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Pfarrvisitation in KLEINBERGHOFEN 1560
Vorbemerkung
Die Visitationsberichte
enthalten neben den Feststellungen zu den theologischen Kenntnissen, der Amtsführung
und dem Einkommen der Priester auch Bemerkungen zur Einhaltung des Zölibats.
Dass damals die Pfarrer häufig Lebensgefährtinnen und Kinder hatten,
wird heute teils schockiert, teils belustigt zur Kenntnis genommen. Doch man
sollte für die damalige Zeit nicht die heutigen Maßstäbe anlegen.
Zwar wurde das Zölibat 1139 für die gesamte kath.Kirche erlassen,
doch bis zum 30jährigen Krieg war es jedenfalls bei uns üblich, dass
die Pfarrer mit einer Frau zusammenlebten und Kinder hatten. Dies wurde vom
Volk anerkannt und vom Bischof (der selbst Konkubinen hatte) toleriert. Erst
durch die Reformation, die den evang.Priestern das Heiraten erlaubte, änderte
sich die Einstellung.
Aber nicht die Bischöfe, sondern die bayerischen Herzöge (Albrecht
V. u. Wilhelm V.) setzten sich für die Einhaltung des Zölibats ein
und sorgten sich um die Erhaltung des rechten Glaubens. Die Visitation 1560
war noch voll der Sorge um den rechten Glauben. Das Zölibat wurde nur nebenbei
überprüft. Nach dem 1583 vom Papst erlassenen Mandat "Contra
Clericos Concubinarios", waren die Landesherren befugt, nach den "Beischläferinnen"
der Pfarrer zu fahnden und sie aus den Pfarrhäusern zu vertreiben.
Im Visitationsbericht von 1560 werden die Ergebnisse Pfarrüberprüfungen
in drei Teilen dargestellt: nach der Befragung des Pfarrers, nach der des Kirchenpflegers
und nach Augenscheinnahme der Visitatoren. Ich habe im Folgenden die Ergebnisse
nach Themenbereichen zusammengefasst um Wiederholungen zu vermeiden und Ihnen
eine bessere Übersicht zu geben
Bericht über die Visitation im Jahr
1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge]
Im Bericht über die Visitation der "Pfarr
Khlain Perckhofen, Patronus s.Martinus" heißt es:
Pfarrer (Pastor) ist Wolfgangus Nidermayr. Er stammt aus Wasserburg ["von
Wasserburg purtig"]. Er wurde in Freising und Augsburg ordiniert. Vor neun
Jahren wurde er zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Taufkirchen
["seine primitien zu Daufkirchen an der Vilß gehalten"]. Die
ersten vier Jahre blieb er in Taufkirchen; danach war er 3 Jahre Kaplan in Eberspoint.
Pfarrer in Kleinberghofen ist er im dritten Jahr ["im dritten jar pfarrer
alda"]. Er predigt jeden Sonntag aus katholischen Predigtbüchern.
Auch den Gottesdienst hält er auf katholische Weise ["hellt sich mit
der meß, allen khirchischen ceremonien sambt raichung jeder sacramenten
gantz christlich"]. Er ist auch im Besitz der Instruktionen über den
Ritus der Kommunionspendung (= nicht unter beiderlei Gestalten). Der
Pfarrer hält alle Gottesdienste, gestiftete Messen und Jahrtage und 2 oder
drei Messen während der Woche ["in der wochen ungeverlich 2 oder 3
meß"]. Nidermayr verrichtet fleißig seine Stundengebete ["Pett
seine horas canonicas vleissig"]. Er kann auf alle Fragen nach der katholischen
Lehre gute Anworten geben. Er verlangt bei 'Todesfällen keine besonderen
Spenden [beschwert sein pfarrvolkh mit dem selgerait nit"]. Für die
Übertragung der Pfarrei habe er kein Geld bezahlen müssen ["die
pfarr sey ime libere resigniert worden"]. Vom Kirchenpfleger wurde der
Pfarrer gelobt: "Der Pfarrer ist kain zecher, spiler oder rumorer".
Nidermayr hat eine Köchin und mit ihr 3 Kinder. Er führt ein guet
(= anständiges) Leben und ist "nit ergerlich". Hälts
mit dem Predigen, den Gesängen in deutscher Sprache, der Kommunionspendung,
dem Beichte hören, den Bittgängen und anderem auf katholische Weise
["helts mit predigen, teutschen gesengen, sacrament raichen, peucht heren,
creutzgengen und anderm wie vor alter"].
Die Pfarrei hat 120 erwachsene Gläubige
["communicantes"], die alle katholisch sind. Die Pfarrei hatte noch
nie einen Kaplan. ["jeder zeit nur ain priester alda gehalten worden"]Nach
Aussage des Pfarrers hatte die Pfarrei früher zum Kloster Wessobrunn gehört,
das das Präsentationsrecht besaß und an das jährlich 6 Gulden
zu zahlen war ["die pfarr hab vormals dem closter Wesseßpron zugehert,
welches darauf ius presentandi und 6 fl. incorporation gehabt"]. Seit kurzem
ist an die Stelle des Klosters der herzoglich-bayerische Kanzler Dr. Leonhard
Eck getreten ["Ist jetzundt dem von Eckh durch ainen tausch zukommen"].
Die Kirchenrechnung erstellt nun der Hofmarksherr Eck im Beisein des Gerichtsschreibers
und der Kirchenverwalter, die dafür nicht die übliche Brotzeit erhielten
["daruber get kain zerung"]. Für die Verwaltung der Kirche erhielt
der Hofmarksherr an Sachleistungen: 9 Viertl Hafer und an Geld: 60 Pfennig jährlich.
Das Einkommen der Pfarrei beträgt an Geld 8 oder 9 Gulden, an Getreide
2 Schäffel nach Aichacher Maß, alles zusammen 12 Gulden und an Öl
50 Pfund Pfennig. Die Ausgaben für Wachs betragen rd. 16 Pfund Pfennig
["Verbraucht ungfärlich an wachs 16 Pfd"]. Aus
dem Vermögen der Kirche sind auf Anordnung des Hofmarksherrn 22 Gulden
unverzinst an die Kirche in Eisenhofen verliehen worden. Verblieben sind noch
30 Gulden. Die der Kirche gestifteten Grundstücke sind noch alle vorhanden
["ist von der kirchen nichts verkaufft"]. Die Pfarrei besitzt einen
Pfarrhof, aber kein Mesnerhaus. Der Mesner läutet fleißig [Mesner
ist mit wetter und anderm leuthen vleissig"].
Kirche: Das Kirchengebäude
ist in Ordnung [Khirch ist nit paufellig"). Es besteht keine Messstiftung.
Der Pfarrer erhielt somit nur Stipendien aus drei Jahrtagen ["allein was
die jartäg sein"]. In der Kirche stehen ein Taufstein und ein -allerdings
nit wol beschlossen- Sakramentshaus mit einer Ewig-Licht-Ampel (= das waren
die Zeichen für eine katholische Einstellung). Es gab 3 Kelche ["darunder
ain schadhaffter"], 2 Monstranzen, davon eine aus Messing, 3 Messbücher,
ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Buch mit Beerdigungsriten, ein Gesangbuch,
und 4 oder 5 Messgewänder. Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden
(liturgisch) rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krug ["Baptismus
ist in aim kruegl"]. ["ist mit kirchenzier wol versehen, vleissig
und sauber gehalten. Bey der kirchen und pfarrhof ist nit mangel"].
Und zum Abschluss beschweren sich die Kirchenpfleger über das Gerücht, das in den umliegenden Kirchen gestreut wird, sie würden gezwungen, die Kelche bei sich in ihren Häusern aufzubewahren.
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier...
Quellen:
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising
in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
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31.12.2008