Landkreiskarte                       Kirchen in der Gem.Weichs


Marienkapelle in WEICHS

 

Beschreibung

  Im südlichen Teil des Weichser Friedhofs steht eine kleine neubarocke Kapelle. Es handelt sich aber nicht, wie zu erwarten wäre, um eine Friedhofskapelle.

Das Gotteshaus wurde 1891 vom herrschaftlichen Landesober-inspektor Georg Erhardt aus München gestiftet und ist der Mutter-gottes geweiht.

Die Stiftung könnte im Zusammenhang mit dem Unfall im Jahre 1837 stehen, bei dem der Vater von Georg Erhard zusammen mit dem Wagner Georg Tretter in der Glonn ertrunken ist. Das Marterl für die beiden steht am Weichser Wehr.

Text auf dem Stein:
"IHS
  Zum Andenken an den ehrengeachteten
  Herrn Georg Erhard, herrschaftlicher Revierjäger   und königlicher Bezirksgeometer
  u.an Georg Tretter, Wagnerist in Weichs
  welche beide am 25.Jänner 1837 in der Glonn
  den Tod fanden.
R.I.P"


Auf dem Kuppeldach der Kapelle ist ein Kreuz mit drei Querbalken angebracht. Ein Dreibalkenkreuz ist sehr selten und wird normalerweise nur vom Papst (als Papstkreuz) verwendet. Dort symbolisieren die drei Querbalken vermutlich die drei Reiche, über die der Papst Schlüsselgewalt hat: die Kirche, die Welt und den Himmel.
Was das Kreuz hier in Weichs besagen soll, ist nicht klar. Ein Hinweis auf Scheyern geht fehl, weil das Scheyrer Kreuz nur zwei Querbalken hat.
Entsprechend dem russischen Kreuz (mit zwei waagerechten und einem schräg stehenden Querbalken) könnten die 3 Querbalken in Weichs folgende Bedeutung haben: der oberste Balken das INRI-Schild, der mittlere Balken den Kreuzesbalken und der untere Balken die Fußstütze (Suppedaneum) für den Gekreuzigten.

Über dem Eingang die Kartuscheninschrift "Ave Maria".
Im Inneren dieser Kapelle steht inmitten einer großen künstlichen Felsengrotte die Statue einer Lourdes-Madonna im weiß-blauen Gewand.
Eine früher wohl vorhandene Quelle ist versiegt. 02)

  Hinweis: Vom 11. Februar 1858 an erschien dem Mädchen Bernadet-te Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau wiederholt die heilige Maria. Während einer dieser Visionen entsprang in der Grotte eine Quelle, deren Wasser als heilkräftig gilt. Die offiziellen Vertreter der Kirche sahen diese Erscheinungen zunächst mit Argwohn an. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Pfarrer und Bischof dem Hirtenmädchen. Als der Pfarrer Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen, und Bernadette ihm den Namen "unbefleckte Empfängnis", ein theologischer Terminus, den Bernadette nach ihrer Meinung nicht wissen konnte, überbrachte, war er von der Authentizität der Erscheinung überzeugt. Bald entstand bei der Grotte ein "heiliger Bezirk" mit mehreren großen Kirchen und einem Prozessionsplatz. Der Ort zieht seither Millionen von Pilgern an, darunter viele Kranke, die sich vom vermeintlich wundertätigen Wasser Heilung versprechen. Tatsächlich kommt es immer wieder zu Spontanremissionen und angeblichen Wunderheilungen.

Die Decke ist mit einem Marienfresko verziert.
Die Muttergottes hält das stehende Jesuskind auf ihrem Schoß.
Das Haupt Mariens ist mit einer Krone geschmückt.

Die Kapelle wurde 2003 im Außenbereich von Gläubigen aus der Pfarrei ehrenamtlich renoviert; doch 2021 wird in der Zeitung darauf hingewiesen, dass der "Zahn der Zeit sichtlich an ihr nagt". 02)

Baudenkmal
Die Kapelle gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler in Weichs 03) wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-151-1 Freiherrnstraße 19; Marienkapelle, neubarocker, rustizierter Bau mit Eckabschrägungen und Lourdesgrotte, 1891; im Friedhof. nachqualifiziert".

Hans Schertl 



Quellen
:
01) Gemeinde Weichs, So wars bei uns, 1989
02) H.Nefzger, Ein Ort, den seit 130 Jahren Gläubige besuchen, Dachauer Nachrichten vom 9.8.2021
03) Liste der_Baudenkmäler in der Gemeinde Weichs

4 Bilder: Hans Schertl
 

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12.4.2022