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Schloss Röhrmoos - eine Sage ?
Auszug aus der Pfarrchronik 1933-1953 -Eintrag vom 5.8.1952

Ein Bauer sagte mir, ein Ackerfeld der Röhrmooser Flur gegen Mariabrunn zu würde auch heute noch im Volksmund mit dem Flurnamen "der Freithof" oder auch "bei den Friedhöfen" bezeichnet. Alte Leute hätten noch erzählt, die Ortschaft Röhrmoos wäre früher "bei den Friedhöfen" gewesen, und da, wo jetzt Röhrmoos liegt, wäre früher das Besitztum eines Schloßherrn gewesen.

Der Mesner sagte mir auch einmal, der Kirchturm der Röhrmooser Kirche wäre noch der Turm des früheren Schlosses Röhrmoos. Einen urkundlichen Beweis für diese Volksmeinungen konnte ich nicht ausfindig machen. Es läßt sich lediglich nur feststellen, daß der Röhrmooser Kirchturm, dessen ganz auffallend große Höhe in keinem Verhältnis zum Langhaus der Kirche steht (vor der 1920 erfolgten Verlängerung der Kirche war dies noch viel weniger der Fall). Daß der Kirchturm in Röhrmoos der frühere Schloßturm sein könnte, dafür könnte auch die zinnenartige Bekrönung des Röhrmooser Kirchturmes sprechen, eine Bekrönung wie sie auf Burgen und Schlössern üblich war.

Ferner befindet sich auch auf einem an die Kirche angrenzenden Grundstück (Pfarrgarten, der Pfarrpfründe Röhrmoos gehörig), eine größere, erst in den letzten Jahren zum Teil aufgefüllte Mulde und daneben ein tiefer, jetzt unbenutzter Brunnen, was die Vermutung nahelegt, daß hier ein Gebäude gestanden sein könnte. Es kann also wohl früher einmal hier ein Schloss gewesen sein, zumal der Hügel, auf dem die Pfarrkirche steht, sich frei aus der Ebene heraus erhebt. Auf ein Schloss in Röhrmoos, von dem man allerdings jetzt gar nichts mehr weiß, deutet wohl auch die Tatsache hin, daß eine Freifrau Anna von Bertold in urvordenklicher Zeit dem Pfarrer und den Bewohnern von Röhrmoos eine Schenkung von nutzbaren Gründen machte, wofür alljährlich am St. Annatag bis in die jüngste Zeit herein der Anna von Bertoldsche Jahrtag mit Vigil, Seelenamt, Lobamt, Libera und zwei Beimessen gehalten wurde und die Bewohner von Röhrmoos verpflichtet waren dieser Jahrzeit beizuwohnen. (Schreiben des Erzbischöflichen Ordinariates München-Freising vom 2.4.1872 Gen Vik. Nr. 2244).

Von einem Franzosengrab neben einem Lindenbaum an der Spitze des Ackers, der in Schönbrunn zwischen der Straße nach Ziegelberg und dem Fußweg nach Mariabrunn liegt, berichtet Pfarrer Johann Gierl in seinem 1882 bei Datterer-Freising erschienenen Büchlein "Schönbrunn" (Seite 93). Gierl schreibt: " Die in den Baum genagelte Gedächtnistafel, circa 1’’ hoch und 8’’ breit ist zwar sehr in die Linde eingewachsen, immerhin aber noch erkennbar". Heute ist weder von diesem Franzosengrab noch von der Linde und ihrem Gedächtnistaferl eine Spur vorhanden.


Quelle:
Röhrmooser Pfarrchronik 1933 - 1953

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

10. 2.2013