Filialkirche
St. Antonius in OBERHANDENZHOFEN
|
Kurzbeschreibung
Der Ort und die
Kirche in Oberhandenzhofen wurden erstmals im Jahr 820
als "Anthadeshusir" erwähnt. Es hatte schon damals
eine Kirche, die der Priester Nasolt -als Vermächtnis seines
Oheims, des Priesters Isaak- dem Bistum Freising schenkte. In
den frühen Matrikeln des Bistums Freising von 1315 und 1524
wird Oberhandenzhofen aber nicht erwähnt. Vielleicht war sie
in einem der Kriege zerstört und lange Zeit nicht wieder aufgebaut
worden.
Die heutige Kirche
wurde 1632 als Kapelle erbaut, später erweitert und 1683
als Kirche eingeweiht. Sie ist eine Filialkirche der Pfarrei Welshofen.
Patron ist der hl. Antonius.
Sein Bild ist auch in einem großen Gemälde auf der Ostseite
der Außenwand zu sehen.
Der dreiachsige
Kirchenbau liegt leicht erhöht am Dorfrand. Der nicht
eingezogene Chor schließt in drei Seiten. Vier ovale Barockfenster
geben dem Raum Licht.
Der Turm kragt aus der Westmauer hervor.
Er ist
bis über den Dachfirst des Langhauses hinaus quadratisch,
darüber achteckig mit vier Schallfenstern und einer großen
Zwiebel mit aufgesetzter Laterne.
Im Turm
hängen zwei Glocken. Eine kam 1803 aus dem aufge-lösten
Kloster Taxa nach Ober-handenzhofen. Sie wurde im Jahr 1704
von Johann Mathias Langenecker aus München gegossen.
|
Inschrift über dem Altar:
"Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!"
1694
|
|
Die letzten Renovierungen wurden in den
Jahren 1890, 1955 und 1977 durchgeführt.
Innenausstattung
Die Kirche besitzt ein flaches Tonnengewölbe
mit Stichkappen;
die Decke ist mit zartem Stuckwerk verziert.
Mehrere Fresken im Altarraum
stellen Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons St.Antonius dar.
Altar
Mittelpunkt des barocken Altars ist ein Antoniusbild.
Dem mit ausgebreiteten Händen betenden Antonius erscheint das
Jesuskind.
Neben den gedrehten Säulen stehen zwei Assistenzfiguren auf
ausladenden Postamenten.
Die linke Figur stellt den an einen Baum gebundenen und von Pfeilen
durchbohrten hl. Sebastian,
die rechte den hl.Rochus
im Pilgergewand mit Beinwunde dar.
An der nördlichen Seitenwand
steht in einer Nische
eine gotische Muttergottesfigur
in neuer Fassung
(= Bemalung).
|
per
Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Die Apostelkreuze bestehen
aus einfachen Schmiedeeisen-Ranken, die an den an die Wand gemalten Kreuzen
befestigt sind. Auf den Leuchtern stecken Antoniuskerzen.
In einer Wandnische hängen
noch einige Votivtafeln.
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Erdweg
14) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-118-29; "einschiffig
mit nicht eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, quadratischer Westturm
mit kurzem Oktogon und Laternenkuppel, 1683 erbaut; mit Ausstattung."
enthalten.
Oberhandenzhofen gehört seit
Jahrhunderten zur Pfarrei Welshofen und seit 1970 zum Pfarrverband
Erdweg.
Den Zugang zur Gottesdienstordnung für diesen Pfarrverband finden
Sie hier...
Wenn Sie eine Kirchenführung
vereinbaren möchten, klicken Sie hier....
Chronologische
Übersicht
« |
820 |
Erste
Erwähnung von Ortschaft und Kirche |
|
« |
18.Jh |
Kruzifix
an der Rückwand mit Engelsköpfchen |
« |
1630 |
vor
1632 Bau einer Kapelle durch Seb.Golnhofer |
« |
1803 |
Kauf
einer Glocke aus Taxa |
« |
1680 |
Umbau
zur heutigen Kirche |
« |
1890 |
Renovierung
(Hochaltar) |
« |
1683 |
Weihe
d. Kirche durch Weihbischof Juda Schmid |
|
19.Jh |
neue
Eingangstüre |
« |
1689 |
Ausstattung
mit Stuck |
« |
1955 |
Renovierung |
« |
1694
|
Errichtung
des Hochaltars |
« |
1977 |
Renovierung
(Hochaltar) |
« |
18.Jh. |
kleine
Wallfahrt zum hl.Antonius |
|
|
|
Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Geschichte
der Filialkirche
Oberhandenzhofen
soll schon im Jahr 820 schriftlich als Anthadeshusir mit einer
Kirche erwähnt worden sein. Der Priester Asolt schenkte damals die
Kirche dem Bistum Freising-als Vermächtnis seines Oheims, des
Priesters Isaak.
Mit den mir vorliegenden Urkunden vom 20.Juli 820 und vom 30.Dezember
821 erneuerte Asolt seine Schenkung; darin ist jedoch eine Kirche als
Gegenstand der Schenkung nicht aufgeführt. 04)
Im Jahr 1159 schenkte eine Gräfin Adelheit von Dachau den Ort dem
Kloster Scheyern. 10)
In
den frühen Matrikeln des Bistums Freising von 1315 und 1524 wird
Oberhandenzhofen nicht erwähnt 01).
Möglicherweise handelte es sich bei dem Gotteshaus des Jahres 820
nur um eine kleine Holzkapelle, die später abgebrochen oder zerstört
wurde.
Die heutige Kirche ist jedenfalls ein Neubau aus der Zeit des 30jährigen
Krieges:
Vor dem Beginn des Krieges in Bayern 1632 als Kapelle erbaut und eine
Generation nach dem Krieg, um 1680, umgebaut und erweitert.
Umbau
um 1680
Nach einem Bericht des Pfarrvikars von Welshofen, Thomas Wöstermair,
an das Freisinger Ordinariat vom 4.Februar 1676 07)
hatte der Austrägler Sebastian Golnhofer schon vor 1632 eine Kapelle
erbaut und vor seinem Tod dieser Kapelle einen Acker von 1/3 Hektar (1
Tagwerk) vermacht. Weiter schreibt Wöstermair, dass das Pflegamt
Dachau nun (also um das Jahr 1676) mit zwei Kirchenpflegern die angefallenen
Umbaumaßnahmen abgerechnet habe. Außerdem sei ein Tragaltar
in die Kirche gebracht worden. Er bitte nun das Ordinariat um Erlaubnis,
darauf die hl.Messe feiern zu dürfen.
|
(Originaltext:
"Sebastian Golnhofer, gewester Baur zu Oberhändenzhouen,
Landgerichts Tachau... schon vor dem ersten Schwedischen Einfall und
Krieg ein Capellen zu Ehren des H.H. Antonij de Padua und Sebastiani
Martyris aufmauren und bauen lassen, auch zu ainer wenigen Dotation
vor 11 Jahren ehe seines ableibens ein Juchart aigen ackhers, so in
dem orthouver feldt ligt,... erwendter Capellen giltbar gemacht. Zemahlen
sich nun das Churfürstliche Pflegambt Tachau dieser Capellen
angenommen und nach beschechner abstattung der befundtnen Paufelligkeiten
vor anheur die Erste rechnung verfaßt, zwen Zechbröbst
hieryber bestellt und alles zur richtigkheit gebracht, auch ein neuer
altar dahin verordnet ist worden"). |
Das Bistum begnügte sich mit
den Erkenntnissen des Pflegamts nicht und beauftragte den Dekan Philipp
Benno Amman von Aufkirchen, die Kapelle zu besichtigen und Bericht zu
erstatten. Am 22.Februar 1676 stellte er ein positives Gutachten
aus, in dem er bemerkte, dass "das erwendte (erwähnte) Capellen
gar wohl sauber, und genuegsam verwahrt, erpauet seye, auch sonsten ser
bequemb gelegen denen Umbligendten ihr geschöpfete andacht zu verrichten".
Daraufhin gestattete die kirchliche Behörde am 24.Februar 1676, dass
einmal wöchentlich "am Erchtag" (= Dienstag), sowie
an den Festen der heiligen Antonius und Sebastian, zunächst ein Jahr
lang, in der Kirche zelebriert werden dürfe.
Ein Jahr später, am 18.Februar 1677, erneuerte Wöstermair
sein Gesuch und bat, außer am Erchtag noch an einem weiteren Werktag
zelebrieren zu dürfen, was auch gestattet wurde (für 3 Jahre
auch Freitag). 1680 war der nächste Antrag fällig. Der
Pfarrer begründete ihn damit, dass in diesen "gefehrlichen Contagionszeiten"
(=Seuchenzeiten) nicht nur die Oberhandenzhofener, sondern auch
die Bewohner umliegender Ortschaften ganz eifrig die Messen besuchten,
insbesondere des hl.Antonius wegen. Offenbar bedrohten damals Seuchen
und Krankheiten die Menschen unserer Gegend. Bekannt sind mir eine Fleckfieber-Epidemie
in Hilgertshausen 1674 sowie Pestausbrüche in Sielenbach im Jahr
1679 und in Schwabhausen 1683.
08), 13)
Noch war die Kapelle nicht konsekriert, denn das kostete Geld. Als die
nötigen Mittel beschafft waren, konnte sie am 2.August 1683
durch Weihbischof Juda Thaddäus Schmid geweiht werden.
Die Finanzierung beschäftigte die Oberhandenzhofener noch ein paar
Jahre, auf jeden Fall noch bis 1688. Dies entnehmen wir den Aufzeichnungen
für das Kirchenbaudarlehen.
Wenn Kirchen nach dem 30jährigen Krieg neu gebaut oder aufwändig
renoviert wurden, war es üblich, dass das Pflegamt Dachau zinslose
Darlehen vermittelte. Diese Darlehen mussten die übrigen Pfarreien
aufbringen. So erfahren wir manchmal aus Kirchen-rechnungen anderer Pfarreien,
wann in einer Kirche eine Baumaßnahme durchgeführt wurde. In
der Kirchenrechnung von Sulzrain 12)
und von Bergkirchen ist ein Betrag der Pfarrei zum
Neubau der "Antoniuskapelle Oberhandenzhofen" im Jahr 1688 enthalten.
Dort sind auch die Gesamtkosten des Neubaus in Höhe von 300 Gulden
genannt.
1686 hatte Oberhandenzhofen übrigens selbst ein zinsloses Darlehen
für andere Kirchen von 85 Gulden gegeben.
06)
Die Ausstattung der
Kirche nahm noch einige Zeit in Anspruch. Der Stuck stammt aus dem Jahr
1689 09),
der Hochaltar aus dem Jahr 1694; ein entsprechendes
Datum im Altarauszug weist darauf hin.
Pferderennen
am Silvestertag
Die noch erhaltene Kirchenrechnung
von Oberhandenzhofen aus dem Jahr 1730 enthält einen Posten, der
auf "Rennet am Silvestertag" hinweist. Es geht hier um ein Pferderennen,
das jeweils am letzten Tag des Jahres abgehalten
wurde. Dabei war das Rennen im Jahr 1730 ausgefallen; der Grund dafür
ist nicht bekannt. Die Bemerkung "An St.Silvestertag hat der Besstgewünner
(=Sieger) an gehaltenem Rennet hergeben -.-- fl. , weillen keins
gehalten worden" verweist
aufgrund der Rechnungssystematik auf fehlende Einnahmen. Der Satz "Wegen
des zum Rennet anfertten (= im vergangenen Jahr) erkhaufften Rothen tuechs,
heur pr: 2.fl. 36 x: - hl. eine Münderung" besagt, dass in diesem
Jahr keine Ausgaben für das Rennen anfielen. Jedenfalls legen die
Bemerkungen nahe, dass es sich beim Pferderennen in Oberhandenzhofen -
wie dies auch in vielen anderen Kirchen des Dachauer Landes-
um eine Tradition handelte. Sonst wäre ein nicht gehaltenes Fest
nicht in die Kirchenrechnung eingegangen.
Diese Rennen wurden vorwiegend im Winter abgehalten, weil da die bäuerliche
Bevölkerung genügend
Zeit hatte und
schneebe-deckte Wiesen als Geläuf dienen konnten. Beliebte Renntage
waren die Festtage von Stephanus (26.12.), Unschuldige-Kindlein (28.12.),
Silvester (31.12.) und Sebastian (20.1.). Die Rennen werden wohl keine
originär kirchlichen Veranstaltungen gewesen sein. Aber die Tatsache,
dass die Einnahmen und Ausgaben in den Kirchenrechnungen auftauchen, legt
doch eine enge Verbindung mit dem kirchlichen Bereich nahe. Die Reiter
hatten als eine Art Teilnahmegebühr Getreide zu spenden, das sie
vor den Altar schütteten; dafür wurden Ross und Reiter gesegnet.
Die Kirche verkaufte das Getreide und nahm dadurch Geld ein. Der Sieger
des Rennens erhielt ein großes rotes Tuch ("Rothen
tuechs") als Siegerpreis, das damals neben dem ideellen
auch einen hohen wirtschaftlichen Wert hatte; denn der rote Farbstoff
war teuer. Möglicherweise erwartete die Kirche vom Sieger auch
eine Art Spende, wie die Bemerkung in der Kirchenrechnung von Oberhandenzhofen
auf der Einnahmeseite nahelegt.
Schmidt'sche
Matrikel 1738/40
01)
In den Jahren 1738/40, hatte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten
Matrikel (Schmidt'sche
Matrikel) auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Zur
"Ecclesia filialis s.Antonii in Hanshoffen" der Pfarrei Welshofen
bemerkte er, die Kirche sei ein schöner Bau mit einem Altar, der
dem hl.Antonius von Padua geweiht sei. Gottesdienste fänden hier
am Patrozinium (13.6.), am Stephanitag (26.12.) und am Kirchweihfest,
das am Sonntag nach Jakobi (25.Juli) gefeiert werde. Ein Friedhof war
auch 1738 nicht vorhanden. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen
der Kirche verwalteten der Pfarrer von Welshofen und der Landpfleger von
Dachau. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache:
"Das Vermögen dises Gottshauses hat letzthin 243 fl. (=Gulden)
6 kr. (=Kreuzer) ausgemacht". Das war auch für eine kleine
Kirche kein hoher Betrag.
Beschreibung
1884 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus den Jahren 1870 bis 1884 ist
im Kapitel über die Pfarrei Welshofen als Nebenkirche auch St.Antonius
in Oberhandenzhofen enthalten. Im Dorf selbst wohnten 39 Seelen (in 5
Häusern). Die Wege zur 2 km entfernten Pfarrkirche seien meist nicht
gut, weil sie aus Lehmboden bestünden, schreibt Westermayer. Und
weiter über die Kirche: "Erbauungsjahr unbekannt. Ohne ausgeprägten
Baustyl. Baupflicht hat die Kirche. Kuppelthurm mit Laterne. 2 Glocken.
1 Altar. Stiftungen: 1 Jahrtag, 1 Jahrmesse. Den Meßner- und Cantorendienst
versieht der Pfarrmeßner. Kirchenvermögen: 750 Mark".
zum Vergleich: 60 Jahre vorher lebten
im Weiler Handenzhofen: 47 Gläubige in 3
Häusern. Die Zahl der Häuser war also größer, die
der Einwohner geringer geworden. 11)
Beschreibung
1895 03)
Auch in der Buchreihe "Kunstdenkmale des Königreichs Bayern",
die 1895 von Prof. von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer.
Innenministeriums erstellt worden ist, sind im ersten Band "Kunstdenkmale
des Regierungsbezirks Oberbayern"
auch einige Details der Kirche St.Antonius in Oberhandenzhofen beschrieben:
|
"Kirche.
Innen an der Ostwand die Jahreszahl 1689, Altar 1694.
Die in der Kirche aufbewahrte Holzfigur des hl. Johannes des Täufers
ist eine unbedeutende Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts. Der
Heilige hält in der Linken ein Buch, worauf ein Lamm; in der
Rechten hielt er eine Fahne, zu den Füssen ein Thierkopf (wahrscheinlich
Löwenkopf.) H. 61,5 cm. "
|
Baubeschreibung
Die dreiachsige
Kirche (Filialkirche der Pfarrei Welshofen) liegt leicht erhöht
am Dorfrand mit weitem Blick über das nördlich gelegene
Glonntal. Der nicht eingezogene Chor schließt in drei Seiten
eines Achtecks. Drei ovale Barock-fenster auf der Südseite und
ein weiteres auf der Nordseite geben dem Raum Licht (Antikglas mit
Sechseckver-bleiung). Über dem Eingangsportal auf der Südseite
ist eine kleine Sonnenuhr
aufgemalt.
Die Sakristei mit Schleppdach ist an die Nordseite des Chores angebaut.
Sie wird von einem Kreuzgratgewölbe überdeckt und durch
zwei ovale Fensterchen (Okuli) erhellt. |
|
Der
Turm kragt aus der Westmauer hervor. Er ist bis über den Dachfirst
des Langhauses hinaus quadratisch, darüber achteckig. Im unteren
Bereich hat er zwei kreuzförmige Luken, darüber vier Schallfenster
und Blendfelder. Gekrönt ist er mit zwei Zwiebeln unterschiedlicher
Größe mit dazwischen liegender Laterne
aus Kupfer. Am Zugang zum Turmuntergeschoss befindet sich eine Türe
mit Bemalungsresten eines großen, stehenden Antonius (auf der Turmseite).
Im Turm hängen zwei Glocken. Eine davon stammt aus dem 1803
im Zuge der Säkularisation aufgelösten und dann abgerissenen
Kloster Taxa; sie war im Jahr 1704 von Johann Mathias Langenecker aus
München gegossen worden. 05)
Antoniusbild
an der Außenwand
|
Die Kirche ist dem hl. Antonius
geweiht. Sein Bild ist auch in einem großen Gemälde auf
der Ostseite der Außenwand
zu sehen. Das Wandbild wurde im 20.Jh. gemalt
09)
.
Die letzten Renovierungen wurden in den Jahren 1890, 1955 und 1977
durchgeführt.
|
Die Sakristei ist nördlich
an den Chor angebaut. Es ist ein kleiner quadratischer Raum, mit Solnhofener
Platten belegt und durch zwei kleine Fensterchen (Okuli) nach Osten und
Norden erhellt. Überdeckt ist die Sakristei mit einem Kreuzgratgewölbe.
Eine Einrichtung fehlt. Eine Tür mit barockem Riegelschloss und Beschlägen
aus der Zeit um 1700 (Erbauungszeit der Kirche) 09)
führt in den Altarraum.
Dort ist ein kleines Chorglöckchen befestigt, das mit einem Gestänge
bei Beginn des Gottesdienstes geläutet wird.
Die Kirche
St.Antonius ist ein geschütztes Baudenkmal (D-1-74-118-29)
14)
Innenausstattung
Altarraum
Die Kirche besitzt
ein flaches Tonnengewölbe
mit Stichkappen
und ist durch Pilaster sowie durch ein umlaufendes Gesims
gegliedert. Die Decke ist mit einfachem, zartem Stuckwerk von 1689 verziert.
Die Stichkappen sind mit Blattstäben gerahmt, die Mittelfelder enthalten
Blüten und Puttenköpfchen sowie Draperien mit Quasten.
Der um eine Stufe erhöhte Altarraum
ist nicht eingezogen. Den Übergang zum Kirchenschiff markiert ein
Wandpfeiler.
Der Boden ist mit Solnhofener Platten
wandparallel ausgelegt.
Wandgemälde
In den halbkreisförmigen Bogenfeldern
links und rechts über dem Hochaltar und an der Westseite über
dem Eingang sind fünf Fresken mit Legenden des hl.Antonius
zu sehen. Sie dürften um 1689
geschaffen und später
übermalt worden sein. Darauf weist die Kartusche an der Wand hinter
dem Altar mit den Jahreszahlen "MCLXXXIX" (1689) und "1977"
hin.
Das Gemälde
in der westlichen Achse gegenüber dem Eingang zeigt den
Heiligen mit einem Franziskaner-bruder vor einem Haus. Dort steht
auch eine Frau mit Kind. Ein weiteres Gemälde -über dem
Portal- weist auf eine Wundertat des hl.Antonius hin: Um einen Ungläubigen
zu bekehren, zeigte Antonius einem Esel, der drei Tage nichts zu fressen
bekommen hatte, die Monstranz. Das Tier fiel vor der Hostie nieder,
anstatt sie zu fressen. |
Eselswunder
des hl.Antonius
|
Über dem Zugang zur Sakristei kniet im Bild der hl.Antonius vor einem
Tisch, während ihn ein Teufel von hinten umfassen will. Oben wird
die Erscheinung von Maria mit Kind gezeigt, von der Gnadenstrahlen herabreichen.
Auferstehung
von den Toten
|
Links über
dem Altar wird die Auferstehung
von den Toten dargestellt. Die Gräber öffnen sich,
die Toten steigen heraus. In den Wolken erscheint der hl. Antonius
mit Lilie und schickt Gnadenstrahlen zu den Auferstandenen. |
Links über dem Altar sehen wir
vor dem Hintergrund einer Stadt ein kniendes Paar mit Rosenkränzen.
Daneben stehen eine Geldtruhe und zwei Rinder. Von links kommt ein Mann
mit einer Kette herbei. Oben in den Wolken St.Antonius, der Gnadenstrahlen
herabschickt.
Altar
Der Altar wurde 1684
angeschafft, später aber wohl verändert.
Auf seiner Rückseite ist mit Bleistift vermerkt:
"Renoviert 1.Juli 1955, hermann Huber,
Malermeister Richard Huber, Kunstmaler, Thomas Fischer, Vergolder, Dachau
Freisingerstr. 46" und "Arno
Pflaster 1890, Lorenz Müller, Walter Widman, Ostermeir Reiner...."
09)
Das Retabel hat die
Grundfarbe schwarz, ist mit roter und grauer Farbe marmoriert (=
mit Marmormuster bemalt) und golden verziert. Der Stipes, der Altartisch,
ist gemauert, das Antependium
mit marmoriertem Holz verkleidet. Nach oben ist der Altar durch Segmentgiebel
mit seitlich sitzenden Engeln abgeschlossen.
Altarblatt
Mittelpunkt des
Altars ist ein rechteckiges,
115 x 80 cm 09)
großes Ölbild
(auf Leinwand). Dem mit ausgebreiteten Händen betenden Antonius
erscheint das Jesuskind und überreicht ihm eine Lilie. Seit dem
Mittelalter gelten weiße Lilien als Symbol für Reinheit
und Keuschheit.
|
Glorie
des hl.Antonius
|
Über dem
Bild eine Kartusche
mit dem vom Kirchenlehrer St.Bonaventura (1221-1274) überlieferten
Satz "Si quaeris miracula St.Antonum in voca MDCXCIV (Suchst
du Wundertaten, gehe zu Antonius 1694)"
Die Predella
enthält Säulensockel mit Felderungen und eine Leuchterbank.
|
|
Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner,
der sich gegen die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region
schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene
Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück,
unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den
Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals
erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit
für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum.
Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände
angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half
sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung
mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet;
sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
|
Assistenzfiguren
St.Sebastian
|
Neben den gedrehten
Säulen stehen zwei Assistenzfiguren auf ausladenden Konsolen
mit Ohrmuschelornamentik und unter verschlungenen Pflanzenwedeln.
Beide wurden als Helfer bei der Pest angerufen.
Die linke Figur stellt den an einen Baum gebundenen und von Pfeilen
durchbohrten
hl. Sebastian dar. Rechts ist der hl.Rochus
im Pilgergewand zu sehen.
Beide Figuren wurden neu gefasst 09)
. |
St.Rochus
|
|
Hinweis: Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein.
Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit
Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene,
der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem
Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung
hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian
wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der
Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag: 20.Januar
Hinweis: Rochus (1295-1327)
trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich auf
Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei der Pflege von Pestkranken.
Er wurde selbst pestkrank (Pestbeule am Oberschenkel) und zog sich
in eine Hütte im Wald zurück. Dort pflegte ihn ein Engel
und ein Hund brachte ihm Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte.
Daheim wurde er für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod
eingekerkert. Rochus wird in einigen Gegenden zu den 14 Nothelfern
(zuständig für Bein- und Knieleiden) gerechnet.
Gedenktag: 16.August |
Das Altarkreuz
aus Holz stammt aus dem Ende des 17.Jh.
09)
. Es steht auf einem Sockel mit Felderung und seitlichen Ausschwün-gen.
Jesus, mit offenem Mund und offenen Augen, ist mit vier Nägeln am
Kreuz angeheftet. Sein Körper ist mit einer neuen Inkarnat- und Goldfassung
versehen. Am unteren Ende des schwarzen Kreuzesstamms ist ein Totenkopf
zu sehen. Er erinnert an die Legende, nach der das Kreuz auf dem Grab
Adams errichtet worden sein soll.
Die Türe zur Sakristei besitzt
ein schönes barockes Riegelschloss mit Beschlägen aus der Zeit
um 1700.
Die Apostelkreuze bestehen aus einfachen
Schmiedeeisen-Ranken vor an die Wand gemalten Kreuzen. Auf den Leuchtern
stecken Antoniuskerzen.
Muttergottesfigur
im Kirchenschiff
Muttergottes
|
An der nördlichen
Seitenwand steht in einer Nische eine gotische Muttergottesfigur
in neuer Fassung. Maria trägt das Kind auf ihrem linken
Arm. In der Rechten hält sie einen Apfel, nach dem das nackte
Kind spielerisch greift. |
Votivtafeln
In einer Wandnische war früher
der Platz für viele Votivtafeln.
Sie zeigten, dass in Oberhandenzhofen schon vor 300 Jahren eine kleine
Antoniuswallfahrt bestand. Die Votivtafeln sind jetzt in den Heimatmuseen
untergebracht. Hier drei Beispiele:
|
Ex Voto 1792
Dargestellt wird eine
Erscheinung
des hl. Antonius
zwischen Engeln.
Ölgemälde auf Holz.
|
Ex Voto 1757
Links eine Frau im Bett,
rechts kniet ein Bittender
mit Kreuz und Rosenkranz.
Darüber St.Antonius auf
Gewölk. Ölgemälde auf Holz. |
Ex
Voto 1718
Links knien Bittsteller, eine Mutter mit Kind, mit Rosenkränzen.
Rechts ist eine Kirche abgebildet mit St.Antonius im Gewölk darüber.
Text: "Allher hat sich verlobt mit ihrem Kindt die dugendsame
Matalena Fränztin Wirtin von Arnpach - so ist durch Forpit des
h.Antdoni erhert worten". |
An der Westseite (Rückwand
des Kirchenschiffs) hängt ein Kruzifix aus dem 18.Jh. 09)
mit Engelsköpfchen an den oberen Kreuzbalkenenden.
Die
Eingangstüre an der Südwestseite stammt aus dem 19.Jh.
09)
Johannesfigur
03)
Früher
befand sich hier in der Kirche ein altes Schnitzbild von Johannes dem
Täufers, das man zur Kirchweih zum Opferteller stellte.
Mayer/Westermayer vermuteten deshalb,
dass dieser Heilige früher (vielleicht im 9.Jh.) Kirchenpatron war.
Die
Johannesfigur wird sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, das die Historiker Riel und v.Bezold um 1895 erstellten.
Dort wird sie wie folgt beschrieben:
Die in der Kirche aufbewahrte Holzfigur
des hl. Johannes des Täufers ist eine unbedeutende Arbeit vom Ende
des 15. Jh.
Der Heilige hält in der Linken ein Buch,
worauf ein Lamm; in der Rechten hielt er eine Fahne, zu den Füssen
ein Thierkopf
(wahrscheinlich Löwenkopf.) H. 61,5 cm.
H.
Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
03)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895 (gotische
Figuren)
04) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.439,454, 486)
05)
Max Gruber, Im Amperland
tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
06)
Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (1630, 1640)
07)
Jakob Mois, unveröffentlichte
Notizen (Neubau 1683)
08) Schwabhausen,
Chronik eines Dorfes - Von der Poststation zur Großgemeinde, 2005
09) Sylvia
Hahn, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1990
10) Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
11)
Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
12)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
13)
Prof.Dr.Liebhart , Fleckfieberepidemie
von 1674 in Hilgertshausen, Amperland 1994
14) Liste
der Baudenkmäler
in Erdweg, D-1-74-118-29,
Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 16.9.2023
14 Bilder: Alfred Bayer (5), Hans Schertl (9)
7.4.2022
|