Neue
Glocken für Röhrmoos
Ersatz für die eingeschmolzenen Glocken im 2.Weltkrieg
Auszug aus der Pfarrchronik - Einträge vom 8. Juni 1949 bis 2. Juli
1950
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Eintrag vom 8.
Juni 1949
Auf Ortsversammlungen in Röhrmoos, Sigmertshausen und Riedenzhofen
wurde unter allseitiger Billigung der anwesenden Bürger beschlossen,
die 1942 abgenommenen Glocken durch neue in gleichem Gewicht und in
gleichem Ton wie die alten zu ersetzen. Den bereits eingeholten Kostenvoranschlägen
der Glockengießerei Czudnochowsky
(früher J. Bachmair) in Erding wurde allgemein zugestimmt und zur
Aufbringung der notwendigen Geldmittel der Vorschlag gemacht, die
Grundbesitzer sollten nach der Zahl ihrer Tagwerke und die übrigen
Gemeindemitglieder bei einer Haussammlung ihre Spenden abgeben. Heute
hat der Pfarrer mit dem Kirchenpfleger in Sigmertshausen, Herrn Leonhard
Hof, die Glockengießerei in Erding aufgesucht und die Verträge mit
der Glockengießerei abgeschlossen. Dabei
wurde für Röhrmoos und Sigmertshausen die Hälfte der Gesamtkosten
anbezahlt. Riedenzhofen leistet seine Anzahlung erst im Oktober.
Die Gesamtkosten für die zwei Röhrmooser Glocken belaufen sich
auf 4360.- DM, die Gesamtkosten für die zwei Sigmertshausener Glocken
auf 1680.- DM, und für die Riedenzhofener Glocke auf 1400.- DM. Die
neuen Glocken werden Euphon-Glocken, d.h. Glocken aus zinnfreier Bronze.
Euphon-Glocken sollen, wie in verschiedenen Gutachten festgestellt
wird, schöner, klangvoller und lauter ertönen als Glocken in Bronze.
Auch sollen Euphon-Glocken unzerbrechlich und nicht mehr kriegsgefährdet
sein. Die Ersatzglocken für die Schönbrunner Dorfkirche würden 4615.-
DM kosten. Die Glocken wurden aber vorerst noch nicht bestellt, denn
1.) sind die Geldmittel an und für sich sehr rar, 2.) ist Schönbrunn,
von der Anstalt abgesehen, als Gemeinde nicht genug zahlungskräftig
(nur ein Bauer und ein paar Gütler gehören zur Filiale Schönbrunn),
3.) musste Schönbrunn erst in den letzten Wochen eine Glaserrechnung
von 1000.- DM (Sturmschäden an der Kirche) begleichen und 4.) ist
das neue Glockengeläute der Anstaltskirche auch für jene, die nicht
zur Anstalt gehören, hörbar. |
Eintrag vom 24. Juni
1950
Gestern wurden die 5 neuen Glocken von der Glockengießerei Czudnochowsky
in Erding durch den Bauer Michael Reischl von Schillhofen auf dem Lastwagen
abgeholt und in der Anstalt Schönbrunn hinterstellt. Heute nachmittags,
2 Uhr, wurden dann die neuen Glocken von Schönbrunn her feierlich in
die Pfarrei eingeholt. Der Festzug reichte in seiner Länge von Schönbrunn
bis Röhrmoos. Es nahmen am Festzug teil die Schulen von Röhrmoos und Sigmertshausen,
die Kirchen- und Gemeindeverwaltungen und viele Gläubige. Den 3 vierspännigen
Glockenwagen gingen 42 Reiter und ein Musikwagen voraus. Im ganzen waren
58 schön geschmückte Pferde vertreten. Bevor der Zug sich in Bewegung
setzte, wurde im Ökonomiehof der Anstalt Schönbrunn noch eine kleine Feier
gehalten, bei der der Pfarrer eine Ansprache hielt und Kinder Gedichte
und Lieder zum Vortrag brachten, während die Blaskapelle zwischenhinein
Musikstücke spielte.
Eintrag vom 25. Juni 1950
Heute wurde in der herrlich geschmückten Pfarrkirche das Patrozinium mit
einem levitierten Festgottesdienst gefeiert. Anschließend fand dann im
Hofe des Zinsmeisteranwesens die feierliche Weihe der Glocken von
Röhrmoos und Riedenzhofen durch H.H. Prälat Friedrich Pfanzelt statt.
Eintrag
vom 2.
Juli 1950
In Röhrmoos wiegt die große Glocke (Ton g´) 550 kg, die mittlere (Ton
b´) 260 kg; die kleinere Glocke (St. Michaelsglocke aus Bronze, 160 kg)
ist noch die alte, vom Krieg verschont gebliebene Glocke. Das Gutachten
über die Glockenprüfung durch Prof. Berberich lautet: Schlagton Prim
Terz Quint Oberoktav Unteroktav 1.) g´ - 2/16 g´ - 13/16 b´ - 5/16 d´´
- 10/16 g´ - 1/16 g - 12/16 2.) b´ - 1/16 b´ + 8/16 des´´ + 0 f´´ + 0
b´´ - 1/16 b´ - 7/16 Es liegen also die Schlagtöne sehr gut auf der gleichen
Stimmungslinie und gehen auch mit der vorhandenen es´´+0 –Glocke in reinem
Septakkord zusammen. Die Wirkung wird die eines Quintseptakkordes sein,
insoferne als die b-Glocke eine kräftige Oberterz beisteuert zu dem Vierklang:
g – b – (des) – es. Die Innenstimmung jeder Glocke wird hauptsächlich
bedingt durch die einheitliche Linie von Schlagton, Prim, Oberoktav und
Unteroktav. In unserem Falle sind bei der g-Glocke Prim und Unteroktav
fast um die ganz gleiche Schwingungszahl gegenüber dem Schlagton gesenkt.
Sehr gut liegen Mollterz und Quint. Von der Resonanz ist zu sagen, daß
bei einem Nachhall von mindestens 65 Sekunden bei der Unteroktav, von
20 Sekunden bei der Terz, das Durchhalten dieser beiden Nebentöne bis
zum nächsten Schlag in gleichmäßiger Stärke gesichert ist.
In Röhrmoos ist von den beiden neuen Euphonglocken die größere dem Hl.
Johannes dem Täufer, die mittlere der Muttergottes geweiht. Die alte,
kleinere Bronzeglocke ist dem Hl. Michael geweiht.
Quelle:
Röhrmooser Pfarrchronik 1933 - 1953
10. 2.2013
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