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Annakapelle in der Klosterkirche von INDERSDORF

Altarblatt


B
eschreibung

Die Anna-Kapelle wurde als Ersatz für die im Münchner Haus des Klosters Indersdorf verloren gegangene Annakapelle in Form einer Seitenkapelle der Klosterkirche errichtet.
Das Münchner Haus, eine Liegenschaft des Klosters in der Stadt, musste an die Kurfürstin verkauft werden, die dort eine Niederlassung für den Orden der Salesianerinnen gründete.

Die Kapelle am nördl. Seitenschiff ist von einem Kreuzgewölbe überdeckt, das mit einem Taufbild bemalt ist (die Annakapelle war die Taufkapelle). Geschaffen wurde das Deckengemälde von Mattias Günther bei seinem 2.Engagement 1758.

Reich gestaltet ist der auf gewundenen Säulen gestützte Altar der Annakapelle. Er wurde zwischen 1721 und 1728 aufgestellt und (so Chronist Penzl) im Jahr 1734 "golden und farbig gefasst". Dieser Altar hat sich als einziger Seitenaltar unverändert erhalten.

Das Altarbild, von Hofmaler Andreas Wolff (1652-1716) um 1691 gemalt, zeigt die hl.Mutter Anna und die kleine Maria beim Lesen des Bibeltextes vom Propheten Isaias: "Siehe, die Jungfrau wird empfangen". Von Hl.Geist gehen zwei Strahlen aus, die zu Maria hinunterführen. Auf diesen Strahlen schwebt ein kleines Kind auf Maria hinab: dies soll die unbefleckte Empfängnis versinn-bildlichen.
Gottvater hält eine Weltkugel in der Hand, auf der der Sündenfall Adams und Evas zu sehen ist. Der Künstler verbindet so den Sündenfall im Paradies mit der Sündenlosigkeit von Maria und Jesus. 54)


Im Auszug beschützt der hl. Florian das Kloster vor Feuersgefahr. Er ist in eine römisches Soldatengewand gekleidet. In der rechten Hand gießt der Wasser aus einem Schaff. Im Hintergrund ist eine Kirche mit zwei Türmen zu sehen. Dieses Bild wurde (nach Chronist Penzl) vom kurf. Hofmaler Franz Joseph Winter/Winder/Windter (1690-1756) gemalt. Winter, auch der alte Winter genannt, arbeitete von 1742 bis 1745 in Augsburg und trat dann als Hofmaler in kurbaierische Dienste. Werke von ihm sind erhalten in Landshut in der Martinspfarrkirche (Nepomukbild), in Regensburg in der ehemaligen Jesuitenkirche (der am Kreuze sterbende Christus), in der Klosterkirche Andechs (St. Eustachius), in der Klosterkirche Polling (Christus am Oelberg) und in Ettal (Hl.Familie).


St.Florian
  Hinweis: St. Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet .

Auch am Tabernakel stehen viele gewundene Säulchen. Sie verbinden ihn mit Reliquienbehältern zu beiden Seiten. In ihnen befindet sich in der Mitte eine Kapsel mit einer Partikel, umgeben von vier sog. "Agnus Dei-Medaillons" aus Wachs.

      
Tabernakel von zwei Reliquiaren umgeben

Der Tabernakel besitzt eine versilberte Vorderfront. Umgeben von Blattwerk aus Weinreben ist die Türe in der konkaven Nische versteckt und mit einem Kelchrelief mit Hostie verziert. Auf der Hostie das IHS Zeichen und drei Nägel. Hinter dem Kelch ein Strahlenkranz. Unter dem Kelch ein Engelskopf als Stützfigur.

Der Tabernakel ist von einer Nische mit einer baldachinförmigen Kuppel überragt, die optisch in das Altarblatt hineinreicht. In der Nische steht eine Muttergottesfigur.
Die großen Engelsfiguren, die zu beiden Seiten des Tabernakels angebracht sind, stellen nicht nur eine Verzierung dar. Sie sind auch auf die Gestaltung der Bundeslade der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen, die als Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade war von zwei Engeln (Cherubim) eingerahmt; sie mussten aus Gold bestehen (Ex, 37,7-9).


Taufstein
In der Annakapelle steht der spätgotische Taufstein mit den Figuren des hl. Johannes des Täufers und Jesus.
Der Täufer hält seine Hand über Jesus. Darin befand sich früher sicher eine Taufschale, die heute fehlt. Um 1905 stand der Taufstein übrigens im Hauptschiff. Adolf Wacker schreibt dazu: "Es ist auch der Taufstein heute nicht mehr an seinem ersten Platze; zwar hat er seine Stelle sehr gut unter der Darstellung von Augustins Taufe, aber früher war die Annakapelle Taufkapelle. Man beachte auch hier das Taufgemälde an der Wölbung !". 06)
 

Taufstein
Hinweis: Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxisder Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet.Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück.

Taufsteinfiguren


Außerhalb der Osterzeit hat in der Annakapelle auch die Figur des Auferstandenen ihren Platz. Jesus ist mit einem weiten, faltenreichen Purpurgewand bekleidet, das den Blick auf die Seitenwunde ermöglicht. In seiner Linken hält er die Siegesfahne; seine Rechte ist segnend erhoben. Sein Haupt (ohne Heiligenschein) und sein Blick sind leicht nach oben gerichtet. Die Schrittstellung der Füße, der leicht geöffnete Mund und die weit erhobene rechte Hand geben der Darstellung viel Dynamik.

Auferstandener

Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört die dreispitzig endende Fahne (ähnlich dem karolingischen Königsbanner) zur Ostersymbolik.

Krippe


Weihnachtskrippe
In der Weihnachtszeit ist in der Annakapelle eine Krippe mit über 60 cm hohen Figuren aufgestellt. Die Figuren werden regelmäßig verändert und zeigen insgesamt sieben Einzelereignisse aus dem Leben Jesu, darunter Maria Verkündigung, der Besuch Mariens bei ihrer Base Elisabeth, die Herbergsuche, Geburt Christi, die Hl.Dreikönige, Flucht nach Ägypten. Um die Krippe kümmert sich seit 20 Jahren Hans Hillreiner, unterstützt von Georg Ostermeier und Georg Harrer. Die Mauern, der Stall und die Mooshütte wurden in vielen Arbeitsstunden selbst gebaut. Allein das Aufstellen der Figuren dauert jeweils 3 Stunden.

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Hans Schertl

Quellen:
Dieter Gerhard Morsch, St.Salvator in Albersbach, Amperland 2011/2 (Altarblatt Annakp)
weitere Quellen siehe Hauptseite

10 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

14.2.2018