zur Landkreiskarte                  Kirchen i.d.Marktgem. Altomünster


Kirche zur Schmerzhaften Muttergottes in STUMPFENBACH



Adresse: 85250 Altomünster, St.-Ulrich-Straße 12
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


B
eschreibung

Die Ortschaft Stumpfenbach, nur 2 km südlich von Altomünster an der Straße nach Kleinberghofen gelegen, wurde im Jahr 925 in einer Urkunde des Bistums Salzburg als "Stumphinbach" (der schwache Bach) erstmals urkundlich erwähnt. 05) Schon 1184 wurde es in einer Urkunde des Klosters Altomünster "Stumpfenbach" genannt. 05)  

Das Dorf liegt am gleichnamigen Bach, der in Kleinberghofen in den Zeitlbach mündet. Es gehört kirchlich zur Pfarrei Altomünster. Im Jahr 1820 wohnten in Stumpfenbach 83 Einwohner in 12 Häusern. 09)

1876 hatte es 106 Einwohner. 01)
Stumpfenbach war von 1818 bis zum 1.1.1972 eine selbstständige Gemeinde im Landkreis Aichach mit den Orten Deutenhofen, Erlau, Hohenried, Sengenried und Stumpfenbach. Seither gehört es zur Marktgemeinde Altomünster. 08)

Kirche
Die heutige Kirche zur Schmerzhaften Muttergottes ist eine Nebenkirche der Pfarrei Altomünster. Sie wurde 1887 im damals beliebten neugotischen Stil gebaut. Der Neubau kostete 7.000 Mark.05)

Frühere Kapelle
Der Ort hatte schon eine Vorgängerkapelle, die nur einen Meter von Standort der heutigen Kapelle entfernt, errichtet war.
Auf dem im Bayerischen Staatsarchiv aufbewahrten Bauplan für die neue Kapelle ist auch der Grundriss der Vorgängerkapelle eingezeichnet. So wissen wir, dass die alte Kapelle erheblich kleiner war und nur knapp ein Viertel der Fläche der heutigen Kapelle aufwies. 10)

Bau der heutigen Kirche 10)
Nachdem die alte Kapelle baufällig geworden war, beschloss man 1885 einen Neubau im unmittelbaren Anschluss an die alte Kapelle. Der erste Bauplan von Maurermeister Leonhard Stemmer aus Altomünster vom 11.April 1885 wurde von der Regierung von Ober-bayern abgelehnt, weil der geplante Turm "nicht genügend fundiert" und außerdem zu eng sei, um zwei Glocken aufzunehmen. Man zog den amtlichen Techniker des Bezirksamts Aichach hinzu und erstellte einen zweiten Plan mit optimierten Turmfundamenten, der auch genehmigt und schließlich bis 1887 umgesetzt wurde. Am 23. Oktober 1887 weihte Pfarrer Wolfgang Stoeber (im Amt von 1875-1899) den Neubau ein. In der Predigt rief er die Gläubigen auf: "Liebet Euer Kirchlein, haltet es hoch in Ehren, betet für Euch und die Eurigen".

Baubeschreibung
An dem in hellen Ockerfarben bemalten Gebäude fallen insbesondere die abgetreppten Stützpfeiler rund um das Kirchlein ins Auge. Sie sind bei diesem doch relativ modernen Gebäude statisch nicht mehr erforderlich, sondern wurden nur zur Zierde angebracht. Der Turm -oben mit achtseitigem Spitzhelm über vier Dreiecksgiebeln- kragt nur geringfügig aus der Giebelmauer hervor.

Glocken
Über die Glocken von Stumpfenbach hat Prof.Dr.Zeyer einen ausführlichen Bericht in der Zeitschrift Altoland 10) veröffentlicht. Wenn Sie ihn in Originalfassung lesen möchten, klicken Sie hier...
Zusammenfassung:
1913 waren 2 Glocken vorhanden:
        - Glocke 1: Gegossen von Ulrich Kortler 1891, Gewicht: 190 Pfund, Schlagton fis, Weihe am 8.6.1892 von Erzbischof v.Thoma
        - Glocke 2: Gegossen von Ulrich Kortler 1892, Gewicht: 110 Pfund, Schlagton a.
1917 musste die größere der beiden Glocken zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgeliefert werden.
1942 wurden zwei Glocken abgeliefert. Es muss also in der Zwischenzeit wieder eine Glocke dazugekommen sein. Möglicherweise
        war dies die Glocke, von der im Bestandsbericht vor der Ablieferung stand, sie sei im Jahr 1783 gegossen worden.
        Nach Zeyer könnte es sich dabei auch um die o.a. kleinere Glocke von 1891 handeln, die im Bericht (erfolglos)         zurückdatiert wurde, um der Ablieferung zu entgehen.
1948 wurden neue Glocken (wohl von einer Augsburger Gießerei) beschafft, die aber von "schlechtem Material" waren und
        nicht gut geklungen haben.
1984 verschenkte man die Glocken von 1948 man an die Pfarrei Kuma Bala in Togo und erwarb ein neues Geläute von der
        Gießerei Perner/Passau. Weihe 16.9.1984 durch Pfarrer Bachbauer.
        - Glocke 1: Gewicht 80 kg, Durchmesser 53 cm; Schlagton g'' ; Aufschriften: "Dorfgemeinschaft Stumpfenbach, 1984" und                         "Dem Dienst Gottes soll nichts vorgezogen werden"; Reliefbild des hl.Ulrich.
        - Glocke 2: Gewicht 60 kg, Durchmesser 44 cm; Schlagton b'' (= kleine Terz zu g''); Aufschrift: "Heilige Maria bitt für uns";
                        Reliefbild der Muttergottes mit Jesuskind.
2012 hat man das Geläute elektrifiziert.

Die Glocken läuten täglich zum Angelus um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr bzw. 20 Uhr (Sommer)
Eine Turmuhr ist nicht vorhanden.



Eine Restaurierung der Kirche in Stumpfenbach wurde 1987/1988 durchgeführt. 05)

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster 12) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-73; Sankt-Ulrich-Straße 10; als "Neugotischer, von Strebepfeilern umgebener Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, Fassadenturm mit Spitzhelm, 1887 errichtet" aufgeführt.


Inneneinrichtung

Die Kirche ist auch im Inneren konsequent neugotisch eingerichtet. Dies verleiht ihr einen besonderen künstlerischen Charme. Die gesamte Ausstattung stammt aus dem Atelier des in Altomünster geborenen Kunstschreiners und Architekten Johann Marggraff (1830-1917), der auch in Haimhausen und Hebertshausen künstlerisch tätig war. Die spitzbogigen Fenster sind mit feiner Maßwerkornamentik geschmückt.

Deckengemälde

Die Flachdecke ist mit geometrischen Feldern und fünf kleineren Fresken bemalt:



 

 

In der Deckenmitte, ein Bild mit dem Lamm Gottes, umgeben von einem Kranz aus Feuerzungen. Das Lamm mit der Auferstehungsfahne steht auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Aus seiner Brust fließt Blut in einen Kelch.

Hinweis: Die Darstellung greift ein Thema aus den Geheimen Offenbarungen (Apokalypse, 5,1 ff) der Bibel auf. Darin beschreibt Johannes eine Vision, in der Gott eine Buchrolle mit sieben Siegeln in der Hand hält, die niemand öffnen konnte. Allein der "Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids" sei dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das aussah, als ob es geschlachtet worden wäre und öffnete die Siegel. Die Buchrolle ist das Buch des Lebens, in dem die Namen der Gerechten und der Sünder eingetragen sind und das die Ereignisse enthält, die am Weltende geschehen werden. Das Lamm stellt Jesus dar, der auch der Löwe von Juda und Lamm Gottes genannt wird. In der christlichen Kunst wird Christus in Anlehnung an Textstellen im Alten (Jesaja 53,7) und Neuen Testament (Joh.1, 29) schon seit dem 4. Jh. symbolisch als Opferlamm dargestellt. Die Kreuzfahne als Zeichen des Sieges taucht jedoch erst seit dem 10./11. Jh. in der Kunst auf.
An den Ecken der Decke die Symbole der vier Evangelisten: sie werden wie folgt gedeutet: 
 
Der Mensch bei Matthäus weist auf den Stammbaum Jesu und auf seine Geburt (mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin.


Engel des Matthäus


Löwe des Markus
Der Löwe ist Sinnbild für Markus, weil das Markusevangeliums mit der Predigt
des Johannes in der Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und Todesüberwindung betont.

Lamm Gottes
auf dem Buch mit den 7 Siegeln
     
     
Der Stier (als Opfertier) des Lukas galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den Opfertod Christi hindeutet


Stier des Lukas


Adler des Johannes

Den Adler des Johannes
versteht man als Symbol für den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums.

Hinweis: Die vier Evangelistensymbole Engel, Löwe, Stier und Adler haben ihren Ursprung in den Cherubim, den himmlischen Altar- und Thronwächtern. Sie werden in den Gottesvisionen Hesekiels (AT) und in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt.


Altar

Der 2 Meter breite Altar aus der Erbauungszeit um 1887 hat einen neugotischen Aufbau mit drei Nischen. Die beiden seitlichen Nischen sind wimperg-artig mit durchbrochenem Maßwerk und aufgesetzten Fialen geschmückt. Die mittlere Nische ist oben durch einen Flamboyantbogen (= überlängerter Bogen, der an Flammen erinnern soll) geschlossen.

Mittelpunkt Altars aus Eichenholz ist die Patronin der Kirche, die Schmerzhafte Muttergottes, mit ihrem vom Kreuz abgenommenen Sohn Jesus auf dem Schoß (Pieta).
Die Figur stammt aus der Zeit um 1880/90.
Darüber ist ein Schriftband mit dem Text: "Sehet ob ein Schwert gleich sei dem meinigen" angebracht.
Dieser Text weist auf die Bibelstelle hin, in der Maria verheißen wird, ein Schwert (der Schmerzen) werde ihre Brust durchstoßen".
  Wenn Sie weitere Pietafiguren, auch in Bayern auch Vesperbilder genannt, in den Kirchen des Dachauer Landes sehen möchten, klicken Sie hier...

Assistenzfiguren (ebenfalls aus der Zeit um 1880/90) sind die Nebenpatrone St.Ulrich (links) im Bischofsornat mit Buch und Fisch sowie der Bauernheilige St. Leonhard (mit Abtsstab, Ketten und einem Rind zu seinen Füßen).

Hinweis: Ulrich (890-973) war Bischof von Augsburg. Berühmt wurde er als Sieger über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahr 955. Die Legende, auf die der Fisch auf dem Buch der Figur  hinweist, berichtet von einem Wunder: Als er an einem Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad von Konstanz zu Tisch saß, vertieften sich beide die Nacht über ins Gespräch, bis am Morgen des Freitag ein Bote des Herzogs, dem Ulrich Unrecht vorgehalten hatte, einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn den beim Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein. Der Bote brachte dies dem Herzog, um zu beweisen, dass Ulrich am Freitag Fleisch esse. Als der Herzog das Gänsebein aus der Umhüllung nahm, hatte es sich in einen Fisch verwandelt. Festtag: 4.Juli

ST. LeonhardPietaBilder

Vergrößerung der Figuren und der Predellabilder per Mouseklick

Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.


In der Predella des Altars sind mehrere Gemälde zu sehen:

Leidenswerkzeuge
Die Bilder außen zeigen Ornamentmalerei und die Schriftbänder: "Hl.Ulrich bitte für uns" und "Hl.Leonhard bitte für uns".
Die mittleren der auf Holz gemalten Bilder auf goldenem Hintergrund stellen die Gegenstände dar, die mit dem Leiden und Sterben Christi in Zusammenhang stehen:
Links: Ölberg und Gefangennahme: Leidenskelch, Fackeln und Spieß der Soldaten, Schwert des
         Petrus, mit dem er das Ohr des Malchus abschlug, 30 Silberlinge für Judas
Mitte: Kreuzigung Jesu: Schweißtuch der Veronika, Kreuz, Nägel, Lanze, Schwamm mit Ysop,
         Hammer, Würfel, mit denen um das Gewand Jesu gewürfelt wurde, Dornenkrone
Rechts: Geißelung Jesu: der Hahn, der dreimal krähte, Geißeln, Ruten und Geißelsäule.

Gold ist die Farbe der Sonne, des Himmels und des göttlichen Lichts. Wird -wie hier- der Hintergrund eines Gemäldes in Gold gestaltet, soll damit eine himmlische Szene dargestellt werden.
  Hinweis zu den 3 Nägeln
Zum Kreuzestod Verurteilte wurden entweder mit Stricken oder Nägeln am Kreuz befestigt, so wie es die Bibel für Jesus beschreibt. Nägel verstärken, verkürzen aber auch das Leiden. Bei Ausgrabungen wurden Gebeine von Gekreuzigten gefunden, bei denen 2 Nägel vor den Handwurzeln und ein 17 cm langer Nagel durch die über-einandergelegten Fersen getrieben worden waren. Nach der Legende fand die Hl.Helena bei der Kreuzauffindung auch 3 Nägel, von denen noch einer in der Kirche S.Croce in Rom vorhanden ist. Er hat eine Länge von 14 cm und besitzt einen mehreckigen breiten Kopf.
Ysopstange:
Der 60 cm hohe Ysop ist ein aromatisch duftender Halbstrauch mit meist blauen Blüten. Er gehört zu den Mysterienpflanzen des Altertums und wird im Mittelmeerraum seit etwa 2000 Jahren als Heilpflanze verwendet. Personen und Dinge, die mit einem Leichnam in Berührung gekommen waren, wurden mit dem Ysopbüschel besprengt. "Reinige mich mit Ysop und ich werde frei von Schuld sein" steht in der Bibel (Psalm 51,7). In der frühen christlichen Tradition war Ysop Symbol für die Taufe. Der essiggetränkte Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz gelabt wurde, war auch auf einen Ysopstengel gesteckt. Ysop findet an vielen Stellen der Bibel Erwähnung. Bis heute weiß man aber nicht, ob es sich dabei um das selbe Kraut handelt, das wir zuzeit unter diesem Namen kennen.
Essig
Dass dem sterbenden Jesus am Kreuz Wasser mit Essig vermischt gereicht wurde, war für diese Zeit üblich. Leicht gesäuertes Wasser wurde viel getrunken. So erhielten z.B. die Soldaten auf ihren Fußmärschen größere Mengen verdünnten Weines oder Weinessigs. In der Passionsgeschichte ist deshalb davon auszugehen, dass die Soldaten Jesus das Getränk reichten, das sie gerade zur Verfügung hatten.
07)

Vor dem Altar hängt die Ewig-Licht-Ampel in neugotischer Form. Sie besteht aus Messingguss und ist -nicht wie sonst üblich- versilbert, sondern vergoldet. Auch die Kerzenleuchter auf dem Altartisch sind bronze
vergoldet. 05)

Figuren


St.Michael

An der Stelle der Seitenaltäre sind schöne neugotische Figuren angebracht:
der hl. Michael (mit Schwert und Seelenwaage, auf der Figuren das Gute und das Böse
   darstellen) und
der hl.Johannes Baptist ( im Büßergewand, mit einem Kreuzstab in der Hand, an dem ein
   Schriftband mit dem Text "Ecce agnus de" - seht das Lamm Gottes- angebracht ist und einem
   Lamm zu seinen Füßen).
Die Figuren wurden von Johann Wagner (Johannes) und Johann Aitelsberger (Michael) in der Zeit um 1880 gestiftet.

Hinweis: Das Flammenschwert des Erzengels Michael ist Hinweis auf den Sturz von Luzifer und die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies (1. Mose 3, 23 - 24). Michael hält die Seelenwaage, die nach dem Tod die guten Werke und die negativen Taten im Leben eines Menschen gegeneinander aufwiegt und über den Zugang zum Paradies entscheidet (ohne dabei aber die Barmherzigkeit Gottes zu berücksichtigen). Festtag: 29.Sept.
Johannes der Täufer (ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet. Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm und mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab abgebildet. Festtag: 24.Juni


Joh.d.Täufer


Kreuzwegbilder

Im Jahr 1887 stifteten die Bauerseheleute Michael und Marianna Wackerl ("Knoll") einen Kreuzweg.
Die vierzehn Stationsbilder (89 x 42 cm) wurden ebenfalls in der Werkstatt von Johann
Marggraff, dem Architekten der heutigen Kirche, gemalt.

Es handelt sich um Ölbilder auf Leinwand, die in einen reich geschnitzten neugotischen Eichen-rahmen gespannt sind.
Die Stumpfenbacher Kreuzwegbilder gehören zu den Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich aus Wien (1800-1876) die Vorlage geschaffen hat.
Joseph von Führich (auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt geworden. Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige Maler (darunter auch Anton Huber für Petershausen, Franz Mayr für Kreuzholzhausen und Anton Rick für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln.
 

Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mindestens 23 Kirchen des Dachauer Landes in hohem Maße.
Hinweis: Im späten Mittelalter hielt man dann Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land. Wenn Sie mehr über die Entwicklung der Kreuzwegstationen und ihrer Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


M
issionskreuz

An der linken Wand ist ein großes Missionskreuz angebracht, das an die Volksmission im Jahr 1901 erinnert. Unter dem Kreuz ist eine Tafel mit folgendem Text befestigt.

Missionskreuz
mit Ablasstafel
"Missionskreuz
Im Andenken an die hl.Mission in der Pfarrei Altomünster abgehalten durch die PP Kapuziner vom 27. Oktober bis 13. November 1901.
Sieben Jahre u. 7 Quadragenen Ablaß gewinnt wer vor diesem Missionskreuze reumütig 7 Ave Maria betet, 300 Tage Ablaß, wer hier reumütig 5 Vaterunser und Ave Maria zu Ehren der 5 Wunden Christi betet. Einen vollkommenen Ablaß gewinnt, wer
1.) am Jahrtage der Errichtung dieses Kreuzes, 3. Nov.
2.) am Feste Kreuzerfindung , 3. Mai    
3.) am Feste Kreuzerhöhung 14. Sept. oder jedes Mal am darauf folgenden Sonntage nach reumütigem Empfang der hl. Sakramente vor diesem Missionskreuze oder in einer Kirche nach Meinung des hl. Vaters betet.
Diese Abläße können den armen Seelen zugewendet werden.
Karner Pfarrer                       Leo XIII, 10.Mai 1902"


G
ottesdienste
11)

Hl.Messe: pro Quartal eine Messe
Rosenkranz (1. Montag im Monat),
Maiandacht: alljährlich im Mai
Patrozinium: am Gedenktag der Schmerzen Mariens (Freitag vor Palmsonntag) .
Bittgang mit anschließendem Schaueramt: alle zwei Jahre vor Christi Himmelfahrt .
Engelamt: alljährlich im Advent
Stirbt jemand aus der Dorfgemeinschaft, wird ein Sterberosenkranz gebetet.

Die Glocken läuten täglich zum Angelus um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr bzw. 20 Uhr (Sommer)

Hans Schertl

zum ...

Bericht über die Glocken der Kirche
(mit freundl.Erlaubnis von Prof.Dr.Zeyer)


Quellen:
01) Vollständiges Verzeichnis der Ortschaften des Köngreichs Bayern, 1876
02) Dachauer Nachrichten vom 06.07.1955 (Primiz)
03) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1990
04) Anton Mayr, Altoland, 1998
05) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
06) Mesnerin Sophie Kerle und Kirchenpfleger Anton Wackerl, 2003
07) Eduard Kopp in Chrismon 06.2007 (Essigwasser)
08)
http://wiki-de.genealogy.net/Altomünster#Katholische_Kirchen, Zugriff 2016
09) Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
10) Prof.Dr. Klaus Peter Zeyer, Die Glocken der Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes in Stumpfenbach, Kulturspiegel
     Altoland, Ausgabe 54, Januar 2020
- zum Artikel...
11) Pastoralkonzept der Pfarrei Altomünster, 30.9.2017
12) Liste der Baudenkmäler in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023

16 Bilder: Hans Schertl (2003)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

23.4.2022

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Primiziant Wackerl feierlich empfangen Festtag in Altomünster -
Im Triumphzug nach Stumpfenbach
Dachauer Nachrichten vom 06.07.1955

Altomünster - Wohl selten hat die Bahnhofstraße so viel Menschen gesehen wie beim Empfang des Primizianten Michael Wackerl von Stumpfenbach. Die Glocken kündeten das Nahen des neugeweihten Priesters, der in festlich geschmückten Autos von seinen Angehörigen und Verwandten und von den drei Bürgermeistern innerhalb seiner Heimatpfarrei (Altomünster, Oberzeitlbach und Stumpfenbach) in Freising abgeholt wurde. Von einer Ehreneskorte der Kolpingjugend auf geschmückten Motorrädern wurde er an der Kreuzstraße erwartet und in den Markt geleitet. Hier empfing ihn die Kolpingkapelle und erwarteten ihn die Geistlichkeit, Vertreter des Gemeinde- und Kirchenrates, die sämtlichen Vereine des Marktes mit ihren Fahnen, die Schulkinder und eine fast unübersehbare Menschenmenge. Nachdem der Primiziant von zwei Schulmädchen in poetischer Form begrüßt und beglückwünscht worden war, setzte sich der lange Zug unter Musikklängen und Glockengeläute, links und rechts eingesäumt von Menschenmauern, zur Kirche in Bewegung.
Vor dem Portal wurde der Primiziant nochmals von einem Gruß der Jugend überrascht. Pfarrer Mayer verglich in seiner Begrüßungsansprache den Heimkehrenden mit einem Sieger, der nach einem Kampf um die Gnade der Berufung nun als neugeweihter Priester empfangen werde. Primiziant Wackerl entbot seiner Heimatpfarrgemeinde ein herzliches "Grüß Gott", gab einen kurzen Rückblick über seine Studienzeit, dankte seinem Vater, seiner Großmutter, seinen Brüdern und Schwestern, gedachte auch seiner verstorbenen Mutter und seines verstorbenen Wohltäters, Geistlichen Rat Schwaiger, dann vor allem dem Pfarrherrn und der Geistlichkeit, den ehrwürdigen Schwestern des Birgittinenklosters und spendete dann den Primizsegen. Nach einer kurzen Andacht wurde der neugeweihte Priester im Triumphzug in seine Heimatgemeinde Stumpfenbach geleitet und dort vor seinem Elternhaus von der Dorfjugend und im Namen der Gemeinde von Bürgermeister Eberle begrüßt. Im Familienkreis verbrachte der Primiziant den Rest des Abends.

Sechstausend bei der Primiz in Altomünster
Weihbischof Dr. Neuhäusler hält die Festpredigt -
Neupriester kommt nach Holzkirchen
Dachauer Nachrichten vom 14.07.1955 02)

Altomünster - Ein fast endloser Zug bewegte sich von Stumpfenbach nach Altomünster, voran die Kolpingskapelle, die Jugend, sämtliche Vereine des Marktes und der näheren und weiteren Umgebung, die Bürgermeister der zur Pfarrei gehörenden Gemeinden mit den Gemeinde- und Kirchenräten, die Geistlichkeit mit dem Primizianten Michael Wackerl in festlich geschmückten Landauern und viele blumengeschmückte Autos mit den Angehörigen, Verwandten und Bekannten des Neupriesters. Auf der durch Regengüsse in den letzten Tagen aufgeweichten Festwiese, dem sogenannten Duschl-Anger, wurde inzwischen der letzte Schmuck an den Altar gelegt Es waren wohl an die 6000 Menschen, die sich hier versammelten. In vorbildlicher Weise sorgten Bereitschaften des Roten Kreuzes für die Gebrechlichen und Schwachen unter den Primizgästen. Ebenso anerkennenswert war auch der Einsatz der Landpolizei und der Freiwilligen Feuerwehr die für eine reibungslose Abwicklung des Verkehrs und für die notwendigen Absperrmaßnahmen sorgten. Drei kleine Primizbräutchen trugen Begrüßungsgedichte vor und nach dem das "Veni Creator Spiritu" verklungen war, das der verstärkte Kirchenchor zum Vortrag brachte, betrat Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler als Festprediger die Kanzel, entbot dem Primizianten den Willkommgruß der Heimat und bat ihn um den Primizsegen. Der Weihbischof ging auf die hohe Aufgabe des Priesterberufes ein und forderte die Gläubigen auf, während des Erstlingsopfers für den Neupriester zu beten, dass er seiner Berufung gerecht werde. Während der heiligen Messe assistierte Primiziant Ernst Mayer aus Gröbenzell als Diakon und Andreas Landesberger von Landshut als Subdiakon. Der Kirchenchor Altomünster brachte im Verein mit dem Bläserchor die Loretto-Messe von Goller zur Aufführung. Nach dem Gottesdienst wurden die Fahnenbänder an die Vereine überreicht. Hernach begab sich der Zug zum Friedhof. Hier gedachte der Primiziant mit ergreifenden Worten seiner Vorfahren, besonders seiner verstorbenen Mutter und seines priesterlichen Wohltäters des Geistlichen Rats Dekan Leopold Schwaiger. Während die Kapelle das Lied vom Guten Kameraden intonierte, galt das Gedenken in der Kriegergedächtniskapelle im alten Friedhof der Gefallen und Vermissten sowie der Brüder des Neupriesters. Der weltliche Teil der Feier fand im festlich geschmückten Saal der Kapplerbrauerei statt. Hier ergriff nach dem Mahl Pfarrer Mayer das Wort. Er teilte mit, dass Wackerl bereits Anweisung erhalten habe und am 1. August aus Kaplan nach Holzkirchen komme. Er wünschte ihm für seine priesterliche Laufbahn viel Glück und Segen. Dekan Beyer, Indersdorf, führte in seiner Ansprache u. a. aus, dass ihn die tiefe Anteilnahme der Bevölkerung beim Erstlingsopfer sehr beeindruckt habe. Auch er wünschte, dem Primizianten viel Glück. Reigen, Tänze, Volkslieder und Gedichte, vorgetragen von der Pfarrjugend, sorgten zusammen mit der Kolpingkapelle für Unterhaltung. Mit einer Dankandacht in der Pfarrkirche fand die Feier ihr Ende. Zum Schluss dankte der Primiziant allen, die bei der Gestaltung des Tages mitgeholfen hatten und bat, auch dann, wenn der Festjubel verrauscht sei, den Priester an der Erfüllung seiner schweren Aufgabe zu unterstützen.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen