zur Landkreiskarte        ausführl.Beschreibung         Kirchen i.d. Gem.Haimhausen


Pfarrkirche St. Nikolaus in HAIMHAUSEN

mehr zu St.Nikolaus
Adresse: 85778 Haimhausen, Pfarrstraße 1
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die Ortschaft Haimhausen wurde urkundlich erstmals im Jahr 772 als Heiminhusir (bei den Häusern des Haimo) erwähnt. Sie feierte 2022 ihr 1250. Jubiläum.

Haimhausen gehörte um die 1. Jahrtausendwende den Grafen von Valley. Als dieses Geschlecht 1238 ausstarb, fiel Haimhausen an die Wittelsbacher Herzöge, die es im 16.Jh. als Hofmark an die Fam.Viepeckh, die späteren Grafen von Haimhausen, verlieh.

Von einer Kirche ist erstmals um das Jahr 895 die Rede.  Man darf annehmen, dass Haimhausen in karolingischer Zeit Pfarrsitz wurde und dass hier neben dem Zentrum eines Königsguts-Bezirks auch ein geistlicher Mittelpunkt bestand.

Urkundlich erscheint die Pfarrei Haimhausen erstmals in der Konradinischen Matrikel des Jahres 1315 mit den vier Filialkirchen "Ünnahausen (Inhausen), Herentshausen (Hörenzhausen) und Nembach & Atershausen (Großnöbach und Ottershausen". 

Bis um 1590 waren die Wittelsbacher die Herren in Haimhausen. Ihnen folgten die Viepecks, die bis dahin die Verwalter der Wittelsbacher in Haimhausen waren. Sie wurden 1619 als "von und zu Haimhausen" in den Adelsstand erhoben. Mit dem Herrschaftssitz war das Patronatsrecht für die Pfarrkirche verbunden. Das erlaubte die Mitsprache über alle Belange der Kirche, brachte aber auch erhebliche finanzielle Verpflichtungen mit sich.

Die Kirche steht auf der Anhöhe, hoch über der Amper, dem alten Ortskern und dem Schloss. Durch die Ausdehnung des Ortes nach Osten scheint sie an die Nordwestrand gedrängt.

Der eingezogene Chor, der außen durch einfache Stützpfeiler verstärkt ist, und der untere Teil des 36 m hohen Turms der heutigen Pfarrkirche stammen aus der gotischen Zeit um 1450. Der Turm hatte lange Zeit ein Satteldach; erst im 18. Jh. wurde ihm eine Kuppel aufgesetzt.
Im Turm hängen vier Glocken, die aus den Jahren 1927 (kleinste Glocke, gegossen in Bruckbergerau) und 1949 (drei größere Glocken, gegossen in Erding) stammen.

Das Kirchenschiff wurde im Jahr 1698 im damals modernen barocken Stil mit großen ovalen Fenstern neu errichtet. Im 19.Jh verlängerte man das Kirchenschiff um fünf Meter. 2013 wurden zur Sicherung der Außenwände Stützpfeiler angebracht. Damit konnte man die 1874 angebrachte Eisenstange durch das Kirchenschiff entfernen.
Unter dem Kirchenschiff befindet sich die Gruft der Grafenfamilie Butler-Haimhausen, einer irischen Familie, die von 1794 bis 1892 (durch Einheirat) Besitzer des Schlosses in Haimhausen war. Die Einrichtung der Gruft im Jahr 1841 wurde mit dem Fehlen eines geeigneten Platzes auf dem Friedhof begründet. Ihre Errichtung bedurfte sogar der Erlaubnis des bayrischen Königs, die mit der Auflage erteilt wurde, "dass Hygienestandards eingehalten werden". Der Eingang liegt im unter dem Pflaster im Mittelgang in Höhe des Südausgangs.

Sakristei
Die Sakristei befindet sich in einem schmalen Anbau mit einer Länge von fünf Achsen. Sie ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt und wird durch vier querovalen Fenster erhellt. Sie dürfte Anfang 18. Jh. entstanden sein.
Früher war hier eine Seitenkapelle eingerichtet, in denen die Grabtafeln der Schlossherren hingen.

Erwähnenswert ist auch das neben der Kirche stehende Pfarrhaus, das nach Bränden 1588 und 1799 aus der Zeit um 1800 stammt. Zu Beginn des 21.Jh. wurde es für mehrere Millionen DM aufwändig restauriert.
Eine Besonderheit ist die originale Fassadenfarbe, das sog. barocke Rot, das auf den Betrachter wie rosa wirkt.

Der Sprengel der Pfarrei Haimhausen umfasst die Orte Haimhausen, Amperpettenbach, Großnöbach, Hörenzhausen, Inhausen, Maisteig und Ottershausen (2020: 2783 Katholiken). Seit Okt. 2012 bildet die Pfarrei Haimhausen zusammen mit den Pfarreien Jarzt und Giebing
sowie der Kuratie Weng den großen Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen mit 18 Kirchen.

Inneneinrichtung

Bei der großen Renovierung in den Jahren 2013 bis 2020 wurde auch der Innenraum umgestaltet. In den beiden folgenden Bildern wird das Erscheinungsbild im Jahr 2005 (links) und nach der Wiedereröffnung am 6.12.2020 (rechts) dargestellt. Die größten Veränderungen sind an der Decke und am Choraltar zu erkennen.
Die nachfolgenden Texte beschreiben zum Teil noch die alte Ausstattung. Die neue Beschreibung folgt erst nach dem Ende der Neuausstattung.

Kanzel


Die barocke Innenausstattung stammt großenteils vom flämischen Künstler Egidius Verhelst (1695 -1749).
Besonders hervorzuheben sind ein großes Kruzifix (früher am Choraltar, heute an der Nordwand) sowie die Figurengruppe
auf dem Taufsteindeckel aus dem Jahr 1740.
Diese Figurengruppe auf dem Taufstein ist das feinste barocke Kunstwerk der Kirche. Johannes der Täufer und Jesus stehen stehen nicht wie sonst allein am Jordan, sondern sind -ganz im Geiste des Rokoko- von einer Landschaft mit Felsen, Wasser und Blumen umgeben.

Die Deckengemälde von Michael P.Weingartner aus dem Jahr 1958 wurden im Rahmen der Renovierung 2013/20 überweißelt ( im Altarraum) bzw. unter einer abgehängten Kunststoffdecke (Kirchenschiff) verborgen. Sie können sich die 1958 gemalten Bilder aber noch auf dieser Internetseite anschauen; klicken Sie hier...

Seit 2009 steht in der Kirche wieder der von J.Marggraff (1830-1917) gebaute Choraltar aus dem Jahr 1876. Der Altaraufbau ist im Stile der Neo-Renaissance gestaltet, mit zwei Altarbildern, die im großen Altarblatt den Kirchenpatron St.Nikolaus u. im kleineren Auszug die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm zeigen.
Die
Assistenzfiguren stellen die Heiligen Petrus und Paulus dar.
Zwischen dem alten Choraltar und dem neuen Zelebrationsaltar ist in das Holzpodest eine große Agnus-Dei-Medaillon aus Wachs eingelassen, mit trittfestem Glas abgedeckt und von einem großen schwarzen Holzrahmen umgeben.

Die Seitenaltäre stammen aus der Zeit um 1708 und sind der Muttergottes (links) und St.Josef geweiht. Ihre Figuren stehen in den Mittelnischen der Altäre.
In den Auszügen Gemälde, die St.Antonius (links) und den Apostel Simon Zelotes zeigen.
Als Assistenzfiguren stehen die Pestheiligen Rochus und Sebastian (links) und die beiden Heiligen Korbinian und noch einmal Antonius von Padua auf Postamenten (18.Jh.).

Der Zelebrationsaltar und der Ambo wurden 2020 "in sehr reduzierter Form gestaltet und aus Tombak, einer Bronzelegierung (mit viel Kupfer u.wenig Zink) gefertigt". Geschaffen wurden sie von Ricco Johanson und dem Kunstschmied Matthias Larasser-Bergmeister aus Ebersberg.

Epitaphe
Im Altarraum, im Kirchenschiff und an den Außenmauer sind über 20 Epitaphe angebracht, die vor allem an frühere Pfarrer und an die Familien der Hofmarksherren erinnern. Das prächtigste ist an der Nordseite des Langhauses, nahe der Empore, befestigt und zeigt einen Ritter in Lebensgröße. Es erinnert an den 1681 verstorbenen Maximilian Albert Freiherrn von Haimhausen.

Die Figuren- und Bilderausstattung in der Kirche entspricht dem bäuerlichen Umfeld Haimhausens im 18. u. 19.Jh.
- St.Antonius Figur mit Jesuskind (Seitenaltar) - St.Nikolaus auf dem Altarblatt des Choraltars (1876)
                     im Auszugsbild am Seitenaltar (1700 )                         als Figur auf dem Kirchendach (2019)
- St.Johannes d.Täufer auf Taufsteindeckel (1740) - St.Paulus mit dem Schwert (19.Jh)
- St.Josef (als relativ junger, dynamischer Mann (1880) - St.Petrus mit Buch und Himmelsschlüsseln (19.Jh)
- St.Leonhard mit Abtsstab, Buch und Ketten (18.Jh) - St.Rochus (mit Pestbeule am Oberschenkel)
- St.Korbinian (im Bischofsornat auf Seitenaltar) - St.Sebastian Figur am Marterbaum (Seitenaltar, 1740)
- St.Maria auf Auszugsbild am Choraltar (1876) - St.Simon, Apostel, der Zelot (1708)
                 als Immaculata (Seitenaltar) - Statue des Auferstandenen
                 als Mater dolorosa am Kanzelkreuz ( 18.Jh.) - Herz-Jesu-Statue im Langhaus (20.Jh)

 

Baudenkmal
Die Kirche gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler in Haimhausen wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im südlichen Winkel Turm mit geschwungener Haube, Chor und Turm spätgotisch, Langhaus 1698 ff. errichtet und im 19. Jahrhundert nach Westen verlängert; mit Ausstattung; Gruft der Grafen von Butler, 1841/42 eingebaut. D-1-74-121-9" 89)

Weihe nach der Renovierung 2021
Von 2013-2021 wurde die Kirche aufwändig renoviert und umgestaltet. Die Kosten betrugen rd. 4 Mio Euro. Mehr über die Renovierung erfahren Sie hier...
Nach mehreren Terminverschiebungen, die der Schwierigkeit der Renovierungsarbeiten und der Covid19-Pandemie zuzuschreiben waren, konnten die Kirche und insbesondere der neue Zelebrationsaltar von Kardinal Dr.Reinhard Marx geweiht werden. Den Festgottesdienst am 10.7.2021 können Sie sich auf Youtube ansehen, wenn Sie hier klicken...


W
as noch interessiert...

Zur Gottesdienstordnung kommen Sie hier....

Sie können sich das harmonisch klingende Glockengeläute auf Youtube anhören. Klicken Sie hier....
 




Beschreibung der Kirche
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

 Geschichte:  Früheste Kirche  Zehentstreit 1255  Matrikel 1315  Gotischer Bau 1450  Matrikel 1524
 Visitation 1560  30jähriger Krieg  Umbau 1698  Matrikel 1738  Beschreibung 1820
 Festgottesdienst 1833  Seelenstandsbeschreibg. 19.Jh.  Grufteinbau 1841  Beschreibg 1874
 Beschreibung 1895  Umbau 1895  Beschreibung 1900  Zweiter Weltkrieg  Pfarrerliste
         
 Ausstattung:  Altarraum  Apostelleuchter  Baubeschreibung  Beichtstuhl  Choraltar
 Chorbogen  Deckengemälde-1  Deckengemälde-2  Epitaphe  
 Ewig-Licht-Ampel  Figuren im Schiff  Glocken  Gruft

 Kapelle Christus a.Rast

 Kanzel  Kanzelkreuz  Kirchenschiff  Kirchenbänke  Kreuzweg
 Monstranz  Orgel  Opferstock  Oratorium  Portal
 Pfarrhaus  Sakristei  Seitenaltäre  Taufstein  Turm
 Tabernakel  Vorhaus  Vortragekreuze  Wallfahrten  Zelebrationsaltar
 


Chronologische Übersicht

«—
772
Erste Erwähnung der Ortschaft als Heiminhusir   «— 1874 oder 1871: Verlängerung der Kirche
«—
899
Erste Erwähnung der Kirche «— Eisenstange durchs Kirchenschiff gezogen
«—
1255
Haimhausener Kirchenzehent-Streit «— Doppelempore
«— 1315 Konradinische Matrikel «— 1880 Statistische Beschreibung
«—
15.Jh.
2.Hälfte: Gotischer Kirchenbau «— 1876 Veränderung der Seitenaltäre
1504
Haimhausen von den Niederbayern unter Pfalzgraf Ruprecht gebrandschatzt 76)   1885 Erweiterung des Friedhofs 80)
«—
1653
Pfarrbücher neu angelegt 1893 Bröckelnder Deckenputz im Langhaus 102)
      «— 1893 Kirchendiebstahl
«— 1524 Sunderndorfer'sche Matrikel «— 1895 Haimhausen im Verzeichnis der Kunstdenkmale
«—
1560
Visitation des Bischofs und des bay.Herzogs 1895 Kirchendiebstahl
«—
1588
Pfarrhofbrand «— 1895 bis 1898: Umbau - Ausmalung mit Dekorationsmalerei
«—
1672
Reparatur des Pfarrhofs «— neue Orgel
«—
1698
bis 1708: Umbau und Barockisierung der Kirche «— 1900 Nova Vetera
«—
Anbau der Sakristei «— 1900 neubarocker Tabernakel am Choraltar
«—
Erste Orgel «— Beichtstuhle im Stil der Neurenaissance
«—
noch heute vorhandene Eichentür mit Beschlägen «— neue Kanzel
«—
1708
Neue Seitenaltäre «— 1904 Turm mit Kupferblech (früher Weißblech) versehen
«—
1731
Reparatur des Pfarrhofs 1911 Elektrifizierung der Kirche und des Pfarrhauses als erste Gebäude in Haimhausen 80)
«—
1732
Neueindeckung des Kirchendachs mit 30.000 Schindeln «— 1927 Neue Glocken
«—
1739
Schmidtische Matrikel      
«—
1749
Stiftung einer Monstranz durch Pfr.Rucklinger «— 1933 Außenrenovierung
 
18.Jh.
1.Hälfte: Kanzelkreuz «— 1937 Innenrenovierung
«—
Leonhardsfigur «— 1937 neuer Glockenstuhl
«—
2.Hälfte: Opferstock «— 1938 Umbau - Entfernung der Dekorationsmalerei
«—
1799
Pfarrhofbrand «— 1939 und 1940: Glockenabnahme für Kriegszwecke
«—
1820
Beschreibung 1820 «— 1945 Bericht des Pfarrers über das Kriegsende
«—
1833
Festgottesdienst zur Thronbesteigung des Königs Otto von Griechenland «— 1949 drei neue Glocken
«—
1841
Grufteinbau «— 1958 Ausmalung durch Michael Weingartner
«—
Neue Kirchenstühle «— Neugestaltung des Choraltars mit Kanzelkreuz
«—
Umbau - Abschlagen der Stuckaturen
             Wände und Altäre weiß
«— Schalldeckel der Kanzel entfernt
«—
1850
Volksmission «— Kreuzwegstationsbilder von Weingartner
«—
1866
zwei neue Glocken angeschafft «— 1977 bis 1978: Renovierung der Deckengemälde durch Michael Weingartner, Pfaffenhofen
«—
1869
Stiftung von 2 Jahrtagsmessen «— Ausbesserung der Orgel
«—
1871
oder 1876: Renovierung Hochaltar (Marggraff) «— 1988 Zelebrationsaltar
«—
Altarblatt gemalt durch Julius Frank «— 1999 letzte Pfarrhofreparatur
 
  «— 2013 bis 2020: Großer Umbau

Ortschaft Haimhausen

Die Ortschaft Haimhausen war schon im 8.Jh. (neben den Landkreisorten Ampermoching, Vierkirchen, Bergkirchen, Ainhofen und Tandern) ein wichtiger Gerichtsort 72). Sie wurde erstmals im Jahr 772 als Heiminhusir (bei den Häusern des Haimo) erwähnt. Diese Jahreszahl finden wir in einer Urkunde, die davon berichtet, dass der "Edle Rihperht von Ilmina" (Ilmmünster) seine Besitzungen in "Hemminghusir" (Haimhausen) sowie in Hohenbercha, Fürholzen und Giesenbach der Domkirche von Freising (Bischof Arbeo) schenkt. Darunter waren Herrenhöfe, Ackerland, Wiesen, Weiden, Wälder, Hügel und Wasserläufe sowie Knechte und Mägde, Freigelassene und Aldionen (halbfreie Herzogsbauern). Aus einer früheren Schenkungsurkunde wissen wir, dass Rihperht dem Klerus angehörte, da er diese Schenkung an den Bischof (Besitzungen in Aying) anlässlich seiner Weihe zum Diakon in Freising am 6.3.791 gemacht hat.
Wenn Sie die Übersetzung der Urkunde lesen möchten, klicken Sie hier...

Im Einleitungssatz der Urkunde begründet Rihperht die Schenkung mit dem Eingeständnis, dass er sich dadurch Vergebung seiner Sünden erhofft. Die Begründung muss nun nicht bedeuten, dass Rihperht ein besonders großer Sünder gewesen wäre. Diese Art Schuldbekenntnisse waren notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die weltliche Obrigkeit war nicht begeistert, dass die Kirche durch diese Schenkungen immer mächtiger wurde. Deshalb regelte sie im damals geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum, dass einer sein Vermögen nur dann der Kirche überschreiben darf, wenn dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe (und nachdem mit den Söhnen geteilt worden war). Da war das allgemein gehaltene Eingeständnis von Fehlern, die eine Erlösung notwendig machten, recht hilfreich.
Nach der Lex Baiuvariorum waren mindestens sechs Zeugen notwendig; die Urkunde von 772 wurde sogar von zehn Personen (darunter dem Bischof, vier Priestern, zwei Diakonen und einem Richter) beglaubigt.
Interessant ist auch der Schluss der Urkunde, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Zeugen nach gutem bayerischen Brauch an den Ohren gezogen worden waren ("et haec testes per aures tracti"); sie sollten sich später besser an das Rechtsgeschäft erinnern können. Meist glich ein kleines Geschenk die Unannehmlichkeit mit den roten Ohren aus.
(Dass aber tatsächlich auch der Bischof, der in der Urkunde als Zeuge und Empfänger bezeichnet wird, an den Ohren gezogen wurde, erscheint kaum glaubhaft).

Bayern wurde 788 unter Karl dem Großen ein Teil des Frankenreichs und von Gaugrafen verwaltet. Haimhausen lag im Amtsbezirk des Gaugrafen Luitpald (Bereich untere Amper). Er war oberster Richter und konnte die waffenfähigen freien Grundbesitzer zum Kriegsdienst aufrufen. Haimhausen war schon damals bedeutend. Hier hielt Gaugraf Luitpald am 25.5.829 einen überörtlichen Gerichtstag ab. Später war Haimhausen auch unter dem Nachfolger Luitpalds, Gaugraf Ratold Ort eines Gerichtstags.
114)

Die Grafschaft "Untere Amper" ging nach der Jahrtausendwende in den Besitz von Guntpolt (+1045) über, dem Stammvater der Grafen von Ottenburg. Innerhalb dieser Grafschaft gründete sich in Haimhausen eine selbstständige Herrschaft mit Blutgerichts-barkeit der Grafen von Valley, einer Nebenlinie der damals noch nicht so bedeutenden Wittelsbacher. Die setzten zur Verwaltung Ministeriale (Beamte) ein. Einige dieser Ministerialen sind namentlich bekannt, weil sie bei Rechtsgeschäften als schriftlich erwähnte Zeugen auftraten: 114)
           um 1150 Gerwic de Haimhausen - um 1156 Hainrich de Haimenhusen - um 1160 Heinricus und sein Bruder Hainrich
           de Haimenhusen - um 1170 Hartmout de Haimenhusen - um 1180 Hainricus de Haimenhusen und sein Neffe -
           um 1190 Haidinricus de Haimenhusen - um 1190 Wolftrigel de Heimhusen.

Als das Geschlecht der Grafen von Valley 1238 ausstarb, fiel Haimhausen an die verwandten Wittelsbacher Herzöge, die -wie Friedrich Prinz schreibt- "ihren militärischen Rückhalt vor allem in den Burgen Wittelsbach, Dachau und Haimhausen" hatten. Sie ließen das Gebiet in der Zeit von 1238-1270/80 von den Marschällen von Schiltberg verwalten. 114)

Bei der Landesteilung 1255 wurde Haimhausen mit der ebenfalls wittelsbachischen Grafschaft Dachau Oberbayern zugeteilt. Obwohl die Beziehungen zur Grafschaft Dachau im Hinblick auf den selben Landesherrn eng waren und Haimhausens Besitzungen im Dachauer Güterverzeichnis genannt wurden, wahrte Haimhausen doch eine gewisse Unabhängigkeit. Es besaß ein eigenes Kastenamt (Vorläufer des Finanzamts). Zu einer Trennung zwischen Haimhausen und Dachau führte die Teilung von Oberbayern in den Münchner und den Ingolstädter Landesteil im Jahr 1310. Dachau kam zu Ingolstadt, Haimhausen blieb "mit aller siner Chastenguelt und mit allen sinen gerihten, vogtay und rehten, die da zue gehorent" bei Bayern-München und seinem Herzog Rudolf.

Um 1370 war Hans von Eisolzried, danach um 1400 Hans von Gumppenberg Pfleger in Haimhausen. Ihm folgten Heinrich der Gienger und sein Sohn; ihnen übergab der bayer.Herzog am 23.10.1436 das "Gerichtshaus und die Taferne" (=Wirtshaus).

Der nächste Pfleger war Dr.Dr.Wolfgang Viepeckh. Dessen Familie prägte die Herrschaft in Haimhausen für mehrere Jahrhunderte.
- Wolfgang Viepeckh (*um 1510, +1576) war nicht nur Haimhauser Pfleger, sondern stand zugleich als Kanzler von Landshut im
   Dienst von Herzog Albrecht V. (1550-1579). Er durfte sich ab 1572 "von und zu Haimhausen" nennen. Er war einer der führenden
   Köpfe der Gegenreformation.
- Der nächste Herzog, Wilhelm V. (1579-1597), verlieh 1590 dem Sohn Theodor Viepeckh (1590-1626) die Hofmark Haimhausen.
   Theodor hatte wie sein Vater in Ingolstadt Jura studiert. 1588 kaufte er in München einen Stadtpalast (heute Theatiner-
   straße/Fünfhöfe)wurde 1603 in den erblichen Adelsstand berufen. Dessen Geschlecht stieg in den Reichsgrafenstand auf und
   nannte sich fortan "Reichsgrafen von Haimhausen".
103) 1615 wurde er in den Freiherrnstand versetzt und das Recht verliehen,
  den Namen, Wappen, Schild und Helmzier der Grafen von Haimhausen zu tragen.
114)

Eine Beschreibung der geschlossenen Hofmark Haimhausen finden wir im Historischen Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte unter Max Spindler herausgegeben wurde 121). Die dort behandelte Zeitspanne reicht von 1270 bis 1900, wobei die Hofmark nur in der Zeit von 1590 bis in die Mitte des 19.Jh. bestand.
Das Schloss findet hier großen Anklang. So schreiben die Verfasser:
       "Unter den Schlössern aus dem späteren siebzehnten Jahrhundert war Haimhausen das schönste, eine wirklich künstlerisch
        gedachte Gesamtanlage, welche alles enthielt, was man in jener Zeit von einem vornehmen Adelssitze verlangte."
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Eine Kurzbeschreibung der Geschichte Haimhausens (nach damaligen Kenntnisstand) finden wir schon in einem vom Königlichen Rath Dr.Buchinger im Jahr 1844 herausgegebenen Buch mit dem Titel "Geschichtliche Nachrichten über die ehemalige Grafschaft und das Landgericht Dachau bis 1800". Wenn Sie die Beschreibung lesen möchten, klicken Sie hier...

1872 veröffentlichte die Zeitung 'Bayerischen Kurier' in seiner täglichen Beilage "Familienschatz" einen (Fortsetzungs-)Reisebericht mit dem Titel "Drei Tage im Amperthale" 109) Der ungenannte Reisende aus München informierte sich nicht nur über die Orte und die Landschaft, sondern besprach mt Einheimischen auch das bäuerliche Leben sowie soziale und kirchliche Fragen in der Gegend zwischen Haimhausen, Ampermoching und Schönbrunn. Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...

Um 1900 war Haimhausen ein begehrter Malerort.
Der berühmte deutsche Impressionist Lovis Corinth (1858-1925) schrieb: "Dachau und Haimhausen, Ortschaften in der Nähe Münchens, lieferten seit Jahren den Malern Anregungen für ihre impressionistischen Motive; Enthusiasten pflegten diese Stätten das bayerische Barbizon (= französische Künstlerkolonie) und Fontainebleau (= Künstlerschulen im Schloss) zu nennen."
99)

Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche Haimhausen

Früheste Kirche
Wann hier in Haimhausen die erste Kirche gebaut wurde, ist nicht bekannt. Die früheste Erwähnung finden wir in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 895 und 899. Das genaue Erstellungsdatum geht aus der Urkunde nicht hervor, weil damals (ab dem 9.Jh), die auf römischen Brauch zurückgehende ausführliche Eingangsformel vereinfacht worden war. Die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" war damals noch nicht üblich. Nach römischem Recht musste an den Anfang des Schriftstücks eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Aufführung der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden. Ab dem 9.Jh, also zu der Ausstellungszeit unserer Urkunde, begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung und einer akribischen Aufzählung aller Zeugen des Vertragsabschlusses. Grund war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung führte man auch die Namen der Rechtsbeteiligten auf. War eine der Parteien die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt wurde.
Prominente Zeugen, von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen eine weitere Eingrenzung zu. Ein solcher Fall liegt auch bei der ältesten Urkunde der Haimhausener Kirche vor. Damals tauschte der 10. Freisinger Bischof Waldo (883-906) mit einem Adeligen namens Cotascalc den Zehent der Kirche von Inhausen, der an die Kirche von Haimhausen gezahlt wurde, gegen einen Herrenhof in Sulzrain. Dies bedeutet, dass um diese Zeit sowohl in Haimhausen als auch in Inhausen Kirchen gestanden sein mussten. Die Zehentzahlung von Inhausen nach Haimhausen legt zudem nahe, dass Haimhausen der Pfarrsitz und Inhausen die Filiale war.
Es wird angenommen, dass Haimhausen in karolingischer Zeit Zentrum eines Königsgut-Bezirks und wohl auch ein geistlicher Mittelpunkt war.
Das Nikolaus-Patrozinium dürfte erst später übernommen worden sein; denn man findet es in Bayern im Allgemeinen erst seit dem zehnten Jahrhundert, und zwar besonders an Flüssen und neben Handelsstraßen, da der Heilige u.a. als Patron der Seeleute und Handelsmänner gilt. ... mehr zur Vita von St.Nikolaus...

Glaubensleben im 9.Jh.
Zu Beginn des 9.Jh. war der neue Glaube bei der Bevölkerung noch nicht theologisch untermauert, sondern mehr formelhaft geprägt. Dies zeigt sehr anschaulich eine Predigt im Rahmen einer Tauffeier aus dem Jahr 805, die in Freising niedergeschrieben wurde. Die "Exhortatio ad plebem christianam" (Mahnung an das christliche Volk) forderte die Gemeinde und besonders die Taufpaten auf, wenigstens das Glaubensbekenntnis und Vaterunser zu lernen und die Kinder darin zu unterrichten. Das Glaubenswissen bestand damals aus wenigen Formeln, die aber mit großem Nachdruck gefordert und für deren Unterweisung die Laien hauptverantwortlich gemacht wurden.
Wenn Sie die Predigt lesen möchten, klicken Sie hier...


Haimhausener Kirchenzehent-Streit 1255
122)
Über die Eigentümer des Kirchenzehents im 13.Jh. erfahren wir etwas aus einer Urkunde, die das Ende eines Rechtsstreits über den Kirchenzehnt und den Brückenzoll in Haimhausen besiegelte. In ihr heißt es, dass der Eigentümer beider Rechte, Bischof Konrad von Freising, zwei Teile des Kirchenzehenten und die (Zolleinnahmen der) Amperbrücke dem Marschall Berthold von Schiltberg zu Lehen gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt hieß der Lehensträger Sifrid Wilbeck aus dem auf der Burg zu Unterweilbach sitzenden ritterlichen Geschlecht. Die Schiltberger konnten die Unterweilbacher verdrängen, weil sie zur engsten Umgebung der bayerischen Herzöge, der Wittelsbacher, gehörten. Sie waren auch schon 1238, nach dem Aussterben der Grafen von Valley, mit der Burgherrschaft in Haimhausen belehnt worden.


Konradinische Matrikel von 1315 06)
Die älteste ausdrückliche Erwähnung der Pfarrei Haimhausen mit ihren vier Filialen stammt aus dem Jahre 1315, als der 31.Freisinger Bischof Konrad III. (1314-1322) alle Kirchen des Bistums in einem Verzeichnis erfassen ließ (Konradinische Matrikel) Darin wird unter dem Dekanat Freising die Pfarrei Haimhausen mit den Worten "Haimhausen soluit (= bezahlt) X Pfund, habet IIII filias: Ünnhausen, Herentshausen, Nembach & Atershausen cum sepulturis (= mit Friedhof)".

Gerichtsverfahren 1430 81)
Aus dem Jahr 1430 ist auch ein Gerichtsverfahren bekannt, in dem es um Eigenleute des Klosters Dietramszell in Haimhausen ging.
Das Kloster besaß in Haimhausen einen Hof, den es durch Eigenleute (Leibeigene) bewirtschaftete. Ein anderer Hof in der Umgebung befand sich wohl im Besitz von Ortolf dem Jüngeren von Sandizell. Im Mai 1430 klagte das Kloster in Dachau auf offener Schranne gegen den Sandizeller wegen "Entfremdung der Eigenleute zu Pullhausen, Pellheim und Haimhausen". Ortolf hatte wohl die Leibeigenen des Klosterhofs durch Zwang oder/und Geschenke für Arbeiten am eigenen Gut verpflichtet. Das Kloster gewann den Rechtsstreit; das Gericht sprach ihm die Eigenleute zu.

Um 1310 hatte sich das Klima in Europa ganz plötzlich verschlechtert. Viele Menschen (in manchen Berichten wird von einem Drittel der Menschen berichtet), vor allem aus der ärmeren Bevölkerungsschicht, verhungerten oder starben an Krankheiten. Weitere fielen der katastrophalen Pestepidemie 1348 zum Opfer. Man könnte meinen, dass dieser zahlenmäßige Rückgang der Bauern deren wirtschaftlichen Wert erhöhen würde und eine bessere Behandlung zur Folge hätte. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Der Adel und die Klöster verschärften die Vorschriften für die Leibeigenen, damit die Arbeit auf ihren Gütern weiter verrichtet wurde. Vor allem die Flucht in die Städte (Stadtluft macht frei) wurde radikal unterbunden. So haben sich im Kloster Dietramszell Erklärungen aus dieser Zeit erhalten, in dem sich die Leibeigenen verpflichteten, dem Kloster nicht zu "enpharen" (entfahren/entfliehen) und keinesfalls in irgendwelche Städte oder Märkte oder Freiungen zu "entweichen". Versuche dieser Art wurden mit Pön (Strafen) belegt, von denen Geldstrafen noch die erträglichsten waren.




Gotischer Bau 1450

Erbaut wurde die heutige Pfarrkirche wohl nach 1450 im Stil der Spätgotik. Dies Bauzeit lässt sich durch die Tatsache bestimmen, dass der Turm im Süden steht. Diese Bauweise war erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jh üblich.
38)
Die Länge der Kirche dürfte in etwa bis zum heutigen Portal auf der Südseite gereicht haben.
114) Dabei muss berücksichtigt werden, dass noch kein Gestühl eingebaut war. Es gab für die meisten Menschen nur Stehplätze.

Damals hatte Haimhausen 44 Anwesen, von denen nur 11 dem Bauernstand angehörten; der größte Teil der Bewohner ernährte sich vom Gewerbe und aus einer unselbstständigen Beschäftigung. An Berufen genannt sind: Wirt, Müller, Mesner, Zöllner, Metzger, Schwertfeger, Bader, 2 Schmiede, Schuster, Weber, 2 Schneider, Fischer und Bäcker. Die Ministerialbeamten (Pfleger und Richter) haben einen Teil ihrer Einkünfte auch als Wirte verdient.
Vielleicht entstand der Bau auch erst unter der Leitung des im Jahre 1521 verstorbenen Pfarrers Johannes Lew (Löb), dessen stark verwitterter Grabstein (der älteste der Kirche) am Chorschluss zu sehen ist. Von dieser Kirche ist jedenfalls der Altarraum noch erhalten.

Präsentationsrecht im Mittelalter
Im Jahr 1485 wechselte das Präsentationsrecht für die Pfarrei Haimhausen (das Recht, die Pfarrer auszusuchen und zu bestellen) von den bayerischen Herzögen Sigismund und Albrecht, den Besitzern von Haimhausen, zum 45. Freisinger Bischofs Sixtus von Tannberg (1474-1495). Die Herzöge erhielten dafür das Präsentationsrecht für die Pfarrei Mainburg (Cod.3 zur Sunderndorfer'schen Matrikel, Fn 2 zu § 518). Aber in der Praxis scheint diese Regelung nicht lange gegolten zu haben. Zwar wird 1524 (in der Matrikel des Bischofs) das Besetzungsrecht rechtlich einwandfrei dem Bischof zugeordnet; doch 1560 ist im Visitationsbericht zu lesen, nach Aussage des Kirchenpflegers würden die Pfarrer vom bayer.Herzog ernannt. Entweder war der Tausch wieder rückgängig gemacht worden oder es redete der Herzog bei der Besetzung der Pfarrstelle nach wie vor mit; zwar ohne rechtliche Grundlage, aber aufgrund der faktischen Machtverhältnisse, denn der Herzog war Hofmarksherr. Dafür spricht auch eine Beschwerdeliste von 1533, in der sich die Bischöfe über die unrechtmäßigen Einmischungen der weltlichen Gewalt in geistliche Belange mokierten. Einer der Punkte war, dass die bayerischen Herzöge in den päpstlichen Monaten einfach die Benefizien an "ungeschickte Bewerber" als Gunsterweis oder Entlohnung verliehen. Das sei durch Herzog Wilhelm IV. bei mehreren Pfarreien geschehen, darunter auch in Haimhausen. In den vom Bistum und Herzogtum einvernehmlich erstellten Verzeichnissen über die verschiedenen Präsentationsregelungen für die einzelnen Pfarreien des Bistums von 17.10.1601 und vom Beginn des 19.Jh. wird jedenfalls Haimhausen voll dem Präsentationsrecht des Bischofs zugeordnet. 02.


Landshuter Erbfolgekrieg 1504-05
94

In dem auch Landshuter Erbfolgekrieg genannten Krieg zwischen den Wittelsbacher Verwandten von Niederbayern und Oberbayern, bei dem es um die Herrschaft in Niederbayern nach dem Aussterben der dortigen Herrscher im Mannesstamme ging, wurden die Burg und der Ort Haimhausen am 5. 8. 1504 von den Niederbayern unter Pfalzgraf Rupprecht niedergebrannt. Auch Ottershausen und Inhausen wurden verwüstet. Der "Bruderkrieg" wurde, was heute kaum mehr bekannt ist, mit äußerster Grausamkeit geführt. "Der Krieg brachte Zerstörungen apokalyptischen Ausmaßes mit sich....Der aus Kriegsverbrechen resultierende Bevölkerungsrückgang um 30 % entsprach in etwa dem des Dreißigjährigen Krieges" schrieb Hans Kratzer. 100
Rupprecht starb übrigens 2 Wochen später an der Ruhr.
96 Peter Dorner schrieb95, erst "ein halbes Jahrhundert später" erfolgte ein Neuaufbau, "denn noch auf Apians Karte von 1566 sind keine Anlagen zu erkennen".

Über Schäden an der Kirche ist nichts bekannt.



Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524  
06)
Die Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 berichtet, die Pfarrei habe "270 Communicantes". Das waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und -zumindest theoretisch- zur Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir - nach Peter Pfister 77) - "noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige hinzuzählen". Die Zahl der Katholiken (das entsprach damals der Bevölkerung) in Haimhausen betrug zu Zeiten der Reformation somit rd. 320. Das war für unser Gebiet eine durchschnittliche Größe. Die Pfarrei Haimhausen war im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau die zehntgrößte Pfarrei. Eine Übersicht über die damaligen Gläubigenzahlen erhalten Sie hier...
Seelsorger war damals Joannes Pfaffenhofer. Er wurde von einem Cooperator (=Kaplan) unterstützt, der vom Pfarrer mit freier Verpflegung und 4 Gulden jährl. entlohnt wurde; daneben erhielt er aus kirchlichen Gebühren 24 Gulden. Inhausen hatte einen eigenen Pfarrer, den Benefiziaten Wilhelm Leb.
Das Präsentationsrecht für die Pfarrei besaß der Bischof (de collatione Rev.Frisingensis). Die Zahl der Filialen war mit vier gleichgeblieben: "B.Virginis in Innhausen, s.Stephani in Ottershausen, s.Joannis in Herentzhausen et s.Margaretae in Nennbach cum sepulturis". Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude waren heruntergekommen ("sunt ruinosa").


Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Maßnahme ging von staatlicher Seite aus, da für Herzog Albrecht die Bewahrung der katholischen Religion gleichbedeutend mit der Sicherung des Landes war. Bezeichnend ist die Aussage des Vaters von Albrecht, Herzog Wilhelm IV. Er schrieb 1549: "Wir mögen dem allmächtigen Gott und ganzer deutscher Nation bezeugen: hätten die Geistlichen zur Erhaltung ihrer Religion so viel als wir gethan, daneben ihre Lehre und ihr Leben nach der Ordnung der christlichen Kirche gerichtet, und den Satzungen der Väter nachgefolgt, so wären wir alle insgemein in deutscher Nation des schrecklichen Abfalls in unserm heiligen Glauben... wohl entübrigt geblieben". 39)

Die Visitation selbst wurde durch herzogliche und bischöfliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund der Untersuchung war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Haimhausen heißt es,die Pfarrei umfasse 350 Communicanten. Sie seien alle gut katholisch und gingen fleißig in die Kirche; nur mit 2 Familien gebe es Probleme. Außer einem Pfarrangehörigen verweigere sich niemand der Beichte. Mit Opfer und Sammlungen seien die Pfarrleuth aber nicht großzügig ("seind nachlessig gnug mit opfer und collectur"). Pfarrer war seit 6 Jahren Leonhard Stadler. Seine Köchin hatte 5 Kinder. Der Vater wird nicht genannt.

In guten Erntejahren hatte der Pfarrer Einnahmen von 150 Gulden. Dazu kamen Einnahmen aus den Mess-Gebühren von rd. 60 Gulden ("macht ungeverlich 60 fl. "). Die Pfarrkirche in Haimhausen war in gutem baulichen Zustand.
Kaplan
(Gsellbriester) war der erst kürzlich ausgeweihte Andreas Unfueg. Theologisch habe er noch einige Lücken, stellten die Prüfer fest. Dagegen war der Benefiziat in Inhausen Johannes Meislmayr schon ein gestandener Priester. Auch er war gut katholisch, hatte aber eine Geliebte. Die Kinder aus dieser Verbindung waren verstorben. Priester und Gläubige glaubten alle an die 7 Sakramente (Luther predigte nur zwei); in der Pfarrei wurden aber zwei davon, Firmung und Krankensalbung, nicht praktiziert.
Der Bericht endet mit den Worten: "Sonst an andern dingen kain mangel".
Wenn Sie den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken sie hier...

Dreißigjähriger Krieg
Der 30jährige Krieg traf auch Haimhausen schwer. Zwar ist mir von Beschädigungen der Kirche nichts ausdrücklich bekannt. Doch die Nachricht, dass nur ein Gebäude im Ort, das Badehaus, den Krieg unzerstört überstanden hat, lässt zumindest für die Inneneinrichtung Schlimmes befürchten. Die Kirche als Steinbau, wird die Zerstörungswut der Soldaten wohl überstanden haben. Für Sprengungen von Kirchengebäuden war das Schießpulver nämlich zu kostbar. Auch in beiläufigen Bemerkungen anderer Publikationen werden manchmal Details genannt: So z.B. im Besitzverzeichnis des Klosters Dietramszell, wo es heißt: "1637/46 Lehen (1632 vom Feind niedergebrannt, Münchner Stift) - 1644 Klage des Hofmarksherren von Haimhausen, da das Klostergut noch nicht wiederaufgebaut, 1647 Kloster will Gut verkaufen"
.

Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Zwar sollen im 30jährigen Krieg die Pfarrmatrikel in der Diözese Freising insgesamt keine schwerwiegende Verluste erlitten haben 101) ; doch gilt dies nicht für das Gebiet des heutigen Landkreises Dachau. So mussten auch in Haimhausen im Jahr 1653 neue Pfarrbücher (durch Befragung der Überlebenden) angelegt werden.


Umbau 1698
Nach dem 30jährigen Krieg war die Kirche jedenfalls baufällig. Dazu werden wohl der Krieg als auch der schwammige und instabile Untergrund beigetragen haben. Zunächst wollte der für den Bau zuständige Schlossherr als Patron der Kirche den Kirchenraum verlängern lassen 102) doch das vorhandene Mauerwerk war zu schlecht. In einem Protokoll von 1698 heißt es:
  "Hiesiges Gottshaus und Pfarrkirchen Haimhausen war sowohl im Tachstull als auch am Fundament des Gemäuers dermassen pauföllig, daß die ganze Kirche von Grund auf hat abprechen und sodann, wie es die Notdurfft erfordert, was größeres als vorhero gewesen wird aufgepauet." 38)

Die heutige Kirche erhielt somit um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen, als 1698 (andere Quelle: 1687 70)) das Langhaus, das Kirchenschiff, im barocken Stil neu und etwas größer als vorher gebaut wurde. Auch eine neue Orgel wurde 1698 eingebaut. Den stark eingezogenen und niedrigen Chor ließ man stehen. Leider kam es bei diesen Maßnahmen auch zu Baupfusch, der mitursächlich für die umfangreichen Baumaßnahmen zu Beginn des 21.Jh. war. Insbesondere wurde der Dachstuhl nicht ausreichend versteift. "So drückte er mit der Zeit die Mauern (um 14 bis 18 cm) nach außen", erklärte Pastoralassistent Skrabal 2021 102). " Diese statischen Probleme waren schon 1874/76 erkannt und zur Sicherheit zwei Eisenstangen im Kirchenschiff eingezogen worden, um die Mauern zu halten".
Erst bei der Sanierung 2013/2020 wurde der Dachstuhl versteift und ein weiteres Auseinanderdriften der Maurn gestoppt.

Das Langhaus wurde hauptsächlich aus Spendenmitteln des Haimhausener Grafen Franz Ferdinand und der Gräfin Maria Anna, deren Freigebigkeit gegenüber der Kirche "insignis benefactrire ecclesiae parochalis" besonders erwähnt wird, errichtet. Für die Kosten der sonstigen Umbaumaßnahmen, die sich bis 1708 erstreckten und auch den Turm und insbesondere die Inneneinrichtung umfassten, wurden "von der Inhausener Kirche 1600 Gulden vorgeschossen".
Zu dieser Zeit hat man westlich des Turms einen Anbau errichtet, der vermutlich zunächst eine Seitenkapelle war und als Grabstätte der Schlossherren diente. Er wird heute als Sakristei genutzt.

Die Barockisierung des Kircheninneren zog sich hin, möglicherweise auch bedingt durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714), der in der Gegend von Haimhausen besonders stark wütete. Hugo Straßer schreibt dazu: "Es entstanden Seuchen und Hungersnot. Cooperator Sigl wurde ein Opfer der Krankenseelsorge, er starb 14.II. 1704 am grassierenden schlechten Fieber. Pfarrer Mörz suchte durch Mildtätigkeit der schreienden Not abzuhelfen".
Mehrere Figuren, ein Kruzifix, die Kanzel und die Taufsteinfiguren wurden erst 50 Jahre nach Beginn der Baumaßnahmen erstellt. Die Verzögerung hatte auch ihr Gutes: So konnte ein bedeutender Künstler gewonnen werden, der flämische Bildhauer Egidius Verhelst, der bei Beginn des Umbaus erst 2 Jahre alt war.
  Hinweis: Egid (Ägid) Verhelst wurde am 13.12.1696 in Antwerpen geboren (getauft), kam 1718 nach München, wirkte von 1726-1736 im Kloster Ettal und zog schließlich 1738 nach Augsburg, wo er am 19.4.1749 starb. Seine Witwe heiratete 1759 seinen Schüler Joseph Bonaventura Mutschele (1728 - 1778 oder 1783) 30).
Das künstlerische Schaffen von Egid Verhelst in den Haimhausener Gotteshäusern fällt in seine Augsburger Zeit. Verhelst trug maßgeblich dazu bei, dass die flämische Kunstauffassung auch in Süddeutschland Fuß fassen konnte. Mit zwei seiner Söhne gestaltete er die Ausstattung der Schlosskapelle Haimhausen (Holzarchitektur, Figuren, Stuck, Teile der Altäre, Kanzel und Beichtgestühl) und die Stuckaturen des Goldenen Saales im Schloss. Auch in Inhausen war er tätig (Kanzel und Orgelgehäuse).


um 1700

Der Kartograph Michael Wening, der im Auftrag des bayerischen Kurfürsten das Aussehen des Haimhausener Schlosses in mehreren Stichen festgehalten und dabei auch die Kirche gezeichnet hat (Bild links), widmet in seinem um 1701 herausgegebenen Buch "Historico-topographica descriptio Bavariae" auch der Pfarrkirche eine kleine Notiz: "In der Pfarrkirchen aber ist S.Nicolaus, zu dessen Ehr nit allein bey disem Gottshauß ein Music fundirt, sondern auch erst neulich die Kirch selbst sambt dem Glocken-Thurn-Uhrwerk und Sacristey fein zugericht und erneueret worden, warbey sich auch ein gantz neu erbauter hipscher (=hübscher) Pfarrhof befindet". 01) .
Michael Wening (*11.7.1645 in Nürnberg, + 18.4.1718 in München) erstellte in seiner vierbändigen Beschreibung des Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern rd. 750 Kupferstiche bayerischer Schlösser, Klöster und Kirche. Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht. Dazu schrieb er: "Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen, wie ich in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch seyne frucht in hoechster noth brodlos nit hab genüßen können, sodaß ich die Zeit seither schier hätt krepieren muessen".

1732 wurde die Kirche mit insgesamt 30 000 Scharschindeln gedeckt, "an Stelle der ruinierten alten Ziegel", wie es hieß. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Kirchendach erst 34 Jahre vorher errichtet worden war.
 


Schmidt'sche Matrikel von 1738-1740  06) .
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien im Bistum und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche Matrikel. Darin wird die Zahl der Communicantes mit 580 angegeben. Die Zahl der Gläubigen hatte sich also in den vergangenen 200 Jahren trotz der menschlichen Verluste durch Pest und Dreißigjährigen Krieg mehr als verdoppelt. Zwei Kapellen waren dazugekommen: die Schlosskapelle und die "capella Beata Mariae Virginis in sylva Braidtholz bey dem Pründl". Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude werden als von guter Bausubstanz und moderner Form beschrieben;
sie zeigen keine Schäden schrieb Schmidt. Die Pfarrei hatte noch zwei weitere "Widem-Güettl, aines zu Herenzhausen, das andere zu Neebach" , deren Einnahmen dem Pfarrer neben dem Pfarrhof in Haimhausen als wirtschaftliche Grundlage dienten.

Schmidtsche Matrikel
Buchumschlag
Die Pfarrkirche St.Nicolai in Haimbhausen", so heißt es, sei von feiner Gestalt. Sie hatte -wie auch heute- drei Altäre.
Der Hochaltar war dem Kirchenpatron St.Nikolaus geweiht, die Seitenaltäre dem hl. Georg (jetzt St.Josef) und der Schmerzhaften Muttergottes. In der Kirche stand ein Taufbecken mit den heiligen Ölen. Auch mehrere Grabstellen für die weiblichen Mitglieder aus dem Geschlecht der Haimhauser gab es in der Kirche; die männlichen Mitglieder sind in der Kirche von Inhausen beerdigt. Im Turm hingen damals vier geweihte Glocken. Das war für die damalige Zeit ein großes Geläute. Die Einnahmen der Pfarrei verwaltete neben dem Pfarrer noch der Schlossherr. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache "Das völlige Vermögen dises Pfarr-Gottshauses wirdet sich der Zeit yber 600 fl. (Gulden) nit erstreckhen". Das war nicht viel im Verhältnis zu den Kirchen der Umgebung (Großnöbach 200 fl. , Hörenzhausen 1000 fl. , Ottershausen 2000 fl. , Inhausen 8000 fl. ), ist aber durch die vorherigen Umbaumaßnahmen erklärbar.




Wallfahrten und Bittgänge

Aus der Kirchenrechnung (Zehrgeld für den Kreuzträger) ist zu sehen, dass im 18.Jh alljährlich von Haimhausen aus drei große Bittgänge (Wallfahrten) durchgeführt wurden:
- nach München zum hl.Benno, der in der Frauenkirche verehrt wurde,
- nach Johanneck nördlich von Allershausen und
- zum Kloster Taxa bei Odelzhausen.

Dem in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg aufbewahrten Mirakelverzeichnis (= Aufzeichnung der Wunder) der Bennowallfahrt
117) ist zu entnehmen, dass Haimhauser Pilger schon Anfang des 17.Jh. die Hilfe des Heiligen gesucht und gefunden haben. 1606 wurde die 15jähige Tochter des Haimhauser Schneiders Hans Zollner von der "fallenden Krankheit" (Epilepsie) befreit. Als sie in der Kirche von Hohemberg einen Anfall hatte und beinahe starb, verlobte sich der Vater dem Hl.Benno; sofort kehrte das Mädchen wieder ins Leben zurück und war für mindestens die nächsten 2 Jahre geheilt (Eintrag ins Mirakelbuch nach 2 Jahren).

Text: "Den 2.Octobris zaigt Hanß Zolner, Schneider von Haimhausen, an, mit seiner Tochter Anna, bey fünffzehen jarhen alt, wie dieselb ein Jahrlang die abscheuliche erschröckliche Kranckheit den Fallenden gehabt unnd zu Hohemberg in der Kirchen under dem heiligen Gottsdienst zum ersten erschröcklich gefallen, also das ihres Lebens kein Hoffnung mehr gewesen. Demnach er Vatter aber, das Kinde zu dem Heiligen Fürsprecher Bennoni, mit einer Kirchfarth und heiligen Meß verlobt, habe dise Kranckheit sein Tochter von derselben Stund an verlassen unnd in die zwey Jahrlang nichts zum wenigsten dergleichen an jhr gespürt worden. Zeugen ernennt er Herrn Michael N. Pfarrherren zu Hohemberg, so von dem Predigstuel gangen unnd ihr zugesprochen. Hans Hörl, Bawr sampt einer gantzen Nachbarschafft, in Anhörung Herrn Leonhard Harzers, Leonharden Hieters von Sigersbrunn sampt seiner Haußfrawen."     ...Originalbild des Textes...

   
 

Die Verehrung des hl.Benno in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre gehoben. Luther verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift "Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden" aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch wurde, öffnete man das Grabmal Bennos und warf seine Gebeine in die Elbe. Allerdings behauptete der letzte Bischof von Meißen, der später übrigens selbst die evangelischen Konfession annahm, vorher die Gebeine aus dem Sarg entfernt und die Sekundärreliquien, das Messgewand, Mitra und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576 (wohl gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis dem bayerischen Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 setzte man die Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel vieler Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür waren sicher seine Patronate für München und Altbaiern sowie seine Funktion als Wetterheiliger.

Die Wallfahrt zum Kloster Taxa war in erster Linie eine Marienwallfahrt. Doch in der Klosterkirche befand sich auch eine Kreuzreliquie, die viele Pilger anzog. Die Kirche hatte sogar beide Patrozinien: der Altarraum war St.Maria, das Kirchenschiff dem Hl.Kreuz geweiht. Hauptanziehungspunkt war aber die Muttergottesfigur mit Kind, die von einer sternförmigen Aureole umgeben war. Die Wallfahrt war ja entstanden, weil 1618 ein Hühnerei mit dem Relief eines Strahlenkranzes gefunden worden war. Zudem glaubte man, darin auch noch einen Frauenkopf zu erkennen. Im 18.Jh wallfahrteten bis zu 60.000 Pilger alljährlich nach Taxa. Es war damals -noch vor Altötting- die größte Marienwallfahrt Bayerns. Die meisten kamen wegen akuter oder überstandener Krankheiten, Gefahren und Schäden aller Art. Viehseuchen sind seltener verzeichnet; zweimal ist von einer Hühnerkrankheit die Rede. "Die Wallfahrt in Taxa, so schrieb Hans Grassl, war über den Petersberg und Altomünster hinaus das eigentliche geistliche Zentrum des Dachauer Hinterlands, wirklich der Ort, an dem sich das bäuerliche und monastische Leben (Mönchsleben) am innigsten berührten". Die wohl dreischiffige Kirche mit ihren 13 Altären, war größer als die Kirche im Kloster Indersdorf.

 

Aber auch zum hl. Leonhard war das Vertrauen der Bevölkerung groß. Das Zentrum für seine Verehrung war Inchenhofen im Lkr.Aichach. Auch von diesem Wallfahrtsort ist ein Mirakel-verzeichnis für die Jahre 1599 bis 1605 133) erhalten. Darin ist der Unglücksfall der Haimhauser Familie Kienflmair aufgezeichnet. Der dreijährige Sohn war in ein Messer gefallen und drei Stunden bewußtlos. Da versprach der Vater dem hl.Leonhard 1 Kreuzer in den Opferstock zu legen und ein brennendes Licht um den Altar zu tragen, wenn der Knabe überlebt. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Wolftgang Kienflmair von Haimhausen hat ein Knäblein bey 3 Jahren. Der ist in ein Messer gefallen. So jme zum Herzen geraten und gangen, also daß er bey 3 Stund für todt alda gelegen dz.auch niemands gewußt, ob er todt oder lebendig sey. Da ist dem Vatter diser Meinung S.Leonhard erschienen, daß er jn alher verlobe mit 1 Kr. in Stock und ein brinnendes Licht umb den Altar zutragen, nachdem ers verlobt. Ist der Knab alßbald zu jm selbst kommen und besser mit jhme worden."

   ...Originalbild des Textes...


Titelbild des Mirakelbuchs v. Inchenhofen


Neuer Pfarrherr 1819 04)
Im August 1819 wurde in Haimhausen ein neuer Pfarrer gesucht.
Im Königlich-bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis war folgender amtlicher Artikel zu lesen:

  "Die Erledigung der Pfarrey Haimhausen betreffend:
Im Namen seiner Majestät des Königs
Durch den Tod des bisherigen Pfarrers zu Haimhausen, Priester Benedict Knilling, ist diese Pfarrey erlediget.
Sie liegt in der Diöcese Freysing, im Wahldecanate und Landgerichte Dachau, dann im gräflich Buttler'schen Patrimonialgerichte Haimhausen, und zählt 783 Seelen.
Zur Verrichtung der Gottesdienste und Besorgung der Seelsorge im Pfarrorte Haimhausen, ,dann den Filialen Amperpettenbach, Großnebach, Höretshausen, Innhausen und Ottershausen, ist dem Pfarrer ein Cooperator beygegeben.
In Innhausen befindet sich ein Beneficium non curatum (= ohne Verpflichtung zur Seelsorge), und zu Haimhausen eine Schule.
Die Einkünfte der Pfarrey betragen jährlich 1519 fl. (= Gulden) 43 kr.
Die Lasten bestehen außer den gewöhnlichen Staat-und Diöcesan-Abgaben in 100 fl. jährlichen Bauaussitzfristen.
München den 27.August 1819, Königlich Bayerische Regierung des Isarkreises, Kammer des Innern,
v.Widder, Vicepräsident  -  v. Hofstetten, Director  -  Dr.Schilcher, Reggs.Accessist."
Schon ein Jahr später starb auch die Pfarrersköchin. Da keine Verwandten der Verstorbenen bekannt waren, wurden Erben per Amtsblatt gesucht. 05)
 

"Die vormalige Pfarrköchin zu Haimhausen, Anna Maria Bergheim, von Burghausen gebürtig, starb mit Hinterlassung einer letztwilligen Disposition. Von Verwandten der Verblichenen ist hierorts nicht das Mindeste bekannt. Es werden daher alle diejenigen, welche an gedachte Verlassenschaft von Erbschaftswegen oder sonst, sohin ex quocumque titulo, Ansprüche zu machen haben, hiermit öffentlich vorgeladen, selbe in Zeit von sechs Wochen, von heute an bey unterfertigtem Patrimonial-Gerichte um so mehr gehörig anzubringen, als außerdem in dieser Verlassenschafts-Sache, mit Ausfolgelassung der Erbschaft und Legaten so andern, ohne Weiters rechtlicher Ordnung nach vorschritten werden wird.
Den 4.Juli 1820 - Königl.Baier Graf von Buttler'sches Patrimonial-Gericht Haimhausen, im Königlichen Landgerichte Dachau. Fuchs, Gerichtshalter"

 

Beschreibung 1820  74) , 75)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 10) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Haimhausen wird darin (S.63) wie folgt beschrieben:
 
"Haimhausen .... Säcul.Pf. (Bischof ) mit 1 Benefizium 1 Cooperator und 1 Coadjutor. Pfarrkirche Patron hl.Nicolaus; Kw (=Kirchweihfest) Sonntag vor Michaeli (= vor 29.Sept).
Schlosscapelle .. zu St.Salvator; Kw Sonntag vor Lucas
Bründlkapelle .... Unweit Haimhausen befindet sich im Breitholz eine Capelle zu Maria Brünnerl mit einem Altar und dem Bildnisse Uns.Frau zu Ettal
Amperpettenbach (vormals zur Pfarrei Kolbach gehörig), Patron hl.Martin; Kw: Sonntag nach Bartholomäus
Großnöbach, Gottesdienste durch den Cooperator, an Sonntagen und Festtagen abwechselnd mit Hörenzhausen, dann an allen Frauenfesten; Patron hl.Margarete; Kw: Sonntag vor Maximilian (am Katharina-Feste M.)
Hörenzhausen ... Gottesdienste jeden 2.Sonntag, dann an Apostel- und einigen andern Festtagen, Patron Joh.Baptist; Kw: Sonntag vor Mariä Geburt (= vor 8.Sept.)
Innhausen ........ Gottesdienste durch den Pfarrer, an Frauenfesten; Patron Mariä Himmelfahrt; Kw: Pfingstdienstag. Benefizium in Inhausen, gestiftet 1457 von Herzog Albert dem Weisen (Bischof)
Ottershausen .... Patron hl.Jakobus (u.Stephanus) Kw: Sonntag nach Mariä Geburt
Seelenzahl:
Pfarrei Haimhausen: 757 Gläubige in
130
 Häusern
Ort Haimhausen : 325 Gläubige in
58
 Häusern
Dorf Amperpettenbach:     97 Gläubige in
12
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Dorf Groß-Nöbach:      61 Gläubige in
 10
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std
Dorf Hörenzhausen :     72 Gläubige in
12
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std
Dorf Inhausen:     43 Gläubige in
7
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Einöde Maysteig     14 Gläubige in
2
 Häusern, Entfernung von d.Pfarrkirche: 1/2 Std, Filialk:1/4 Std.
Dorf Ottershausen 145 Gläubige in
29
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std "



Festgottesdienst 1833 zur Thronbesteigung des Königs Otto von Griechenland.
1832 wurde der bayerischer Prinz Otto von Wittelsbach erster König von Griechenland, das kurz vorher von Osmanischer Herrschaft befreit worden war. Darauf war man nicht nur am Königshof stolz; auch die Bevölkerung nahm daran großen Anteil.
In der Zeitschrift "Bayer'sche Landbötin" v.16.2.1833 wird ein Festgottesdienst in der Haimhausener Pfarrkirche beschrieben:
  "Auch in dem romantisch=schönen Haimhausen wurde für unser heißgeliebtes Königs=Haus, das in den Annalen der Zeit so höchst wichtige Ereigniß der Thronbesteigung Sr.Majestät des Königs Otto von Griechenland, dahin nun alle Blicke Europas freudig theilnehmend gerichtet sind, Sonntags, den 27.Januar, auf das Feyerlichste begangen. In der schönen Pfarrkirche, angefüllt mit dem andächtig betenden pfarrlichen Volke, zu erflehen Heil und Segen für die glückliche Regierung Sr.Maj. des Königs Otto von Griechenland und für unser allerhöchstes Regenten=Haus, hielt der so würdige und allgeliebte Herr Pfarrer Baumann, berühmt in der ganzen Umgegend als vortrefflicher Kanzelredner, eine diesem großen Feste angemessene salbungsvolle Rede, wodurch der rege Andachtseifer noch mehr entflammt wurde. Ein von eben Demselben für diese Vaterlands=Feyer eigens gedichtete herzlich schöne Lied, abgesungen während des Hochamtes, von einem wohlbesetzten Sängerchor, sprach allgemein an, und Referent dieses will hiervon nur eine Strophe anreihen, welche heißt: Besteig den Königsthron, du edler Bayerns=Sohn ! In Griechenland ! Heil, Deiner Fürstenbahn ! Dein Morgenroth bricht an ! Heil, Heil dir, Griechenland ! Gott ist mit Dir."


Grufteinbau 1841

1841 wurde von den Schlossherren, der Fam. Butler, in der Kirche eine Familiengruft angelegt (siehe Bild rechts). Dabei musste ein großer Teil des Kirchenbodens aufgerissen und die Gräber der früheren Pfarrherren und Cooperatoren mit ihren in den Boden eingelassenen Grabsteinen verlegt werden. Früher hatte man Priester in der Kirche begraben. Von den Pfarrern Mörz, Niedermayer und Lenk ist dies bekannt, wie von vielen anderen Einschreibungen ins Totenbuch und auf den Grabsteinen. Bei Pfarrer Niedermayer heißt es: "sepultus in eccl. in medio inter utramque januam et columnam".
Wegen der Gruft musste man auch Säulen verlegen, auf denen die Empore ruhte. Außerdem war es notwendig, eine Seitentüre einzubauen, weil man sonst "mit einem Sarge nicht zur Gruftstiege kommen" konnte. "Um nicht drei Thüren auf einem so kleinen Platz zu erhalten, wurde die auf der Evangeliumsseite zugemauert", schreibt Straßer.
Die Gruft war von 1938 bis 2004 geschlossen und soll künftig zu besonderen Gelegenheiten wieder zugänglich gemacht werden.


Gruft 1841

Im Rahmen dieser Baumaßnahme hat man 1841 die Kirche auch umgestaltet. Die Stuckaturen wurden abgeschlagen, die ganze Kirche weiß getüncht und selbst die Altäre weiß gefasst. So blieb die Kirche bis 1871.


Im Jahr 1850 führten Redemptoristenpatres aus Altötting eine Volksmission in Haimhausen durch.


Im Jahr 1869 stiftete die Schlossherrin zwei Jahrtagsmessen. Solche Stiftungen mussten von der Regierung genehmigt werden. Deshalb war im Freisinger Tagblatt (zugleich Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau) unter der Rubrik "Amtliches für Dachau" folgende Meldung veröffentlicht:
  "Bekanntmachung
Die von Frau Gräfin v.Butler zu München beabsichtigte Stiftung von 2 Jahrmessen zur Pfarrkirche in Haimhausen im Kapitalsbetrage von 20 fl. erhielt durch k(önigliche) Regierungs-Entschließung d. 8.September l(aufenden).J(ahre)s. die Genehmigung. Dachau 13.September 1869, Königl. Bezirksamt Dachau    D.a. Reiser"


1871 oder 1876
wurde der Hochaltar umgebaut. Er ist nun ein Werk des damals bekannten Münchner Architekten Marggraff (1830-1917); er war auch in der Hebertshausener und in der Stumpfenbacher Kirche künstlerisch tätig. Das zwischenzeitlich entfernte und wieder zurückgebrachte Altarbild, das der Münchner Kunstmaler Julius Frank im Renaissancestil geschaffen hat, zeigt den Kirchenpatron St.Nikolaus, wie er seine Gemeinde segnet.

Im Jahr 1878 meldete das Königlich-bayerische Kreis-Amtsblatt von Oberbayern: "In Haimhausen wurden zur Restauration und Vergrößerung der Kirche noch weiter aus Mitteln der Filialkirchenstiftungen Inhausen und Ottershausen verwendet 2400 Mark."
124)  


Pfarrbeschreibung 1874/80
10)

Kirche und Pfarrei Haimhausen sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.

Die Pfarrei hatte damals schon 1021 Gläubige in 147 Häusern (davon im Ort Haimhausen: 467 Gläubige in 70 Häusern). Die Zahl der Pfarrangehörigen hatte sich somit in den vergangenen 25 Jahren um 18,5 % erhöht. 1 Schule mit 1 Lehrer und 140 Schülern. Der (geometrische) Umfang der Pfarrei betrug "beiläufig 3 Gehstunden". Das Widum (der Bauernhof des Pfarrers) hatte 1874 offiziell eine Größe von 91 Tagwerk (Wiesen und Äcker). Allerdings soll sich die tatsächliche Fläche durch "Abschwemmung durch die Amper auf nur mehr 89 Tagwerk" vermindert haben. Das Pfarrhaus und die Ökonomiegebäude (1799 nach einem Brand wieder erbaut) seien hinreichend und brauchbar, heißt es. In Haimhausen waren neben dem Pfarrer noch ein ständiger Cooperator (Kaplan) und der Benefiziat in Inhausen seelsorgerisch tätig. Den Mesner- u. Cantordienst versehe der Lehrer. Im Turm hingen nach wie vor vier Glocken. Die Größe der Pfarrkirche wird als für die Anzahl der Gottesdienstbesucher nicht ausreichend bewertet.

Schon wenige Jahre später, im Jahre 1874 (andere Quellen: Josef Bogner: 1871) verlängerte Pfarrer Johann Nepomuk Mederer die Kirche um 5 Meter nach Westen (Entwurf Zimmermeister Mayer, Dachau). Dabei erhielt sie eine Doppelempore. Die Fenster, die bis dahin einen geschweiften Bogen nach unten hatten (wie z.B. die Klausenkapelle oder die Liebfrauenkirche in Tandern), erhielten einen geraden Sims (seit 2020 haben die Fenster wieder eine geschweifte Form).
Wenn Sie den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken sie hier...


Beschreibung 1895 
12)
Mit der Haimhausener Kirche befasste sich auch das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Jahr 1895 erstellten. Wenn Sie den gesamten Text lesen möchten, klicken Sie hier....



Umbau 1895
Im Jahre 1895 ließ Pfarrer Augustin Neureuther die ganze Kirche mit Dekorationsmalereien (Maler August Schluttenhofer aus München) und mit Fresken (Colletti) schmücken.
Wenn sie die Ausstattung der Kirche 1895 sehen möchten, klicken sie hier...

Da man diese Ausmalung von 1895 nach einiger Zeit nicht mehr schätzte, wurde sie 1938 durch ein neues Gemälde der Künstler Seibold aus Freising und Joh.Michael Schmidt ersetzt. Damit sei der Raum "ruhiger und feierlicher gestaltet worden".
Wenn sie die Ausstattung der Kirche ab 1938 sehen möchten, klicken siehe hier...

Nach dem Umbau von 1895 wurde die Rückseite der Kirche erneuert. In die Westmauer wurden zwei Fenster eingesetzt und eine neue Orgel gekauft.


Beschreibung 1900
In den Jahren 1900 und 1901 hat der Haimhausener Kaplan Hugo Straßer unter dem Titel "Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria" (= Neues und Altes aus der Pfarrei Haimhausen) eine Pfarrbeschreibung verfasst, die insbesondere eine umfangreiche Pfarrerliste enthält. Ich habe die in Sütterlin verfasste Handschrift erst zum Teil transkribiert.
Wenn Sie dennoch schon am Text interessiert sind, klicken Sie hier...


Stromanschluss 1911
Um 1911 wurden die Kirche und Pfarrhof an das Stromnetz angeschlossen. "Sie waren nach den Wirtschaftsbetrieben des Schlosses die ersten Gebäude, die in Haimhausen elektrifiziert wurden", sagt Skrabal. Noch 100 Jahre später waren einige Lampen aus der damaligen Zeit in Betrieb.
102)

Neue Glocken 1927
Aus dem Jahr 1927 ist bekannt, dass neue Glocken angeschafft wurden. Wahrscheinlich waren sie Ersatz für die im 1.Weltkrieg eingeschmolzenen Vorgänger. Die kleinste der 1927 gegossenen Glocken hängt noch heute im Turm (Sterbeglocke).


1933 führte man eine Außenrenovierung durch. Vier Jahre später wurde das Innere erneuert. Außerdem wurde ein neuer Glockenstuhl angeschafft.



Zweiter Weltkrieg 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg bat das Ordinariat die Pfarrer, über die letzten Monate des Krieges und den Einmarsch der Amerikaner in das Gebiet ihrer Pfarreien zu berichten. Die Berichte enthielten Aussagen zu Schäden an Kirchen und Pfarrhäusern durch Fliegerbomben, beim Einmarsch der Amerikaner und durch die (erlaubten) Plünderungen der Gefangenen danach sowie über die Probleme der Seelsorge in den Kriegsjahren. Die eingereichten Berichte wurden vom Direktor der Diözesanbibliothek Peter Pfister 2005 als Buch herausgegeben.
Wenn Sie den Entwurf des Pfarrberichts über Haimhausen lesen möchten, klicken Sie hier...

Weitere Restaurierungen wurden
- in den Jahren 1958/59 (Innenrenovierung durch Kirchenmaler Michael Weingartner aus Pfaffenhofen/Ilm) sowie in den
- Jahren 1977/78 (Ausbesserungsarbeiten am Deckengemälde, wieder durch Michael Weingartner) durchgeführt.
- Bei der großen Renovierung 2013-2017 stand die Statik des Gebäudes im Vordergrund. Die Chorwand wurde durch Stützpfeiler
   (mit Schindeldeckung) stabilisiert. Das Dach erhielt Dachgauben mit Schindelverkleidung, die der Belüftung und der Strukturierung
   dienen. Im Inneren stellte man die frühere Ausstattung wieder her. Auch die Orgel aus dem Jahr 1900 wurde renoviert und
   erweitert.
Mehr über diese Renovierung erfahren Sie hier...

 
Innenraum 2005                                Vergrößerung durch Mouseklick                                    Innenraum 2022



Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern oder Fahnenweihen beschrieben. Wenn Sie die Berichte lesen möchten, klicken Sie hier...


Pfarrerliste
Dank der Aufzeichnungen des Kooperators Hugo Strasser sind die Namen vieler Haimhausener Pfarrer seit 1423 und die von rd. 100 Cooperatoren (=Kapläne) überliefert. Wenn Sie mehr über die einzelnen Pfarrer wissen möchten, klicken Sie hier...


Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft, teils auf die Gemeinde, die Pfarrei oder die Filialkirchengemeinde.

Pfarrei Haimhausen:
- 1524 : Pfarrei mit 270 erwachsenen Gläubigen
           (Communicantes)
- 1560: Pfarrei mit 350 erwachsenen Gläubigen
- 1738
: Pfarrei mit 580 erwachsenen Gläubigen
- 1822 bis 1850:  711 bis 897 Gläubige
            Seelenstandsbeschreibung  98) mit
            ausführlicher Pfarr-Statistik .......
klicken Sie hier..       
- 1847: Pfarrei mit
861 Gläubigen
- 1868: Pfarrei mit 994 Seelen 71) .
- 1874: Pfarrei mit 1021 Gläubigen in 147 Häusern.

- 2010: Pfarrei mit
3024 Gläubigen

Gemeinde Haimhausen:
- 1867
:
Gemeinde mit 715 Einwohnern, 163 Gebäuden08)
- 1876: Gemeinde mit 734 Einwohnern (davon 8 Protes-
            tanten), 116 Wohngebäuden 79)
- 1880: Gemeinde mit 825 Einwohnern (zum Vergleich:
            Dachau 3100, Indersdorf:950, Pipinsried 514,
            Odelzhsn 490, Kollbach 425)
- 1933: Gemeinde mit 1037 Einwohnern
- 1939: Gemeinde mit 1048 Einwohnern

Ortschaft Haimhausen:

- 1450: Ortschaft mit 44 Anwesen (davon nur 11 Bauern)
- 1760: Ortschaft mit 41 Anwesen (auch davon nur 11
            Bauern) dazu kommt die ausgedehnte Hofhaltung
- 1824: Dorf, 58 Häuser, 1 Pfarrkirche, 1 Capelle, 1 Schloß,
            1 Pfarrhof, 1 Schulhaus, 1 Bräuhaus, 1 Brandwein-
            brennerey, 1 Wirthshaus, 1 Abdecker, 1 Mahlmühle
            an der Amper
- 1852: hatte das Pfarrdorf Haimhausen 630 Einwohner bei
           154 Familien und 102 Gebäuden
- 1867: Ortschaft mit 440 Einwohnern in 91 Gebäuden (dazu
            Inhausen 53/19, Maisteig 28/5, Ottershsen 195/48) 08)
- 1874
: Ortschaft Haimhausen mit 467 Gläubig.in 70 Häusern
- 1877: Ortschaft mit 469
73)
- 1928: Ortschaft mit
712 Einwohnern 73)
- 1952: Ortschaft mit
1064 Einwohnern 73)
- 1978: Ortschaft mit
1281 Einwohnern 73)
- 1987: Ortschaft mit
2561 Einwohnern 73)
- 2010: Ortschaft mit 4893 Einwohnern
90)
- 2015: Ortschaft mit 3616 Einwohnern

Der Sprengel der Pfarrei Haimhausen umfasst die Orte Haimhausen, Amperpettenbach, Großnöbach, Hörenzhausen, Inhausen, Maisteig und Ottershausen. Seit Okt. 2012 bildet die Pfarrei Haimhausen zusammen mit den Pfarreien Jarzt und Giebing
sowie der Kuratie Weng den Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen. 10)


Baubeschreibung

Die Pfarrkirche St.Nikolaus liegt am nordöstlichen Ende des Dorfes auf einem Höhenrücken, der sich entlang der Amper hinzieht. Möglicherweise stand an dieser Stelle im Mittelalter eine Burg. Dies war schon früher gemutmaßt worden, doch fehlten bisher die Beweise. Nun hat man bei der Renovierung 2013/2018 unter dem Westteil der Kirche Fundamente gefunden, die in ihrem Verlauf nicht zum Mauerwerk der Kirche passen. Vielleicht stand dort die Burg, an die die Kirche angebaut war. Nach dem Abriss der Burg könnte der Platz bei der Kirchenerweiterung überbaut worden sein. Dazu passt auch, dass 1655 um die Kirche herum Ganzhöfe standen. 80)

Bauform
Beim Kirchengebäude handelt es sich um eine Saalkirche, deren Decke ohne tragende Zwischensäulen den gesamten Raum überwölbt. Da sich im Laufe der Jahrhunderte wegen des schwammigen Untergrunds die Mauern trotz einer 1874 eingezogenen Eisenstange um 14 Zentimeter nach außen verschoben haben, wurden 2013 außen Stützpfeiler angebracht, die das Mauerwerk stabilisieren sollen. Eine in heutiger Zeit ungewöhnliche Maßnahme. Stützpfeiler waren fester Teil der Bautechnik in gotischer Zeit (14.-16.Jh), um den Mauerdruck abzufangen.


Bau der Stützpfeiler
Die Kirche in Haimhausen hat, wie die meisten Kirchen in unserer Gegend, einen rechteckigen Grundriss. 91)
Sie gehört architektonisch zu den Nachfahren der römischen Basilika, eines säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger Petitionen entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß. Die frühen Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im 4.Jh entscheiden, welche Form ihre Gotteshäuser haben sollten; der römische Tempel war für die christliche Liturgie ungeeignet. Während die Christen im Osten die Rundgebäude bevorzugten, wählten sie in Rom und Italien das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude. Es war die rechteckige Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung ganz vorne, unter der der Versammlungsleiter saß. Architektur und Ritus beeinflussen sich gegenseitig. Die römische Messliturgie ist -so Jesuitenpater Eckhart Bieger- wohl auch unter dem Einfluss der Architektur eine Prozessionsliturgie geworden. Einzug, Evangelienprozession, Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang und Auszug sind noch heute erhalten. Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu den Seitenaltären. Alle diese Prozessionen heben die wichtigen Teile des Gottesdienstes heraus. Für eine solche Prozessionsliturgie ist nach Bieger das langgestreckte Rechteck mit seinen langen Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte Kirche . mit einem Altar in der Mitte, zumal es bis ins 16.Jh. keine Kirchenbänke gab.
Für die Kirchenform der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen Konzils bürgerte sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche" ein: Der Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen die Passagiere. Durch das Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren umgedreht. 60)


Chor


Nikolausfigur

Der spätgotische 8 m lange und 6 m breite Chor ist eingezogen und schließt mit drei Seiten eines Achtecks. An der Nordseite des Chores befindet sich der zweigeschossige Anbau mit einem Oratorium im Obergeschoß. Die Dachkonstruktion über dem Chor ist schon über 500 Jahre alt; die Balken werden durch Holznägel zusammengehalten. Das Steingewölbe des Chores wird durch Lehm zusammengehalten; von oben gesehen gleicht es -nach Aussagen von Bernhard Skrabal- einem großen Lehmbackofen.
Auf dem Dach des Chores ist seit 2019 eine Nikolausfigur befestigt. Es handelt sich um eine Blechfigur, mit vergoldeter Mitra und vergoldetem Bischofsstab. In seinem linken Arm hält er die für ihn typischen drei Goldkugeln. Darüber ist eine Öffnung in das Blech gestanzt. Entworfen wurde die Figur von der Münchner Künstlerin Eva Raiser-Johanson, 93) gefertigt von der Kunstschmiede Bergmeister aus Ebersberg. 92)


Langhaus

Das 28 m lange und 9 1/2 m breite Langhaus besitzt 5 Achsen. Es stammt aus der Zeit um 1700. Um 1874 wurde es um die fünfte Achse erweitert. Es hat an der westlichen Giebelseite weder Fenster noch Schmuckverzierungen. Die hier befindliche Türe ist über drei Granitstufen erreichbar.
1732 war die Kirche mit insgesamt 30.000 Scharschindeln eingedeckt worden. Leider drückte das Gewicht des Dachstuhls im Laufe der Jahrhunderte die hohen und relativ dünnen Außenmauern um 14 cm nach außen. Deshalb zog man 1874 zur Stabilisierung
1874 Metallstangen ein und brachte 2015 fünf abgetreppte Stützpfeiler an, die den Druck auf die Außenmauer abfangen sollen. Die Kirche hatte auch früher Stützpfeiler, die um 1930 als nicht mehr zeitgemäß entfernt wurden.


Bau der Stützpfeiler
Das gleiche Schicksal wie die Stützpfeiler traf 1930 auch die Dachgauben; sie waren ebenfalls entfernt worden. "Dachgauben erfüllen aber nicht nur einen optischen Zweck, sondern dienen vor allem der Belüftung der Kirche. Außerdem strukturieren sie die Dachfläche", so der ehem.Pastoralassistent Bernhard Skrabal. Deshalb hat man bei der Renovierung 2013/20 wieder sechs Dachgauben angebracht

Gedenkkreuz
Auf dem nach der Renovierung 2013-20202 noch nicht angelegten südlichen Vorplatz der Kirche steht ein schönes Gedenkkreuz aus bemaltem Gusseisen. Das im Stil des Historismus gestaltete Kreuz mit vergoldetem Corpus Christi ist mit floralem Schmuck, mit vielen Cherubsköpfchen und zwei kindlichen Figuren mit Kelch und Märtyrerpalme sowie Kreuz und Lamm Gottes verziert. Das Kreuz ist den Toten der Jahrhunderte gewidmet, wie auf dem Sockel geschrieben ist.
Auf der Tafel im unteren Teil ist zu lesen:
"RIP. Und meine Seele spannte, weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus".
Dieser Text ist die dritte Strophe des Gedichts "Mondnacht", das der Dichter Joseph von Eichendorff um 1835 schrieb. Der Spruch wird gerne in Todesanzeigen verwendet.


Kirchturm
Der 36 m hohe Kirchturm mit seinem viergeschossigen, sich nach oben verjüngenden Aufbau wurde wohl nach 1450 gebaut. Um 1700 zeichnete Michael Wening auf seinem Kupferstich vom "Schloß und Hoff-Marck Haimbhaußen" den Turm der Pfarrkirche noch mit einem Satteldach (kleines Bild weiter oben).
Den Turm krönt ein Scheyrer Kreuz mit zwei Querbalken, das die enge Verbindung zum Kloster Scheyern und dem vormaligen Herrschaftssitz des Ursprungsgeschlechts der Wittelsbacher andeutet. Auch St. Nikolaus war einst Herrschaftskirche, ab dem 13.Jh. der Wittelsbacher und dann derer von und zu Haimhausen. Die Kirche wurde auch zur Grablege der weiblichen Mitglieder der Hofmarksherrschaft aus diesem Geschlecht (männliche in Inhausen).
131)


Turm 2011

Kurze Zeit später erhielt der Turm eine kupferbeschlagene Kuppel (welsche Haube), die zunächst mit Weißblech und 1904 mit Kupferblech überzogen wurde. Die Kuppel wurde mit einem Kelchaufsatz/Ziborium und einem 1,80 m hohen Doppelkreuz geschmückt.
Seit der Renovierung 2013/2020 befindet sich im Ziborium eine sog. "Zeitkapsel". Darin liegt eine Urkunde mit folgenden Namen und Daten des Jahres 2018: 85)
  Die Namen des Papstes Franziskus, des Münchner Bischofs Reinhard Marx, des Bischofsvikars Bernhard Haßlberger, der Pfarrer Stefan Menzel und Konrad Seidl, des Pastoralreferenten Bernhard Skrabal, des Bundespräsidenten Walter Steinmeier, der Bundeskanzlerin Angela Merkel, des Ministerpräsidenten Markus Söder, des Landrats Stefan Löwl, des Bürgermeisters Peter Felbermeier.
Dazu eine Abhandlung der Baugeschichte der Kirche St.Nikolaus und Exemplare der aktuellen Zeitungen Münchner Merkur, Süddeutsche Zeitung und Münchner Kirchenzeitung sowie des Pfarrbriefs für Weihnachten 2018. Fotos von der Restaurierung der Kirche und ein Satz der geltenden Münzen vervollständigen den Inhalt der Zeitkapsel.
Im Erdgeschoß und im ersten Stockwerk des Turmes befindet sich jeweils ein Rechteckraum mit Netzrippengewölbe und kleinen Kragsteinen. In halber Höhe dieser beiden durch eine steinerne Wendeltreppe verbundenen Räume sind ein in die Wand eingelassener alter schmiedeeiserner Tresor und ein vermauerter Zugang (oder ehem. Fenster) zum Chor zu erkennen.

Turm 2019

Glocken
Wie auch in anderen Pfarreien, wurden in den Jahren 1939 und 1940 vom Haimhausener Kirchturm drei Glocken entfernt und zu Kriegszwecken verwendet. Nur die kleinste Glocke (gegossen 1927) blieb im Turm zurück. Sie ist die Sterbeglocke, d.h., sie wird geläutet, wenn ein Gläubiger aus der Gemeinde gestorben ist.
Der Glockenstuhl aus dem Jahr 1937 wurde bei der Renovierung 2013/20 durch einen neuen aus Holz ersetzt.
Nach dem Krieg ging Pfarrer Behrendt, damals gerade neu im Amt, von Haus zu Haus und sammelte Geld für drei neue Glocken, die 1949/50 bei Ludwig Will in Bruckberg aus Bronze gegossen wurden. Sie sind Christus, der Gottesmutter und St. Nikolaus geweiht. Nachfolgend sind die vier Glocken tabellarisch aufgeführt:


Bezeichnung
Ton
Gewicht
Bilder
Texte

Christkönigsglocke

c'
2400 kg Christkönigsbild
+ Bild Pius XII.
Jesum Christum regem venite adoremus (Jesus Christus, den König, kommt, lasst uns anbeten) und
"Herr, sgene die Reihen, die freudig sich weihen, Dir König der ewigen Macht. Anno Sankto MDCCCCL, Behrend Stephan, Pfarrer"
gegossen von Ludw. Will in Bruckberg
Marienglocke
e'
1010 kg Patrona Bavariae
+ Bild Pius XII.
"Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus."
"Heiliges Jahr 1950" und "Mich goß Ludwig Will, Glockengießerei Bruckberg 1949"
Nikolausglocke
g'
740 kg Nikolausbild
+ Bild Pius XII.
Heiliger Nikolaus, bitte für die Pfarrgemeinde Haimhausen" und "Heiliges Jahr 1950" und "Mich goß Ludwig Will, Glockengießerei Bruckberg 1949"
Johannesglocke
a'
330 kg Priesters mit Kreuz und Palme "Rex Gloriae Christe Veni Cum Pace" (= König der Herrlichkeit, komme mit deinem Frieden)
gegossen 1927 in der Glockengießerei Anton Josef Bachmair Nachf. Erding


Die drei großen Glocken wurden 1949 bei der Glocken- und Metallgießerei München-Bruckberg in Bruckbergerau, einem Ortsteil von Bruckberg in Niederbayern gegossen. Diese Gießerei bestand nur zwei Jahre, von 1949-1951. Die Haimhauser Christkönigsglocke war übrigens die schwerste Glocke, die in dieser Gießerei unter dem Gießermeister Ludwig Will gegossen wurde.

Sie können sich das harmonisch klingende Geläute auch auf Youtube anhören. Klicken Sie hier....

Der Bayerische Rundfunk hat am So 29.11.2020 das Zwölfuhrläuten aus der Pfarrkirche Haimhausen übertragen. Wenn Sie es hören möchten: Klicken Sie hier...

Schon 1872 wurde das Geläute im Haimhauser Kirchturm in einem Zeitungsartikel 109) erwähnt. Dort heißt es:
     "Während unseres Gespräches ertönte ein schön harmonisches Geläute vom Pfarrthurme in Haimhausen und als ich
      mein Gefallen hieran bezeugte, erfuhr ich denn, daß der jetzige Herr Pfarrer durch eine Sammlung freiwilliger Beiträge
      von 8-9000 Gulden dasselbe habe herstellen lassen."
Damals erklangen noch die Glocken,
die sechs Jahre vorher, 1866, angeschafft worden waren.
Wenn Sie den gesamten Artikel über einen "Dreitätigen Besuch im Amperthale" vom 18.10.1872 lesen möchten, klicken Sie hier...

Sakristeianbau

Westlich an den Turm schließt sich ein schmaler Anbau mit einer Länge von fünf Achsen an, der im Inneren mit Tonnengewölbe überdeckt und durch vier quer-ovalen Fenster erhellt wird. Er dürfte Anfang 18. Jh. entstanden sein. Der niedrige Bau (siehe Bild links) besteht aus drei Teilen:
—  Im Westen ist heute die Heizung untergebracht. Früher befand sich dort das Beinhaus, in dem man die
    Gebeine der Toten, die nach einer Grabesruhe von 10-15 Jahren exhumiert worden waren, aufbewahrte.
—  Der Ostteil beherbergt die Sakristei. Früher war hier eine Seitenkapelle eingerichtet, in denen die
    Grabtafeln der Schlossherren hingen.
Der Boden dieses Teils ist mit einem Pflaster im Rosenspitzmuster
    belegt.


Sakristei

—  In der Mitte befindet sich - etwas erhöht - der
     Haupteingang/Südeingang in die Kirche mit dem
     Vorhaus.

In diesem Vorhaus steht neben zwei Epitaphien auf einem Marmorblock oder Sarkophag ein Marmor-Kreuz (mit einem 90 cm großen Corpus) aus dem 18.Jh. Möglicherweise ist es das Grabdenkmal eines ehemaligen Pfarrers.


Marmorkreuz
im Vorraum

In der Zeit zwischen 1690 und 1950 befand sich an der linken Seite des Vorhauses das ganze Jahr über eine Ölbergszene 38). Die Figuren sind heute noch erhalten und werden nunmehr am Ende der Karwoche, für jeweils einen Tag, von Karfreitag bis Karsamstag, im Altarraum der Kirche aufgestellt. Die vier aus Holz geschnitzten Figuren zeigen Jesus mit seinen drei wichtigsten Apos-teln Petrus und den Brüdern Jakobus und Johannes. Während Jesus betend die Hände ringt, schlafen die Jünger.

 

Innenausstattung

Innenmaße des Kirchenbaus:
—  Länge der Kirche 36,45 m
     (davon Kirchenschiff: 28,35 m
      Altarraum: 8,10 m)
—  Breite der Kirche:
     Kirchenschiff: 9,55 m
;
     Altarraum: 6,10 m

—  Höhe:
     Kirchenschiff: 9,20 m;

     Chorbogen: 7,10;
Altarraum: 5,15 m

 

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Beichtstuhl neuer Zelebrationsaltar StützpfeilerKirchenbänke KirchenbänkeKirchenbänke StützpfeilerKirchenbänke Sakristeineuer Ambo Agnus-Dei-Medaillonalter Choraltargotisches SakristeiportalGruft der Grafen ButlerRechter Seitenaltar (Josefsaltar)Taufstein von Egid Verhelst (um 1740)Oratorium im oberen StockwerkBeichtstuhl Heizung

 


Altarraum / Chorraum

Der Altarraum (Chor) besitzt ein spätgotisches Gewölbe mit Stichkappen über den Fenstern. Die Rippen des Gewölbes sind abgeschlagen. Die Wände sind durch Pilaster gegliedert. Von 1958 bis 2020 war die Altarraumdecke ausgemalt. Im Rahmen der großen Restaurierung 2013/20 wurden die Bilder weiß übermalt.
Liturgisch wurde der Chorraum durch ein vom Choraltar aus durchgehendes Holzpodest in das Kirchenschiff hinein verlängert. Der Ambo ist dadurch näher zu den Gläubigen hin gerückt.

 


 

Früheres Deckengemälde im Chor (1958-2020)

Das Deckengemälde im Chor zeigte die Geburt Jesu; darunter waren in den sechs Stichkappen des Gewölbes die 12 Apostel beim Abendmahl mit Jesus dargestellt.


Geburt Christi und 12 Apostel
Darüber stand in Schriftbändern der Text: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit alle die an ihn glauben, nicht verloren gehen".
Dort war auch die Signatur des Malers Michael P.Weingartner (1917-1996) aus Pfaffenhofen/Ilm zu sehen, der die Gemälde im Chor und Kirchenschiff 1958 erstellte
.
Die Gemälde wurden bei der Renovierung 2013/2020 überweißelt.

Signatur

Jesus

Judas

mehr zu den früheren Deckengemälden im Kirchenschiff...
 



Hochaltar / Choraltar



Altar nach 2009

Seit 2009 steht wieder der von J.Marggraff (1830-1917) gebaute Choraltar aus dem Jahr 1876 in der Kirche. Das Säulenretabel ist im Stile der Neo-Renaissance gestaltet, mit zwei Altarbildern, die im Altarblatt den Kirchenpatron St.Nikolaus u. im Auszug die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm zeigen.
Hinweis: Säulen an den Altären haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde. Deshalb waren Säulenretabel eine beliebte Bauform.
Wenn Sie den Altar in der Fassung der Zeit vor 1950 und nach 2009 vergleichen wollen, klicken Sie auf die Bildchen links und rechts.
Der Altar von 1876 gilt durch seine Aufstellung in der Kirche als denkmalgeschütztes Objekt und muss in der Kirche verbleiben - unabhängig von seiner künstlerischen Qualität.
78)

 
Altar vor 1950

Assistenzfiguren sind nun wieder die Heiligen Petrus und Paulus, die auf Konsolen neben dem Altarblatt stehen. Bis 2009 hatten sie den ihren Platz an den Seitenaltären.
Links der hl. Petrus (2.Hälfte des 19.Jh) mit Buch und Himmelsschlüsseln. Der Heilige ist -wie in den meisten Petrusabbildungen seit dem 4.Jahrhundert - mit rundem Kopf und grauem, krausen Haarkranz um den Büschel über der Stirn sowie mit Bart dargestellt.
Petrus     
St.Petrus     St.Paulus
Der hl. Paulus (wie die Petrusfigur aus der 2.Hälfte des 19.Jh) mit Buch und Schwert (rechts). Das Buch erinnert an die Funktion als Verkünder des Evangeliums, das Schwert an die Art des Martyriums.
Auch die Paulusfigur stand früher zusammen mit der Figur des hl.Petrus von 1958 bis 2009 an den Seitenaltären.

Nikolausbild
Das über zwei Meter hohe Altarblatt zeigt den hl.Nikolaus als Bischof im Messgewand mit einem Buch und drei Goldkugeln in der linken Hand. Mit seiner Rechten segnet er die Gemeinde.
Im Auszugsgemälde ist die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt.

Beide Gemälde stammen aus der Zeit um 1876. Sie sind dem Stil der Nazarenermalerei zuzuordnen, deren Merkmal der Vorrang der klaren, kontuierten Form ist.
Zwei Engelsfiguren auf dem Gebälk huldigen dem heiligen Paar mit Füllhörnern und Fruchtkörben. Wie im Historismus üblich, waren die Personen vom Maler Julius Frank aus München idealisiert, mit makellosen Gesichtszügen gemalt worden.


Muttergottes


Unter dem Altarblatt und den Assistenzfiguren steht ein prächtiger doppelstöckiger Tabernakel. Er ist oben mit einer Hl.Geist-Taube zwischen Leuchter tragenden Engeln verziert. Der Tabernakel wurde um 1900 im neubarocken Stil erstellt.

Tabernakel
Der Tabernakel besteht aus Holz und ist teil-vergoldet. Auf zwei Säulchen ruhen ein Gebälk und ein Rundgiebel, in dem ein Pelikan abgebildet ist. Der Pelikan ist Symbol für Christus, weil man fälsch-licherweise glaubte, der Vogel reiße sich mit dem Schnabel die Brust auf, um seine Jungen zu nähren.
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.
  
Medaillon im Boden

Zwischen dem alten Choraltar und dem neuen Zelebrationsaltar ist in das Holz-podest eine große Agnus-Dei-Medaillon aus Wachs eingelassen, mit trittfestem Glas abgedeckt und von einem großen schwarzen Holzrahmen umgeben.
Das Medaillon wurde zur Amtszeit von Papst Innozenz XI. (1676-1689) hergestellt.
Auf dem Medaillon sind als Relief die Arma Christi, die bei der Kreuzigung Christi verwendeten Materialien und Werkzeuge, dargestellt. Christus im Mittelteil präsentiert das Kreuz. Ein Engel hält die Nägel in der Hand und trägt die Geißelsäule auf der Schulter. Ein anderer Engel hebt die Dornenkrone empor. Dazwischen sind eine Leiter, ein Geldbeutel, ein Hammer, eine Lanze, zwei Geißelschnüre und eine Ysopstange platziert.


Agnus-Dei-Medaillon
  Hinweis: Agnus-Dei-Medaillons sind schon seit dem Mittelalter bekannt. Damals ließen die Päpste zunächst im ersten sowie in jedem siebenten Jahr ihres Pontifikats, später dann jährlich aus den Resten der geweihten Osterkerze zuerst runde, in der Folge meist ovale "Agnus-Dei-Medaillons" gießen. Diese Wachsreliefs zeigen auf der Schauseite das Gotteslamm sowie den Papstnamen. Die in der Regel nicht sichtbare Rückseite ist häufig mit dem Bild eines Heiligen versehen. Wegen ihrer großen Wertschätzung stellte man Agnus-Dei-Medaillons in späterer Zeit auch außerhalb Roms her.

 

 

Ehem. Choraltar in der Zeit von 1958 bis 2009

Der Hochaltar wurde 1958 stark verändert. Damals entfernte man den gesamten Altaraufbau mit dem Altarblatt und dem Auszugbild, um das Fenster hinter dem Altar freizulegen und so dem Chorraum mehr Licht geben. Blickfang des neugestalteten Altars mit gemauerter Stipes (aber ohne Retabel) war das große barocke Kreuz (vermutlich vom flämischen Künstler Egidius Verhelst), das sich (mindestens seit 1895) bis zur Restauration 1958 an der Nordwand über der Muttergottesfigur (mater dolorosa) befand und dort das Kanzelkreuz bildete. Es zeigt einen kräftig durchgebildeten überlebensgroßen Corpus, "mit einem Antlitz voll tiefer Empfindung". Hugo Straßer 13) schreibt, "geradezu ergreifend schön ist in dieser Gestalt die Tiefe des Schmerzes und die Weite der Liebe zur Darstellung gebracht. Ein andächtiger Blick zu diesem Creuz liest die ergreifendste Karfreitagspredigt ab."Jedenfalls eine hervorragende künstlerische Arbeit.

Altar von 1958

Das leicht nach vorne gerichtete Kruzifix wurde nach Abschluss der Renovierung wieder an der Nordseite des Langhauses angebracht. Durch die Neugestaltung des Choraltars im Jahr 1958 war ein neues Problem entstanden: Das alte, nunmehr entfernte Hochaltarbild stellte eine Szene aus dem Leben des hl. Nikolaus dar. Dies war die einzige Darstellung des Namenspatrons in der Kirche. Um wenigstens einen Bezug zum hl. Nikolaus zu haben, entfernte man bei der Figur des Bischofs Korbinian das Attribut, den Bären, der am Fuß des Heiligen lagerte. Damit war die Figur nur die eines beliebigen Bischofs und konnte so auch als hl. Nikolaus durchgehen. Aber auch der Korbinian war nicht der Heilige, den die Figur anfangs darstellen sollte. Bei einer noch früheren Renovierung hatte man den Bären zugefügt, um die ursprüngliche Bennofigur in eine Korbiniansfigur umzuwidmen.

Früher stand auf dem Hochaltar natürlich ein Tabernakel, weil dies bis zum 2.Vatica-num so vorgeschrieben war. Seit 2020 steht der Schrein für das Eucharistische Brot nur noch auf dem linken Seitenaltar.
Der frühere doppelstöckige Tabernakel auf dem Choraltar war oben mit einer Hl.Geist-Taube zwischen Leuchter tragenden Engeln verziert.

Tabernakel

Dieser Tabernakel war um 1900 im neubarocken Stil erstellt worden. Er bestand aus Holz und war teilvergoldet. Auf zwei Säulchen ruhten ein Gebälk und ein Rundgiebel, in dem ein Pelikan abgebildet war..Dieser Rundgiebel wurde 2020 auf den Tabernakel am Seitenaltar übernommen.

 


Oratorium

An der linken Seite des Altarraums ist ein Oratorium als zweigeschossiger Anbau (19.Jh) eingerichtet, von dem aus früher die Schloss-herren und andere hochgestellte Personen der Messe beiwohnen konnten ohne sich unter das einfache Volk mischen zu müssen. Das Oratorium mit den zwei Fenstern wurde 1936/37 umgebaut und bei der Renovierung 2013/20 mit neuen Gittern und Wappenschildern versehen.
   
Oratorium
Das Oratorium hat schon lange seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Es dient seither der Aufbewahrung von Figuren, die nur an bestimmten Festtagen oder in besonderen Zeiten im Kirchenjahr aufgestellt werden.


E
pitaphe außen und innen

Hinweis: Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.

Epitaphe an den äußeren Mauern
In die Außenmauern der Kirche sind viele alte Gedenktafeln eingemauert. Einige sind noch gut leserlich, bei den anderen ist die Farbauflage in den eingemeißelten Buchstaben abgewittert, sodass Teile der Schrift nur sehr schwierig zu entziffern sind.
 
Die Haimhauser Epitaphe wurden schon im Jahr 1858 von der Augsburger Postzeitung unter der Überschrift "Bayerische Kunst- und Geschichtsnotizen" beschrieben  106)
.
Bettkichner
Fendl-1874
Gimpl-1831
Knilling-1819
Lenk-1797
Maedl-1794
Manz-1880
Mederer-1886
Mederer-2
Neureuhter-1896
Rottenfußer-1690
Schütz
Siegerin-1881
Tampier-1834
 

Wenn Sie die Texte auf den Grabsteinen lesen möchten, klicken Sie auf die kleinen Bilder der Epitaphe. Der jeweilige Grabstein wird dann groß dargestellt und mit dem Text unterlegt.

Epitaphe im Innenraum

Früher hingen im Altarraum, unter dem Oratorium, am Chorbogen, neben den Seitenaltären und neben der Empore sind an den Wänden mehrere Epitaphe.
Seit der Renovierung 2013/2020 ist im Inneren nur noch das prächtigste Epitaph angebracht.

Es hängt an der Südseite über dem Sakristei-Eingang und stellt das Grabdenkmal des Maximilian Albert Freiherr von Haimhausen, kurfüstlicher Truchseß, Pfleger und Hauptmann zu Wasserburg aus dem Jahr 1681 dar.
Die bemalte Holzskulptur zeigt einen Ritter in Lebensgröße, mit seinem und seiner Frau Wappen.
Der Text unter der Figurengruppe lautet:
1681

"Allhier in der Pfarr liegt begraben der wohlgeborne H.H.Maximilian, Freiher von und zu Haimbhausen, der Churfr.Drl. in Bayern gewester Truchsetz, Corneth, hernach Pfleger und Haubtmann zu Wasserburg. Seel seine Frau Gemahlin, die wohlgeborne F.F. Elisabeth Theresia Christina Freiin von Quidebon. Wittib, welche den 21.Okt. 1681 zu München in Gott entschlafen ist. Gott der Allmächtige wolle ihnen und allen Christgläubigen seel. eine friedliche Auferstehung verleihen Amen. 1681"

Vor gut 100 Jahren (1895) war dieses Epitaph hoch oben an der rechten Seite im Altarraum angebracht. Später fand es an der hinteren Nordwand des Kirchenschiffs neben der Empore bis 2009 seinen Platz.

Die übrigen Epitaphe, die früher in der Kirche hingen, können sie hier sehen...

 

Bayerische Kunst- und Geschichtsnotizen
-Haimhausen-
aus der Beilage der Augsburger Postzeitung vom 04.08.1858
Bayer.Kunst-und Geschichtsnotizen

"Das tiefer liegende, im französischen Style prachtvoll ge-baute Schloß gehört dem Grafen Buttler. Die Kirche, obwohl einst ein gothischerBau, enthält nach der modernen Aufputzung und Anweißung aller Figuren und Altäre wenig Bemerkenswerthes.

Nur an der Außenseite nehmen die Grabsteine der alten Pfarrherren unser Interesse in Anspruch. Was das für lebendige, stattliche, ehrwürdige Figuren sind mit ihren weiten langen faltenreichen Chorröcken und breiten, weichen Biretten! Nicht leicht tritt uns der Unterschied zwischen dem Mittelalter und der Rennaissance irgendwo so grell entgegen, als bei Vergleichung der Grabmäler.

Das Mittelalter stellt uns auf den Grabsteinen die Portraits der Geschiedenen vor Augen, lebendiger als je, mit gefalteten Händen, freundlich uns anblickend. Es war ja überzeugt, die Gestorbenen lebten, sie seien jetzt erst in das wahre Leben übergegangen, sie seien noch im Zu-sammenhang mit uns, sie seien uns Fürbitter und Vorbilder !

Dagegen zeigen die Gräber der letzten Jahrhunderte nur Urnen, Todtenköpfe, Gerippe, umgestürzte Fackeln, bloß Erinnerungen an den Tod, während sie vom Fortleben der Geschiedenen nichts zu sagen wissen. Dort wird also vom ewigem Leben gepredigt, hier vom Tode.

Selbst die Grabinschriften sind verschieden.
Im Mittelalter schrieb man: Anno d.1450 am tag des hl.zwelfboten (?) Jacobs starb der erbar Her R.R. pfarrher des orts. Dem got genad.
In den letzten Zeiten wurde geschrieben: Hier liegt begraben der H.H. N.N., ein Vater der Armen, ein Muster treuer Pflichterfüllung, Vorbild aller Tugend u.s.f.

Abgesehen davon, daß in jenen Worten die einfache Wahrheit sich ausspricht, hier Phrase und eitle Lobhudelei, ist in der ersten Inschrift der Glaube ausgesprochen, hier im Grabe liege nicht der ganze Mann, sondern nur sein sterblich Theil, sein Gewand der Erde; die zweite aber sagt ausdrück-lich, hier liegt der Gesammtmensch, vom Leben der Seele im Jenseits finden wir auch hier keine Andeutung. Dort ist also die christliche Anschauung vom Tode ausgesprochen, hier die des späteren, verfallenden Heidenthums !

Noch verdient Erwäh
nung, daß manche der hier erscheinen-den Pfarrer ohne Bart, die andern gebartet dargestellt sind. Vor dem fünfzehnten Jahrhundert sind sie bartlos. Aber mit der allgemeinen Verwilderung während der Religionskriege des sechzehnten Jahrhunderts und während des dreißig-jährigen Krieges verwildert auch das Antlitz des Geistlichen, der Knebelbart sproßt üppig und gibt dem Kleriker das Ansehen eines tüchtigen Landsknechtes, der mit dem Säbel besser umzugehen versteht als mit der Feder. So ist selbst der Bart ein Kind der Zeit und ein Barometer der Cultur."


Hinweis:
Die Klage über bärtige Priester hat auch Prof.Dr. Joachim Sighart
(1824-1867) in seinem Buch "Von München nach Landshut" aus dem Jahr 1859 geführt. 88)
Das Epitaph links zeigt Pfarrer Johann Löb im Jahr 1521, also noch vor den Konfessions-Auseinandersetzungen, bartlos, das Epitaph darunter Pfarrer Schmid im Jahr 1622 dagegen mit einem Vollbart.


Zelebrationsaltar und Ambo

 

Am 10.Juli 2021 wurden im Rahmen der Feierlichkeiten zum Ende der letzten großen Renovierung (2013-2020) durch Kardinal Reinhard Marx ein neuer Zelebrationsaltar und ein neuer Ambo geweiht. Beide Kultgegenstände sind "in sehr reduzierter Form gestaltet und aus Tombak, einer Bronzelegie-rung (mit viel Kupfer u.wenig Zink) gefertigt". 110)
Geschaffen wurden Altar und Ambo von Ricco Johanson, dem für die Generalsanierung verantwortlichen Architekten und dem Kunstschmied Matthias Larasser-Bergmeister aus Ebersberg, dessen Firma in mehreren Kirchen des Dachauer Landes tätig war.

Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 60)
zur Geschichte der Zelebrati-onsaltäre: hier klicken...


Hinweis zum Ambo:
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt", heißt es in der Liturgiekonsti-tution des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124). Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt.
übrigens:
Früher hat der Priester am Ambo die liturgischen Texte (Epistel, Evangelium) vorgesungen. Der Gesang diente nicht nur der feierlichen Gestaltung, sondern hatte auch praktische Gründe: Das Singen verlängert die Vokale; so war der Text auch ohne Mikrofonanlage in den hinteren Bankreihen gut zu verstehen.

Altarweihe
Zu Beginn der Altarweihe werden die Reliquien "beigesetzt", also eingeschlossen. Hier in Haimhausen waren es die Reliquien der Katakombenheiligen Martialis, Redemptus und Clementia, die sich nun in einer Metallkapsel im unteren Querteil des Altars befinden. 112)

Danach wird der Altar mit Weihwasser besprengt und mit Chrisamöl gesalbt. Daraufhin werden Wachs und Weihrauch in vier kleine Schalen mit jeweils 4 Dochten und in eine große Schale gefüllt und auf der Mensa verbrannt. Das Entzünden des Weihrauchs auf dem Altar will den neuen Altar als den Christusaltar mit den 5 Kreuzeswunden kennzeichnen. Der aufsteigende Weihrauch soll die Gebete gleichsam sichtbar machen, wie es auch die Worte des Bischof beim Auflegen des Weihrauch zum Ausdruck bringen: "Gott, wie Weihrauch steige unser Gebet zu dir empor. Und wie dieses Haus mit wohlriechendem Duft sich füllt, so erfülle Christi Geist deine Kirche." Bleibende Salbungszeichen in der Mensa (Gravuren) sind nicht mehr vorgeschrieben. Danach erhält die Pfarrei eine Weiheurkunde vom Bischof überreicht.

Weihe von Altar u.Ambo

 


Früherer Zelebrationsaltar und früheres Lesepult (Ambo)

Ambo und Antependium des Zelebrationsaltars bestanden aus Bronzeguss und waren reich geschmückt. Beide wurden 1988 aufgestellt im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils.



Ambo

 

 Ambo
Die Frontseite des Lesepults in Haimhausen (Künstlerin Marlene Neubauer-Woerner aus München, 1981) ist als Adlerfigur mit ausgebreiteten Flügeln gestaltet. Oben die Inschrift: "Am Anfang war das Wort". Beides weist auf den Evangelisten Johannes hin, dessen Attribut der Adler ist und dessen Evangelium mit den Worten der Ambo-Inschrift beginnt. Das Adler-Ambo ist schon seit der Romanik bekannt. Der Text des Johannesevangeliums gilt nicht nur als spirituelles und sondern auch als literarisches Meisterwerk, das als -wenn auch unerreichbares- Vorbild für die Verkündigung von Gottes Wort von diesem Ambo aus gilt. Das Johannesevangelium wird auch als "Flug des Adlers", als "meditatives Kreisen um das Christuslicht" verglichen.

Zelebrationsaltar
Das Antependium des Altars ist mit Metallreliefs verziert, die um den gesamten Altar herumreichen. Sie wurden 1988 von Marlene Neubauer-Wörner entworfen.
an der Frontseite, den Gläubigen zugewandt, ist in drei Reliefs die Auferstehung Christi dargestellt.

Seite
An den beiden schmalen Seiten sind Kornähren und Weinreben als Symbole für Brot und Wein - Leib und Blut Christi angebracht.


Rückseite
An der Rückseite, zu Füßen des zelebrierenden Pfarrers, zeigen die drei Reliefs den Tod Christi.



S
akristei

Das Erdgeschoss des Turmes ist der Verbindungsraum zwischen der Sakristei und dem Altarraum.
Dort hinein führt vom Chorraum aus eine Tür, die durch ein gotisches Portal mit Spitzbogen führt. Wahrscheinlich war das Portal früher etwas breiter, weil der Tympanon nicht gleichmäßig gestaltet ist, sondern eine Neigung nach rechts besitzt.


gotisches
Sakristeiportal
Der Verbindungsraum besitzt ein gotisches Netzgewölbe. Die Vielzahl der Rippen im Netzgewölbe ist nicht -wie z.B. beim Kreuzrip-pengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern dient auch der Zierde. An der Wand des Verbindungs-raums hängt ein großes, schön gestaltetes Kruzifix im Stil der 1.Hälfte des 18.Jh.

Netzgewölbe in
der Sakristei
In der langgezogenen Sakristei mit Tonnengewölbe und vier querovalen Fenstern aus dem Anfang des 18.Jh. stehen noch die alten, aus Eichenholz gefertigten Sakristeischränke aus der Zeit um 1700.

Sakristei

Sakristeikruzifix

Hinweis: Jesus am Kreuz im Erdgeschoss des Turms hat die Seitenwunde -wie in den meisten Kirchen üblich- auf der rechten Seite. Die Lage der Seitenwunde wird in der Bibel nicht beschrieben. Bei Johannes (19,34) heißt es nur, "einer der Kriegsknechte durchbohrte seine Seite mit einem Speer". Da das Öffnen der Seite aber den Zweck hatte, zu prüfen, ob Jesus schon tot war, muss es sich um seine linke Seite gehandelt haben. Nach dem Tod eines Menschen sammelt sich im Herzen Blut und Wasser. Das herauslaufende Wasser war somit das Zeichen für den eingetretenen Tod. Die häufige Darstellung der Stichwunde auf der rechten Seite liegt in der mittelalterlichen Deutung begründet, dass es nur die rechte, die gute Seite sein konnte, durch die Blut und Wasser als Vorausdeutung auf die Sakramente der Eucharistie und der Taufe auf die Menschheit herabströmte.


Auferstandener

Im Sakristeigang ist seit 2020 die Statue des Auferstandenen untergebracht, die in der Osterzeit ihren Platz auf dem Altar findet.
Der schlanke Auferstandene ohne Heiligenschein wendet sein Gesicht dem Betrachter zu. Er trägt einen über der linken Schulter gehaltenen vergoldeten Umhang mit rotem Futter, der den rechten Oberkörper mit der Seitenwunde und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt. Der Auferstandene macht einen ruhigen und gelösten Eindruck. In der linken Hand hält er einen Kreuzstab mit der Siegesfahne. Diese Kreuzfahne ist ein in Kreuzform endender Stab, an dem eine Fahne oder ein Banner angebracht ist. Sie gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört die dreispitzig endende Fahne (ähnlich dem karolingischen Königsbanner) zur Ostersymbolik

Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll.
Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.

 

Am Zugang zur Sakristei hängen die Chorglocken, die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes anzeigen. Es handelt sich um eine kleine Glocke, die mit einem quastenbehängten Zugband zum Klingen gebracht wird.
Die Chorglocken werden geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei verlassen und den Chor betreten.

Chorglocke


Chorbogen

Der Chorbogen ist seit der großen Renovierung 2020 nicht mehr bemalt. Als die neue Zwischendecke eingezogen wurde, hat man die Malereien am Chorbogen überweißelt.
An der Decke am Chorbogen ist eine sechs Meter lange Leinwand angebracht. Dort sollen, so der Plan, Liedtexte oder Ähnliches angestrahlt werden.


 

Kirche 1895

Früher war der Chorbogen

- ab 1841 wie die gesamte Kirche, weiß getüncht.
- 1895
ließ Pfarrer Augustin Neureuther die Kirche durch den Maler
   August Schluttenhofer, Mch mit Dekorationsmalereien und durch
   Colletti mit Fresken schmücken.
Unter dem Chorbogen hing das
   große Kruzifix, das später an der    Seitenwand und 1958 über dem
   Hochaltar angebracht wurde. (Bild links). Nach 43 Jahren war die
   Malerei stark geschädigt; Teile waren heruntergefallen, zudem
   schätzte man diese Art der Ausmalung nicht mehr.

Kirche 1938

- 1938 hat man die Kirche durch ein neues Gemälde der Künstler Seibold aus Freising und Joh.Michael Schmidt ersetzt.
         
Damit sei der Raum "ruhiger und feierlicher gestaltet worden", schreibt Dr.Michael Hartig siehe (Bild rechts).
- 1958 wurde der Chorbogen im oberen Bereich durch das von der Decke hereinreichende Gemälde "Credo" von Michael
          P.Weingartner bemalt.
- 2020 hat man die Malereien am Chorbogen wieder überweißelt.

 



Ewig-Licht-Ampel

Heute hängt vor dem linken Seitenaltar die Ewig-Licht-Ampel aus durchbrochenem Silberblech.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche" entsprechen. Silberblech erfüllt diese Voraussetzung. 83)



Ewig-Licht-Ampel
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsen-den Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-Ritterorden das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in
  der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen.


Kirchenschiff bzw. Langhaus

Die Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten, das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des Schicksals rettet.

Das Kirchenschiff (Langhaus) in Haimhausen wird von einem flachen Tonnengewölbe überdeckt. Es besteht aus einer Holzkonstruktion, an die an der Unterseite mit Metallnägeln Strohmatten befestigt sind. Daran ist der Putz mit den Deckengemälden angebracht. Leider hat das Gewicht des Dachstuhls im Laufe der Jahrhunderte die hohen und relativ dünnen Außenmauern um 14 cm nach außen gedrückt. Die Deckenbalken hingen um 10 cm nach unten durch. Deshalb hat man 2015 Metallstangen eingezogen, die dem Kirchenschiff wieder Halt geben. Seit der Restauration 2013/20 wird das Kirchenschiff von einer zusätzlich eingezogenen gewölbten Deckenkonstruktion aus Holz überdeckt. Der ganze Kirchenraum erstrahlt nun in reinweiß. Die Decken- und Wandbemalung ist nun nicht mehr zu sehen.


 

  Früheres Deckenfresko im Kirchenschiff

Bei der Kirchenrestauration im Jahr 1958 wurden die Fresken an der Decke im Kirchenschiff, die unter Pfarrer Neureuther 1895 in die Kirche gekommen waren, wieder entfernt.
Michael P. Weingartner, schuf das neues Deckenfresko mit dem Thema Glaubensbekenntnis (Credo), das er bei der Renovierung in den Jahren 1977/78 auch selbst ausbesserte. Das Haimhauser Gemälde wurde 1958 als eines der reifsten Werke des bekannten Künstlers beschrieben. Dreißig Jahre später hieß es noch, es "überzeuge in seiner dezenten Farbgebung". Heute wird es als "drittklassig" bezeichnet. Das Problem war sicher der Zeitpunkt der Ausmalung. Wäre das Gemälde 20 Jahre früher entstanden, würde man es höher einschätzen. Aber 1958 war diese Art der Malerei überholt.

Deckenfresko
1958-2009

Wenn Sie sich den Credo-Zyklus detailliert betrachten wollen, klicken sie hier..


 


Taufstein

Der barocke Taufstein von 1740 ist aus Rotmarmor gefertigt, besitzt einen balusterähnlichen Schaft und ein rundes Becken. Darüber ein achteckiger Aufsatz.
Das feinste barocke Kunstwerk der Kirche ist die Figurengruppe auf dem Taufsteindeckel, die die Taufe Jesu am Jordan darstellt; sie stammt wohl ebenfalls von Egid Verhelst selbst oder aus dessen Werkstatt. Beide Teile sind seit 2021 getrennt aufgestellt, um den Taufstein ohne die Gefahr einer Beschädigung des Deckels weiterhin nutzen zu können.

Bezeichnend für den Stil des Deckels ist die Tatsache, dass der
Künstler nicht -wie in den meisten Kirchen - die beiden Figuren allein dargestellt, sondern -ganz im Geiste des Rokoko- mit Felsen, Wasser und Blumen eine Landschaft herumgruppiert hat.
Die Gestalten zeigen das neue Rokokoformideal. Die Körper sind leicht, schlank und haben grazile Proportionen. Charakteristisch sind auch die tänzelnde Bewegung des hl. Johannes und das flimmernde Gewand Jesu. Der Ausdruck ist dem Barock gegenüber sehr verfeinert, die

Taufsteinfiguren
innere Bewegung ist in das Linienspiel hineinprojiziert. Vor allem ging es dem Künstler um die Darstellung des menschlichen Inneren, des seelischen Empfindens von Jesus und von Johannes im Augenblick der Taufe. Manche Kunstexperten neigen auch der Auffassung zu, der Deckel könnte vom berühmten Bamberger Bildhauer Bonaventura Mutschele stammen, der vor 1750 in der Werkstatt Verhelsts gearbeitet und nach dem Tod des Meisters Verhelst dessen Witwe geheiratet hat. 30) 31) In den Jahren 2004-2006 wurde der Taufstein renoviert. Danach hat er einen neuen Standort in der Kirche, gegenüber dem Südeingang gefunden. Früher befand er sich am Chorbogen.
Hinweis: Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt; dies geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Haimhausen- eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag. Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen:
"Mit acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt"
wenn Sie auch Taufsteinfiguren in anderen Kirchen des Lkr.Dachau sehen wollen, klicken Sie hier...

 


Linker Seitenaltar

Seitenaltäre

Die beiden barocken Seitenaltäre stammen aus dem Jahr 1708 (andere Quelle, Pfarrer Mederer: 1683) und wurden 1876 (andere Quelle: 1867) verändert.
Die Altäre haben zweisäulige Aufbauten. Das Gebälk ist verkröpft. Auf ihm stehen Vasenaufsätze. Das Antependium besteht aus rot/grau marmoriertem Holz und ist mit vergoldeten Ornamenten verziert. Die Tabernakelgehäuse sind -wie am Choraltar- neubarock und teilvergoldet. Nach dem Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 sind die Altäre "von edlen Formen" 12).  
Bei der Restauration im Jahr 2008 kamen hinter den abgenommenen Seitenaltären Wandmalereien zum Vorschein.
Die Altarblätter mit Darstellungen von St.Korbinian und St.Benno wurden 2022 anstelle der Figuren von Maria und Josef hinzugefügt.
Die Assistenzfiguren der Altäre wurden im 20.Jh. (mehrfach) ausgetauscht. Seit 2020 entspricht die Ausstattung wieder dem Zustand aus der Zeit um 1895.


Rechter Seitenaltar
Hinweis: Seitenaltäre (lat. Altare minus) wurden schon in die ersten Kirchen (im 4.Jh.) eingebaut. Damals standen sie noch in eigenen Seitenkapellen innerhalb der Kirchen. Schon im 6.Jh. wurden sie aber wie heute im Kirchenschiff errichtet. Man hielt an diesen Altären ebenso Gottesdienst wie am Choraltar; oftmals gleichzeitig. Früher lag der Schwerpunkt mehr auf den Gnaden, die vom Gottesdienst ausgehen als auf der gemeinsamen Feier von Priester und Gläubigen. Viele Messen, viele Gnadengaben, ob mit oder ohne Gläubige. In der Reformation hat man die Seitenaltäre aus den evangelischen Kirchen entfernt. In den katholischen Kirchen dienen sie heute als Raumschmuck.


Rechter Seitenaltar

Altarauszug

Das von kleinen Säulen und einem barocken Tympanon (Giebelfeld) umgebenen Auszugsbild stellt den Apostel Simon, den Zeloten dar.
Das Gemälde ist so alt wie der Altar (um 1708). Der Apostel wird als Halbfigur mit wildem Haar- und Bartwuchs dargestellt. In seinen Händen hält er eine grobgezähnte Säge.

Apostel Simon
Simon trägt den Beinamen "Zelotes", deutsch "der Eiferer" - weil er der politisch radikalen Bewegung der Zeloten angehörte, die gewaltsam die römischen Fremdherrscher aus Israel vertreiben wollte. Überlieferungen erzählen von seinem Martyrium, bei dem er zersägt worden sein soll (deshalb die Säge als Attribut).

Mittelteil
In der Mittelnische des rechten Altares ist seit 2022 ein großes Altarblatt angebracht, das den hl.Benno, den Patron Münchens und Mitpatron Bayerns zum Thema hat.
Der Heilige steht als fülliger Bischof vor dem dominierenden Blau des Himmels auf einer ebenen Fläche. Er trägt die Bischofsmütze (Mitra) auf dem Haupt und den Bischofsstab in der linken Hand. Die Finger der rechten Hand bilden den Segensgestus. Zu Füßen Bennos stehen zwei kleine Englein. Sie reichen ihm einen Schlüssel. Den haben sie einem aalförmigen Fisch entnommen, der mit einem Netz gefangen worden war. Der Fisch lugt hinter den Engeln hervor, das Netz ist vor den Engeln an den Chorrock des Heiligen gelehnt.

St.Benno


Hinweis: Der heilige Benno war Stiftsherr in Goslar und wurde 1066 Bischof von Meißen.
Als er sich in der Frage des Investiturstreits (Recht zur Einsetzung der Bischöfe) auf die Seite Papst Gregors VII. schlug, setze ihn sein weltlicher Herr, Kaiser Heinrich IV. ab und zwang ihn zum Verlassen des Bistums. Nach der Legende warf Benno bei seinem Fortgang die Schlüssel der Domkirche zu Meißen in die Elbe, damit der Kaiser die Kirche nicht betreten konnte. Als er drei Jahre später, im Jahre 1088 wieder in sein Haus zurückkehrte, brachte ihm ein Fischer einen Fisch, an dessen Flossen die Schlüssel hingen.

  Seit dem 13. Jh. wird Benno als Heiliger verehrt. Nachdem das Land Sachsen im 16. Jh. zum protestantischen Glauben übergetreten war, ließ Herzog Albrecht V. von Bayern die Reliquien des hl. Benno nach München bringen, wo sie seit 1580 in der Frauenkirche begraben sind. Benno war -vor der Einsetzung Mariens als Landespatronin- erster Landespatron von Bayern. Er ist auch Stadtpatron von München. Gedenktag: 3.8.

Assistenzfiguren
Flankiert wird Josef von Figuren aus dem 18.Jh. Sie stellen links den Diözesanheiligen Korbinian dar, in bischöflichem Ornat und (seit der Renovierung 2020 wieder) mit der Bibel in der Hand. Die Figur soll aus der Schule von Egidius Verhelst (1695-1749) stammen.

Rechts ist der hl. Antonius von Padua im (vergoldeten) Habit der Franziskanermönche zu sehen, mit dem Jesuskind, das auf einer Bibel sitzt (rechts). Der Stellung der Finger nach, hielt Antonius früher in der rechten Hand einen Gegenstand. Wahrscheinlich war es eine Lilie, mit der er häufig abgebildet wird.


St.Korbinian/Benno
Die Figur des St.Korbinian (links) war 50 Jahre lang eine Nikolausfigur und soll noch früher den hl.Benno dargestellt haben: Bei der Neugestaltung des Altars im Jahr 1958 wurde das alte Hochaltarbild (das seit 2009 wieder den Choraltar ziert), entfernt. Darauf ist eine Szene aus dem Leben des hl. Nikolaus dargestellt. Dies war aber die einzige Darstellung des Namenspatrons in der Kirche. Um wenigstens einen Bezug zum hl. Nikolaus zu haben, entfernte man bei der Figur des Bischofs Korbinian das Attribut, den Bären, der am Fuß des Heiligen lagerte. Damit war die Figur nur noch die eines beliebigen Bischofs und konnte so auch als St.Nikolaus durchgehen. Aber auch der Korbinian war nicht der Heilige, den die Figur anfangs dargestellt haben soll. Bei einer noch früheren Renovierung hatte man den Bären zugefügt, um die ursprüngliche Bennofigur in eine Korbiniansfigur umzuwidmen.
Antonius St.Antonius

Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand.

Vor gut 120 Jahren (1895) standen auf dem rechten Seitenaltar Figuren des hl. Ulrich und des hl.Antonius von Padus (wie heute).

 

Linker Seitenaltar

Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar. Als Assistenzfiguren wurden zwei Heilige gewählt, die früher als Helfer gegen die Pest angerufen wurden: St.Sebastian und St.Rochus. Beide Figuren standen schon bis 1895 an diesem Altar; zwischen 1895 und 2020 waren an dieser Stelle die jetzigen Hochaltarfiguren Petrus und Paulus platziert.

Altarauszug
Der relativ große Altarauszug enthält ein Gemälde aus der Zeit um 1700. Es zeigt den Heiligen Antonius von Padua bei seiner bekannten Vision mit dem Jesuskind. Antonius, im Gewand der Franziskanermönche kniet auf dem Boden und blickt hinüber auf das Kind, das auf Gewölk erschienen ist. Der rote Überwurf, mit dem das Kind bekleidet ist, weist auf das spätere Leiden Christi hin. Antonius gehörte zu den ersten Franziskanermönchen; er traf Franziskus noch persönlich.

St.Antonius im Altarauszug
Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm geht auf eine Legende zurück, nach der ein Graf als Gastgeber des Heiligen diesen nachts aufsuchte, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Aus der Kammer des Heiligen drang ein so heller Lichtschein, dass der Graf einen Brand vermutete und erschrocken die Tür aufriss. Er fand Antonius lächelnd vor, in seinen Armen das strahlende Jesuskind haltend. Der Augenzeuge durfte erst nach dem Tode des Heiligen von diesem Geschehnis berichten.

Mittelteil

In der Mittelnische des linken Seitenaltars ist ein großes Altarblatt angebracht, das den Bistumsheiligen St.Korbinian zeigt.
Korbinian ist in ein üppiges, farbenfrohes Bischofsgewand gekleidet mit einer Mitra auf dem Kopf. Ein kleiner Engel mit langem Lenden-tuch hält den Bischofsstab oder stützt er sich auf ihn ?
An den linken Fuß des Heiligen schmiegt sich ein dicker Bär, der Lasten auf seinem Rücken trägt.
Im Hintergrund ist möglicherweise das Kloster von Kains oder die Zenoburg in Südtirol zu sehen, die mit Korbinian in besonderem Maße verbunden waren.


St.Korbininan mit Braunbär

Der heilige Korbinian (* um 670) stammt nach alter Überlieferung aus Melun (Frankreich), nach neuerer Forschung aus Südtirol 126). Papst Gregor II. bat ihn, das Evangelium in Bayern zu verbreiten und weihte ihn zum Bischof. Daraufhin errichte er im damals zu Bayern gehörenden Passeiertal bei Kuens ein kleines Kloster. Später wirkte er auf Bitten von Herzog Grimoald als erster Bischof in Freising.
Als Korbinian die Ehe Grimoalds mit seiner verwitweten Schwägerin Piltrud nicht anerkannte, musste er Freising verlassen und flüchtete in sein Kloster im Passeiertal. Grimoalds Nachfolger, Herzog Hugibert von Regensburg, holte Korbinian vier Jahre später ehrenvoll nach Freising zurück.
  Doch bald darauf, etwa um das Jahr 725, verstarb Korbinian. Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf der Zenoburg bei Meran neben dem hl. Valentin bestattet. Bischof Arbeo von Freising holte jedoch 765 den Leichnam wieder nach Freising zurück, wo er in der Domkirche seine letzte Ruhestätte fand. Nach der Legende wurde auf einer Romreise Korbinians ein Lasttier von einem Bären angefallen. Korbinian zwang daraufhin den Bären, selbst die Last zu ragen.


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früh.Altarblatt
Früheres Altarblatt
Vor gut 60 Jahren war anstelle der Marienfigur in der Mitte des linken Seitenaltars ein Altarblatt mit einem Muttergottesgemälde von Kirchenmaler Michael P.Weingartner angebracht. (Bild links)
Weingarten hatte 1958 die Kirche ausgemalt und dabei auch das Altarblatt des linken Seitenaltars geschaffen. Es zeigte Maria als himmlische Königin, die auf einem Thron sitzt. Engel halten eine Krone über ihr Haupt. Ihre rechte Hand umschließt ein Zepter und das Kind auf ihrem Knie hält die dritte königliche Insignie, den Reichsapfel in der Hand.
Nach Aussage von B.Skrabal hatten aber die abgebildeten Personen, vor allem Maria, einen depressiven Gesichtsausdruck, der der Thematik des Gemäldes, der feierlichen Krönung Mariens im Himmel, nicht entsprach. Möglicherweise sei der Maler durch seine Erlebnisse im 2.Weltkrieg depressiv gewesen. 102) Deshalb
entfernte man das Gemälde bald wieder..
 

Assistenzfiguren


St.Rochus

Seit 2020 stehen wieder Figuren der Heiligen Rochus und Sebastian auf dem Altar. Beide Heiligen wurden als Helfer in Pestpandemien angerufen.
Links St.Rochus im Pilgergewand, der auf seine Beinwunde hinweist. Auf dem Foto, das am 6.12.2020 gemacht wurde, fehlt dem Heiligen der Pilgerstab in der rechten Hand. Mit der Linken rafft er sein Gewand über das Knie, um dem Betrachter seine Beinwunde zu zeigen.

Rechts der hl. Sebastian am Marterbaum mit Pfeilen im Körper. Diese Figur soll aus der Werkstatt von Egidius Verhelst (1695-1749) stammen.


Sebastian

Rochus (1295-1327) trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst pestkrank (Pestbeule am Oberschenkel) und zog sich in eine Hütte im Wald zurück. Dort pflegte ihn ein Engel und ein Hund brachte ihm Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte. Daheim wurde er tragischerweise für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod eingekerkert. Rochus wird in einigen Gegenden zu den 14 Nothelfern (zuständig für Bein- und Knieleiden) gerechnet.
Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.  Der heilige Sebastian wird deshalb  als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag: 20.Januar

In der Predella des linken Seitenaltars steht der kleine barocke Tabernakel. Er ist seit 2020 der einzige Tabernakel der Kirche,nachdem sein Pendant am Choraltar abgebaut worden ist. An seiner Tür ist eine vergoldete Akanthusverzierung zu sehen.
Vom Tabernakel am Choraltar übernommen wurde die Figur des Pelikans mit seinen Jungen, die oben auf dem Tabernakel sitzt.

Tabernakel
Der Pelikans ist Symbol für Christus, weil man früher fälschlicherweise glaubte, der Vogel reiße sich mit dem Schnabel die Brust auf, um seine Jungen zu nähren. Heute weiß man, dass es sich dabei um das Blut der gefangenen Fische handelt.

Pelikan


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Linker Altar

               Seitenaltäre bis 2009
Bis 2009 standen in den Mittelnischen der Seitenaltäre Figuren von den Eltern Jesu, St.Maria (links) und St.Josef (rechts) aus der Zeit von 1880. Die Figuren sind heute nicht mehr in der Kirche.

Maria war als Maria Immaculata, der "unbefleckten Empfängnis" dargestellt. Ihr Haupt war von einem Kranz aus 12 Sternen umgeben. Ihr Fuß ruhte auf dem Kopf einer Schlange, die wiederum einen Apfel im Maul hat. Die Figur von St.Josef auf dem rechten Seitenaltar wurde um 1880 geschnitzt. Sie zeigte den Heiligen als relativ jungen, dynamischen Mann.
Die Assistenzfiguren am Choraltar und an den Seitenaltären blieben gleich; sie wurden aber vertauscht. Früher standen
- am Choraltar: St.Sebastian und St.Korbinian
- an den Seitenaltären:
  Links: St.Petrus, St.Antonius, Rechts: St.Rochus, St.Paulus

 




Rechter Altar
 



Beichtstühle


Beichtstuhl vor 2021

Vor den Seitenaltären stehen Beichtstühle im Stil der Neu-Renaissance (um 1900). Sie sind in die Wände eingelassen. Ein weiterer Beichtstuhl steht unter der Empore. Bei der Renovierung 2013-2020 wurden die Stühle weiß gestrichen. Der neue Anstrich verleiht ihnen mehr Eleganz.

Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt.


Beichtstuhl ab 2021
  Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischen-wand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.

 

Kanzel

An der Südwand im Langhaus ist die neubarocke Kanzel mit Schalldeckel und Rückwand angebracht. Sie stammt aus der Zeit um 1900. Der Kanzelkorb besitzt abgeschrägte Ecken und ist mit Voluten-ornamenten geschmückt.
Der Schalldeckel mit dem Kreuz auf der Spitze ist oben mit Voluten und unten mit Quasten verziert. An seiner Innenseite ist die Heilig-Geist-Taube angebracht. Von 1958 bis 2020 musste die Kanzel ohne Schalldeckel auskommen.


Kanzel
Hinweis: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Zudem bildet eine Holzkanzel -wie ein Cello- den Resonanzkasten für die Stimme des Predigers. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.

 

 


Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so z.B. im Deckengemälden der Schlosskapellen in Haimhausen und Unterweilbach).



Kanzelkreuz und Mater dolorosa


Kanzelkreuz



Mater dolorsa

Kanzelkreuz
An der Nordwand, gegenüber der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz aus der Barockzeit. Es ist vermutlich ein Werk des flämischen Künstlers Egidius Verhelst. Das Kruzifix hing von 1958 bis 2013 hinter dem Choraltar und ersetzte dort den Altaraufbau.
Es zeigt einen kräftig durchgebildeten überlebensgroßen Corpus, "mit einem Antlitz voll tiefer Empfindung" 12) . Hugo Straßer 13) schrieb 1901: "..geradezu ergreifend schön ist in dieser Gestalt die Tiefe des Schmerzes und die Weite der Liebe zur Darstellung gebracht. Ein andächtiger Blick zu diesem Creuz liest die ergreifendste Karfreitagspredigt ab." Jedenfalls eine hervorragende künstlerische Arbeit. Das leicht nach vorne gerichtete Kruzifix wurde nach Abschluss der Renovierung wieder an der Nordseite des Langhauses angebracht.

Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.

Mater dolorosa
Unter dem Kanzelkreuz steht -wie in vielen Kirchen- die Figur der Mater dolorosa, der schmerzhaften Muttergottes (18.Jh). Sie hat ihre Hände über der Brust gekreuzt. Der Figur fehlt das bei vergleichbaren Darstellungen übliche Schwert in der Brust, das auf die Weissagung von Simeon im Tempel zurückgeht: "Dir selbst wird ein Schwert (der Schmerzen) durch die Brust dringen"



 
Früheres Kanzelkreuz

Früheres Kanzelkreuz

In der Zeit von 1958 bis 2013 hing dieses Kruzifix aus der 1.Hälfte des 18.Jh. als Kanzelkreuz an der Nordwand. Sein Zustand spricht dafür, dass es wohl in den nächsten Jahren für eine Restaurierung heransteht. Jesus hat sein dornengekröntes Haupt im Tode nach rechts geneigt.
Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus). Das Lendentuch (Perizoma) mit barockem Knoten wird nur von einem Band gehalten.

 


Apostelleuchter und Apostelkreuze


Im Kirchenschiff verteilt sind an den Außenwänden die Apostelkreuze mit runden Rahmen und Apostelleuchter aus Schmiedeeisen in Akanthusformen angebracht.

Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. Wenn Sie an anderen Apostelleuchtern in den Kirchen des Landkreises Dachau interessiert sind, klicken Sie hier...


Apostelkreuz
  Früher waren die Apostelleuchter in der Haimhausener Kirche neben der Kreuzigungsgruppe in einer Reihe nebeneinander angebracht. Es handelt sich um schmiedeeiserne, vergoldete Arbeiten.  

 

 


Frühere Kreuzwegbilder

Links von der Kreuzigungsgruppe sowie auf der gegenüberliegenden Seite hingen bis 2013 die modernen Kreuzwegbilder aus dem Jahr 1958. Sie werden in der renovierten Kirche wohl nicht mehr aufgehängt.

Die Bilder stammen vom Maler der Deckenfresken Michael P. Weingartner aus Pfaffenhofen/Ilm.
Mehr über den Künstler, dessen Werke in 250 Kirchen, Klöstern und Profanbauten zu sehen sind und der im Dachauer Land auch die Kreuzwegstationen in Ampermoching und die Seitenaltäre in Karlsfeld St.Anna geschaffen hat, können Sie hier erfahren...


9.Station
In Haimhausen hingen nicht -wie in den meisten Kirchen- 14, sondern 15 Bilder. Das letzte Bild zeigte Christus als Auferstandenen und wies auf das Ziel des Kreuzwegs, die Auferstehung hin.

Hinweis: In früheren Zeiten gab es nur sieben Kreuzwegstationen. Später wurden sie zu 14 Stationen erweitert. Von diesen vierzehn Stationen haben nur acht eine direkte Grundlage in den Evangelien.
Die 15.Station ist eine Neuerung des letzten Jahrhunderts.

Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


15.Station

 


Kreuzweg im Freien
vor 400 Jahren

In Haimhausen könnte früher auch ein Kreuzweg im Freien bestanden haben. In einer sog. Augenschein-karte aus den Jahren 1607/08 sind an der Straße von Haimhausen nach Maisteig etwa auf halbem Weg drei Kreuze eingezeichnet.

Golgota
Die Art der Darstellung (das mittlere Kreuz erhöht) lässt darauf schließen, dass damit die Golgothaszene bei der Kreuzigung Christi dargestellt werden sollte: das aus Gründen der Bedeutungsperspektive höher dargestellte Kreuz Christi zwischen den Kreuzen der Schächer bzw. Räuber Dismas und Gestas.

Augenscheinkarten wurden bei Rechtsstreitigkeiten im Auftrag der Richter erstellt und zeichneten sich durch besondere Detailtreue aus.
Drei Gründe sprechen für das Bestehen eines Kreuzwegs, einer dagegen:
Dafür sprechen
1. Die erwähnte Darstellung der drei Kreuze in der Karte. 1607 gab es in den Kirchen noch keine Kreuzwegbilder und Kreuzweg-andachten wie heute. Damals wurden die Kreuzwege noch im Freien errichtet. Die siebte und letzte Station mit der Bezeichnung "Kreuzerhöhung" war die Darstellung der Kreuzigung Christi mit den drei Kreuzen.
2. Die Lage auf der Anhöhe. Kreuzwege wurden meist einen Hügel hinauf bis zum Gipfel angelegt. Der Punkt, an dem die drei Kreuze in die Karte eingezeichnet sind, ist die höchste Stelle an dieser Straße. Der Unterschied zur Amper in Haimhausen beträgt 30 Höhenmeter.
3. Die Entfernung zum Ort. Der Kreuzweg war ein Nachbau der via dolorosa in Jerusalem, also des Weges, den Jesus vom Ort der Verurteilung bis zur Stelle der Hinrichtung zurückzulegen hatte. Wenn möglich legte man die Kreuzwege in der Originallänge der Via dolorosa, das sind 1650 Meter an. Misst man von der Stelle, an der die Kreuze in der Karte eingezeichnet sind, die 1650 Meter zurück, liegt der mögliche Ausgangspunkt eines Kreuzwegs mitten im Dorf Haimhausen, z.B. an der Kirche, im alten Dorf oder auch beim alten Schloss.
Dagegen spricht, dass die Existenz des Kreuzwegs nicht schriftlich belegt ist. Die Bedeutung dieses Gegenarguments wird aber dadurch eingeschränkt, dass der Pfarrhof in Haimhausen mit allen Kirchenbüchern und damit mit allen Urkunden aus der früheren Zeit im Jahr 1699 und nochmals genau 100 Jahre später, 1799, abgebrannt ist. Es sind deshalb nur noch Quellen aus dem 19.Jh. vorhanden. In dieser Zeit dürfte der Kreuzweg im Freien -wie in vielen anderen Orten- schon aufgelassen worden sein. Denn ab der Mitte des 18.Jh. hielt man die Kreuzwegandachten in der Kirche ab. Papst Clemens XII. hatte die internen Kreuzwegandachten im Jahr 1731 mit sehr großzügigen Ablässen bedacht, um die Pfarrer zum Kauf von Kreuzwegstationsbildern zu ermuntern.


Kirchenfenster

  
bis 2013

Bei der letzten Renovierung 2013/2020 wurden die Fenster im Kirchen-schiff erweitert. Sie erhielten ihre frühere barocke (geschweifte) Form zurück, die sie bis 1877 innehatten. Zudem wurde in die Fenster die historische Butzenverglasung wieder eingesetzt.

Solche geschweifte Fensterformen finden wie derzeit auch noch in Einsbach, Sittenbach, Tandern-Frauenkirche und Jarzt.


ab 2020

 

Figuren und Bilder an den Wänden des Kirchenschiffs

Rechts neben der Kanzel steht eine lebensgroße Herz-Jesu-Statue, die Anfang des 20.Jh im neubarocken Stil geschnitzt wurde.
Hinweis: Die Anfänge der Verehrung des Herzens Jesu finden sich schon im 13. und 14. Jh. Bei den Gläubigen wurde die Herz-Jesu-Verehrung aber erst durch die Visionen der Margaretha Maria Alacoque (†1690) populär: Ihr war Christus erschienen, auf sein Herz deutend, was als sein Verlangen nach der Einführung eines diesbezüglichen Festes verstanden wurde. Gefeiert wurde es am dritten Freitag nach Pfingsten. 1765 wurde es durch Papst Clemens XIII. (Papst von 1758 bis 1769) anerkannt und 1856 unter Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) für die Kirche sogar vorgeschrieben. Heute stößt es auf nur noch geringe Akzeptanz. Dazu haben sicher die süßlichen Darstellungen Jesu auf vielen Bildern des 20.Jh. beigetragen.


Herz-Jesu
Daneben die Figur des hl. Leonhard (18.Jh) mit Abtsstab, Buch und Ketten (und - wie auch bei den Figuren
von Petrus und Paulus an den Seitenaltären- einem Metallreif als Andeutung des Heiligenscheins).
  
St.Leonhard
Hinweis: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.

 

Kirchenbänke

Derzeit sind im Kirchenschiff 25 Bänke aufgestellt. Bei bis zu 7 Personen pro Stuhl finden 175 Besucher Platz. Dazu kommen noch viele Plätze auf den Emporen.
Die Wangen der vorderen Kirchenstühle in Haimhausen gehören der Zeit um das Jahr 1841 an. Sie sind eine Stilmischung zwischen Neurokoko und Neugotik.
Die seitlichen Randornamente und die gitterförmige Füllung im Innern erinnern noch stark an das Rokoko; die neugotischen Kreuzblumen sind ganz nüchtern gestaltet.

Am Fuß einer der Kirchenbänke ist der Name des Haimhausener Schreiners eingeschnitzt: "Johann Georg Thallmair Anno 1841".
Die hinteren Bänke unter der Empore wurden vom Haimhausener Kistler Ellwanger gefertigt. In einer dieser Stuhlwangen ist die Signatur "Johann Ellwanger 1876" eingeschnitzt.


Kirchenbank
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten und saßen die Kirchen-besucher in den Kirchenbänken oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gottes-haus eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt es nicht.
  Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite. Eine Ausnahme macht bei uns die Kirche in Altomünster; dort ist die rechte Seite die Frauenseite. Grund dafür ist, dass im bis 1803 bestehen-den Gemeinschaftskloster Altomünster die Frauen das Sagen hatten.
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche Kirchen-besucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen links zu finden. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite (so auch in Haimhausen). Bei seitlichen Eingängen geht die Trennlinie manchmal auch quer durch die Kirche. Vorne die Frauen, hinten und auf der Empore die Männer (z.B. in Jarzt).
Übrigens: wenn Sie auch Kirchenstuhlwangen in anderen Kirchen des Lkr.Dachau sehen wollen, klicken Sie hier...


zur Beschreibung der Apostelleuchterzur Beschreibung der Apostelleuchter zur Beschreibung der Apostelleuchterzur Beschreibung der Orgel zur Beschreibung der Deckenbilderzur Beschreibung der Kanzel zur Beschreibung der Apostelleuchter zur Beschreibung  der St.Leonhardsfigur VortragekreuzKirchenbänke von 1841
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Vortragekreuz

An den Kirchenbänken angebracht ist ein Vortragekreuz auf einer langen Stange aus Metall und Guss (20.Jh) -siehe rechts-

Ein weiteres, größeres Vortragekreuz ist von Tüchern baldachinartig umgeben. Der Corpus Christi ist sehr lang und schmal und von vielen Wunden übersät. Der dreistrahlige Heiligenschein ist beschädigt.

Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.


Vortragekreuz


Osterkerze

In der Mitte der Kirche steht über dem Zugang zur Gruft die Osterkerze verziert mit Wachsgemälden und den Buchstaben Alpha und Omega.
Sie ist auf einem kunstvollen Bronzeständer befestigt.

Die Osterkerze gehört zum Taufritus; dabei wird sie in das Taufwasser getaucht. Die Osterkerze ist Symbol für den auferstandenen Christus. Sie wird in der Osternacht im Exultet besungen. An ihr wird bei der Tauffeier die Taufkerze entzündet.


Osterkerze
Die Osterkerze besteht aus gebleichtem Bienenwachs. Erstmals erwähnt als Typus im Jahr 384, war sie in den ersten Jahrhunderten nur mit Blumen und Blättern, seit dem 9.Jh. mit dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets (Alpha und Omega) geschmückt.
In dem reinen "Leib" der Kerze aus teurem Bienenwachs sah man ein Sinnbild für die menschliche Natur Christi oder für seinen verklärten Leib nach der Auferstehung, während man die Flamme als Zeichen seiner göttlichen Natur auffasste. Die Flamme sollte nicht mehr von brennenden, übelriechenden Tierleibern genährt werden, sondern von reinen, wohlriechenden Elementen (Bienenwachs, Öl und Papyrus für den Docht).
129)

Wenig bekannt ist, dass die Osterkerze einen Bezug zur Jungfräulichkeit Mariens hat. Die Verbindung schafft die "jungfräuliche" Biene, die das Material der Kerze, das Bienenwachs erzeugt.
Papst Gelasius (492-496) formulierte für die Osterkerze ein poetisches Weihegebet, das einem Hymnus gleicht: 130)
  "Sie ist nicht durch fleischliches Fett befleckt, nicht durch eitle Salbe besudelt, nicht mit unheimlichem Feuer in Berührung gewesen. ... Die Bienen sind nicht üppig im Verbrauchen. Überaus keusch ist ihre Fortpflanzung. Sie zaubern ihre Zellen hervor, indem sie mit einer Flüssigkeit, dem Wachs, die Mauern aufführen... Mit den Füßen lesen sie die Blumen ab und keinerlei Schaden kannst Du auf den Blüten finden. Die Nachkommenschaft lesen sie mit dem Munde auf, sie kosten aber nichts davon... die Jungfrauschaft ist bei ihnen fruchtbar ohne eigentliche Geburt. Auf gleichem Wege in die Welt zu kommen, würdigte sich er Herr, als aus Liebe zur Jungfrauschaft sein Ratschluß feststand, eine leibliche Mutter zu haben".

 


Gruft unter dem Kirchenschiff

Unter dem Kirchenschiff befindet sich die Gruft der Grafenfamilie Butler-Haimhausen, einer irischen Familie, die von 1794 bis 1892 (durch Einheirat) Besitzer des Schlosses in Haimhausen war.

Die Einrichtung der Gruft wurde mit dem Fehlen eines geeigneten Platzes auf dem Friedhof begründet. Ihre Errichtung bedurfte sogar der Erlaubnis des bayrischen Königs, die mit der Auflage erteilt wurde, "dass Hygienestandards eingehalten werden".102)


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Der Eingang liegt im unter dem Pflaster im Mittelgang in Höhe des Südausgangs. Die Gruft wurde 1841 von Graf Theobald erbaut und diente drei Generationen als Familiengrab.
Die letzte Bestattung fand im Jahr 1925 statt, als Gräfin Fernandine Butler-Clonebough begraben wurde. In der erstaunlich hohen und geräumigen Gruft ist am Ende des Mittelgangs über einem angedeuteten Altar ein großes Steinkreuz angebracht. Links und rechts des Gangs sind die 30 zugemauerten Grabnischen in zwei Reihen übereinander angelegt. Davon sind 22 belegt. Grabtafeln an 14 Grabstätten geben Auskunft über die Toten.

In der Gruft sind nicht nur die Schlossherren, sondern auch andere Angehörige der Familie Butler-Clonebough beerdigt. So auch der kgl. Generalmajor Carl, über dessen Tod und Beerdigung noch eine Zeitungsmeldung vom 22.11.1864 erhalten ist (klicken Sie hier...)

Die Gruft wurde bei der Restaurierung der Kirche im Jahr 1938 zugemauert; wegen des "sehr schlechten Geruchs" hieß es, obwohl die Gruft schon immer durch Rohre, die hinten an der Kirche ins Freie führen, entlüftet wurde 102) . Gut 65 Jahre später, 2004/2005, wurde der Eingang erstmals wieder freigelegt (wegen statischer Untersuchungen) und von den Pfarrarchivaren M.Bogner und H.Schnell an zwei Sonntagen der Bevölkerung gezeigt.


Orgel vor 2013

Die Doppelempore wurde im Zuge der Verlängerung der Kirche 1874 (1877) eingebaut. Sie ruht auf vier hölzernen Stützen. Die cremefarbigen Emporenbrüstungen sind durch einfache Rahmungen gegliedert.

Die erste Orgel kam beim großen Umbau der Kirche im Jahr 1698 in die Kirche. Sie wurde vom damaligen Schlossbesitzer Graf Franz Ferdinand mit 250 Gulden finanziert.

Orgel 1898 - 2013
    
Orgelprospekt
Die 1898/99 von der Firma Franz Borgias Maerz aus München eingebaute Orgel mit 10 Registern kostete gegen 4000 Mark. 107) Sie besaß einen fünfteiligen Prospekt im Stil der Neurenaissance. Eine Besonderheit waren die Holzpfeifen der tiefen Töne, die neben dem Orgelprospekt aufgestellt sind.

Hinweis: Franz Borgias Maerz, geb. am 30.7.1848 als Franz Nothwinkler, war vom kinderlosen Orgelbauer Max Maerz adoptiert worden und übernahm 1878 die Firma Maerz. Er baute bis zu seinem Tod 1908 im Münchner Umland 450 Orgeln.
    
Holzpfeifen

Der Spieltisch wurde nach dem 2.Weltkrieg hinzugefügt, als der Tonumfang auf g''' bzw. f' erweitert und auf elektromagnetische Kegellade umgestellt wurde.
Die Orgel wurde 106 Jahre nach ihrer Errichtung (2004) von Johann Führer aus München mit einem Kostenaufwand von 18.000 Euro renoviert.
 

Disposition der Maerz-Orgel von 1898 vor der Renovierung im Jahr 2004 (nach Brenninger - Stand 1975-):
I. Manual (C-f'''):  Bourdon 16', Principal 8', Gamba 8', Tibia 8', Octav 4', Tr 4', Mixtur 2 2/3'
II. Manual (C-f'''): Geigenprincipal 8', Lieblich Gedeckt 8', Salicional 8',
Pedal: (C-d'):       Subbaß 16', Violonbaß 8', Octavbaß 8', Cello 8'
Koppeln:
             I-II, I-P, II-P

Heutige Orgel (ab 2020)

Im Zuge der Renovierungsarbeiten bis 2020 baute man die Orgel um rd. 250.000 Euro 107), 104) um.

Der Hamburger Orgelbauer Rudolf von Beckerath erneuerte das historische Pfeifenwerk, die Windladen, die Traktur und Windanlage.

Die Fassung (Bemalung) des Gehäuses, des Spieltisches und die Reinigung der bronzierten Zierelemente führte die Restaurierungs-werkstätte Wiegerling aus Bad Tölz aus.

Vom Wiedereinbau der Orgel im April 2021 gibt es in Youtube ein Video; klicken Sie hier...


Wenn Sie sich für Orgelgehäuse im Dachauer Land interessieren und vergleichen möchten, sollten Sie hier klicken...

Der zweimanualige Spieltisch sowie ein Teil des Gehäuses wurden neu gebaut und die Orgel um von 10 auf 15 Register (u. a. um Oktave2', Cornett III., Trompete 8' 113 und damit auf 1000 Pfeifen) erweitert 107).

Disposition der neuen Beckerath-Orgel von 2020: 118
I. Manual (C-f'''):  Bourdon 16'-Principal 8'-Gamba 8'-Tibia 8'-Octav 4'-Traversflöte 4'-Octav 2'- Cornett III -Mixtur 22/3'-Trompete 8'
II. Manual (C-f'''): Geigenprincipal 8' -Lieblich- Gedackt 8' -Salicional 8'
Pedal: (C-d'):       Subbaß 16' Violonbaß 8'
Koppeln:
             II/I, I/P, II/P, evtl. freie Kombinationen (?)

 

Allgemeines zur Orgel.
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (= weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten.
Allerdings stand das Bistum Freising schon im 9.Jh wegen seines Orgelbaues in hohem Ansehen. Papst Johannes VIII. (872-882) hatte sich 873 brieflich an den Freisinger Bischof Anno gewandt und ihn gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument und einen Mann schicken, der die Orgel spielen und die Kunst der Musik zu lehren verstünde. 36)Wo diese Orgeln in Freising standen (Kloster, Bischofshaus oder Kirche) ist nicht bekannt. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgiekonstitution des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporheben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.



Eingangsbereich mit Portal, Opferstock und Weihwasserbecken

Die Kirche besitzt zwei Eingänge, einen auf der West- und einen auf der Südseite. Der Westeingang wurde bei der Verlängerung des Kirchenschiffs im Jahr 1874 angelegt. Der Südeingang ist der älter. Er wurde in der Barockzeit mit einem schönen Toskanischen Portikus ausgestattet

Toskanischer Portikus von 1740
Dieser um 1740 102) errichtete repräsentative Eingang, der damals auch von der Hauptstraße aus zu sehen war, sollte die Reputation der Grafen von Haimhausen steigern, die das Patronatsrecht für die Kirche besaßen.

Der Südeingang wird durch eine Eichentür mit schmiedeeisernen Beschlägen (um 1700) geschlossen. Es war früher durch ein altes Türschloss (und zusätzlich durch eine moderne Alarmanlage) gesichert.

Interessant sind auch zwei weitere Schlösser an anderen Eine Zusammenstellung von alten Schlössern und Beschlägen finden Sie hier...


altes Schloss am Südportal

weiteres Schloss

weiteres Schloss

Kirchentüre- Innenseite
Beschlag mit
Akanthusmotiven

Opferstock

Am Südeingang steht ein interessanter alter Opferstock aus Schmiedeeisen mit Hängeschloss (2.Hälfte des 18.Jh).

Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opfer-stöcken an, um damit einen Kreuzzug (den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren. 46)Der Name Opferstock rührt daher, dass der Opferstock aus einem großen ausgehöhlten Holzstock besteht, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im unteren Bereich ausgehöhlt.

  Am Eingang steht auch ein schön gestaltetes Weihwasserbecken aus Rotmarmor (Durchm. 40 cm).
Weihwasserbecken

In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...



Monstranz

Zu den liturgischen Geräten, die nicht mehr benutzt werden und außerhalb der Kirche aufbewahrt sind, gehört eine wun-derschöne Monstranz aus dem Jahr 1748, die von Pfarrer Ruecklinger gestif-tet worden war. Es handelt sich um um das Werk des Augsburger Silberschmieds Franz Thaddäus Lang 1719-1773) sign. 115) Die Signatur
Die 50 cm hohe Monstranz aus vergolde-tem Silber besitzt einen runden Fuß, ei-nen Schaft mit querovalem Nodus und -eine weitere Verzierung unter der Mons-tranz sowie ein hochovales Schaugefäß.

    
Auge Gottes - Ähren/Reben - Lamm Gottes

Auf der Monstranz befinden sich zwischen Akanthusschmuck und Edelsteinen
- das Auge Gottes im Dreieck (von
   Edelsteinen umgeben),
- Anbetungsengel,
- der Bär des Bistumsheiligen Korbinian
- sowie Getreideähren und Weinreben als
   Halbfiguren.
Bekrönt wird die Monstranz von einem quadratischen Kreuz. Details sehen Sie bei einem Mouseklick auf die Bilder links.
Die Monstranz wurde 2022 restauriert.



Beschauzeichen
mit Zirbelnuss
Die Monstranz trägt zwei Markierungen: 127)
- Eine zeigt die Zirbelnuss, die "Pyr" (siehe Bild links). Es ist das Beschauzeichen der Stadt Augsburg als Ort der
  Herstellung. Die Pyr wird ergänzt durch einen Jahresbuchstaben (hier "H), der die Herstellungsjahre 1747-1749
  bezeichnet.
- Die andere ist das Meisterzeichen mit den Buchstaben "FTL" für Franz Thaddäus Lang.

Hinweis: Die Monstranz (lat. monstrare = zeigen) gibt es erst seit dem 14.Jh. als es üblich wurde, die konsekrierte Hostie am Altar zur Verehrung und Anbetung auszusetzen und bei Prozessionen mitzuführen. Ihre Form hat sich aus dem Ostensorium, einem Vorzeigebehältnis für Reliquien, entwickelt. Die Hostie wird von einer halbmondförmigen Halterung, der meist vergoldeten Lunula (lat. = Möndchen) gehalten. Meist hat die Monstranz die Form einer strahlenden Sonne, die auf Christus den Herrscher hinweist. Die Sonnensymbolik als Zeichen für die Herrschaft geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Für die Übernahme in das Christentum ist der Sonnenkult der Römer und Griechen maßgebend. Die Macht war nunmehr vom Sonnengott auf Christus übergegangen.

weitere liturgische Gegenstände

Nach dem Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895  gab es Ende des 19.Jahrhundert noch folgende liturgischen Gegenstände in Haimhausen, die heute ebenfalls ausgelagert sind 12) :
— "Ein Kelch mit Rankenwerk und Emailmedaillons verziert. Nach der Marke Arbeit des Münchener Goldschmiedes Franz Kessler     (gest. 1717), Anfang des 18.Jh.
— eine Ampel von Silber, mit durchbrochenem Rankenwerk verziert, von 1721,
— ein Weihrauchschiffchen von 1764.
— eine Casula, roth, mit weissem Mittelstück und sehr hübschen Stickereien (Vögel), 18.Jh."
   



K
rippe


An Weihnachten steht am linken Seitenaltar die Krippe. Sie ist ein großer Anziehungspunkt für die Kinder.

Haimhausen hat auch noch ein altes Fatschnkindl aus Ottershausen, das in einer Glasvitrine aufbewahrt wird.


Krippe
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Fatschnkindl

 


Kapelle Christus auf der Rast

Kapelle
Auf dem neuen Friedhof, rd. 200 Meter nördlich der Kirche, steht eine schmale, hochgiebelige Kapelle. Sie beherbergt eine große Figur von Christus auf der Rast.
Jesus sitzt, völlig entkräftet, zwischen Kreuzweg und der Kreuzigung auf einem Stein und stützt mit der rechten Hand sein Haupt. Er ist in einen purpurnen Mantel gekleidet und trägt die Dornenkrone auf dem Haupt.

Jesus auf der Rast
  Hinweis: Figuren von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen, Biberbach, Gaggers, Kleininzemoos, Kollbach, Oberumbach, Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach, Tandern, Wiedenzhausen und Westerholzhausen.
Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen Leiden Christi. Das sind Schilderungen und bildliche Darstellungen von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für Zwecke der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen Leiden gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der Gestaltung heißt im bayerischen Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott".



Pfarrhof           

Historisch interessant ist das neben der Kirche stehende Pfarrhaus. Es ist -wie in vielen Pfarreien- eines der ältesten Gebäude der Ortschaft. Das Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz; es ist in der Liste der Baudenkmäler in Haimhausen 89) als: "Pfarrhaus, zweigeschossig mit Satteldach und Rauputzgliederung, 1799 Nr. D-1-74-121-10" aufgeführt.

1524 und 1560
Ein Pfarrhaus wird es wohl schon so lange geben, wie die Pfarrei besteht. Erstmals schriftlich genannt wird das Pfarrhaus In der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524. Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude waren heruntergekommen ("sunt ruinosa"). 1560 wird nur der Pfarrgrund erwähnt: Vom Pfarrgrund sei nichts verkauft, heißt es darin. Offensichtlich war dies nicht selbstverständlich. Außerdem wird das Einkommen genannt, das sich aus dem Pfarrbauernhof erzielen ließ: "In guten Erntejahren hat der Pfarrer Einnahmen von 150 Gulden".
  Neben den Einnahmen aus dem Bauernhof hatte der Pfarrer auch Einnahmen aus waren die Gebühren für die seelsorgerlichen und sakramentalen Dienste Stolgebühren der Pfarrer. Wegen des Simonieverbots durften sie prinzipiell erst nach der Amtshandlung erhoben werden. Außerdem musste die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gläubigen berücksichtigt werden. Die Gebühren waren teils durch das Herkommen, teils durch Ordnungen der Dekanatskapitel festgelegt. Zu den Stolgebühren zählten Ende des 16.Jh. folgende Einnahmen: 123)
- die Gebühren für die Taufe (baptismalia): i.d. Regel ein Brotlaib oder 2 Kreuzer
- die Gebühren für die Aussegnung der Wöchnerin (kindpötterin) 3 Kerzen bzw. 3 Kreuzer
- die Gebühren für eine Trauung: Teilnahme am Hochzeitsmahl
- die Gebühren für eine Krankenkommunion: 0-4 Kreuzer
- die Gebühren für ein Requiem und eine Beerdigung (Selgeraidt): bis zu 1 Gulden
- das Beichtgeld: 1 bis 2 Pfennig.
Insgesamt waren die Einnahmen aus den Stolgebühren meist nicht sehr bedeutend.

Pfarrhofbrand 1588
Die nächste Nachricht über den Pfarrhof -aus dem Jahre 1590- kündet von einem Unglück:
     "Ernst, Bischof von Freising erlaubt dem Georg Hirschbeck, Pfarrer zu Haimhausen, dem vor 1 1/2 Jahren Haus und Stadl       verbrannt, aus Mangel an Scheunen sein Widumb auf etliche Jahre zu verstiften. Dat. 1590, Freising, 13.Hornung (=Februar)."
Der Pfarrhof brannte also im Herbst 1588. Und mit ihm alle Pfarrdokumente. Wenn wir davon ausgehen, dass dem Gesuch entsprochen wurde, hat Pfarrer Hirschbeck die landwirtschaftlichen Gründe verpachtet und sich vielleicht bis zu seinem Tod 1593, neben der Seelsorge nur dem Wiederaufbau der Gebäude gewidmet.

Renovierungen 1672-98
80 Jahre später war eine größere Renovierung fällig. Dies entnehmen wir einem Brief des Haimhauser Pfarrers Martin Huber aus dem Jahr 1671. Darin hat er bei Albrecht Albert Sigmund Herzog von Freising und Regensburg und Bischof der Diözese Freising gebeten, aus dem Vermögen der Filialkirche Inhausen einen Betrag von 150 fl. für die Renovierung des Pfarrhofs verwenden zu dürfen. Dies geschah bereits 1672, als Zimmermeister Georg Pürckh den Pfarrhof und die Pfarrökonomie reparierte.
Die Ökonomiegebäude waren wohl nur zum Teil ausgebessert worden, weil Pfarrer Mörz schrieb, dass bei seinem Antritt als Pfarrer 1690 die Städel und das Waschhaus so baufällig waren, dass sich Reparaturen nicht mehr lohnten. Er habe alles von Grund auf neu errichten müssen. Die Planungen gingen von stolzen 3400 fl. aus, von denen 1000 fl. aus der reichen Kirche von Inhausen kommen sollten, 200 fl. aus Hörenzhausen und 2200 fl. (und 100 fl. für Brotzeit und Getränke der Handwerker) aus dem Privatvermögen des Pfarrers. Ab 1696 wurde gebaut.
Als Handwerker waren mit dabei:
- Maurermeister Silvester Golnhofer aus Dachau, der schon 20 Jahre vorher, 1676, einen Überschlag (Kostenvoranschlag)
  für die Baumaßnahme erstellt hatte
- Zimmermeister Thomas Mayr aus Goßnöbach, der für das Pfarrwaschhaus und das Hennenstübl zuständig war und Kaspar
  Stadlberger aus Dachau für den Pfarrhof, den Stadel und das Waschhaus.
- Schreinerarbeiten durch Kistler Jakob Legerman aus Maisteig ("auf der Maysteig") für 8 Gulden.
Letztendlich kostete der Bau des Pfarrhofs und der Ökonomiegebäude aber nur 2.295 Gulden. Diese Daten erfahren wir aus dem Bericht von Hugo Straßer 13). Auch viele Rechnungen aus dieser Zeit sind im Archiv noch vorhanden.

1731 war der Maurermeister Paul Führer aus Hohenkammer an Baumaßnahmen am später entstandenen Pfarrstadel beteiligt.
Die Zimmererarbeiten erledigten Andreas Fischer (+ 1746), der damals in 2.Ehe mit der Wirtstochter Anna Prunner aus Biberbach verheiratet war, Thomas Mayr aus Großnöbach und Jakob Öggl aus Vierkirchen (Pfarrstadel).

Pfarrhofbrand 1799
Iin der Nacht vom 7.auf den 8.Juli 1799 brannte der Pfarrhof wieder; auch die Stalllungen, der Stadl mit allen Nutztieren ("Pferde, Hornvieh und andere Vieh") fielen dem Feuer zum Opfer. Allerdings konnten die Pfarrbücher gerettet werden. Doch das waren nicht mehr die Bücher, die nach dem 1.Brand 1588 angelegt worden waren; denn die hatten den 30jährigen Krieg nicht überlebt. Die heutigen Pfarrbücher reichen nur bis 1653/54 zurück. (Das älteste Taufbuch beginnt mit dem 26. November 1653, das Ehebuch mit dem 29. April 1654, das Totenbuch mit dem 21. Mai 1654).


Pfarrhof von 1800

Der damalige Pfarrer Knilling beschrieb den Brand von 1799 in einem Bericht vom 15.Sept.1806 wie folgt: " Das Feuer griff so rasch um sich, daß ich alle meine Habselig-keiten bis auf meine Kleider verloren habe und mich mit meinem 90 jährigen Vater mit aller Mühe kaum retten konnte".
In der Vorbemerkung zur Rechnung über den Pfarrhofbau wird der Schaden näher ange-geben: "Vom Pfarrhof blieb nichts weiter als die vier Hauptmauern stehen. Die Gewölbe in dem oberen und unteren Gang und in der Küche waren alle durch die einstürzenden Kamine durchgeschlagen, die Mittelmauer erschüttert und eingestürzt.

Selbst die Hauptmauer war von obenher stark beschädigt. Vom Stadt und Stall, die alle aus Holz gebaut waren, blieb gar nichts und sie mussten von Grund auf neu errichtet werden". Die Höhe des Schadens wurde vom Gerichtsverwalter des Reichsgräfl. Butler Hofmarksgericht, Herrn Valta, am 15.9.1800 auf 11.725 Gulden attestiert.

Das Unglück war auf Brandstiftung zurückzuführen. Täter war der Gütler Franz Dobmaier aus Eckersberg. Er hatte im Laufe von 20 Jahren mindestens 10, wahrscheinlich noch viel mehr Pfarrhöfe (und einige Poststationen) angezündet, um in der allgemeinen Verwirrung beim Brand Geld aus den Pfarrhäusern zu stehlen. Darunter war auch der Pfarrstadel in Obermarbach bei Petershausen. Vielleicht hat er fünf Wochen nach Haimhausen auch den Pfarrhof in Jarzt angezündet; doch dieses Verbrechen gehörte zumindest beim Prozess nicht zu den Anklagepunkten. Zehn andere Brandstiftungen reichten für ein Todesurteil, zumal bei diesen Bränden auch mehrere Personen ihr Leben verloren oder verletzt wurden. Die Münchener politische Zeitung vom 3.7.1811 108) beschrieb den Hergang so:
  "In der Absicht, Geld zu entwenden, näherte Dobmaier sich in der Nacht vom 7. auf den 8.August (sic) 1799 dem Orte Haimhausen, im Bezirke des königl. Landgerichts Dachau, und zwar dem Stadel des dortigen Pfarrers. Um 11 Uhr Nachts legte er im Ecke dieses Stadels, welcher mit Stroh bedeckt war, Feuer, eilte, wie dieses aufloderte, eine reiche Beute an Geld hoffend, in das obere Zimmer der Pfarrwohnung, entwendete aus einem dort gestandenen Pulte 15-20 Gulden und lief damit quer über die Felder auf dem nämlichen Wege zurück, wo er hergekommen war. Der hierbey entstandene Schaden beträgt über 11.000 Gulden."

Dobmaier hatte sich bei seinen Straftaten bis auf die Hosen entkleidet, um nicht als Fremder aufzufallen. So wurde er in der Nacht für einen Haimhauser gehalten, der unmittelbar aus dem Bett zu Hilfe kommt.
Letztendlich wurde er von der Polizei doch gefasst und gestand "nach seinem 7ten Verhör und auf die 145te Frage" einige seiner Taten (in Aubing, Haimhausen, Hohenkammer, Rohr, Schweitenkirchen, Lindach, Obermarbach, Waal, Garching und Pörnbach).
Das königl. Appellationsgericht des Isarkreises verurteilte ihn am 3.5.1811 wegen der zehn eingestandenen Brandstiftungen zum Tode "mittels lebendiger Verbrennung". Das Oberappellationsgericht ließ "Gnade für Recht ergehen" und verwandelte "die wohlverdiente Strafe des Feuers in die einfache Strafe des Schwertes". Am 27.Juni 1811 wurde Dobmaier exekutiert.
Mehr über den Brandstifter und die Beschreibung seiner Taten können Sie hier lesen...

Wiederaufbau 1800
Knilling begann sofort mit dem Wiederaufbau. Die Arbeiten erledigten der Maurermeister Peter Schmidt aus Weißling, der Zimmerer Georg Michael Aichner aus Massenhausen (gest.1801) und ab 1801 Franz Löhel, die Schreinerarbeiten durch Kistler Sebastian Mall aus Haimhausen. Doch der Neubau fiel in eine politisch unsichere Zeit. Die französischen Revolutionsheere waren in Bayern eingefallen. Dies verzögerte den so dringend notwendigen Neubau wegen fehlender finanzieller Mittel.
Hugo Straßer 13) berichtet hierzu:
  "Zwar wurden dem Pfarrer "im Oct. 1799 aus den Kirchengeldern zu Wemding 1000 fl. angewiesen; wegen der sich immer mehr erhebenden Gefahr des eindringenden Feindes konnte der aber diese Summe nicht erheben und erhielt deshalb 1000 fl. aus den Traunstein'schen Kirchengeldern. Hierzu kam noch ein Beitrag der Condezimatoren von 800 fl. Die ganze Einnahme belief sich demnach auf nur 1800 fl. Die Baukosten erreichten über eine Höhe von 6079 fl. 45. Der Pfarrhof kostete 3547 fl. , die Ökonomie Gebäude 2532 fl. Knilling hatte also eine Schuld von 4273 fl. zu übernehmen."
In seiner Not wandte sich Pfarrer Knilling an die churf. General- und Landesdirektion in München und bettelte am 30.Juli 1803:
  "So kostspielig der Bau war, so hart die Zeiten waren, so theur alle Baumaterialien, Lohnungen wegen des Krieges waren, so konnte ich doch mitten im Bau davon nicht ablassen. Die Unterlassung des Weiterfahrens würde immer die Zugrunderichtung des vorigen zur Folge gehabt haben und die schon früher gewesten Auslagen machen die darauffolgenden notwendig. Da ich selbst kein Geld nicht hatte und von Staatswegen über die 1000 fl. für den dortigen Augenblick keines erhalten konnte, suchte ich Hilfe wo ich nur konnte und fand sie in der Person meines Bruders Matth. Knilling, Edelsteinhändlers in München, durch dessen Vermittlung ich mich zur Vollführung des Baues mit mehreren Posten zu Hunderten, auch tausend Gulden unterstützt sehe. Aber wie sehr habe ich mich betroffen, da ich bei bald vollendetem Bau in diesen öfters wiederholten Posten mich mit einer Schuld von 3500 belastet habe. Ich lege nun die Baurechnung vor mit der Bitte, sie gnädigst zu ratifizieren und die noch vakierende Schuld von 5269 fl. auf zusätzliche Fristen sowohl für mich als meine Incessoren hinübergehen zu lassen".
Im weiteren Verlauf des Schreibens legte Knilling seine und seiner Pfarrkinder Not und Armut dar, denn die Franzosen seien im Land gewesen, hätten von den Bauern Kontributionen erpresst, so dass diese keinen Zehent mehr zahlen könnten. Insgesamt seien die Pfarrerträgnisse auf 800 Gulden gesunken, von denen er und der Cooperator leben müssten. Die Bitte um Übernahme der Schulden wurde wohl erhört, denn die Stellenausschreibung im Intelligenzblatt vom 27.8.1819 nach dem Tode von Knilling beschreibt eine günstigere finanzielle Lage der Pfarrei:
  "Die Einkünfte der Pfarrei Haimhausen betragen jährlich 1519 fl. 43 kr. Die Lasten bestehen außer den gewöhnlichen Staats- und diversen Abgaben in 100 fl. jährliche Bauabsitzfristen".

Kriegskontribution 1809
Noch einmal litt der Pfarrhof unter Kriegseinwirkungen. Unter Napoleon waren in den Jahren 1809/1810 insgesamt 164 Soldaten (79 Franzosen, 22 Bayern und 15 Österreicher) im Pfarrhof einquartiert. Doch die Franzosen (und zwangsweise auch die Österreicher) waren zwar inzwischen Verbündete und so trug die Kosten der Verpflegung der bayerische Staat. Pfarrer Knilling stellte der Regierung eine Rechung zu, in der der tägliche Proviant und dessen Kosten im Einzelnen aufgeführt sind:
Frühstückssuppe
Branntwein
1/2 Pfund Fleisch
1 Maß Bier
1 Brot
2 kreuzer
2 kr
5 kr
4 kr
2 kr
Ob die Pfarrei den geforderten Betrag von 3.858 Gulden ersetzt bekam, ist nicht überliefert.


Versteigerung 1836

Im Oktober 1836 (wohl nach der Amtszeit von Pfarrer Heinrich Baumann) wurde ein Teil des Inventars versteigert. So schreibt die "Bayerische Landbötin" am 19.Oktober 1836: 84)
  Bekanntmachung
5039.(2b) Eine ansehnliche Landwirtschaft hat jüngst den ganzen Viehstand (Hornvieh und Pferde) im Pfarrhof zu Haimhausen käuflich an sich gebracht. Die übrigen Gegenstände, als Schweine, ungedroschenes Getraid, Hen, Grummet, Baumanns- und Hausfahrnisse werden gegen baare Bezahlung am 27. und 28. dieß versteigert.
Haimhausen, den 19.Okt. 1836


Abschaffung des Zehents 1848
1848 schaffte der bayerische Staat den Zehent (der zehnte Teil der Ernteerträge) ab. Dadurch verminderte sich die Einnahme des Pfarrers. Markus Bogner schreibt, dass in der Hofmark Haimhausen vom Zehent 2/3 die Schlossbesitzer, 1/3 die Pfarrei erhielten.



Maul- und Klauenseuche 1869 120)
Am 26.8.1969 veröffentlichte das Freisinger Tagblatt eine Warnung, dass "in der Pfarrhofstallung zu Haimhausen unter dem Hornvieh des Herrn Pfarrers Mederer die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist. Es seien vom Bezirksamt Dachau die gesetzlichen Vorsichtsmaßnahmen zur allgemeinen Beachtung angeordnet worden. Mehr dazu....



Pfarrhof um die Jahrhundertwende 1900
Aus dem 19.Jh. ist mir nicht viel bekannt.
Einer Bekanntmachung des Freisinger Tagblatts vom 23.August 1869 ist zu entnehmen, dass im Stall des Pfarrhofs die Maul-und Klauenseuche ausgebrochen war:
  "Amtliches für Dachau - Bekanntmachung
Maul- und Klauenseuche unter dem Hornviehe des Herrn Pfarrers Mederer in Haimhausen betr.
In der Pfarrhofstallung zu Haimhausen ist unter dem Hornvieh die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, und sind die durch § 8 und 14 der Allerhöchstenn Verordnung vom 15.Juni 1867 gebotenen Vorsichtsmaßregeln angeordnet worden, was hiemit zur allgemeinen Beachtung bekannt gemacht wird." - Königl.Bezirksamt Dachau - Pitzner"

Am Ende des Jahrhunderts stand die Pfarrei aber wieder gut da. Als 1886 Pfarrer Mederer starb, wurden die Pfründe neu ausgeschrieben.
   "Einkommen 3786 M 94 Pf, darunter 2268 M aus Kapitalien. Die Lasten sind beziffert mit 677 M 76 Pf, so daß sich ein Reineinkommen gibt von 3109 M 18 Pf. Die bei der Pfründe vorhandene Ökonomie umfaßt 90 Tagwerk und 69 Dezimale. Die Baulast obliegt dem Pfründebesitzer. Absitzfristen lasten auf der Pfründe nicht".
Das Inventar des Bauernhofs einschließlich des Viehes und der Vorräte befand sich im Besitz des jeweiligen Pfarrers. Die Erben von Pfarrer Mederer ließen die "gesammten Mobilien und Moventien" am 19.Januar 1887 versteigern. Über die Versteigerungsbekannt-machung des Auktionators erfahren wir den Besitz von Pfarrer Böckl in seiner Eigenschaft als Landwirt.
Die Anzeige können Sie hier lesen ....

Der Nachfolger von Pfarrer Mederer, Pfr. Neureuther, nutzte die 90 Tagwerk aber nicht mehr selbst, sondern verpachtete sämtliche Grundstücke, ja er räumte mit der Ökonomie so gründlich auf, dass er anno 1887 Stall und Stadl abbrechen und den dadurch vor dem Pfarrhaus gewonnenen Platz zu einem Obstgarten umwandeln ließ, heißt es in der Beschreibung.

Spätere Pfarrer verkauften kleinere und größere Parzellen der Widdumsgrundstücke (Widdum=Pfarrbauernhof), sodass die Fläche um 1901 auf 38 Tagwerk geschwunden war. Das Pfarrhaus war um 1900, also 100 Jahre nach dem Bau, noch in gutem baulichen Zustand. Lediglich das Stiegenhaus war umgeändert worden. Aber Kaplan Straßer beklagte die ungünstige Aufteilung des Hauses und die Lage seines Zimmers:
  "So groß und geräumig sich der Pfarrhof von außen präsentiert, so eng ist er im Innern. Fenster, Türen und Kamine sind fast samt und sonders so unpassend eingelassen und eingebaut, daß man die Möbel kaum zu stellen weiß. Das Kooperatorenzimmer befindet sich im ersten Stock gegen Nord West.Es ist ganz von H.Pfarrer möblier. Das Zimmer, welches Sommer- und Winterresidenz zugleich bildet, befindet sich an der vielleicht ungeniertesten Stelle nicht bloß des Pfarrhofes sondern von ganz Haimhausen. West und Nord, Zenith und Ost eifern sich, ihm Schnee und Regen.. zuzufügen. Als einen Ersatz hat der stille Bewohner dieser Zelle die Freude, im Hochsommer nicht öfters als viermal den Sonnenaufgang zu begrüßen".

Pfarrhof um die Jahrhundertwende 2000

1999 wurde das Pfarrhaus, das durch Feuchtigkeit sehr heruntergekommen war, wieder aufwändig restauriert (3,2 Mio DM). Im Erdgeschoss ist nunmehr die Pfarrverwaltung untergebracht; im Obergeschoss ist eine Wohnung eingerichtet.
Auffällig ist die Fassadenfarbe, das sog. barocke Rot, das aber eher rosa wirkt. Die vier Hauptmauern -jedenfalls im unteren Teil- und die Zimmereinteilung stammen noch aus der Zeit nach dem Brand von 1588, der Putz der Südfassade und das barocke Treppenhaus aus dem Jahr 1699. Das Pfarrhaus steht seit 1970 unter Denkmalschutz.
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....


Fassade des Pfarrhofs

  Hans Schertl


Quellen:
01) Michael Wening, "Historico-topographica descriptio Bavariae", Band 1, 1701
02) Descriptio antiqua omnium Parochiarum Dioecis Frisingensis, in qua videre licet, quid juris Ordinario Frisingensi,
              Electori (Duci) Bavariae, monasterium Praelatis aliisque patronis competat v. 17.10.1601, Deutinger § 678a
03) Descriptio nova omnium Parochiarum Dioecis Frisingensis quod jura collationis et patronatus ineunte saeculo XIX.compilata
               Deutinger § 678b
04) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis 1819 S. 602 (neuer Pfarrer)
05) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis 1820 (Pfarrersköchin)
06) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
07) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, S.107, 1852
08) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
09) Freisinger Tagblatt, zugleich Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau, 1869 (MaulKlauenseuche, Jahrgangsstiftung)
10) Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
11) Versteigerungsbekanntmachung für das Inventar des Pfarrhofs - Amperbote vom 19.1.1887
12) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
13) Kooperator Hugo Straßer, Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria, 1901 (Pfarrhof, Pfarrerliste)
14) Konrad Beyerle, Übersetzung der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926
15) Josef Widemann: Die Traditionen der bayerischen Klöster, 1928, ZBLG 1, S. 225-380 (Einleitungsformeln)
16) Dr. M. Hartig, Die Kirchen des Dekanats Dachau, 1938
17) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 11/12, 1958 (Gerichtstag 850; 1183-S.10-;)
18) Das Zweite Vatikanische Konzil. Konstitutionen, Dekrete und Erläuterungen. Teil I. 1966 (SC 124 Ambo)
19) Dr.Pankraz Fried, Der Brückenstreit von Haimhausen im Jahre 1255, Amperland 1966
20) Dr.Gottfried Mayr, Haimhausen in den Anfängen seiner Geschichte, Amperland 1972 (Aldionen)
21) Dr.Gerhard Hanke, Haimhausen und seine Bevölkerung im Wandel der Zeit, Amperland 1972
22) Hermann Bauer, Kunstwanderungen in Bayern südlich der Donau, 1973
23) Dr.Alfred Gleißner, Die Kirchen der Gemeinde Haimhausen, Amperland 1974 (1698, 1867)
24) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/3
25) Max Gruber, Kistler, Schreiner u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Mall)
26) Dachauer Neueste vom 1.6.1977
27) Dachauer Neueste vom 9.8.1977
28) Dachauer Nachrichten vom 28.2.1979 (Pfarrbücher 1653 /Pfarrhof),
29) Süddeutsche Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Ortsgeschichte)
30) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Bildhauer, Amperland 1982/1 (Mutschele, Egid Verhelst)
 

Der Bildhauer JosefBonaventura Mutschele wurde am 28.8.1728 in Bamberg geboren. Er ging zunächst bei seinem Vater Georg Mutschele in die Lehre und erhielt eine gediegene Grundausbildung für das Arbeiten mit Holz und Stein. 1745 war er in Augsburg in der Werkstatt des berühmten Bildhauers Egid Verhelst tätig. In dieser Zeit entstanden die Taufsteinfiguren für die Pfarrkirche in Haimhausen. 1751 ging er nach Straßburg als Geselle von Stephan Lamy. 1758 verließ er seine Heimatstadt Bamberg endgültig und heiratete 1759 die Witwe des Bildhauers Verhelst in Augsburg. Da dessen bereits erwachsene Söhne Placidus und Ignaz Wilhelm die Werkstatt seit 1749 eigenverantwortlich führten, übersiedelte Mutschele nach etwa zwei Jahren nach Schweinau bei Nürnberg, wohin seine Schwester nach ihrer Heirat mit dem Bildhauer Johann Christoph Berg gezogen war. 1764-68 lebte Mutschele in Fürth, danach als Schutzverwandter in Nürnberg. 1771 erhielt er den Ruf nach Moskau als Modelleur für die Porzellanmanufaktur Wirbilky. 1774 übergab er diese Stelle an den Stiefsohn Placidus. Er selbst wurde in Moskau Bildhauer am Zarenhof. Mutschele starb um 1778. Felix Lipowski (FN 32)) schrieb dazu im Jahr 1810, also relativ zeitnah: "Vater und Sohn starben aber daselbst 1778 in der Zeit eines Monats".

31) Trost, Beatrice, "Mutschele" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 657-658-Onlinefassung (Mutschele)
32) Felix Joseph Lipowsky: Von A bis O Baierisches Kuenstler-Lexikon Fleischmann: München 1810 (Mutschele)
33) Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Führer, Peter Schmidt)
34) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
35) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986 /4 (Aichner, Löhel, Fischer, Mayr,
     JakobÖggl, Pürckh, Stadlberger
)
36) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums München und Freising, 1986 (Orgel 873)
37) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
38) Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
39) Helmut Fachenecker, Wittelsbachische Kirchenpolitik in der frühen Neuzeit, 1993 (Vis.1560)
40) Unser Dachauer Land, Beilage der Dachauer Nachrichten vom April 1998 (Weingartner)
41) Dachauer Neueste von 1998
42) Hans Schnell, 2001-2004
43) Grove Dictionary of Art, 2003
44) Dachauer SZ vom 16.9.2003
45) Dachauer SZ vom 24.5.12 (Renovierg)
46) Dachauer Nachrichten vom 9.9.2003
47) Robert Giersch, Archivalienforschung zur Geschichte der Schlosskapelle, 2004
48) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland 2005/1
49) Sabine Remiger, Münchner Kirchenzeitung v. 3.9.2006 (Petrus)
50) Das Bayerische Konkordat von 1583, Klaus Unterburger, 2006 S.170 (Präsentationsrecht)
51) Ausstellung 400 Jahres Schlossareal Haimhausen, 2006
52) Josef Kiening, Überleben im Dreißigjährigen Krieg, www.genealogie-kiening.de (30jährKrieg)
53) Heinrich und Margarethe Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (Adlerambo)
54) Dachauer Nachrichten vom 8.1.2007
55) Cornelia Oelwein, Marschrouten der kgl.bayer.Armee von Bayern nach Triest, Info aus Volksmusikarchiv Obb., 2/2008
56) Dachauer SZ vom 15.11.2008 (Wandmalerei hinter Seitenaltar),
57) Dachauer SZ vom 8.2.2010 (Deckengemälde)
58) Dr.Eckard Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Ambrosius-Vers, Osterfahne, Bauform)
59) Dachauer SZ vom 24.5.2012 (Renovierg)
60) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche, Zelebr ersetz Hochaltar)
61) Dachauer Nachrichten vom 17./18.4.2014 (Ölberggruppe)
62) Dachauer SZ v. 31.7.2014 (2017, OrgelHamburg)
63) Dachauer Nachrichten v. 14./15.8.2014 (Protokoll1698)
64) Künstler in Haimhausen im Barock und Rokoko, Ausstellung 2014 (Wening, Verhelst)
65) Jahresstatistik 2014 über Haimhausen, Dachauer Nachrichten vom 19.1.2015
66) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik 33,39)
67) Gemeinde Bergkirchen(Hrsg), Bergkirchen-Ein Dorf mit Geschichte, 2014 (Statistik 1880)
68) Klaus Peter Zeyer, Die Glocken von Oberzeitlbach und Unterzeitlbach, Kulturspiegel Altoland, Februar 2015 (Ludwig Will)
69) Siglinde Haaf, Kirchengeschichte in luftiger Höhe, Landkreisanzeiger Dachau v. 18.4.2015 (Metallnägel, Holznägel)
70) Bernhard Skrabal, Zum Bauen in Haimhausen u. Fahrenzhausen, Kath.Pfarrbrief, Herbst 2016 (1687)
71) Schematismus der Erzdiözese München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1823-70 (Pfr.Mederer, Pfr.Baumann, Hofgärtner)
72) Landratsamt Dachau, Blick in die Kreisgeschichte, Zugriff 2016
73) Bavarikon, Kultur und Wissenschätze Bayerns, Zugriff 2016 (Ortschaftszahlen)
74) Martin von Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
75) Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising", 1999
76) Dr.Klaus Haller, Das Schloß Haimhausen, ein kunstgeschichtlicher Überblick, Amperland 1972
77) Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
78) Bernhard Skrabal, Gemeindeblatt Haimhausen vom Juli 2017, S.25
79) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern von 1876
80) Bernhard Skrabal, Vortrag am Tag des offenen Denkmals 10.9.2017
81)
Edgar Krausen, Das Augustinerchorherrenstift in Dietramszell, § 34 Nr.1, 1988 S.222 (1637, 1430)
82) Dachauer Nachrichten vom 14.9.2017 (Renovierung 17)
83) Sigrid Gensichen, Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
84) Die Bayerische Landbötin, 2.Jahreshälfte 1836, München, S. 1138
85) Rudi Kanamüller, Goldener Glanz für Sankt Nikolaus, Dachauer SZ vom 8./9.12.2018
86) Turmkreuz restauriert, Münchner Kirchenzeitung vom 16.12.2018
87) Claudia Schuri, "Es strahl wieder golden", Münchner Merkur Online, 12.12.2018
88) Dr.Joachim Sighart, Von München nach Landshut: Ein Eisenbahnbüchlein, 1859

89) Liste der_Baudenkmäler in Haimhausen
90) Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
91) Herr Simon Hagn, Haimhausen, bei der Segnung der Nikolausfigur am 6.9.2019
92) Leyla Yldiz, St.Nikolaus hat seinen Platz gefunden, Dachauer Nachrichten vom 11.9.2019
93) Die Künstlerin Eva-Raiser Johanson arbeitet mit verschiedenen Materialien. Schwerpunkt ist die Textilgestaltung.
      Ihre Werke stehen u.a. auch im Kindergarten St. Georg in Hebertshausen, in den Münchener Kirchen Himmelfahrt, St. Clemens
      und St.Barbara sowie in Fürstenfeldbruck (St. Bernhard)
.
94) Dr.Michael Losse, Das Burgensterben im Dachauer Land, Röhrmooser Heimatblätter 2019
95) Dr.Peter Dorner, Burgen und Schlösser im Dachauer Land, 1956
96) Der Isargau, Zeitschrift für Heimatgeschichte und Volkstum,1929, Heft 2, S.53 ff.
97) Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur BB001/1/1, FS113 (Pfarrerliste)
98) Digitales Archiv des Erzbistums Mch/FS, Seelenstandsbeschreibung (status animarum), Bd.2 - 1822-1852
99) Dachau -Ansichten aus zwölf Jahrhunderten, 1976

100) Hans Kratzer, Von Sommerschnee und Feuersbrünsten, SZ 5./6.1.2021
101) "Von der Geheimehe zum Kirchenaustritt", Münchner Kirchenzeitung vom 7.2.2021

102) Leyla Yildiz / Bernhard Skrabal, Geschichten rund um die St.Nikolaus-Kirche, Dachauer Nachrichten v. 1.2.2021
103) Michael Mannhardt, Haimhausen-Mittagsläuten in BR-1 am 29.11.2020

104) Kath.Volksblatt für das bayer.Oberland - Wendelstein v. 23.01.1903 (Kapl. Wittmann)
105) Lindauer Tagblatt für Stadt und Land, 22.11.1864 (Graf Carl v.Butler-Clonebough)
106) Bayer.Kunst-und Geschichtsnotizen, Beilage der Augsburger Postzeitung vom 04.08.1858
107) Nico Bauer, Pfarrei macht sich ein Ostergeschenk, Dachauer Nachrichten vom 8.4.2021
108) Münchener politische Zeitung-mit allerhöchstem Privilegium vom 3.7.1811 (Brand im Pfarrhof)
109) Drei Tage im Amperthale- Zeitung Familienschatz - tägliche Unterhaltungsbeilage zum Bayerischen Kurier
       vom 18./ 25./ 29./ 31.10.1872
110) Münchner Kirchenzeitung vom 18.7.2021, Abschnitt Räume /Altar-Weihe
111) Werkschau des Kunstvereins Pfaffenhofen/Ilm über die Arbeiten von M.Weingartner 1917 bis 1996 vom 12.6.bis 8.8.2021
112)
Leyla Yildiz, Hoher Besuch in Haimhausen, Dachauer Nachrichten vom 12.7.2021
113) Die Klänge der neuen Orgel begeistern die Zuhörer, Dachauer Nachrichten vom 26.5.2021
114) Bernhard Skrabal, Vortrag am 10.9.2017 und 2021
115) Im Schauen verwandelt werden, Gemeindeblatt Haimhausen, Juni 2022 (Monstranz)
116) Repertorium des topographischen Atlasblattes Dachau, 1824
117) Mirakelbuch der Bennowallfahrt, Titel: "Warhaffte Beschreibung etlich, sonderbarer Wunderzeichen vnd Genaden, so Gott
       der Allmächtig durch Fürbitt deß H. Bischoffe Bennonis Anno 1606. vnd 7. Jar, im Fürstl. Stifft bey vnser lieben Frawen, der
       Hauptstatt München gewürcket"; herausgegeben 1608
.
118) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
119) Der katholische Volksfreund-Wochenschrift für häusliche Erbauung u. Belehrung des kath.Volkes v. 18.12.1852 (Coop Aigner)
120)
Maul- und Klauenseuche-Freisinger Tagblatt (Freisinger Wochenblatt) vom 26.08.1869 (Pfarrhof)
121) Historischer Atlas von Bayern, Digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
122) Carl Meichelbeck schreibt in seiner "Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe" 1854:
  "Im folgenden Jahre schloß Konrad mit Berchtold, Marschalk von Schiltberg, mit welchem er wegen Besitz und Zehent von Haimhausen im Zwiste lag, nachstehenden Kontrakt: Berchtold übergibt dem Bischofe das Schloß Pysenberg mit allen seinen Gütern und Rechten, und zu diesen einige Besitzungen in Ottershausen und Haimhausen. Dafür nimmt Berchtold diese Güter und zwei Zehenttheile von Haimhausen und einige andere bestimmte Güter vom Bischofe zu Lehen."
123) Hans RÖSSLER, Pfarrer und Kirchenpröpste. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Pfarrseelsorge im 16. Jahrhundert,
       Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (ZBLG) 64, 2001, S. 135

124) Mittel aus Inhausen für Umbau in Haimhausen-Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern v. 11.07.1878
125) Pfarrbrief PV Hebertshausen v. 30.05.-20.06.2021 (Seitenaltäre)
126) Joachim Schäfer, Artikel Korbinian von Freising, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon, 2023 (Geburtsort Korbinian)
127) Pastoralreferent Bernhard Skrabal und Metallrestaurator Stephan Rudolph in einem Flyer über die Monstranz von 1747
128) Janina Lückoff, Für mich kam nie ernsthaft ein anderer Beruf in Frage, DAH-SZ vom 16./17.5.1998 (Pfr.Probst)
129) https://de.wikipedia.org/wiki/Osterkerze
130)
Sigrid Gensichen, Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
131) Pressemitteilung der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
132) Baierische National-Zeitung-09.12.1814 (Patrimonialgericht zu Ortsgericht)
133) "Vilerley gedenckwürdige Miraculn - so sich zugetragen von Anno 99 biß ad Annum sexcentesimum quintum, bey Johann
       Abbe zu Fürstenfeld, der dessen Gottshauß Verwalter und Sorger ist", Bayerische Staatsbibliothek, MDZ
134) Münchener Tagblatt vom 28.06.1835 u. Bayer.Landbötin v.27.6.1835 (Brand 1835)

146 Bilder: Ortsarchiv Haimhausen (3), Hans Schertl (139), Hubert Eberl (1), Pfarrei Haimhausen (3)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

27.4.2023

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  Pfarrbeschreibung 1901
  von Kaplan Hugo Straßer

 

Exhortatio ad plebem christianam
(Predigt zu einer Tauffeier in Freising im Jahr 805)

"Hört, liebe Söhne, die Glaubensregel (= Glaubensbekenntnis), die ihr im Herzen behalten müsst, da ihr den christlichen Namen empfangen habt. Sie ist das Kennzeichen eueren christlichen Glaubens, vom Herrn eingegeben und von den Aposteln aufgestellt. Der Worte sind es nur wenige, aber sie umfassen große Geheimnisse. Der Heilige Geist hat nämlich den heiligen Aposteln als Lehrer der Kirche diese Worte in solcher Kürze diktiert, damit alle Christen verstehen und im Gedächtnis behalten können, was sie glauben und jederzeit bekennen müssen Denn wie wollte sich einer einen Christen nennen, der die wenigen Worte des Glaubensbekenntnisses, durch die er gerettet werden soll, und das Herrengebet, das der Herr selbst geboten hat, nicht lernen und im Gedächtnis behalten wollte? Oder wie in möchte jemand für einen anderen den Glauben verbürgen und versprechen, der diesen Glauben gar nicht kennt? Darum müsst ihr Kenntnis haben, meine Kinder. Denn solange einer von euch seinem Kind, das er aus der Taufe gehoben hat, dieses Glaubensbekenntnis nicht verständlich gelehrt hat, bleibt er an seinem Glaubensversprechen schuldig. Und wer es versäumt hat, sein Kind zu unterrichten, muss am Tag des Gerichtes Rechenschaft darüber ablegen. Nun also soll jeder, der ein Christ sein will, das Glaubensbekenntnis und das Gebet des Herrn möglichst rasch lernen, und jene, die er aus der Taufe hebt, darin unterrichten, damit er nicht vor dem Gericht Christi dafür zu Rechenschaft gezogen werden muss; denn das ist Gottes Gebot, das ist unser Heil und das ist unseres Herren Auftrag; sonst können wir für unsere Sünden nicht Vergebung erlangen."

 

Epitaphe, die früher in der Kirche angebracht waren

1521

Epitaph für Johannes Löb.
Das älteste Epitaph der Kirche ist im Chorschluss, rechts hinter dem Hochaltar eingemauert. Es ist sehr stark verwittert und zeigte früher einen Priester mit Kelch. Der noch lesbare Text lautet:
"Anno Domini MCCCCCXXI die ... mensis obiit Dominus Joannes L.., parochus, requiescat in pace".
Vor gut 150 Jahren (1858) war dieses Epitaph außen am Chor angebracht.

1622
Sehr deutlich ist auf dem Grabstein aus dem Jahr 1622 ein bärtiger Priester mit dem Kelch zu erkennen. Es handelt sich um eine Darstellung von Pfarrer Stephan Schmid, für den das Grabmal angelegt wurde.

Vor gut 150 Jahren war auch dieses Epitaph außen am Chor angebracht; das ist dem Bericht der Augsburger Postzeitung vom 04.08.1858 (siehe oben) zu entnehmen.

1626 Theodor v. Haimh
Ein prächtiges Epitaph aus Rotmarmor ist an der rechten Chorwand zu finden. Es stammt aus dem Jahr 1626 und erinnert an den in der Zeit 1593-1626 amtierenden Hofmarksherrn Theodor von und zu Haimhausen, der am 12.11.1626 starb, sowie an dessen früher verstorbene Frau Anna Patzinger von Schernau (gest. 1600).
Der Grabstein aus Rotmarmor zeigt links und rechts der Texttafel die Wappen der Verstorbenen.
  Text: "Anno 1626 den 12.Novemb.starb der Wol Edl und Gestreng Theodorius Von Und Zu Haimbhaußen auf Hibelsbach, Padtzing, Gerlhausen. Herr auf Khuttnplan. Churfrtl. Drtl. in Bayern gehaimer Rath bestelter Oberister zu Füeß und Pfleger zu Ertting. Anno 1600 den lezten december Verschid Die Edl Ehrnthugendreich Fraw Anna von Haimbhausen geborne Patzingerin zu Schernau so bede alda begraben dene gott gnad Amen."
Vor gut 100 Jahren (1895) war dieses Epitaph an der Nordwand des Chores angebracht.


1729
Am Chorbogen ist links die Grabplatte für den Pfarrer Jodok Neudecker eingemauert, der am 28.5.1729 starb.
Im unteren Bereich des Steines sind ein Kelch, ein Wappen und ein Totenkopf eingraviert.
 

16??
Nicht datiert werden kann eine stark beschädigte Grabplatte aus Rotmarmor an der Nordseite des Altarraums unter dem Oratorium.
Sie stammt aus der Renaissancezeit und zeigt das schwache Relief eines Priesters.
 
Neben den Seitenaltären hängen an der Wand zwei barock geformte kleinere Grabplatten aus Rotmarmor mit farbigem Wappen.
 

1759

 

Das Epitaph auf der rechten Seite wurde für Freiherrn von Preysing 1759 angefertigt.

 

 

1765

 

Links das Epitaph für den Pfarrer und Dekan Josef Rucklinger aus dem Jahr 1765.

 


Butlersche Grufttafel
Aus schwarzem Marmor besteht das Epitaph für die Graf Butler'sche Familiengruft. Auf ihr sind Eintragungen aus der Zeit zwischen 1837 und 1930 zu finden.



Renovierung 2013-2020

Von 2013-2020 wurde die einsturzgefährdete Kirche für rd. 6 Mio Euro (davon 85 % Diözese) generalsaniert (unter der Leitung des Münchner Architekten Ricco Johanson und der Werkstätten Wiegerling aus Gaißach).
Die Arbeiten umfassten das Mauerwerk (Stabilisation der Außenwände), den Dachstuhl, den Turm, die allgemeine Haustechnik (Elektrik und Heizung) und die Innenraumgestaltung.

Nachdem sich das Dachtragwerk als einsturzgefährdet herausgestellt hatte, war zunächst innen einen Tragegerüst eingebaut worden. Neben dem Dachstuhl wies auch der Chorbogen Statikprobleme auf. Ebenso musste die Turmkuppel statisch ertüchtigt werden. Alle Dächer wurden neu eingedeckt. Zudem wurden die Fenster der Pfarrkirche ausgetauscht und die historische Butzenverglasung wieder eingesetzt. Der komplette Fassadenputz wurde überarbeitet.
Im Inneren der Kirche wurde die für die Ausstattung der Kirche viel zu hohe Decke abgehängt. Die Doppelempore wurde statisch ertüchtigt und das Westportal erneuert. Die komplette Raumschale wurde überarbeitet. Eine Wandheizung wurde eingebaut und Natursteinarbeiten an den Böden vorgenommen. Zudem wurden die Bankpodeste erneuert. Die Orgel wurde saniert und um drei Register erweitert. Die Kosten für die Generalsanierung beliefen sich auf rund 6 Millionen Euro. Rund 4,78 Millionen Euro davon trug die Erzdiözese München und Freising bei, rund 840.000 Euro die Kirchenstiftung. Die politische Gemeinde steuerte rund 380.000 Euro bei.
131)

 
Ansicht Jan.2015
Die Kirche sollte ursprünglich Ende 2017 wieder benutzbar sein. Dieser Termin konnte nicht gehalten werden. Immerhin waren bis Ende 2017 schon der Glockenstuhl neu gebaut, die massiv geschädigte Turmkuppel saniert und die Empore renoviert.

Am 10.9.2017 (Tag des offenen Denkmals) war im leeren Kirchenschiff (ohne Gerüst aber immer noch ohne Ausstattungsgegenstände) eine Kaffeetafel aufgestellt. Dazu gab es Informationen vom Pastoralreferenten Herrn Skrabal und der Vorsitzenden des Fördervereins Pfarrkirche, Frau Donder-Langer über die Verbindung von Schlossherrn und Kirche und über den Fortgang der Renovierung. (siehe Bild rechts)


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Am 6.12.2018 (Fest des Kirchenpatrons Nikolaus) konnte bei trübem Wetter das abschließende Turmkreuz auf das vergoldete Ziborium über der Haube aufgeschraubt werden. Das Kreuz hat zwei Querbalken und ist dem Scheyrer Kreuz nach-empfunden. Damit war die Renovierung des Turms abgeschlossen. Die Restaurierung von Kreuz u.Zibo-rium kostete 15.000 Euro, die der Förderverein Pfarrkirche übernahm. 85).

Über eineinhalb Jahre war der Haimhauser Kirchturm wegen Renovierungsarbeiten komplett eingerüstet. Die undichte Turmhaube wurde mit vorpatiniertem Kupfer-blech verkleidet, damit die Haube schneller die gewohnte Grünspan-Farbe annimmt. 86)
"Die Sanierung zog sich etwas hin, weil die Schäden an der Turmhaube größer waren, als gedacht", erklärt Bernhard Skrabal. ""Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir sie wohl mit einem Kran vom Turm gehoben, um die Arbeiten unten zu erledigen .
87)
Das Ende der Renovierung der Kirche war auf den 6.12. 2020 terminiert; der Festgottesdienst sei -so hieß es- in den Terminkalender von Kardinal Marx für diesen Tag eingetragen. Wegen der Covid19-Pandemie wurde der Festgottesdienst mit der Altarweihe aber doch auf den 10.7.2021 verschoben. Sie können sich die Feierlichkeiten auf Youtube anschauen, wenn Sie hier klicken...

Einblicke in die Baustelle (Stand Sept. 2020), ein halbes Jahr vor dem beabsichtigten Fertigstellungstermin, erlauben folgende Videofilme auf Youtube:
Film 1: Bauimpressionen 1 -
Titel: ohne Schnörkel und Kommentar
Film 2: Bauimpressionen 2 -
Titel: wieder ohne Schnörkel und Kommentar
Film 3: Bauimpressionen 3
- Titel: Skulpturen melden sich "kurz" zu Wort
Film 4: Bauimpressionen 4 - Titel: Innengerüst wird abgebaut 1
Film 7: Bauimpressionen 7 - Titel: Wiedereinbau der Orgel


Altarweihe am 10.7.2021