Evangelische
Gnadenkirche in Dachau-Ost
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Kurzbeschreibung
Die Gnadenkirche
mit ihrem charakteristischen Spitzturm liegt in Dachau-Ost.
Ihre Geschichte begann im ehem.
KZ Dachau.
Nach Kriegsende hatten die US-Streitkräfte dort Angehörige
der NSDAP und der SS interniert. Als die Dachauer Prozesse im Jahr
1948 abgeschlossen waren, ging das Lager in die Verwaltung der bayerischen
Behörden über. Nun wurden dort in 34 Baracken bis zu 2300
Flüchtlinge und Heimatvertriebene untergebracht, die bis dahin
in umliegenden Dörfern lebten oder im berüchtigten Massenlager
"Dulag" in der Waldschwaige hausen mussten. Fast die Hälfte
dieser Personen war evangelisch.
Zu deren seelsorgerischer
Betreuung wurde 1952 eine Kirche (aus Fertigteilen) gebaut - unweit
der heutigen Versöhnungskirche. Sie hatte schon den Namen Gnadenkirche
erhalten. Bei der Einweihung predigte Pfarrer Ernst Daum:
"Dieser Ort soll eine bleibende Zufluchtsstätte zur Gnade
werden. Flüchtlinge wissen, was es heißt, keine Zuflucht
zu haben, vor gnadenlosen Peinigern fliehen zu müssen, von
gnadenlosen Herren vertrieben zu werden. Flüchtlinge haben
darum auch ein besonderes Ohre für das Wort: Bei dem Herrn
ist die Gnade. Er, der Gewalt hat über Zeit und Ewigkeit, über
Seligkeit und Verdammnis, er wandelt diese Gewalt um in Güte
und Gnade.
Des zum sichtbaren
Ausdruck wächst dieses Gotteshaus aus der Erde. Wie könnten
wir ihm einen anderen Namen geben als den Namen "Gnadenkirche" .
......Mehr über die Kirchenbauten
im Lager erfahren Sie auf einer gesonderten Seite.
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Vorgängerkirche im Flüchtlingslager auf dem KZ-Gelände
(bis 1963)
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Ab 1960 wurde das
Flüchtlingslager, in dem nach H.G.Richardi allgemeine Unzufriedenheit
und gefährlicher Anarchismus herrschte, aufgelöst. Das ehemalige
Konzentrationslager wurde allmählich in den Zustand vor 1945 zurückversetzt:
nach dem Auszug der letzten Flüchtlinge richtete man die Gedenkstätte
ein. Der Schriftsteller Egon
Herrmann hatte sich schon um 1950 vehement für eine neue Siedlung
in der Nähe des Lagers eingesetzt und am 5.6.1950 den Grundstein
für die "Friedlandsiedlung" oder "Flüchtlings-Gartensiedlung"
gelegt. Mit dem Aufbau dieser Siedlung leerte sich das Flüchtlingslager;
1959 lebten hier aber immer noch 1279 Personen. Sie fanden nach und nach
eine neue Heimat in der neuen Siedlung und in umgebenden Wohnge-bieten.
Auch die evangelische
Kirche musste reagieren. Im neuen Stadtteil Dachau-Ost konnte ein Bauplatz
erworben und zunächst ein Pfarrhaus mit Betsaal im Erdgeschoss
errichtet werden. Dieser Betsaal war die Nachfolge-Kirche der 1952 entstandenen
Barackenkirche und erhielt
deshalb auch deren Namen "Gnadenkirche". Dieser Bau konnte aber
nur eine vorübergehende Lösung sein, weil der Betsaal für
die wachsende Gemeinde viel zu klein war.
Mit der Grundsteinlegung am 21.10.1962 begann der Bau der neuen
Gnadenkirche, der am 19.April 1964 mit der Einweihung beendet war.
Zugleich wurde die Gemeinde zur selbstständigen
Pfarrei erhoben; bis dahin gehörte sie zur Gemeinde der Friedenskirche.
Damals hatte die Pfarrei 2000 Mitglieder.
Zum Pfarrbezirk zählen neben dem Stadtteil Dachau-Ost auch
die Gemeinden in Hebertshausen und Röhrmoos. In Kleininzemoos bei
Röhrmoos steht die kath.Kirche für evangelische Gottesdienste
zur Verfügung. Seit 25.1.2004 gibt es auch einen Förderverein
Evangelische Kirche in Röhrmoos", der sich um den Bau einer
eigenen protestantischen Kirche in dieser Gemeinde bemüht.
Die Entwicklung der evangelischen Gemeinde in Dachau können Sie auf
der Seite der ersten evangelischen Gemeinde, der Friedenskirche,
nachlesen.
Die heutige
Gnadenkirche wurde von Architekt Wilhelm v. Schildt (als Bauleiter)
nach den Plänen des Architekten Hans Hessel errichtet. Sie besitzt
ein sehr steiles Walmdach von 26 Metern Höhe. Der in das Kirchenschiff
einschneidende Turm ragt wie eine Lanzenspitze 50
Meter hoch in den Himmel; der Turmhelm nimmt zwei Drittel der Gesamthöhe
ein. "Walmdach und Turm verleihen dem Kirchengebäude einen mächtigen,
hervorstechenden Ausdruck", schreibt H.G.Richardi.
Im Turm hängen vier, im Jahr 1963 von Karl Czudnochowsky
in Erding gegossene und ein Jahr später gelieferte Glocken
aus Kupfer-Zinn-Bronze (Tonfolge f'- as'- b'- c''). Wenn Sie das Geläute
hören möchten, klicken
Sie hier...
Kirchenschiff und Turm sind "mit dem gleichen Deckungsmaterial (Eternit-Schieferplatten)
belegt, um die äußere Geschlossenheit zu erreichen", wie
Architekt Hessel erklärte.
Der 16 Meter breite und 20
Meter lange Innenraum mit den 400 Sitzplätzen (für
die insgesamt 3000 Gemeindemitglieder) wurde vom Münchner Kunstmaler
Gerd Jähnke (1921-2005) gestaltet.
Die sonst schmucklose, verschlämmte
Wand wird durch dünnformatige Vormauerziegel belebt. Über
dem Kirchenraum spannt sich eine freitragende Dachkonstruktion aus
fünf hölzernen Bindern, an denen die Sparren der Dachhaut
und der Holzdecke befestigt sind.
Das von Jähnke 09)
geschaffene Altar-bild an der 16 Meter
breiten und 6 Meter hohen Wand besitzt die Form eines großen
Kreuzes und steht unter dem Generalthema "Einladung zum Abend-mahl"
nach Luk.14.
...mehr darüber...
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In der Farbe herrscht Blau in verschiedenen
Tönungen vor, die gut mit den Holztönen der Decke harmonieren.
Blau ist auch die Farbe des Himmels und des Wassers.
Die Fenster
hat Jähnke durch die Bleiaufteilung aufgelockert. Er brachte es in
eine freie, an-und abschwellende Form, in Linien, die sich manchmal zu
Knoten verbinden, verdicken und sich zum Altar hin häufen, wo sie
sich schließlich zu Symbolen verdichten. Diese Linien sollen den
Eindruck von Wegen mit einzelnen Stationen vermitteln: Stationen der Gnade,
Wege des Heils. Die einen führen zum Kreuz Christi, unter dem die
Kanzel steht; von ihr wird das Wort Gottes verkündet.
...mehr darüber...
Auf der gegenüberliegenden
Seite, beim Taufstein, enden die Wege bei der Ausgießung
des Heiligen Geistes.
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Im
Mai 1970 wurde von Ekkehard Simon eine neue Orgel
mit 26 Registern eingebaut. Sie wird wegen ihrer meisterlichen Intonation
und des Klangreichtums der 1733 Pfeifen allgemein gerühmt.
Die Orgel könne "mit den besten Orgelinstrumenten in Bayern
konkurrieren". Die 26 Register -das sind die verschiedenen Tonreihen
- sind in vier getrennten Kästen untergebracht. ...
mehr darüber...
2019 wurde die Orgel wegen
Material-ermüdung von Bälgen und Pfeifen von der Fa. Deininger
; Renner renoviert. 08)
In der Weih-nachtszeit
steht in der Kirche eine Krippe
mit großen ungefassten Holz-figuren.
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zur
Vergrößerung klicken
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Zur Pfarrei Dachau-Gnadenkirche gehören auch die evang. Gemeinden in
Hebertshausen und Röhrmoos. 2012 hatte die Pfarrei 3025 Gemeindemitglieder.
Mehr über die Gremien der Pfarrei, die Gottesdienste und über
sonstige Angebote erfahren Sie auf der Homepage der Gnadenkirche. Bitte
klicken Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
von Carola Horn
Die Einweihung der Gnadenkirche
in Dachau-Ost fand am 19. April 1964 statt. Die Bauleitung hatte,
unterstützt durch den Architekten von Schildt, der Architekt
Dipl.Ing. Hans Hessel übernommen.
Seine Aufgabe war es, einen sakralen Raum zu entwerfen, in dem die
inneren und äußeren Span-nungen des Gottesdienstes zur
Entfaltung kommen und gesteigert werden. Um die geistige Konzentration
auf den Gottesdienst zu ermöglichen, war eine schlichte Konstruktion
geplant.
Die Kernaufgabe war für
Hans Hessel nicht die Einfügung des Gebäudes in die nähere
und fernere Umgebung, auch nicht ein allein visuell eindrucksvoller
Raum, sondern die Herstellung einer Harmonie zwischen Räumlichkeiten
und gottesdienstlichem Geschehen.
Der Architekt versuchte, diesen Forderungen nachzukommen, indem
er als grundrissliche Anlage ein Rechteck wählte. Dadurch
wird der Kontakt der Gemeinde zu den Geschehnismittelpunkten, nämlich
zum Altar, zur Kanzel, und zum Taufstein, durch die Raumkräfte
hergestellt.
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Doch kommt durch die
Annäherung an das Quadrat und die einheitliche Ausführung und
Behandlung von Wand- und Decken-flächen der Wille zum Ausdruck, dem
Raum auch eine zentrierende Ausrichtung zu geben, da die Gemeinde den
Stätten von Wort und Sakrament möglichst nahe sein soll. Die
einzige Trennung zwischen dem Altar, flankiert von Taufstein und Kanzel,
und der Gemeinde besteht in einer dreistufigen Erhöhung des Altarraumes,
die jedoch nur der Hervorhebung dienen und nicht abgrenzen soll.
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Der mächtige Turm schneidet
in die Südwestecke des Kirchenschiffes ein, das ein
Seitenverhältnis von 16 zu 20 m hat. In seinem Erdgeschoss
liegt der Brautraum, im Obergeschoss neben der Empore ein Musikzimmer.
Darüber befinden sich Instrumentenraum, Uhren- und Glockenstuben.
Die hölzerne Empore ist als reine Musikempore für Chor
und Orgel gedacht. Deshalb führt der Zugang zur Empore über
ein separates Treppenhaus, das die Nordostecke des Rechteckes ausspart.
Durch diesen Zugang und den Turmeinschnitt wurde ein Vorraum unter
der Empore geschaffen, der als Andachtsraum dient und durch Glastür-
und Wand den Blick auf den Altar und die Kanzel offen lässt.
Der Zugang zur Kirche erfolgt über das in der Mittelachse
gegenüber dem Altar gelegenen Hauptportal, ferner über
ein Seitenportal zur Emporentreppe.
Ein flacher Baukörper,
in dem Sakristei und Blumenraum untergebracht sind, verbindet
das 1959 errichtete Pfarrhaus mit dem Kirchenschiff. Die städtebauliche
Einordnung in die damals erst geplante umgebende Wohnbebauung zwang
zu einer Hervorhebung der Gnadenkirche. Für den Architekten
bestand nun das Problem darin, die verhältnismäßig
kleine Kirche, mit ihren 400 Sitzplätzen, in ihrer Umgebung
dominieren zu lassen und sie zum optischen Zentrum einer Gemeinde
zu bilden.
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Hans Hessel löste
diese Frage durch ein sehr steiles Walmdach von 26 m Höhe
und einen 50 m hohen Turm. Der Turmhelm nimmt 2/3 der Gesamthöhe
ein, was dem Gebäude ebenfalls einen mächtigen, hervorstehenden
Ausdruck verleiht. Natürlich sollte auch das Baumaterial mit der
Konstruktion und dem Sinn und Zweck dieses Gebäudes harmonieren.
Kirchenschiff und Turmbasis sind aus Ziegelsteinen gemauert.
Im Innenraum sind durch
die verschlämmte Wand dünnformatige Ziegel sichtbar,
die die sonst schmucklose Wand beleben. Über dem Kirchenschiff spannt
sich eine freitragende Dachkonstruktion, die innen ganz mit Holz
ausgelegt ist, während die Dachhaut, ebenso wie die Turmspitze, mit
Eternit-Schieferplatten belegt wurde. Altar, Kanzel und Taufstein sind
aus hellem, römischen Travertin angefertigt. Sie bilden den notwendigen,
spannungsreichen Gegensatz zu den fast schwarzen Bodenbelägen aus
Muschelkalk. Der harte, fast kalte Kontrast der weißen Wände
zum dunklen Boden wird abgeschwächt durch das warme, freundliche
Braun der Holzdecke.
Fenstergemälde
Den einzigen Schmuck der Kirche
bilden die hochgelegenen Glasfenster und das große Altarbild.
Dem Kunstmaler Gerd Jähnke
09)
wurde die künstlerische
Ausgestaltung des Innenraumes übertragen. Er entschied sich
in Übereinstimmung mit dem Architekten für eine helle
Verglasung der Fenster, da sie die einzige Lichtquelle bilden. Die
einzige Auflockerung der Glasflächen entsteht durch eine Bleiaufteilung,
die sich in ungleichmäßig an- und abschwellenden Linien
manchmal zu Knoten verdichten Lind sich zum Altar hin häufen.
Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, eine persönliche
Interpretation dieser Darstellung zu finden.
So könnten diese sich zu Knoten verdichtenden Linien z.
B. die Geschichte des Christentums wiedergeben. Noch zu Lebzeiten
Jesu beschränkte sich die Zahl seiner Anhänger auf einige
wenige, den Anfang bildete die Gemeinschaft der Jünger. Durch
den Missionsauftrag wurde das Christentum immer weiter verbreitet,
die Gemeinden vergrößerten und vermehrten sich. Dies
ist durch die wachsende Zahl der Knotenpunkte versinnbildlicht.
Die nie Abreißenden immer wieder zusammenströmenden und
sich verbindenden Linien passen in diesen Zusammenhang: Sie stellen
die Zusammenarbeit, die Verständigung und das Zusammenwirken
der einzelnen Gemeinden dar.
Schon im Neuen Testament werden in den Briefen die tiefgehenden
Beziehungen zwischen den einzelnen Gemeinden geschildert.
Auch die an- und abschwellende
Stärke der Linien kann auf verschiedene Weise gedeutet
werden. Vielleicht bedeuten sie die verschiedenen Stationen mit
ihren Hochs und Tiefs auf dem Weg zur Bildung einer Gemeinde. Der
Künstler jedenfalls, der dem Betrachter hier einen weiten Spielraum
zur eigenen Urteilsbildung ließ, wollte durch seine Darstellung
ganz allgemein nur den Eindruck von Wegen mit einzelnen Stationen
vermitteln.
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Altarwand
Die Altarwandgestaltung warf
sicherlich die Frage auf, wie und wo die Malerei so eingesetzt werden sollte,
daß sie die architektonische Situation unterstützt. Die verhältnismäßig
gedrungene Wand, deren Höhe 6 m, die Breite aber 16 m misst,
verlangt eine Komposition, die sich hinter dem Altar konzentriert und die
Wand optisch in die Höhe drückt. Das Nächstliegendste, ein
senkrechtes, farbiges Band, hätte sicherlich dieser Forderung entsprochen,
doch der Künstler wollte offenbar eine Dreiteilung der Wand vermeiden.
Das unregelmäßige
Kreuz, das die Grundform bildet, ergibt eine gute Lösung des
Problems. Der Längs-balken verleiht der Wand optisch mehr Höhe,
der Querbalken ver-hindert den Eindruck einer Drei-teilung.
Der kleine Maßstab der Komposition
trägt ebenfalls zur Vergrößerung bei. Die Ausgestaltung
der Kreuzform sollte im Bezug zu dem Namen der Kirche stehen.
Gerd Jähnke wählte deshalb
als Thema die Einladung zum Empfang der Gnade Gottes. Zugrunde
liegt Lukas 14, 16 - 24, das Gleichnis vom großen Abendmahl.
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Diese Bibelstelle hat sowohl einen
vordergründigen, als auch hintergründigen Sinn. Das christliche
Leben sollte nicht nur in der Erfüllung der "alltäglichen
Pflichten" bestehen, sondern hier ist vielmehr die Einladung zum
letzten Abendmahl gemeint, hier geht es also um die Ausrichtung
des Lebens auf den Jüngsten Tag. Der Künstler ließ
sich offenbar durch verschiedene Bibelstellen zu einer Weiterführung
des Grundthemas inspirieren. Er setzte das Wasser als Symbol der
Gnade und des Lebens. Gleich auf den ersten Blick erinnert die Wandmalerei
an den Kubismus, bedingt durch den unregelmäßigen, eckigen
Umriss und die Unterteilung in viele verschiedene, geometrische
Formen innerhalb des Kreuzes. Die Spannung der geraden harten Linien
wird unterbrochen von kreis- oder halbkreisförmigen Rundungen
im Längsstreifen der Malerei.
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Diese
weichen Linien entstehen durch die zum Altar hin offene, sich auflösende
Weltkugel, gleich darüber durch den kreisförmigen Hintergrund
und den Heiligenschein, die ein Lamm umrahmen, und schließlich
durch die halbkreisförmige Öffnung über dem Christus. Die
Linien und Figuren überschneiden sich und geben so ein bewegtes,
spannungsreiches Bild.
Der
Inhalt der Darstellung wird klar, wenn man, vom Querbalken ausgehend, die
Malerei von außen nach innen betrachtet.
Es geht um
die Einladung zu einem Mahl, das ein reicher Mann für seine Freunde
gibt. Der Bote ist schwebend dargestellt, um die besondere Einladung
und den Bezug auf das Abendmahl zu unterstreichen.
Im rechten inneren Teil richtet nun der Bote seine Einladung
an die Armen, Krüppel, Blinden und Verbrecher, die sich ihm zuwenden
und deren Gestik zeigt, dass sie dankbar und aufgeschlossen sind.
Rechts außen schlägt ein Mann, der von seiner Frau
erwartet wird, die Einladung ab. Er streckt seine Arme der Frau entgegen,
die in einem Türrahmen steht, was sein Zuhause symbolisiert.
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Links
außen werden die Personen des Gleichnisses gezeigt, die
sich entschuldigen lassen, weil sie sich um Feld und Vieh kümmern
müssen. Auch sie
wenden sich vom einladenden Boten ab und auch ihre Entschuldigungsgründe
sind nur symbolisch durch zwei Tafeln dargestellt. Auf der einen befinden
sich vereinfachte, stilisierte Kühe, auf der anderen wird Getreide
angedeutet. Ebenso die
Figurengruppe im linken inneren Teil, die mit Stacheldraht
umgeben ist, was offensichtlich an die Gefangenen des ehemaligen KZ
erinnern soll. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird durch eine
Gestalt, die die Hände zum über allem thronenden Christus
erhebt, auf den Mittelstreifen gelenkt. |
Hier,
im senkrechten Balken, wird nun die Bibelstelle Lukas 14 erläutert
und vom nur Vordergründigen zur übertragenen Bedeutung
des Gleichnisses geführt: Der Tisch des Mahles fehlt in der
Malerei - er steht unten als Altar. Vom Christus herab zum Altar
fließt das Wasser, als Symbol des Lebens. Es fließt
durch eine sich auf-lösende (Welt-) Kugel, was für die
irdische Vergänglichkeit steht.
Doch diese Erde trägt
den Weinstock und das Korn, das heißt, daß sie unsere
leiblichen Bedürfnisse deckt, das beinhaltet aber gleichzeitig
auch den Hinweis auf das Heilige Abendmahl. Der Christus im oberen
Teil des Längsbalken steht als Krönung und Hintergrund
des Gleichnisses über allen. In der Farbe herrscht ein kühles,
beruhigendes blau in verschiedenen Klängen vor, die gut zu
den Holztönen der Decke stehen und auch thematisch passen.
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Blau ist die
Farbe Gottes und des Wassers. so wird auch hier die Symbolik nicht
außer Acht gelassen.
Dagegen spiegelt
der Ockerton der waagrechten Fläche die Wärme des Holzes
wieder, gleichzeitig schließt dieser erdige Farbton das vordergründig
Irdische des Gleichnisses ein. Die Figuren sind hauptsächlich
im ockrigen Grundton gehalten, vereinzelte Grautöne und schwarze
Linien unterstreichen höchstens die figürliche Komposition.
Diese Farbigkeit bewirkt, daß der Querbalken gegenüber
dem intensiv blauen Mittelstreifen im Hintergrund steht.
Der Mittelstreifen
wirkt eher unruhig durch die umfangreiche Farbpalette, die erweitert
wird durch das weiße Lamm, dessen Wundmal das einzige Rot
in der ganzen Malerei aufweist und dessen Hintergrund ein violettrötlicher
Kreis bildet.
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Einzelne "Farbtupfer" lockern
das Gesamtbild auf, wie z.B. das zarte Grün der Weinreben links unten,
das sich auch im Querbalken rechts und links außen wiederfindet,
oder wie das warme Gelb der Heiligenscheine des Christus und des Lammes
und das Ockergelb der Ähren rechts unten. Den Hintergrund der gesamten
Malerei bilden verschiedene eckige Formen in unterschiedlichen Grautönen.
Verwirklicht wurde das Altarbild durch Kalk-Kasein-Malerei.
Carola Horn
Diese ausführliche
Beschreibung war eine Facharbeit im Leistungskurs Kunst am J.-Effner-Gymnasium,
die die Schülerin Carola Horn der Gnadenkirche gewidmet hat. Pfarrer
Melcher hat mir den Bericht freundlicherweise zur Veröffentlichung
im Internet überlassen.
Der Kirchenvorraum hat seinen
Schwerpunkt verlegt vom Andachtsraum zum Kommunikationsbereich für
Gottesdienstbesucher. Information und Aktionen sollen hier vermehrt möglich
werden. Einige Bankreihen vor dem Altar wurden entfernt, um Platz für
besondere Gottesdienstprojekte zu gewinnen. Hierfür wurde ein Teppichbelag
verlegt, der in der Farbe blau mit dem Altarbild korrespondieren soll.
In Lauf vieler Jahre sind die Bäume um die Kirche so hoch gewachsen,
dass sie den gesamten Bau freundlich einrahmen. Die Kirchturmuhr kann
deshalb im Sommer nur von einigen Blickwinkeln aus eingesehen werden.
Axel Melcher, Pfarrer
Die
Orgel der Gnadenkirche
Im
Mai 1970 bekam die Gnadenkirche die neue Orgel. Der vielgefragte und
hochangesehene Orgelbaumeister Ekkehard Simon aus Landshut
hat uns ein vorzügliches Instrument gebaut, von dem der damalige
Landes- kirchenmusikdirektor und Orgelsachverständige, Professor
Friedrich Högner, schwärmte. Nicht nur saubere Schreinerarbeit
und bestes Material in sorgfältiger Verarbeitung, sondern auch
meisterliche Intonation und Klangreichtum rühmte er. Die Orgel
könne "mit den besten Orgelinstrumen-ten in Bayern konkurrieren".
Die 26 Register -das sind die verschiedenen Tonreihen - sind in vier
getrennten Kästen untergebracht. Links sehen wir den "Pedalturm"
mit den größten und tiefsten Tönen, den Baßtönen.
In der Mitte oben und rechts außen ist das "Hauptwerk" mit den
kräftigen, strahlenden Tönen untergebracht.
In der Mitte unten steht schließlich das "Schwellwerk" mit den
Jalousien. Seine weichen, farbenreichen und glitzernden Töne
können an- und abschwellen, also stufenlos lauter und leiser
werden. Unter den Organisten im Münchner Raum ist diese herrliche
Orgel bekannt. Daher gibt es nie Schwierigkeiten, einen guten Organisten
zum Spiel im Gottesdienst oder im Konzert zu finden. |
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Mit diesem schönen Instrument werden
wir im Lob Gottes nicht nur unterstützt, sondern auch daran gemahnt,
daß die Musik der Orgel zur lebendigen dazugehört wie das Amen
- nicht etwa ein angenehmer Luxus bei der Feier des Gottesdienstes, sondern
unverzichtbarer Bestandteil. "Lobt Gott mit Zimbeln und Harfen, mit Trompeten
und Posaunen . . . . !" - also mit den vielfältigen Stimmen der Orgel
, ist unser Auftrag; und das Herz der andächtigen Erwachsenen, wie
des neugeborenen Kindes bei der Taufe, werden durch die Töne der Orgel
auf eine Art und Weise erreicht, wie es durch Worte nicht geschehen kann.
Dafür können wir unsere Orgel nicht genug wertschätzen.
Christian Hoerburger
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Disposition
der Simon-Orgel von 1970 in der Fassung der Umintonation 2019 durch
Deiniger&Renner: 10)
Hauptwerk (C-g'''):
Quintade 16', Prinzipal 8', Spitzflöte 8', Oktave 4', Rohrflöte
4', Schwiegel 2',
Mixtur
4-5f 11/3', Trompete 8',
Schwellpositiv: Gedackt 8', Spitzgamba
8', Koppelflöte 4', Nasat 22/3', Prinzipal 2', Terzsept 2f 13/5'
+
11/7'[1]
Scharff 4f 1', Schalmey 8', Tremulant,
Pedal (C-f'): Subbaß
16', Oktavbaß 8', Gedacktbaß 8' [2], Quintbaß 51/3', Oktave 4',
Pommer 4', Blockflöte
2', Baßzink 3f 31/5', Rauschquinte 2f 11/3' + 1' Posaune 8',
Koppeln:
II/I, I/P, II/P, 2 freie Kombinationen;
Tutti; Zungeneinführungspistons für I, II und P
(faktisch
als Zungeneinzelabsteller zu betrachten) |
(die genaue Beschreibung der Orgelregister
können Sie der Orgelseite der Pfarrei entnehmen; bitte hier
klicken...)
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Renovierung
der Simon-Orgel 08)
Rainer Dietz,
Orgel- und Glockensachverständiger
Seit
51 Jahren steht in der Gnadenkirche ein hochwertiges Orgelwerk des Orgelbaumeister
Ekkehard Simon aus Landshut. Im Jahr 2017 wurden Schäden an der Balganlage
sichtbar. Im Oktober 2018 wurde das Instrument vom Orgelsachverständigen
gründlich untersucht und Vorbereitungen für die Renovierung veranlasst.
Aus drei Angeboten erhielt die Firma Deininger & Renner aus Wassertrüdingen
den Zuschlag und führte die Arbeiten im Juni/Juli 2019 aus.
Technische
Reparaturen
Wegen Materialermüdung war das Balgleder eingerissen und daher die Windversorgung
der Orgel instabil geworden. Alle vier Bälge mussten komplett ausgebaut
werden, um in der Werkstatt alle Lederteile zu erneuern. Einige der hochwertigen
Holzpfeifen aus Mahagoni hatten Risse, da die Deckel aus minderwertigem
Holz gefertigt waren. Die gerissenen Pfeifen wurden geleimt und die Deckel
durch Vollholz mit Lederbezug ersetzt. Die Türen (Jalousien) des Schwellwerkes,
mit denen man die Lautstärke beeinflussen kann, waren undicht. Sie haben
neue Filzdichtungen erhalten.
Klangliche Korrekturen
Vier
Flötenregister (Register = eine Reihe Pfeifen gleicher Bauart mit 56 Tönen)
haben eine klangliche Veredelung erfahren. Alle bearbeiteten Pfeifen sprechen
jetzt natürlich und ohne Kratzgeräusche an. Die drei Zungenregister (Pfeifen,
die eine Metallzunge zur Tonerzeugung nutzen) Trompete, Posaune und Schalmey
waren durch Korrosion geschädigt und wurden ebenfalls überarbeitet. Wünsche
Bei der Bearbeitung der Orgelpfeifen hat sich gezeigt, dass im Pfeifenwerk
der Orgel viel Potenzial steckt. Weitere klangliche Verbesserungen wären
daher mit geringem Aufwand möglich. Ein zweiter Bauabschnitt könnte die
Orgel in ein klangliches Juwel verwandeln.
Bewertung der ausgeführten Arbeiten
Die Firma Deininger & Renner hat mit größter Sorgfalt und Fachkenntnis
die Arbeiten ausgeführt. In klanglichen Bereich wurde Großartiges geleistet.
Alle bearbeiteten Pfeifen erzielen einen warmen und runden Klang. Die
Klangverschmelzung der Register untereinander hat extrem gewonnen und
bereichert das Instrument enorm.
Hans Schertl
Quellen:
01) A. Melcher, "Gestatten: Gnadenkirche Dachau,
ein kleiner Kirchenführer"
02) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann,
München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
03) Pfarramt
Gnadenkirche: 25 Jahre Gnadenkirche
04) Hans-Günter
Richardi, 40 Jahre Gnadenkirche, 2004
05) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat
Dachau, Amperland 2005/1
06) Rosi
Seifert, Dachauer Nachrichten vom 2. November 2012 (Name Gnadenk)
07) Hans-Günter
Richardi, Gründungsgeschichte der Dachauer Gnadenkirche im Wohnlager
Dachau-Ost, 2005
08) Rainer Dietz, Ein klangliches
Juwel, Gemeindebrief der evang. Kirchen im Landkr.Dachau Nov. 2019-Febr
2020 S.27
09) WürzburgWiki,
Download 2022
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Gerd
Jähnke (* 1921 in Bad Schwartau; 2005 in München)
war Kunst- und Glasmaler. Er studierte ab 1953 bei Willy Geiger und
Franz Nagel an der Akademie der bildenden Künste in München.
Später war er Mitglied der NEUEN GRUPPE im Haus der Kunst, einem
Zusammenschluss von Künstlern aus allen Disziplinen der bildenden
Kunst. Gerd Jähnke lebte und arbeitete als freischaffender Künstler
in München. |
10)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
12 Bilder: Hans Schertl (11), Pfarrei (1)
31.1.2022
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