Lourdeskapelle
in REICHERTSHAUSEN
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Geschichte
Der an der Straße von
Pipinsried nach Asbach bzw. Schmarnzell gelegene Weiler Reichertshausen
gehört zur Pfarrei Pipinsried.
Die stattliche Hofkapelle beim "Bräu" (früher "beim
Graf") hatte mehrere Vorläufer. Die schon im 15.Jh gebräuchliche
Flurbe-zeichnung "Heiligengärtl" für das Grundstück,
auf dem die Kapelle steht, deutet darauf hin. Auch aus dem 19. Jh.
gibt es mehrfach Hinweise auf Kapellenbauten an dieser Stelle. Die
Vorgänger-kapelle jedenfalls soll aus Holz gewesen sein; sie
entstand, als der Hof 1887 neu aufgebaut wurde. 02)
Die heutige Kapelle
stammt aus dem Jahr 1901.
Über dem Eingang
des neuromanischen Baus ist eine Inschrift
mit der Jahres- zahl, den Namen der Erbauer "Kaspar u.
Cresc.Riedlberger" und der Widmung "Alles zur Ehre Gottes
und seiner unbefleckten Mutter Maria" angebracht.
Die Fam.Riedlberger hatte den Bauernhof um 1900 01)
(andere Quelle: 1887 02))
erworben. Weil beim Kauf etwas Geld übrig blieb, entschloss
man sich, es für einen Neubau der Kapelle zu verwenden.
Das mit vielen
Blatt- und Ranken-Reliefs verzierte Eingangsportal
ist mit dem Text "Hl.Maria bitte für uns" überschrieben.
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Eingangstür
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Kapellenbau
Die Kapelle hat einen Grundriss von 15 Metern Länge und 7 Metern Breite.
Sie ist weiß gestrichen und durch gelbe Lisenen gegliedert.
Das rechteckige Kirchenschiff wird von sechs Rundbogenfenstern erhellt.
Es ist mit einem Satteldach bedeckt. Der stark einge-zogene Chor besitzt
kein Fenster. Er schließt in drei Seiten eines Achtecks.
Der Turm über dem Eingang ist ein Dachreiter, d.h. er sitzt
mit der Frontseite auf der Mauer, mit der Rückseite auf dem Gebälk
auf. Er ist im unteren Teil breiter, im oberen Teil -mit den hohen Schallfenstern-
etwas schmäler. Sein Spitzdach ist mit einem Kreuz gekrönt. An
der Vorderseite des Turmes ist eine Uhr angebracht.
Im Turm hängt eine Glocke, die von einem elektrischen Antrieb
geläutet wird. Bis 1987 wurde die Glocke mit Seil und per Hand geläutet,
dreimal am Tag, morgens um sechs das erste Mal. Seitdem wird per Knopfdruck
geläutet. Und auch nur noch abends.
Innenausstattung
Der Chorraum der Kapelle wird voll
ausgefüllt von einer kunstvoll gebauten Lourdesgrotte
mit Statuen der Muttergottes und des Sehermädchens Bernadette Soubirous.
Die Grotte wird durch einen Scheinwerfer angestrahlt.
Unter dem weißmarmornen
Altar befindet sich eine Marmor-schale für eine Wasserquelle.
Der Tabernakel auf dem Altar dient nur der Zierde; es befinden sich
keine geweihten Hostien darin.
Lourdesmadonna
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Auf Inschriftentafeln
über der Statue sind die Anrufungen zu Maria eingraviert:
("O Maria sei gegrüßt, der du voll der Gnaden
bist" und
"O Maria süß und mild, sei meine Rettung,
sei mein Schild").
Im Februar, dem Monat, in dem die Mutter-gottes 1858 erschienen
ist, wird alljährlich eine hl. Messe in der Kapelle gefeiert.
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Hinweis: Am 11. Februar 1858
an erschien dem Mädchen Bernadette
Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau wiederholt
die heilige Maria. Während einer dieser Visionen entsprang
in der Grotte eine Quelle, deren Wasser als heilkräftig gilt.
Die offiziellen Vertreter der Kirche sahen diese Erscheinungen zunächst
mit Argwohn an. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Pfarrer und
Bischof dem Hirtenmädchen. Als der Pfarrer Bernadette aufforderte,
die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen, und Bernadette ihm den
Namen "unbefleckte Empfängnis" -ein theologischer Terminus,
den Bernadette nicht wissen konnte - überbrachte, war er von
der Authentizität der Erscheinung überzeugt. Bald entstand
bei der Grotte ein "heiliger Bezirk" mit mehreren großen Kirchen
und einem Prozessionsplatz. Der Ort zieht seither Millionen von
Pilgern an, darunter viele Kranke, die sich vom vermeintlich wundertätigen
Wasser Heilung versprechen. Tatsächlich kommt es immer wieder
zu Spontanremissionen (= unerwartet eintretende Besserung oder Genesung).
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Neben der Grotte sind die Kreuzwegbilder
der Blickfang in der Kapelle. Die Bilder sind mit Ölfarbe
auf Leinwand-untergrund gemalt. Sie besitzen einen kunstvollen
Rah-men mit geschnitztem Aufsatz, in den die Stationsnum-mer
eingetragen ist. Durch den goldfarbenen Hintergrund (der Symbol
für das Himmlische ist) wirken sie wie Ikonen der Ostkirche.
Die Kreuzwegbilder in Reichertshausen sind nach der gleichen
Vorlage gemalt wie die in den
Kirchen von Gundackersdorf (1870/80), Oberroth (1894) und Hörenzhausen
bei Haimhausen (1890).
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Als Kreuzweg
werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen
bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidens-geschichte
Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur
Grablegung, bestehen.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger,
bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidens-weg Jesu auf der "Via
Dolorosa" nachzugehen.
Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die
Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen
Leben bekehrt wurde.
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Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen
bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise
konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher
betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals
in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere
in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17.
zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume
der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte
im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und
bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum 1. Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft
Jesus d. Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum 2. Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum 3. Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom
Kreuz abgenommen
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14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Sechs Bankreihen aus der
Zeit um 1987 bieten rd. 20 Personen Platz in der Kapelle.
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An
der Rückseite hängt ein Bild des heiligen Leonhard,
im Abtsornat mit Viehketten in der Hand. Leonhard war der
wichtigste Heilige der Landbevölkerung und durfte in
keiner Kapelle oder Kirche fehlen.
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Leonhardsbild
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Leonhard (in Bayern einer
der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später
als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen
und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen
wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer,
"die in Ketten liegen", also der Gefangenen -und der Geisteskranken,
die man bis ins 18. Jh. ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach
Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in
Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese
Ketten als Viehketten missdeutete. |
In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung
im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den "bayerischen
Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten
und Tiersegnungen vorgenommen.
Renovierung 1987
Im großen Stil wurde die Kapelle zuletzt in den Jahren 1987/1988
restauriert. Dabei hat man das Mauerwerk rundum trockengelegt, die Bestuhlung
renoviert und das elektrische Geläute eingebaut. Einen Teil der Kosten
hat die Gemeinde übernommen, den anderen Teil hat die Familie selbst
getragen. Und natürlich haben viele ehrenamtlich geholfen. Eine geerbte
Kapelle ist zwar etwas Schönes, bedeutet aber auch jede Menge Verantwortung,
sagte Elisabeth Riedlberger 02).
Denkmal
Die
Kapelle gehört zu den Baudenkmälern
der Marktgemeinde Altomünster
03) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-67; als "Einschiffig
mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor, Giebelreiter mit geknicktem
Spitzhelm, 1901 erbaut; mit Ausstattung" aufgeführt.
Hans Schertl

Quellen:
01) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER
KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
02) Elisabeth Tyroller, Kapellen
bauen für den lieben Gott, Sendung des Bayerischen Rundfunks am 1.11.2016
03)
Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
21 Bilder: Hans Schertl (2001,2005, 2013)

29.4.2022
Bericht
über die Renovierung von 1987
von Elisabeth Riedlberger am 1.11.2016
Wir haben einen neuen Dachstuhl
raufgemacht, auch ein neues Geläute. Die Glocken haben wird zum Renovieren
nach Passau gebracht. Um die Kapelle herum haben wir alles trockengelegt:
den Boden einen halben Meter ausgegraben. Der Schreiner hat die Bänke
wieder neu hergerichtet. Wir haben schon um 1982/83 ausgemacht, dass wir
die Kapelle renovieren. Und haben schon Pläne geschmiedet: wann geht
es am besten, wann haben wir Zeit. Und dann hätten wir ein Jahr drauf
1984 angefangen. Es war schon eine größere Geschichte. Doch
1985 ist mein Mann gestorben. Herzinfarkt. Zwei Jahre später haben
wir dann renoviert. Denn mir war das ein Bedürfnis, weil wir uns
das so fest vorgenommen haben. Das war ich ihm einfach schuldig. Und ich
habe es auch gern gemacht. Mit den Nachbarn, die haben geholfen. Das war
eigentlich eine schöne Sache, und rausgekommen ist was Schönes.
In der Zwischenzeit haben wir sie wieder mal renoviert, aber nicht mehr
so aufwändig, weil das Bauerwerk gut ist.
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