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Pfarrvisitationen in JARZT
Visitationsberichte
Möglicherweise trug auch die
radikale Klimaverschlechterung um 1560 dazu bei, die Unmoral der Pfarrer
stärker zu verfolgen. Denn man glaubte, dass sie eine Strafe des
beleidigten Gottes für das Übermaß an Sündhaftigkeit
auf Erden sei. Als Hauptsünden wurden Hexerei, Blasphemie, sexuelle
Ausschweifungen und eben auch das Priesterkonkubinat ausgemacht. Katastrophen
aller Art wurden als Folge menschlicher Verfehlungen betrachtet. Wolfgang
Behringer spricht von Sündenökonomie, weil damals versucht wurde,
"die Strafen Gottes für die Sünden der Menschen in rechnerische
Kalkulationen zu transformieren". Die katholischen wie evangelischen
Theologen gingen von einem kollektiven Menschheits-Sündenkonto aus,
d.h., dass Gott eine bestimmte Menge von Sünden tolerierte. Wurde
das Konto aber überzogen, folgte die Strafe Gottes und sie traf nicht
nur das Individuum, sondern die ganze Gesellschaft. Deshalb ging man in
der 2.Hälfte des 16.Jh gegen jegliche Unmoral vor, verbot die Prostitution,
das Fensterln und eben auch das Priesterkonkubinat. Die Visitation 1560 war noch voll
der Sorge um den rechten Glauben. Das Zölibat wurde nur nebenbei
überprüft. 25 Jahre später, bei der nur von den Herzögen
durchgeführten Visitation von 1584, wurden die Priesterfrauen regelrecht
gejagt. Nach dem 1583 vom
Papst erlassenen Mandat "Contra Clericos Concubinarios", waren
die Landesherren befugt, nach den "Beischläferinnen" der
Pfarrer zu fahnden und sie aus den Pfarrhäusern zu vertreiben.
Pfarrei: Die Pfarrei liegt in der Hofmark Massenhausen. Hofmarksherr ist der Bischof von Freising. Auch das Präsentationsrecht für Jarzt liegt beim Bischof. Die Pfarrei umfasst 380 Communicanten, alle katholisch. Die Gläubigen verhalten sich lobenswert; nur bei der Bezahlung des kleinen Zehents seien sie "saumselig". Die Einnahmen des Pfarrers liegen bei 200 Gulden. Der Kaplan erhält 7 Gulden vom Pfarrer und 20 Gulden von den Wochenmessen; dazu 4 Schäffel Korn. Von den Pfarrgründen ist nichts verkauft. Die Pfarrei hat ein ordentliches Mesnerhaus ["nit sonders paufellig"]. Der Mesner wird als "vleissig" gelobt. Kirche:Die Kirche hat 3 Altäre,
ein wohl verschlossenes und beleuchtetes Sakramentshäuschen, einen
Taufstein und "sonst alle khirchenzier". In der Kirche befinden
sich 3 Kelche mit Corporale, 3 verschlissene Messbücher ["sein
zerissen], 3 Messgewänder schlechter Qualität, ein Liturgiebuch
und ein Gesangbuch. Das Allerheiligste und die Öle werden rein aufbewahrt
["pure tractantur"]. Das Taufwasser befindet sich in einem Krug.
Sonst kain mangl, heißt es im Bericht. Pfarrer: Pfarrer in Jartz
ist Georgius Hirschpeckh. Er stammt
aus dem Ort Gallenbach im Bistum Augsburg. Das Studium hat Georgius in
Ingolstadt absolviert. Nach der Priesterweihe in Augsburg (1549)
hielt er in Farntzhausen seine Primiz. Nun ist er im siebten Jahr Vicar
zu Jarzt. Georgius Hirschpeckh ist vermutlich ein Sohn des in Oberrot
tätigen Pfarrers Melchior Hirschpeckh. Im Bericht heißt es,
"Pfarrer gibt absent seinem vattern 32 Gulden". Die Pfarrei
Jarzt ist schon seit 1550 offiziell dem Vater Melchior übertragen,
der selbst als Stellvertreter des Pfarrherrn in Oberroth tätig ist
und seinen Sohn als seinen Vertreter in Jarzt einsetzt. Der Sohn erhält
alle Einnahmen der Pfarrei, muss aber an den Vater 32 Gulden für
die "Untervermietung" abführen. Cooperator: Der Kaplan heißt Thomas Nettenstain und stammt aus Oberroth. Er studierte in Salzburg, Wien, Augsburg und an weiteren Lateinschulen, wurde in Freising geweiht und feierte in Oberroth Primiz. Jetzt ist er im dritten Jahr Priester. Hin und wieder hält er Moralpredigten. Er besitzt den Katechismus des Bischofs von Meersburg. Auch er kann die Fragen der Prüfer zu den katholischen Glaubenssätzen zur Zufriedenheit beantworten. Nettenstain glaubt an die 7 Sakramente; eines davon, die Firmung, hat er seines Wissens selbst nicht erhalten. Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier... Bericht
über die Visitation im Jahr 1584 In der Pfarrei Jarzt leben 400 Kommunikanten.
Es müssen drei gestiftete Wochenmessen gelesen werden. Deshalb wird auch ein Gesellpriester gehalten. Der Pfarrer beklagt sich, weil er nur einen Gesellpriester hat. Obwohl er etliche Messen liest, gibt man ihm jährlich nicht mehr als einen Taler. Für die gestifteten Messen hat er jährlich 300 fl. Einnahmen. Er hat dies und anderes bei den geistlichen Räten zu München gemeldet. In der Pfarrei gibt es etliche rebellische
Bauern, die nicht opfern und den schuldigen Gehorsam nicht leisten.
Er, der Pfarrer, hat keine Konkubine
mehr. Sie ist vor fünf Jahren weggebracht worden. Er hat ihr bei
70 fl. gegeben. Der Pfarrer bestreitet nicht, dass er mit seiner Konkubine
auch einige Kinder gezeugt hat. Wohl hat er die Köchin und
den Gesellpriester miteinander zweimal des Konkubinats halber aus dem
Pfarrhaus gejagt. Wegen Verstoßes gegen den Zölibat wurde Johann
Mayr von Hans Ludwig Gumppenberg, der von 1570-1596 Pfleger von Kranzberg
war, beim Geistlichen Rat angeklagt. Doch von einer Strafe ist nichts
bekannt. Im Gegenteil: Mayr wurde am 26.Juni 1600 sogar zum Dekan des
Dekanats Dachau als Nachfolger von Dekan Andreas Peischl ernannt. Das Pfarrvolk besucht die Kreuzgänge. Dabei mangelt es nicht, wie auch die anderen Gottesdienste fleißig besucht werden. "
Pfarrer Johannes Mayer (der sich auch Mayer oder Mair nannte) wurde um 1550 in Freising geboren. Er studierte ab 1570 an der Universität Ingolstadt und wurde am 5.6.1574 in Freising zum Priester geweiht. Pfarrer von Jarzt wurde er am 13.12.1575 als Nachfolger von Pfarrer Bernhard Geltinger. 1600 wurde er zum Dekan des Dekanats Dachau ernannt. Mayr war übrigens ein außergewöhnlicher
Geistlicher, der neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit noch Zeit
und Muße hatte, mehrere historische Werke in deutscher Sprache
in Druck zu geben und Kompositionen für den Gottesdienst zu
schreiben. Quellen:
31.7.2014 |