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Johannes Ökolampadius
Mönch in Altomünster und Reformator von Basel

Im 16.J. wurde das Kloster Altomünster - wie auch die übrigen Klöster in Deutschland und im nördlichen Europa- vom Sturm der anbrechenden reformatorischen Bewegung ergriffen. In diesem Sturm gingen die beiden übrigen oberdeutschen Birgittenklöster in Mahingen und Gnadenberg unter. Altomünster überlebte, weil sich die bayerischen Herzöge entschieden hinter den katholischen Glauben stellten. Aber es hatte doch den Aderlass von vier Priestern, fünf Laienmönchen und einer Schwester zu verkraften, die aus dem Kloster geflohen waren.
Unverkennbar war eine schwere Verstörung in theologische Fragen; insbesondere in den ersten Reformationsjahren, als die Fronten noch nicht geklärt waren und man glaubte, einen Teil der reformatorischen Anliegen übernehmen zu können. In dieser Zeit, von April 1520 bis Januar 1522, weilte der Mönch Johannes Ökolampadius im Kloster.

Biographie

Ökolampadius, mit Geburtsnamen Johannes Haußschein oder Heußgen, wurde 1482 als Sohn eines Kaufmanns in Weinsberg bei Heilbronn geboren. Er besuchte die Lateinschule in Heilbronn. Ab 1499 studierte er in Heidelberg, Tübingen und Bologna und war zwischendurch von 1506-1508 Erzieher des kurpfälzischen Prinzen in Mainz. 1510 wurde Ökolampadius zum Priester geweiht und nahm an der Pfarrkirche zu Weinsberg die Predigerstelle ein.

In dieser Zeit wandte er sich dem Humanismus zu, wie er von Erasmus von Rotterdam in Heidelberg gelehrt wurde. Ökolampadius unterstützte Erasmus von Rotterdam als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Bibelübersetzungen. Durch ihn wurde er auch mit Johannes Reuchlin in Stuttgart und Wolfgang Capitos in Basel bekannt.

Kontakt mit Lutheranern
1518 hat man Ökolampadius als Domprediger nach Augsburg gerufen. Hier geriet er mitten in die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Reformation hinein. Die Augsburger Humanisten, zu denen der Stadtschreiber Peutinger und der Domherr Adelmann zählten, waren Luther zugetan, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

Auch Ökolampadius war frühzeitig von den Lehren Luthers tief beeindruckt. Er verfasste mit Adelmann die Schmähschrift "Canonici indocti Lutherani", in der er massiv für den Reformator eintrat und dessen Feind Dr.Eck lächerlich machte. Damit gehörte er zu den Lutheranern und war als Domprediger unmöglich geworden.

Johannes Oecolampadius by Asper
Johannes Ökolampadius


Klostereintritt

Den gelehrten Priester Ökolampadius, der zeitlebens von schwächlicher Gesundheit war, quälten schon lange Zweifel über die Sicherheit der überkommenen und der neuen Glaubenssätze. Seine Neigung zu Mystikern wie Johannes Gerson, verstärkte die Unsicherheit. Um Ruhe in der Seele zu finden und aus Sehnsucht nach klösterlicher Stille, trat er für alle Bekannten überraschend, am Weißen Sonntag 1520 als Birgittenmönch in den Konvent von Altomünster ein.

Entsetzen der lutheranischen Freunde
Die humanistischen und lutherischen Freunde von Ökolampadius waren enttäuscht bis entsetzt. Die Begründung der "Ruhe in der Seele" fand keine Anerkennung. Erasmus v.Rotterdam schrieb Willibald Pirkheimer: "Jetzt, da es nicht mehr zu ändern ist, muss man beten, dass es sich für ihn und uns zum Besten wendet".
Wolfgang Capito teilte Melanchthon mit:
    "Der Mann, der sonst so vorsichtig und klug ist, hat unbedacht gehandelt. Er hat seinen Geist, der an und für sich schon
     zu wenig energisch ist, um der Religion willen mit ungewohntem Joch belastet. Wenn er seinen Leib noch so kasteit mit
     Stillschweigen, Nachtwachen, Fasten: durch das Beispiel seines Lebens hätte er mehr genützt, wenn er unter Menschen
     gelebt hätte. Jetzt gehorcht er einigen Weiblein, müht sich ängstlich in ihrem Dienst ab, zeigt sich ihnen bereitwillig zu
     allem wie ein Schüler seinen Lehrern;... es ist nämlich das Kloster der hl. Brigidda, wo die Frauen über die Männer gesetzt
     sind, in ganz verkehrter Weise"
In einem Schreiben an Pirckheimer verurteilte auch der Domherr Adelmann den Klostereintritt:
    "... Ich fürchte, sein Vorhaben reut ihn in kurzer Zeit. So lange er bei uns war, klagte er, er sei in eine Stampfmühle
     verstoßen; nun möge er sehen, ob er nicht sich selbst in einen Kerker verstoßen hat... Noch dazu Altomünster, das nicht
     Überfluss hat, sondern des Notwendigsten entbehrt. Die Mönche leben elend, auch Frauen leben dort und leiten alles".
Als schlechtes Vorzeichen sah er den Fluchtversuch von drei Laienmönchen am Tag der Einkleidung.


Klosterleben

Ökolampadius hatte sich bei seinem Klostereintritt versichern lasse, dass es ihm freistehe, nach dem Wort Gottes zu leben. Auch wenn die Klosterleitung darunter wohl etwas anderes verstand als der neue Mönch. Zudem wurde ihm erlaubt, das Kloster zu Zwecken der Predigt zu verlassen. Das Kloster schätzte sich glücklich, einen so angesehenen Mönch gewonnen zu haben, der auch beim Bischof große Verehrung genoss. Johannes fühlte sich anfangs sehr wohl als Mönch. Er genoss die Ruhe und Weltabgeschiedenheit. Er erhielt auch Besuch von seinen lutherischen Freunden, die ihn zu Übersetzungsarbeiten animierten. Doch Ökolampadius war nicht gesund. Die Strenge des Birgittenordens und die Kälte der ungeheizten Zellen ließen ihn vor allem in den Wintermonaten schwer erkranken und raubten ihm die Freude am Klosterleben.

Abschied vom Kloster
Nach dem Reichstag von Worms im Frühjahr 1521 (mit dem Bannspruch gegen Luther) wandte sich der Reformator in seiner vielgelesenen Schrift "De votis moansticis" gegen die Ordensgelübde und gegen die Ehelosigkeit der Priester, weil sie gegen das göttliche Recht der "evangelischen Freiheit" verstießen. Diese These fand überwältigenden Anklang bei Weltpriestern und Ordensleuten, die nun in großer Zahl zu den Protestanten überzulaufen begannen. Nun wurde die kirchliche Trennung real.

Der Birgittinermönch Ökolampadius, der nach wie vor der lutherischen Gedankenwelt nahestand, schrieb z.B. im Jahr 1520 (Iudicium de Luthero):
     "Luther kommt der Wahrheit des Evangeliums näher als seine Gegner. Ich habe nicht alles (von ihm) gelesen, aber was ich
     gelesen habe, wird mit Unrecht verworfen. Das Meiste, was er sagt, ist für mich so klar, dass auch die Engel des Himmels
     mich nicht von meiner Meinung abbringen würden."
Auch in seinen überlieferten Predigten vertrat er lutherische Thesen, leugnete den Opfercharakter der Messe und wandte sich gegen die Ohrenbeichte. Dies führte zu Ärger mit Professor Dr.Eck, dem Verteidiger des katholischen Glaubens. Er intervenierte bei den Oberen und machte die Stellung von Ökolampadius im Kloster unhaltbar. Die Mitbrüder bezeichneten ihn als Abtrünnigen und Häretiker und hielten Abstand. Immerhin gingen sie nicht gewaltsam gegen ihn vor.
Das Kloster gab Ökolampadius en Entlassbrief und hinreichendes Reisegeld. Ich sagte Lebewohl und war frei".


Bewertung des Klosteraufenthalts
Ökolampadius verließ Altomünster am 23.Jan.1522. Trotz seiner häretischen Ansichten blieb er aber in Altomünster in guter Erinnerung, ja man war über den Weggang des gelehrten Mitbruders sogar traurig. Lange Zeit wurde von ihm erzählt, er habe bei seinem Abschied zum Pfortenbruder gesagt: "Ihr seid glücklich. Ihr in eurer Einfalt steigt in den Himmel und wir Doktoren fahren mit unserer Gelehrsamkeit zur Hölle".

Reformer von Basel
Ökolampadius fand nach seinem Klosteraufenthalt vorübergehend eine Anstellung als Schlosskaplan bei Franz v. Sickingen auf der Ebernburg. Im Herbst 1522 kehrte er nach Basel zurück. Hier übersetzte er weitere Schriften der Kirchenväter (patristische Schriften) und wurde zu einem der bedeutendsten Wortführer der reformatorischen Bewegung. Wegen seiner exzellenten Fähigkeiten als Exeget mit Vorlesungen für Laien in deutscher Sprache wurde er vom Rat der Stadt Basel 1523 gegen den Willen der Universität zum Professor ernannte. Daneben wirkte er als Prediger und seit 1525 als Leutpriester bei St. Martin, bevor er 1529 Münsterpfarrer und Leiter der reformierten Kirche von Basel wurde.

Nach langwierigen, teils gewalttätigen Auseinandersetzungen führte der Basler Rat auf Druck der Zünfte 1529 die Reformation ein. Ökolampadius bemühte sich um die Neuordnung der Basler Kirche. Einen Ruf als Nachfolger Zwinglis nach Zürich schlug er aus. Im Abendmahlstreit beim Marburger Religionsgespräch 1529 war er neben Zwingli Luthers wichtigster Gegner. Während Luther an der traditionellen Lehre von der leiblichen Gegenwart Christi im Brot und Wein des Abendmahls festhielt, verstanden Zwingli und Ökolampadius die Abendmahlsfeier als rein symbolische Gedächtnishandlung.

Sein besonderes theol. Interesse galt Fragen der Kirchenzucht (z.B. Predigt und Abendmahlzwang), der Rückkehr zu einer öffentlichen Bußdisziplin und einer allein kirchlich verantworteten Bannpraxis, die aber ein grausames Gericht an den Täufern zur Folge hatte.

1528 heiratete Johannes Ökolampadius die 22 Jahre jüngere Witwe Wibrandis Rosenblatt. Der Ehe entstammten drei Kinder (Eusebius, Irene und Aletheia).
Nach dem Tod von Ökolampadius am 24.11.1531) heiratete Wilbrand übrigens nacheinander zwei weitere bedeutende Reformatoren und frühere Freunde ihres Mannes: 1531 den Wolfgang Capito (1478-1541) und 1542 den Martin Bucer (1491–1551), die ihre Ehefrauen durch die Pest verloren hatten. Nach vier Ehen war Wilbrand Rosenblatt noch 14 Jahre Witwe, bis sie 1564 im Alter von 60 Jahren ebenfalls an der Pest starb.


Ökolampadiusstatue
in Basel

Hans Schertl

 
zum Hauptraum/Kirchenschiff...
zum Beichtraum und Nonnenchor
zum Herrenchor...
Beichtraum Hauptraum Altarraum Herrenchor



Hauptquelle:
Georg Schwaiger, Das Birgittenkloster Altom. in den Stürmen der Reformationszeit, in: Festschrift Altomünster 1973
Bilder: Wikipedia

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28.7.2018