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Ursula-Altar in der Klosterkirche von INDERSDORF



B
eschreibung

Der Altar wurde 1710 aufgestellt und -anders als die vier vorderen Seitenaltäre- bei der Rokokoausstattung 1755 nur geringfügig verändert. So sind hier z.B. noch die sechs Säulen vorhanden. Nur der Altarauszug und das Ante-pendium hat man damals neu angebracht.

Im Altarauszug ein Rundbild mit der Darstellung des hl.Leonhard im Mönchsgewand, mit Abtsstab und Viehketten in der Hand. Das Bild wurde wohl aufgrund eines Verlöbnisses während einer Viehseuche im Jahr 1742 angebracht. Vorher befand sich hier ein Gemälde der hl.Apollonia (von Josef Winter). Der Maler des Leonhard-bildes ist mir nicht bekannt.

Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Schließlich waren viele allein wegen ihrer Schulden eingesperrt.
Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, hat man ihn wegen der Ketten,

mit denen er in Frankreich abge-bildet war, als Patron der Haustiere verehrt, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leon-hardstag, dem 6. November, werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.


St.Leonhard   


Altarblatt

Das Altarbild stammt vom Münchner Hofmaler Josef Winter. Es stellt die hl. Ursula von Köln dar, die einen Pfeil und die Märtyrerpalme in den Händen hält und von Putten umgeben ist.
Im Hintergrund ist ein Segelschiff zu sehen. Ursula soll im Jahr 415 zusammen mit 11.000 Jungfrauen (u.a. auch Cäcilia, Odilia und Verena) nach der Rückkehr von einer Romreise in Köln von den Hunnen mit Pfeilen ermordet worden sein, nachdem sie sich geweigert hatte, die Geliebte des Hunnenkönigs zu werden.

Einen Höhepunkt erlebte der Ursula-Kult im 15. Jh, gefördert besonders durch die Zisterzienser. Der Entdecker Amerikas, Christoph Kolumbus, hat 1493 bei der Entdeckung von 11 Inseln in der Karibik in Anlehnung an die Ursula-Legende diese "Santa Ursula y Las Once Mil Virgenes", "Heilige Ursula und 11.000 Jungfrauen", kurz "Jungferninseln", benannt.


St.Ursula mit Pfeilen
Der Maler Franz Josef Winter (1690-1756) war ein Schüler von Kaspar Sing, dessen Base Benigna er heiratete. Winter arbeitete von 1742 bis 1745 in Augsburg und trat danach als Hofmaler in den Dienst des Münchner Kurfürstenhofs. Winter, auch der alte Winter genannt, wird im Künstlerlexikon als Maler und Radierer geführt. Seine Schwerpunkte waren die Portrait- und vor allem die Kirchenmalerei. In vielen Kirchen hängen seine Werke: Martinskirche Landshut (Nepomukbild), Jesuitenkirche Regensburg (Kreuzigungsbild), Andechs (St.Eustachius), Polling (Ölbergbild), Ettal (Hl.Familie). In der ehemaligen Klarissinen-Nonnenkirche hat er ein Altarblatt mit dem gleichen Thema wie in Indersdorf, die "unbefleckte Empfängnis" geschaffen. Winter hat auch das Altarblatt in der Annakapelle gemalt 76)

Nepomuk-Bild
An der Predella ein 1730 entstandenes Bild des hl. Johannes Nepomuk auf dem Totenbett. Es besteht große Ähnlichkeit mit dem gleichen Bildmotiv in der Dachauer Jakobskirche. Beim Nepomukbild handelt sich um einen Pseudo-Reliquienschrein für die Verehrung des damals modernen Heiligen. Nepomuk wurde im Jahr 1721 selig und 1729 heiliggesprochen. Auf dem Schrein befindet sich eine kleine Reliquienkapsel mit Gebeinen dieses Heiligen. Die Echtheit dieser Reliquien bestätigt eine Inschrift unter dem Bild mit dem Text: "a.D. MCCCLXXXIII. XX.May (20.5.1383) ex deposito Corpore in Moldavam dejecto vera vultus et corporis depicta imago." 73)

Joh.Nepomuk auf dem Totenbett
  Hinweis: Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai



Reliquienbehälter

Zu beiden Seiten des Nepomukbildes stehen Reliquienpyramiden, dreieckige Rokokoschreine mit Frontverglasung. Sie enthalten Wachsmedaillons und Partikel von Katakombenheiligen. Auf den Cedulae, den kleinen Pergamentstreifen, sind die Namen der Heiligen mit Tinte vermerkt. Beim Reliquienschrein links lauten die Namen "S.Generosa M(artyrer)" und "S.Iucunda M.".
Die leider nur teilweise lesbaren Texte auf den versilberten Medaillons weisen auf den Abt St. Romualdus sowie auf Papst Clemens hin. Auf einigen ist darunter das Pontifikat genannt, das zur Zeit der Herstellung bestand: Clemens XI. (1700 bis 1721),
Clemens XII. (1730 bis 1740) sowie die Jahre 1715 und 1730 hin. Die Reliquienbehälter stammen somit frühestens aus diesen Jahren. Im rechten Behälter sind die Namen "S. Papa Julius", die Darstellung einer Mariä-7-Schmerzen (Wachsmedaillon), S.Fidelis, S.Clemens, S.Victoria u. S.Marta M.(Cedulae) enthalten.
Linke Reliquienpyramide
Abt Romuald
S. Papa Julius
Papst Clemens
Mariä-7-Schmerzen
Rechte Reliquienpyramide



Quellen
:
siehe Hauptseite

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür


14.3.2015