Marienkapelle
bei WEYHERN

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Beschreibung
Die
Kapelle steht westlich des Ortes mitten im Feld. Sie gehört
dem Seppenbauern, der Familie Seitz aus Weyhern.
Anlass des Kapellenbaus 1879 war ein
Gelübde, das Martin Mayr ablegte, als er mit seinen Füßen
unter ein Fuhrwerk kam und sich beide Beine brach.
Sein Wunsch war es, dass die Kapelle über Generationen hinweg
erhalten bleibt.
Das Gebäude ist 5 Meter
lang und 3,5 Meter breit. Das Satteldach wird von einem Metallkreuz
mit dreipassförmigen Balken-enden gekrönt.
Rote
Lisenen gliedern den Bau optisch. Der Verputz ist schon recht mitgenommen;
im Innenraum hat sich ein großer Riss gebildet.
Das rundbogige, durch eine Lisene hervor-gehobene Portal
auf der Südostseite besitzt eine schöne Holztüre,
in der ein vergittertes Guckloch einen Blick in die Kapelle erlaubt.
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Die Kapelle wurde wohl 1879
erbaut; jedenfalls genehmigte das Bezirksamt Dachau am 1. Mai dieses
Jahres das Gesuch des Bauern Martin Mayr vom Sept. 1878 zum Bau
der Kapelle. Der Plan wurde nicht 1:1 umgesetzt, wie ein Vergleich
der Kapelle mit der Planskizze zeigt.
Das kleine Gotteshaus gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Markt Indersdorf.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-63;
"lisenengegliederter Bau mit einge-zogener, halbrunder Apsis,
1879; westlich des Ortes" enthalten.
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Innenausstattung
Die
rechteckige Kapelle besitzt eine halbrunde, stark eingezogene Altarnische.
Dort befinden sich Bilder, Figuren und eine große Anzahl von
Kerzen. Davor die Inschrift "Mariahilf".
In
dem von vier Rundbogenfenstern erhellten Besucherraum stehen vier
Kniebänke.
Auch an den Wänden dieses
Raums hängen vielen kleinere und größere Bilder
mit unterschiedlichen Motiven. Darunter sind auch Danksagungen
für die erfah-rene Hilfe der Muttergottes.
Über die Kapelle verteilt
sind zehn Kreuz-wegbilder. Es handelt sich um Drucke der berühmten
Kreuzwegdarstellungen des Münchner Malers Prof.Gebhard
Fugel, die dieser um 1908 in der Josefskirche in München geschaffen
hatte.
...mehr darüber...
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Gleiche Kreuzwegbilder hängen
übrigens auch in der Kapelle von Oberndorf bei Oberzeitlbach, im Kloster
Schönbrunn, in der Kapelle von Radenzhofen und in Lauterbach bei Altomünster.
Wenn Sie mehr über die
Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises
erfahren wollen, klicken Sie hier...
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Eine Zeitlang stand in der
Kapelle das frühere Gnadenbild der St.Martinskirche
von Weyhern. Es war eine ca. 1 m große, Muttergottesstatue
aus der Zeit um 1500. Maria wird als Königin dargestellt. Sie
trägt eine Krone auf ihrem Haupt. Ihr langes Haar ist offen.
Gekleidet ist sie in ein rotes Kleid und einen goldenen Mantel.
In der rechten Hand hält Maria das Zepter. Auf dem linken Arm
trägt sie das Jesus-kind, das die dritte königliche Insignie,
den Reichsapfel in seiner Hand hält. Inzwischen wurde die Madonnenfigur
aus Sicherheitsgründen ausgelagert.
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Bildergalerie
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außen
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Altarnische
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Votivbild
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Klosterarbeit
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Portal
außen
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Portal
innen
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Blick
nach Weyhern
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Hans Schertl

Quellen:
Archiv für die Christliche Kunst, Heft 2, 1910
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte
des Dachauer Landes, 1991
Niederroth - Ein Dorf im Dachauer Land, 1995
Barbara Zauner, Die Feldkapelle in Weyhern, Paulusbote 2017-Nr.1
Liste
der Baudenkmäler
in Markt Indersdorf, Bayer.
Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
24 Bilder: Hans Schertl

29.4.2022
Kreuzwegbilder
von Prof. Gebhard Fugel
Die 10 Kreuzwegbilder
in Weyhern sind Papierdrucke der berühmten Kreuzwegdarstellungen
des Wiener Malers Prof.Gebhard Fugel für die Josefskirche in München,
die zunächst vom Münchner Kunstverlag Max Hirmer, später
vom Kunstverlag Agathon bis nach dem 2.Weltkrieg herausgegeben wurden.
Die 14 monumentalen Kreuzwegdarstellungen, die von Gebhard Fugel in den
Jahren 1903-1908 gemalt wurden, hatten in der zeitgenössischen Kunstszene
Aufsehen erregt. Sie seien in einer wundersamen Koloristik komponiert,
die Schauer der göttlichen Heilstat auf unsere Seelen niedersenkt",
schwärmte ein Zeitgenosse.
In einem ausführlichen Aufsatz der Zeitschrift "Archiv für
die Christliche Kunst" aus dem Jahr 1910 heißt es:
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"...
der Maler hat sich -was wir ihm zum höchsten Lobe anrechnen dürfen-
bemüht, den in stark betonter Realistik gemalten Bildern religiösen
und frommen Geist einzuhauchen und dennoch einen groben und abstoßenden
unverklärten Realismus zu vermeiden. ... Die Christusdarstellungen
sind ansprechend und edel, mit großer Hingabe, Liebe und Ehrfurcht
behandelt. Fugel läßt in der äußeren Erscheinung
des Herrn die göttliche, übermenschliche Würde nicht
vermissen, und das ist für die katholische Kunst von entscheidender
Bedeutung. Dieser Christus steht über uns: zu ihm können
wir aufschauen. Der Grundgedanke dieses Bildes: die Freiwilligkeit
des Leidens, die ungebrochene Kraft in mutiger Uebernahme des Leidens
ist vom Meister Fugel glänzend herausgehoben und durchgeführt
worden.." |
Am 13.Juni 1944 wurden die Josephskirche
in München und mit ihr die Kreuzwegstationen durch Bomben zerstört.
So haben sich leider nur die Abdrucke erhalten, die im Landkreis Dachau
übrigens auch in Piflitz, im Kloster Schönbrunn, in Lauterbach
bei Altomünster, in Schmarnzell, in Radenzhofen und in Oberndorf
bei Oberzeitlbach hängen.
Die gerahmten und hinter Glas gesetzten Bilder in Weyhern sind
leider stark verblichen und haben durch das Tageslicht ihre Farbigkeit
(vor allem den Rotanteil) und damit ihren künstlerischen Wert verloren.
Die Drucke sind auch heute noch für wenige Euro zu kaufen; als Beispiel
habe ich die 12.(in Weyhern die letzte) Station in Originalfarbe dazu
gesetzt. Die Bilder können durch Mouseklick vergrößert
werden.
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1.
Station Jesus wird von Pilatus zum Tod verurteilt
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2.
Station Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
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3.
Station Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuze
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5.
Station Simon v.Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
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7.
Station Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuze
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8.
Station Jesus tröstet die weinenden Frauen
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9.
Station Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuze
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10.
Station Jesus wird seiner Kleider beraubt
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11.
Station Jesus wird ans Kreuz geschlagen
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12.
Station Jesus stirbt am Kreuz
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Originalfarbe
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Gebhard
Fugel wurde am 14.8.1863 in Oberklöcken bei Ravensburg geboren. Er
durchlief erst eine Holzbildhauer-Lehre, dann besuchte er die Stuttgarter
Akademie und studierte bei Claudius Schraudolph d.Ä. und A.von Liezen-Mayer.
Als Maler spezialisierte er sich auf die christliche Kunst, die damals
noch von den Nazarenern beherrscht wurde; allerdings malte er realistischer
als sie. Neben den Kreuzwegdarstellungen für die Josefskirche in
München schuf er das 1200 qm große Rundgemälde "Panorama
der Kreuzigung Christi" in Altötting oder die Medaillons in
der Ludwigskirche in München. Er galt zu seiner Zeit als einer der
bekanntesten Maler des religiösen Genres.
Am 13.Februar 1939 starb er in München.

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