Lourdeskapelle
in ARNBACH
|
Beschreibung
Die Marienkapelle in Arnbach
an der Straße nach Erdweg wurde 1986 von der Familie
Simon zum Gedenken an die Verstorbenen der Familie erbaut
und am 27.Juli 1986 unter großer Beteiligung der Arnbacher
Bevölkerung und musikalischer Umrahmung durch die Blaskapelle
Eisenhofen feierlich eingeweiht.
05)
Das kleine Gotteshaus
ist 5,50 m lang, 2,70 m breit und 3,50 m hoch.
Auf der Ostseite des Sattel-dachs sitzt ein Dachreiter,
in dessen Mauerwerk ein Kreuz eingelassen ist. Zwei farbige
Rundbogen-Glasfenster und ein Okulus über dem rundbogigen
Eingangsportal erhellen den Innenraum, der mit einer leicht
gewölbten Holzdecke versehen ist.
|
Fenstergemälde
|
|
Innenraum
Mittelpunkt in der kleinen, eingezogenen
Apsis ist ein rot marmorierter (= mit Marmormuster bemalter) Altar,
der von zwei braun marmorierten Säulchen gestützt wird. Diesen
Altar hat die Schülerin Verena Lerchl am Sophie-Scholl-Gymnasium
in München, die in Großberghofen wohnt, als Facharbeit im Leistungskurs
Kunst erstellt. Bei der Planung eines Projekts holte sich Lerchl den Rat
des Augsburger Stuckateurs Werner Schwendner ein, der ihr empfahl, den
Altar für einen bestimmten Ort zu gestalten, "damit sich der
Aufwand lohnt". So baute Verena Lerchl den Altar explizit für diese
Kapelle. Am 16.Okt. 2005 wurde er von Pfarrer Lechner, der früher
Kaplan im für Arnbach zuständigen Pfarrverband Erdweg war, gesegnet.
Verena Lerchl ist inzwischen (2022) Juniorchefin der Stuckaturfirma Johann
Lerchl GmbH in Großberghofen. 06)
Der
Altar hat eine Höhe von 2 m und eine Breite von 1,50 m. Er wiegt
250 kg.
Er besteht aus Holz, Gips und Stuckmarmor und ist im barocken Stil
gestaltet. Die Säulen tragen einen Volutensprenggiebel.
Die weißen Teile des Altars (Kapitelle, Voluten, Dreieck und
Schiff) bestehen aus Gips.
Schiff
|
Das Antependium
des Altars ist mit dem Relief eines Schiffes
mit Kreuz in einer ovalen Kartusche geschmückt; es soll
nach Angaben der Künstlerin für den Übergang
vom Leben zum Tod stehen. |
In der Mittelnische steht
die Gipsfigur der hl.Rita, die Verena Lerchl von einer Holzfigur
abgeformt, in Gips gegossen und bemalt hat. Diese Heilige wurde
in Erinnerung an die früh verstorbene Schwester des Kapelleneigen-tümers
gewählt. Die Figur in der Kapelle ist die einzige Darstellung
von St.Rita in den Kirchen des Dachauer Landes.
|
|
Hinweis: Die hl. Rita lebte im 15.Jh
als Klosterfrau in Italien und führte ein Leben in strengster Entsagung
und Buße. Ihre mys- tischen Erfahrungen reichten bis zur Stigmatisierung
durch die Wundmale der Dornenkrone. Weil in ihrem Garten im Winter Rosen
blühten, wurde diese Blume zu ihrem Attribut. Ihr Grab mit dem unverwesten
Leichnam liegt in der Basilika in Cascia.
Auge-Gottes
im Dreieck
|
Gekrönt
wird der Altar in der Kapelle durch das strahlenumsäumte Auge
Gottes im Dreieck, einem Sinnbild für die Hl.Dreifaltigkeit.
Verena Lerchl hat es in Gips modelliert.
Hinweis: Das Auge Gottes im Dreieck
verdankt seine Existenz der Scheu früherer Jahrhunderte, Gottvater
zu personifizieren. Im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) wird gefordert,
kein Schnitzbild von Gott zu machen. In der Frühzeit des Christentums
trat der Lebensquell an die Stelle Gottes, später eine Wolke
als Hand Gottes. Erst seit der Neuzeit ist das Auge Gottes im Dreieck
gebräuchlich. In der Kunst unserer Gegend ist es seit dem 18.Jh
verbreitet. Es symbolisiert gleichzeitig auch die Dreifaltigkeit und
wird oft auch Dreifaltigkeitsauge genannt. |
Personifiziert, als würdiger
alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh)
dargestellt
Herz-Jesu
Lourdes-Madonna
|
Um
den Altar herum sind mehrere Heiligenfiguren gruppiert.
- Darunter eine größere Statue der Muttergottes
von Lourdes, die im früheren Altar der Mittelpunkt war.
Schließlich handelt es sich um eine Lourdeskapelle.
- Rechts steht neben dem Altar eine Herz-Jesu-Figur.
- Weitere, kleinere Figuren stellen den hl. Johannes den Täufer,
- den in fast allen bayerischen Kirchen verehrten Bauernpatron St.Leonhard
und
- den hl.Georg (Ritter und Kämpfer gegen das Böse)
dar |
An den Seitenwänden hängen ein großes Kruzifix
sowie Wachsbilder der Heiligen Familie und der Muttergottes mit
dem Kind auf dem Arm.
Die Fenster enthalten
Glasgemälde der Hl.Familie (links) und der hl.Rita (rechts).
Der Boden ist mit Solnhofener
Platten belegt. 01).
|
Kruzifix
|
In den ersten
Jahren wurden im Freien an der Kapelle noch Maiandachten gehalten. Doch
der zunehmende
Verkehr an der vorbeiführenden Straße machte ein andächtiges
Beten unmöglich. 05)
Frühere Innenausstattung
|
Links ein Bild der Kapelle,
wie sie bis zum Jahr 2005 ausgesehen hat.
Mittelpunkt war -wie erwähnt- die Figur einer Lourdesmadonna.
Über ihr -als Wandgemälde-
Gottvater als alter Mann mit Bart und der Heilige Geist. Das Gemälde
war von Ilse Höfel 1986 gemalt worden (sign) 01).
Auf den Außenseiten des Altars zwei Putten.
|
Hans Schertl
Quellen:
01)
Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1982
02) Putz/Niederle, Kirchen und Kapellen im Gemeindebereich
Schwabhausen, 1988
03) Münchner Kirchenzeitung vom 10.4.2005
04) Edeltraud Lachner, Dachauer Nachrichten vom 14.10.2005
05)
Mayr/Breitenberger, Arnbach einst und heute, S. 138ff. herausgeg. 2004
06)
https://www.putz-stuck-lerchl.de/index.html
Verena
Lerchl hat u.a. auch an der Pfarrhofsanierung in Sittenbach und der Kirchenrenovierung
in St.Valentin Hirtlbach
mitgewirkt.
10 Bilder: Hans Schertl
27.4.2022
|