zur Landkreiskarte                           zurück zur Hauptseite      

Pfarrvisitation in Sittenbach 1560

Bericht über die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge]

Pfarrer:
Der Pfarrvikar heißt Johannes Cesar. Er stammt aus Massenhausen ["Joannes Cesar ex Messenhausen vicarius ibidem"]. Studiert hat er in Ingolstadt. Zum Priester geweiht wurde er 1532 in Augsburg - mit Ausstellung einer Weiheurkunde. Seine Primiz hat er in Freising gefeiert. Dort hat er auch die ersten beiden Kaplanjahre verbracht ["Daselbst 2 jar gsell gewest"]. Danach war er 10 Jahre Pfarrer in Einsbach; seit 15 Jahren ist er schon in Sittenbach.
Pfarrer Cesar predigt an allen Sonn- und Feiertagen aus katholischen Büchern. Er betet dem Pfarrvolk vor. Cesar hält die offene Beichte wie seit alters her ["Helt die offen peicht wie vor alter herkommen"]. Er ermahnt seine Gläubigen, fleißig zur Messe zu kommen und erklärt ihnen was der Gottesdienst bedeute ["Vermant sein volckh mit vleiß zu der meß, was dieselbig sey und was sy davon halten sollen"]. Er hält auch fleißig alle Feste, alle Messen, Jahrtage, Zeremonien und anderes.
Zu Fragen über den Glauben und die Werke hat er katholische Antworten gegeben, auch über die hl.Kommunion und die Sakramente. Auch zu allen sonstigen Fragen konnte Cesar gute und katholische Anworten geben.
Der Vikar besitzt und benutzt das Buch über den vorgeschriebenen Messritus ["Das buechl de ritu ist im zukommen, prauchts auch"].

Visitationsbericht von 1560 im Diözesanarchiv München
Die linke Hälfte der Seiten wurde für Hinweise
(z.B. von Vorgesetzten) frei gelassen

Allerdings sei ein Beichtspiegel notwendig.
Vor ungefähr 9 Jahren habe es in Altomünster eine Firmung gegeben, sagt Cesar, er ermahne auch seine Gläubigen, sie in Anspruch zu nehmen.
Er beichtet ungefähr 7mal im Jahr.

Privatleben des Vikars
Vikar Cesar hat eine alte, unverheiratete Köchin.
Der Cooperator konnte nicht befragt werden, weil er nicht aufgefunden wurde.
Pfarrei:
Die Pfarrei hat 430 Communikanten (das sind erwachsene Gläubige), die alle katholisch geblieben sind.
Das Einkommen des Pfarrers liegt bei 150 Gulden jährlich. Davon muss er dem offiziellen Pfarrherrn, dem Salzburger Kanonikus und Stiftspropst von Altötting Johann Auer (1517-1561), 40 Gulden Absentgeld geben. Zudem muss er einen Cooperator bezahlen, der die Filialen versieht. Der erhält von ihm Essen und 15 Gulden auf die Hand ["dem gibt er tisch undvon freier handt zu pesserung 15 fl."]. Zusammen mit anderen Gebühren kommt der Cooperator auf rd. 40 Gulden ["Schetzt dem gsellen sein einkommen auf 40 fl."]. Das Einkommen, das der Pfarrkirche verbleibt, beträgt ebenfalls 40 Gulden. Es wurde in der Pfarrei nie mehr als ein Cooperator beschäftigt.
Die Kirchenrechnung erstellt der Landpfleger von Friedberg. Dafür erhält er 40 Kreuzer, der Richter 30 Kreuzer, der Pfarrer und die beiden Kirchenpfleger und der Amtmann je 15 Kreuzer. Auch für die Filiale wird die Kirchenrechnug von Friedberg unter gleichen Beträgen erstellt.
Vom Vermögen der Pfarrkirche und den 5 Filialen ist nichts verkauft. Die Pfarrei besitzt einen Pfarrhof üblicher Ausmaße und Bauqualität.
Kirche Pfarr Sittenbach. Patronus s.Sebastianus
Die Kirchenverwalter haben das Kircheneinkommen von Sittenbach auf 25 Gulden geschätzt, zusätzlich 1 1/2 Pfund Wachs und ein Münchner Maß an Korn.
Die Pfarrkirche besitzt ein Sakramentshäuschen und weitere Kirchenzier, Bilder, Gemälde.
Dazu folgende liturgischen Geräte: 3 Kelche (der vierte Kelch ist gestohlen worden), 3 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch mit Beerdigungsriten, ein zerrissenes Liturgiebuch und ein
Liederbuch. Dazu kommt eine Monstranz aus Messing und 5 Messgewänder.
Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser wird in einem Krügl aufbewahrt.
Die Kirche besitzt Begräbnisrecht. Der Pfarrer hält sich mit dem Selgerait (Totengedenken) unverweislich, d.h., es ist nichts zu beanstanden.
Die Kirche und der Pfarrhof sind intakt und müssen nicht repariert werden. Insgesamt sind bei der Kirche keine Mängel zu erkennen; allein, dass es zu wenig (Wand)Gemälde gibt ["allein das wenig gemäldt darinnen ist"]
Filialen:
Die Pfarrkirche Sittenbach hat fünf Filialen; bei vier davon bestehen eigene Kirchenverwaltungen ["vorbemelte pfarrkirchen Sittenpach hat funf zukirchen und bei den viern sein kirchpröbst"]. "Haissen die kirchen also:
Zu Sant Johanns im Greimertzwinckhel,
S.Leonhart zu Roßbach,
zum Hailigen Creutz zu Northofen,
S.Gabin zu Weickhertzhofen,
S.Georg zu Grossen Perckhofen".
Die hier genannten Patrone entsprechen den heutigen. Dies ist in den Berichten über die Inaugenscheinnahme der Filialkirchen (siehe unten) nicht so.
Die Kirchenverwalter der Filialkirchen sind zur Visitation nicht erschienen und konnten deshalb nicht befragt werden ["Diser khirchen zechpröbst ist auf dißmals kainer erschinen, aus was ursach ist unbewust"].

Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier...

 

Visitation in der Filialkirche Roßbach
Filialis Rospach Patronus s.Vitus

Über die Filialkirche St.Martin in Lauterbach sind nur Angaben aus der Inaugenscheinnahme durch die Visitatoren enthalten, weil die Kirchenverwalter ("Zechpröbst") zum Termin nicht erschienen sind.
Als Patron der Kirche wird in diesem Berichtsteil nicht St. Leonhard, sondern St.Vitus genannt.
Die Kirche besitzt zwei Kelche, 3 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch über die Beerdigungsriten, 4 Messgewänder, ein zerrissenes Liederbuch. Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einer Flasche. Das Sakramentshaus ist verschlossen und durch ein Ewig-Licht beleuchtet. Die Kirche, die Stühle und die Kirchenmauer sollten repariert werden. Der Text endet mit den Worten: "Sonst ist kain magel".

 

Visitation in der Filialkirche Orthofen
Filialis Northofen Patronus s.Sixtus

Die Visitatoren haben über die Filialkirche St.Sixtus in Northofen folgende Beschreibung geliefert:
Auch hier ist bemerkenswert, dass als Patron der Kirche in diesem Bericht nicht St. Heilig Kreuz, sondern St.Sixtus genannt wird.
Über die Einrichtung der Kirche heißt es: "Besitzt zwei Kelche, 4 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch über die Beerdigungsriten, 3 Messgewänder, ein gutes Liederbuch und eine kleine Messingmonstranz. Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist verschlossen und -nur in der Nacht- durch ein Ewig-Licht beleuchtet. An Altären, Tafln usw. sei "kain mangel". Allein der Umfang der (Wand)Gemälde wird kritisiert.


Visitation in der Filialkirche Unterweikertshofen
Filialis Weikhertzhofen. Patrona s.Barbara

Warum die Kirche in Weikhertzhofen nicht dem S.Gabinus, sondern der hl.Barbara geweiht gewesen sein soll, ist nicht bekant.
Als Einrichtungsgegenstände der Kirche sind aufgeführt: "zwei Kelche, 2 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch über die Beerdigungsriten, ein zerrissenes Psalmenbuch, ein Liederbuch. Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist nicht verschlossen aber durch ein Ewig-Licht beleuchtet. "An der kirch, altarn, altarthuechern und andern dingen ist kain mangel".


Visitation in der Filialkirche Großberghofen
Filialis Grossen Berckhofen. Patrona s.Georgius

Die Inaugenscheinnahme ergab: "3 Kelche, 3 Corporale, 3 Messbücher, ein gutes und 3 schlechte Messgewänder, ein Buch über die Beerdigungsriten, ein zerrissenes Liederbuch. Die geweihten Hostien werden unrein, die hl.Öle aber rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist nicht verschlossen, aber durch ein Ewig-Licht beleuchtet. Die Kirche und die (Friedhofs-)Mauer sind reparaturbedürftig. Mit den Worten "Sonst kain magel" endet der kurze Bericht.


Quelle:
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986

 

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

 

30.4.2018