Marienkapelle
in HALMSRIED
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Beschreibung
Der Weiler
Halmsried (seit jeher aus fünf Höfen beste-hend) wurde
erstmals um 1146 als "Adelhalmesried" bzw. 1260 als "Helmesriet"
(Rodung eines (Adal)helm oder (Willi)helm) erwähnt. Weitere
Namen waren Helmzriedt, Hämblzrieth oder Heilmannsried.
Halmsried war eine Gründung des Klosters Altomünster,
mit dem es über die Besitzverhältnisse viele Jahrhun-derte
verbunden war. Es gehörte schon immer zur Pfarrei Altomünster.
Im 30jährigen
Krieg musste auch Halms-ried stark leiden.1632 fielen die
Schweden ein und töteten viele Menschen. Keiner der Bauern
aus dem Jahr 1630 war im Jahr 1632 noch vorhanden (!).
Die relativ
große Kapelle am Feuer-löschweiher wurde
erst viel später, im Jahr 1872 errichtet.
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Gottvater im Altarauszug
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Der kleine Dachreiter
über dem Eingang auf der Westseite mit dem quadratischen Unterbau
und dem achteckigen Aufsatz unter dem Spitzhelm ist leer. Die Glocke von
1872 mit einem Gewicht von 31 Kilogramm, gegossen von Josef Schmidt in
Augsburg, musste 1942 zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgeliefert
werden. Sie wurde nicht mehr ersetzt.
1988 wurde die Kapelle nach
einer Renovierung der Muttergottes geweiht
Innenausstattung
Die relativ große Kapelle
wird durch vier Rundbogenfenster erhellt.
Die Flachdecke ist nicht bemalt.
10 Bänke bieten den Gläubigen einen Sitzplatz.
Der Altar
mit einem Aufbau zwischen 2 kleinen Säulchen und einem Auszug zwishen
Sprenggiebeln stammt aus dem 18.Jh
. 
Im Mittelteil steht eine Maria-Immaculata-Figur
vor sternbesetztem Hintergrund. Zwei kleine Anbetungsengel bilden die
Assistenzfiguren.
In der Predella
sind zwei Heiligentafeln angebracht.
Um den Altar herum hängen einige Bilder an der Wand.
Im Altarauszug sind ein Relief
von Gottvater (siehe Bild oben) und kleine Figuren unbekannter
Heiliger zu sehen.
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Gottvater
wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament
(Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte
nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell,
die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet. Personifiziert,
als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst
seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild in
unserer Zeit nicht mehr gerecht. |
Kreuzwegbilder
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Eine Besonderheit der Kapelle
sind die Kreuzwegbilder
aus dem Jahr 1874: sie wurden von einem Altomünsterer Maler
auf Blech gemalt.
Im späten Mittelalter
hielt man Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt
ins Heilige Land.
Wenn Sie mehr über
die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in
Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...
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Die
Pieta (Vesperbild)
an der Nordwand, die nur zu den Gottesdiensten in die Kirche gebracht
wird, stammt aus spätgotischer Zeit. Vor dem Hintergrund eines
einfachen Kreuzes sitzt Maria, mit ihrem vom Kreuz genommenen Sohn
auf dem Schoß. Der Leich-nam ist so gelagert, dass alle fünf
Wunden sichtbar sind und verehrt werden konnten. |

Pieta
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Wenn
sie mehr Darstellungen von Vesperbildern in den Kirchen des Landkreises
Dachau sehen möchten,
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Wandkruzifix
außen
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Gegenüber,
an der Südwand hängt ein großes Kruzifix.
Christus ist ohne Dornenkrone dargestellt.
Hinweis: Die Dornenkrönung im Rahmen der Verspottung Jesu ist
in den Evangelien genannt (z.B. Mtt 27,28-30). Ob Jesus auch am Kreuz
die Dornenkrone getragen hat, ist der Bibel nicht zu entnehmen. Dies
wird aber in den Apokryphen
erwähnt. Die hl.Birgitta, die Patronin Altomünsters hat
in ihren Offenbarungen geschrieben, die Dornenkrone sei Jesus nach
dem Anheften an das Kreuz aufgesetzt worden. In den frühchristlichen
Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht.
Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender und über den Tod
triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen
und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa
seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten
Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es
von unseren Kirchen kennen. |
Interessant ist auch die schön
gestaltete Eingangstüre
Die Kapelle steht unter Denkmalschutz.
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Hans Schertl

Quellen:
01)
Fritz
Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
02)
Heinrich
u. Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst,
1981 (Pieta 5 Wunden)
03)
Anton
Mayr, Altoland, 1998
04)
Wilhelm
Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
05)
Dr.Wolf-Arnim
Frhr.v.Reitzenstein, Miszelle zur Namenskunde, Amperland 2003/1
06)
Erläuterungen
während des Tags der offenen Kirchen 2003
8 Bilder: Hans Schertl (2003)

12.4.2022
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