Pfarrkirche
Allerheiligsten Erlöser in HEBERTSHAUSEN
Lage der Kirche auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Datenblatt
Die Pfarrkirche "Zum allerheiligsten
Erlöser"
(= Salvator Mundi) wurde 1960 bis 1961 nach dem Entwurf von Dombaumeister
Georg Berlinger (1910-1992) errichtet und
am 10.Sept.1961 von Weihbischof Dr.Neuhäusler eingeweiht. 21)
Sie steht unterhalb der alten
Pfarrkirche St.Georg, die damals wegen Baufälligkeit gesperrt
werden musste. Außerdem war St. Georg für die durch Vertriebene
und Flüchtlinge stark angewachsene Gemeinde zu klein geworden.
Inzwischen ist St.Georg zu einer kunstvollen Aussegnungshalle umgestaltet
worden. Dazu schreibt die Erzdiözese: "das Ensemble Rathaus,
Kirchen, Friedhof bietet nun auf einem überschaubaren Areal
topografische, baukünstlerische und inhaltliche Sinnschichten
an, die als Sakraltopografie Vergangenheit und Gegenwart verknüpfen
und in die Zukunft ver-weisen". 23)
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Einzelheiten über
die Pfarrgeschichte können sie auf der Seite der
alten Pfarrkirche St.Georg
erfahren.
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Patrozinium
Das Salvator-Patrozinium ist wohl auf die Würmmühlkapelle
zurückzuführen,
die -als ältestes Gotteshaus der Gegend- dem Salvator Mundi geweiht
war. Eine andere Erklärung für das seltene
Patrozinium könnte der Eucharistische Weltkongress bieten, der vom
31.7. bis 7.8.1960 in München stattfand, als erstes international
bedeutendes Großereignis nach dem 2.Weltkrieg. Der Grundstein für
die Kirche in Hebertshausen wurde nur drei Wochen nach dem Kongress gelegt;
die Grundsteinurkunde nimmt auf den Kongress Bezug.
Renovierung
Die letzte Renovierung fand in den Jahren 2003 und 2004 statt. Dazu schreibt
die Kirchliche Denkmalpflege im Bericht Kultraum/KulturRaum 2011: "Dabei
hat man den ursprünglichen Raumeindruck wieder hergestellt. Unpassende
Ausstattungen wurden entfernt und die Skulptur des Welterlösers wurde
an ihren vorgesehenen Platz zurück gebracht. Zudem erneuerte man
-nach Beheben von Schäden unsachgemäßer Renovierungen-
die künstlerischen Ritzungen an Wänden und Decke in der für
die 1960er-Jahre charakteristischen Ziegelschlämme. Durch das Heraus-Präparieren
der dezenten und zurückgenommenen Gestaltung im Sinne der Entstehungszeit
kann sich die Wirkung des Raums nun wieder entfalten".
Baubeschreibung
Der Ziegelbetonbau ist auf trapezförmigem
Grundriss errichtet.
Die Gesamtlänge der Kirche
beträgt 30 Meter. Das Kirchenschiff verjüngt sich in der
Breite zum Altarraum hin von 21,5 m auf
11,50 m, während es in der Höhe von 10,90 m (hinten) auf
13,10 m (vorne) ansteigt.
Der sechseckige Turm mit seiner ungewöhnlichen Achsensymmetrie
an der nordwestlichen Seite der Kirche ist 25 Meter hoch. Die
vier Glocken mit den Tönen d'-f'-g'-b' goss
1961 Karl Czudnochowsky
in Erding. |
Die Kirche steht seit
1998 unter Denkmalschutz.
Holzkreuz
An der Ostseite der Kirche
wurde 2004 im Rahmen von Renovierungsarbeiten ein großes Holzkreuz
aus dem Zeit um 1700 angebracht (siehe Bild oben links). Zum Schutz
vor Nässe ist es an der Oberseite mit einem Bronzeblech versehen.
Es handelt sich dabei um das Kreuz, das früher vor dem Altartisch
von der Decke hing. Der Korpus ist jetzt am Kanzelkreuz angebracht. |
Bullaugen-Fenster |
Eine Besonderheit
des Kirchenbaus sind die runden Fenster an
der Süd-, Nord- und Westseite. Vor allem die jeweils sieben
Rundfenster im hinteren Bereich beider Langhausseiten wirken wie
Bullaugen eines Schiffes. Der Architekt hat insoweit den Begriff
"Kirchenschiff" sehr wörtlich umgesetzt. (siehe Bilder
links und rechts).
Die Fenster sind mit abstrakten Glasgemälden in Blautönen
geschmückt, die mit wenigen roten Flächen akzentuiert
werden.
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Bullaugen-Fenster auf der Südseite
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Die Oculi
auf der Westseite des Kirchenschiffs bilden die abstrahierte Gestalt
eines Engels.
(siehe Bild rechts). |
Westseite mit "Engelsfenstern
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Glasbausteinfenster
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An der vorderen
Südseite lässt ein großes Glasbausteinfenster
viel Licht in den Chor. Hier dominieren bei sieben roten und drei
blauen Dreiecksformen die Rottöne. Diese Zahlen und Farbsymbolik
scheint im Zuge des Gesamtkonzepts Hebertshausen immer wieder
auf, schreibt die Erzdiözese. 23)
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Bedachung
Das Dach der Kirche ist mit Titan-Zinkblech eingedeckt.
An der Westseite der Kirche ist über dem Eingang ein Wetterschutz
angebracht, der sich über die ganze Breite des Kirchen-schiffs
vom Turm bis zum Pfarrheim erstreckt. Diese mehr den praktischen Erwägungen
geschuldete Lösung findet in den Augen von Architekten und Planern
keinen Gefallen. Sie sehen darin "eine die Westfassade störende
Bedachung, die unsensibel den Eingang in den im Turm untergebrachten
Taufort verstellt." 23)
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Pfarrheim
Auch die Lage und die Proportionen des später an die Kirche hinzugefügten
Pfarrheims trafen nicht auf Zustimmung. Der Trakt konterkariere
die ursprüngliche städtebauliche Lösung ins Gegenteil,
da sie den Vorplatz der Kirche nach Süden von der Gemeinde abschirme,
hieß es. 23)
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Die Sakristei mit einem kleineren
Saal im Obergeschoss ist an die Nordseite der Kirche angebaut.
Pfarrei
und Pfarrverband
Ab 1989
bildete die Pfarrei Hebertshausen zusammen mit Ampermoching einen
Pfarrverband mit Sitz in Hebertshausen.
2012 wurde ein größerer Pfarrverband gegründet,
dem nun auch die Pfarreien Röhrmoos und Großinzemoos angehören
(= Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen).
Die Pfarrei Hebertshausen hat auch eine Internetseite, auf
der Sie die Gottesdienstzeiten erfahren können. Klicken
Sie hier....
Die Gottesdienstordnungen aller Pfarreien im Landkreis Dachau finden
Sie hier zusammengefasst... |
Innenausstattung
Die Inneneinrichtung der Kirche
war vom Architekten Berlinger als "ein Raum von schlichter
Klarheit" entworfen worden. Nur wenige Figuren und Gemälde
lenken von der Konzentration auf die gemeinsame Gottesdienstfeier
ab.
Die einzigen vom Architekten vorgesehenen Bildwerke sind die Kreuzwegstationen
und die in geschmiedeten Umrisslinien gestaltete Figur des Auferstandenen
an der Chorwand.
Schon ein Zugeständnis an den Geschmack der Gemeinde ist die
Kreuzigungsgruppe an der Seiten-wand. Die Gestaltung des Kreuzes
in T-Form ist zwar an die Konturen-Architektur der Chorwandfigur
und des Kreuzwegs angepasst, doch die Figuren von Christus und Maria
stammen aus barocker Zeit.
Der Chor/Altarraum und das Langhaus sind architektonisch nicht getrennt.
Der Altarbereich liegt aber 4 Treppenstufen höher.
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vergrößerten Ansicht...
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Wand-
und Deckenmalereien
Die Decken- und Altarwandbemalung mit vielen geometrischen Formen stammt
vom Kunstmaler Ludwig Seemüller.
- Das Muster der Seitenwände wird durch rechteckige Lochziegel erzielt.
Sie rhythmisieren die Wände und sorgen auch für
eine bessere Akustik.
- Die Deckenverzierungen sind
in Freskotechnik als Ritzzeichnungen auf heller Ziegelschlämme ausgeführt.
- Das in hellen Farben gemalte Bild an der Ostwand hinter der
Bronzefigur stellt eine himmelwärts strebende Kerzenflamme
oder -nach anderer Auffassung- eine Engelsfigur dar. Von ihm gehen
Strahlen über die ganze Deckenfläche aus.
Bronzefigur hinter dem Altar
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Seit
einiger Zeit ist an der Wand hinter dem Altar wieder die in reiner
Kontur gestaltete Bronzefigur "der Auferstandene"
angebracht. Der in Umrissen dargestellte Christus hält in der
linken Hand die Siegesfahne und hebt die rechte Hand zum Segensgruß.
Die Figur stammt aus der Werkstatt von Erich Popp (1963).
Sie wurde schon bald wegen künstlerischer Mängel (schlechte
Proportionierung der Figur) entfernt und erst 2003, nach der Überarbeitung
durch eine Künstler-werkstatt in Begleitung durch Architekt
Rudolf Eilsberger, wieder angebracht.
Die Figur ist nicht nur Wandschmuck über dem Altar, sondern
zeigt -in zeittypischer Manier- auch die 15.Station des Kreuzwegs:
Christus, Salvator Mundi, der Erlöser der Welt, hat den Tod
überwunden 23).
Hinweis:
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums
gehört die Fahne zur Ostersymbolik. 09)
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Hinweis: Die
Darstellungsform des Auferstandenen wird auch Salvator Mundi
genannt und erinnert an das Patronat der Kirche. Der
Figurentypus entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser
wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst
Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die
Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende
Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das
Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird
auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht
stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone
tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands
entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der
Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln. |
Frühere Ansicht
Während der Zeit, in der die Savatorfigur
entfernt war (ca. 1970-2003), war die Chorwand mit einem Kruzifix und zahlreichen
(bis zu neun) Figuren aus der Barockzeit aber auch mit Schnitzwerken des
20.Jh. gefüllt. Kunstexperten schrieben dazu: "Der Raum wird durch
eine konzeptlose Füllung sinnentleert".
Der Hochaltar war durch ein
großes, von der Decke hängendes Kreuz
sowie den aus der Zeit um 1700 stammenden Figuren einer Mater
dolorosa und des spätgotischen hl.
Georg (rechts) gestaltet. Georg in Ritterrüstung mit
Schwert und Speer blickte ernst in die Ferne, während sein
Fuß auf dem getöteten Drachen (Sinnbild für das
Böse an sich) mit heraushängender Zunge ruhte.
Die Figur des hl.Georg wurde in zwischen in die alte St.Georgskirche
gebracht; der Kreuzesstamm ist an der östlichen Außenseite
angebracht, der Corpus Christi und die Mater dolorosa sind die Figuren
am neuen Kanzelkreuz an der südlichen Innenseite dieser Kirche.
Wenn Sie die Ansicht
der Kirche vor 2003 sehen möchten, klicken Sie auf
das kleine Bild rechts.
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Die Kirche
zum Allerheiligsten Erlöser wurde 1961, also vor dem 2.Vatikanischen
Konzil gebaut (und noch früher geplant). Damals war der Volksaltar,
an dem der Priester die Messe zur Gemeinde hin gewendet feiert,
noch nicht üblich. Doch der Architekt Berlinger hatte die kommenden
Veränderungen der Liturgie schon erkannt und den Choraltar
der Kirche in zwei einzelne Altäre getrennt, die von den Kirchen-bänken
aus aber wie ein Altar wirken sollten.
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Zelebrationsaltar
mit Tabernakelaltar dahinter |
Im Vordergrund steht frei
im Chorraum der große Zelebrationsaltar.
Die Altarplatte aus Granitstein ist um 5 Grad zu den Gläubigen
hin geneigt. So können die Gläubigen, die 4 Stufen tiefer
sitzen, das Geschehen auf dem Altartisch (Mensa) genauer verfolgen.
In den Altar wurden bei der Weihe am 10.9.1961 Reliquien der Katakombenheiligen
SS.Victoris und Martialis eingebettet.
21)
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Aus
der Sicht der Gläubigen dahinter, an der Chor-Schlusswand, der
viel kleinere Tabernakelaltar.
Auf ihm stehen der Tabernakel und eine Leuchtergruppe. Das Antependium
dieses Tabernakelaltars wird mit einem Tuch in der jeweiligen liturgischen
Farbe geschmückt. Das Tuch (im oberen Bild von grüner, im
rechten Bild von violetter Farbe) ist zwischen den Füßen
des Zelebrationsaltars hindurch von den Gläubigen gut zu erkennen.
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Tabernakelaltar
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Hinweis: Die liturgischen
Farben hatten in den ersten Jahrhunderten des Christentums keine
Bedeutung.
Erste Anzeichen dafür finden sich erst ab dem 9. Jh. Allgemein
gebräuchlich sind sie seit dem 12. Jh. Damals gab es neben
den heute gebräuchlichen Farben auch braun, blau und gelb.
Erst ab Mitte des 16. Jh wurden die heute üblichen Farben und
ihre Bedeutung festgelegt.
In der katholischen Kirche gilt
Weiß
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als die Farbe
der Freude und Sinnbild der Reinheit und Unschuld; sie wird
verwendet an den Festen Christi oder Mariä, an den Tagen
um Ostern und Weihnachten und an den Festen jener Heiligen,
die keine Märtyrer waren. |
Rot |
ist die Farbe
der Liebe, des Feuers und des Blutes (Palmsonntag, Pfingsten,
Herz-Jesu-Messen und Feste der Märtyrer). |
Grün |
ist die Farbe
der Hoffnung und des Paradieses (an allen Sonn- und Wochentagen
im Jahreskreis, an denen kein bestimmter Anlass gefeiert wird. |
Violett |
ist die
Farbe der Buße ( Advent, Fastenzeit, oft auch bei Totenmessen
und Begräbnissen). |
Schwarz |
ist die
Farbe der Trauer (Allerseelen, Totenmessen und Begräbnisse).
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Rosa |
gekleidet
ist der Priester nur zweimal im Jahr und zwar am 3. Adventsonntag
und am 4. Fastensonntag. Es soll die Vorfreude auf das bevorstehende
Weihnachts- bzw. Osterfest symbolisieren. |
Die Verwendung der richtigen
liturgischen Farbe gilt für folgende Paramente (priesterliche
Gewänder): Messgewand, Dalmatik, Pluviale (Vespermantel) und
Stola.
Auch in den evangelischen Kirchen gibt es liturgische Farben,
die wie folgt definiert werden:
Weiß
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Farbe der
Reinheit, Festtage Christi; |
Rot |
Farbe des
Blutes und des Feuers ( Pfingsten, Reformation); |
Schwarz |
Farbe der
Demut, Bescheidenheit und Trauer (Karfreitag); |
Violett |
Farbe der
Buß- und Fastenzeiten |
Grün |
Farbe des
Lebens, der Vegetation |
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Der
Tabernakel steht auf
dem kleinen Tabernakelaltar an der Wand unter der Salvatorfigur. Die
Tabernakeltüre ist mit einer Abendmahldarstellung verziert: Vor
einem großen Kreuz im Hintergrund sitzt Jesus am Tisch mit Kelch
und Broten. Die 12 Edelsteine versinnbildlichen die 12 Apostel, die
mit Jesus das Mahl feierten. |
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Damit der Tabernakel von
den Gläubigen aus den Bänken über dem Zelebrationsaltar
zu sehen ist, wurde er auf einen Sockel gestellt. Vier in den Sockel
integrierte Leuchter umgeben den Tabernakel.
Tabernakel
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Neben dem Altar steht eine 1 1/2 Meter hohe
hölzerne Schmucksäule. Auf ihr soll der Blumenschmuck,
der sonst vor oder neben dem Altar steht, platziert werden. Auf dem Altar
-als dem Opfertisch- soll allein ein kleines Kreuz und kein Blumenschmuck
stehen.
Priestersitz
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Die Priester-
und Ministrantensitze aus Bronzeträgern, mit Eichenbrettern
belegt, können umgeklappt und dann als Holzpodium genutzt werden.
Seit dem II.Vatikanischen Konzil hat der Priestersitz wieder an Bedeutung
gewonnen. Der Platz des Leiters des Gottesdienstes muss deutlich erkennbar
sein. Er braucht nicht im Zentrum, aber klar im Bereich des Altarraumes
aufgestellt sein. In der Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium
heißt es: "Der Priestersitz bringt nunmehr die Aufgabe
und den Dienst der Leitung zum Ausdruck und ist ein wichtiger Orientierungspunkt
im Gottesdienstraum (SC 124). 05)
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Neben dem Altar
befestigt ist das neue Vortrage-kreuz,
das der Ebersberger Kunstschmied Matthias Larasser gestaltet
hat. Es besteht aus Bronze und ruht auf einem runden Eichenschaft.
Das Kreuz hat -wie das Kanzelkreuz an der Wand- die sog. Tau-Form,
das ist die Form des griechischen Buchstabens tau (entspr. dem westeuropäischen
T).
Die Kontur des Gekreuzigten entspricht dem Korpus am Kanzelkreuz.
Sie ist aus dem Bronzekreuz ausgeschnitten; die Innenränder sind
mit einem erhabenen Silberband nachgezogen.
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Vortragekreuz
mit ausgeschnittenem
Corpus
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Der Künstler
Larasser
erklärt die Symbolik seines Werks so:
"Der im Kanzelkreuz vorhandene Korpus wird als Kontur aufgenommen
und als Licht und somit auch als Auferstehungsgedanke eingebracht.
Die Grund-form des 'Tau' schließt den Kreis des Kreuzweges,
Kanzelkreuzes und des Auferstandenen an der Altarwand mit der Formensprache
der neuen Ausstattungsgegenstände." 23)
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Grundstein
1960 |
Am Übergang
vom Kirchenschiff zum Altarbereich befindet sich auf der Südseite
eine Türe, die früher von den Kindern in den ersten Reihen
benutzt wurde. Hier ist geplant, eine kleine Marien-kapelle an die
Kirche anzubauen. Neben der Türe ist der Grundstein
(der erste Stein eines Gebäudes) eingemauert. Im ihm befindet
sich eine Kassette/Schatulle, in die typische Gegen-stände für
die Zeit der Grundsteinlegung eingeschlossen werden. Bei der Renovierung
im Jahr 2003 wurde eine weitere Kassette in den Grundstein eingebracht
(siehe Bild rechts).
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Grundstein-
Kassette
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Iin der ersten
Kassette von 1960 befinden sich:
- zwei Lokalzeitungen (SZ, Merkur) v.27./28.8.1960, - die aktuelle
Kirchenzeitung,
- die Gründungsurkunde,
- ein Satz Münzen und Briefmarken,
- der Entwurf eines neuen Katechismus,
- Bilder von Kardinal Wendel und Pfarrer Berger,
- eine Ansichtskarte von Hebertshausen und
- der Plan der Kirche. |
Gründungsurkunde
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In der zweiten
Kassette von 2004:
- aktuelle Zeitungen und Münzen,
- der aktuelle Pfarrbrief,
- das Pfarrblatt Weihnachten 2003,
- die Sanierungsurkunde mit allen Daten zur
Renovierung und
- eine CD mit Bildern der Grundsteinlegung. |
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Kanzel
An der linken Seite
steht die Kanzel, die
nunmehr vor allem als Lesepult (Ambo) Verwendung findet.
Sie ist
nicht mehr -wie früher vorgeschrieben- an der Kirchenmauer
befestigt, sondern steht frei im Raum; nur der Schalldeckel
über ihr ist mit dem Mauerwerk verbunden. |
Kanzel
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An der Vorderseite des
Kanzelkorbs ist das Pfingstwunder abgebildet, die Heilig-Geist-Taube,
umgeben von den feurigen Zungen. So wie der Geist den Aposteln die
Zungen gelöst hatte, sodass sie sogar in fremden Sprachen reden
konnten, so soll er den Predigern in Hebertshausen die rechten Worte
eingeben |
Kreuzweg
Den schönen, aus Bronze in
Scherenschnittmanier gestalteten Kreuzweg
schuf 1963 der Münchener Kunstschmiede-Meister Erich Popp, der auch
den Auferstandenen über dem Hochaltar gestaltete. Die vierzehn Kreuzwegstationen
und die Hochaltarfigur gehören nach Auffassung des Künstlers
zusammen. Der Auferstandene sei als 15.Station zu verstehen: Jesus, der
Welterlöser, hat den Tod überwunden.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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Wenn Sie mehr über Kreuzwegstationen in Kirchen des Landkreises erfahren
wollen, klicken Sie hier...
Kanzelkreuz
Über dem Bild der 12. Kreuzwegstation
("Jesus stirbt am Kreuz"), ist das sog. Kanzelkreuz
befestigt. Der Korpus stammt von dem Kreuz aus der Zeit um 1700, das früher
über dem Hochaltar hing und nun an der östlichen Außenseite
der Kirche angebracht ist.
Beim
Kreuzesstamm handelt es sich um ein Bronzekonturenkreuz mit T-förmigen
Kreuz-balken, das die künstlerische Darstellungsform der Kreuzwegstationen
(Scherenschnittmuster) aufgreift. Das Kreuz stammt von Matthias Larasser
aus dem Kunstschmiedbetrieb Bergmeister aus Ebersberg (2004).
An diesem Kreuz hängt ein barocker Korpus, der noch vom Kanzelkreuz
der alten Pfarrkirche stammt. |
Kanzelkreuz
1700/2004
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Darunter steht eine Figur
der Schmerzensmutter, (Mater
dolo-rosa) aus der Zeit um 1700 mit einer barocken Krone
auf dem Haupt und einem langen Schwert in ihrer Brust.
Die Marienfigur war 1952 aus den Beständen des Bayerischen
Natio-nalmuseums München gegen die Seitenaltäre der alten
Kirche aus dem Jahr 1710 getauscht worden.
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Mater dolorosa
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Hinweise: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in
der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es
erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi
zum Inhalt haben.
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert
durch die Seele dringen". |
Hinter den Kreuzwegbildern sind übrigens die Lautsprecher -verdeckt-
in die Wand eingelassen.
In der Kirche ist auch eine Induktionsschleife verlegt, damit auch Schwerhörige
mit Hörgeräten dem Gottesdienst folgen können.
Muttergottesfigur
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Im
hinteren Teil des Kirchenschiffs ist eine ungefasste Muttergottesstatue
aufgestellt mit einem Kerzenständer für Votivkerzen.
Früher war in die Mauer vergoldete Medaillons eingefügt,
auf denen wichtige Stationen im Leben Mariens dargestellt sind:
Verkündigung,
Kreuzestod Jesu und
Mariens Krönung im Himmel. |
vergoldetes
Medaillon
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Opferstock
An
einer Holzsäule ist ein kleiner Opferstock
aus Metall befestigt.
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Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr
1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken
an, um damit den Kreuzzug von Damiette (1217–1221) zu finanzieren.
22)
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Empore
Die Emporenbrüstung
ist mit einem Muster
verziert, das (einmal als Positiv, daneben als Negativ) stilisierte
Engelsfiguren darstellen soll. |
Engelsmuster an der
Empore
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Hinweis: Engel (von griechisch angelos=Bote) waren in der
Kunst des Frühchristentums immer Männer ohne Flügel.
Sie sollten sich von den antiken Göttern wie Nike oder Hermes
unterscheiden, die Flügel trugen. Erst als das Christentum
im 4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die Engel Flügel; dazu
einen Heiligenschein und sogar Hoftracht. Bis zu den ersten weiblichen
Engeln dauerte es aber noch 800 Jahre. Erst Giotto malte Engel mit
weiblichen Zügen. Wahrscheinlich hat der damals beginnende
Marienkult die Verweiblichung verstärkt. In der Renaissance
und vor allem im Barock setzten sich die Putten (geflügelte
Knaben, die auf heidnische Eroten = Liebesgötter zurückgehen)
und die geflügelten Engelsköpfchen durch, die in kaum
einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen. Erst in der
Romantik wurden die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule der
Nazarener prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut
und Hoheit, die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer
oder den Heiligenbildchen des 20.Jh bekannt sind. |
Orgel
Auf
der Empore steht seit 27.April 2008 eine neue Orgel.
Sie ist mit zwei Manualen und 26 klingenden Registern ausgestattet
und besitzt über 1500 Einzelpfeifen. Das Instrument wurde von
Reinhard Frenger und Roland
Eder aus Bruckmühl erbaut.
Die neue Orgel wurde auf der Empore an die Südseite gerückt,
damit die 28 Rundfenster in der Mitte der Westseite, die eine Engelsfigur
bilden, auch von innen zu sehen sind. Außerdem soll der Klang
von dieser Stelle aus besser zur Geltung kommen. 08)
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Orgel von 2008
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Die Orgel steht -nach Aussage
des Architekten Eilsberger- als Skulptur im Kirchenraum; sie ist
sowohl vom Klang wie auch vom Aussehen her ein integraler und
selbstverständlicher Bestandteil der Gesamtausstattung.
Die Orgel besteht aus drei kompakten Türmen mit Haupt-, Pedal-
und Schwellwerk, bei dem durch schließbare Lamellen die
Lautstärke geregelt werden kann und besitzt eine mechanische
Spiel- und elektrische Registertraktur. 11)
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Den
größten Teil der Kosten für die Orgel in Höhe von
300.00 Euro trugen das
erzbischöfliche Ordinariat (130.000) und die Pfarrei (130.000 Euro
aus Spenden).
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Disposition
der Frenger/Eder-Orgel von 2008: 27)
Hauptwerk (C-g'''): Bourdon 16', Principal 8', Gedeckt
8', Gamba 8', Octave 4', Spitzflöte 4', Quinte 22/3', Superoctave
2', Mixtur 4f 11/3', Trompete 8',
Schwellwerk: Offenflöte 8', Salicional 8',
Vox coelestis 8', Principal 4', Rohrflöte 4', Nasat 22/3', Flöte
2',
Terz 13/5', Mixtur 4f 2' Oboe 8', Tremulant,
Pedal (C-f'): Subbass 16', Octavbass
8', Gedecktbass 8', Choralbass 4', Posaune 16', Trompete 8'.
Koppeln: II/I,
I/P, II/P |
Frühere Orgel 1980-2008
Orgel von 1980
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Nur 20 Jahre hatte die Vorgängerorgel
ihren Dienst getan. Sie war 1980 von Hubertus Graf von Kerssenbrock
aus Grünwald erstellt worden. Ihre Technik war aber sehr anfällig
und funktionierte seit Beginn der Renovierungs-arbeiten 2001 überhaupt
nicht mehr. Zudem war das Instrument akustisch sehr ungünstig
im Kirchenraum positioniert und verdeckte die als Rosette angeordneten,
farbigen Fenster, die Teil der abstrakten Engelsfigur der Westseite
sind. Die alte Orgel mit mechanischer
Schleiflade und elektrischer Traktur hatte zwei Manuale und 28 Register
in schön gestaltetem modernem Prospekt. 01)
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Disposition
der Kerssenbrock-Orgel von 1980: 27)
Manual (C-g'''): Bourdon 16', Principal 8', Offenflöte 8',
Gemshorn 8', Octave 4', Spitzflöte 4', Quinte 22/3',
Superoctav 2' Sesquialtera 2f Mixtur 5f 11/3' Trompete 8'
Schwellpositiv: Gedeckt 8', Spitzgamba 8', Salicional
8', Principal 4', Koppelflöte 4', Schwiegel 2', Terz 13/5', Quinte
11/3', Scharffzimbel 3f 1', Oboe 8',
Pedal (C-f'): Subbaß 16', Octavbaß 8',
Gedecktbaß 8', Geigenprincipal 4', Bauernflöte 2', Rauschbaß 4f
22/3', Posaune
16'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P |
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Allgemeines
zur Orgel - Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen, die über
ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgiekonstitution
des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar
steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporheben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock, dem unsere ältesten Orgeln angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die
harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Weihnachtskrippe
An Weihnachten
steht in der Kirche eine einzelne Krippe
mit einem lebensgroßen Jesuskind auf Stroh vor dem Altar. |
Weihnachtskrippe
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In den Kirchen des Landkreises
sind in der Weihnachtszeit oftmals große Krippenanlagen zu sehen.
Wenn Sie Interesse haben, klicken Sie hier... |
Kreuzreliquiar
Kreuzreliquiar
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Außerhalb
der Kirche ist eine schöne Kreuzreliquienmonstranz
verwahrt. Sie wird aber im Frühjahr für die Erteilung des
Wettersegens verwendet.
Das Reliquiar ist in der Form der Strahlenkranzmonstranz gestaltet.
Grundlage ist ein versilbertes Kreuz mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden,
in das Rokoko-Ornamente eingraviert sind. In der Kreuzesmitte befindet
sich eine vergoldete Applikation. Sie besitzt ein rautenförmiges
Mittelstück in barocken Formen, das von einem Strahlenkranz umgeben
ist. Der Strahlenkranz symbolisiert Christus als den strahlenden Heilsbringer
und Lebensspender. Vier Edelsteine markieren die Ecken der Raute.
Sie umfasst das kreuzförmige Schaugefäß, hinter dessen
Glasfront sich ein Kreuz aus Bergkristall befindet, eingefasst von
versilberten Ranken. In der Mitte des Bergkristallkreuzes ist
die winzig kleine schwarze Kreuzreliquie
zu sehen.
Die Reliquiare wurden früher
durch das bischöfliche Ordinariat offiziell versiegelt, um
den Reliquiendiebstahl zu verhindern.
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Schaugefäß
Partikel
im Bergkristallkreuz
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Hinweise:
Bergkristall in Kreuzform als Einfassung einer Kreuzpartikel
ist seit Jahrhunderten verbreitet. Während der Edelstein in
der Antike als wertvoller Heil- und Zauberstein galt, ist er im
Christentum ein Zeichen für die Auferstehung Christi. So war
auch für Rupert von Deutz ( 1129) der Bergkristall das
Sinnbild Christi, der die bewegliche, gebrechliche und sterbliche
Natur des Menschen, die dem Wasser entspricht, durch seine Auferstehung
überwand und in ewige Festigkeit verwandelte. Der Bergkristall
wird auch als Sinnbild für das gläserne Meer um den göttlichen
Thron verstanden, von dem in der Apokalypse (Apo. 4,6) die Rede
ist ("Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich
dem Kristall..."). 20)
Kreuzreliquien waren
früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena,
Mutter von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende
das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel
kamen ab 950 nach Deutschland; die meisten wurden aber im 17. und
18.Jh erworben. Sie wurden häufig in Reliquienmonstranzen aufbewahrt
und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. Im Jahr 1155,
als Reisen ins Heilige Land zu gefährlich wurden, schickte
der Jerusalemer Patriarch den Kanoniker Konrad mit einer großen
Kreuzreliquie (mit Echtheitsurkunde) nach Europa. Vor diesem Partikel
konnten die Gläubigen ihre Andacht ablegen und wurden der gleichen
Gnaden teilhaftig wie echte Heilig-Land-Wallfahrer. Das Geld, das
die Gläubigen spendeten, kam Jerusalem zugute. Als Konrad in
das Gebiet des Grafen von Dachau kam, wurde er überfallen und
beraubt (so kam übrigens die Reliquie nach Scheyern, in das
Hauskloster der Wittelsbacher). Die Kreuzpartikel in Hebertshausen
dürfte nicht unter so dramatischen Umständen erworben
worden sein. Wahrscheinlich ist es eine sog. Berührungsreliquie,
die am Original anberührt worden war.
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Kapelle
im Turm
Im Turm der Kirche ist eine
kleine Kapelle eingerichtet. Sie war wohl als Taufkapelle bestimmt;
denn in ihr steht noch immer der Taufstein.
Taufstein
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Sein
Bronzedeckel ist mit einem Kreuz verziert. |
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'Kapelle im Turm
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Tatsächlich
wird die Kapelle aber mehr als Lagerraum genutzt, in dem Heiligenfiguren
oder Gegenstände, die nur während bestimmter Festzeiten
in der Kirche aufgestellt werden, Platz finden. |
Heiliges Grab
Von Karfreitag-Nachmittag bis Karsamstag-Mittag ist in der Turmkapelle
ein Hl.Grab aufgebaut. Der
Brauch des "Hl.Grabes" und des sog. "Graberlschauns"
stammt aus der Barockzeit und diente der Veranschaulichung des Heilsgeschehens.
In den letzten Jahren werden -auch aus Gründen des wieder auflebenden
Brauchtums- in immer mehr Kirchen unserer Gegend Hl.Gräber aufgebaut.
Ein hl.Grab in Hebertshausen war jedenfalls schon 1654 vorhanden.
Das geht aus einer Rechnung für 200 Halbnägel (Preis: 20
Kreuzer) für das Hl.Grab hervor. 07)
Ob die Dekorationsteile, die 2021 im Turmlager entdeckt wurden, noch
aus dieser Zeit stammen, ist eher unwahrscheinlich. Aber sie gehören
zu einem Hl.Grab, das noch vor einigen Jahrzehnten alljährlich
im Altarraum der Kirche St.Georg aufgebaut war. 2021 ließ man
dieses Brauchtum in St.Georg wieder aufleben. 24)
Wenn Sie noch weitere sog. Heilige Gräber in den Kirchen des
Landkreises sehen möchten, klicken
Sie hier....
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Heiliges Grab
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Herz-Jesu-Figur
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In der
Turmkapelle wird auch eine süßliche, sehr farbige Herz-Jesu-Figur
aus dem 20.Jahrhundert aufbewahrt. Jesus, in wallende Gewänder
gehüllt, deutet auf sein mit dem Dornenkranz umwun-denes Herz,
das die Erlöserliebe Christi symbolisiert.
In einer Ecke lehnt ein Kruzifix
im barocken Stil, bei dem es sich um ein Vortragekreuz handeln dürfte.
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Kruzifix in der Turmkapelle
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Im Turm sind auch die Karfreitagsratschen
aufbewahrt. Sie warten dort auf ihren zweitägigen Einsatz pro
Jahr. Diese Einrichtungsstücke sind handwerkliche Arbeiten neueren
Datums und sollen hier vor allem wegen des damit verbundenen Brauchtums
erwähnt werden: |
Karfreitagsratsche
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Am Karfreitag
und Karsamstag schweigen
einem alten Brauch zufolge die Kirchenglocken. Ihre Funktion nehmen
die Holzratschen wahr, die an diesen Tagen von Ministranten durchs
Dorf gezogen werden und mit lauten Klappergeräuschen auf die
Gottesdienstzeiten aufmerksam machen. |
Pfarrhaus
Neben der Kirche steht das alte dreistöckige
Pfarrhaus mit den vielen Fenstern.
Es wurde im 1693 errichtet 23).
Wahrscheinlich hängt mit diesem Bau ein Darlehen der Kirche von Sulzrain
an die Pfarrei Hebertshausen zusammen, das 1693 in der Kirchenrechnung von
Sulzrain mit der Begründung "Pfarrhofbau in Hebertshausen"
aufgeführt ist. Das Darlehen betrug zwar nur 1 Gulden; das
war auch damals kein bedeutender Betrag. Aber zum einen musste Sulzrain
auch an andere Kirchen Darlehen vergeben, zum anderen dürfte Hebertshausen
mehrere solcher Darlehen erhalten haben.
19)
Im 19.Jh hat man das Pfarrhaus umgebaut, Kellerräume in den Berg getrieben
und die Isolierung gegen den Hang verbessert. Vielleich wurde damals auch
ein Stockwerk aufgesetzt und als Verzierung die gelb abgesetzten Gesimse
zwischen den Stockwerken angebracht.
1980 wurde das Pfarrhaus
letztmals restauriert. Bis 2020/21 befand sich darin das Pfarrbüro
und eine (Not)Wohnung für den Pfarrer, die aber schon seit
2000 nicht mehr benutzt wurde.
Als unverzichtbares Element in der sakralen Topo-grafie zwischen
den beiden Schwergewichten Pfarr-kirche und der Kirche St.Georg
verbindet der Pfarr-hof die Epochen und die Stile, aber auch die
Funktionen im Leben der Pfarrei, schreibt die Erzdiözese
23).
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Pfarrhaus 18.Jh.
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Im Gang hängen zwei Leinwand-gemälde des Ebersberger Historien-malers
Anton Rick (1820-1895), die Hl.Familie und die Steinigung
des hl.Stephanus.
Beide Gemälde waren früher Seiten-altarblätter in der
Schönbrunner Klosterkirche.
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Steinigung des hl.Stephanus
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Zum Pfarrhof
gehörten auch eine Reihe von Ökonomiegebäuden wie
Stallungen, Scheunen und Pfarrgarten. Schließlich sicherte der Pfarrbauernhof
über Jahrhunderte die finanzielle Versorgung der Pfarrstelle. Auch
diese Gebäude gab es natürlich schon seit Anbeginn der Pfarrei.
Immer wieder mussten sie nach Bränden oder nach Zeiten des Verfalls
restauriert oder neu gebaut werden. In einem amtlichen Schreiben aus dem
Jahr 1829 werden die umfangreichen Nebengebäude aufgezählt:
Hühnerhaus, Kuhstall, Schweinestall,
Pferdestall, Pferdeschwemme, Holzhütte, Waschhaus, Backhaus, Wagenhaus,
Stadel,
Scheune und Getreidekämmerchen, 23)
.
Die Gebäude der letzten Pfarrökonomie stammten vom Zimmermann
Simon Burghart aus Günding (1758). 1794, kurz vor den Franzosenkriegen,
erstellte Melchior Hechensteiner
nach einem Brand 26)
einen
Plan mit Überschlag für einen Pfarrpferdestall und eine Remise
(Geräteschuppen). 1920
wurde der Ökonomiestadel als letztes Gebäude der Ökonomie
aufgegeben. Die Gemeinde erwarb im Vorkaufsrecht die Gebäude und
verwendete die Ziegelsteine zur Instandsetzung der Friedhofmauer.
12)
Neue Nutzung
ab 2025/26
Seit
dem Beginn des 21.Jh. wohnt kein Pfarrer mehr im Pfarrhaus. Bis 2008 war
hier noch das Pfarrbüro eingerichtet; es ist nun im neu restaurierten
Pfarrhof von Ampermoching untergebracht. Da der Pfarrhof Hebertshausen
nun nicht mehr kirchlich genutzt wurde, gab die Kirchenstiftung Hebertshausen,
das Gebäude 2021 an die Erzdiözese zurück. Das erzbischöfliche
Ordinariat möchte das inzwischen marode Gebäude verkaufen, entweder
als Vollverkauf oder als Erbbaurechtsvergabe mit Gebäudeablöse.
Sie hat deshalb 2023 ein Bieterverfahren gestartet. Gerne würde die
Gemeinde das Gebäude übernehmen und es nach einer Sanierung
für soziale Zwecke nutzen.
28)
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe
im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....
Ein Liste der Hebertshausener Pfarrer finden
Sie hier...
Hebertshausen hat auch eine Internetseite,
auf der Sie die Gottesdienstzeiten erfahren können.
Klicken Sie hier....
Hans Schertl
Quellen:
01)
Georg Brenninger:
Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
02)
Max Gruber,
Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen, Amperland
1985
03)
Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Burghart,Hechensteiner)
04)
Dachauer Nachrichten
v. 7.8.2001
05)
Dachauer SZ
vom 31.3.2003
06)
Der Bogen,
Zeitschrift des Pfarrverbands Hebertshausen-Ampermoching, Weihnachten
2004
07)
Maria
Hildebrandt, Sabine John, Dr.Stefan Nadler, Dokumentation zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte,
2000
08)
Die neue Orgel
der Pfarrkirche zum Allerheiligsten Welterlöser Hebertshausen, 2008
09)
Eckard Bieger,
Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Osterfahne)
10)
J.Dennemarck
u. Norbert Jocher, KultRaum/KulturRaum, Kirchliche Denkmalpflege im Erzbistum
Mch/Freising, 2011
11)
Erzbischöfliches Ordinariat, Neue und restaurierte Orgeln
in der Erzdiözese von 2007 - 2015
12)
Maria Hildebrandt, Sabine John, Dr.Stefan Nadler, Dokumentation zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte,
2000
13)
Dachauer Nachrichten
v. 28.2.2004
14)
Dachauer Nachrichten
v. 04.3.2004
15)
Dachauer Nachrichten
v. 17./18.4.2004
16)
Dachauer Nachrichten
v. 08./09.4.2004
17)
Dachauer Nachrichten
v. 31.8.2004
18)
Prälat Dr. Werner Gross, Kirche und Denkmalpflege-Die Erneuerung
der Liturgie durch das Zweite Vatikanische Konzil
19)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
(Kredit für Pfarrhof)
20)
Susanne Wittekind, Caput et corpus die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren,
in Reliquiare im Mittelalter von Bruno
Reudenbach, S. 114, 2005 (Bergkristall)
21)
Weiheurkunde
vom 10.9.1961 in der Sakristei
22)
Hans Kratzer, Milde Gaben, harte Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
23)
Birk/Jocher/Römisch,
Erbe verpflichtet, Kirche in Hebertshausen, herausgeg. v.Erzbistum München
und Freising, 2020
24)
Ostergrab
in St.Georg nach Jahrzehnten wiederentdeckt, Dachauer Nachrichten vom
3./4./5.April 2021
25)
Dokumente
des gelebten Lebens, Münchner Merkur Online vom 24.5.2009 (Seemüller)
26)
Deutsche Digitale Bibliothek, StAM, RMA München Unterbehörden
3005, Pfleggericht Dachau A 35; StAM AR F.135
Nr.640
27)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
28)
Petra Schafflik,
Hebertshausen hofft auf Zuschlag für Pfarrhaus, Dachauer Nachr.vom
10./11.2.2024 (Pfarrhausverkauf)
52 Bilder: Hans Schertl (50), Pfarrei Hebertshausen (2)
17.2.2024
Weiße
Farbe oder Fresko
Hebertshauser Pfarrkirche wird innen saniert
Von Dorothea Friedrich
Hebertshausen
- Ein ungewohntes Bild bietet derzeit (2001) die Hebertshausener Pfarrkirche"
Zum Allerheiligsten Welterlöser". In dem seit 1998 unter Denkmalschutz
stehenden Gotteshaus wird unter den Kirchbänken ein Holzfußboden
als Podest eingebaut. Danach werden Gottesdienstbesucher auch bei Minus-Graden
keine kalten Füße mehr bekommen. Gleichzeitig werden die Bänke
saniert.
Wie
Pfarrverbandbeauftragter Bernhard Skrabal der Dachauer SZ sagte,
ist dies Teil einer Generalsanierung der 1961-geweihten Kirche. Bereits
1998 ist eine neue so genannte Luftsäulenheizung eingebaut worden.
Sie sorgt für gleichmäßige Temperierung. Der Pfarrsaal
wurde bereits einer überholt, wie das Dach auch.
"Noch
offen" sei der nächste Schritt im Sanierungsplan, sagte Skrabal.
Auch wenn die Diözese "die Hauptlast" trage, sei die Gemeinde
"gehalten, sich mit Eigenleistungen zu beteiligen". Die werden
zum großen Teil aus Spenden der Gemeindemitglieder aufgebracht und
betragen etwa zehn bis zwölf Prozent der Kosten. Dringend notwendig
sei die Renovierung des Innenraums, meinte Skrabal beim Rundgang durch
die Kirche. Da müssten aus akustischen Gründen Lochsteine im
Gemäuer freigelegt werden. Die seien "einfach übergeweißelt"
worden, weil man habe sparen wollen. Auch die in Fresko-Technik ausgeführte
Altarwand und die Empore müssten gereinigt werden. Hier habe man
ohne Rücksicht ebenfalls "mit normaler Farbe" überstrichen,
sodass der von Architekt Georg Berlinger gewollte Gesamteindruck teilweise
verloren gegangen sei.
Bei
den Gemeindemitgliedern finden die Baumaßnahmen überwiegend
Zustimmung. Einige seien aber etwas ungeduldig und fragten immer wieder
nach, warum die Kirche noch nicht geweißelt sei, berichtete Skrabal
weiter. Beim Pfarrfest am 7. Juli werden sie sich vom Fortschritt der
Arbeiten überzeugen können. Dann wird auch der Pfarrhof gesegnet.
Dachauer
SZ vom 29.6.2001
Dombaumeister
Georg Berlinger jun.
(1910 bis 1992)
Der Architekt
der Kirche zum Heiligsten Welterlöser in Hebertshausen war der Sohn
des gleichnamigen Bauunternehmers Georg Berlinger (1882-1946) aus München,
der ebenfalls für viele katholische Kirchenbauten verantwortlich
war.
Georg Berlinger jun. wirkte nach 1945 maßgeblich am purifizierenden
Wiederaufbau der Frauenkirche in München mit, gilt aber mit anderen
Bauten als einer der letzten Vertreter des sog. Heimatschutzstiles, eines
Architekturstils der architektonischen Moderne, der 1904 erstmals beschrieben
wurde und bis 1945 seine Blüte hatte. Der Heimatschutzstil oder Heimatstil
war eine auf lokalen und regionalen Bautraditionen und Baumaterialien
wurzelnde, Baukunst auf dem Weg vom Historismus (Neugotik, Neuromanik)
und Jugendstil zur Moderne (Wikipedia).
Ludwig Seemüller
wurde 1913 als Sohn eines Sattlermeisters in Indersdorf geboren. Er erlernte
zunächst das Malerhandwerk. Im Zweiten Weltkrieg wurde er in Russland
schwer verwundet und verlor ein Bein. Mit dieser Behinderung konnte er
seinen Beruf nicht mehr ausüben. Nach Kriegsende studierte er bei
Franz Klemmer, einem Professeor für kirchliche Malerei die Freskotechnik.
Später unterrichtete er selbst an der Meisterschule für Maler
und gestaltete Häuserfassaden. Trotz seiner Behinderung stattete
er viele Kirchen mit Fresken aus. In der Indersdorfer Aussegnungshalle
befindet sich ein Kreuzweg von ihm. Seemüllers Bilder sind von einer
betont seelisch-psychischen Auffassung, ähnlich den Brücke-Künstlern.
In den Landschaften bedient sich Seemüller einer deutlichen Nahsicht,
er behandlet jedes Detail gleich und schafft so eine besondere Räumlichkeit.
In seinen Blumenstillleben liegen Kraft und Wärme des Sommers.
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