Marienkapelle
in ÜBELMANNA
Navi-Adresse: 85250
Altomünster, Übelmanna 1 (100 Meter entfernt)
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Der heute aus 4 Höfen
und 3 weiteren Anwesen beste-hende Weiler Übelmanna
wurde urkundlich erstmals im Jahr 1275 als "ze den ubelen
Mannen" (Bedeutung: üble Männer) im Urbar des Klosters
Altomünster genannt. Über die Herkunft des Namens gibt
es viele Mutmaßungen, aber keine eindeutige Erklärung.
Übelmanna könnte auch "bei den Männern des Ubilo"
bedeuten. 10)
Bis 1803 war das Kloster Altomünster Grundherr des Ortes, der
im Mittelalter aus vier, später aus nur mehr drei Bauern bestand.
Die Ortschaft Übelmanna
gehört kirchlich zur Filiale Oberzeitlbach der Pfarrei Altomünster
und damit zum Bistum München und Freising. Politisch war Übelmanna
von 1818 bis 1978 Teil der Gemeinde Hohenzell. Im Jahr 1876 lebten
hier 32 Einwohner, 6 Pferde und 51 Rinder. 01)
Altarinschrift: 1677 (1000+500+100+50+10+10+5+1+1)
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Über
organisierte Wallfahrten der Leute aus Übelmanna ist nichts
bekannt; sie werden wohl mit der den Gläubigen aus der Filialkirche
Oberzeitlbach oder der Pfarrei Altomünster gegangen sein. Diese Wallfahrten
führten u.a. auch nach Inchenhofen
zum hl.Leonhard. Dass auch Personen aus Übelmanna mit dabei waren
und eine Person sogar erhört wurde, können wir dem Inchenhofener
Mirakelbuch (= Wunderaufzeichnungen) von 1659 entnehmen:
11)
Im Jahr 1571 hatte der Sohn des Herrn Sixt aus Übelmanna an
seinem Leib so viele Narben und Ausschläge, dass jeder meinte, er
habe Aussatz. Deshalb wurde er zum Leidwesen seines Vaters von allen Nachbarn
gemieden. Da keine Arznei wirkte, rief er St.Leonhard an, und gelobte,
eine Kinderfigur aus Wachs nach Inchenhofen zur bringen. Daraufhin wurde
der Sohn wieder gesund.
Originaltext:
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"Sixt,
Bauren von Ubelmanen Sohn, war an seinem Leib also erschröcklich
gestaltet, daß er nit unbillich von jederman als mit dem Außsatz
behaffter
angesehen und geflohen worden, welches den betrübten Vatter hertzlich
schmertzte, der alle Artzneymittel beyseits und allen trost zu S.Leonhard
gesetzt, selben inniglich umb gesund-heit seines Sohns mit Glübd
eines wächsenen Kinds angerueffen und bald darauff seiner Bitt
gewehrt worden. "
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Ich habe
die Berichte über Heilungen und Hilfen durch St.Leonhard im Mirakelbuch
von 1659 soweit sie Personen aus dem Dachauer Land und Umgebung betreffen,
auf einer eigenen Seite zusammengestellt. Sie können
sie hier lesen ....
Kapelle
Die kleine Kapelle, die der
Muttergottes geweiht ist, liegt am östlichen Dorfrand. Pfarrer Bachbauer
erklärt sich ihre abseitige Lage damit, dass für die Erbauer
etwas Abstand vom Leben nötig war, um zu beten. Sich loszulösen
und zu sammeln, sei die Grundlage zum Gebet und dazu sei immer ein Stück
Weg zu Gott zurückzulegen.
Über die Geschichte der Kapelle
ist kaum etwas bekannt. Möglicherweise wurde sie 1677 erbaut;
jedenfalls ist diese Jahreszahl am unteren Ende des Altars zu sehen.
Immerhin wurde die Kapelle sogar
im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern genannt,
das von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895
von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
herausgegeben wurde. 02)
Dort heißt es:
"Kapelle. Auf dem Altar zwei flache, bemalte Holzfiguren
um 1500. Brustbilder zweier gekrönter Heiligen. H. 34 und 35 cm".
Aus
weiteren Jahreszahlen über der Mittelnische des Altars
schließt man, dass die Kapelle 1868 und 1912 erneuert wurde.
Die letzte Renovierung fand 1999 bis 2002 unter starker finanzieller
und handwerklicher Beteiligung der Ortsbewohner statt. Am 22.September
2002 wurde die Kapelle mit einem Festgottesdienst und einer großen
Feier wieder ihrer Bestimmung übergeben.
Im Turm hängt eine Glocke.
Sie musste 1942 zwar abgeliefert werden, blieb aber vom Einschmelzen
verschont und kam nach dem Krieg unbeschadet zurück.
Auf dem frisch renovierten
Altar mit einem Säulenaufbau
und einem flachen Segmentbogen steht eine Muttergot-tesfigur (Maria
Königin).
Die bekrönte Maria hält in der rechten Hand ein Zepter.
Auf dem linken Arm trägt sie das Jesuskind, das die dritte
Königs-Insignie, den Reichsapfel in der Hand hält.
Zu ihren Füßen knien andächtig zwei kleine Engelsfiguren,
zwei weitere außerhalb der mit einem korinthischen Kapitell
geschmückten Säulen.
Anstelle von Assistenzfiguren sind zwei Engelbilder an die
Altarwand gemalt.
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Vergrößerung des Altars
per Mouseklick
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Im Jahr 1895 enthielt die Kapelle noch zwei Holzfiguren aus der Zeit um
1500; sie sind heute leider nicht mehr vorhanden.
Eine interessante Regelung wurde
in Übelmanna für den Mesnerdienst getroffen. Jedes Jahr
übt eine andere der insgesamt sieben Familien dieses Ehrenamt aus.
Schlüsselübergabe ist jeweils am Lichtmesstag (2.Februar).
Im Jahr 2015 renovierten die Einwohner
des Dorfes in Eigenleistung die Kapelle. In 87 Arbeitsstunden wuschen
sie das Dach, besserten das Mauerwerk und die Holzteile aus und strichen
Türe und Außenfassade. Die Materialkosten wurden von der Marktgemeinde
Altomünster übernommen. 09)
Denkmal
Die
Kirche gehört zu den Baudenkmälern
der Marktgemeinde Altomünster
12) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-79; Einschiffig
mit zweiseitigem Schluss und Giebelreiter, wohl 1677 errichtet; mit Ausstattung"
aufgeführt.
Hans Schertl
Quellen:
01) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern von 1876
02) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern, 1895
03) Fritz Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach,
1979
04) Anton Mayr, Altoland, 1998
05) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND
GEMEINDE, 1999
06) Dachauer Nachrichten vom 25.9.2002
07) Frau Münch, Mesnerin 2002
08) Festschrift FF-Oberzeitlbach, 2005
09) Dachauer Nachrichten, Beilage Alto
vom Sept.2015 (Renovierung 2015)
10) Sarah Rathgeb, Seltsame Ortsnamen unserer Gemeinde, Kulturspiegel
Altoland, Sept.2019
11) Dallmayr,
Martin, "Synopsis Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis,
Lieb-Bänder vnd Ketten-Glider, Welche
berührt, und ubernatürlich an
sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus,
durch dessen
himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten
Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten
geschehen", Mirakelbuch gedruckt 1659, veröffentlicht im MDZ.
12) Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
5 Bilder: W.Münch (1), Hans Schertl (4)
24.7.2023
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