Marienkapelle
in SCHAUERSCHORN
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Beschreibung
Der aus zwei
Höfen bestehende Weiler Schauerschorn, zwischen Altomünster
und Oberzeitlbach auf einem Hügel gelegen, wurde erstmals um
1260 in einem Grundbuch des Klosters Altomünster als
"Schuochs-horn" erwähnt. Der Ortsname könnte "schuhförmige
Anhöhe" 04)
oder -wahrscheinlicher-
"umgegrabenes Land auf hervorragender Spitze" 06)
bedeuten.
Im Mittelalter gab es hier nur einen Hof; er gehörte dem Kloster
Altomünster. 1590 war er das größte von insgesamt
362 Anwesen, die dem Birgittenkloster zu Abgaben verpflichtet waren.
07)
1795, kurz vor
seiner Aufhebung, verkaufte das Kloster den Hof an Neuansiedler
aus der Ober-pfalz, an die Familien Tischner und Stich. Sie
ge-hörten zu den ersten "Pfeizlern", den Ober-pfälzern
aus der Gegend um Neumarkt, die in der Region Altomünster
(u.a. in Ruppertskirchen) einen wirtschaftliches Neustart
versuchten.
Bei Neumarkt befand sich das Ur-Kloster der Birgittinnen in
Bayern, Gnadenberg, das aber schon 250 Jahre früher,
im Zuge der Reformation, aufgegeben worden war. Dennoch bestand
in der dortigen Bevölkerung immer noch eine ideelle Verbindung
mit dem Birgittinnenkloster von Altomünster.
Die beiden Familien Tischner und Stich teilten den großen
Hof in den "Ober- und den "Unter-schauerschorner". Ihre Nachkommen
wohnen heute noch in Schauerschorn. 07),
08)
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Eingangstüre
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Politisch war Schauerschorn seit 1808 Teil der Gemeinde Oberzeitlbach, 1976
kam es mit Oberzeitlbach zur Großgemeinde Altomünster. Kirchlich
gehörte es schon immer zu Altomünster.
Kapelle
Die Kapelle
an der Straße wurde 1905 im neubarocken Stil errichtet. Anlass
dafür war kein Gelübde; vielmehr wollten die Bauern und ihre
Dienstboten eine Gebetsstätte, an der sie gemeinsam den Rosenkranz
beten konnten. 07)
Die Kapelle ist der Muttergottes Maria geweiht. Patrozinium
wird am 8.Dezember (Mariä Empfängnis) mit einer hl.Messe gefeiert.
Dazu kommt an Gottesdiensten nur noch eine jährliche Maiandacht.
Der offene Vorraum ist durch wuchtig
wirkende Mauern vor der Straße geschützt. Über dem Eingang
eine Steintafel mit dem Text:
"Maria, ohne Sünde empfangen, bitt für uns".
In dem kleinen Dachreiter
mit offener Konstruktion und kleiner Haube hängen Glocken, die im
Zuge der Renovierung 1977 beschafft wurden.
Diese Renovierung 1977 wurde von
den Familien Stich und Wackerl in mehr als 2500 (!) Arbeitsstunden durchgeführt.
Am 4. September konnte die Kapelle von Dekan Gradl wieder gesegnet werden.
Denkmal
Die Kapelle gehört zu den Baudenkmälern
der Marktgemeinde Altomünster 09)
.
In der Denkmalliste
ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-70; als "Neubarocker Bau
mit eingezogenem, halbrundem Chor und Giebelreiter, 1905 errichtet; mit
Ausstattung" aufgeführt. Träger ist die Ortsgemeinschaft.
10)
Innenausstattung
Der halbrund
schließende Chorraum ist stark eingezogen.
Er ist als Lourdes-Grotte gestaltet. Zentrale Figur ist eine Madonnenfigur
nach Art des Gnadenbildes von Lourdes. Sie gleicht dem Urbild der
Lourdesfigur, wie sie der französische Bildhauer Josef-Hugues
Fabisch 1864 nach den Angaben der Seherin Bernadette schuf.
11)
Links vor ihr kniet
das Seherkind Bernadette.
Vor den Bruchsteinen der Grotte steht ein mit Säulen gestalteter
Marmoraltar.
Das von vier großen,
in barocken Formen gestalteten Fenstern erhellte Kirchenschiff ist
mit einer prächtigen Kassettendecke
ausgestattet, die den Eindruck des Raumes maßgebend prägt.
Die Kirchenbänke
haben geschnitzte Wangen.
Wenn sie sich weitere schön geschnitzte
Kirchenbankwangen aus anderen Kirchen des
Landkreises ansehen wollen, klicken
Sie hier...
An der linken Seite der Kapelle
hängt ein großes Kruzifix,
links und rechts mit Kerzenleuchtern geschmückt.
An den Wänden hängen
die beeindruckenden Kreuzwegbilder.
Die Kreuzwegdarstellungen sind als Holzreliefs vor goldenem Hintergrund
gestaltet und haben schöne Rahmen. Ein goldener Hintergrund
steht in der Ikonographie für das Himmlische.
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Kreuzwegstationen
im Freien 1752
Aus Akten
im Diözesanarchiv der Erzdiözese München und Freising geht
hervor, dass im Jahr 1752 ein Kreuzweg "unter freiem Himmel Altomünster
und Oberzeitlbach" beantragt und von der Pfarrei befürwortet
wurde. Der
Weg sollte über den "Weinberg" und über den Weiler
Schauerschorn führen. Treibende Kraft hinter dem Antrag waren der
verwitwete Bauer Heinrich Hayreiner aus Oberzeitlbach und der Bauer Johann
Caspar aus Schauerschorn. Als Begründung wurde angegeben, dass die
neuen Kreuzwegbilder in der Kirche den Gläubigen nur an Sonn-und
Feiertagen zur Andacht dienen könnten, weil an den Werktagen die
Kirche zugesperrt ist. Ob dieser Kreuzweg tatsächlich errichtet wurde,
ist mir leider nicht bekannt. 12)
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dachauer Neueste vom 5.9.1977
02)
Klaus Kiermeier, Dachauer Land, Die Landschaft in
den Jahreszeiten, 1982
03)
Anton Mayr, Altoland, 1998
04)
Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT
UND GEMEINDE, 1999
05)
Erläuterungen am Tag der offenen Kirchen 2003
06)
Sarah Rathgeb, Seltsame Ortsnamen unserer Gemeinde,
Kulturspiegel Altoland, Sept.2019
07)
Dorothea Friedrich, Heilige Einöde, SZ vom 12.9.2017
08)
Anton Mayr, Die Pfeizleransiedlung Neusreuth, Amperland
1994
09)
Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
10)
Pfarrgemeinderat
Altomünster, Pastoralkonzept der Pfarrei Altomüster, Stand 2017
11) Heimatpflege Dachau, Blog
von Heimatpflegerin Dr.Birgitta Unger-Richter, Stand 2025 (Fabisch)
12)
Diözesanarchiv
München, Signatur: AA001/3, PfarrA1171, (Kreuzweg unter freiem
Himmel)
8 Bilder: Hans Schertl (7), Horst Lachmann (1)

24.8.2025
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