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Kloster St.Alto und St.Birgitta in ALTOMÜNSTER

 
Ansicht vom Osten: im Vordergrund der Herrenchor von 1617
links: Statue der hl.Katharina von Schweden, der Tochter von Birgitta


Klostergeschichte

Der Name Altomünster leitet sich vom hl. Alto und der früheren Bezeichnung für Kloster (= Münster) ab. Der Legende nach soll hl. Alto ein schottischer Wandermönch gewesen sein. Neuere Forschungen lassen aber den Schluss zu, dass Alto ein Bajuware war und der Sippe der im westoberbayerischen Raum sitzenden Huosi angehörte. Nach einer Alto-Biographie des Benediktinermönchs Otloh im Regensburger Kloster St.Emmeram aus dem Jahr 1060, soll Alto um 740 hier ein kleines Kloster errichtet haben.

Das Land, so heißt es, habe ihm der fränkische König Pipin III. der Kurze, der Vater von Karl dem Großen, geschenkt. Das Kloster habe St.Bonifatius geweiht.
Tatsächlich dürfte sich dies alles etwas später, erst nach Altos Tod (nach 760) abgespielt haben. Damit scheidet Bonifatius, der schon 755 starb, als Weihebischof aus.

Der Name der Nachbarortschaft Pipinsried wird oft als Hinweis für die Schenkung Pipins herangezogen. Doch nach Aussagen von Dr.Gottfried Mayr ist der Ortsname auf die Gründerfamilie des Klosters Schäftlarn mit Namen Pipin zurückzuführen. Dazu passt auch das Patrozinium des hl.Dionysius für die Kirche in Pipinsried und das Kloster Schäftlarn.


Der
Geschichts-schreiber
Othloh
Der Geschichtsschreiber Othloh 33) hatte in Tegernsee die Schule besucht und kam über Hersfeld und Würzburg als Seelsorgspriester in die Diözese Freising. Als der selbstbewusste und federgewandte Priester beim Archipresbyter Werinher vorgeladen war, überreichte er dem statt einer Entschuldigung ein Spottgedicht. Othloh nahm seinen Abschied von der Diözese Freising und fand Aufnahme im Kloster St.Emmeram in Regensburg. Dabei erklärte er, er wolle jetzt "endlich mehr unter gebildeten Geistlichen sein, als unter diesen Bauernpfarrern. Diese einfältigen Dialektiker, die da meinten, man könne die Worte der Schrift nur nach den Grundsätzen der Dialektik verstehen und die mehr Boethius (= christlicher Philosoph um 500) als den heiligen Vätern vertrauen". Dieser Wechsel der Diözese im Streit war wohl einer der Gründe, dass sich Othloh zu einem Kämpfer für die Unabhängigkeit der Klöster von Bischöfen und weltlichen Herren einsetzte. Für dieses Ziel nahm er bei seinem umfangreichen literarischen Werk (darunter auch Biographien über St.Wolfgang, St.Bonifatius, St.Magnus u. St.Alto) Geschichtsklitterungen in Kauf. Dies könnte im Falle von Altomünster ebenso gewesen sein.

Aber Alto war in jedem Fall eine historische Person, die um 760 als Zeuge eine Schenkungsurkunde unter Bischof Joseph von Freising (747-764) für Mammendorf signierte. Er wird wohl ein heiligmäßiges Leben geführt haben, denn schon im Freisinger Missale aus der Zeit des Bischofs Abraham (957-993) ist das Fest des hl.Alto am 9.Februar verzeichnet.

Alto, war wohl ein Bajuware aus der Sippe der im westoberbayerischen Raum sitzenden Huosi. Er soll erst in hohem Alter das Eremitendasein aufgegeben haben und Priester geworden sein.
Seine primitive Klause könnte nordwestlich von Altomünster an der Stelle im Wald gestanden sein, an der sich heute der Gnadenbrunnen und eine Gedenkkapelle mit der Altofigur befinden (heute Altowald genannt).

Zu den Reliquien von Altomünster gehören die Hirnschale und das Messer von St.Alto.

Mehr über St.Alto ......

St.Alto
St.Alto

Benediktinerkloster (750-1056)

Die Klostergründung des St.Alto in Altomünster wird in die 2.Hälfte des 8.Jh. zu legen sein. Es dürfte -wie zur damaligen Zeit üblich- ein Benediktinerkloster gewesen sein. Und zwar ein Männerkloster.

Bei den Ungarn-Einfällen des 10.Jh. wurde das Kloster Altomünster, wie so viele andere Klöster, Orte und Kirchen, ausgeraubt und zerstört. Der Historiker Graf Fr.Hector Hundt schrieb 1855 in seinem Buch "Alterthümer des Glonngebiets" dazu:
  "Unter den Agilolfingern brachen die Slaven und Avaren öfter in das Land; unter Karl des Großen schwachen Nachfolgern wurden die Ungarn übermächtig. Gegen die mit Windeseile daher stürmenden wilden Schaaren lag in vereinzelter Tapferkeit seine Rettung. Ihre Raubzüge wiederholten sich, alle offenen Wohnstätten versengend und verheerend, ein halbes Jahrhundert hindurch. Alles mußte vor ihnen fliehen, und flüchten, wo nicht die damals so seltenen festen Städte in der Nähe lagen, in die noch sehr ausgedehnten Waldungen, dort sich verborgen haltend, bis die rasch vordringenden Heere vorüber waren, manchmal sogar sich Gelegenheit bot, aus dem Hinterhalte hervorzubrechen, und die aus tüchtigen Niederlagen in aufgelöster Flucht rückkehrenden Feinde in einzelnen Haufen zu bekämpfen und zu vertilgen." 123)

Nachdem die Ungarn 955 am Lechfeld endgültig besiegt worden waren, baute das Fürstenhaus der Welfen das Kloster noch vor der Jahrtausendwende wieder auf und besetzte es mit Mönchen aus dem Ammergau. Graf Welf II., der mit der Nichte der später heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde verheiratet war, erweiterte seine Herrschaft vom Lechrain aus zielgerichtet nach Osten und finanzierte das Kloster Altomünster als östlichen Vorposten seines Machtbereichs.
Ita von Ohningen, die Mutter von Welf II., stiftete dem Kloster einige Weinberge in Südtirol und die Frau des Grafen Imiza schenkte ihm die Käsealmen im Leukenthal bei Kitzbühel. Beide Stifterinnen wurden in Altomünster bestattet. 21)



Kanonissenstift (1056-1270)

Imiza war es wohl auch, die im Jahr 1056 die Idee hatte, in Altomünster ein Frauenkloster einzurichten.
Der Grund dafür war sehr banal. Imiza hatte 1036 in Altdorf (heute Weingarten bei Ravensburg) ein früheres Klerikerstift in ein "Institut für geistliche Frauen", also Kanonissen eingerichtet. Die Frauen waren alle von hohem Adel. 1055 kam es mit den hohen Damen zu Erbstreitigkeiten, weil diese das Erbe des früh verstorbenen Sohnes Welf III. für sich beanspruchten, Imiza es aber nicht herausgeben wollte. Die Grafenwitwe wollte die Kanonissen loswerden und setzte einen Konvent-Tausch durch. Die Frauen mussten von Kloster Altdorf (das erst seit 1865 Weingarten heißt) nach Altomünster übersiedeln und die Altomünsterer Mönche nach Altdorf. Der Tausch fand im Todesjahr von Kaiser Heinrich III. statt, also 1056. Es war eine religiös turbulente Zeit; zwei Jahre vorher, am 16. Juli 1054, hatte sich der christliche Osten vom Papst getrennt (Morgenländisches Schisma) und nannte sich trotzig Orthodoxe (Rechtgläubige) Kirche.
Ab 1056 war Altomünster also ein Kanonissenstift, in dem die adeligen Frauen relativ frei ohne strenge Regeln lebten. Das Stift diente vor allem der Versorgung adeliger Töchter.

Die Kanonissen mussten keine ewigen Gelübde (Keuschheit, Armut, Gehorsam) ablegen. Sie genossen weitgehende Freiheit des Lebenswandels, besaßen einen eigenen Wohnbereich z.T. mit Dienstboten und konnten Privatbesitz und Einkünfte aus Pfründen haben. Sie durften zwar nicht verheiratet sein, konnten aber, falls doch noch die große Liebe des Lebens kam, das Stift wieder verlassen.
Wie lange dieses Kanonissenstift bestanden hat, ist nicht klar, weil es aus der damaligen Zeit nicht viele Quellen gibt. Doch 1180 bestand es noch. Denn damals war die selige Euphemia Gräfin von Andechs, die dem Totenbuch nach eine Kanonisse war, Äbtissin des Stifts.

romanische Klosterkirche
1268 kamen die neuen Aufsteiger des bayerischen Adels, die Wittelsbacher.
Sie lösten die 300jährige welfisch-staufische Schutzherrschaft ab und wurden Vögte und Landesherren des Klosters. Sie gewährten Altomünster 1375 und 1391 das Marktrecht 117)

Benediktinerinnen-Kloster (1270-1485)

Spätestens 1278 bestand in Altomünster aber das Benediktinerinnenkloster. Diese Erkenntnis verdanken wir der einzigen Papsturkunde für Altomünster aus der Zeit vor den Birgitten, also vor 1497. Diese Urkunde von 1278 befasste sich mit einem für die Menschen der damaligen Zeit schlimmen Zustand, nämlich den Interdikten, das das religiöse Leben stark beeinträchtigte.


Interdikt (1239-1245)  33)

Im Kampf zwischen Kaiser (Friedrich II.) und Papst (Gregor IX.) und deren innerbayerischen Anhängern Bischof von Freising (kaisertreu) und Herzog Otto II. (papsttreu) wurde 1239 vom päpstlichen Gesandten Albert Behaim neben anderen bayerischen Klöstern und Stiften explizit auch über das Kloster Altomünster ein Interdikt verhängt; es dauert 6 Jahre bis zur Aussöhnung zwischen dem Freisinger Bischof Konrad I. und Papst Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon am 3.8. 1245. Auch später gab es immer wieder für kurze Zeit Interdikte, wie die Papsturkunde von 1278 bezeugt.

Interdikt bedeutete eine Schließung der Gotteshäuser, die Einstellung der Gottesdienste, das Verstummen der Kirchenglocken, sowie das Versagen der Sakramente und der kirchlichen Begräbnisse. Der Schmuck musste von den Altären entfernt und die Kruzifixe verhüllt werden.
Das Interdikt traf in der Regel Unschuldige; es war darauf angelegt, in breiten Schichten des Volkes und des Klerus' Verärgerung gegen den Herzog bzw. Bischof zu schaffen und ihn so zum politischen Kurswechsel zu zwingen. Im ausgehenden Mittelalter wurden Interdikte häufig als Druckmittel verwendet und stumpften als Waffe ab. Doch die seelsorgerische Betreuung der Bevölkerung und die Disziplin des Klerus litt darunter erheblich.

In Altomünster waren die Folgen von späteren Interdikten durch die Papsturkunde von 1278 etwas abgemildert. Darin erlaubte der Papst dem Kloster, auch während eines Interdikts den Gottesdienst zu feiern; allerdings nur hinter verschlossenen Türen.

Diese Papsturkunde erlaubt auch sonst interessante Einblicke in das benediktinische Klosterleben von Altomünster. Prof.Liebhart beschreibt in seinem Aufsatz "Das Frauenstift und Benediktinerinnenkloster Altomünster", dass Papst Nikolaus III. das Kloster unter seinen Schutz stellte. Er drohte denen, die das Kloster "beunruhigen und seinen Besitz entfremden" wollten, kirchliche Strafen an. Doch die Urkunde enthält auch eine Verschärfung der Klosterregeln. Die Nonnen sollten sparsamer leben. Die Konversen mussten der Welt entsagen und die Klostervorschriften einhalten. Konversen waren Erwachsene, die ihren Lebensabend im Kloster verbrachten. Niemand durfte ohne Zustimmung der Äbtissin das Kloster verlassen. Die Nonnen durften innerhalb der Kirche beerdigt werden. Die Äbtissin wurde vom Konvent gewählt und nicht von außen bestimmt.

Auch nach der Umwandlung vom Damenstift zum Benediktinerinnenkloster blieb Altomünster für den niederen Adel reserviert. Finanziert wurde das Kloster weiterhin durch Pfründe, die die Nonnen mitbrachten. Das widersprach aber der Benediktinerregel, die vorsah, dass man sich durch Arbeit im Kloster selbst zu versorgen hatte und führte zu erheblichen Spannungen unter den Nonnen.

Während der bayerischen Landesteilung war Altomünster immer Grenzgebiet (es gehörte zu Bayern-Ingolstadt und zu Niederbayern). Es war deshalb häufig von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Teilherzogtümern betroffen. Im Zusammenhang mit dem "Hauskrieg" 1420/1422 ist von einem Brand die Rede. Diese Kriege und auch die hohen Steuern der Ingolstädter Herzöge haben ihren Teil zum Niedergang des Klosters Altomünster beigetragen. Die Zahl der Nonnen nahm immer mehr ab; als 1477 die Äbtissin verstarb, konnte keine Nachfolgerin mehr gewählt werden.

Bis zur offiziellen Auflösung "wegen Misswirtschaft" dauerte es aber noch ein Jahrzehnt. Die erfolgte durch päpstliche Aufhebungsbulle vom 31.3.1488. Durch Erblehensvergabe von Klostergut war die materielle Grundlage des Klosterlebens zerrüttet. Die letzte noch verbliebene Benediktinerin übergab die knapp 500jährige Hinterlassenschaft des Ordens, u.a. den Kirchenschatz, Urkunden, Verwaltungsbücher und eine kleine Bibliothek mit historischen Handschriften (Alto-Lebensbeschreibung, Welfenchronik) 23)
.


Birgittenkloster (seit 1496)
Herzog Georg der Reiche von Landshut (bekannt durch die Landshuter Hochzeit) schenkte das Kloster 1496 mit den "Hinterlassenschaften" dem Birgittenorden (Kloster Maihingen), der es 1497 als Doppelkloster in Besitz nahm. Die schwedische Mystikerin Birgitta (1303-1373) hatte um 1346 diesen Orden gegründet, der Nonnen und Mönche in Doppelklöstern vereinigte. Idealerweise sollten es 60 Nonnen und 13 Priester-Mönche (Apostelzahl + Paulus) sowie vier Diakone (vier Kirchenlehrer) und acht Laienbrüder sein. Die Mönche sollten die Seelsorge der Schwestern und der um die Klöster herum siedelnden Menschen sowie die Haus- und Feldarbeit übernehmen 29).
Diese Zahlen wurden in Altomünster nie erreicht, weil die wirtschaftlichen Grundlagen dafür nicht ausgereicht hätten. Selbst die bei der Säkularisation vorhandenen 26 Chorfrauen, 10 Laienschwestern, 9 Patres und 4 Laienbrüder brachten das Kloster schon in finanzielle Schwierigkeiten. 113
) Nach Dr.Liebhart hatte das Kloster in noch früherer Zeit 12 Priester, 8 Diakone und 5 Laienbrüder. 103)


Kirche 1497
auf dem Holzschnitt
St.Birgitta hatte erklärt, Christus selbst habe ihr in einer Eingebung die Regel diktiert.
Deshalb wird sie auch als "Erlöserregel" bezeichnet. Dass Christus dabei alle existierenden Orden und Klosterregeln als verödete Weinberge bezeichnet habe, an deren Stelle er jetzt einen ganz neuen Weinberg, den Birgittenorden, gründen wolle, hat die übrigen Orden verärgert und dazu geführt, dass Rom die Birgittenregeln nur sehr zögerlich akzeptierte. So dauerte das Anerkennungsverfahren 28 Jahre.
114)
Zudem waren Doppelklöster damals von der Kirche nicht gerne gesehen. In den ersten Jahrhunderten wurden sie durch Kaiser Justinian (482-565), durch die Synode von Agde (506) und durch das 2.Konzil von Nicaea (787) sogar explizit verboten. Dennoch dauerte es bei den Prämonstratensern bis 1140 und bei den Zisterziensern bis zum 13.Jh. bis sie Mönche und Klosterfrauen trennten. 117)

Die ersten Nonnen und Mönche (15 Frauen, 5 Priester, 3 Brüder) für Altomünster kamen aus dem schwäbischen Maihingen, wo der Ritter Graf Wolfgang von Sandizell zu Unterwittelsbach (bei Schrobenhausen) und seine Frau als Laien in den Birgittenorden eingetreten waren. Wolfgang war ein Freund von Herzog Georg dem Reichen aus Landshut, zu dessen Herrschaftsgebiet damals Altomünster gehörte. Wolfgang wurde auch der erste Verwalter des Klosterguts. Aber nach einiger Zeit scheint sich das Klima zwischen Wolfgang v.Sandizell und dem Freisinger Bischof verschlechtert zu haben; jedenfalls ordnete Bischof Pfalzgraf Philipp an: "Den Bruder Wolfgang Sandizeller, der zu Maria-Mahingen, und nicht zu Altomünster stabilisiert ist, dürfen sie in Altomünster nicht einlassen, ihm weder Speise noch Trank reichen; sollte er versuchen, den Nonnen Zwang aufzulegen, so soll man ihn gefangensetzen und zum Bischof nach Freising bringen" 56).

Die Übernahme des Klosters durch die Birgittiner im Jahr 1497 ist im Hauptteil des Kuppelfreskos dargestellt (siehe Bild rechts). Man sieht deutlich, wie die Mönche tiefer gestellt sind als die Nonnen; sie hatten in den Klöstern Birgittas nämlich der Äbtissin Gehorsam zu leisten, die den Gesamtkonvent aus Nonnen und Mönchen leitete.
Dass die "Herrschaft der Frauen" nicht überall Freude erregte, lässt sich einem Brief von Wolfgang Fabricius Capito (1478-1541) an Melanchthon entnehmen. Darin berichtet er im Jahr 1520 über den gemeinsamen Freund Ökolampadius, der, für beide unverständlich, in das Kloster Altomünster eingetreten war. Capito schreibt, Ökolampadius müsse "einigen Weiblein gehorchen und mühe sich ängstlich in ihrem Dienst ab, denn es seien in ganz verkehrter Weise die Frauen über die Männer gesetzt". 29) Ökolampadius war ein großer Freigeist und den reformatorischen Anliegen zugetan. Er war wohl der berühmteste einfache Mönch Altomünsters. Später wurde Ökolampadius als großer Reformator von Basel berühmt.
Mehr über Ökolampadius finden Sie hier...
Obwohl die Priorin offiziell die Leitung des Klosters innehatte, besaß der Prior (und Beichtvater) tatsächlich wohl den gleichen oder sogar einen größeren Einfluss. Er hatte nach der Regel vom Bischof die volle Gewalt, zu binden und zu lösen, zu bessern und zu reformieren. Und er durfte im Gegensatz zur Äbtissin das Kloster für Geschäfte verlassen.


Im Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) versuchte Kaiser Karl V. -zunächst erfolgreich- den Protestantismus zurückzudrängen. Die ersten Schlachten fanden in Süddeutschland statt und es bestand für Altomünster die Gefahr, von den kriegerischen Auseinandersetzungen erfasst zu werden. Deshalb flüchtete der Konvent im Sommer 1546 nach München, bis sich der Krieg Ende 1546 nach Mitteldeutschland verlagert hat. 142)

Apiankarte 1568

  
Apian-Karte von 1568  
Kartograph Philipp Apian hat in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch das Kloster Altomünster dargestellt (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche wohl noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589. 95)


Verhältnisse nach der Reformation  56)

Die Reformation hat viele Menschen in ihren Glaubensinhalten und in den Religionspraktiken verunsichert. Die Auswirkungen davon waren in den katholischen Gebieten erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu spüren. Diese Verunsicherung machte auch vor den Klosterinsassen nicht halt. Ökonomische Zerrüttung und Auflösungserscheinungen waren die Folge, obwohl das Kloster Altomünster im Verhältnis zu anderen Klöstern und Stiften noch relativ stabil war.
Die bischöfliche Visitation von 1570, die im Namen des jugendlichen Bistums-Administrators Ernst von Bayern von Weihbischof Haydlauff durchgeführt wurde, stellte aber bereits erhebliche Mängel in der Ordenszucht fest. Die Priorin musste ermahnt werden, dass sie dem Verdacht der Völlerei, des Abtrags und des Buhlens nachgehen müsse. Sie solle die Küchenschwestern nicht so rau anfahren; die übrigen Schwestern sollten gehorsam und friedlich sein.
Um das Jahr 1600 kam noch dazu, dass mehrere Priorinne und Priore ihren Aufgaben nicht gewachsen waren. Das Kloster geriet in 1592 wirtschaftliche Bedrängnis, war hoch verschuldet und der Konvent war zerstritten. 1612 gab es nur noch 3 Priester.


Konventbauten

Die Klostergründerin St.Birgitta hat umfangreiche Bauvorschriften für ihre Klöster erlassen. Danach mussten die Konventgebäude für Nonnen und Mönche baulich streng voneinander getrennt sein.
In Altomünster war dies zunächst schwierig umzusetzen, weil die Birgitten hier in einem alten Benediktinerinnenkloster unterkamen. Da sich dessen Gebäude in einem schlechten Zustand befanden, musste man sich zunächst mit Reparaturen und Umbauten behelfen. Als erstes stellte man den Bau für die Patres fertig, der das Benediktinerkloster umfasste. Dann errichtete man die Gebäude für den Frauenkonvent neu. Erst 1497 konnte das Kloster bezogen werden.
113)

Der Frauenkonvent (Nordteil des Klosters) residierte in Gebäuden, die, wie erwähnt, 1488-1496 und -ein Jahrhundert später- in den Jahren 1589-1593 (Küche, Refektorium, Kapitelsaal) errichtet worden waren; der heute noch bestehende alte Baubestand der Gründerzeit umfasst insbes. das Gästehaus mit gotischen Fenstern und gotischen Türstöcken. Große Unterstützung fanden die Birgitten beim bayerischen Herzog Wilhelm V., durch den zwei Wessobrunner Handwerker, der Zimmermeister Thomas Vogl und der Maurermeister Christoph Schmuzer nach Altomünster kamen. 113

Der Männerkonvent residierte über 200 Jahre lang im umgebauten früheren Benediktinerinnenkloster südlich der Kirche. Dann ließ der Orden die baufällige Gebäude durch einen dreiflügeligen Neubau ersetzen ( Architekt Hans Mayr d.J.,1677-1731).

Beide Konvente waren durch das Kirchengebäude getrennt, aber auch verbunden: Denn sie nutzten die Kirche miteinander, aber auf verschiedenen Ebenen und auf verschiedenen Seiten: Die Mönche im ersten Stock (östlich des Altars), die Nonnen im zweiten Stock (westlich des Altars). Ein Gang unter dem Herrenchor mündete in einen bis heute erhaltenen Raum mit einer breiten Durchreiche: Entsprechend der Klostertradition war das Frauenkloster für das Kochen und Wäschewaschen für alle Mönche und Nonnen zuständig. An dieser Durchreiche wurden das Essen und die Wäsche den Herren übergeben.


(links von der Kirche Frauenkloster, rechts Männerkloster)

Finanzielle Krise um 1600 141)
Schon vor den Bauten im Frauenkonvent war die finanzielle Lage des Klosters angespannt.
Nach Wilhelm Liebhart teilte die Äbtissin Kath.Plaicher 1578 nach München mit, die Landessteuer für das kommende Jahr nicht mehr aufbringen zu können. Der bayerische Herzog Albrecht V. stellte den Konvent aber nur vor die Wahl, Geld aufzunehmen oder Güter bei Kitzbühel zu verkaufen.
Die Haushaltsrechnungen der folgenden Jahre (bis 1587) beweisen, dass das Kloster auch danach mehr Geld verbrauchte (3000 Gulden), als es einnahm (2800 fl.). Zudem war der Schuldenstand mit 2400-3000 fl. ohnehin schon hoch. Dies alles steigerte sich in den Jahren 1587-1592 noch als durchschn. 4.200 fl. eingingen und 6.000 fl. ausgegeben wurden. In dieser Zeit verschlang der Ausbau des Nonnentrakts zusätzlich 11.000 Gulden, u.a. weil Maurermeister Christoff Schmuzer größer gebaut hat als genehmigt.
Dies rief den bayerischen Herzog (inzwischen Wilhelm V.) auf den Plan. Er ordnete 1592
eine große Visitation des Klosters an.
Damals besaß das Kloster 3000 ha Grund und Wald, eine Käserei in Kitzbühel und Weinberge in Südtirol.
142)

Dabei zeigte sich, dass auch der innere Friede fehlte. Die Konvente, so Liebhart
141) , "waren uneinig, es herrschte kein Vertrauen zur gewählten Obrigkeit, es fehlte die brüderliche und schwesterliche Liebe". Jede Gruppe (Leitung, Chorfrauen, Laienschwestern, Küchenschwestern, Priester und Laienbrüder sowie weltliches Personal) mit jeweils unterschiedlichen Rechten und Pflichten verwies auf Fehler der anderen. Ungehorsam und Respektlosigkeit gegenüber der Obrigkeit und Regelverstöße waren an der Tagesordnung. Der Äbtissin wurde eine zu große Nähe ("verdächtiges Verhältnis") zum Baumeister angekreidet, der Prior und Generalbeichtvater wurde als unerfahren und inkompetent abqualifiziert. Getreidediebstähle und hoher Lebensmittelverbrauch (in den vier Wochen der an sich fleischlosen Fastenzeit des Advents verzehrten insgesamt 74 Personen acht Rinder) wurden ebenso bemängelt, wie Zechgelage bei den Mönchen.
Die Regierung beauftragte 1692 den Dachauer Kastner Georg Schwanckler als weltlichen Administrator. Er konnte in 14 Jahren den Schuldenstand vermindern, aber die sozialen und geistigen Missstände der Mönche und Nonnen blieben zunächst. Es werde "in spiritualibus gar übel gehaust", hieß es noch 1603: Es werde die Regel vernachlässigt, die Mönche handhabten die Klausur ziemlich locker, es herrsche Müßiggang und es werde dem Wein im Übermaß zugesprochen. Der Prior habe durch Gebühren für Kirchenstühle in Altomünster und Oberzeitlbach ein regelwidriges Privatvermögen erwirtschaftet.

Die neue Äbtissin (ab 1604) und ein neuer Prior (ab 1607) konnten die Klosterzucht wieder herstellen. Jedenfalls legt dies eine Visitation von 1612 nahe. Das Kloster habe "weder in spiritualibus
.. noch in temporalibus sonderliche Haubtmengel", also weder in geistlicher noch in weltlicher (finanzieller) Hinsicht große Defizite, hieß es.



Dreißigjähriger Krieg
27), 45)

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ortschaft Altomünster zweimal (1632 und 1648) von den Schweden verwüstet; das Kloster und die Kirche wurden aber verschont, weil die Nonnen und Mönche einem schwedischen Orden angehörten. Dennoch mussten die Klosterinsassen wegen der Kriegswirren in den Jahren 1634 und 1639 und nochmals 1645 und 1646 (Eingreifen der Franzosen) nach München fliehen, wo sie in Kanzler Johann von Adlzreiter einen prominenten Fürsprecher hatten. Die fünfte und letzte Flucht fand am 28.März 1648 statt, weil sich die katholischen Armeen nochmals über die Isar zurückziehen mussten.

Schon vor den ersten Kampfhandlungen in Bayern musste das (dmals wohlhabende) Kloster Altomünster schon Abgaben für den Krieg leisten: 1622 (im böhmischen Krieg) musste es Pferde stellen, 1631, ein Jahr vor dem Schwedeneinfall, 3000 Gulden und 1632 2000 Gulden für die Landesverteidigung (Landes-Defension) zahlen. 134)

Vom ersten Einfall der Schweden am 24.4.1632 berichtet Maurus Gandershofer, dass die meisten Nonnen bei Annäherung des Feindes nach München flüchteten, "wo sie theils im Bittrich Regelhause, theils in dem Angerkloster gastfreundliche Aufnahme fanden. Bier wurde ihnen aus dem churfürstlichen Keller verabreicht." Die Mönche sind nach Salzburg und Meran geflohen.
Die im Kloster Verbliebenen "wurden vom Feind unmenschlich behandelt".
Zwei gebrechliche Nonnen mussten verhungern. Zwei Laienbrüder wurden erschossen, ein dritter starb an den Misshandlungen. Stadel, Stallungen, Taverne, Bruderhaus und viele Lehenshäuser gingen in Flammen auf; das Kloster selbst blieb vom Feuer verschont, wurde aber geplündert 147)

"Im Markte wurden ganze Gassen weggebrannt, viele Menschen ums Leben gebracht oder misshandelt und dem Elende Preis gegeben, und diese Grausamkeit auf den ganzen Pfarrbezirk ausgedehnt, so dass im Jahre 1635 von 1300 Kommunikanten nur noch 200 gezählt wurden", schreibt Gandershofer. 23 Anwesen in Altomünster und 28 Klostergüter außerhalb waren dem Feuer zum Opfer gefallen. Der Krieg war auch Grund dafür, dass im Jahrzehnt von 1631 bis 1641 niemand in den Konvent eintrat 103).

Zudem brach 1634/35 die Beulenpest aus, der 15 Mönche und Nonnen zum Opfer fielen 56).. Für die verbliebenen 44 Konventualen reichten im Frühjahr 1635 die Lebensmittel nicht mehr. Schweden, Pest und Hunger ohne Aussicht auf Besserung waren für die Äbtissin Anna Mayr zu viel. In einer Kurzschlussreaktion beging sie am 4.5.1635 Selbstmord. Mitschwestern fanden sie erhängt. 30 Mönche und Nonnen waren führungslos. Alle waren bestürzt. Der Freitod, eine Todsünde, wurde sogar dem Kurfürsten Maximilian I. () gemeldet, der seinem zuständigen Pfleger in Aichach befahl, die Äbtissin in aller Stille an einem geheimen Ort in ungeweihter Erde begraben, aber auch den Konvent in Altomünster mit ausreichenden Lebensmitteln zu versorgen. 112), 134) 147)
1637 war die wirtschaftliche Lage des Klosters so schlecht, "dass es sich genöthigt sah, seine Bewohner zum Theil fortwährend in der Fremde ihr Heil suchen zu lassen. Zudem mussten sie ihre Weinberge bei Meran für 909 Gulden veräußern.


Kloster im 30jährigen Krieg
Über das Jahr 1646 schreibt Prof.Liebhart: 147)
"Am 5. September 1646 flohen die Konvente selbst nach München. Gerade noch rechtzeitig. Mitte September 1646 überschritten Truppen des schwedischen Generals Olaf Wrangel die Donaulinie, während die kaiserliche Armee unter Erzherzog Leopold Wilhelm statt Bayern zu schützen Schwaben unsicher machte. Wer sich nicht nach München retten konnte, flüchtete sich und seine bewegliche Habe ins Dachauer Schloss oder nach Aichach. Erst zum Jahresende zogen sich die Feinde aus Oberbayern zurück."

Am 25.3.1648 mussten die Konventualen nochmals fliehen. Die Mönche und Nonnen zogen mit dem Vieh auf dem "Erdweg" nach Süden, die Menschen nach München, das Vieh ins Leukental bei Kitzbühl, wo Altomünster Grundbesitz hatte. Sie kehrten zwar Anfang August nach Altomünster zurück; doch schon eine Woche später, am 11.August, wurden sie wieder mit dem Krieg konfrontiert, als die Schweden ein letztes Mal das Kloster besetzten. Die Soldaten brandschatzten aber nicht, sondern stahlen nur 5 Pferde(im Markt 16 Pferde). Außerdem musste der Konvent neben der Verpflegung der Soldaten 600 Gulden Brandsteuer zahlen (dazu kamen 200 Gulden vom Markt Altomünster). Als die Schweden schließlich geschlagen wurden, war es mit dem Leid noch nicht vorbei. Die bayerisch-kaiserliche Armee zog über Aichach, Schrobenhausen dem Feind hinterher und "machte dem ganzen Landstrich den Garaus", wie ein Chronist schrieb. 112)
Insgesamt hatte der Krieg das Kloster trotz der Verschonung von Brandschatzungen schwer geschädigt. Die Zahl der im Markt abgebrannten Häuser und Söldengüter betrug 23, die Zahl der abgebrannten Höfe von Grunduntertanen des Klosters 25.
"Mehrere andere Güter", schrieb Gandersdorf, "lagen außerdem noch öde und unbemayert, da die führeren Besitzer derselben sich theils der Sicherheit, theils der nachmals eingetretenenen Hungersnoth wegen entweder ins Ausland begeben oder gänzlich erarmt, oder auch durch den Tod dahingerafft waren". Damals hatte das Kloster Untertanen in Rohrbach, Rinnenthal, Griesbach, Angers, Mehringerzell, Mening, Tegernbach, Bridriching, Orthofen, Hohenried, Unter- und Oberzeitlbach, Humersberg, Alberzell und Xyger
. Aus dem bayerischen Oberland (Alpengebiet) wurden 80 Personen geholt und in den Klosterhöfen in und um Altomünster angesiedelt.
Am 26. Oktober 1648 konnte die Klausur für die Nonnen und Mönche wieder geschlossen und der normale Klosterbetrieb wieder aufgenommen werden.
1649 und 1650 forderte die Pest einige Opfer. Ein Ochsenteiber aus Ungarn hatte sie mitgebracht. Das Kloster ging für 5 Wochen in Quarantäne. Der Pfarrvikar musste in seinem Häuschen außerhalb des Klosters bleiben und hätte erforderlichenfalls die pestkranken Bewohner Altomünsters seelsorgerisch betreuen müssen.
1650, zwei Jahre nach dem Ende des 30jährigen Kriegs, wurde ein Altar neu geweiht, d.h., er war im Krieg entweder beschädigt oder profaniert (entweiht) worden.

Grundbesitz im 17.Jh. 112)
1649 untersuchte eine kurfürstliche Kommission die wirtschaftliche Lage des Klosters nach dem 30jährigen Krieg. Sie war erstaunlich gut. Dabei wurde auch der Grundbesitz aufgeführt, der sich insgesamt auf 3004 Hektar belief. Davon waren:
- 1438 ha Ackerland
-   647 ha Wiesen
-   863 ha Wald und
-     56 ha Gärten.
90 der 3004 ha wurden selbst bewirtschaftet, der Rest war an 362 Pächter vergeben.


Auch im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) musste das Kloster leiden. Gleich zu Beginn des Krieges, 1704, plünderten österreichische Truppen das Kloster. 142)


Neubau für den Herrenkonvent   112)

Herrenkonventsgebäude vorher
1723 bis 1729 wurde das Gebäude für den Herrenkonvent neu errichtet. Der alte Bau aus dem Mittelalter (siehe links) war baufällig geworden. Schon um 1700 war der Umbau geplant, kam jedoch wegen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714) nicht zur Ausführung.
Den Plan für den Neubau erstellte der Münchner Stadt-baumeister Johann Mayr, der einen dreiflügeligen Bau einheitlicher Höhe vorsah. Als man den dritten Flügel nicht so baute, wie der Plan vorsah, gab Mayr erbost die Bauaufsicht ab.

Herrenkonventsgebäude(rechts) nachher
So entstand eine Zweiflügelanlage mit einem niederen und den Gesamteindruck störenden dritten Baukörper im Westen (siehe rechts). Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass ein noch monumentalerer Bau der Ordensregel mit "humiden Bauten" nicht gerecht geworden wäre und der Neubau einen zu "hochfahrenden Auftritt" erhalten hätte. 113)



1000-Jahr-Feier des Klosters 1730  21)
Im Jahr 1730 begingen Kloster und Markt Altomünster mit "Solennen (=festlichen) kirchlichen Feiern, Reliquienverehrungen und achttägigen Ablässen, mit Proceßionen der herumliegenden Städte, Märckte, Hofmarken und Dorffschafften, mit allegorisch-minischen Umzügen und geistlichen Schauspielen unter 'thonenden Glocken und Feuer redenden Böllern, freudigen Paucken und Trompetenschall' die 1000-Jahr-Feier" berichtete die damalige "Jubelschrift". Darin sind übrigens auch die acht rhetorisch ausgefeilten, barock pathetischen und bilderreichen Festpredigten damals prominenter Kirchenredner aus der frommen Umgebung, nämlich aus Scheyern, Fürstenfeld, Indersdorf, München, Ilmmünster, Taxa und Altomünster selbst.
Der damalige Prior Dr.Jakob Scheckh (Priorat 1724-1755) hatte zusammen mit Äbtissin Maria Rosa die Gründung des ersten Klosters durch St.Alto eigenmächtig auf das Jahr 730 festgelegt, obwohl auch damals schon bekannt war, dass Alto erst "um 740 oder 750" hier angekommen war.


Geistliche Theaterspiele in der Barockzeit
Seit der Gegenreformation setzte man im katholischen Raum religiöse Theaterspiele als Instrument der Glaubensvermittlung ein. Sie wurden besonders von Jesuiten gefördert. Auch in Altomünster führte man nach dem 30jährigen Krieg solche Spiele auf.
Prof.Dr.Liebhart benannte in seinem Aufsatz "Das Passionsspiel von Altomünster
" 100)
- ein Maria-Magdalena-Spiel (1651),

- ein Birgitta-Drama (um 1677),
- zwei Translationsspiele zu Ehren der Überführung von Gebeinen der Katakombenheiligen hinter den Altären in den Jahren 1688
   und 1694 (von Prior Hörmann persönlich gedichtet
29) ) und
- das Altoschauspiel zur 1000-Jahr-Feier 1730.
Dazu kamen geistliche Spiele während der Karwoche. 1753 wurde sogar ein Passionsspiel für Altomünster geschrieben.
1770, zur Zeit der Aufklärung, verbot die bayerische Regierung alle geistlichen Theaterspiele. Neben Altomünster gab es im Kurfürstentum übrigens noch weitere 150 (!) Passionsspielorte.


Klosteraufhebung
Schon ab 1773 plante der bayerische Kurfürst Max III. Joseph die Aufhebung des Klosters. Die offiziellen Gründe waren vielfältig, doch letztlich ging es dem Kurfürsten um die Einkünfte des Klosters. Denn Altomünster hatte zuletzt Anlagewerte von ca. 260.000 Gulden und Jahreseinnahmen von 11.000 Gulden 31) . Der Kurfürst plante die Gründung eines Damenstifts in München. Der kontemplative Orden der Birgitten bot sich den Aufklärern als Finanzierungsquelle an. Zudem nervte ein jahrzehntelanger Streit über das Wahlrecht unter den Mönchen in Altomünster die kurfürstl. Verwaltung in München. Es ging neben dem Wahlrecht (Laienbrüder wollten die Äbtissin mitwählen) aber auch um das sittliche Verhalten des Priors, der die Schlüssel zu den Zellen der Chorschwestern besaß. Misstrauen und Feindschaft zwischen den Mönchen führte dazu, dass sich zwei Laienbrüder auf dem Friedhof versteckten, einer in einem frischen Grab, ein anderer hinter einem Grabstein, um den Prior zu überwachen, wie er nachts mit den Schlüsseln zu den Nonnen schlich. 31)

Altomünster um 1800
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Auch wirtschaftlich war Altomünster durch Zwistigkeiten und Misswirtschaft am Ende. Die Äbtissin hatte sogar um Auflösung des Männerordens gebeten. Doch der Papst konnte Altomünster zunächst retten. Dies gelang auch noch einmal um 1780, als der neue Kurfürst Karl Theodor den Malteserorden in Bayern einführen wollte, um seinen illegitimen Sohn standesgemäß versorgen zu können. Das Kloster war zunächst gerettet; allerdings erhob der Staat ab 1783 eine 10-prozentige Sondersteuer auf die jährlichen Bruttoeinkünfte.


Säkularisation 1803

Frauenkloster
Nicht mehr zu halten war Altomünster aber bei der Säkularisation des Jahres 1803, als der Fortbestand aller Klöster zur Disposition gestellt wurde. Altomünster war damals mit 50 Konventualen (darunter 9 Patres und 3 Brüder 91) ) das personalstärkste Kloster Bayerns - und wurde dennoch aufgelöst. Der Landrichter von Rain am Lech, Franz Heinrich Tünnermann, verkündete am 18.3.1803 das Säkularisationsedikt. 142) Damit war das Kloster aufgelöst. Die Mönche und Nonnen erhielten eine staatliche Pension. Von der Gründung 1496 bis zur Aufhebung 1803 hatte das Kloster 22 Äbtissinnen und 19 Prioren.
Das Herrenkloster in Altomünster wurde verkauft; es ist unter der Bezeichnung Kollerstock 13) auch heute noch in Privatbesitz. Das Frauenkloster hatte man zum Aussterbekloster bestimmt, nachdem vier Nonnen sich nicht daraus vertreiben ließen und sich -was wohl entscheidend war- auch kein Käufer für die Gebäude fand.
Die Klosterschwestern hielten durch, bis 1841 König Ludwig I. die Wiedereröffnung genehmigte und wieder Nachwuchs in den Birgittenorden in Altomünster eintreten durfte. Schon ein Jahr später wurden 10 Schwestern eingekleidet. Seither war das einzige Birgittenkloster Deutschlands ein reines Nonnenkloster. Das war nach den Ordensregeln eigentlich nicht erlaubt. 1844 erteilte Papst Gregor XVI. die Dispens von der Pflicht, ins Kloster auch Mönche aufzunehmen. 142)

Der Besitz des Klosters (135 ha Grund, 641 ha Wald, 360 Bauernhöfe und viele Häuser in Altomünster) kam 1803 voll in staatliche Hand. 60 Jahre später hatten die Klosterschwester wieder einen landwirtschaftlichen Grundbesitz, aber nur von der Größe eines Kleinbetriebs: 9 ha Wiesen und 12 ha Wald.
Von der Gründung 1496 bis zur Aufhebung 1803 hatte das Kloster 22 Äbtissinnen und 19 Prioren. 142)

 

Beschreibung von Altomünster
Eine interessante Beschreibung des Ortes und des Klosters Altomünster ist im geographisch-statistisch-historischen Handbuch des Königreiches 1852 zu finden:
  "Altomünster, 1555 Fuß über dem Meere unter 28 Grad 55 Minuten Länge und 47 Grad 23 Minuten Breite gelegen, Markt mit 225 Familien, 886 Einwohnern, 214 Häusern, einem Magistrate, einer Pfarr- und Nebenkirche, mehreren Mühlen, einem Rathhause, einer Ziegelei, einem Kloster und 4 Brauhäusern.
Das Kloster wurde durch den Schotten Alto, der hier in einem Walde lebte, den er vom König Pipin zum Geschenk erhalten hatte, um das Jahr 750 für sich und einige Männer aus dem Orden des hl.Benedikt gestiftet, von dem hl.Bonifacius um das Jahr 760 eingeweiht und von Alto als dem ersten Abt bewohnt. Als daselbe im 9.Jhh. in Verfall gerathen war, stellte es Heinrich, Fürst von Lechrain, wieder her und besetzte es mit Mönchen aus Ammergau. Im Jahre 1047 wanderten diese nach Altdorf aus, und an ihrer Stelle wurden Benedictiner-Nonnen hierher versetzt, die durch die Gräfin Itha aus Tyrol, die hier begraben liegt, vielfache Wohlthaten empfingen. Nachdem aber das Kloster nach und nach in Verfall gerathen war, stellte es der Herzog Georg der Reiche wieder her und übergab es 1486 dem Orden St.Salvator (Birgitterinnen). Im Jahre 1624 zählte das Kloster 36 Frauen und 13 Mönche. Die Klosterkirche wurde unter der Oberin Maria Huber neu erbaut und 1773 eingeweiht; dem Kloster, welches im Jahre 1803 säcularisirt, im Jahre 1841 den Birgittinerinnen wieder übergeben wurde, verdankt der Markt sein Entstehen. Ein Theil der Klosterrealitäten gehört nun dem Kaufmann Arzberger."


Zweite Auflösung des Klosters
Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass der Vatikan das Birgittinnenkloster, in dem zuletzt nur noch die frühere Priorin Sr. Apollonia Buchinger mit einer weiteren Nonne lebte, auflösen möchte. Initiativen, das Kloster mit Bildungsaufgaben zu betrauen und so zu erhalten, scheiterten. Die päpstliche "Kongregation für die Institute geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens" beauftragte die Franziskanerin Gabriele Konrad aus dem Kloster Schönbrunn als apostolische Kommissarin mit der Durchführung der Auflösung.
Am 15. November 2016 wurde das Birgittenkloster Altomünster per Dekret von der vatikanischen "Kongregation für die Institute des geweihten Lebens " formell aufgehoben.
Nach der Erstellung eines Inventurberichts wurde am 17. Januar 2017 die Auflösung des Klosters vollzogen. Rechtsnachfolger des Birgittenordens ist seitdem die Erzdiözese München und Freising. Die letzte Oberin Sr. Apollonia verließ das Kloster im Februar 2017. Eine Anwärterin, die als Postulantin in den Konvent hatte eintreten wollen, klagte gegen die Auflösung, doch war dieser Klage kein Erfolg beschieden.
Über die künftige Nutzung des Klosters ist noch nicht entschieden.

Eine interessante und schön gestaltete Zusammenstellung der Kunstschätze im Kloster finden Sie auf der Seite "Mutter Apollonia -Kunstschätze Altomünster. Klicken Sie hier...

.... zur Beschreibung der ehem. Klosterkirche



Was noch interessiert...

Die Gottesdienstordnung finden sie hier...
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Öffnungszeiten
Die Kirche ist an Sonntagen ganz und sonst zu den Gottesdienstzeiten geöffnet. In der übrigen Zeit kann man das Innere durch ein Abschlussgitter bewundern. Kostenlose Führungen finden an jedem Sonntag um 14.00 Uhr statt. An Markttagen (Palmsonntag, Pfingstmontag, Magdalenenmarkt, Kirchweihmarkt) werden zwei Führungen, um 13 Uhr und 14 Uhr, gehalten.
Weitere Führungen nach Terminabsprache unter Telefon-Nr. 08254/8235.
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360-Grad-Foto

     - Der Künstler Max van Allen hat vom Hauptraum der Kirche ein schönes HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+
       im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken Sie hier...
     - Ein weiteres Foto zeigt die Treppen des "Finsteren Gangs", der Kirche,Kloster und Pfarrhof verbindet. Klicken Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken in der Klosterkirche gibt es Audioaufnahmen auf Youtube.
- von der großen Altoglocke als Einzelaufnahme - hier klicken...
- von allen Glocken zusammen - hier klicken...
- vom Glockenspiel - hier klicken...
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Meditativer Wanderweg
Im Sommer 2012 wurde ein meditativer Wanderweg zwischen dem (früheren Kloster) Petersberg und dem Kloster Altomünster angelegt; der Weg führt 9 km etwa 2 km östlich der Bahnlinie durch das Dachauer - und das Altoland. 14 Stationen mit Kunstwerken, Hinweistafeln und Sinnsprüchen regen zur inneren Einkehr, zum Nachdenken und zum In-Sich-Gehen /Ins Ich Gehen an.
So ist z.B. an der Station "Gleichgewicht" eine Wippe installiert, an der der Wanderer versuchen kann, die Balance zu halten. Eine begehbare Sonnenuhr arbeitet mit dem Schatten der Wanderer als Uhrzeiger. An der Station "Vertrauen" wird auf einem Barfußpfad der Tastsinn erprobt. Eine in den Boden eingelas-sene Wind-rose und ein maßstabsgetreues Modell von Sonne und Erde ergänzen die Kunstwerke. Jede Station ist auch mit einer Sitzgelegenheit ausgestattet.

Infotafeln an den S-Bahnhöfen, am Petersberg und in Altomünster sowie eine durchgehende Beschilderung am 9 km langen Weg selbst leiten den Wanderer. Mehr dazu finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde Erdweg; klicken Sie hier...
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7-Klöster-Weg
   
Kloster Indersdorf ist auch eine der Stationen des 7-Klöster-Wegs, eines Radwegs, der die Standorte von sieben bestehenden oder ehemaligen Klöstern im Dachauer- und Wittelsbacher Land miteinander verbindet. Entlang der Radltour werden der historische Hintergrund, der Bezug zur Kunstgeschichte und zum Geistlichen Leben an jedem Klosterstandort ansprechend dargestellt. An vielen Klosterstandorten befinden sich heute noch neben geistlichen Einrichtungen Bildungshäuser, Orte sozialer Integration oder Museen.
Die Klöster sollen durch diesen Radweg wieder ins Bewusstsein gerufen und als Schatz des Dachauer Landes erfahrbar werden. Die Tour führt zu zahlreichen Wirtshäusern, Klostergaststätten, Cafes und Biergärten.
  Die sieben Klöster sind:
1. Schönbrunn (Gem.Röhrmoos). Bestehendes Kloster der Assoziation der Diener und Dienerinnen der Göttlichen Vorsehung"
    im ehem. Schloss Schönbrunn. Große Behindertenanstalt.   ... mehr über Kloster Schönbrunn...
2. Weichs. Bestehender Schulorden der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau im ehem. Schloss der
    Reichsfreiherren.
3. Indersdorf. Ehem. Augustinerkloster von 1126-1783. ... mehr über Kloster Indersdorf...
4. Petersberg (Gem.Erdweg). Ehem. Kloster von 1104-1123.   ... mehr über den Petersberg...
5. Altomünster. um 760 Eremitenzelle von St.Alto, Benediktinerinnenkloster, Birgittenkloster seit 1496 ..mehr darüber...
6. Maria Birnbaum (Gem.Sielenbach). Deutscher Orden. Wallfahrtskirche erbaut 1659. ... mehr über Maria Birnbaum...
7. Taxa (Gem.Odelzhausen). Ehem. Kloster der Augustiner-Barfüßer von 1654-1802. ... mehr über Kloster Taxa...
Der Radweg ist rd. 100 km lang. Er ist in beide Richtungen mit dem 7-Kloster-Logo beschildert und kann so von jedem Kloster aus begonnen werden.

 

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Beschreibung der ehem.Klosterkirche
Mönch Johannes Ökolampadius Glocken der Kirche St.Alto
Berichten über das Pfarrleben... Heilige Leiber /Skelettreliquien

 


Quellen
:
siehe Kurzbeschreibung (hier klicken)...

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

24.4.2023