zur Landkreiskarte                      Kirchen i.d.Gem.Altomünster

Kapelle im Gästehaus des Klosters ALTOMÜMSTER


Beschreibung

In den 1980er Jahren lebten in Alto-münster neben den Schwestern des alten Birgittinnenzweigs auch Schwestern des jungen römischen Zweigs der Mutter Elisabeth-Hasselblatt. Das ist eine junge Birgittinnen-Gemeinschaft mit anderen Regeln, die weniger Kontemplation und mehr Zuwendung an die Menschen außerhalb des Klosters vorsehen. Dieser junge Zweig sollte nach und nach das Altomünsterer Kloster übernehmen. 02)

Die Schwestern des römischen Zweiges richteten ein Gästehaus innerhalb der Klostermauern ein. Dort sollten einzelne Personen oder Gruppen Exerzitien, Glaubensseminare oder Meditationen durchführen oder auch nur einige besinnliche Tage erleben können.

Neben Gästezimmern für die Übernach-tung und Gruppenräumen wurde auch eine neue Kapelle eingerichtet. Es ist eine Kapelle im Rang einer Kirche mit Reliquienaltar und Tabernakel. 01)

An der Dicke der Mauern und der rustikalen Decke ist deutlich zu sehen, dass die Kapelle in einem der ältesten Teile des Klosters liegt. Hier sollen sich früher die Stallungen befunden haben. Die aus groben Brettern gebildete Holzdecke gibt dem Raum sein Gepräge.

Fünf kleine rundbogige Fenster erhellen den Raum und halten die Verbindung zum Klosterhof.

Neun Kirchenbänke bieten rd. 40 Personen Platz.


Altar

Tabernakel
St.Birgitta

Joh.Nepomuk

Die Einrichtung der Kapelle ist aber sehr modern gehalten:

Hinter dem Altar aus Stein hängt an der Wand eine Kreuzigungsgruppe.


Daneben befindet sich auf einem Steinsockel der Tabernakel, ein sehenswertes Kunstwerk.



Auf Postamenten stehen zwei Heiligenfiguren:

- eine ungefasste Figur der hl.Birgitta mit
  dem Buch der Visionen und dem Birgit-
  tenkreuz sowie -neben dem Eingang-


- eine Figur des hl.Nepomuk, die noch
  aus der Barockzeit stammt. Allerdings
  fehlt Nepomuk das Kreuz, das er schräg
  vor seiner Brust gehalten haben dürfte.
  Dies verrät die Haltung der feingliedrigen
  Hände und Finger. Es fehlt jedoch die für
  Nepomuk typische Mozetta, der Fell-
  umhang über der Schulter.


Kreuzweg-Stationsbilder

An den Wänden hängen vierzehn kleine Kreuzweg-stationsbilder in einfachen Rahmen mit Kreuz.

Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.

Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals im Freien bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jh. hielten die Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen, nachdem Papst Clemens XII. im Jahr 1731 die Kreuzwegandachten ihn Kirchen mit großzügigen Ablässen bedachte.


1. Kreuzwegstation -
Jesus wird
zum Tode verurteilt.
2. Kreuzwegstation -
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
3. Kreuzwegstation -
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz-
4. Kreuzwegstation -
Jesus trifft seine
trauernde Mutter-
5. Kreuzwegstation -
Simon hilft Jesus
das Kreuz tragen.
6. Kreuzwegstation -
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar.
7. Kreuzwegstation - Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
8. Kreuzwegstation - Jesus trifft die weinenden Frauen.
9. Kreuzwegstation - Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
10. Kreuzwegstation - Jesus wird
der Kleider beraubt
11. Kreuzwegstation - Jesus wird
ans Kreuz genagelt
.
12. Kreuzwegstation - Jesus stirbt am Kreuz.

13. Kreuzwegstation - Jesus wird
vom Kreuz abgenommen
14. Kreuzwegstation - Jesus wird
ins Grab gelegt.


Ein kunsthistorischer Genuss ist das alte Schloss an der Türe zum Gästehaus.

Wenn Sie auch andere frühere Türschlösser an den Kirchen des Dachauer Landes sehen möchten,
klicken Sie hier...


Türschloss

Leider ist mir bisher (noch) nicht bekannt, welche Künstler die Kapelle ausgestattet haben.


Das Nebeneinander des traditionellen Zweigs der Birgittinnen und des o.a.neuen Zweigs (mit einer in Rom ansässigen Äbtissin) funktionierte in Altomünster nicht. Und so verließen die römischen Schwestern das Kloster wieder. 02)
Die weitere Entwicklung, die letztendlich in der Auflösung des Klosters mündete, bedeutete auch das Ende des Gästehauses. Das Schicksal der Kapelle ist ungewiss.

Hans Schertl

Quellen:
01) Gerhard Gerstenhöfer, Das Kloster und der Markt, in: Kulturspiegel Altoland, Februar 2015 S.5
02) Prof.Dr.Liebhart, Unser Kloster-zwangsläufiges Ende ?, Dachauer Nachrichten, Beilage Altom., 20.7.2020

10 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

15.4.2022