zur Landkreiskarte                 Ausführl.Beschreibg              Kirchen in der Marktgem.Indersdorf


Filialkirche St. Mauritius in OTTMARSHART

Adresse: 85229 Markt Indersdorf, Ottmarshart 1
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Eine Kirche oder Kapelle wurde in Ottmarshart schon vor über 1150 Jahren, um 850, erstmals schriftlich erwähnt. Sie soll auf dem Hügel östlich der heutigen Kirche gestanden sein.

1167 wurde die Kirche vom Kloster Indersdorf aus dem Besitz des Templer-Ordens übernommen. Möglicherweise hängt die Wahl des selten vorkommenden Kirchenpatrons Mauritius mit den früheren Besitzern zusammen, weil den Templern, als Kreuzrittern, der Soldatenheilige Mauritius nahe stand. Zudem war im Kloster Indersdorf eine Reliquie dieses Heiligen vorhanden, die bei der Konsekration der gotischen Kirche nach Ottmarshart kam.

In der Konradinischen Matrikel von 1315 wird Ottmarshart als Filiale von Indersdorf genannt; das ist sie heute noch.

Um 1450 dürfte eine neue Kirche im gotischen Stil gebaut worden sein. Anfangs des 17.Jh. wurde diese Kirche mit barocken Altären und Gemälden ausgestattet.

Im 30jährigen Krieg wurde die Bevölkerung von Ottmarshart so stark reduziert, dass Einwan-derer aus dem Gebirge gewon-nen werden mussten.


Engel auf dem Altar

Die heutige Kirche St. Mauritius von Ottmarshart wurde 1739 von Grund auf neu gebaut und mit neuen Altären versehen. Bauherr war der Indersdorfer Probst Innozenz Weiß (1728-1748). Am 1.Oktober 1739 wurde das Gotteshaus vom Freisinger Weihbischof Johann Ferdinand Freiherr von Bödigheim eingeweiht.

Die Kirche in Ottmarshart hatte ursprünglich keinen Turm, sondern einen Dachreiter wie die Albersbacher Kirche. Der heutige Turm mit einer Höhe von ca. 32 m wurde erst 1870, 130 Jahre nach der Kirch errichtet.

In den früheren Jahren war die Kirche eine Wallfahrtsstätte für Schwerhörige, die um den Altar herumgingen, während ihnen die hinterdrein gehenden Personen mit einer inzwischen 1200 Jahre alten Handglocke von etwa 20 cm Durchmesser in die Ohren läuteten. Heute erinnern an die Wallfahrt nur noch Wachsfiguren (als Votivgaben), die im Kloster Indersdorf aufbewahrt sind.

Innenausstattung

Der einzige Altar der Kirche ist ein prächtiges, säulengestütztes Rokokoretabel (1739).
- Der Altarauszug enthält ein Bild des hl. Augustinus
   mit Buch und Schreibfeder in der Hand.
- In der Mittelnische steht eine große Holzplastik des
   hl. Mauritius
mit der sog.Heiligen Lanze in der Hand.
   In die Brust der Heiligenfigur ist ein herzförmiges
   Brustreliquiar eingearbeitet.
Neben dem Tabernakel sind zwei ovale Reliquien-behälter mit vergoldetem Schmuckrahmen zu sehen.

- Die Kanzel,
- die Kirchenbankwangen mit Akanthusmuster,
- das Portal mit Beschlägen
stammen noch aus der Erbauungszeit von 1739.

Figuren- und Bilderausstattung:
-  St.Nepomuk mit einem Kreuz in der Hand
-  St.
Josef mit Zimmermannswinkel
-  St.
Raphael (Erzengel) mit Wanderausrüstung
-  St.Florian mit Wasserschaff und brennendem Haus

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zu den Beschreibungen

-  St.Maria als Mater dolorosa unter dem Kanzelkreuz
-  St.Leonhard mit dem Abtsstab und Ketten
-  St.Sebastian am Marterbaum von Pfeilen durchbohrt
-  St.Mauritius als Figuren am Choraltar; auf dem Schalldeckel der Kanzel
mit Heiliger Lanze u. auf Votivbild von 1848
-  St.Augustinus im Altaraufsatzbild
-  St.
Exuperius und Kandidus, Gefährten des Mauritius

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Markt Indersdorf 18) . In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-52; "lisenengegliederter Saalbau mit halbrundem Schluss, westlich Turm mit Oktogon und Spitzhelm, 1739 errichtet, Turm 1870; mit Ausstattung" enthalten.



Was noch interessiert...


Der Fotokünstler Max van Allen hat ein interessantes Foto der Kirche in der Abenddämmerung ins Netz gestellt. Wenn Sie das Bild sehen möchten, klicken Sie hier..

 


 

Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen

 Geschichte:  Erste Kirche  Matrikel 1315

 Gotische Kirche

 Matrikel 1524  30jähriger Krieg
 Neubau 1739  Patron Mauritius      Baudenkmal

 Ausstattung:

 Altarraum  Choraltar  Empore  Figuren  Kanzel

 Kanzelkreuz  Kirchenbänke  Mater dolorosa  Orgel  Portal
   Reliquien  Tabernakel  Wallfahrt  Weihwasserkessel  

Der Name Ottmarshart wird gewöhnlich erklärt als "Wald des Otmar", doch lassen die früheren Bezeichnungen "Otmershart" und "Ottmerschaft" sowie die mundartliche Aussprache von heute "Oatmschoft" diese Erklärung als nicht recht stichhaltig erscheinen. Um 1150 wird hier eine Burg der Herren von Ottmarshart beschrieben, von der heute aber nichts mehr erhalten ist.
2016 hatte der Ort 47 Einwohner.

Geschichte der Kirche

Eine Kirche oder Kapelle wurde in Ottmarshart schon vor über 1150 Jahren, in einer Urkunde des Freisinger Bischofs Erchanbert erwähnt (Nr. 702 der Frei-singer Traditionen) 03). Damals verzichtete ein gewisser Piligrim auf seine Ansprüche aus der Schenkung seines Vaters zu "Otmareshard". Der Tag der Schenkung, der 14.Oktober ist bekannt, nicht aber das Jahr. Das kann ungefähr aus einer Bezugnahme auf die Lebensdaten des in der Urkunde genannten Bischofs Erchanberts ermittelt werden. Der Bischof regierte zwischen 835 und 854, also muss die Urkunde in dieser Zeit ausgestellt worden sein.
 
untere Zeile: "actu II.id.octob. ad otmareshard"
(ausgefertigt am 14.Okt. zu Ottmarshart)

Das Jahr geht aus der Urkunde nicht hervor, weil damals die auf römischen Brauch zurückgehende ausführliche Eingangsformel von Urkunden schon vereinfacht worden war. Nach römischem Recht musste an den Anfang des Schriftstücks eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Aufzählung der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden.
Ab dem 9.Jh. begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung und einer akribischen Aufzählung der Zeugen des Vertragsabschlusses. Grund für die Vereinfachung war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung führte man auch die Namen der Rechtsbeteiligten auf. War eine der Parteien die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt worden ist. Ein solcher Fall liegt auch bei der ältesten Urkunde der Ottmarsharter Kirche vor. Ein Bild der ganzen Urkunde können Sie hier betrachten....

Der erste Kirchenbau soll auf dem Hügel östlich der heutigen Kirche gestanden sein.

1167 wurde die Kirche vom Kloster Indersdorf aus dem Besitz des Templer-Ordens übernommen. Ottmarshart war eine der über 9000 über ganz Europa verstreuten Besitzungen der Templer. Möglicherweise hängt die Wahl des selten vorkommenden Kirchenpatrons Mauritius mit den früheren Besitzern zusammen, weil der Soldatenheilige Mauritius den Templern als Kreuzrittern, nahe stand. Zudem war im Kloster Indersdorf eine Reliquie dieses Heiligen vorhanden, die bei der Konsekration der gotischen Kirche um 1458 nach Ottmarshart kam.

Freisinger Matrikel 1315 und 1524 01)
In der Konradinischen Matrikel von 1315 wird Ottmarshart als Filiale von Indersdorf genannt; das ist sie auch heute noch.

Die Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 beschreibt Ottmarshart als Mauritiuskirche.

Gotische Kirche um 1458
Mitte des 15.Jh dürfte eine neue, gotische Kirche gebaut worden sein, weil die Kirche 1458 und 1461 einen Ablass von "40 Tagen auf ewige Zeiten" erhielt. Solche Ablässe gehörten damals zur "Grundausstattung" einer neuen Kirche. Er wurde denen zuteil, die die Kirche "in wahrhafter Buße" besuchten und dort 5 Vaterunser und 5 Ave Maria beteten.


Kurz bevor 1632 der 30jährige Krieg in Gestalt des schwedischen Heeres nach Bayern kam, wurde die gotische Kirche vom Indersdorfer Propst Caspar Schlaich (1604-1618) noch mit neuen Altären und Gemälden ausgestattet.

Dreißigjähriger Krieg 1634
Nach der Chronik des Wicklmairhofes wütete 1634 bis 1640 im Glonngebiet die Pest und reduzierte die Bevölkerung in Ottmarshart so stark, dass Einwanderer in namhafter Zahl aus weniger verwüsteten Gegenden, z.B. aus dem Gebirge, aus Tirol, Steiermark und Kärnten, sowie aus Baden und vom Rhein gewonnen werden mussten.

Neubau 1739
Die heutige Kirche St. Mauritius von Ottmarshart (Pfarrei Indersdorf) wurde 1739 von Grund auf neu gebaut und mit neuen Altären versehen. Bauherr war der Indersdorfer Probst Innozenz Weiß (1728-1748). Am 1.Oktober 1739 wurde das Gotteshaus vom Freisinger Weihbischof Johann Ferdinand Freiherr von Bödigheim eingeweiht; dabei erneuerte er auch die Ablässe. Wohl am gleichen Tag oder am nächsten Tag weihte der Bischof auch die Kirche von Albersbach auf der anderen Glonnseite. Beide Kirchen hatten übrigens den gleichen Bauplan.
In der Schmidtischen Matrikel von 1740 wird die Kirche als Filiale von Indersdorf mit den Patronen Mauritius und Gefährten ohne Sakristei und ohne Friedhof erwähnt.

Vom hundertjährigen Jubiläum der Kirchenerbauung im Jahr 1839 ist noch eine große Schrifttafel erhalten:

Schrifttafel
zum 100.Jubiläum

Text:
Zur Jubelfeyer
Sterbliche stellten ein Haus zur Ehre des heiligsten Wesens. Ein Jahrhundert anheut, steiget die Gottheit herab.

In der Kirche befinden sich Reliquien der heiligen Wenceslaus, Modestus, Lanpertus und Mauritius. Letzterem ist die Kirche geweiht. Die Wahl dieses selten vorkommenden Kirchenpatrons hängt vielleicht damit zusammen, dass im Kloster Indersdorf eine Reliquie dieses Heiligen vorhanden war, die bei der Konsekration der gotischen Kirche im 15.Jh. nach Ottmarshart kam.

Beschreibung 1880  02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1880 ist im Kapitel über die Pfarrei Indersdorf auch die Kirche von Ottmarshart enthalten. Im Dorf selbst wohnten 73 Seelen (in 12 Häusern). Über die Kirche schreibt er:
  "Liegt etwas abseits der Straß von Indersdorf nach Arnbach. Die frühere Kirche war um die Mitte des XV. Jh. erbaut, die jetzige unter Probst Innocenz Weiß (1728-1748). Restaurirt 1875-1878. Renaissancestyl. Geräumigkeit zureichend. Baupflicht die Filialgemeinde. Spitzthurm, 1870 neu erbaut, mit 2 Glocken. Consecrirt am 1.October 1738 von Weihbischof Johann Ferdinand. 1 Altar. Stiftungen 3 Jahrtage, 1 Jahrmesse, 1 Schauer- und 1 Erntedankamt. Meßner und Cantor ist ein Ortsangehöriger. Kirchenvermögen: 5.200 Mark".


Wallfahrt


1200-Jahre alte Handglocke
In den früheren Jahren war die Kirche eine -wenn auch bescheidene- Wallfahrtsstätte. Es kamen hauptsächlich Schwerhörige, die dreimal um den Altar herumgingen während ihnen die hinterdrein gehenden Personen mit einer halbkugelförmigen Handglocke von etwa 20 cm Durchmesser in die Ohren läuteten. Diese Glocke ist nach neuesten Erkenntnissen 1200 Jahre (!) alt. Nach einer mündlichen Überlieferung soll sie ein wilder Stier auf dem sog. Kreuzacker des Veitbauern aus dem Boden gegraben auf seinen Hörnern in die Kirche gebracht haben.

Votivbild
Heute erinnern an die bis in die 1930er Jahre bestehende Wallfahrt nur noch Wachsfiguren, wie Ohren, Arme, Beine, Herzen, Pferde, Kühe usw., die im Kloster Indersdorf aufbewahrt werden. Lediglich ein Votivbild (von 1848) hängt noch in der Kirche. Auf ihm sind ein Junge und -im Himmel- der hl. Mauritius zu sehen.
Zum Helfer bei Schwerhörigkeit wurde Mauritius aufgrund folgender Legende: Einer Mutter, die über den Tod ihres Sohnes untröstlich war, erschien der hl.Mauritius und sprach: "Weine nicht um ihn, als wäre er tot, sondern wisse, er wohnet unter uns. Wenn du zur Frühmesse gehst, wirst du seine Stimme unter den singenden Mönchen hören. Das tat sie und hörte fortan die Stimme ihres Sohnes aus dem Mönchsgesang heraus.



Turm v. 1870

Die Kirche in Ottmarshart hatte ursprünglich keinen Turm, sondern einen Dachreiter wie die Albersbacher Kirche (gleicher Bauplan). Der heutige Turm mit einer Höhe von ca. 32 m wurde erst vor rd.150 Jahren, 1870 errichtet. Er hat bis zur Kirchendachhöhe einen viereckigen Grundriss. Darüber erhebt sich ein achteckiger Aufbau mit 4 Schalllöchern und einem Spitzhelm. Im Turm hängt eine 5 Ztr. schwere Glocke, die noch mit dem Glockenseil geläutet wird. Es handelt sich um die von Ulrich von der Rosen (Mch) im Jahre 1495 gegossene Glocke.
Ob die 1762 von Philipp Abraham Brandtmair aus Augsburg für Ottmarshart gegossene Glocke noch vorhanden ist, ist mir nicht bekannt.

Der Altarraum schließt -anders als in den meisten Kirchen- nicht in drei Seiten, sondern halbrund.
Die Renovierungen der Kirche fanden in den Jahren 1972-1975 und im Jahr 2006 statt. Bei der letzten Renovierung wurden unter ehrenamtlicher Mitarbeit der Ottmarsharter Einwohner das Dach repariert und die Außenwand gestrichen (30.000 Euro).


Chorschluss

1922 feierte Leonhardt Wackerl aus Ottmarshart in der Pfarrkirche Indersdorf seine Primiz. Darüber hat der Amperbote in seiner Ausgabe vom 18.7.1922 berichtet. Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...


Innenausstattung

Die Kirche ist ein kleiner, halbrund geschlossener Saalbau.
Der Altarraum ist vom Kirchenschiff nicht durch einen Chorbogen geschieden und deshalb auch nicht eingezogen.
Der einheitliche Kirchenraum ist mit einer Flachdecke überzogen. Einziger Deckenschmuck sind farblich abgesetzte Felder mit Stuckrahmen.
Die Kirche wird von sechs halbrunden und -in Höhe der Empore- von zwei kleineren runden Fenstern, in der Architektur auch Ochsenauge oder "oeil de boeuf" genannt, erhellt.

Die Kirchen von Ottmarshart und Albersbach hatten nicht nur den gleichen Bauplan. Auch in der Innenausstattung gibt es eine Reihe von Parallelen (Kirchenbänke, Türbeschlag, Weihwasserkessel, Kanzelkreuz, Mater-dolorosa-Figur). Möglicherweise sind die identischen oder doch sehr ähnlichen Formen und Gestaltungen Hinweis darauf, dass die Gegenstände oder Figuren schon bei der Erbauung der Kirche 1739 hergestellt worden sind.

Altar

Aus der Zeit der Erbauung stammt der einzige Altar mit einem prächtigen Aufbau (Retabel). Sechs Säulen (vier gewendelt und zwei glatt) mit barocken Komposit-Kapitellen tragen das mächtige, leicht vorkragende Gesims.

Altar von 1739
Darauf sitzt ein mächtiger Altarauszug, der den Altar nach oben abrundet. Das Auszugsgemälde wird von je zwei Engeln flankiert. In der Muschelnische im Mittelteil ist der Patron Mauritius dargestellt, flankiert von zwei ebenfalls heiliggesprochenen Soldaten der Thebäischen Legion, den Heiligen Exuperius und Kandidus.
Altarauszug
Der Altarauszug enthält ein Bild des hl. Augustinus, eines der vier ursprünglichen lateinischen Kirchen-lehrer. Der Heilige hat eine Feder in der Hand; auf seinen Knien liegt ein aufgeschlagenes Buch. Er hält mit dem Schreiben inne. Sein Blick geht nach oben; von dort weist ein Pfeil auf ihn. Das Bischofsgewand wird von einem brennenden Herzen zusammen-gehalten.

Altarauszug
St.Augustinus
Neben dem Bild stehen Engel mit offenen Büchern und der Bischofsmütze (Mitra).
Dieses Augustinusbild verdeutlicht die Verbindung zum Kloster Indersdorf (Augustinerchorherrenstift).
Das Bild stammt aus dem Jahr 1875 und ersetzte wohl ein früheres Augustinusbild.
  Hinweis: Augustinus war Bischof von Hippo in Nordafrika. Er hat mehrere Bücher geschrieben. Eines der bekanntesten besitzt den Titel "Confessiones" (Bekenntnisse). Auf dieses Werk weist der Text in dem Buch hin, das einer der Engel hält (siehe Bild ganz oben rechts). Der Pfeil versinnbildlicht die göttliche Eingebung. Das brennende Herz ist Zeichen seiner feurigen Gottesliebe.

Mittelteil
Im Zentrum des Altars befindet sich eine Nische mit Blumenmalerei auf grünem Hintergrund. Dort steht unter einer Muschelkalotte die Holzplastik des hl. Mauritius (um 1738). Der Heilige ist dargestellt als römischer Offizier, der eine Lanze mit Kreuzesfahne in der Rechten hält. Bei dieser Lanze handelt es sich um die legendäre "Heilige Lanze'', mit welcher der Hauptmann Longinus die Seite Christi durchbohrt hat. Der hl. Mauritius soll sie der Legende nach als christliches Siegeszeichen in allen Schlachten mitgeführt haben. Die Lanze war auch auf dem Lechfeld, als König Otto I. und Bischof Ulrich im Jahr 955 die Schlacht gegen die Ungarn gewonnen haben.
Über der Mauritiusfigur eine Schriftkartusche mit dem Text "St.Mauritius Märtyrer". Mehr über St.Mauritius...


Auf dem Kopf von Mauritius sitzt ein Hut mit nach vorne spitz zulaufender Krempe. Es soll einen Herzogshut darstellen. Der Heilige kam zu diesem Hut, weil man seinen militärischen Rang im römi-schen Heer (Primicerius) mit dem eines Herzogs gleichsetzte.


St.Mauritius


Die herzförmige, von einem goldenen Strahlenkranz umgebene Brustkustodie (Brustreliquiar) der Hochaltarstatue in Ottmarshart birgt die Reliquien.
Im Brustreliquiar erscheint der Heilige dem Gläubigen von Angesicht zu Angesicht, der ihm seine Bitte sozusagen persönlich vortragen kann.

  Zu beiden Seiten des Patrons halten zwei Figuren in röm. Soldatenkleidung Märtyerpalmzweige bzw. ein Kreuz mit drei Nägeln in ihren Händen. Es dürfte sich dabei um die Gefährten des Mauritius Exuperius und Kandidus handeln, die beide in der Heiligenvita von 426 genannt sind.

Hinweis: Die immergrünen Blätter des Palmzweigs in ihrer Hand symbolisieren das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum. Die über 20 m hohe Palme mit dem elastischen, allen Stürmen standhaltenden Stamm galt seit alters her als Sinnbild für Sieg und Standhaftigkeit.
Tabernakel

Ein Schmuckstück ist auch der vergoldete und reich verzierte Tabernakel. In seine Frontseite ist ein Kreuz geschnitten, das den Blick in das Innere freigibt. Dort steht -stellvertretend für die in Indersdorf aufbewahrte Monstranz- ein Kruzifix.

Tabernakel
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucha-ristischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbe-wahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
  häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.



Reliquienbehälter


Neben dem Tabernakel sind zwei ovale Reliquienbehälter mit vergoldetem Schmuckrahmen zu sehen.
Die Reliquien sind mit Gold- und Silberdraht, schimmernden Perlen, Halbedelsteinen, Wachs und Stoff eingearbeitet (Klosterarbeiten).
Eine ovale Plakette im Edelsteinrahmen erinnert an eine Jungfrau und Märtyrin Martina (Patronin der stillenden Mütter); darunter ist der Name des damals aktuellen Papstes Innozenz XIII. (1721-1724) eingraviert. Diese Plakette entstand somit in der Zeit zwischen 1721 und 1724. Eine kleinere Plakette im oberen Teil des Reliquien-behälters zeigt das Lamm Gottes und die Inschrift "Ecce Agnus Dei" und darunter den Papstnamen Benedikt XIV (1740-1758). Der Reliquienbehälter muss deshalb nach 1740 entstanden sein.

Reliquien-
behälter
Das Medaillon im anderen Reliquienbehälter zeigt ein Bild des Johannes Gualbertus (Patron der Forstleute und Waldarbeiter) und als Datierung den Namen des regierenden Papstes Clemens XI (1700-1721).


Wachs-Plakette
im Reliquiar

 

 

Hinweise: Martina (um 230) war die Tochter eines römischen Konsuls. Sie sollte, wohl unter Kaiser Alexander Severus (222-235), im Apollo-Tempel opfern, aber vor der Statue schlug die sich als Christin bekennende Martina ein Kreuz: Das Götterbild zerbarst, der Tempel stürzte ein. Martina wurde gefoltert; ein himmlischer Beistand half ihr, die Tortur zu überstehen. Gegeißelt und mit Haken gerissen, wurde sie im Amphitheater den Tieren vorgeworfen, aber der Löwe, der sie verschlingen sollte, legte sich ihr zu Füßen. Als Martina auf einen Holzstoß gestellt wurde, erlosch das Feuer durch einen Gewitterregen; schließlich wurde Martina enthauptet. In Rom ist die Kirche SS. Luca e Martina auch dieser Heiligen geweiht. Auf einem Muttergottesbild von El Greco (1599) ist Martina neben der Gottesmutter abgebildet ( National Gallery of Art in Washington). Gedenktag: 30.Januar

Johannes Gualbertus (geb. um 995 in Florenz) war Sohn einer Adelsfamilie. Am Beginn seiner Berufung stand ein tragisches Ereignis: sein Bruder wurde ermordet. Johannes suchte lange nach dem Täter. Als er ihn endlich fand, fiel der ihm reumütig vor die Füße, worauf Johannes ihm verzieh statt ihn -wie beabsichtigt- aus Rache zu töten. Bei einem anschließenden Kirchenbesuch habe sich die Figur des gekreuzigten Jesus vom Kreuz herabgeneigt und sein Haupt gesegnet. Daraufhin habe Johannes im Alter von 18 Jahren beschlossen, ins Kloster zu gehen. 1013 trat er ins Benediktinerkloster ein und gründete 1030 eine Einsiedelei in Vallombrosa, aus der 1039 eine Abtei entstand. Er gründete und reformierte weitere Klöster; so entstand der Orden der Vallombrosaner, bei dem eine strenge Trennung zwischen Chormönchen und Laienbrüdern herrschte: die ersteren durften das Kloster nie verlassen, die Laienbrüder besorgten alle Geschäfte außerhalb des Klosters. Johannes Gualbertus starb 1073. Gedenktag: 12.Juli

An den Außenwänden stehen in Höhe des Altars zwei Heiligenfiguren auf Postamenten:


Johannes Nepomuk
Links der hl. Nepomuk mit einem Kreuz.
Die Figur von Johannes Nepomuk ist sehr lebendig und farbenfroh gestaltet. Sie gleicht in hohem Maße der entsprechenden Figur in Ottmarshart.
St.Nepomuk ist in einen blauen Talar mit goldenen Borten und ebenso vergoldeten Knöpfen gekleidet, der vom Hals bis zum Boden reicht, wo er in einer Vielzahl von Falten am Saum endet. Über den Talar ist ein vergoldetes Chorhemd mit ausschwingenden Spitzen gezogen. Über die Schultern trägt der Heilige einen Umhang aus Pelz mit Quasten. In der linken Hand hält er die farblich mit dem Talar abgestimmte Kopfbedeckung, das Birett. Mit der rechten Hand zeigt er dem Betrachter den Märtyrer-Palmzweig. Die Hände von Nepomuk sind feingliedrig gestaltet. Der Heilige wendet seinen Blick entrückt nach oben, sodass seine Mimik von unten kaum zu erkennen ist. Der sonst übliche Kranz von fünf Sternen um das Haupt oder ein anderer Heiligenschein fehlt.
  rechts: St.Josef mit Zimmermannswinkel.
Josef war nach Aussage der Bibel Zimmermann bzw. Bauhandwerker in Nazareth. Deshalb hält er einen Winkel in seiner Hand.

  und   St.Josef
  Hinweis: Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in
Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai


St.Raphael

Weitere Figuren im vorderen Kirchenbereich stellen
- den Erzengel St.Raphael mit Wanderstab (Kreuzstab) Wanderflasche und Wanderschuhen (links) und
- St.Florian in römischer Soldatenkleidung mit Wasserschaff in der rechten Hand und einem brennen-
   dem Haus zu seinen Füßen (rechts) dar.

Hinweise: St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben.


St.Florian
  Die Figur des Erzengels Raphael (Name bedeutet im Hebräischen: Heiler mit Gottes Hilfe) ist eng mit der Geschichte des Tobias im Alten Testament (Buch Tobit) verbunden, dem er Schutz und Medizin bei einer Reise gibt (deshalb die Reiseutensilien). Er hilft ihm auch den Fisch zu finden, mit dessen Galle der Vater des Tobias von den weißen Flecken auf seinen Augen geheilt wird. Raphael wurde im Mittelalter zum Inbegriff des Schutzengels.

Kanzel

Auf der Südseite eine Kanzel, deren Treppe und Kanzelkorb mit reichem Ornamentmustern (Gold auf Blau) verziert sind.
Auf der Unterseite des Schalldeckels eine gemalte Heilig-Geist-Taube auf blauem Grund.

Kanzel

Oben auf dem Schalldeckel steht eine kleine Figur des hl. Mauritius, wieder mit der hl.Lanze in der Hand. Auf dem Kopf der schon oben beschriebene Herzogshut.
Die Kanzel in Ottmarshart soll übrigens älter als die Kirche sein, d.h., sie wurde entweder von der Vorgängerkirche übernommen oder von einer anderen Kirche zugekauft.


Mauritiusfigur auf der Kanzel

  Hinweise: Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam.

Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem
13.Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.

zur Beschreibung der Kirchenbank-Wangenzur Beschreibung der Figur von St.Sebastianzur Beschreibung der Figur von St. Leonhardzur Beschreibung der Kirchenbank-Wangenzur Beschreibung der Kanzelzur Beschreibung der Türbeschlägezur Beschreibung des Harmoniums
 4  Details (Türbeschläge, Figuren, Bänke) per Mouseklick
Gegenüber, an der Nordwand ist das sog. Kanzelkreuz, ein großes Kruzifix mit darunter stehender sog. schmerzhafter Muttergottes (Mater dolorosa) befestigt. Der Corpus Jesu ist als Inkarnat (=hautfarbig) gefasst. Die Adern schimmern blau unter der Haut hindurch.
  
Kanzelkreuz
mit Mater dolorosa
Jesus hat sein dornengekröntes Haupt
im Tode nach rechts geneigt; es ist von einem dreistrah-ligen Heiligenschein umgeben, der in der Kunst den gött-lichen Personen vorbehaltenen ist. Aus den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der Seite und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft Blut. Das um die Hüften geschlungene, faltenreiche Lendentuch ist vergoldet. Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
 

Die Mater-dolorosa-Figur trägt eine schöne Krone auf dem Haupt. In ihrer Brust steckt über den gekreuzten Händen ein langes Schwert. Es erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: " Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen". Das Gesicht der Marienfigur drückt den großen Schmerz, den das Schwert versinnbildlichen soll, nicht aus.


St.Leonhard


Im hinteren Bereich der Kirche stehen auf barock geschwungenen Postamenten Figuren
- des hl. Leonhard im Mönchsgewand mit dem Abtsstab und Ketten in den Händen sowie
- des hl. Sebastian, an den Marterbaum gebunden und von vier Pfeilen durchbohrt.

Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und
später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden.

   
St.Sebastian
  Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Sebastian
war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag 20.Januar


Kirchenbänke


Das Akanthusmuster der kunstvoll mit geschnitzten Wangen der Kirchenstühle entspricht dem vieler Kirchenstühle im Dachauer Land.
Es trat erstmals 1695 in Glonn auf und wurde ab 1717 auch in Ainhofen, Albersbach, Arnbach, Arnzell, Auf-hausen, Markt Indersdorf, Bergkirchen, Hilgertshausen, Pasenbach, Pipinsried, Sigmertshausen, Walkertshofen, Weichs, Westerholzhausen und in Westerndorf verwendet. 

Kirchenbankwange
v. 1739
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Kreuzwegbilder

In der Kirche hängen keine Kreuzwegbilder mehr. Aber den im Diözesanarchiv aufbewahrten Kirchenakten ist zu entnehmen, dass in Ottmarshart schon 1775 ein Kreuzweg eingesetzt wurde. 19)

Wandleuchter
Kreuzwegbilder und Apostelleuchter sind nicht vorhanden.
Im Altarraum sind aber beiderseits des Altars zwei Rokoko-Wandleuchter angebracht.  

Wandleuchter


Empore und Orgel

Auf der Empore sind in einem Schrank die alten Paramente (liturgische Kleidung der Priester) aufbewahrt.

Die Emporenbrüstung ist nicht bemalt.


Harmonium

Die Kirche besitzt keine Pfeifenorgel.

Das alte Harmonium wurde durch eine neue elektronische Orgel (mit erstaunlich vollem Klang) ersetzt.

 

Eingangsportal


Türbeschlag

Die Eingangstüre ist auf der Innenseite und auf der Außenseite mit schönen Beschlägen ausgestattet. Das Muster entspricht dem an den Albersbacher Türen.

Türbeschlag



W
eihwasserkessel
Dass die Kirchen in Albersbach und Ottmarshart nicht nur den gleichen Bauplan hatten, ist auch an den Weihwasserkesseln am Eingang zu sehen. Sie stammen sicher aus der gleichen Werkstatt. Sehen sie selbst.....

Weihwasserkessel

Ausgelagerte Kunstwerke

Gemälde von G.B.Göz

Nicht mehr in der Kirche ist ein großer Kupferstich, auf dem der Augsburger Künstler Gottfried Bernhard Göz (1708-1744) das Martyrium des hl. Mauritius (Enthauptung) dargestellt hat. Das Kunstwerk hängt nunmehr im Pfarrhof in Indersdorf.
mehr zu Gottfried Göz...

Kreuzreliquienmonstranz


Kreuzpartikelmonstranz
Ebenfalls nicht mehr in der Kirche befindet sich eine schöne Kreuzreliquienmonstranz aus der Barockzeit. Sie ist im Augustiner Chorherren Museum in Indersdorf ausgestellt. Es ist eine erlesene und kunstvolle Goldschmiedearbeit mit Gold-und Silberapplikationen sowie eingesetzten Edelsteinen. Die winzige Kreuzreliquie hinter dem Schauglas ist in ein größeres Kreuz aus Glas oder Bergkristall eingebettet.
Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland; die meisten wurden aber im 17. und 18.Jh erworben.

Kreuzreliquie
Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.
Die Kreuzreliquie in Ottmarshart dürfte, wie die meisten Kreuzpartikel in der Welt, ein Brandeum sein, eine "Berührungsreliquie", die mit einem als echt eingestuften Kreuzesholz in Kontakt gebracht wurde. Da früher für jede Kirche eine Partikel des Kreuzes Christi gefordert wurde, war es notwendig, solche Berührungs-
reliquien herzustellen Die apotropäische Wirkung, die übernatürliche Kraft der Originalreliquie soll dabei auf das Brandeum in vollem Umfang übergegangen sein. Als Beleg dafür wurde Matthäus 9, 20-22 zitiert, wo eine Frau durch die Berührung von Jesu Gewand geheilt wurde 06) .

Hans Schertl

Quellen :
01) Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
03) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 315, 390, 702)
04) Amperbote vom 18.7.1922
05) Kirschbaum, Lexikon der Christlichen Ikonographie, 1968
06) R.KRISS,Zum Problem der religiösen Magie u.ihrer Rolle im Sakramentalienwesen,Österr.Zeitschr.f.Volkskunde,1968 (Reliq)
07) Auszug aus der Hofchronik des Wicklmair Hofes (heute Wackerl)
08) Wilhelm Störmer,Adelige Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpflegerische Aufgaben,1975,ZBLG 38,1142-58 (UrkNr,Pastori)
09) Dr.Peter Dorner, Indersdorfer Gnadenstätten, Amperland 1982/4
10) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 (Brandtmair)
11) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
12) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991 (Weihe 1739)
13) Erläuterungen von Frau Wackerl jr. bei der Kirchenführung am 15.6.2003
14) Dachauer Nachrichten vom 29.12.2006
15) Dr.Peter Dorner, Burgen u. Schlösser in Deutschland u. deutschsprachigen Ländern u.Regionen (www.burgeninventar.de)
16) Dr. Dieter Morsch, Die Kirchen im Pfarrverband Indersdorf 2014 (Glocke,Templer,1875)
17) Sonja Siegmund, Das Grünwald von Indersdorf, DAH SZ vom 5.9.2016 (47 Einw)
18) Liste der Baudenkmäler in Markt Indersdorf, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
19) Digitales Archiv des Erzbistums Mch u.Freising; Signatur:AA001/3, PfarrA10068 (Kreuzweg)

37 Bilder: Hans Kornprobst (2), Hans Schertl (35)

Sankt Mauritius

Die Verehrung des hl. Mauritius (Moritz) und die Wallfahrt zu seinem Grab zählen zu den ältesten christlichen Kulten im westlichen Europa. Um das Jahr 426 verfasste Bischof Eucherius von Lyon eine Passio über das Martyrium der 6.666 Mann starken "Thebäischen Legion" und ihres Anführers Mauritius.

Nach dieser Legende war Mauritius römischer Offizier, Anführer der 22., der "thebäischen" Legion, die in der Gegend um Theben in Ägypten ausgehoben worden war und nur aus Christen bestand. Sie hatten sich geweigert, den alten Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen. Daraufhin ließ Maximianus, der Mitregent von Kaiser Diokletian, zur Abschreckung jeden zehnten Mann umbringen, was aber ohne Erfolg blieb. Er wiederholte das so lange, bis die ganze Legion ermordet war. Dies soll um das Jahr 300 bei Agaunum im Schweizer Wallis geschehen sein.

Fest steht, dass in der spätestens im Jahre 380 über den Gräbern der Thebäischen Märtyrer errichteten Kirche Wunderheilungen geschahen und Weihegeschenke niedergelegt wurden. Zwischen 510 und 520 ließ der junge, später heiliggesprochene Burgunder-fürst Sigismund dort ein Kloster bauen, von dem die Verehrung des hl. Mauritius und anderer Märtyrer aus seiner Legion ihren Ausgang nahm.

Größere Kultstätten auf deutschem Boden entstanden:
- Ende des 7. Jahrhunderts in Echternach,
- 920 mit der Übertragung von Mauritiusreliquien im Kloster Tholey, später in Trier, Mainz, Köln und Aachen
- Ein weiteres Kerngebiet des Kultes entwickelte sich im süddeutschen Raum um Main und Donau und
- auf der Insel Reichenau im Bodensee.
- Ältestes bayerisches Mauritiusheiligtum ist das 741 gegründete Kloster Niederaltaich. Über seine Kirchen und Propsteien in
  Aurolzmünster bei Linz (um 800), Spitz an der Donau und Ingolstadt (841) und durch weitere Verteilung von Reliquien des hl.
  Mauritius verbreitete sich sein Kult in Osterreich und Bayern.

Auch Bischof Ulrich von Augsburg ( † 973) erhielt Gebeine dieses Heiligen und anderer Thebäer, die in einer eigenen Kirche der Stadt zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt wurden (Moritzkirche). Bamberg, Würzburg und Konstanz besitzen ebenfalls solche Heiligtümer. Besondere Pflege fand der Kult des hl. Mauritius als "Ritterheiliger" im Mittelalter in den Adelsklöstern. Die Grafen von Scheyern, dann das Kloster Scheyern, waren die Patronatsherren der St. Mauritius-Kirche in Edelstetten, die später die Grafen von Sandizell übernahmen, von denen viele den Vornamen Moritz trugen.

Legendär waren die Waffen von Mauritius, die die deutschen Könige der Frühzeit in ihren Besitz brachten:
Seine Lanze wurde mit der hl.Lanze gleichgesetzt, mit der der röm.Soldat Longinus die Seite von Jesus geöffnet hat.
König Otto I. (913-973) führte den Sieg bei der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn 955 auf das Mitführen der hl. Lanze zurück. St.Mauritius war der Patron seines Geschlechts, der Ottonen, die von 919-1024 die deutschen Könige stellten.
Das Schwert des Mauritius und seine Sporen wurden zu Reichsinsignien.

Nach Quellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert besaßen auch Kirchen im Dachauer Land, u. a. die Wallfahrtskirche Maria Stern in Taxa sowie die St. Leonhard geweihte, 1889 profanierte Kapelle im Schloß Eisolzried, Reliquien des hl. Mauritius und anderer Angehöriger der Thebäischen Legion, etwa des hl. Gereon.

Als himmlischer Helfer und Wallfahrtspatron wird St. Mauritius, wie schon erwähnt, seit dem 4, Jahrhundert verehrt. Später galt er u. a. als Schutzheiliger der Ritter und Soldaten, verschiedener Handwerke und Gewerbe, u. a. der Färber, Glasmaler, Hutmacher, Krämer, Tuchmacher, Messer- und Waffenschmiede. Er war auch Beschützer der Kinder, half gegen Besessenheit und verschiedene Krankheiten, z. B. Gicht, Podagra und -als enthaupteter Heiliger- gegen alle Leiden und Beschwerden der Organe des Kopfes, insbesondere der Ohren.

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

10.3.2022

 

Primiz von Leonhardt Wackerl aus Ottmarshart
in Indersdorf

Amperbote vom 18.7.1922

Trotz des ungemein schlechten Wetters, das dem Primiztag des Neupriesters, Hochwürden Herrn Leonhardt Wackerl von Ottmarshart beschieden war, hatten sich wohl an die 2500 Personen aus nah und fern in Indersdorf eingefunden. Gar viele ließen es sich nicht nehmen, obwohl es in Strömen regnete, vor dem Pfarrhof auf die Ankunft des Hochwürden Herrn Primizianten zu warten. Kurz vor 9:00 Uhr traf er dort in Begleitung seiner Eltern und der nächsten Verwandten ein, ehrfurchtsvoll von der harrenden Menge begrüßt. In feierlichem Zug wurde er zur Pfarrkirche geleitet, die zum Erdrücken voll war. Vor den Stufen zum Presbytherium angelangt, hielt der Zug und sprach ein weiß gekleidetes Mädchen einen sinnigen Willkommensgruss. Sodann wurde der Hochwürden Herr Primiziant zum Altar geleitet, wo selbst er das "Veni sankte Spiritus" anstimmte.

Nachdem der verstärkte Kirchenchor dasselbe gesungen hatte, begann ein Onkel des Neugeweihten, Hochwürden Herr Stadtpfarrer Wackerl von München-Giesing seine Festpredigt. Ausgehend von der hohen Bedeutung des Primiztages für den Neugeweihten und das gläubige Volk, wies der Festprediger daraufhin, dass es auf dem bisherigen Lebensweg des Neupriesters nicht gefehlt habe an Schwierigkeiten, drohenden Wetterwolken und Kämpfen, bis er das Ziel erreichte. Er erinnerte hier vor allem an den Krieg, an dem der Primiziant durch Jahre hindurch teilnahm, der ihm aber den Glauben nicht raubte, sondern ihn erst recht auf den Weg brachte, dessen Ziel heute erreicht sei. Freudig habe er vor zwei Wochen bei der Priesterweihe sein Jawort gegeben und ist damit für alle Zeit mit der Bürde des Priestertums belastet worden, aber auch eingegangen in das heilige Land des Priestertums. Glücklich könnten Vater und Mutter auf den Sohn und die Geschwister auf den Bruder schauen. Mit der Priesterkrone sei ihm heute das gläubige Volk entgegengezogen in der Kirche in der er als Knabe gebetet, als Jüngling am Altar gedient und heute als Neugeweihter sein erstes heiliges Messeopfers halten werde. Damit diesem feierlichen Augenblick himmlische Dinge und geheimnisvolle Gewalten in seine Hand gegeben seien, wolle er nunmehr die Frage behandeln: "Woher und wozu das Priestertum?" bevor er in die Behandlung dieses Themas eintrete, bitte er den Hochwürden Herrn Primizianten um seinen Segen.
Es war ein feierlicher Augenblick, als alles auf die Knie sank und überallhin vernehmbar die Segensworte klangen. Eingehend behandelte nun der Festprediger in seinen weiteren Ausführungen die oben wiedergegebene Frage, um mit zwingender Logik zu dem Ergebnis zu kommen: Das Priestertum ist von Gott gestiftet zum Heil der unsterblichen Menschenseele. Zum Schluss forderte Hochwürden Herr Stadtpfarrer Wackerl den Primizianten auf, mit Mut und Tatkraft seinen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und bei seinem ersten Heiligen ist Opfer seiner lieben Eltern und Angehörigen, seines auf der Loretthöhe gefallenen Bruders und des ganzen versammelten Volkes zu gedenken.
Nun begann das feierliche Hochamt, bei dem dem Hochwürden Herrn Primizianten Wackerl als Diakon und als Subdiakon assistierten die Hochwürden Herrn Primizianten Johann Wirthmüller aus Odelzhausen und Johann Siemseder aus Taufkirchen. Als Patrinus waltete Hochwürden Herr Pfarrer Eckl seines Amtes. Unter der Direktion des Herrn Lehrers Roll brachte der Kirchenchor in wirklich mustergültiger Weise die Stein'sche Festmesse in C zur Aufführung, so dass das erste heilige Messopfer des Hochwürden Herrn Primizianten zu einer selten schönen Feierstunde wurde.
Nach Beendigung des heiligen Messeopfers sang der Chor das: "Gegrüßet seist du Königin" von Thielen. Während dessen knüpfte der Hochwürden Herr Primiziant an die Fahnen des Veteranenvereines Indersdorf, des katholischen Burschenvereins Indersdorf, des Marienvereins Indersdorf, des katholischen Arbeitervereins Dachau, des Arbeiter-Krankenunterstützungsvereins Indersdorf, und des Rauchklubs Indersdorf schöne Erinnerungsbänder. Hierauf folgte die feierliche Erteilung des päpstlichen Segens durch Hochwürden Herrn Primizianten Wackerl, nachdem zuvor Hochwürden der Pfarrer Eckl das diesbezügliche Breve des Heiligen Vaters Pius XI. verlesen hatte, nach welchem im heurigen Jahr alle neugeweihten Priester an ihrem Primiztag im Anschluss an das erste heilige Messeopfer den päpstlichen Segen erteilen dürfen. Nach dem folgenden, mächtig durch die herrlichen Räume der Klosterkirche brausenden: "Großer Gott loben dich!" erteilten die Hochwürden Herren Primizianten Wackerl, Wirthmüller und Siemseder nochmals den Primizsegen.
Und nun wurde der Neugeweihte wieder im Triumphzug zum Pfarrhof zurückgeleitet. Unter den äußerst zahlreichen Festgästen, bei denen sich viele geistliche Herren mit dem Herrn Dekan Höckmayer an der Spitze befanden, sahen wir außer den bereits genannten hochwürdigen Herren, Hochwürden Herrn Pater Michael Huber, O.S.B., aus Metten (ein Vetter des Hochwürden Herrn Wackerl), frühere Landtagskollegen des Vaters des Primizianten, so aus Bruck und Altötting, die Herren Oberzollrat Abgeordneter Gierl, Oberlandesgerichtsrat Walter, viele Freunde aus München und Dachau und so weiter. Der kirchlichen Feier folgte im Fuchsbüchlersaal ein den heutigen Zeitverhältnissen angepasstes Mahl, das von Herrn Gastwirt Waldinger sehr gut bereitet worden war. Die Kapelle des katholischen Burschenvereins Indersdorf sorgte unter der Direktion des Hochwürden Herrn Expositus Bachmeier für eine sehr gute Tafelmusik, während die Herren Hochwürden Pfarrer Eckl, Stadtpfarrer Wackerl und Pater Michael Huber in ernsten und launigen Worten die Bedeutung des Tages würdigten.
Einer stimmungsvollen Nachmittagsandacht in der Klosterkirche folgte eine allgemeine Familienunterhaltung, an der Festgäste und Pfarrangehörige in derart großer Zahl teilnahmen, dass der große geräumige Saal überfüllt war. Ein Zeichen übrigens für die Beliebtheit, deren sich die Familie Wackerl erfreut. Für Unterhaltung war bestens gesorgt durch das Konzert der Burschenkapelle, durch Liedervorträge des Musik- und Gesangsvereins Indersdorf und durch köstliche deklamatorische und gesangliche Vorträge von Mitgliedern des Marienvereins und von Zöglingen der Marienanstalt, deren Schwestern im Verein mit dem Herrn Pfarrmesner Winkler auch für den prächtigen Altar- und Kirchenschmuck sorgten. Leider waren die Vorbereitungen für den Schmuck des Feldaltars vor der Mariensäule usw. umsonst getroffen. Kloster Indersdorf und Ottmarshart rankten übrigens im schönsten Festschmuck und waren zahlreiche Triumphbögen errichtet worden. Alles in allem, die Primizfeier war trotz der Ungunst der Witterung eine sehr erhebende und eindrucksvolle und wird sie darum auch allen Teilnehmern unvergessen bleiben.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen

Wackerl Leonhard - Anmerkungen zur Person
von Eleonore Philipp, Niederroth

Leonhard Wackerl (*03.11.1897 in Ottmarshart, + 17.02.1947 in Oberhaching) war der Sohn des Landwirts und Landtagsabgeord-neten Michael Wackerl aus Ottmarshart bei Indersdorf. Auf Anregung des Pfarrherrn von Indersdorf, Karl Ramlo, wurde Leonhard auf die Lateinschule der Benediktiner in Scheyern geschickt und besuchte später das Gymnasium in Freising.

Noch vor dem Abitur musste er am 4. April 1916 zum Militär; zunächst kam er zum 16. Inf. Regt. nach Passau, das in dem kurz vor dem Krieg fertiggestellten Priesterseminar untergebracht war. Dann kam er am 9. September 1916 zum 15. Bayer. Inf. Regt. nach Neuburg/Donau und dann als Gefreiter, Unteroffizier und Feldwebel zuletzt nach Grafenwöhr/Opf. zur Erlangung des Offizierpatentes. Nach dem Fronteinsatz in Frankreich wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Kl. und dem Bayer. Militärverdiensts-
kreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet.

Die Heimkehr im Dezember 1918 legte er zu Fuß zurück und trat am 19. Januar 1919 in das Priesterseminar Georgianum in München ein. Die Priesterweihe erfolgte am 29. Juni 1922 im Dom zu Freising. Wegen strömenden Regens konnte die Primiz - nicht wie vorgesehen - im Freien gefeiert werden, sondern wurde in der Klosterkirche Indersdorf ausgerichtet unter Anwesenheit seines Onkels, Stadtpfarrer Jakob Wackerl von München-Giesing, der Eltern und Verwandten und 2500 Personen aus Nah und Fern. Die weltliche Feier folgte im Indersdorfer Fuchsbüchlersaal.2

Am 2. August 1922 trat er seinen ersten Posten als Koadjutor in Riedering bei Rosenheim an und ab 2.3.1923 seine zweite Seelsorgestelle in Übersee. 1925-1934 wurde er beurlaubt zur Übernahme einer Stelle als Sekretär im "Leohaus" in München, 1934-1942 wirkte er als Kaplan und Beichtvater in der Anstalt Schönbrunn, 1942 war er Kurat im Landhilfskrankenhaus in Schönbrunn bei Röhrmoos. 1942 übernahm er die Pfarrstelle in Oberhaching.

Leonhard Wackerl war befreundet mit Josef Roth, der mit ihm zusammen zum Priester geweiht wurde und der seine erste Kaplanstelle in Indersdorf fand (1922-1924). Nach dem tragischen Unfalltod von Josef Roth zelebrierte Kaplan Wackerl den Trauergottesdienst Ende Juli 1941 in der Basilika zu Ottobeuren. Die Nichte von Leonhard Wackerl, Frau Götschel aus Indersdorf (Tochter des Jakob Wackerl aus Ottmarshart, verheiratet mit Ernst Götschl, Kelterei Indersdorf), berichtete der Verfasserin im Dezember 2004, dass die Freundschaft zwischen den beiden Geistlichen über all die Jahre sehr herzlich war, dass aber Wackerl sich nie von der NS-Ideologie Roths überzeugen ließ.

Quelle:
Hofbuch für Ottmarshart Hs. Nr. 10 zum Wicklmair", Familienchronik, verfasst von Leonhard Wackerl, masch.geschr., unveröffentlicht, 92 Seiten (Privatbesitz)