Bründl-Kirche
Mariä Namen in HAIMHAUSEN

Adresse: 85778 Haimhausen, Unterer Bründlweg
(dort nach den Sportplätzen rechts)
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die 1734 errichtete
Gotteshaus steht einen Kilometer von der Pfarrkirche Haimhausen
entfernt im Breitholz, am Hang oberhalb der Amper, in der Nähe
der Sportplätze. Es zählt zu den beliebten und viel besuchten
Andachts-stätten des Dachauer Landes.
Seit 2000 ist die frühere Kapelle offiziell eine Filialkirche
der Pfarrei Haimhausen. Ihr Festtag (früher 15.8.) wurde auf
den 12.September (Mariä Namen) festgelegt.
Die heutige Kirche über
dem Bründl, einer Quelle, wurde 1734
an der Stelle einer hölzernen Kapelle vom Hofmarksherrn Karl
Ferdinand Maria Reichsgraf von und zu Haimhausen errichtet.
Die Kapelle war damals über eine Sichtachse mit dem Schloss
verbunden, die inzwischen aber durch Baumwuchs nicht mehr zu erkennen
ist.
In den letzten Jahrzehnten, zuletzt von 1997 bis 2000, wurde die
Kirche von Grund auf renoviert und
neu ausgestattet, nachdem 1974 die gesamte Inneneinrichtung geraubt
worden war.
Der kleine
Kirchenbau mit den Aus-maßen 12 mal 6,5 Metern ist
mit einem Blechdach bedeckt. Die Außenmauern sind durch
gelb gestrichene Lisenen gegliedert.
Die Kirche besitzt einen rechteckig schließenden Altarraum.
Über der West-seite sitzt ein Dachreiter mit Zwiebel;
in ihm hängt ein 40 cm hohes Glöckchen.
Größe und Form der Kapelle sind über die 300
Jahre ihres Bestehens unverändert geblieben.
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am Hochaltar
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Die Kapelle war 1734 über dem
Bründl erbaut worden. Deshalb lagen die Quelle und die (seit 1888)
eingerichtete Lourdesgrotte innerhalb des Bauwerks
im Chorraum. Erst 1934 hat man beide aus Platzgründen nach außen
verlegt. Dort, an der Nordwand, entspringt nun die Quelle, die dem Kirchlein
den Namen gegeben hat und von dessen Wasser sich die Wallfahrer eine Linderung
ihrer Augenleiden versprachen.
Das Gebäude
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In
der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Haimhausen wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "einschiffig
mit eingezogenem Vorjoch und Rechteckchor, Giebelreiter, 1734 erbaut"
Innenausstattung
Die Decke
der Kapelle ist korbbogenförmig gewölbt. Die Wände werden
durch ein umlaufendes Gesims horizontal und durch Lisenen
vertikal gegliedert. Vier große rechteckige Fenster erhellen den
Raum wegen der umstehenden hohen Bäume nur mäßig.
Der
durch Wendelsäulen gestützte Choraltar
/Hoch-altar stammt aus spätbarocker Zeit um 1740/50
mit späteren Veränderungen.
Optischer Mittelpunkt ist das große Altarbild
von Dietrich Stalmann aus München (2001) mit der in den Himmel
emporgehobenen Maria. Für dieses Bild stand eine Maria Immaculata
des spanische Barockmalers Bartholomé Esteban Murillo Pate.
Das Bild in Haimhausen ist eine Fotografie des spani-schen Bildes,
das vom Künstler mit Acrylfarben übermalt wurde. In der
gleichen Technik ist auch das Bild des hl.Josef mit dem Jesuskind
auf dem Arm, gestaltet, das bis 2021 den Altarauszug schmückte.
Seither ist dort ein Bild des hl. Albertus, ebenfalls von Dietrich
Stalmann gemalt, angebracht.
Das Marienbild wird flankiert von Figuren
der Heiligen Joachim (links) und Anna (rechts), die
Stefan Preisl aus Oberammergau nach einem Foto der 1974 gestoh-lenen
Figuren nachgeschnitzt hat.
Spiritueller Mittelpunkt des Altars ist die Nachbildung des Gnadenbilds
der Muttergottes aus Ettal, das früher neben der Quelle Ziel
einer kleinen Wallfahrt war.
Die neuen Ausstattungsstücke,
die nach dem Jahr 2000 erworben wurden/werden, stehen unter dem
Leitthema des hebräischen Buchstabens "T"
(Tau), mit dem der Prophet Ezechiel die Auserwählten Gottes
kennzeichnete. Der Buchstabe steht seit alters her für die
besondere Beziehung zu Gott. Zu diesen neuen Ausstattungsstücken
zählen der Ambo, der Priestersitz, die Apostelleuchter und
der Beichtstuhl.
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Vergrößerung der
Altarbilder und -figuren per Mouseklick
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Die zehn großen Apostelbilder
aus der Mitte des 18.Jh. sind eine Dauerleihgabe der Pfarrei St.Martin
aus München-Moosach.
Die 14 Kreuzwegstationen haben die Form
kleiner Bronzereliefs.
Im hinteren Teil werden Votivkerzen
und -in einem Schrank gesichert- Votivtafeln und Votivgaben aufbewahrt,
soweit sie 1974 nicht gestohlen wurden. Davor steht eine Opferkerzenbank,
in die mitgebrachte Kerzen eingesteckt und angezündet werden können.
Die Kapelle wurde in den Jahren
1887/88, 1934 und 1997/2002 (Gesamtrestaurierung) renoviert.
In den Sommermonaten Mai -Okt. wird
jeden Sonn- und Feiertag um 14 Uhr ein Rosenkranz gebetet.
Das Kirchlein ist an diesen Tagen von 14 - 16:30 Uhr geöffnet.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
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Allgemeines
zu Brunnenkapellen:
Unter den zahlreichen Kapellen, die sich im gesamten bayerischen Raum
verstreut finden, gibt es die besondere Gruppe der sogenannten Bründl-Kapellen.
Oft versteckt an Wald- und Feldwegen oder auf Wiesen fassen sie das
Wasser heiliger Quellen und sind Ziel vieler Wallfahrten und Bittgänge.
Der größte Teil dieser Quellen ist der Muttergottes geweiht,
die schon in der hochmittelalterlichen mariologischen Deutung des
Hoheliedes als "gottesempfangende Quelle des Heils" oder
"Lebensbrunnen" bezeichnet wird. Aufgestellte Marienbildstöcke
an diesen Orten wurden meist bald durch Kapellenbauten ersetzt, in
denen Gebete um Schutz und Gesundung von Krankheiten aller Art für
Mensch und Tier vorgebracht wurden. Von den wundersamen Heilungen
nach Waschungen oder dem Trinken des Wassers berichten noch heute
zahlreiche gestiftete Votivtafeln. 25)
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Geschichte
Eine Bründlkapelle
in Haimhausen wurde 1715 erstmals erwähnt. Damals standen neben der
Quelle ein Bildstock, der eine etwa 20 cm hohe Nachbildung des Gnadenbildes
von Ettal aus Ton zeigte. Eine Bretterhütte bot den Wallfahrern Schutz
vor dem Wetter. Viele Gläubige
pilgerten zu dieser Quelle und baten um göttlichen Beistand, vor
allem bei Augenleiden. Bald wurde eine hölzerne Kapelle über
der Quelle und dem Bildstock errichtet, die aber schon nach kurzer Zeit
wegen des starken Anstiegs der Pilgerzahl zu klein wurde.
So beschloss Graf Karl Ferdinand Maria von Haimhausen im Jahr 1734,
eine feste Kapelle aus Stein zu bauen und ließ diesen Beschluss
auch sogleich in die Tat umsetzen. Die Kapelle war damals über eine
Sichtachse mit dem Schloss verbunden, die inzwischen aber durch Baumwuchs
nicht mehr zu erkennen ist.
Antrag auf Messlizenz 1735
Schon ein Jahr später
war die Kapelle fertig und Pfarrer Rucklinger konnte mit Schreiben vom
5. Mai 1735 den Bischof um die Erteilung einer Messlizenz in der Bründlkapelle
bitten:
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"Eur Hochfrtl.Drtl.
(= hochfürstliche Durchlaucht) habe [ich] in aller Unterthenigkeit
berichten wollen, wasgestalten vor albereit 20 Jahren in meiner Pfarr
ein erdtenes (=tongebranntes) Maria bild -formam Patronae Ettalensis
referens- (= ein Ebenbild der Ettaler Schutzfrau) in einem
Bildstockh bey einem Brünnl stehent mit guett. 1a wunderthaten
also zuleichten angefangen, daß hierdurch die leuth von weit
entlegnen orthen hergezogen in verschidenen schweren anligen ungemeine
hilf gefunden, wie solches die häuffig aufgehenckte anathemata
(= Votivgaben) mäniglich vor augen legen. darumb man ein
hütten von pretern aufgeschlagen, damit die ankommente Wallfahrter
und andere bey yblen wetter desto bequember ihr andacht verrichten
Kunten. Da aber dises hölzene häuslein gänzlich nidergefallen,
ist vor einem Jahr (=1734) auß dem Stockhgefäll
(= Opferstockgeld), und guetthätigkeit hiesigen Herrn Grafens
(= Carl Ferdinand Maria Reichsgraf von und zu Haimhausen),
wie auch der umbligenten Nachbarschafft an statt dessen ein zierliche
Capelen von steinen aufgefihrt worden. Wan nun der zuegang immerdar
gresser wird, und iederman höchstes verlangen traget, daß
an disem gnadenort auch das heyl. Messopfer mechte gehalten werden." |
Bericht von Jacob Prämer aus Fürholzen 1735
Den ersten Bericht über die Kapelle können wir einem Schreiben
des Kämmerers Jacob Prämer aus Fürholzen entnehmen, der
vom Bischof zur Inspektion geschickt worden war. Er schrieb am 3. Juni
1735:
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" Hochwürdiger
Durchlauchtigster Herzog und Reichs Fürst, genedigster Herr.
Auf unterm neunten verflossenen Monaths May (9.5.1735) genedigst an
mich erlassenen ... aber hinach erst mir von Herrn Pfarrer zu Haimhausen
eingelieferten geistlichen Raths befelch (=Befehl) habe also
gleich ohne Anstand den zweiten currentis Mesis (=2.Juni) den Augenschein
by der sogenannten Haimhauserischen Brundl Capellen eingenommen.
Dise Capell ist ganz neu, schen und guet und zwahr nit gar khlein,
erst vergangnes Jahr, wie besagter Herr Pfarrer in seiner unterthenigist
ybergeben (=übergebenen) Supplic (=Bittschrift)
angemörkhet (=anmerkte), mittls von dasigen hh. Grafen
hiezue hergeschenkhten stainen, mehristen Kalch, holz und Eisen mitt
einem schenen Cupl, Türml und Tür versechen (=versehen)
von ihme ericht und erbauet worden. In diser Capellen bezaiget sich
ein von Bildthafner Arbeith, Erdenes mit Öel farben gefastes
bey einer khleinen spann heche (= kleine Spanne-20 cm) Maria
Ettaler Bildtlein, Welches auch meinem guetten Wüssen und allgemainer
red nach mit villen schenn remarcablen Beneficiis (= mit bemerkenswerten
Wohltaten) Leichtet (=sich hilfreich zeigt), und derowegen
bey sehr villen Leithen in grosser Andacht gehalten würd..".
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Schon am 6.Juni 1735 erteilte der Bischof
die Messlizenz und erlaubte damit das Feiern der hl.Messe in der Kapelle.
Schmidt'sche Matrikel
1738/40
01)
In den Jahren 1738 bis
1740 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese
Freising und beschrieb sie in der nach ihm benannten
Schmidt'schen
Matrikel
. Bei der Pfarrei Haimhausen wird auch die "Capella Beatae Mariae
Virginis in Braidt-Holz bey dem Pründl" erwähnt, die nur
wenige Jahre vorher errichtet worden war.
In deutscher Übersetzung heißt dort: "Diese neue Kapelle
ersetzt einen vorherigen Holzbau. In ihr hängt ein viel verehrtes
Marienbildnis mit einer Vielzahl verzierter Opfergaben. Die aus Backsteinen
erbaute Kapelle ist eine Schenkung des erlauchtigsten Grafen Karl von
Haimhausen".
1789 "wurde in der Bründl Kapelle, wegen vielfallenden Opfer,
ein Opferstock errichtet, und dafür dem Kistler (=Schreiner)
und Schlosser laut Schrein bezahlt: 12 Gulden und 50 Kreuzer."
Beschreibung
von 1874/80 02)
Die Bründlkapelle ist auch in der Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising enthalten, die der Dombenefiziat
Anton Mayer im Jahr 1874 verfasste.
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"Mariabrünn'l im
Breitholz, Wallfahrts-Capelle, über einer kleinen Quelle gelegen,
an schattiger Stätte, 1/4 Stunde von Haimhausen; erbaut statt
einer früheren hölzernen Capelle im Jahr 1734 vom Grafen
Carl v. Haimhausen. Moderner Stil. Wohthäter wenden die Baufälle".
Kuppel-Thurm mit 1 Glöckchen. Bened. Patr. D. hl.
Maria (von Ettal). 1 alt. p. Gottesd.: Im Sommer jeden Samstag hl.Messe.
Meßner: D.Lehrer v.Haimhausen".
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1887 hat man den Altar mit
den zwei Altarbildern neu gefasst und vergoldet; zudem wurde das Dach
mit Schindeln gedeckt.
Beschreibung 1900
In den Jahren 1900 und 1901 verfasste der Haimhausener Kaplan Hugo
Straßer unter dem Titel "Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria"
(=Neues und Altes aus der Pfarrei Haimhausen) eine umfangreiche
Pfarrbeschreibung. Im Abschnitt Nebenkirchen ist auch die Bründlkirche
aufgeführt. Wenn Sie am Text interessiert sind, klicken Sie hier...
Votivtafeln im Wald 1918
Votivtafeln
hier klicken
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Sehr interessant
ist eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1918, die sich im Ortsarchiv
der Gemeinde Haimhausen (www.ortsarchiv-haimhausen.org) befindet.
Auf dieser Schwarzweiß-Aufnahme sind vor dem Hintergrund der
Bründlkapelle Votivtafeln
auf Kreuzen und Brettern zu sehen, die im Wald oberhalb der Kapelle
zwischen den Bäumen im Boden steckten (klicken Sie zur Vergrößerung
auf das kleine Bild links).
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Beschreibung der Kapelle vor
1974
In der Altarmitte sitzt die Bründlmuttergottes, umgeben von
vier musizierenden Engeln. Darüber das Auszugbild mit dem hl.
Josef und dem Jesusknaben (1887).
Links und rechts vom Altar je ein aufgezogenes Bild von einem Meter
Höhe;
links die hl. Klara, rechts der hl. Franziskus.
Im Langhaus vorne: links der hl. Bruder Konrad (1934) und an den
beiden Seitenwänden Kreuzwegbilder
aus Bronze. Votivtafeln, Kerzen und Rosenkränze
befinden sich an der Rückwand.
An der rechten Seitenwand die beiden auf kleinen Sockeln und aus
Holz geschnitzten Figuren der Mutter Anna mit Maria und des
hl. Urban.
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Hinweise:
Anna war nach apokryphen
Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Mutter von Maria und
somit die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna
(1. Samuel 1-2) soll sie erst nach zwanzigjähriger
kinderloser Ehe ihr Kind Maria geboren haben. Deshalb wird sie
in der Kunst als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch
dargestellt. |
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Weihnachtstaler
2001
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St.Urban
wird als Schüler des Gallus genannt. Er soll im 7. Jahrhundert
bei
Heilbronn am Neckar gepredigt und den Weinbau gelehrt haben. Nach
der Legende errichtete er ein Kreuz, um das sich eine Weinrebe schlang.
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Kirchenraub
1974

alter
Choraltar
bis 1974
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1974 raubten unbekannte
Diebe die Kapelle gänzlich aus. Sie nahmen mit: das Altarbild,
(Maria Himmelfahrt), den Rokokoschrein des Ettaler Gnadenbildes, zwei
korinthische Säulen und die beiden Seitenfiguren vom Altar (Joachim
und Anna), 18 Votivbilder -das älteste mit 1758 datiert - sowie
viele Zierkerzen.
Nur das Auszugbild mit dem hl. Josef und dem Jesusknaben ließen
die Diebe zurück. Ein Votivbild von 1727 war schon bei der Bestandsaufnahme
von 1972 nicht mehr vorhanden und muss noch früher entwendet
worden sein. Ob das Gnadenbild selbst dem Diebstahl entging, weil
es außerhalb der Kapelle aufbewahrt war oder ob es auch zur
Beute der Diebe gehörte, konnte ich nicht sicher ermitteln.
Als Ersatz für das geraubte Altarblatt stifteten die Frauen des
Altenclubs eine Madonna aus Lindenholz vom Schnitzer Albl aus Oberammergau
(siehe rechts). |

Choraltar
v.1974-2001
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Bei
der Renovierung im Jahr 1977 hatte Bildhauer Held, der Sohn
des Haimhauser Schreinermeisters Held, den Altar
nach alten Rokoko-Vorlagen neu gefertigt. Die Gemälde stammten
aus dem 19.Jh. Assistenzfiguren stellten St.Anna und St.Joachim dar.
An den Wänden hingen noch zahlreiche, wunderschöne Votivtafeln,
die bis in Jahr 1758 zurückreichten. |

die
Kapelle vor der Renovierung |
Renovierung 1997-2000
In den Jahren
1997 bis 2000 wurde das Bauwerk generalsaniert, finanziell unterstützt
vom Förderverein, der bis 2014 bestand. Außen wie innen
wurde das barocke Erscheinungsbild wiedergewonnen.
Die Arbeiten umfassten die statische Sicherung, den Putz, den
Dachstuhl und die Dachbedeckung aus Schindelholz. Ein altes
Schindelfeld wurde dem Heimatmuseum übergeben, der es in
seinen Räumen ausstellt (Bild rechts). |
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Im Inneren wurde wieder ein
Gewölbe eingezogen, das seit einem Einbruch im Jahr 1974 verstümmelte
Retabel (Altaraufbau) neu entwickelt, gefasst und mit modernen
Gemälden bestückt. Bewusst einbezogen wurden die neu geschaffenen
Ausstattungsteile, etwa der Ambo oder die Altargemälde. Das Hauptgemälde
geht auf eine „Immaculata“-Darstellung des spanischen Barockmalers
Esteban Murillo zurück. Der ausführende Münchner Künstler Dieter
Stahlmann 2002 überarbeitete dafür eine Fotografie des Werkes mit
einer Acryl-Mischtechnik.
Zusätzlich hat
sowohl eine landschafts-architektonische wie denkmal-topografische
Erschließung der Umgebung der Kapelle stattgefunden.
Die Kosten beliefen sich auf
1,4 Mio DM, von denen mehr als die Hälfte vom Förderverein
übernommen werden mussten.
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Am 5. Mai 2002 wurde die Kapelle im
Rahmen eines Festgottesdienstes durch den Regionalbischof Haßlberger
eingeweiht und dabei in den Rang einer Filialkirche erhoben. Hauptfesttag
war bis 2002 Mariä Himmelfahrt am 15. August; seither ist es der 12.September
(Mariä Namen). Das Fest Mariä Namen wurde in der Katholischen
Kirche als Dank für die Befreiung Wiens von den Türken am 12.
September 1683 eingeführt.
Baubeschreibung
"Eine Viertelstunde von der Pfarrkirche
Haimhausen entfernt steht im Breitholz, am Hang oberhalb der Amper und der
Sportplätze über einer Quelle eine heute noch vielbesuchte Wallfahrtskapelle,
das Bründl" - so steht es in einer früheren Beschreibung
der Kapelle.
Die Außenmauern sind
durch gelb gestrichene Lisenen gegliedert.
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Der kleine
Kirchenbau mit den Ausmaßen 12 mal 6,5 Metern war früher
mit einem Schindeldach
bedeckt. 1988 wurde es durch ein Blechdach ersetzt.
Ein altes Schindelfeld wurde dem Heimatmuseum übergeben,
das es in seinen Räumen ausstellt (Bild links). 24)
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Die Kirche besitzt einen rechteckig
schließenden, etwas eingezogenen Altarraum.
Über der Westseite sitzt ein Dachreiter mit Zwiebel. Das mit
Schindeln gedeckte Türmchen verjüngt sich nach oben achteckig.
Oben ist es mit einem doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz
geziert. Diese Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene
Ursachen haben:
- Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet gebräuchlich
und verbreitete sichvon dort aus
im Laufe der Jahrhunderte auch über ganz Europa.
- Dies gilt wohl auch das berühmte Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh.
aus dem Osten über Dachau nach
Scheyern kam. Patriarchenkreuze auf den Türmen
unserer Gotteshäuser im Dachauer Land zeigen oft
besondere Bezüge zum Kloster Scheyern an, können
aber auch nur Zeichen sein, dass die Kirche im
Erzbistum München und Freising liegt.
In Haimhausen hatte das Kloster Scheyern Besitzungen. 20)
Hinter den vier Schallöffnungen
hängt ein 40 cm hohes Glöckchen aus Stahl mit einem
ca. 15 cm großen Marienbild.
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Lourdesgrotte
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An der Nordwand der Kapelle
befindet sich außen eine Lourdesgrotte,
mit einer Muttergottesstatue
aus dem Jahr 1888. (Weihe der Grotte am 1.Mai 1888 durch Pfarrer
Neureuther). 21)
Lourdesgrotten wurden
damals, 30 Jahre nach den Erscheinungen in Lourdes, in ganz Europa
gebaut. Die Grotte in Haimhausen ist -wie die meisten Lourdesgrotten
im Landkreis- mit Tuffsteinen ausgelegt; sie wird durch ein schmiedeeisernes
Gitter mit dezentem Rankenwerk (Fa.Bredl, Haimhausen) nach vorne
abgeschlossen.
Hierher, unter die Füße der Madonna, wird heute das
Wasser der kleinen Quelle geleitet, die früher Ziel vieler
Wallfahrer war. Vor allem Wallfahrer mit Augenleiden versprachen
sich Linderung: Schon im 18. Jahrhundert pilgerten sie zur Bründlkapelle.
Sie habe "Ein g'sunds Wassa' mit einer heilkräftigen
Wirkung", schrieb Alois Angerpointner, der Kreisheimatpfleger
im Jahr 1980, in der "Wallfahrtslegende von der Bründlkapelle".
Bis 1934 befanden sich Lourdesgrotte
und Quelle innerhalb der Kirche, an der linken Wand des Altarraums.
Dann wurden beide
wegen zu großer Enge nach außen verlegt.
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Die Kirche
war nicht nur Wallfahrtsziel von Einzelpersonen, sondern auch von organisierten
Pfarr-Kreuzgängen. So zum Beispiel aus der benachbarten Pfarrei Fürholzen;
dies berichtet Pfarrer Prechtl in seiner Chronik von 1887. 27)
Innenausstattung
Die Decke der Kapelle ist korbbogenförmig
gewölbt, mit kleinen Stichkappen
über den Fenstern. Die Wände werden durch ein umlaufendes Gesims
horizontal und durch Lisenen
vertikal gegliedert. Vier große rechteckige Fenster erhellen den
Raum - wegen der umstehenden hohen Bäume aber nur mäßig.
Choraltar

neuer
Choraltar
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Der in den Farben Rot, Grau
und Grün marmorierte Choraltar stammt aus spätbarocker
Zeit um 1740/50. Das Retabel
wird durch Wendelsäulen mit Komposit-Kapitellen,
glatte Säulen und Pilaster getragen. Darauf sitzt ein mächtiges,
vorkragendes Gebälk mit dem Auszug und zwei Ziervasen.
Allerdings wurden die
figürliche Ausstattung und die Farben des Altars bei der letzten
Renovierung um 2000 erheblich verändert. Neben der Anschaffung
neuer Assistenz-figuren und Altargemälde, hat man auch die
Marmorierung der Säulen und des Ante-pendiums, sowie die Form
der Kartusche über dem Altarblatt und den Tabernakel neu gestaltet.
Ein Bild des alten Altars können Sie zum Vergleich
hier öffnen....
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alter
Choraltar bis 1974 |

Choraltar v.
1974-2001
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Gnadenfigur
Kopie der Ettaler Madonna
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Mittelpunkt des Altars
ist der auf dem Tabernakel aufsitzende verglasten Schrein mit einer
Nachbildung des Gnadenbilds
der Muttergottes aus Ettal.
Die Originalfigur aus der Gründungszeit, die 1735 als mit Ölfarben
gefasste Terrakotta-Arbeit von ca. 30 cm Höhe
("von kleiner Spann") beschrieben worden war, wurde 1974
wohl zusammen mit einem Großteil der Einrichtung gestohlen.
Seit 1981 steht
hier auf dem Altar eine bemalte Schnitzfigur, die vorher viele Jahre
auf dem linken Seitenaltar der Kirche St.Martin in Amperpettenbach
ihren Platz hatte. 21)
Hinweis: Die Originalfigur
in Ettal wird seit Jahrhunderten als Frau Stifterin von Ettal verehrt.
Kaiser Ludwig der Bayer wollte als Erbauer des Klosters ganz in
den Hintergrund treten und der Gottesmutter seine Klostergründung
anvertrauen. Der Kaiser brachte die Figur aus kostbarem weißen
Marmor im Jahr 1330 aus Italien nach Ettal, wo sie über die
Jahrhunderte Ziel von Wallfahrern war. Die Figur in Haimhausen war
beim Kapellenbau 1735 schon vorhanden.
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Der Historiker
Prof. J. Sighart beschrebt die Muttergottesfigur von Ettal in seinem Buch
"Die mittelalterliche Kunst in der Erzdiözese Mch-Freising"
von 1855: 26)
Das Werk ist kaum über einen Fuß
hoch, von weißem (orientalischen) Marmor, von großer Würde
und fast klassischer
Schönheit. Die Gottesmutter wendet
sich dem am Schooße stehenden Jesuskinde voll Mutterfreude und Sehnsucht
zu. Das
Kind, halb von einem Tuch umhüllt,
ist dagegen zu dick und kurz, fast unförmlich. Wahrscheinlich stammt
dies Bild aus der
Schule des großen Nikola Pisano,
des Vaters der italienischen Skulptur."
Maria
Immaculata
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Über der Muttergottesfigur hängt ein großes Altarbild
von Dietrich Stalmann aus München (2001). Es zeigt die in den
Himmel emporgehobenen Maria. Für dieses Bild stand eine Maria
Immaculata des spanische Barockmalers Bartholomé Esteban Murillo
Pate. Das Bild in Haimhausen ist eine Fotografie des spanischen Bildes,
das vom Künstler mit Acrylfarben übermalt wurde.
Von 1974, dem Jahr des Kirchenraubes, dem auch das Altarblatt zum
Opfer fiel, bis zur Renovierung 2001 stand an der Stelle des heutigen
Bildes eine Muttergottesfigur, die
der Altenclub Haimhausen bei einem Holzschnitzer in Oberammergau unmittelbar
nach dem Raub in Auftrag gegeben hatte. 21)
Stalmann wurde 1961 geboren, studierte in Würzburg Kunstgeschichte,
machte in München eine Ausbildung zum Restaurator und ist seit
1991 freischaffender Künstler. Seine Werke sind in verschiedenen
Kirchen zu besichtigen. Bei seinen Werken dominiert die Sprache der
Farben, so wie sie in der Symbolik der traditionellen Ikonenmalerei
stehen.
Weiß und Gelb: Morgenlicht, Geburt und Auferstehung
Blau: Glaube, Treue und Erlösung sowie Erwartung und Transzendenz
Rot: Menschen, Liebe Leid.
Mischfarben bündeln die Symbolkraft. 22
)
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Auszugsbilder

bis
2021: St.Josef
seit 2021:
St.Albertus Magnus
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Im Altarauszug befand
sich bis 2021 ein Bild des hl.
Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm vom selben Maler (2002).
Er gestaltete es in der gleichen Technik wie das Altarblatt. Das
Bild wird von zwei Ziervasen eingerahmt. Das fotografierte (barocke)
Originalbild von St.Josef stammt übrigens aus der Schweiz.
Die Spitze des Altars wird von einer großen, vergoldeten Muschel
gebildet.
2020 hat die Pfarrei Haimhausen
entschieden, dass nun ein Bild des hl.Bischofs Albertus
Magnus den Auszug des Hochaltars zieren soll. Der Austausch
der Gemälde sollte im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes
stattfinden; dies war aber wegen der Covid19-Einschränkungen
nicht möglich. So wurde das neue Gemälde im Mai 2021 im
Rahmen einer kleinen Feier gesegnet (Bild
siehe hier....)
Von dieser Feier im Wald vor der Kapelle hat die Pfarrei einen sehenswerten
Film auf Youtube eingestellt. Wenn Sie ihn sehen möchten,
klicken
Sie hier...
Der frühere Bischof von Regensburg Albertus Magnus nimmt in
der Bründlkirche eine besondere Stellung ein, weil dort im
19.Jh. eine der wenigen Alberti-Tafeln im Dachauer Raum hing. Mehr
zur Albertitafel siehe hier...
Das neue Aufsatzbild mit Albertus wurde -schon 2002- ebenfalls von
Dietrich Stalmann in Acryl-Mischtechnik auf Fotografie gemalt. Grundlage
ist ein mittelalterliches Gemälde. "Dieses gegenständliche
Portrait verbindet sich hier mit einer ungegenständlichen Malerei",
schreibt die Pfarrei 22) .
"Durch die vielschichtige Abstraktion wird das Gemälde
seiner Alltäglichkeit enthoben und transzendiert. Das mystische
Erscheinungsbild ist prägend für Ausdruck und Aussage
des Gemäldes. Aus dunklen Tönen - schwarz, violett, rot-
blickt ein Gesicht dem Betrachtenden entgegen, das von innen her
leuchtet, eingerahmt in gold/gelb, der Farbe des Göttlichen,
dominiert vom Rot, der Farbe der Liebe. Zudem spielt das Licht eine
gewichtige Rolle, das an vielen Stellen in leuchtenden Farben durchbricht
und so dem Bild Tiefe verleiht. Licht hat immer auch eine göttliche
Dimension". 22)
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Hinweis:
Albertus Magnus wurde um 1200 in oder bei Lauingen a.d.Donau geboren.
Er entstammte dem niederen Staufischen Dienstadel. 1223 trat er in
den Dominikanerorden ein. Von 1243 bis 1248 lehrte er an der Sorbonne
in Paris; einer seiner Schüler war Thomas von Aquin (1225-1274).
Ab 1248 leitete er die Kölner Klosterschule, die Vorgängereinrichtung
der Universität Köln. In den Jahren 1260-1262 war er Bischof
von Regensburg. Als solcher ist er im Altarauszug in der Bründlkirche
abgebildet. Später war Albertus als Kreuzzugsprediger, als Hochschullehrer
in Würzburg, Straßburg und Köln unterwegs. 1274 trat
er beim 2.Konzil von Lyon auf. Albertus Magnus starb am 15.11.1280
im Dominikanerkloster Hl.Kreuz in Köln.
Auf die Kanonisierung musste er relativ lange warten: Seligsprechung
1622 und Heiligsprechung: 1931.
Albertus ist seit 1941 Schutzpatron der Naturwissenschaftler.
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Zwischen
den beiden Altarbildern ist eine Schriftkartusche
mit Rokokorahmen und blauem Hintergrund angebracht. Der Text entspricht
dem Anliegen der meisten Pilger: "Maria hilf". Die Kartusche
hat -wie fast alle Kartuschen in Kirchen- eine unregelmäßig
Form; diese entwickelte sich aus einer Schnur, die ursprünglich
um Inschriften, Wappen und Namen geschlungen wurde. Deshalb sind die
meisten Einrahmungen von Kartuschen nicht rechteckig, sondern kurvig.
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Das Marienbild
wird flankiert von den auf Postamenten stehenden Heiligen Joachim
(links) und Anna (rechts),
den Großeltern Jesu. |
St.Joachim
und St.Anna
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Diese zeitgenössischen
Figuren aus Oberammergau wurden nach dem Raub der Einrichtung 1974
vom Altenclub Haimhausen gestiftet.
Der Künstler Stefan Preisl hat sie nach einem alten Foto nachgeschnitzt.
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Hinweis:
Nach dem Protoevangelium des Jakobus aus der 2. Hälfte des 2.
Jh waren Anna und Joachim die Eltern Marias und damit die Großeltern
von Jesus. Im 5. und 6. Jahrhundert wurden ihre Namen in Marienlegenden
weiterverbreitet. Besonders die Orden der Karmeliten und Kapuziner
förderten die Verehrung von Joachim und Anna. Die Vorgeschichte
beginnt demnach mit dem Elternpaar Joachim und Anna, die kinderlos
blieben. Joachims Altaropfer wies der Hohepriester zurück. Joachim
verbarg sich bei seinen Herden, ein Engel verkündete ihm, dass
er zu seiner Frau zurückkehren und ihr an der Goldenen Pforte
begegnen solle. Auch Anna, die trauernd ein Vogelnest mit den die
Jungen fütternden Alten betrachtete, erschien ein Engel, der
ihr trotz ihres hohen Alters Nachkommen verhieß. |
T-förmige
Ausstattungsgegenstände

Beichtstuhl
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Die neuen Ausstattungsstücke,
die nach dem Jahr 2000 erworben wurden/werden, stehen unter dem Leitthema
des hebräischen Buchstaben "T" (Tau), mit dem der Prophet
Ezechiel die Auserwählten Gottes kennzeichnete. Der Buchstabe
steht seit alters her für die besondere Beziehung zu Gott.
Zu diesen neuen Ausstattungsstücken zählt der in Blau und
Silber gefasste Ambo (siehe Bild oben), der in der Frontansicht
eine T-Form besitzt. Auch der Priestersitz und der Beichtstuhl
(traditionelle hölzerne Trennwand mit Kniebank) in der rechten
Chornische haben diese Grundform. |
Die Apostelleuchter
aus Stahl sind an den Außenwänden unter den Apostelbildern
angebracht. Sie haben einen T-förmigen Leuchterarm mit eingravierten
Apostelnamen und tragen zylindrische Öllampen. Die Apostelleuchter
sind nicht unmittelbar an der Wand befestigt, sondern werden in
kleine, an die Wand geschraubte Metallplatten mit kreuzförmiger,
vergoldeter Nut eingesetzt.
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Hinweis:
Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet
sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen
Jerusalems. |
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Apostelleuchter
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Der Weihwasserkessel hängt
an einer T-förmigen Befestigungsstange.
Langhaus
/ Kirchenschiff
Bilder
und Figuren
im Kirchenschiff
An den Seitenwänden
der Kirche hängen zehn große Apostelbilder aus der Mitte
des 18.Jh. Sie sind eine Dauerleihgabe der Pfarrei St.Martin aus München-Moosach.
Abgebildet sind die Apostel vor dem Hintergrund mitteleuropäischer
Landschaften mit ihren Attributen, die in der Regel im Zusammenhang mit
ihrem Martyrium stehen. Es fehlen: Simon und Thaddäus.
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Petrus
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Matthias
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Bartholomäus
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Matthäus
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Jakobus d.Ä
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Johannes
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Thomas
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Jakobus d.J.
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Philippus
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Andreas
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mit Schlüssel
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Beil
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Messer
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Beil
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Pilgerstab
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Giftbecher
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Lanze
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Walkerstange
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Kreuzstab
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X-Kreuz
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Kreuzwegstation
Unter
den Apostelleuchtern hängen die 14 Kreuzweg-stationen
in Form kleiner Bronzereliefs. Der Künstler ist mir
nicht bekannt.
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Kreuzwegstation
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Figuren
an der Emporenbrüstung
An der durch ein
Holzgitter gebildeten Emporenbrüstung sind drei Figuren
neueren Datums samt Sockeln befestigt: Es sind ( im nebenstehenden
Bild von links nach rechts):
- St.Josef mit
Winkelmaß und Lilie in den Händen und
einem Hobel zu seinen Füßen
- Bruder Konrad aus Parzham,
der einem
Kind ein Brot reicht
- St.Antonius
mit dem Jesuskind auf dem Arm
und ebenfalls einer Lilie in der Hand. |
Hinweis: weiße Lilien
gelten seit dem Mittelalter als Symbol für Reinheit und Keuschheit.
St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh: "empfange Herr, deine
Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren Keuschheit
alle ihre Tage" |
Votivgaben
Im hinteren Teil werden Votivkerzen
und -in einem Schrank gesichert- Votivtafeln
und Votivgaben aufbewahrt, soweit sie 1974 nicht gestohlen wurden.
Davor steht eine Opferkerzenbank,
in die mitgebrachte Kerzen eingesteckt und angezündet werden können.
Votivgaben
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Früher waren auch viele Votivtafeln in der Kapelle angebracht.
Ein Inventarverzeichnis aus dem Jahr 1953 beschreibt neben einigen
Krücken zahlreiche Zierkerzen und 33 Rosen-kränzen 21
Votivtafeln aus der Zeit zwischen 1727 und 1890. Sie waren Ergebnisse
von Verlöbnissen (Versprechen) bei Krankheiten von Mensch
und Vieh, bei Feuersnot und Unfällen.
Robert Böck 20)
zitiert den Text einer Votivtafel aus dem Jahr 1772:
"Anno 1770 waren drey kleine Bueben bey der Amber, und alß
sye sich untereinander in kindereyen entzweyeten, stosse einer deß
Corbinian Haußers, Zimmerman von Haimbhaußen 5Jähriges
Söhnlein in das Wasser, welches ein halbe stund weith geschwummen
und nit ein maul voll geschlickhet, der uverstände knab sagte,
das ihnn große glanzente Fische an das gestatt getragen haben.
Lobet Gott und Maria."
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Votivkerzen
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Türe
Wunderschön
ist kunstvolle Türbeschlag
an der 280 Jahre alten Eingangstüre aus der Erbauungszeit. |
Türbeschlag
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Wenn
Sie auch Türbeschläge in anderen Kirchen des Landkreises
Dachau sehen möchten, klicken Sie hier... |
Alberti-Tafel
Früher hing an
der Wand eine sogenannte Albertitafel. Sie enthielt 18 Bilder, Inschriften
und Sentenzen des berühmten Albertus Magnus über die Themen:
"Vollkommenes Leben und praktische Nächstenliebe". Das
berichtet der Historiker, Sachbuchautor und Theologe Prof.Dr.
Joachim Sighart
(1824-1867)
in seinem "Eisenbahn-Reisebüchlein von München nach Landshut"
aus dem Jahr 1859. Mit großer Begeisterung beschreibt er die Tafel
in allen ihren Einzelheiten, zumal sie nach seinen Aussagen die einzige
war, die er je gesehen hatte. Es dürfte Sigharts erste Eisenbahnreise
nach Landshut gewesen sein, denn diese Strecke wurde erst am 3. November
1858 eröffnet. Wo die Alberti-Tafel von Haimhausen geblieben ist,
ist mir nicht bekannt. Aber St.Albertus Magnus nimmt in der Bründlkirche
wegen der Existenz dieser Albertitafel eine besondere Stellung ein; 2021
wurde ein Gemälde dieses Heiligen als Auszugbild in den Altar eingesetzt.
Wenn Sie den Reisebericht von Dr. Sighart von 1859 lesen möchten,
klicken Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin
v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Anton Mayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) Hugo
Straßer, "Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria", 1901
04) Gabriele
Staudinger in der Dachauer Neuesten vom 14./15.Mai 1977
05)
Genoveva Nitz,
Albertus Magnus in der Volkskunst: Die Alberti-Tafeln, 1980 (ISBN 10:
3795408237)
06)
Albert Zimmermann,
Albert der Große, seine Zeit, sein Werk, seine Wirkung, 1981 (Albertitafel)
07) Markus
Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
08) Dachauer SZ v. 10.8.2001
09) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
10) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
11) Hans Schnell und Karl Wilhelm, Die Glocken der Pfarrei
Haimhausen, 2002
12) Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 2004
13) Dr. Joachim Sighart , Von München
nach Landshut - ein Eisenbahnbüchlein 1859 (Albertitafel)
14) Lohhofer Anzeiger v. 2.April 2008 (Öffnungszeiten)
15) Markus Bogner, Die Bründlkapelle in Haimhausen,
Amperland 2011/1 (Historik)
16) DAH-SZ v. 9.9.2014 (Förderverein)
17)
Das grosse Kunstlexikon
von P.W. Hartmann, Zugriff 2016 (Albertitafel)
18)
Heilbäder im Dachauer Land , http://www.natura-naturans.de/artikel/quellen.htm
, Zugriff 2006
19)
Bay.Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in der Gemeinde
Haimhausen
20) Karte mit Besitzungen und Pfarreien
der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
21) Robert Böck, Die Wallfahrtskapelle
Maria Bründl im Breitholz, Beschreibung des Dachauer Weihnachtstalers,
2001
22) Flyer zur Segnung des neuen
Auszugsgemäldes mit dem Bild von Albertus Magnus, 9.Mai 2021
23) https://www.youtube.com/watch?v=6z7ktfJifZI
(Film über die Feier
zur Segnung des Alberti-Bildes am 9.Mai 2021)
24) Heimatmuseum Haimhausen, Schindeldach
ist Leihgabe von Johann Wittmann, 2022
25) Pressemitteilung
der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
26) Prof.Dr.J.
Sighart, Die mittelalterliche Kunst in der Erzdiözese München
u.Freising, dargestellt in ihren Denkmälern", 1855
27) Dr.J.B.
Prechtl, Chronik der Pfarrei Fürholzen bei Freising, 1887
40 Bilder: Hans Schertl (36), Ortsarchiv Haimhausen (4)

3.6.2022
Beschreibung der Alberti-Tafel
13)
aus dem Buch "Von München
nach Landshut - ein Eisenbahnbüchlein
von Dr. Joachim Sighart, 1859
"In dem Wäldchen, das gerade
hinter Heimhausen den Bergabhang deckt, steht ein Kirchlein, Maria Brünnl,
über einer frischen Quelle erbaut. Dort trifft der Besucher außer
vielen Totenbrettern, die Riehl für die Anfänge der bildenden
Kunst in Altbayer hält, noch eine kulturhistorische Merkwürdigkeit,
die selten mehr vorkömmt. Es hängt dort an der Wand eine sogenannte
Albertitafel, neugemalt, aber nach einem älteren Vorbild. Sie enthält
10 Bilder mit Inschriften, Sentenzen des berühmten Albertus Magnus
über das vollkommene Leben. Eine alte Handschrift der Hofbibliothek
in München enthält gleichfalls diese Sprüche des großen
Gelehrten und Bischofs von Regensburg (und Köln). Es scheinen
dieselben früher vielfach in den Klöstern verbreitet gewesen zu
sein, als eine Art Dekalog der christlichen Vollkommenheit, und um sie auch
dem armen, nicht lesenden Volke zugänglich zu machen, hat man diese
Gegensätze in bildlicher Darstellung in den Kirchen aufgehangen. Da
ich nun nur in einer Kirche Bayerns eine solche Tafel kenne und ihr Inhalt
gänzlich unbekannt geworden ist, erlaube ich mir diese Aufschreibungen
an der Tafel zu Heimhausen mitzuteilen.
Sie lautet also:
"Zu Cöln am Rheine war vor Zeiten ein Bischof mit Namen Albert.
Dieser bat Gott oft und inständig, er wolle ihm offenbaren, was das
größte und verdienstlichste Werk auf der Welt und dem Sünder
am nützlichsten wäre. Als er nun einmal in seiner Capelle wieder
die hl.Messe las und aufwandelte, sprach er zur hl.Hostie: Er wollte sie
hinfüro nicht mehr aufheben, bis sie ihm seine Bitte gewährt.
Als er sie nun herabgelassen, brach ein kleines Stücklein von der heiligen
Hostie und redete den Bischof so an: Weil du mich so oft gebeten, so will
ich die in neun Hauptpuncten bestehenden größten und verdienstlichen
Werke offenbaren. Halte das eine wie das andere, so bist du des ewigen Lebens
sicher.
|
1)
So oft du in deinem Leben einem Armen mir zu lieb einen Pfennig
reichst, so ist es mir lieber, sagt Gott, als
wenn nach deinem Tode deine Freunde ganze Säcke
voll Gold für dich und deine Seele austheilen würden.
2) Wenn du bei deinen Lebzeiten in Betrachtung meines bittern
Leidens eine Zähre vergießest, ist es mir lieber,
als wenn deine Freund nach deinem Tod zu
deinem Trost ganze Brunnen voll Zäher wegen meiner Leiden
vergießen würden.
3) Wenn du in der Nacht in der Einsamkeit mir zu liebe aufstehest
und deine Andaccht im Geist verrichtest, ist es
mir lieber, als wenn du eine ganze Armee für
den christlichen Glauben zu streiten wider die Ungläubigen
ausschickest.
4) Wenn du keinen Menschen verurtheilest oder verdammst, ist
es mir lieber, als wenn du all dein Vermögen,
Hab und Gut unter die Armen austheilest.
5) Wenn du all deinen Feinden, Verfolgern und Ehrabschneidern
von Herzen verzeihest und ihnen Gutes thust,
so ist es mir lieber, als wenn du barfußig
nach St.Jakob gingest, jede Meil Wegs still stündest und dich
eine
Stunde lang mit Ruthen schlügest.
6) Wenn du deinem Nebenmenschen aus einem geistlichen oder sittlichen
Buche vorliesest, so istes mir lieber,
als wenn du sieben Jahr lang mir zu lieb in Wasser
und Brod fasten würdest.
7) Wenn du dich immer für den Geringsten hältst, dich
nicht über andre erhebst, sondern dich erniedrigst,
ist es mir lieber, als wenn du über
alle Flüsse Brücken bautest, die darüber Gehenden umsonst
über Nacht
beherbergen und verpflegen würdest.
8) Wenn du in deinem Leben täglich für dich oder andre
betest, so ist es mir lieber, als wenn nach deinem Tod
alle Heiligen für dich bitten würden.
9) Wenn du alle Freuden, Lustbarkeiten und Wollüste der
Welt verläßst, so ist es mir lieber, als wenn du dich an
einer von der Erde bis an den Himmel reichenden
und mit Spitzen versehenen Säule auf-und abziehen ließest." |
Das
ist also der Inhalt dieser Vorstellungen. Man sieht aus diesen Bildern
und Inschriften, wie sehr man auch im Mittelalter bemüht gewesen,
die innerliche Heiligung zu empfehlen und ihr den Vorzug vor bloß
äußerlichen Werken zu geben. Gewiß sind diese Tafeln
darum ein Beitrag zur Culturgeschichte.
Wie die Albertitafel in Haimhausen ausgesehen haben dürfte,
können Sie sich am Beispiel einer Tiroler Albertitafel ansehen,
die im Österreichischen Museum für Volkskunde, in Wien
hängt."
klicken
Sie hier...
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Hinweis:
Albertus Magnus stand in dem Ruf, über Zauberkräfte zu verfügen.
Heiligkeit und Zauberkraft waren in seiner Person verwoben. Zeugnis dafür
waren die Albertitafeln, in deren Mitte der Heilige als Bischof von Köln
vorgestellt wird. Die rahmenden Szenen auf der Tafel wollen demonstrieren,
worin nach Auffassung von Albertus Magnus die wirkliche Frömmigkeit
besteht. Der Text unter der Mitteltafel enthält die befremdliche
Aussage, Albert habe den Heiland in der Eucharistie genötigt, ihm
zu offenbaren, was ihm das Liebste in der Frömmigkeit sei. Genoveva
Nitz schreibt in ihrem Buch "Albertus Magnus in der Volkskunst: Die
Alberti-Tafeln" 05)
:
"Unbefangen greifen die Albertitafeln auf volkstümliche Vorstellungen
zurück. Sie präsentieren Albertus Magnus gleichsam in Doppelsicht,
als betenden Heiligen und als beschwörenden Magier".
Die Erzählung, er habe die heilige Hostie erpresst, mit ihm zu sprechen,
setzt die Kenntnis anderer Geschichten über seine Zauberkräfte
voraus. Nur so kann die Handlung, die sonst als frevelhaft erscheinen
würde, legitimiert werden.
Die Albertitafeln sind meist Bauernmalerei und finden sich fast ausschließlich
im süddeutschen Raum. Die ältesten Darstellungen stammen aus dem
13. Jh. 17)
und sind in Handschriften
zu finden. Im Zuge der Gegenreformation wurden die Albertibilder sehr populär.
Die meisten von ihnen entstanden
im 17.und 18.Jh, einige auch noch im 19.Jh. 06)
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Bründlkapelle
bei Haimhausen
Bericht "Heilbäder im Dachauer
Land" 18)
ein esoterischer Besuch
"Wie
die meisten Orte, an denen sich Nymphen wohl fühlen, hat auch die Bründlkapelle
bei Haimhausen eine angenehme Ausstrahlung. Es ist dort still und einsam,
auch wenn der nahe gelegene Sportplatz etwas anderes vermuten lässt. Man
sollte Zeit mitbringen und dem Murmeln der Quelle lauschen, die an der
nordwestlichen Außenwand der kleinen Kapelle austritt. Schon nach kurzer
Zeit kommt der Geist zur Ruhe und ein meditativer Zustand stellt sich
ein, in dem man Antworten auf drängende Fragen erhalten kann. Das Wasser
schmeckt köstlich und ist energetisch stark angereichert. Es eignet sich
sehr gut als Trinkwasser und wird bis heute heilkundlich vor allem bei
Augenleiden genutzt. Zahlreiche Wunder sollen sich hier über die Jahrhunderte
ereignet haben. Die Heilquelle ist auch ein Jungbrunnen und eignet sich
für geriatrische Zwecke. Natürlich findet man daher in der Nähe auch eine
Reihe von Pflanzen, die sich als Altersheilmittel bewährt haben, z.B.
oberhalb der Kapelle ein großes Vorkommen vom Gefleckten Schierling (Conium
maculatum), den man in der Homöopathie zur Lymphentgiftung, bei Altersschwindel
und als Resolvens bei Krebs verwendet.
Anfahrt: Von München über Unterschleißheim nach Haimhausen, von dort Richtung
Amperpettenbach; vor der Amperbrücke rechts bis zum Sportplatz, von dort
sind es nur noch wenige Meter."

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