Filialkirche
Hl. Kreuzerhöhung und St.Helena in ORTHOFEN
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft
Orthofen wurde im Jahr 1150 als "Northofen" urkundlich
erwähnt. Damals bestand ein Burgstall des Dachauer Ministerialengeschlechts
"derer von Northofen".
Die zur Pfarrei Sittenbach
gehörende Filialkirche Hl.
Kreuz-auffindung und St. Helena in Orthofen wurde erstmals in der
Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 mit dem Heiligkreuz-Patrozinium
beschrieben. Vorher soll sie dem hl.Papst Sixtus II. geweiht gewesen
sein, der zusammen mit dem Patron der Pfarrkirche, St.Laurentius,
den Märtyrertod erlitten hat. Das Patronat der hl.Helena kam
gegen 1880 hinzu.
Eine Kirche dürfte aber schon 1315 vorhanden gewesen
sein. Denn bei der Pfarrei Sittenbach wird von vier Filialkirchen
gesprochen, ohne die Kirchen näher zu bezeichnen. Bei der ersten
vollen Benennung dieser vier Filialen im Jahr 1524 gehörte
Orthofen mit dazu.
Die im Kern noch spätgotische
Kirche (evtl. 15.Jh) wurde
- um 1740 umgebaut und
- gegen Ende des 19.Jh um ein Joch
nach Westen verlängert.
Aus gotischer
Zeit stammen noch der Altarraum mit den abgetreppten Stützpfeilern
und der untere Teil des Zwiebelturms an der Nordseite mit
den schönen Kreuzbogenfriesen.
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Gewölberippenkonsole im
Chor
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In der Glockenstube hängen
zwei Glocken aus den Jahren 1738 und 1950.
Die letzte
große Renovierung wurde im Jahr 1986 durchgeführt.
Die Kirche gehört (mit den
übrigen Filialen St. Johann in Sixtnitgern, St.Leonhard in Roßbach,
und den Marienkapellen Geiselwies und Langengern) zur Pfarrei Sittenbach.
Seit 1979 ist sie Teil des großen Pfarrverbands Odelzhausen.
Innenausstattung
Die Innenausstattung ist mit Ausnahme
der Deckenfresken neugotisch, d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh.
Bekannt ist die Kirche in
Orthofen insbesondere wegen ihrer Decken-fresken,
die vom Dachauer Maler Franz Mayr im Jahr 1747 geschaffen wurden
(Sign. F.M.).
Auf dem großen Fresko im Langhaus sind die Auffindung des
Heiligen Kreuzes durch St. Helena im Jahre 320 (im Vordergrund)
sowie eine weitere Kreuzlegende aus dem Jahr 627 (im Hintergrund)
dargestellt.
Auf vier Rundmedaillons um das große Mittelbild werden weitere
Kreuzwunder mit den Heiligen Ulrich, Korbinian, Valentin und Ivo
gezeigt.
Altäre
Der Choraltar ist, wie die Seitenaltäre,
im neugotischen Stil gestaltet.
- Thema des Altarblatts ist die Kreuz-
auffindung durch die hl.Helena.
- Assistenzfiguren sind die Heiligen
Petrus (mit Himmelsschlüsseln) und
Paulus (mit Schwert).
Der Tisch des Zelebrationsaltars
stammt vom Petersberg: er wurde aus den Teilen der früheren
Kommunion-bank gefertigt.
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zu den Beschreibungen
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Die Seitenaltäre haben die Kreuzigung
Christi zum künstlerischen Thema.
Linker Altar:
- Mittelpunkt des linken Altars ist eine Kreuzigungsgruppe;
- als Assistenzfiguren figürliche Allegorien von Glaube, Hoffnung und
Liebe (den drei göttlichen Tugenden)
Rechter Altar:
- im Auszug eine Figur des Evangelisten Johannes
- in der Mittelnische sitzt eine Pieta, eine Muttergottesfigur mit
dem toten Sohn Jesus auf dem Schoß.
- Assistenzfiguren stellen den hl. Bartholomäus mit dem Messer in der
Hand und den hl.Philippus mit Kreuz dar.
Die Kreuzweg-Stationsbilder
sind Ölbilder auf Blechuntergrund (1840/50).
In der Kirche werden folgende
Heilige auf Bildern oder als Figuren gezeigt:
- St.Bartholomäus
mit einem Messer, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Helena mit Kreuz auf dem Altarblatt
des Choraltars (1890)
auf
dem Deckenfresko im Langhaus
(1747)
- St.Ivo löscht
eine Brand, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Korbinian erweckt
Toten, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Maria als Pieta
auf dem rechten Seitenaltar
als
Pieta-Gemälde
im Langhaus (1890)
als
Madonnenfigur
im Langhaus (1920)
- St.Petrus und St.Paulus
als Assistenzfiguren am Choraltar (1890)
- St.Philippus mit
Kreuz, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Ulrich erweckt Toten,
Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Valentin heilt
eine Blinde Deckenfresko im Langhaus (1747)
außerdem
- Figur eines Geißelheilands
vor dem linkem Seitenaltar
- Heilige Familie auf Ölbild
im Altarraum (1837)
Denkmalschutz
Die
Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Sulzemoos
19 )
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "D-1-74-146-15; St.-Helena-Straße 11; Katholische
Filialkirche Hl. Kreuz; Saalbau mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem
Chor, im nördlichen Winkel Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, im Kern
spätgotisch, im 17./18. Jahrhundert überarbeitet, Ende des 19. Jahrhunderts
nach Westen verlängert; mit Ausstattung"
Was
noch interessiert...
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
Klicken Sie hier...
....................................................................................
Glockengeläute
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme
im Internet. Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten,
klicken
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Die Ortschaft Orthofen wurde
im Jahr 1150 als Northofen urkundlich erwähnt. Die Leute sagen heute
noch "a Nordhof geah".
Damals bestand südlich der Ortschaft ein Burgstall des Dachauer Ministerialengeschlechts
"derer von Northofen". 23)
In einer Beschreibung der Dachauer Bauernschaft aus dem 19.Jh. heißt
es: "Orthofen ist wohlbemittelt, weil die Bauern zu keiner Grafschaft
gehören, sondern königl. Untertanen sind, also zum Rentamt grund-
und steuerbar sind".
Geschichte
der Kirche
Ältere Freisinger
Matrikel 01)
Wann die erste Kirche in Orthofen errichtet wurde, ist nicht zweifelsfrei
zu bestimmen.
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Orthofen zwar nicht
namentlich genannt; doch die Pfarrei Sittenbach wird mit vier nicht näher
bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias") erwähnt.
Wenn
man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'schen
Matrikel
von 1524 von "quatour filiales" spricht und als
eine der vier Filialen " s.Crucis in Orthofen " nennt,
ist es sehr wahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Orthofen eine
Kirche gestanden ist.
Gotische
Kirche 15.Jh
Die heutige, zur Pfarrei Sittenbach gehörende Filialkirche
ist im Kern noch spätgotisch (evtl. aus dem 15.Jh).
Sie wurde im 18.Jh (jedenfalls vor 1740) umgebaut und barockisiert.
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Visitationsbericht
von 1560 15)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang
und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Orthofen (damals
unter der Bezeichnung "Northofen") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Orthofen nicht auffindbar waren, konnten sich
die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio")
informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:
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Filialis Northofen
Patronus s.Sixtus
Über die Einrichtung der Kirche heißt es: "Besitzt
zwei Kelche, 4 Corporale, 2 kath. Messbücher, ein Buch über
die Beerdigungsriten, ein gutes Gesangsbuch für den Organisten,
3 Messgewänder und eine kleine Messingmonstranz, (die bei Prozessionen
mitgeführt wird). Die geweihten Hostien und die hl.Öle
werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl.
Das Sakramentshaus ist verschlossen und -nur in der Nacht- durch
ein Ewig-Licht beleuchtet. An Altären, Tafln usw. sei "kain
mangel". Allein der Umfang der (Wand)Gemälde wird kritisiert.
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...vollständiger Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...
Kurzbeschreibung
von 1585 23)
Pfarrer Salomon Höß von Sittenbach verfasste 1585 eine Beschreibung
seiner Filialkirche in Orthofen.
"In der Filial Khürchen Northofen seind 3 Altär. Auff dem
Choraltar würdt Suderlich (nur allein) celebrirt in fest Inventionis
S.Crucis (am Tag der Kreuzauffindung); davon (an diesem Tag) eine herrliche
Procession gehallten und ein großer concursus populi alzeit ist."
.
Spanischer Erbfolgekrieg 1704 03)
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher
und Engländer in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so
flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige
Orte (insbesondere im Glonntal und Umgebung),
zu denen auch Orthofen zählte, schlimm verwüstet. Der Sittenbacher
Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das Ordinariat, der Feind
habe "mit Sengen, prennen, plündern und heuffiger Weckführung
(Entführung) des Viehs alles verdörbt".
In der Pfarrei habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche (Sittenbach)
wie in den 3 Filialen alles zerschlagen, vernichtet, die Kelch, Ciborium,
Fahnen, Alben, Chorröcke, die besten Messgewänder, ja sogar
alle "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach, Roßbach und
Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet,
die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt".
In den Jahren 1733-1734 wurden das Kirchenpflaster und die Friedhofsmauer
repariert. 18)
Schmidt'schen
Matrikel von 1738-40 01)
In der Schmidt'schen
Matrikel, die der Freisinger Kanonikus Schmidt in den
Jahren 1738-40 erstellte, ist auch eine kurze Beschreibung der Kirche
in Orthofen enthalten. Dort heißt es, die Kirche habe eine ausreichende
Größe und sei frisch repariert.
Im Inneren stünden drei Altäre. Der Hochaltar zu Ehren der Kreuzauffindung
und St.Helena enthalte eine Kreuzreliquie. Auch einer der Seitenaltäre
habe ein Kreuzpatrozinium. Der andere sei der schmerzhaften Mutter Maria,
der Mater dolorosa, gewidmet.
Am Fest Kreuzauffindung (3.Mai) würden Prozessionen zur Kirche
abgehalten. Das Kirchweihfest werde am Sonntag nach dem Fest des hl.Bartholomäus
(= nach 24.8.) gefeiert. Messgewänder seien in ausreichendem
Umfang vorhanden. Um die Kirche sei ein Friedhof mit Beinhaus angelegt.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer
von Sittenbach und der Landrichter in Dachau. Der Bericht endet mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses
mecht diser Zeit gegen 1600 fl. (=Gulden) ausmachen". Das
war für eine Kirche dieser Größe kein geringer Betrag.
Patronat der Kirche
Das Patronat der Kirche in
Orthofen wechselte häufig:
Die Kirche war ursprünglich nicht nur dem hl.Kreuz, sondern
auch dem heiliggesprochenen Papst Sixtus II. gewidmet. Sixtus
war
in der Verfolgungszeit von 257 bis 258 Bischof von
Rom und erlitt zusamen mit seinem Diakon Laurentius den Märtyrertod.
Das
Patrozinium wurde am 6.August gefeiert. 23)
1524
wurde das Patronat der Kirche nur allgemein als "s.Crucis" (=
Heiliges Kreuz) bezeichnet.
1560 nannten die Visitatoren
die Kirche "Filialis Northofen Patronus s.Sixtus"
1738 wird nur das Patronat des Hochaltars beschrieben: "Hochaltar
zu Ehren der Kreuzauffindung und St.Helena"
1760 bemalte Dieffenbrunner
die Decke in Orthofen mit der Martyrium von Sixtus II. und St.Laurentius.
1884 wurde das Patronat
nur als "Kreuzauffindung" (Exaltio sanctae Crucis) bezeichnet
(Fest am 4.Mai).
1986 hat man im Zuge der großen Renovierung das Patronat
nochmals geändert in "Fest der Kreuzerhöhung und
St.Helena")
(Fest am 14.Sept.)
Das heutige Mit-Patronat St.Helena geht zurück auf Ereignisse
in der Zeit des frühen 4.Jahrhunderts.
Der in Trier regierende römische Kaiser Konstantin hatte sich mit
seinem Mitkaiser Maxentius zerstritten und ihn an der Milvischen Brücke
in Rom militärisch besiegt. Die Truppen Konstantins haten unter dem
Christus-Zeichen gekämpft.
Zum Dank dafür sollen Konstantin und sein Mitkaiser Licinius in der
Mailänder Vereinbarung von 313 (früher als Toleranzedikt von
Mailand bezeichnet) den bis dahin verbotenen christlichen Kult erlaubt
haben. Die Vereinbarung hat aber nicht nur dem Christentum, sondern allen
Religionen die Freiheit gebracht. Der entscheidende Passus in der Vereinbarung
mit seinem Mitkaiser lautet:
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"Nachdem wir beide, Kaiser
Konstantin und Kaiser Licinius, durch glückliche Fügung
bei Mailand zusammenkamen, um zum Wohle aller... zu regeln ... sowohl
den Christen als auch allen Menschen freie Vollmacht zu gewähren
... ihre Religion zu wählen ... damit die himmlische Gottheit
uns und allen ... gnädig und gewogen bleiben kann... Wir sind
seit langem der Ansicht, dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert
werden sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche
gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche Dinge
so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir befohlen, dass
es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu haben und zu praktizieren,
wie er will."
|
13 Jahre danach suchte
Helena, die Mutter des Kaisers, in Jerusalem nach dem Kreuz Christi. Die
Suche war 300 Jahre nach dem Tod Jesu nicht so aussichtslos, wie wir es
uns heute vorstellen. Denn Kaiser Hadrian hatte im Jahr 135, also nur 100
Jahre nach der Kreuzigung Jesu, ein frühchristliches Heiligtum (!)
am Golgota mit einem Venustempel überbauen und damit die christliche
Kultstätte unbeabsichtigt konservieren lassen. Unter diesem Tempel
fand Helena mehrere Kreuzesreste. Das Kreuz Christi ermittelte sie -der
Legende nach- indem sie einen Toten auf die gefundenen Kreuze legte und
wartete, auf welchem Kreuz er wieder zum Leben erweckt wurde. An der Fundstelle
errichtete Helena die heute noch bestehende Grabeskirche. Die Kaisermutter
ließ das Kreuz Jesu in drei Teile teilen. Ein Drittel des Kreuzes
blieb in Jerusalem, ein Drittel nahm Helena mit nach Rom und ein Drittel
sandte sie ihrem Sohn nach Konstantinopel. Größere Kreuzpartikel
kam ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt
und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. Die Partikel des Scheyerner
Kreuzes stammt übrigens aus dem Jerusalemer Teil.
Diebstahlsprozess 20)
Im Jahr 1770 wurde der Name Orthofen in einem Prozess vor dem strengen
Malefizgericht München genannt. Denn einer seiner Bewohner,
Peter Oxenkeil, wurde wegen "seines ausgeübten diebischen
Verbrechen" angeklagt. Der Sohn eines obdachlosen Bettlers lebte
mit seiner zweiten Frau, 7 Kindern und zwei Rindern in einem kleinen
Häusel in Orthofen und war Knopfmacher von Beruf. Daneben besserte
er wohl zusammen mit Kumpanen sein Einkommen mit einigen Diebstählen
und Räubereien auf.
Der Vorwurf im Prozess lautete:
- Einbruch im Pfarrhof von Welshofen mit Raub von Getreide.
Schaden 25 Gulden (fl.)
- Einbruch in einen Bauernhof von Welshofen mit Raub von kupfernen
Pfannen, Gselchtem u. Schmalz.
Schaden 20-25 fl.
- Einbruch in einen Hof zu Höfa u. Raub v.Tüchern. Schaden
nach Rückgabe eines Teil des Raubguts: 22 fl.
Oxenkeil wurde dafür zum Tode verurteilt und am 1.Dezember
1770 durch das Schwert hingerichtet.
Dieses strenge Urteil wurde vom Münchner Wochenblatt kritisiert.
In einer Moralrede zum Schluss des Berichts wird die Gerechtigkeit
angezweifelt, die "den Urtheils-Stab mit vollem Grimme über
den armen Sünder bricht". In dieser Kritik zeigt sich bereits
der Geist der Aufklärung.
Wenn Sie den ganzen Prozessbericht und die Moralrede lesen möchten,
klicken Sie hier... |
Im Sommer
1829 wurde der Orthofer Mesner Philipp Stöber bei einer Rauferei
erstochen. Die Zeitungen 22)
meldeten:
- "Der Meßner von Orthofen, Ldg. Dachau, ist am 9.Aug. in der
Nacht meuchlings erstochen worden. Man hat den Thäter bereits
ergriffen."
- "Nachträglich bemerke ich, daß der bey einem Raufhandel
erstochene Meßner von Orthofen Ph.Stöber hieß; der Thäter
heißt
J.Engelschall und ist ein Bauernknecht."
1837 ließ Kooperator
Zauner drei neue Altarblätter malen und ein neues Altargestühl
beschaffen. Das entnehmen wir einem Brief des Kooperators vom 18.12.1843.
1865 feierte Peter Eder aus
Orthofen Primiz. Er zog unter großer Begleitung von seinem
Wohnort Orthofen bis zur Pfarrkirche in Sittenbach, wo er sein erstes
Messopfer abhielt. 21)
Mehr
dazu....
Verlängerung der Kirche im 19.Jh
Gegen Ende des 19.Jh wurde die Kirche um ein Joch
nach Westen verlängert, um der Zunahme der Bevölkerung Rechnung
zu tragen. Dies scheint vor 1884 erfolgt zu sein, weil in der Statistischen
Beschreibung des Erzbistums München-Freising von Anton Mayer u. Georg
Westermayer aus dem Jahr 1884 die Bemerkung enthalten ist: "Geräumigkeit
genügend".
Auch die Ausstattung ist mit Ausnahme der Deckenfresken neugotisch,
d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh. und wurde möglicherweise
im Zusammenhang mit der Verlängerung des Kirchenschiffs beschafft.
Beschreibung 1884 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 ist im Kapitel
über die Pfarrei Sittenbach auch die Kirche Heilig Kreuzauffindung
in Orthofen enthalten. Im Dorf selbst wohnten 129 Seelen (in 25 Häusern).
Über die Kirche schreibt er:
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"Liegt in
einem Thale, 1 km abseits der Straße von Dachau nach Friedberg.
Erbauungsjahr unbekannt. Restaurirt. Baustyl: Presbyterium gothisch,
Schiff mit Flachdecke. Kuppelthurm mit 2 Glocken: a) 'Fusa ab A.B.Ernst
Monachy 1738. J.N.R.J. b) (Anton)'Hubinger Monachii 1852'-
Titulus: Exaltio sanctae Crucis (=Kreuzauffindung). 3 Altäre,
davon 2 portatile (=ohne Altarstein). Orgel mit 4 Reg(istern).
Gottesdienst (durch den Cooperator) je am 3.Sonntag; am Weihnachtsfeste
Frühmesse; am Patrocinium Predigt und Amt, am Feste Peter und
Paul dazu Procession. Stiftungen: 2 Jahrtage, 2 Jahrmessen. Meßner
und Cantor für gewöhnlich ein Ortsangehöriger, bei
Leichengottesdiensten der Lehrer von Sittenbach. Kirchenvermögen:
15.700 Mark" |
Statistik
23)
Der Ortschaft:
1485: 12 Anwesen
1500: 14 Anwesen (darunter 5 Ganzhöfe, 1 Hube (halber Hof)
und 8 Sölden)
1760: 19 Anwesen (darunter 3 Ganzhöfe, 3 Huben (halber Hof),
3 je 1/2-Höfe, 5 je 1/6-Höfe, von denen einer der Kirche in
Orthofen, einer der Pfarrei
Sittenbach, einer der Kirche Odelzhausen und einer der Kirche von Essenbach
gehört,
2 je 1/16-Höfe
und zwei je 1/32-Höfe.
Renovierungen
Aus dem Jahr 1785 ist bekannt, dass der 'Baron Ruffinischer Maurermeister'
Andreas Mayr (*1733) aus Weyhern das Kirchendach in Orthofen reparierte;
er erneuerte auch die Friedhofsmauer, die 55 Jahre vorher, 1730, von Balthasar
Mayr (+ vor 1737) instand gesetzt worden war. 05)
Die letzte
große Renovierung wurde im Jahr 1986/87 durchgeführt.
Dabei wurden die gemauerten alten Fundamente durch Betonfundamente ersetzt.
Im Inneren hat man die (von der Petersbergkirche stammenden) Kommunionbänke
abgebaut und daraus den ersten Zelebrationsaltar gebaut. Außerdem
wurde das Patronat geändert: Kreuzerhöhung anstelle von Kreuzauffindung.
Den Festgottesdienst zur Beendigung der Renovierung am 17.Juni 1987 feierte
die Filialgemeinde mit Weihbischof Graf von Soden-Frauenhofen)
Bittgänge
Die Orthofener wallfahrteten alljährlich u.a. auch nach Inchenhofen
zum hl.Leonhard. Das wissen wir, weil den Fahnenträgern und Sängern
ein Zehrgeld in Höhe von 30 Kreuzern gegeben und die Ausgaben in
der Kirchenrechnung verbucht wurden. 10)
|
Hinweis:
Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste
und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung
begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende
Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Es verhalf ihr binnen
weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst
geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in
der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig
geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen
verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen
und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen
wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst
im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten
missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt
in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen
167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute
kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei
ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres
der Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst
Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert
wird. 08) |
Baubeschreibung
Die Kirche liegt etwas
erhöht im Dorf; sie ist von einem ummauerten Friedhof umgeben.
Der nur sehr wenig eingezogene
gotische Chor (aus der Zeit um 1550) 07)
schließt
mit
drei Seiten und wird außen durch abgetreppte Stützpfeiler
verstärkt.
Das barocke Langhaus/Kirchenschiff
besitzt zwei Achsen.
An seiner Südseite ist ein halbkreisförmig überdachtes
neugotisches
Kruzifix
mit einem farbig bemalten Corpus aus Gusseisen in neugotischem Stil
(1880/90) 07)
angebracht. Darunter
steht eine kleine Mater dolorosa (Maria als Schmerzens-mutter).
Das Kruzifix besitzt
eine geschwungene Kupferüberdachung, die den Korpus vor Witterungseinflüssen
schützen soll. Die Vorderseite des Bleches ist gezackt. Dies
hat eine über die reine Verzierung hinausgehende Bedeutung:
Die Zacken beschreiben den täglichen Lauf der Sonne vom Aufgang
im Osten bis zum Niedergang im Westen. So wie die Sonne wieder aufgeht,
so ist auch Christus auferstanden und so wird auch der Mensch vom
Grabe auferstehen. 14)
Gesäumt
wird die Figurengruppe von zwei Gedenktafeln für die Gefallenen
und Vermissten der beiden Weltkriege. Diese Gedenktafeln wurden
2005 renoviert.
|
Wandkreuz
|
An
der Südseite ist eine doppelstöckige Sakristei mit Krüppelwalmdach
angebaut.

gedrückte
Zwiebel
|
Der kupfergedeckte Turm
mit seiner gedrückten Zwiebel an der Nordseite stammt
im unteren Teil noch aus der gotischen Zeit. Dort sind auch die
schönen Kreuzbogenfriese
zu sehen.
Der obere achteckige Teil wurde 1727 aufgesetzt. Auffällig
ist seine Gliederung durch farblich abgesetzte Lisenen
und Wandvorlagen sowie durch die rundbogigen Schalllöcher mit
darüber liegenden Ochsenaugen.
In der Glockenstube hängen
zwei Glocken, von denen:
- die kleinere (80 cm Durchm.) 1738 in München mit der Inschrift
'Fusa ab A.B.Ernst Monachy 1738.J.N.R.J.
miserere nobis" (Anton
Benedikt Ernst),
23)
- die größere (90 cm Durchmesser) 1950 von der Gießerei
Hamm in Regensburg gegossen wurden.
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme
im Internet 13).
Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten,
klicken
Sie hier...
Aus dem Jahr 1852 ist bekannt,
dass eine von Hubinger/Mch gegossene Glocke vorhanden war. Die Aufschrift
lautete: Hubinger, Monachii 1852". Diese Glocke dürfte
in einem der Weltkriege zum Einschmelzen abgeliefert werden musste.
23)
|
Hinweis: Woher
die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt,
ist erstaun-licherweise nicht geklärt.
Einige der Experten vermuten, dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung
der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem
(Felsendom) und somit arabischen Ursprungs ist. Damals glaubten
europäische Baumeister, die Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons
und verbanden mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem.
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Kreuzbogenfriese
am Turm
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Andere
Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine Weiterentwicklung der byzantinischen
Kuppel, die auch in Russland großen Anklang fand. Fest steht
jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln im alten
Baiern die der Münchner Frauentürme sind (1525).
Weite Verbreitung fand die Zwiebel als Bauform aber erst im Italien
der Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen
Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur
Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als
Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren
in den Wölbungen des Sinnlichen". 11)
|
Wenn Sie die Zwiebeln auf den
Kirchtürmen im
Dachauer Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
Innenausstattung
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge des Kirche 19 m (davon
Kirchenschiff: 11,25 m; Altarraum: 7,75 m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 7,80 m;
Altarraum: 6,35 m
Höhe: Kirchenschiff: 5,40 m; Altarraum: 5.85 m
Altarraum
Der zweiachsige Altarraum ist eingezogen
und schließt
in drei Seiten eines Achtecks. Er ist mit einem Tonnengewölbe
(Parabeltonne) mit Stichkappen
überwölbt, das auf Konsolen endet. Die Rippen sind abgeschlagen.
23)
Choraltar/Hochaltar
Der 3,20 Meter breite 07)
und raumhohe
Choraltar
ist, wie der größte Teil der Ausstattung in der
Kirche, im neugotischen Stil gestaltet und stammt aus der Zeit um
1880/90.
Sein Holz ist rot, hellgrau und blau gefasst (=bemalt) und
teilweise vergoldet.
Der Stipes, der gemauerte
Altarunterbau, ist mit Holz verkleidet; das Antependium
ist mit einem vergoldeten Kreuz in der Mitte geschmückt.
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Choraltar
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Das Retabel,
der Altaraufbau, besitzt viele Zierformen der Gotik/Neugotik (Maßwerkfelder,
Stabwerk, Fialen mit Krabben, Kreuzblumen und bekrönende Baldachine).
Auf der Rückseite des
Altars war/ist zu lesen:
"Mathias und Viktoria Schwarz aus Landshut".
Es könnten die Namen der Stifter des Altarblatts
sein. 23)
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Altarblatt
Das Altarblatt (Ölfarbe
auf Leinwand) in der großen Mittelnische des Hochaltars zeigt
die Nebenpatronin der Kirche, die hl.
Helena, bei der Kreuzauffindung.
Sie ist in königliche Gewänder gekleidet.
Im Hintergrund ist die Silhouette von Jerusalem zu sehen.
St.Helena
mit dem aufgefundenen Kreuz
|

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Das 130 x 80
cm große Ölgemälde (auf Leinwand) ist ebenso alt
wie der Altar.
07)
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Die beiden Assistenzfiguren stellen die Heiligen Petrus (rechts)
und Paulus dar

St.Paulus
|
St.Paulus,
mit langem Bart, stützt sich auf sein Schwert und liest aus der
Bibel vor.
Der Legende nach wurde der Heilige in Rom enthauptet, weil er als
römischer Bürger nicht den schmählichen Tod der Kreuzigung
erleiden musste. Paulus wurde im Jahr 250 zum Apostel ehrenhalber
ernannt. Gedenktag: 29.Juni
St.Petrus hält zwei
Schlüssel in der Hand (einen versilberten und einen vergoldeten).
Diese sog.Himmelsschlüssel haben den Heiligen im Brauchtum zum
Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert
der Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte
Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel,
und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen.
Gedenktag: 29.Juni |
St.Petrus
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Tabernakel
In der Mitte des Altars ist
der Drehtabernakel
mit vorspringendem Gehäuse angebracht.
In der Nische steht ein Kruzifix aus der Zeit der Entstehung des
Altars.
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Tabernakel
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Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt und erinnert an die Bundeslade der
Israeliten, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur
Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Seit dem hohen
Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in
der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. |
Hl.Familie
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Ölbild
An der Wand des Altarraums
über der Eingangstür zum Turm hängt ein 147 x 87
cm großes Ölbild (auf Leinwand), das die Heilige
Familie in freier Natur darstellt (Heiliger Wandel). Maria
und Josef knien neben dem Jesuskind, das lehrend zwischen ihnen
steht. Am Himmel schwebt unter Gewölk die Heilig Geist-Taube,
die Gnadenstrahlen auf die Familie herabsendet. Im Hintergrund eine
Stadt auf dem Berg.
Das Gemälde wurde vom Maler Korbmoser jun. aus München
im Jahr 1837 geschaffen (sign) und war früher ein Altarblatt.
Es hing früher unter der Orgelempore.
07)
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Chorgestühl und Kirchenbänke
Kirchenstühle
im Schiff
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An der südlichen Chorwand, neben dem Zugang zur Sakristei,
steht eine schlichtes Chorgestühl
mit kassettierten Füllungen und geschwungenen Wangen. Sie
soll um 1730 für die Petersbergbasilika erstellt worden sein
und kam erst später nach Orthofen.
Die
rd.18 Kirchenstühle
im Langhaus und die sechs auf der Empore sind neueren Datums.
Ihre Wangen haben stilisierte barocke Formen.
Die Kirchenstühle bieten insgesamt 100 Besuchern einen Sitzplatz.
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Chorgestühl
vom Petersberg
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Ewig-Licht-Ampel
Im
Chorraum hängt an einer langen Kette die neugotische Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit um 1880/90. 07)
Sie besteht aus getriebenem und gegossenem Messing, und ist teilweise
vergoldet und versilbert.
Die Ampel besteht aus
versilbertem Messing. Die kirchlichen Vorschriften haben das Material
für die Ewig-Licht-Ampeln zwar nicht explizit festgelegt; doch
sollte es nach dem Konzil von Trient (1545-1563) "der Würde
der Kirche" entsprechen. Dies zielte in erster Linie auf das
Material Silber, doch auch versilbertes Messing dürfte der
Würde nicht entgegen gestanden sein.
24)
|
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern.
Das Ewige Licht war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen
aus dem Heiligen Land mitgebracht worden. Durch sein dauerndes Brennen
weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt
werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus
Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und
mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Beichtstuhl
Hinter dem
Hochaltar befindet sich der weiße neugotische Beichtstuhl
aus der Zeit um 1880/90. Er ist dreiteilig, mit offenen Seitenteilen und
polychrom gefasst. In der Mitte ist eine niedrige Türe mit Fischblasenornament
zu sehen, darüber Maßwerk
mit Kielbogen. Maße: 280 x 90 x 260 Zentimeter 07)

Beichtstuhl
|
Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer
Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte
sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen,
mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil
für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl)
und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand
mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen.
Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der
Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer
mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative
für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf
das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung
verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Zelebrationsaltar
Auch der Tisch
des Zelebrationsaltars
stammt vom Petersberg. Er wurde 1986 23)
aus den Teilen der alten Kommunionbank aus der Zeit des Historismus
(1880) gefertigt. Bei der Renovierung der Basilika im Jahr 1908 hatte
man sie entfernt und zunächst als Kommunionbank in Orthofen verwendet
worden war. |
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Geschmückt
ist der 150 x 94 x 75 cm große Altar mit vier Maßwerkfeldern
mit Weintrauben und Getreideähren. 07)
Der Zelebrationsalter
ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 16)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier
klicken...
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Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den
Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen,
die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten.
An diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen,
die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum
zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein
Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um
eine evtl. herunterfallende Hostie aufzufangen. Im Rahmen der Liturgiereform
um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um
so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen.
Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar auch Tisch des österlichen
Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen die Kommunion. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Seitenaltäre
Auch die 2,20 Meter breiten Seitenaltäre
07)
sind in neugotischem Stil
gestaltet und -wie der Choraltar- rot, hellgrau und blau gefasst und vergoldet.
Linker Seitenaltar
Der linke
Seitenaltar ist dem Kirchenpatronat der des hl. Kreuzes
gewidmet.
Mittelpunkt des Altars ist
eine Kreuzigungsgruppe
mit Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen.
|
Linker
Seitenaltar
|
Außen und darüber
sind Allegorien von
- Glaube (sitzend, oben, mit Kreuz und Kelch),
- Hoffnung (rechts, mit erhobenen Händen) und
- Liebe (links, mit brennendem Herz)
figürlich dargestellt.
Die drei Tugenden Glaube/Hoffnung/Liebe erhalten das Attribut göttlich,
weil die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen
erbracht, sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden.
Dem Glauben wird die Farbe
Blau, der Liebe die Farbe Rot ud der Hoffnung die Farbe Grün
zugeordnet.
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Kreuzigung
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Allegorien
von Liebe, Glaube, Hoffnung
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Neben dem Altar
steht die um 1750 geschnitzte, fast lebensgroße Figur eines
Geißelheilands.
Der gegeißelte Jesus ist mit Armketten an eine niedrige Steinsäule
gebunden. Die Figur soll früher außerhalb der Kirche gestanden
sein. 23)
Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule
entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten
vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung
dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder
in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei
Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine
Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten
der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden
nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Orthofen. |
Der rechte
Seitenaltar ist auch ein Apostelaltar.
Im Auszug ist der Evangelist Johannes sitzend (bartlos, mit
Bibel und Adler) dargestellt. Früher glaubte man, der Evangelist
Johannes sei mit dem Apostel Johannes identisch.
Als Assistenzfiguren stehen die Figuren der Apostel
- Bartholomäus (links, mit einem Messer) und
- Philippus (mit Kreuz) am Altar. Andere Heimat-
forscher 23)
glauben, dass es sich hier um eine
Figur des hl. Johannes vom Kreuz handelt.
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Rechter
Seitenaltar
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Mittelpunkt des Altars ist aber eine Pieta, auch Vesperbild
genannt, die in der großen Mittelnische angebracht ist.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis...
Früher war bei uns die
Pieta eine der häufigsten und beliebtesten Passionsdarstellungen.
Sie zeigt Maria, die um ihren toten Sohn auf ihrem Schoß trauert.
Den mütterlichen Schmerz über den toten Sohn (Mutterliebe
und Mutterleid) konnten die Gläubigen in Zeiten hoher Kindersterblichkeit
häufig aus eigenem Erleben gut nachfühlen.
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Alle Figuren an den Seitenaltären stammen -wie die Altäre selbst-
aus der Zeit um 1880/90.
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Pieta
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St.Bartholomäus
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Evang.
Johannes
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St.Philippus
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Hinweise: Der Apostel Bartholomäus
zog nach dem Tod Jesu als Missionar durch Armenien, Indien und Mesopotamien.
Er wirkte zahlreiche Wunder und heilte Kranke. Unter ihnen war auch
die Tochter des armenischen Königs, wodurch dieser und seine
Familie für das Christentum gewonnen werden konnten. Der Bruder
des Königs jedoch hetzte die Priester des alten Glaubens gegen
Bartholomäus auf, ließ ihn gefangen nehmen und foltern
und schließlich zu einer besonders grausamen Todesart verurteilen:
zuerst wurde ihm die Haut abgezogen, danach wurde er gekreuzigt. Deshalb
wird er mit einem Messer dargestellt, daneben auch noch mit einem
Buch (Bibel = Verkünder des Evangeliums). Gedenktag: 24. August
Apostel Philippus wurde,
ebenso wie das Brüderpaar Andreas und Petrus, von Jesus in Bethsaida
zum Jünger berufen. Er wird mehrmals in der Bibel erwähnt
(bei der Brotvermehrung-Joh. 6, 5-7 und beim Abendmahl-Joh. 14, 8-9).
Der Legende nach predigte Philippus 20 Jahre lang in Skythien. Dort
wirkte er Wunder, vertrieb einen Drachen, erweckte Tote und heilte
Kranke. Philippus soll am Kreuz gestorben sein. Deshalb wird er meist
mit einem Kreuzstab dargestellt. Gedenktag: 3.Mai |
Deckenfresken 09)
Bekannt ist die Kirche in Orthofen
insbesondere wegen ihrer Deckenfresken, die vom Dachauer Maler Franz Mayr
(1707-1752) im Jahr 1747 geschaffen wurden (sign. "F.M.").
Franz Mayr malte auch die Fresken in Odelzhausen und in Rumeltshausen.
Das unmittelbare Vorbild für das Deckenbild hier in Orthofen ist
das Hochaltarblatt in Kreuzholzhausen, das Mayr sieben Jahre vorher, im
Jahr 1740 gemalt hatte. Mehr über Franz
Mayr ....
Auf
dem 1986 restaurierten großen Fresko im Kirchenschiff ist die
Auffindung des Heiligen Kreuzes durch
St. Helena im Jahre 320 dargestellt.
Die Ausgräber hatten damals drei Kreuze gefunden. Das Kreuz Christi
wurde dadurch identifiziert, dass ein Toter, den man nach-einander
auf alle drei Kreuze gelegt hatte, auf dem richtigen Kreuz wieder
zum Leben erweckt wurde.
|
Kreuzauffindung
320
|
Das
Deckengemälde zeigt dieses Ereignis im Vordergrund: Der Tote
richtet sich auf, gestützt von einem jungen Mann. Kaiserin Helena
und Bischof Makarios betrachten ehrfurchtsvoll das Wunder.
Im Hintergrund des Bildes wird eine zweite Kreuzlegende dargestellt.
Kaiser Heraklius trägt das vom Perserkönig Chosroas entführte
Kreuz im Jahr 627 im Triumph zurück nach Jerusalem. Als sich
das Tor nicht öffnet, erklärt der hl.Modestus (rechts neben
dem Kreuz zu erkennen), Heraklius solle das Kreuz nicht in kaiserlichen
Gewändern sondern im Büßerhemd tragen. Dies führte
zum Erfolg. |
Auf vier Rundmedaillons um
das große Mittelbild werden weitere Heil- und Segenswirkungen des
Kreuzes vor Augen geführt:
-
St. Ulrich erweckt mit
Hilfe des Kreuzes einen Toten (vorne links).
Text: "Gantz wunderbarlich erwöcket der H:Udalricus mit den
Hl: Creutz einen Toden zum leben".
Die dargestellte Legende stammt vom Augs-burger Meistersinger Jörg
Breyning (ca.1500). Ein Graf hatte seine Frau schuldlos der Un-treue
verdächtigt, den Liebhaber geköpft und den Kopf seiner Frau
an den Hals gehängt. |
|
-
St. Korbinian holt
einen, der drei Tage lang am Galgen hing, ins Leben zurück (vorne
rechts)
Text: "DerH:Corbinian erhalt einen Trey tag gehangenen mit
dem H:Creutz das leben".
Unter dem Galgen kniet ein Mann. Vor ihm steht St.Korbinian und hält
ihm das Kreuz vor. Der Gehängte war wegen wiederholten Raubmords
zum Tode verurteilt worden. Korbinian, der zufällig des Weges
kam, versuchte vergeblich,die Vollstreckung |
Auf Ulrichs Beten hin begann das Haupt des Toten zu sprechen und bestätigte
die Unschuld der Frau. Der kopflose Leichnam wurde ausgegraben, mit
dem Kopf vereinigt und durch das Kreuzeszeichen zum Leben erweckt. |

St.Ulrich
|
Kreuzauffindung
320
|

St.Korbinian
|
zu verhindern. Er nahm dem reuigen Verbrecher die Beichte ab und segnete
ihn mit dem Kreuz. Als Korbinian drei Tage später auf dem Rückweg
an die Stelle kam, lebte der Gehenkte noch immer. Der Heilige durfte
ihn vom Galgen nehmen und ihm das Leben schenken. |
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-
St. Ivo löscht mit dem
Kreuze einen Brand
(hinten links).
Text: "Ein Feurs Prunst löscht der H: Ivo Pfarrer mit dem
H:Creutz."
|

St.Ivo
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St.Valentin
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-St.
Valentin heilt eine Blinde (hinten rechts)
Text: Der H:Valentinus macht mit den H:Creutz ein Blintes mäglein
sehent"
Der hl. Valentin steht, mit Chor-hemd und Stola bekleidet, im Haus
des römischen Patriziers Asterius |
Der hl. Ivo
(Yves), in die Tracht der
Weltpriester gekleidet, kniet auf einer Wiese vor einem in Flammen
stehenden Anwesen und hält das Kreuz hoch um das Feuer zu löschen.
Manche Heimatforscher sind der Auffassung, dass hier nicht St.Ivo,
sondern Bischof Tuto von Regensburg dargestellt wird. 23)
|
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und hält ein Kreuz hoch. Ihm gegenüber stehen der mit einem
Turban gekleidete Hausherr. Vor ihm seine Tochter, die mit geschlossenen
Augen auf ihre Augen weist. |

per Mouseklick
zu den Beschreibungen
|
Bilder
und Figuren
an den Wänden des Kirchenschiffs
Die Pieta
ist auf einem Gemälde in formschönem
neugotischen Rahmen mit seitlichen Säulchen und Zinnen
zu sehen.
Das 70 x 55 cm große Bild 07)
(Ölfarbe auf Leiwandunter-grund) stammt aus der Zeit
um 1800, der Rahmen wurde 1880/90 gefertigt. Unten den Personen
liegen Dornenkrone und drei Nägel.
An der
Nordwand steht eine Madonnenfigur
aus der Zeit um 1910/1920.
|

Pieta

Madonna
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Apostelleuchter
Unter
den Rundbogenfenstern sind die Apostelleuchter
angebracht. Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jeru-salem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche
sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |

Apostelleuchter
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Kreuzweg-Stationsbilder
An
den Außenwänden hängen die großen Kreuzweg-Stationsbilder
(Ölbilder auf Blechuntergrund) mit den Maßen 97 x 60 cm
(1840/50). 07)
Die mit Maßwerk verzierten Rahmen aus der Zeit um 1880 sind
aus Eichenholz geschnitzt.
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Kreuzwegbilder
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Hinweis: Als
Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen
Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen
der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch
Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei
Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via
Dolorosa" nachzugehen.
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Im späten Mittelalter wurde die
Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert,
der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen
Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz
für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf
diese Weise konnten der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden
anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden
erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten,
insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende
vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die
Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst
Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen
über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des
Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen
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1.Station
Jesus wird unschuldig zum Tode verurtheilt
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2.Station
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter
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3.Station
Jesus fällt das erstemal unter dem Kreuze
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4.Station
Jesus begegnet mit dem Kreuze seiner betrübten Mutter
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5.Station
Simon von Cyrene hilft Jesu das Kreuz tragen
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6.Station
Veronika reicht Jesu das Schweißtuch
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7.Station
Jesus
fällt das zweitemal
unter dem Kreuze
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8.Station
Jesus tröstet die weinenden Frauen von Jerusalem
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9.Station
Jesus fällt das drittemal unter dem Kreuze
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12.Station
Jesus wird erhöhet und stirbt am Kreuze
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14.Station
Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
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Wenn Sie mehr über die Entstehung
der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises
erfahren wollen, klicken Sie hier...
Empore
und Opferstock
Die Empore mit ihrer verputzten Brüstung
wird durch einen Holzpfeiler gestützt, der auf dem Opferstock
gründet. Dieser 57 cm hohe Opferstock ist mit Eisenbeschlägen
versehen, darüber Maßwerk mit Kielbogen. Er dürfte zu den
ältesten Einrichtungs-gegenständen der Kirche gehören. 07)
Der Opferstock
in den Kirchen ist meist ein schwerer, mit Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesicherter säulenartiger Behälter
aus Holz, Metall oder Stein, der zur Aufnahme von Geldspenden in Kirchen
dient.
Opferstöcke gibt
es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz
III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit einen Kreuzzug
(den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren.
17) |

Opferstock
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Der Name Opferstock rührt
daher, dass der Opferstock aus einem großen ausgehöhlten
Holzstock besteht, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im
unteren Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein
schmaler Schlitz bis zum oberen Ende herausge-arbeitet, durch den
das Geld in die Höhlung fällt.
Der
Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke
selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner
entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz
meist mit einem Metallbügel geschützt, der das Angeln
nach dem Geld erschwert.
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Wenn Sie
sich Bilder anderer schöner Opferstöcke
aus Kirchen im Landkreis ansehen möchten, klicken
sie hier..
Harmonium
Die Kirche hat keine Orgel
mehr.
Den musikalischen Dienst versieht ein
Harmonium der Fa. Lindholm aus Borna bei Leipzig.
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Harmonium
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Die
frühere Schleifladen-Orgel stammte wohl aus dem frühen 19.Jh.
Das um 1880 als Orgel mit vier Registern beschriebene Instrument war
1867 von Peter Moser repariert worden. Von dieser Orgel ist nur mehr
die Sitzbank des Organisten erhalten. 04)
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Register
des Harmoniums:
Forte, Subbaß 16', Cornettino 2', Aeolsharfe 2', Viola
dolce 4', Viola 4', Diapason 8', Diapason dolce 8', Vox humana, Melodia
dolce 8', Melodia 8', Klarinette 16', Flöte 4', Oboe 8', Oktav-Koppel,
Vox coelestis 8', Schalmei 8', Forte |
Kreuzpartikel
Die Kirche in Orthofen besaß
früher nicht nur die Kreuzpartikel in der Stipes des Choraltars,
sondern auch eine weitere Partikel in einer formschönen Monstranz.
Diese neugotische Monstranz aus der Zeit um 1880 hatte einen retabelartigen
Aufsatz mit Maßwerk
in dem die Muttergottes mit dem Jesuskind und zwei Anbetungsengel dargestellt
wurden. Die Kreuzpartikel war in der schreinartigen Mittelnische, umgeben
von einem Strahlenkranz, zu sehen. Ob die Monstranz noch vorhanden ist,
ist mir leider nicht bekannt. Jedenfalls ist sie außerhalb der Kirche
aufbewahrt.
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Hinweis: Kreuzreliquien
waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Größere
Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstran-zen
aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. |
Wegkreuz
Wegkreuz
mit
Ostereier-Schmuck
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In der Nähe
der Kirche steht neben der Bushaltestelle ein hölzernes Wegkreuz.
An Ostern werden das Kreuz und der es umgebende Zaun mit Bändern
aus Girlanden und bunten Ostereiern
geschmückt. |
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Anton Mayer /Georg Westermayer
: Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München
1874-1884
03) Jakob Mois, Geschichtliche Notizen
über einige Kirchen im Lkr. Dachau S.107, ca.1950, unveröffentlicht
(wohlbemittelt,1840,1704)
04) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
05)
Max Gruber, Für Dachau und sein Hinterland bis 1800 tätige Architekten,
Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Mayr)
06) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
07) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
08)
Angelika Petitini, Leonhardsverehrung u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger
Volkskundliche Nachrichten, 1995/2
09)
Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
10) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Bittgang)
11) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
12) Dachauer Nachrichten vom 13.10.2005
13) http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Dachau/St-helena-orthofen.php?style=styleG
(Glockengeläute)
14) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung
Hebertshausen, 2007 (Missionskreuz Überdachung)
15) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
16) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
17) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte
Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
18) StAM, RMA München Unterbehörden
3162 Alt-/Vorsignatur: Pfleggericht Dachau A 192; HStA GL Dachau 355 (Pflaster)
19)
Liste der_Baudenkmäler
in Sulzemoos, Stand 2023<
20)
Münchnerisches Wochenblatt vom 25.11.1770 (Todesurteil)
21)
Landshuter Zeitung, niederbayerisches Heimatblatt für Stadt und Land
vom 29.07.1865 (Primiz)
22) Der Bayerische Landbote vom
20.08.1829; Der bayerische Volksfreund vom 20.08.1829; Regensburger Zeitung
vom
22.08.1829 (Mesner erstochen)
23)
Alois
Angerpointner, Beitrag zur Kirchengeschichte von Orthofen, 1987
24)
Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
46 Bilder:
Hans Schertl

15.4.2024
Primiz
von Peter Eder
Landshuter
Zeitung, niederbayerisches Heimatblatt für Stadt und Land vom 29.07.1865
21)

Bericht
über einen Diebstahlsprozess vor dem strengen Malefizgericht München
im Jahr 1770
Münchnerisches
Wochenblatt vom 25.11.1770 20)


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