Hofkapelle
in HÖRGENBACH
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Beschreibung
Die Hofkapelle beim "Jackerbauern"
im Weiler Hörgenbach, zwischen Westerndorf und Biberbach gelegen,
ist im Gegensatz zu vielen anderen Hofkapellen keine Verlöbniskapelle,
d.h., nicht ein Gelübde war Anlass für den Bau des kleinen
Gotteshauses.
Sie wurde vielmehr auf Wunsch einer jungen Bäuerin errichtet,
die in den Hof einheiratete. Die junge Frau stammte aus einem Hof,
auf dem es ebenfalls eine Privatkapelle gab 04).
Im Jahr 1985 ließen die jetzigen Besitzer, Fam. Wildgruber,
die Kapelle von Grund auf renovieren.
Die beiden Höfe
in Hörgenbach gehören seit alters her zur Pfarrei
Vierkirchen, Filialbezirk Biberbach.
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Wann die Kapelle
errichtet wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls bestand sie (oder eine
Vorgängerkapelle) im Jahr 1806 schon, weil auf einer historischen
Landkarte, der Carte de la Baviere aus dem Jahr 1806 eine Kapelle eingezeichnet
ist (s.unten).
Auch im Topographisch-statistischen Lexikon vom Königreiche Bayern
aus dem Jahr 1831 ist der Eintrag verzeichnet:
"Hörgenbach, Weiler unweit Amperpettenbach, im
Landgericht Dachau, mit 2 Häusern, 1 Kapelle und 19 Einwohnern,
1 Stunde von Unterbruck."
Carte de la Baviere 1806
Die Kapelle steht unter Denkmalschutz.
Sie ist in der Liste der Baudenkmäler in Haimhausen als:
"Hofkapelle einschiffig mit eingezogener Apsis, um 1820/30; mit Ausstattung"
aufgeführt 07).
Innenausstattung
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Die wertvollen Figuren wurden
aus Sicherheitsgründen
aus der Kapelle entfernt.
Der Kreuzwegbilder
sind neueren Datums.
Seinen Ursprung
hat der Kreuzweg übrigens im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen. Wenn Sie mehr über
die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
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Ortsgeschichte
Die Gegend um Hörgenbach war schon vor langer Zeit besiedelt. Wenige
Meter südlich davon fand man bei Grabungen eine vor- bzw. frühgeschichtliche
Siedlung.
Der Weiler Hörgenbach (Horaginpach=
Siedlung am versumpften Bach") gehört wahrscheinlich auch zu
den frühest erwähnten Siedlungen in der Gegend. Prof. Dr.Liebhart
03)
wies
in einem Artikel der Zeitschrift Amperland darauf hin, dass sich im Bestand
der Urkunden des Hochstifts Freising eine lateinische Schenkungsurkunde
vom Jahr 809 erhalten hat, in der Hörgenbach genannt ist.
Dort heißt es, dass die Priester Oadalgrim und der Diakon Hroadant
im neunten Jahr des glorreichen Kaisers Karl (=Karl der Große) dem
Freisinger Dom einen Grundbesitz in Horaginpach mitsamt den beiden
weiblichen Leibeigenen Enisa und Pliddrud stifteten. Bei dieser Stiftung
waren als Zeugen Bischof Atto von Freising (783-811), elf Domgeistliche,
darunter der spätere Bischof Hitto und der Schreiber Tagabert sowie
die drei Laien Ligiuuin, Heriperht und Hisker anwesend. Die Zeugen niederer
Herkunft waren nach einem typisch baierischen Brauch an den Ohrläppchen
gezogen worden (testes per aures tracti), damit sie sich später besser
an das Rechtsgeschäft erinnern konnten.
Zwar ist nicht ganz sicher, ob es sich um das Hörgenbach bei Westerndorf
oder um das Hörgenbach bei Hirtlbach handelt. Die Ortsnamenforschung
vertritt aber die Auffassung, dass in der Urkunde das auf dieser Seite
beschriebene Hörgenbach gemeint war.
Der 809 geschenkte Hof ist der heutige
Jackerbauernhof, der bis zur Säkularisation zur Freisinger Hofkammer
gehörte.
Der zweite Hof (Reischl) kam 1408 an das Pütrich'sche Regelhaus in
München. 09)
Weiteres zur Ortsgeschichte finden Sie
in einem Zeitungsbericht von Siglinde Haaf (siehe unten)
Hans Schertl
Quellen:
01)
Mathias Steinberger, Die Pfarrei Vierkirchen, 1879
02)
Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.294)
03) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Zur Geschichte von Hirtlbach,
Hörgenbach und Neusreuth, Amperland 2001/3
04) Fam.Wildgruber, Hörgenbach,
2002
05) Siglinde Haaf, Landkreisanzeiger
Dachau v. 13.6.2009
06) Klaus R.Witschel, Vor-u.frühgeschichtliche
Siedlungsspuren im Umland von Röhrmoos, Röhrm.Heimatblätter
2013
07) Liste der_Baudenkmäler
in Haimhausen
08) Rosenheimer Anzeiger-Tagblatt
für Stadt und Land vom 18.04.1918 (Brand)
09) Markus Bogner, Aus der Geschichte
der Ortsteile von Haimhausen, Amperland (Ortgeschichte)
4 Bilder:
Hans Schertl (2002)
24.3.2023
Jackerbauernhof
feiert 1200-jähriges Jubiläum
05)
Die älteste
Hofstelle im Landkreis Dachau feiert in diesem Jahr (2009)
ihren 1200. Gründungstag.
Noch heute ist der Jackerbauernhof in Hörgenbach ein Zwei-Höfe-Ort
im Gemeindegebiet Haimhausen. Eine Hofkapelle aus dem 18.Jahrhundert
zeugt noch von der vergangenen Zeit. Auf Wunsch einer jungen Bäuerin,
die in den Hof einheiratete, wurde sie damals errichtet. Altbauer
Franz Wildgruber hat sie vor einigen Jahren in mühevoller Eigenleistung
renoviert.
Jeder Quadratmeter auf dem neu gebauten Anwesen liegt meterweise auf
uraltem Mauerwerk.
"Beim Bau unseres Wohnhauses stießen wir ständig auf
alte Mauern und Steine", erinnert sich der Franz Wildgruber. Vor 15
Jahren hat er mit seiner Ehefrau Maria den Hof an den Sohn Michael
und die Schwiegertochter Irmgard übergeben. Die drei Kinder Therese,
Sophia und Lausbub Maxi bringen Leben in das geschichtsträchtige
Anwesen. Das Elternhaus von Franz Wildgruber stammte noch aus dem
Jahr 1825 und wurde 1991 abgerissen.
Zur Zeit der Gründung am 16. Mai 809 war der Hof in "Horaginpach"
im Besitz der bischöflichen Kirche in Freising |
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und (der bischöfliche
Besitz) umfasste etwa die Größe des gesamten heutigen
Landkreises Freising.
500 Jahre später wurde der Besitz 1308 in einem Einkünftebuch
des Bischofs Emicho zu Freising erwähnt. Bereits zu dieser Zeit
leistete der Pächter seine Abgaben in Form von Münzgeld,
während andere Höfe in der Umgebung in Naturalien bezahlten.
Bis 1600 ist in den alten Büchern nicht mehr erwähnt, als
die Namen der jeweiligen Pächter und die Zuteilung des Besitzes
an das bischöfliche Schloss in Ottenburg.
Dass in der Abgabenaufstellung neben 10 Stiftpfennigen auch ein Fast-nachtshuhn
gefordert wurde, ist ein Hinweis auf Leibeigenschaft. Gegen Gewährung
von militärischem und juristischem Schutz hatte der Leibeigene
Abgaben zu leisten. Darunter fiel auch die Leibhenne oder das Fastnachtshuhn.
1628 übergab Adam Hintermeier das Gut seiner Tochter Barbara
und deren Ehemann Georg Kuttendreier von Westerndorf gegen 2800 fl. (Florentiner Gulden). Das war für die damalige Zeit eine hohe
Geldsumme und zeugt von großem Wohlstand des Bauern. |
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Der 30jährige
Krieg ruinierte und verwüstete den Hof und Kuttendreier übergab
nach einem mühsamen Wiederaufbau an seine Tochter Katharina,
die Simon Lechner von Winhofen heiratete. Ab 1700 hieß die neue
Besitzerfamilie Wagner. Aus Jakob Wagner rührt vermutlich der
Hausname "Jackerbauernhof" her, der somit fast 300 Jahre alt ist.
Durch Einheirat von Franz Wildgruber, der 1790 eine Wagner-Witwe heiratete,
gelangte der Hof in die Hände der Familie Wildgruber, die ihn
noch heute besitzt.
Längst ist die Leibeigenschaft vorbei und Michael Wildgruber
führt einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb mit Bullenmast.
Tatkräftig unterstützt ihn seine Frau Irmgard, die selbst
auf einem Hof aufgewach-sen ist, bei der Feld- und Stallarbeit.
Friedlich liegt die Hofstelle auf einer Anhöhe und die ganze
Familie wirkt zufrieden und ausgeglichen. Fast möchte man meinen,
die Hofgründer hätten vor 1200 Jahren einen besonderen Ort
ausgewählt, dessen Harmonie auf seine Bewohner ausstrahlt. |
Siglinde Haaf Landkreisanzeiger
Dachau v. 13.6.2009
Brand
in Hörgenbach 1918
Rosenheimer Anzeiger vom 18.04.1918
08)
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