zur
Landkreiskarte Kirchen
in der Gem.Vierkirchen
Evang.-Luth.Gemeindehaus in ESTERHOFEN
Im Gemeindehaus befindet sich seit 2004 ein großes Kruzifix, das der Künstler Franz Hämmerle (*1949) aus Windach im Jahr 2000 geschnitzt hatte. Das Kruzifix erinnert in seiner Aussage an die romanischen Kruzifixe, die nicht den leidenden Christus, sondern den Sieger über den Kreuzestod zeigen. Das Kreuz ist beweglich und kann bei verschiedenen Gelegenheiten an verschiedenen Orten aufgestellt werden. Frau Wiebke Heider hat das Kruzifix in einem Aufsatz in der Zeitschrift "Haus,Hof und Heimat beschrieben. Wenn Sie den Artikel lesen möchten, klicken Sie hier... In den Landkreiskirchen steht ein weiteres Werk von Franz Hämmerle: der neue Zelebrationsaltar in Odelzhausen, den er 2002 gestaltete. Quellen: Wolfgang Scherf, in der Festschrift 1200 Jahre Vierkirchen, 1979 Wiebke Heider, Das neue Kreuz im evangelischen Gemeindehaus, "Haus,Hof und Heimat" 2005 1 Bild: Hans Schertl (2005)
Im Februar 1944 siedelte sich die erste evangelische Familie in Vierkirchen an, um den Schrecken der Bombennächte in Berlin zu entgehen. Sie fand in der damals 600 Seelen zählenden Dorfgemeinde Vierkirchen hilfreiche Aufnahme. Zu dieser Zeit gehörte Vierkirchen zur evangelischen Pfarrgemeinde Dachau, die 1943 ca. 1000 Gemeindemitglieder im Dachauer Bezirk betreute. Unter anderem wurde schon in den dreißiger Jahren die "Assoziationsanstalt Schönbrunn", in der etwa 30 evangelische Pfleglinge lebten, von Dachau aus versorgt, als die dortige Gemeinde noch, als exponiertes Vikariat Dachau, Bestandteil der Pfarrei der Christuskirche in München war. Es hatte -die Gebiete Allach, Feldmoching und Schleißheim mitumfassend- 1550 Seelen zu betreuen, Die Urkunde über die Errichtung des Pfarramtes Dachau wurde am 5. Februar 1941 von Bischof Hans Meiser ausgefertigt. Durch den Flüchtlingsstrom der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden auch im Landkreis Dachau immer mehr Evangelische untergebracht und schon bei Kriegsende war eine kirchliche Betreuung der Hilfesuchenden dringend nötig. In Vierkirchen linderten die Methodisten in dieser Hinsicht die erste Not, bis dann dass evangelisch-lutherische Pfarramt in Dachau die seelsorgerische und soziale Betreuung der Gemeindemitglieder übernehmen konnte. Im Jahre 1948 lebten in Vierkirchen 67 Evangelische. Zuzüglich derjenigen, die in den Gemeindeteilen Esterhofen (11), Jedenhofen (6) und Rettenbach (9) unterkamen, waren es 93 Gemeindemitglieder, in der später eingemeindeten Kleingemeinde Pasenbach 17. Der wesentliche Teil des kleinen Gemeindekerns stammte aus der Batschka. Trotz der zu dieser Zeit ja nicht unerheblichen Entfernung nach Dachau, konnte der bekannte Dachauer Pfarrer Albrecht Köberlin regelmäßig im Turnus von etwa vier Wochen in einem Schulzimmer der Vierkirchener Volksschule Gottes dienst halten und Religionsunterricht für ungefähr zwölf Kinder, auch aus den umliegenden Kleingemeinden, geben. Im Jahre 1954 brachte eine Vereinbarung zwischen den Pfarrämtern Dachau und Kemmoden für Vierkirchen eine einschneidende Änderung: dieser Gemeindeteil von 80 Mitgliedern wurde am 3. März 1955 mit sieben weiteren politischen Gemeinden, die im Nordteil der Pfarrei Dachau lagen, von Kemmoden pastoriert und karitativ betreut. Darunter waren auch Markt Indersdorf mit 73 und Pasenbach mit zwölf Seelen. Die endgültige Umpfarrung dieser Gebiete erfolgte erst am 5. September 1966 unter Pfarrer Eberhard Mehl, der von 1964 bis 1975 die Kirchengemeinde Kemmoden im Dekanat Ingolstadt (Kirchenkreis Regensburg) leitete, während Weichs schon 1951 nach Kemmoden eingepfarrt wurde. Kemmoden ist eine der ältesten evangelisch-lutherischen Gemeinden in Altbayern. Es feierte 1978 sein 150jähriges Kirchweihfest und wurde von evangelischen Siedlern aus der Pfalz gegründet, die hier Überrheiner genannt wurden. Diese begannen ab 1801 unter der Regierung des Kurfürsten Max Joseph mit der Kolonisation der Moorgründe bei Dachau und Rosenheim und des Donaumooses. Die Kirchengemeinde Kemmoden wird seit November 1977 von Pfarrer Hans Auner geleitet und umfasst heute die vier weiteren Predigtstationen Lanzenried (mit einer zweiten alten evangelischen Kirche), Markt Indersdorf, Petershausen und Vierkirchen. In einem Umkreis von 25 km werden über 1700 Seelen betreut, hiervon leben über 300 im Vierkirchener Bereich. Die Vierkirchener Evangelischen haben in den letzten Jahren ein immer regeres Gemeindeleben entwickelt. Dank der verständnisvollen Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde unter Pfarrer Wolfgang Lanzinger konnten unsere Gottesdienste 1973 aus dem Schulzimmer in die schöne Pfarrkirche St. Jakob verlegt werden. Unser Gemeindeteil stellt eine Kirchenvorsteherin und die Kirchenpflegerin für den Kirchenvorstand von Kemmoden sowie einen Prädikanten und einen Lektor, die in der Gesamtgemeinde tätig sind. Es finden regelmäßig Kindergottesdienste, Frauennachmittage, Seniorentreffen und anderes mehr statt. Die zahlreichen Aktivitäten der Gemeindemitglieder haben schließlich dazu geführt, dass im November 1978 ein evangelisch-lutherisches Gemeindehaus in Esterhofen eingeweiht werden konnte. Dieses Haus ist im Landkreis Dachau einzigartig. Als Stätte der Begegnung dient es dazu, das Gemeindeleben in Vierkirchen noch intensiver zu gestalten und die bestehenden Verbindungen zwischen den Urgemeinden Kemmoden und Lanzenried und den in den Nachkriegsjahrzehnten -trotz der Abwanderung von 90 % der Vertriebenen aus der Kemmodener Gemeinde im Jahre 196 - stetig gewachsenen Teilgemeinden Markt Indersdorf, Petershausen und Vierkirchen zu vertiefen. Darüber hinaus soll es auch für die Vierkirchener Bürger ein offenes Haus sein. Die Evangelischen sind im 1200jährigen Vierkirchen daheim. Möge es mit Gottes Hilfe auch in Zukunft so sein.
Der Künstler Franz Hämmerle
aus Windach schnitzte 2000 das Kreuz "Der Auferstandene", das
sich seit gut einem Jahr im Gemeindehaus befindet. Bei dem aus Lindenholz
gefertigten Kreuz handelt es sich um ein besonderes Kruzifix. Jesus wurde
nicht im Stadium vor der Kreuzabnahme dargestellt. Hier steht er aufrecht
vor dem Kreuz. Die Füße finden festen Halt auf der Stütze,
das Gesicht spiegelt noch einen Nachklang vom erlittenen Grauen und die
Hände sind frei nach oben gestreckt. Er weist mit voller Kraft darauf
hin, dass Gott ihn vom Tode erlöst hat. Seine Geste kann aber auch
so verstanden werden, dass er im Begriff ist, vom Kreuz herab zu steigen
und den/die Gläubigen zu umarmen. Dieses Kreuz handelt vom Sieg des
Lebens über den Tod und versteht es in aller Schlichtheit, Verzweifelnden
und Betenden die frohe Botschaft des Evangeliums anschaulich zu sichtbar
zu machen.
12.4.2022 |