Taufbeckens. Zudem sind die Kosten
gestiegen. Deshalb wollen Angehörige der Pfarrei die Verlegung
der Elektroleitungen und die Malerarbeiten selbst übernehmen.
Latzl setzt auf spendierfreudige Unterstützer, insbesondere
bei der Restaurierung der Reliquien. Zu finanzieren sind auch Renovierung
des Tabernakels und der Madonnenfigur, die wurmstichig ist und deren
Farbe abblättert.
Die tatsächlichen Gesamtkosten dürften die veranschlagten
860.000 Euro übersteigen.
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Bauplan
Dieser Plan war ursprünglich für den Bau einer neuen Kirche
in Neuhaus am Schliersee erstellt worden; deshalb wirkt der Baustil so
"alpenländisch". Die Nazis hatten aber den Bau in Neuhaus
verhindert. So lag der Plan nach dem 2.Weltkrieg noch im Bücher-schrank
des Kardinals. Er fand seine Umsetzung in Karlsfeld. Im Bestand der Sammlung
des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne in München befindet
sich ein Plan der Kirche in Karlsfeld aus dem Jahr 1952, der von Friedrich
Ferdinand Haindl (1910-2002) stammt. Vielleicht handelt es sich auch um
eine Überarbeitung oder Anpassung an die Verhältnisse in Karlsfeld.
14).
Kirchenbau
Wie schon erwähnt, war Kaplan Josef Mühlhauser Hauptinitiator
des Kirchenbaus.
Er war 1952 im Alter von 34 Jahren als Spätberufener zum Priester
geweiht worden. Seine erste Stelle war die eines Kaplans in der Pfarrei
Peter und Paul in Feldmoching. Zu dieser Pfarrei gehörte damals auch
die Ortschaft Karlsfeld. Mühlhauser setzte sich zusammen mit Bürgermeister
Eichinger vehement dafür ein, dass die Kirche nicht in Ludwigsfeld,
sondern in Karlsfeld gebaut wurde.
Der Bau begann am 16.Juni 1952. Fünf Wochen später, am 20.7.1952,
legte Weihbischof Dr.Scharnagl den Grundstein. Im August war schon
der Dachstuhl gesetzt 19).
Der Bau (Kosten von 220.342 DM) schritt schnell voran. Er dauerte nur
ein halbes Jahr. Treibende Kraft war auch hierbei Kaplan Mühlhauser,
der zudem bei den Bauarbeiten tatkräftig mithalf. Dazu kann die Heimatforscherin
Ilse Oberbauer mehrere Anekdoten erzählen: 11)
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"Mühlhauser
fuhr immer auf seinem alten Motorrad, mit einem alten Wehrmachtsmantel
bekleidet durch die Gemeinde. Einmal wollte er den Bauarbeitern oben
auf dem Gerüst ein Bier zur Erfrischung zukommen lassen. Es endete
damit, dass der Kaplan zusammen mit dem Biertragl auf einer Holzpalette
über einen Flaschenzug nach oben schwebte".
Als die Glocken geliefert wurden verlor einer der Helfer beim Hochziehen
die Kraft und das Seil rutschte ihm durch die Hände. Mühlhauser
preschte mit vollem Körpereinsatz nach vorne und hängte
sich mit seinem ganzen Gewicht an den Flaschenzug, damit die Glocke
nicht herunter fiel." |
Bereits am ersten
Adventssonntag, dem 28. November 1952, feierte der damals noch für
Karlsfeld zuständige Pfarrer von Feldmoching, Geistlicher Rat Jakob
Sturm, den ersten Gottesdienst in der Sankt Anna Kirche. 19)
Am 26. April 1953 konsekrierte Kardinal Wendel die Kirche. In den
Altar wurden Reliquien der Katakombenheiligen Viktor und Martial eingeschlossen.04)
Das Patrozinium der hl.Anna wurde
von der Ludlkapelle, die viele Jahrzehnte als Ersatzkirche fungiert hatte,
übernommen. 19)
Ausstattung
15)
Die Innenausstattung
war zunächst sehr karg: bei der Einweihung waren nur Altar, Tabernakel,
Beichtstühle und Bierbänke als Kirchenstühle vorhanden.
Für die weitere Innenausstattung fehlte das Geld. Sie wurde im Laufe
der nächsten Jahren komplettiert:
1953
- elektronische Orgel (ein Vorführmodell der Apparatewerke Bayern,
das später kostenlos übernommen wurde
04) )
1955
- Marienstatue
von der Pfarrei Tachering 04)
- 2.Glocke (Totenglocke) an
deren Anschaffungs sich die Gemeinde Karlsfeld finanziell betreiligte
04)
- 3.und 4. Glocke (gestiftet
von Karlsfelder Bürgern 04)
1956 - Kirchengestühl
1957 - Altarwandmosaik aus rund 330.000 Steinchen
- Warmluftheizung 04)
1962 - Anschaffung der fünften Glocke (Stiftung Karlsfelder Bürger)
1979 - Pfeifen-Orgel
Pfarrei St.Anna
Zunächst war St.Anna eine Filialkirche der Pfarrei Feldmoching, aber
mit eigenem Pfarrkuraten. Dieses Amt wurde sinnvollerweise Kaplan Josef
Mühlhauser übertragen. Am 26.6.1953
hat man den westlichen Teil der Pfarrei St.Peter und Paul Feldmoching
abgetrennt und zur Tochter-Kirchengemeinde St.Anna Karlsfeld ernannt.
04):
Am 1.März 1954
wurde
St.Anna in Karlsfeld offiziell zur Kuratie 19)
, am 21.April 1957 zur selbstständigen Pfarrei
erhoben. Mühlhauser blieb Seelsorger und erster Pfarrer der Kirche
bis 1985. Er war ungemein beliebt; man nannte ihn auch Don Camillo.
13)
Schon
einige Jahre früher war das Pfarrhaus neben der Kirche gebaut
worden. Pfarrkurat Mühlhauser konnte schon ab 1.7.1954 dort einziehen.
04)
Neben dem Eingang
der Kirche erinnert eine Bronzetafel
von Bildhauer Hermann Schilcher aus Oberammergau an den ersten Pfarrer
Mühlhauser:

Bronzetafel
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Text: "Geistlicher
Rat Josef Mühlhauser *1918 +1991, erster Pfarrer von St.Anna".
Zwei Reliefs umrahmen auf der Tafel den Text. Oben die Stalingrad-Madonna,
die an die schrecklichen Erlebnisse während seiner Soldatenzeit
erinnern. Nach Aussage von Mühlhauser ließen sie in ihm
"den Gedanken reifen, Priester zu werden."
Hinweise zur Tafel:
Die Stalingradmadonna wurde von Kurt Reuber (Arzt und evangel.Theologe)
an Weihnachten 1942 auf die Rückseite einer russischen Landkarte
gemalt. Es zeigt eine Mutter, die im weiten Mantel ihr Kind birgt.
Umrahmt wird das Gemälde von dem Text: "Weihnachten 1942 im Kessel,
Licht, Leben, Liebe". Das Original hängt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
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Der Bildhauer Hermann Schilcher
wurde 1909 in Oberammergau geboren. Er besuchte von 1924 bis 1928 die
staatliche Fachschule für Bildhauer in Oberammergau und von 1931
bis 1934 die Kunstgewerbeschule München bei Prof. Killer. In der
Zeit von 1935-40 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste
in München bei Prof. Killer und Prof. Knecht. Er lebte und arbeitete
in Oberammergau, ab 1962 zusammen mit seinem 1935 geborenen Sohn Hermann
jun.
Die Pfarrei umfasste Karlsfeld gebietsmäßig
bis zur Bahn, dazu kam die Siedlung Ludwigsfeld (ohne den gleichnamigen
Ort). Im Pfarrsprengel lebten damals 5.000 Katholiken, deren Zahl bis
1961 auf 6600 stieg.
Karlsfeld hatte bis 1955 keinen
Friedhof. Die Verstorbenen aus der Ortschaft wurden in den Friedhöfen
der Umgebung, in Dachau, Feldmoching, Allach und Eschenried beerdigt.
Bis zum 2.Weltkrieg war dies wegen der geringen Einwohnerzahl kein Problem.
Danach drängte der Dachauer Stadtrat die Karlsfelder, einen eigenen
Friedhof anzulegen. Doch die Suche nach einem geeigneten Grundstück
dauerte wegen des hohen Grundwasserspiegels im Gemeindebereich Karlsfeld
etwas länger. Beim Dachauer Volksfest trug ein Umzugswagen die bezeichnende
Aufschrift "Karlsfelder laßt Euch Zeit mit dem Sterben, der
neue Friedhof ist noch nicht so weit". Ein passendes Grundstück
in der Nähe des Karlsfelder Sees wurde von Pfarrer Mühlhauser
wegen der großen Entfernung zur Kirche (1,7 km) abgelehnt. Schließlich
kaufte die Pfarrei das Grundstück an der Krenmoosstraße und
und schüttete das Areal um einen Meter auf. Das war Voraussetzung
für die Genehmigung des Friedhofs durch das Staatliche Gesundheitsamt.
26)
Pfarrverband
Die Pfarrei Sankt Anna bildet seit 2013 mit Sankt Josef den Pfarrverband
Karlsfeld. Er gehört zum Dekanat Feldmoching. Die Verbindung mit
Feldmoching ist uralt: bis zur Pfarreigründung 1957 gehörte
das Karlsfelder Gebiet östlich der Bahn zur Pfarrgemeinde St.Peter
und Paul in Feldmoching (westlich der Bahn zu Allach). Der Pfarrverband
Karlsfeld hatte 2016
9.100 Katholiken (Sankt Anna 6.300, St.Josef 2.800) 15),
2023: 7500 Katholiken (St.Anna 4.900 und St.Josef 2.600) 15)
Pfarrerliste 15)
1. Pfarrer Josef Mühlhauser (1957-1985)
2. Robert Krieger (1985-2012)
3. Bernhard Rümmler (2012-2024)
28)
Kapläne 04)
Wilfried Sußbauer (1958-1959)
Anton Zawadke (1959-1963)
Helmut Willfahrt (1963-1965)
Josef Stanglmaier (1965-1968)
Nikolaus Reichl (1968-1971)
Baubeschreibung
Die Sankt Anna-Kirche hat eine bebaute
Fläche von 30 x 14,5 Metern; der Innenraum ist 7,5 m hoch. Sie hat
300 Sitz- und 400 Stehplätze.
Im wuchtig wirkenden 34 m (andere Quelle: 'gut 32 m' 10))
hohen Turm hängen fünf Glocken, die im Laufe der Jahre
von Karlsfelder Bürgern gestiftet wurden. Im Jahr 2006 wurde der
Turm in Gemeinschaftsarbeit saniert und dabei die Zeiger der Kirchturmuhr
neu vergoldet.
Die Westseite
ist seit 2012 mit dem Spruch "Du wirst ein Kind gebären;
von ihm wird die ganze Welt sprechen" verziert. Der Text ist
nicht, wie sonst in und an Kirchen, der Bibel, sondern dem Protoevangelium
des Jakobus entnommen (Kap.4,1). Das ist -nach Wikipedia- eine frühchristliche
Schrift aus dem 2.Jh. nach Christus, die nicht in den Kanon der biblischen
Schriften aufgenommen ist. Sie befasst sich in Legendenform vor allem
mit dem Marienleben. Den an der Westseite aufgeführten Text soll
ein Engel zu St.Anna, der Mutter von Maria, gesprochen haben. |
Schrift
an der Außenwand
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In der künstlerischen
Gestaltung der Innenausstattung spielen Ikonenmalereien und Bildmotive
der Ostkirche eine bedeutende Rolle.
Zu finden ist die Kirche in der Nähe
des Bürgerhauses.
Weitere Einzelheiten über die Erbauung der Kirche, des Pfarrheims
und des Kindergartens siehe Website
der Gemeinde Karlsfeld
Innenausstattung:
Die Einrichtung der Kirche ist entsprechend dem Stil der Nachkriegszeit
einfach gehalten.
2009 wurde das Innere der Kirche
umgestaltet. Der Zelebrationsaltar ist in das Kirchenschiff gerückt.
Die vorderen Kirchenbänke wurden entfernt und durch Stühle ersetzt,
die zu beiden Seiten des Altars stehen. In der Mitte des Kirchenschiffs
befindet sich westlich des Altars das neue, achteckige Taufbecken, das
durch eine Jesuskind-Figur geschmückt ist. Aus einer typischen Wegekirche
mit konsequenter Ausrichtung zum Tabernakelaltar in der Apsis wurde eine
Circumstanzkirche als sichtbarer Ausdruck der sich um den Altar versammelnder
Gemeinde.
Auf der
Homepage des Pfarrverbands wird diese Maßnahme wie folgt begründet:
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"Der vordere Teil der Bänke wurde aus der Kirche entfernt,
um Platz für einen Altar und ein Taufbecken in der Mitte der
Kirche zu schaffen. Damit wird versinnbildlicht, dass der Altar das
zentrale Symbol für Christus ist, der in der Mitte seiner Gemeinde
gegenwärtig ist. "Den hier deutlich werdenden Unterschied zum
nichtchristlichen Kult formulierte Joseph Kard. Ratzinger/Benedikt
XVI. so: 'Den Kult vollzieht Christus selbst in seinem Stehen vor
dem Vater, er wird der Kult der Seinigen, indem sie sich mit ihm und
um ihn versammeln.' Räumlicher Ausdruck dieser Versammlung mit
und um Christus wurde die Versammlung der Kirche um den Altartisch.
Von daher empfängt der Altartisch seine Würde. Deshalb küsst
ihn der Priester zu Beginn der Messe, deshalb verneigen sich katholische
Christen vor dem Altar.' (Liturgisches Institut Schweiz)." 15)
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Eine
weitere Umgestaltung des Kircheninneren erfolgte im Jahr 2023. Mehr dazu
finden Sie hier...
Altarraum
In der Advents-
und Fastenzeit, sowie zu den Hochfesten Ostern, Pfingsten und Weihnachten,
werden vor die Altarwand in Sankt Anna circa 60 qm große liturgische
Ikonen gespannt. Pfr. Robert Krieger begründet dies in seiner Chronik
"50 Jahre Sankt Anna Karlsfeld":
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"Diese Rollbilder,
die sich in ihrer Farbigkeit und Bildaussage am Festkreis des Kirchenjahres
orientieren, wurden mit Stoff-Farben auf Nessel aufgetragen und geben
dem Gottesdienstraum jeweils den entsprechenden intensiven farblichen
Grundakkord. Die Stoff-Ikonen sind ein Werk der in Rom lebenden bosnischen
Künstlerin Ruza Gagulic. Die kirchliche Tradition, sowohl
des Ostens wie des Westens, kennt von alters her die "Festikone".
Die christliche Ikone lässt das Heilsgeheimnis gegenwärtig
sein und unterstützt in der Liturgie -ähnlich wie Musik
und Gesang- die Verkündigung des Wortes Gottes aus der Heiligen
Schrift. Bild und Wort erhellen einander." 16)
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per Mouseklick zu den Beschreibungen

Anna-Maria-Jesus

Anna
u.Maria
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Blickpunkt im Chor ist
das Mosaik
hinter dem Hochaltar an der Chorrückwand. Es stellt die
Mutter Anna (rechts), ihre Tochter Maria und den Enkel Jesus
dar, die von Engeln getragen werden.
Als Mosaikkünstler werden genannt:
- R.Albert 19)
bzw.
- Kirchenmaler Michael Peter
Weingartner aus Pfaffenhofen
(1917-1996)
06)
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Pfingstversammlg

Himmelfahrt
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In der
Advent- und Fastenzeit, an Ostern, zum Fest Christi Himmelfahrt
und an Pfingsten werden vor die Altarwand circa 60 qm große
liturgische Stoff-Ikonen gehängt.
So z.B. an
Pfingsten mit einem Bild
der Apostel, die sich im Saal versammelt haben.
Mehr über
die Stoff-Ikonen können Sie auf der Internetseite der Pfarrei
lesen...
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Seitenaltäre
Die Seitenaltäre werden
optisch beherrscht von zwei großen Bildkompositionen, die vom Kirchenmaler
Michael P.
Weingartner aus Pfaffenhofen a.d.Ilm teilweise als Mosaik und teilweise
in Sgrafitto-Technik erstellt wurden. 06
...mehr über
den Künstler Weingartner
finden Sie hier...
Linker Seitenaltar
Mittelpunkt des
linken Seitenaltars ist der aus dem Grab auferstehende
Christus, der seine Wundmale zeigt. Im Mosaik ist der Text
"Im Namen des Herrn Jesus Christus: Ihr seid abgewaschen, geheiligt,
gerechtfertigt" zu lesen. |
Auferstandener
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Der Altartisch auf der linken
Seite wurde 2012 entfernt. An seine Stelle hat man den alten Taufstein
gestellt.
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Im oberen Teil des rechten Seitenaltars sehen wir im Mosaik
die Symbole für die Hl.Dreifaltigkeit:
- Das Auge im Dreieck für Gottvater,
- das Kreuz für Christus und
- die Taube für den Hl.Geist.
Von ihnen führen Gnadenstrahlen nach unten. Dort steht vor
dem Mosaikhintergrund eine große Madonnenfigur.
Sie wurde im Jahre 1955 von der Pfarrei Tacherting erworben.
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Madonna
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Maria ist mit
einem roten Kleid und einem blauen Mantel bekleidet. Sie tritt mit
ihrem rechten Fuß auf den Kopf der Schlange, die die Welt
umschlungen hält. Das Haupt Mariens ist von Sternen umkränzt.
Diese Figur entspricht den Textstellen aus der Geheimen Offenbarung
(Offb.12,1) und dem Alten Testament (Gen 3,15). Maria, von der Sonne
umkleidet, den Mond zu ihren Füßen, ist die neue Eva,
die der Schlange den Kopf zertritt.
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Hinweis: Rot und
Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen
Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung. Im Mittelalter
brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli.
Die Schlange symbolisiert die Erbsünde und in weiterer Folge
das Böse allgemein. Dieses Bildmotiv mit der Schlange ist erst
seit dem 17. Jh. nachweisbar. Als nach der Reformation auf protestantischer
Seite Christus mit dem Fuß auf dem Kopf der Schlange dargestellt
wurde, übertrug Papst Pius V. (1566-1572) im Zuge der Gegenreformation das Thema dogmatisch auf Maria ("Maria zertritt mit Hilfe
von Christus die Schlange") und setzte diese Darstellung in den katholischen Kirchen bildlich durch. Immaculata-Madonnen sollen auch an
die unbefleckte Empfängnis Mariens erinnern. Papst Pius IX. verkündete
1854 das Dogma, dass Maria wie Jesus von der Erbsünde befreit
gewesen sei. Die evangelischen Christen lehnen das Dogma ab. |
Auf dem rechten
Seitenaltar steht der silberne Tabernakel,
den 1953 der Bildhauer Roland Friedrichsen aus München fertigte.
Auf ihm sind außen Reliefs von Maria und dem Erzengel Gabriel
sowie die Worte "VERBUM CARO FACTUM EST" (das Wort ist Fleisch
geworden) aus dem Beginn des Johannesevangeliums eingraviert.
Auf der Innenseite der Türflügel ist der Text "SANCTUS SANCTUS
SANCTUS DOMINUS DEUS SABAOTH (Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der
Heerscharen)" zu lesen. |
Tabernakel
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Hinweis:
Roland Friederichsen wurde 1910 in Greifswald geboren. Er
studierte in München u.a. bei Olaf Gulbransson und bei Adolf
Schinnerer.
Friederichsen war Gestalter von Kirchenräumen und Schöpfer
zahlreicher sakraler Kunstwerke. Er starb 1992 in München.
Im Landkreis Dachau stammen neben dem Tabernakel in Sankt Anna auch
noch die Kreuzwegstationen in Heilig Kreuz von ihm.
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Chorbogen
Links neben dem Altarauszug sind am
Chorbogen die Figur des auferstandenen Christus und ein Kreuz mit der Jahreszahl
1952, dem Erbauungsjahr
der Kirche, angebracht. Christus
hält einen Kreuzstab in der Hand. Seine rechte Hand hat er zum Segensgruß
erhoben; zugleich zeigt er so seine Handwunde.
Auferstandener
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Hinter
der Jahreszahl sind der Grundstein der Kirche und eine Kassette mit
der Urkunde zur Grundsteinlegung eingemauert. Neben der Urkunde befinden
sich in der Kassette:
ein Katechismus,
eine Bibel,
drei einheimische Zeitungen (Münchner Kirchenzeitung,
Mch.Merkur und SZ),
ein Satz gültiger Briefmarken der Bundesrepublik,
ein Satz gültiger Münzen und
die Baupläne von der Kirche. |
Erbauungsjahr
1952
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Der Urkundentext hat folgenden Wortlaut:
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"Urkunde
zur Grundsteinlegung der Kirche zur hl. Mutter Anna in Karlsfeld.
150 Jahre, nachdem in Karlsfeld der erste Ansiedler sich niedergelassen
und seelsorgerlich der Pfarrei
Feldmoching
unterstellt wurde;
50 Jahre, nachdem in Karlsfeld von dem Realitätenbesitzer Ignaz
Ludl und seiner Ehefrau Anna die Kapelle
gebaut wurde;
als seine Heiligkeit, Papst Pius XII., im 14. Jahre Seines Pontifikates
die Kirche Gottes glorreich regierte;
als nach seinem Ableben Seiner Eminenz des Hochwürdigsten Herrn
Kardinals Michael von Faulhaber, der
35 Jahre in sturmvoller Zeit auf dem Stuhle
des heiligen Korbinian saß, der Kapitularvikar Ferdinand
Buchwieser die Erzdiözese leitete;
als der Hochwürdige Herr Jakob Sturm, Geistlicher Rat, die
Stadtpfarrei St. Peter und Paul in München-
Feldmoching seit 1933 innehatte;
als nach dem zweiten Weltkrieg Deutschland in zwei Hälften
geteilt - Bundesrepublik mit englischer,
französischer und amerikanischer Besatzung
und Deutsche Demokratische Republik mit russischer Besatzung;
als Bundespräsident der Bundesrepublik Professor Theodor Heuß
war;
als Bayern unter der Herrschaft der amerikanischen Besatzungsmacht
stand;
als das Amt des Ministerpräsidenten von Bayern in den Händen
von Dr. Hans Ehard lag;
als die Gemeinde Karlsfeld geleitet wurde von dem Bürgermeister
Georg Eichinger,
wurde am 20. Juli 1952 der Grundstein zu dieser Kirche gelegt.
Die Weihe des Grundsteines vollzog der Hochwürdigste Herr Weihbischof
Dr. Anton Scharnagl.
Der Bau der Kirche war zu einer seelsorgerlichen Notwendigkeit geworden,
nachdem durch die Niederlassung der
Bayerischen Motorenwerke jenseits der Würm,
Karlsfeld eine rasche Aufwärtsentwicklung genommen hatte.
Die Pläne für den Kirchenbau fertigte der Münchner
Architekt und Regierungsbaumeister F. Haindl.
Bauherr ist die Kirchenverwaltung St. Peter und Paul in München-Feldmoching.
Finanziert wird das Bauprojekt vom Diözesansteuerverband der
Erzdiözese von München und Freising, der gegenwärtig
unter der Leitung des Hochwürdigsten Herrn Domkapitular Franz
Stadler steht.
Als Leiter des Baubüros ist Baurat Otto Frank bestellt. Mit
der Ausführung der Maurerarbeiten wurde der
Bauunternehmer Otto Reischl von Dachau
betraut. Die Zimmermannsarbeiten wurden dem Zimmermeister
Franz Past in München-Feldmoching
übertragen.
Zur Feier dieser Grundsteinlegung sendet der Völkerapostel
Paulus der Gemeinde Karlsfeld eine Botschaft des
Heiles: "Fest steht der Grundbau Gottes
und er hat die Siegel: Gott kennt die Seinigen und es stehe ab
von Ungerechtigkeit jeder, welcher den
Namen des Herrn anruft" (2. Tim. 2, 19)."
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Altes
Taufbecken
Taufbecken
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Vor dem linken
Seitenaltar steht das 1961 errichtete achteckige Taufbecken.
Er wird seit der Installation des neuen Taufbeckens in der Mitte
der Kirche (auf dem roten Teppich) nicht mehr genutzt. In seine
Seitenwände sind christliche Symbole (Fisch und Brot, Kreuz
und Ringe, Kelch und Hostie, Ölzweig, Schwert, Waage, Geistzungen)
eingraviert. Den Deckel ziert die Figur einer Taube.
Hinweis: Die Taufe
der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt,
überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden
war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man
dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe
weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter
Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die
Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein.
Es hat in der Regel eine achteckige Form, weil die Zahl acht und
das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft
angesehen werden.
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Osterkerze
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Neben dem Taufbecken ist am
Chorbogen eine weitere Heilig-Geist-Taube angebracht. Davor steht
die Osterkerze, die
bei der Taufe in das Taufwasser getaucht wird. Auch sie ist mit
Ikonen-Wachsmalerei verziert.
Die Osterkerze ist eine besonders große und geschmückte Kerze,
die in der Osterzeit im Altarraum, in der übrigen Kirchenjahreszeit
beim Taufstein steht. An ihr wird die Taufkerze entzündet. In der
Osternacht wird die Kerze geweiht und am Osterfeuer entzündet. Anschließend
wird sie in die dunkle Kirche getragen, und die Kerzen der Gläubigen
werden an ihrer Flamme entzündet.
Die Osterkerze besteht aus
gebleichtem Bienenwachs. Erstmals erwähnt im Jahr 384, war
sie in den ersten Jahrhunderten nur mit Blumen und Blättern,
seit dem 9.Jh. mit dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen
Alphabets (Alpha und Omega) geschmückt. Die fünf
in Kreuzesform angebrachten roten Wachsnägel, die an die Wundmale
Jesu erinnern, und die jeweilige Jahreszahl sind Zutaten aus neuerer
Zeit.
In dem reinen "Leib" der Kerze aus teurem Bienenwachs
sah man ein Sinnbild für die menschliche Natur Christi oder für
seinen verklärten Leib nach der Auferstehung, während man die Flamme
als Zeichen seiner göttlichen Natur auffasste. Die Flamme sollte
nicht mehr von brennenden, übelriechenden Tierleibern genährt werden,
sondern von reinen, wohlriechenden Elementen (Bienenwachs, Öl und
Papyrus für den Docht).18)
Wenig bekannt ist, dass die Osterkerze einen Bezug zur Jungfräulichkeit
Mariens hat. Die Verbindung schafft die "jungfräuliche"
Biene, die das Material der Kerze, das Bienenwachs erzeugt. Papst
Gelasius (492-496) formulierte für die Osterkerze ein
poetisches Weihegebet, das einem Hymnus gleicht:
17)
|
"Sie
ist nicht durch fleischliches Fett befleckt, nicht durch eitle
Salbe besudelt, nicht mit unheimlichem Feuer in Berührung
gewesen. ... Die Bienen sind nicht üppig im Verbrauchen.
Überaus keusch ist ihre Fortpflanzung. Sie zaubern ihre
Zellen hervor, indem sie mit einer Flüssigkeit, dem Wachs,
die Mauern aufführen... Mit den Füßen lesen
sie die Blumen ab und keinerlei Schaden kannst Du auf den Blüten
finden. Die Nachkommenschaft lesen sie mit dem Munde auf, sie
kosten aber nichts davon... die Jungfrauschaft ist bei ihnen
fruchtbar ohne eigentliche Geburt. Auf gleichem Wege in die
Welt zu kommen, würdigte sich er Herr, als aus Liebe zur
Jungfrauschaft sein Ratschluß feststand, eine leibliche
Mutter zu haben". |
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An der südlichen Seitenwand
hängt ein großes Kruzifix.
Es ist das frühere Altarkreuz und erinnert zudem an die Volksmission,
die 1960 in der Pfarrei abgehalten wurde. In der Fastenzeit wird
es wieder im Altarraum angebracht. Es hängt dann vor dem violetten
Vorhang, der das Bild an der Chorrückwand überdeckt.
Am Korpus ist die Seitenwunde übrigens -anatomisch richtig,
aber ungewöhnlich- auf der linken Seite dargestellt. Soweit
mir bekannt, ist bei allen größeren Kruzifixen in den
Kirchen des Landkreises Dachau die Seitenwunde rechts platziert.
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Hinweis:
In den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den
Corpus des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus
am Kreuz als lebender und über den Tod triumphierender,
göttlicher Sieger mit geöffneten Augen und in aufrechter
Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa seit dem
12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten Gekreuzigten,
die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es von unseren
Kirchen kennen. |
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Missionskreuz
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die Kreuzwegdarstellungen
aus dem Jahr 1961 wurden von dem aus Habsthal stammende Maler Benedikt
Gröner/München in Sgrafitto-Technik (Kratztechnik) auf Putz
erstellt. Die einzige Farbe ist das Gold des Heiligenscheins von Jesus,
seiner Mutter Maria und des Apostels Johannes (von Gröner dürften
auch Kreuzwegstationen in der Christkönigkapelle des Altenheims Marienstift
stammen). Schon 1929 malte er die Deckengemälde in Rulfingen.
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Hinweis: Die Kreuzwegbilder sind die einzelnen
Stationen von Kreuzwegandachten. Diese Andachten entstanden, als das Heilige
Land von den Arabern besetzt wurde und deshalb Pilgerfahrten dorthin nicht
mehr möglich waren. Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzwegstationen
und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
Apostelkreuze und -leuchter
Neben
den Kreuzwegbildern sind die Apostelkreuze
in die Wand eingelassen; darüber sind die Apostelleuchter aus
Schmiedeeisen angebracht.
Hinweis: Die Apostelkreuze und -leuchter erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Die Apostelleuchter werden bei der Einweihung der Kirche und an hohen
Festtagen angezündet. |

Apostelkreuz
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Kirchenbänke
Die Kirchenbänke
haben ihre besondere Geschichte: in den ersten drei Jahren nach
dem Neubau standen nur vier Sitzbänke in der Kirche. Als
1955 im Forst des Bruders von Pfarrer Mühlhauser ein gewaltiger
Sturm wütete, war dies "ein Fingerzeig des Himmels":
aus einem Teil der umgerissenen Baumstämme kam das Holz
für die Kirchenbänke -als Geschenk. |
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Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang des Christentums an in
den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder
bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache
gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Im 16.Jh. sind
zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet worden,
weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen
größeren Raum einnimmt. Die katholischen Kirchen zogen erst
später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen
zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden mussten. |
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Figuren im Kirchenschiff
Gegenüber
dem Kruzifix ist an der nördlichen, linken Seitenwand, eine Figur
des hl. Thaddäus
mit einer Keule unter dem Arm angebracht. Dieser Heilige war einer
der Jünger Jesu; er ist nicht zu verwechseln mit Judas, genannt
Ischariot, der Jesus verraten hat.
Judas Thaddäus wird im Neuen Testament nur einmal erwähnt
(Joh.14, 22) und zwar mit der Frage, warum Jesus seine Abschiedsrede
exklusiv den Jüngern und nicht der ganzen Welt offenbare.
Der Legende nach wirkte Judas nach Jesu Himmelfahrt in Babylon. Dort forderte er mit
Wundertaten die örtlichen Zauberer heraus, die Judas mit einer
Keule erschlagen ließen. |
Apostel
Thaddäus
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Antoniusreliquie
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Unter der Empore
steht eine Figur des hl. Antonius
mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Daneben ist ein kleines vergoldetes Kästchen in die Wand eingelassen,
in dem sich Reliquien des Heiligen befinden. In der Mitte der Frontplatte
befindet sich eine Medaille
mit einem Relief der Antoniusbasilika in Padua. Auf ihr ist die Umschrift:
"Ex Tunica S.Antnonii Patavini" (= aus dem Untergewand des
hl. Antonius von Padua) zu lesen. Der Text bezieht sich auf die Art
der Reliquie: sie ist ein Stück Stoff, das sich wahrscheinlich
im goldumrandeten Mittelpunkt der Medaille hinter Glas befindet. Unter
der Reliquie hängt das Echtheitszertifikat vom 27.Juli 2011.
Dies Reliquie kam (um 2012) durch die Initiative von Tadeusz Bortnik
nach Karlsfeld. |

St.Antonius
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Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in
Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien
danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien
versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige
und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit
seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener
Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein
Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem
Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie
verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
Seit 2005 steht an der Nordwand eine Figur des hl.
Gerardo auf einem Sockel. Die Figur wurde vom Verein "Muro
Lucano-Basilicata e Sostenitori", zu dem sich 27 aus der italienischen
Region Basilicata stammende Familien zusammengeschlossen haben, gestiftet.
Der hl. Gerardo ist Schutzpatron dieser Region.
St.Gerardo
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Zu Füßen der Heiligenfigur
steht eine Reliquienmonstranz,
die nach der Inschrift auf dem Cedula, dem kleinen Pergamentstreifen,
einen Knochensplitter von "St.Gerardo Maiella" enthält.
Der Heilige wurde als Gerardo
Maiella am 23. April 1725 in Muro Lucano als Sohn eines Schneiders
geboren. Er trat später in den Redemptoristenorden ein und
war dort als Mesner, Gärtner und Schneider tätig. Gerardo
starb am 16. Oktober 1755, mit 30 Jahren, an der Tuberkulose. 1904
wurde er heiliggesprochen. Weil er fälschlicherweise der Vaterschaft
eines Kindes beschuldigt worden war, wird er als Helfer in allen
Schwierigkeiten, die mit der Geburt zusammenhängen, angerufen.
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Reliquienmonstranz
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Orgel
Die Orgel
wurde 1978 angeschafft. Vorher wurde der Gesang der Gemeinde
auf einer elektronischen Orgel begleitet, die als Vorführmodell
kostenlos überlassen worden war. |
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Die
Orgel wurde von Günter Ismayr aus Bernried errichtet.
Sie
besitzt eine mechanische Schleiflade, eine elektrische Registertraktur,
3 Manuale und 20 Register
21),
22)
Von Ismayr stammt auch die Orgel in Palsweis
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Disposition der Ismayr-Orgel von 1978
Hauptwerk (C-g'''): Prinzipal 8' Rohrflöte 8' Oktave 4'
Quinte 22/3' Oktave 2' Terz 13/5' Mixtur 4f 11/3' Trompete 8'
Positiv (C-g'''): Gedackt
8' Salizional 8' Prinzipal 4' Koppelflöte 4' Nachthorn 2' Quinte
11/3' Zimbel 3f 1/3' Oboe 8' Tremulant
Pedal (C-f'): Subbaß
16' Offenbaß 8' Choralbaß 4' Fagott 16'
Koppeln:
Koppelmanual (I), Koppeln II/P, III/P, 3
freie Kombinationen, Tutti
Allgemeines zur Orgel -
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum
Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen
bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine
Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt
und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes
bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher
meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus,
deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt
sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch
die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.
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St.Anna-Ikone
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Eine St.Anna-Ikone
wird seit 1993 an der Außenwand über der südlichen
Eingangstüre nachgebildet. Sie zeigt St.Anna mit ihrem Enkelkind
Jesus im Arm. Daneben steht Maria, die ein Modell des jüdischen
Tempels in ihrer Hand hält. Im Hintergrund Bibelzitate in hebräischer
Schrift, die an die Verheißung Nathans für ein "Haus
des Messias" erinnern (2 Sam7,13) |
Hans Schertl
Quellen:
01)
Caroline Schrank, Karlsfeld-ehemalige
Mooskolonie seit 1802-, 1984
02)
Liebhart/Pölsterl, Die
Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
03)
www.karlsfeld.de/docs/kirchen
04)
Mühlbauer/Lobe/Blaschke/Rottmann, Chronik der Pfarrei St.Anna Karlsfeld,
1978
05)
Unser Dachauer Land, Beilage
der Dachauer Nachrichten vom April 1998
06)
Unser Dachauer Land, Beilage
der Dachauer Nachrichten vom Oktober 1998
07)
Dachauer Nachrichten vom 26./27.4.2003,
vom 29.4.2003
08)
Dachauer SZ vom 21.9.2005,
16.8.2006
09)
Internetseite der Kirche Sankt
Anna, 2012 (www.sankt-anna. de)
10)
Dachauer SZ v.20./21.4.2013
(gut 32m)
11)
Ilse Oberbauer in Dachauer
SZ vom 26.4.2013
12)
Dachauer Nachrichten vom 26.4.2013
13)
Paul Brandt, Dachauer Nachrichten
vom 27.1.2016
14)
Sammlung des Architekturmuseums
in der Pinakothek der Moderne in München, 2016 (Haindl)
15)
Internetseite des Pfarrverbands
Karlsfeld, Zugriff 2016 (Geschichte)
16)
Pfr. Robert Krieger, Chronik
"50 Jahre Sankt Anna Karlsfeld", 2007
17)
Sigrid Gensichen, Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss
Favorite Rastatt, 2018
18)
https://de.wikipedia.org/wiki/Osterkerze
19) Heimatforscher Volker Laturell,
München, "Geschichte der Pfarrei Feldmoching" 2018, S.263
20)
Informationen aus den Gemeinden und der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung
der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
21)
Dekanatsmusikpfleger
Andreas Bick, Orgeln_und_Kirchenmusiker_in_Dekanat_Feldmoching,
2021
22) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
23) Anna Schwarz, Gemeinsam hämmern
im Hause des Herrn, Dachauer SZ vom 12.1.2023
24) Verena Möckl, Von der Stolperfalle
zum Unikat, Dachauer Nachrichten vom 7./8.1.2023 (Taufbecken)
25) Verena Möckl, Probleme
bei der Kirchenrenovierung, Dachauer Nachrichten vom 1.9.2023 (Renovierung23)
26) Horst Pajung, Karlsfelder laßt
Euch Zeit zum Sterben, "Historische
Zeitreise", Beilage der Dach.Nachrichten v.31.7.2023
27)
Statistik
des Erzbistums München und Freising, 2024 (Katholiken 2023)
28) Verena Möckl, Pfarrverband
in der Glaubenskrise, Dachauer Nachrichten vom 9.9.2024 (Pfr.Rümmler)
47 Bilder:
Hans Schertl
12.9.2024
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