Hofkapelle
in VIEHHAUSEN
Lage
auf der Landkarte...
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Beschreibung
Die Einöde
Viehhausen liegt 2 km nördlich von Pellheim. Seit der Gebietsreform
gehört sie zur Stadt Dachau.
Die Siedlung
wurde erstmals im Jahre 1142 als Vihehusen erwähnt.
Möglicherweise war es ein ehemaliger Viehwirtschaftshof des
Klosters Schäftlarn. Mehr über die Geschichte finden Sie
hier...
Die Hofkapelle wurde
-wie einer Steintafel
am Eingang zu entnehmen ist- in den Jahren 1988 bis 1990 von Josef
und Maria Kreitmair erbaut.
Die Kapelle hat einen großen offenen Vorraum. Darüber
sitzt ein kleiner Dachreiter,
der etwas in die Frontseite hineinkragt und mit einem Spitzhelm
über 4 Giebeln bedeckt ist. Darüber ein Kelchaufsatz mit
einem großen Kreuz.
Hinter den vier Schall-fenstern
hängt eine kleine Glocke,
die über das bis in den Vorraum herunterhängende Seil
geläutet werden kann. |
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Innenausstattung
Der Innenraum schließt
mit drei Seiten. Zwei Rundbogenfenster
mit Glasmalereieinsatz spenden Licht.
Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher
Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel,
wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies
sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten
göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch
vorkam.
Heiligenbild
Heiligenbild
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Auf der linken Seite ein
Bild, auf dem mehrere
Heilige auf Gewölk abgebildet sind. Es handelt sich dabei um
die Heiligen Maria, Josef, Monika, Gabriel, Irmgard und Gerhard.
Die Anordnung der Heiligen im Bild (Maria und Josef in der Mitte,
von den übrigen Heiligen umringt) könnte dafür
sprechen, dass sie Namenspatrone der Familie darstellen.
Die Heiligen sind mit einem für
sie typischen Attribut dargestellt:
- Maria mit dem Jesuskind,
- Josef mit der Zimmermannsaxt,
- Monika im Witwenschleier mit Buch,
- Gabriel mit Lilie (seit dem Mittelalter Symbol für
Reinheit und Keuschheit Mariens;
daraus folgt, dass Jesus vom Hl.Geist gezeugt worden
sein muss),
- Irmgard mit Krone und Abtsstab (die Königstocher -Enkelin
von Karl d.Großen- soll Äbtissin auf
Frauenchiemsee gewesen sein).
- Gerhard im Bischofsornat (Gerhard wurde 963 Bischof von
Toul in Lothringen)
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An den Wänden hängen
schöne Kreuzwegbilder
im Stile einer Bauernmalerei. Neben den 14 traditionellen Stationsbildern
ist hier als 15.Station die Auferstehung dargestellt. Die Unterschriften
sind altertümlich (nach den Rechtschreibung der Zeit zwischen
1876 und 1901) gehalten.
Hinweis: Seinen Ursprung
hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem
den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen.
Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die
Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen
Leben bekehrt wurde.
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Seit dieser Zeit hat man
Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige
Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten
Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort
nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
Die Zahl der Stationen entwickelte sich von 7 bis 14 oder 15,
wie hier in Viehhausen.
Der Papst hatte diese Form
der Betrachtung des Leidens Christi 1731 mit hohen Ablässen
bedacht, um sie zu fördern. Auf diesen Ablass weist auch
der Text auf einem Votivbild an der Westwand hin, der die Stiftung
des Kreuzwegs behandelt.
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2.
Station
Christus nimmt
das Kreuz
auf die Schulter
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Glasmalereien
St.Michael
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Die beiden Glasmalereien
stellen St.Michael und
St. Josef dar.
Der Erzengel Michael stößt seine Lanze in das Maul des
Drachens, der den Luzifer versinnbildlicht.
St.Josef, der Zimmermann, hält in seiner linken Hand einen Hobel
und stützt sich mit seiner rechten Hand, die eine Lilie
als Zeichen der Keuschheit emporhebt, auf eine lange Säge. Darüber
schwebt eine Heilig-Geist-Taube. Im Hintergrund ein Rohbau. |
St.Josef
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Hans Schertl
Quellen:
Kirschbaum, Lexikon der Christlichen Ikonographie, 1968
Dachauer Nachrichten vom 23.09.1972
Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2 der
Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
23 Bilder: Hans Schertl
1.5.2022
Geschichte von Viehhausen
Von Oberschulrat und Kreisheimatpfleger Alois Angerpointner
Dass es im Dachauer und Freisinger
Bereich zwei Viehhausen gibt, ist Beweis dafür, wie stark die Viehhaltung
hier einstmals war. In dem Einödhof hat sich die ursprüngliche
Bedeutung des Wortes "Vieh" erhalten, das ursprünglich auf eigenen
Weideplätzen außerhalb der bewirtschafteten und dem Flurzwang
unterworfenen Flächen gehalten werden musste. Es heißt auch
der Besitzer: der Viehhauser (1232).
Im Jahre 1100 stiften Pellheimer von Pellheim einen Hof dem Kloster Scheyern,
das diesen dann an das Hochstift Freising weitergibt. 1140 schenkt Ditricus
von Pellheim zwei Höfe an das Kloster Scheyern. - Wie diese Höfe
dann vereinigt wurden und in den Besitz des Klosters Schäftlarn kommen,
ist augenblicklich nicht nachzuweisen. 1313 scheinen bereits die zwei
Höfe im Besitz von Schäftlarn gewesen zu sein. Zwischen 1348
und 1352 wird auch vom Kloster Schäftlarn die Vogtei über diese
Höfe erkauft. Bis auf die heutige Zeit hat sich hier neben dem Ortsnamen
auch der Hofname erhalten, so dass es heute noch heißt "beim Viehhauser".
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