Christkönigs-Kapelle
im Caritas-Altenheim Marienstift Dachau
Die folgenden Texte
sind ein Zusammenschnitt mehrerer Internetseiten über die Christkönigskapelle,
die Dieter Reinke für die frühere
Homepage der Pfarrei Mariä Himmelfahrt
gestaltet hatte. Leider stehen mir die meisten Bilder dazu nicht mehr
zur Verfügung.
Das Caritas-Altenheim
Marienstift
liegt im Gebiet der Pfarrei Maria Himmelfahrt in Dachau. Es wird daher
seelsorglich von dieser Pfarrei betreut.
Das Heim kann 130 Bewohnerinnen und Bewohner aufnehmen. Die meisten
Menschen gehen erst dann in ein Heim, wenn sie sich nicht mehr selbst
helfen können und auch die Dienste der Sozialstationen nicht mehr ausreichen.
Deshalb nimmt der Pflegebereich im Marienstift immer mehr Raum ein,
während der Bedarf an Wohnbereich für noch fitte Senioren abnimmt.
Kapelle im Marienstift
Christus
als Weltenherrscher
Kleinorgel
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Das
Marienstift verfügt auch über eine beschützende Abteilung. In der
Christkönigs-kapelle- im 2. Stock des Marienstifts - werden regelmäßig
Gottesdienste gefeiert
Die Zeiten der Gottesdienste können der im Heim aushängenden Gottesdienstordnung
oder dem aktuellen Pfarrblatt (Kirchenanzeiger)
von Mariä Himmelfahrt entnommen werden.
Die
eindrucksvolle, geräumige Christkönigkapelle im 2. Obergeschoss
des Marienstifts an der Dachauer Schillerstraße wurde am 31. März
1963 von Julius Kardinal Döpfner geweiht. Hierhin können sich die
Bewohner und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Besinnung
und zum stillen Gebet zurückziehen. Und hier werden natürlich regelmäßig
jeden Sonntag katholische und hin und wieder unter der Woche auch
ökumenische Gottesdienste gefeiert.
Sogar die Anwohner rund um das Marienstift kommen am Sonntagvormittag
gern hierher, und zwar nicht selten in ganz ansehnlicher Zahl. Darüber
hinaus trafen sich an diesem einladenden Ort einige der rüstigeren
Bewohnerinnen noch bis vor kurzem fünfmal die Woche am Nachmittag
um 4 Uhr zum Rosenkranz.
Mosaik Christus als den Weltenherrscher
Der Innenraum der Kapelle im Marienstift ist betont schlicht gestaltet
und keineswegs mit Kunstwerken überladen. Der Raum wird dominiert
von dem stattlichen Mosaik im Altarbereich, das Christus als den
Weltenherrscher, als den Pantokrator präsentiert. Christus als Weltenherrscher
ist Sinnbild der Voraussicht Gottes, die über alles irdische Geschehen
wacht. Der Kopf schaut den Betrachter beharrlich an. Die rechte
Hand hebt er im Belehrungs- oder Segensgestus bedeutungsvoll in
die Höhe. Mit seiner Linken stützt er das aufgeschlagene Goldene
Buch des Lebens mit den übergroß lesbaren Schriftzeichen A und Omega.
Die Füße ruhen auf einer Kugel. Biblische Grundlage für solche Christkönigdarstellungen
unter Verwendung einer kreisrunden "Aureole" oder einer
mandelförmigen "Mandorla", eines "Heiligenscheins",
der die ganze Gestalt der göttlichen Figur umgibt, ist zum einen
Jesaja 66,1:
"Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meine Fußbank"
und zum anderen Ezechiel 1,26-28:
"Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie
ein Mensch aussah. Oberhalb ... sah ich etwas wie glänzendes Gold
in einem Feuerkranz.
Unterhalb ... sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein.
Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den
Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit
des Herrn aus."
Die Darstellung des auferstandenen Christus als König der Welt geht
außerdem auf eine lateinische Dichtung vor 1050 (überliefert durch
Wipo von Burgund) zurück. Der Schluss in dieser "Ostersequenz"
lautet:
"Wir wissen, erstanden ist Christus, wahrhaft erstanden vom
Tod. Du Sieger, du unser König, erbarme dich unserer Not."
(Der vollständige Text steht unter den Nummern 215, 216 und 217
im Gotteslob.)
Stellt die Verwendung der Kugel für die Gestalt der Erde hier etwa
einen Anachro-nismus dar? Ganz und gar nicht, denn die Idee, dass
die Erde eine Kugel ist, wurde in Griechenland bereits im Altertum
vertreten, nämlich von Pythagoras (6. Jh.v.Chr.) und Aristoteles
(4. Jh.v.Chr.). Im Mittelmeerraum und im Orient war seit dem 1.
nach-christlichen Jahrhundert die Kugelgestalt generell bekannt
und akzeptiert. Bei dem Konflikt zwischen dem italienischen Mathematiker,
Physiker und Astronomen Galileo Galilei (1564-1642) und der katholischen
Kirche ging es im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Ansicht nicht
um die Frage, ob die Erde eine Scheibe ist oder nicht. Man stritt
sich, ob die Erde oder die Sonne im Mittelpunkt des Universums steht.
Für Letzteres trat Galilei ein; er konnte es aber noch nicht beweisen.
Entwurf und Ausführung des Mosaiks sind dem Dachauer Kunstmaler
Wilhelm (alias Willy) Dieninghoff (1903 – 1984) zu verdanken.
mehr über Wilhelm Dieninghoff...
Orgel
Im Jahr 2012 erhielt die Kapelle eine Orgel. Es handelt sich um
ein gebrauchtes Instrument aus Hamburg, das 1965 von der Firma Becker
(Kupfermühle) erstellt wurde.
mehr zur Orgel in der Kapelle
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Tabernakel
Auf
dem rechten Seitenaltar ruht ein schmuckloser, bronzener Tabernakel mit
einem – nach dem Verständnis und Geschmack der Sechzigerjahre des vorigen
Jahrhunderts – bildhauerisch "modern" ausgeführten Gekreuzigten.
Er ist verhältnismäßig roh modelliert und noch nicht einmal ansatzweise
poliert. Die Figur fesselt die Aufmerksamkeit des Betrachters dennoch,
obwohl sie es kaum auf die Größe eines DIN-A4-Blattes bringt. Denn es
handelt sich hierbei nicht um die Abbildung des am Kreuz bereits Gestorbenen.
Er hat also nicht sein Haupt schon erschlafft zur Seite geneigt. Der Gekreuzigte
scheint stattdessen sogar sehr vital und eindringlich zu den Umherstehenden
von damals und heute zu reden, scheint jenen und uns Heutigen seine bedeutungsvollen
Worte noch einmal mit Nachdruck zuzusagen: "Seht her. Das ist mein
Leib, der für euch hingegeben wird." (Vgl. 1 Kor 11,24)
Bei historischer Herangehensweise lässt sich allerdings auch folgende
Tendenz in der künstlerischen Auffassung nachzeichnen: Das älteste christliche
Erkennungszeichen war nicht das Kreuz, es war das Fischlogo. Während der
frühchristlichen Epoche wurde das Kreuz zunächst völlig ohne den Körper
des Gekreuzigten gestaltet. Anschließend wurde Christus am Kreuz als der
Auferstandene, als lebender Sieger dargestellt, der in aufrechter Körperhaltung
über den Tod triumphiert. (Eine besonders schöne Variante hierzu gibt
es beim Kreuz am Priestergrab auf dem Dachauer Waldfriedhof zu bestaunen.
Dort schwebt Christus locker und leicht wie bei der Himmelfahrt vor dem
Kreuz.) Etwa ab dem 12. Jahrhundert gewann die Abbildung des leidenden
oder des toten Gekreuzigten Oberhand, das Menschsein Jesu wurde also betont.
Bei dem Kruzifix hier am Tabernakel könnten wir somit einfach auch von
einer Rückkehr zur vormittelalterlichen Auslegung sprechen.
Fenstergemälde
Einen ureigenen, aparten Charakterzug weisen die Mittelabschnitte der
hohen Fenster in der Kapelle auf. Die Dachauer Goldschmiedemeisterin und
freischaffende Künstlerin Regina Rohrmüller-Delagera hat sie im Zuge des
Umbaus des Marienstifts (1990 bis 1994) entworfen. In der Kapelle selbst
hat sie zwölf dieser Kreuzfenster gestaltet, hinzu kommen die vier Kreuzfenster
in der Sakristei. Regina Rohrmüller-Delagera hat ihre Schöpfung unter
ein Leitwort gestellt. Es lautet: "Das Kreuz – Baum des Lebens".
Dem Betrachter erschließt sich diese Intention aber nicht spontan. Ein
Kreuz oder gar vier Kreuze sind nicht geradewegs zu erkennen. Darum darf
hierzu auf die schriftlich verfügbaren Erläuterungen der Künstlerin verwiesen
werden:
"Die Kapellenfenster sind mit vier Kreuzen gestaltet, die in ihrer
Mitte farbengleich blau sind. Umgeben von zwölf farbenverschiede-nen Scheiben
aus kostbarem Antikglas – in Bleifassungen zu den Seiten – sind diese
im Spiegelbild kreďert, so dass zwischen zwei Scheibenkreuzen eine – Harmonie
andeutende – Mitte aus vier goldfarbenen Strahlen entsteht. In den darüber
liegenden Kapell-fenstern wurden diese kreuzumfassten Scheiben nach oben
hin verlaufend gespiegelt. Sie sollen die Spiegelbilder der profanen Kreuze
im sakralen Bereich andeuten – mit deren harmonischer Zusammengehörigkeit
im Gleichklang ihres Farbenspiels."
Schutzmantelmadonna
Ein
sehenswerter Blickfang ist schon das gegossene Bronze-Relief draußen rechts
vor der Eingangstür: eine gekrönte Schutzmantelmadonna, mit einem kostbaren
Mantel angetan, das ebenfalls gekrönte Jesuskind auf ihrem rechten Arm
haltend. Beide Gesichter wirken von Kummer und Schmerz gezeichnet. In
der Haltung und in der Ausstattung ähnelt das Figurenpaar dem Altöttinger
Gnadenbild. Aber in diesem Relief ist das Paar umgeben von Scharen pilgernder
und wohl auch Schutz suchender Menschen. Unter ihnen ist in der oberen
Reihe der gesamte Klerus auszu-machen, aber auch das Volk der Laien ist
vertreten, darunter ein Bursche, der ein mannshohes Kreuz trägt. Das klassische
Motiv zum Fest "Maria, Hilfe der Christen" (24. Mai) geht auf den
mittelalterlichen Rechtsbrauch des Mantelschutzes zurück: durch Bedecken
mit seinem Mantel garantierte man jemandem demonstrativ rechtlichen Beistand.
Seit dem 13. Jahrhundert gibt es die Schutzmantelmadonnen in der Bildenden
Kunst – als bildliche Darstellung von Maria als Schutzherrin aller Gläubigen,
die sie unter ihrem ausgebreiteten Mantel behütet. Diese allegorische
Vorstellung war einst aus Visionen mehrerer Heiliger hervorgegangen.
Marienfigur
Hoch über den zwei Seitenaltären fallen dem Besucher die schlanken Skulpturen
ins Auge, die auf den aus der Wand hervortretenden Sockeln stehen, und
zwar links die Gottesmutter Maria, rechts Josef. Beide sind prachtvoll
gekleidet, und beide tragen im Arm ein triumphierendes Jesuskind. Das
Kind ist in jeder der zwei Figurengruppen nur in ein goldenes Tuch gehüllt
und umklammert mühsam den für die winzige Kinderhand viel zu großen Reichsapfel
(eine Erdkugelnachbildung mit aufgesetztem Kreuz). Der Reichsapfel symbolisiert
als alther- gebrachtes Zeichen die weltliche Herrschaft, und dieses Autoritätszeichen
krönt seit dem 16. Jahrhundert bekanntlich sogar die päpstliche Tiara.
Die Einbeziehung des Reichsapfels wiederholt und verstärkt hier einerseits
die Aussage aus dem Mosaikmotiv im Altarraum: "Christus ist der König
der Welt."
Das Zeichen des Apfels, Urbild des ersten Sündenfalls, steht aber auch
dafür, dass Maria als die "neue Eva" gilt, die den Gläubigen
hilft, die Sünde zu tilgen. Und das Jesuskind nimmt hier vielleicht sogar
bildlich vorweg, was ihm als Christus durch seinen Kreuzestod bevorsteht:
mit dem Ergreifen des Apfels nimmt er die Erbsünde der Menschheit auf
sich.
Kreuzweg
Ein weiterer Anziehungspunkt, ein echter Blickmagnet ist der schlichte
Kreuzweg. Er beeindruckt durch seine klare, auf das Wesentliche reduzierte
Bildsprache. Mit wenigen kräftigen Strichen wird in den Motiven das Entscheidende
des Leidensweges markant verdeutlicht. Es handelt sich um einfachste,
aber formvollendete Grafiken hinter Glas, deren Ausführung fast an Linolschnitttechnik
erinnert. Nur die Farben Schwarz, Blau und Gold auf hellgrauem, fast weißem
Untergrund wurden verwendet. Das letzte, das 14. Kreuzwegbild weist als
einziges die Initialen des Urhebers und eine Jahreszahl auf: "BG
61".
BG könnte Benedikt Gröner (aus Habsthal bzw. München) sein. Seine als
Fresken auf den Putz der Seitenwände von St. Anna - Karlsfeld gemalten
14 Stationen weisen eine erstaunliche Ähnlichkeit auf. Und Benedikt Gröners
Karlsfelder Kreuzweg stammt ebenfalls aus dem Jahr 1961.
Dieter
Reinke
Quellen:
5 Bilder: Dieter
Reinke
1.5.2021
Kunstmaler Wilhelm Dieninghoff (1903-1984)
Dieser in
Dachau ansässige Künstler bezeichnete sich selbst gern als "realistischen
Spätimpressionisten". Seine bevorzugten Motive waren Landschaften,
Stillleben und eben biblische Themen. Er beherrschte und verwendete hierfür
die verschiedensten Ausdrucksmittel und Techniken. MosaikUnter den Mitgliedern
der Dachauer Künstlerkolonie war Wilhelm Dieninghoff der einzige Mosaikmeister
überhaupt. Dabei hatte er sich diese Technik nie unter einem Akademieprofessor
erarbeiten können. Er schaute sich die Finessen ausschließlich von "Vorbildern"
ab. Tatsächlich hatte er bereits in jungen Jahren zum Beispiel die Mosaiken
von San Vitale in Ravenna intensiv studiert. Wahrhaft meisterlich ist
ihm bei seinem Christkönig im Marienstift der Faltenwurf des Gewandes
gelungen, und seine Kunst wird gleichfalls offenbar, wenn man betrachtet,
wie gekonnt er – nur mit Steinen, dem einfachsten künstlerischen Material
also – die unterschiedliche Stellung und Haltung der Knie unter dem Mantel
erahnen lässt. Dieninghoff führte übrigens u.a. auch die Mosaikarbeiten
im Dachauer Effner-Gymnasium und an den beiden Seitenaltären in der Dachauer
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aus. Verschmitzt nannte Dieninghoff sich
in seinen späteren Jahren gern "steinreich", denn er hatte haufenweise
Steine, die er sich aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands und
der Erde kommen ließ, in seinem Garten gelagert. Fein zerschlagene, auf
der Oberseite meistens flache Steine drückte er in feuchten Mörtel. Die
größeren Werke bereitete er gelegentlich in handgerechten Abschnitten
vor, die er auf Pressplatten in passenden Eisenrahmen herstellen und transportieren
konnte. Die Rahmen dafür ließ er sich von Otto Sendlinger schmieden. Mehr
zu Otto Sendlinger...
Kunstmaler Otto Sendlinger (1914-2013)
Otto Sendlinger,
von Anfang 2008 bis zu seinem Tod im Jahr 2013 Bewohner des Dachauer Marienstifts
und selbst ein talentierter Maler (speziell mit Pastellkreide und Öl),
durfte Dieninghoff beim Freiluftmalen über die Schulter schauen. Das gelang
normalerweise niemandem mühelos, denn Dieninghoff hat Zuschauer sonst
prinzipiell abgewimmelt. Sendlinger aber machte sich als Chauffeur für
Dieninghoffs klapprige 2CV-"Ente" und später für deren Nachfolger,
einen Renault R4, unentbehrlich. Er stellte seine eigene Staffelei dann
einfach bescheiden unweit von der des Meisters auf, malte an seinem eigenen
Motiv, spähte zwischendurch hinüber und nahm die Ratschläge des Meisters,
seine Tipps für den Umgang mit Pinsel und Spachtel und natürlich auch
das gelegentliche Lob gerne an. Von Dieninghoff hatte Sendlinger, der
nie eine Akademie besuchen konnte, auch den Kniff erlernt, wie man ein
Motiv vom räumlichen Original am leichtesten und akkuratesten auf Leinwand
oder Papier überträgt. Die Dachauer Sparkasse hat Otto Sendlingers Werke
wiederholt ausgestellt. Einige seiner Ansichten von Dachau und Umgebung
hängen nun ständig im Ostflügelflur des 2. Obergeschosses vom Marienstift.
Otto Sendlinger Eine Ausstellung mit "Dachauer Landschaften"
von Otto Sendlinger, 2. von links auf dem Foto oben, war erst kürzlich
in der Zweigstelle Schleißheimer Straße 77 der Sparkasse Dachau zu sehen.
Herr Sendlinger ist am 14. März 2013 im Alter von 99 Jahren verstorben.
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