zur Landkreiskarte                               Kirchen in der Marktgem.Indersdorf


Krankenhauskapelle in INDERSDORF

  
 

  Beschreibung 

Die erste Nachricht von einer Krankenhauskapelle in Indersdorf ist in den Klosterrechnungen zu finden: 1718 lieferte der Kistler Martin Schwarzenpacher aus Karpfhofen für den Preis von 10 Gulden Stühle für die Krankenhauskapelle.

Auch das frühere Indersdorfer Districtskrankenhaus aus dem 19.Jh. besaß eine Kapelle. Sie wird in der Diözesanbeschreibung von Mayer-Westermayer aus dem Jahr 1880 wie folgt erwähnt:

"Districtskrankenhaus und Rettungshaus für verwahrloste Kinder. In beiden Häu-sern befinden sich barmherzige Schwes-tern aus dem Mutterhause zu München; sie besitzen beiderseits eine Capelle, im Krankenhaus auch mit Sanctissimus (geweihter Hostie). Oefters im Jahre wird in den Capellen hl.Messe gehalten."


im 19.Jh.
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Auch das im 1955/56 errichtete Kreiskrankenhaus enthielt eine Hauskapelle. Sie erstreckte sich über zwei Stockwerke.

Beim Umbau des Krankenhauses in den Jahren 1995/96 wurde die Kapelle auf ein Stockwerkshöhe zurückgeführt.

Die Kapelle liegt im Erdgeschoss des Krankenhauses.

Inneneinrichtung

Die Einrichtung ist einfach gehalten. Sie entspricht in ihren wesentlichen Teilen der Einrichtung der ersten Kapelle aus den 1950er Jahren.

Hinter dem Altartisch ziert ein Kruzifix eine Wandnische und bildet den Hintergrund für die Messfeier.

Die barocke Madonnenstatue auf der linken Seite wurde vom damaligen Landrat zur Einweihung der ersten Kapelle 1958 gestiftet. Maria und das mit dem linken Arm gehaltene Jesuskind sind gekrönt. Maria hält in der Rechten ein Zepter als Zeichen ihrer königlichen Würde.

 TabernakelMuttergottesstatue
 
Vergrößerung von 2 Details (Madonna, Tabernakel per Mouseklick
Der Tabernakel ist mit Holzschnitzereien verziert,
die Szenen aus der Bibel zum Thema Eucharistie und Opfer darstellen.

    Letztes Abendmahl  -   Opfer des Melchisedek,
    Opfer des Abel         -   Abraham und Isaak.

Melchisedek war zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem). Er segnete den Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer zurückkehrte und brachte im anschließenden Dankopfer für den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar (Gen. 14,18-20). Wegen der Übereinstimmung der Opfergaben wurde er im Christentum als Vorläufer von Christus angesehen. In der christlichen Kunst soll die Darstellung des Opfers des Melchisedek auf die lange Tradition des Messopfers mit Brot und Wein hin-weisen.

Abel, der zweite Sohn Adams und Evas, besaß eine Schafherde (Hirte), während Kain den Acker bestellte (Ackerbauer). Der Rauch von Abels Opferfeuer, in dem ein Lamm lag, stieg senkrecht zum Himmel auf, während das Getreideopfer seines Bruders Kain nur qualmte und der Rauch sich auf der Erde ausbreitete. Darüber maßlos erbost, erschlug Kain seinen Bruder. Dies bedeutet: Der Gottesfürchtige wird von seinem Neider getötet.

Abraham wurde von Gott auf die Probe gestellt und sollte seinen einzigen (legitimen) Sohn Isaak opfern. Als Abraham tatsächlich den Isaak als Opfer darbringen wollte, griff Gott ein und wies Abraham an, anstelle des Knaben einen Widder zu opfern, der sich im Gestrüpp verfangen hatte. Neben der Aussage, dass Gott keine (damals übliche ?) Menschenopfer wünscht, wird die Begebenheit als Vorbild für den Opfertod Christi (Gott opfert seinen einzigen Sohn) gesehen.

  Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.


Kreuzwegbilder

An den Außenwänden hängen kleine Kreuzwegbilder hinter Glas.
Kreuzwegbilder in unseren Kirchen sind erst seit 1700 üblich. Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
das Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuze
             
8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

 

Ein großes Kruzifix, das die hohe Wand der alten, über 2 Stockwerke führenden Kapelle geschmückt hatte, wurde gekürzt und hängt an der linken Seitenwand.

Auf einem kleinen Tischchen steht eine moderne Muttergottesstatue, eine Schutzmantelmadonna aus Bronze.

Hinweis
: Der Typus der Schutzmantelmadonna geht zurück auf die Römerzeit. Damals erfolgte die Adoption oder öffentliche Legitimierung eines Kindes durch den Vater, indem er es unter seinen Mantel nahm. Auch Verfolgte konnten unter dem Mantel vorzugsweise hochgestellter Frauen Zuflucht finden. Im 13. und 14. Jahrhundert übertrug die fromme Legendenbildung dieses Mantelschutzrecht auf die Gottesmutter Maria, die die ganze Welt unter ihrem Mantel birgt.

Hans Schertl

Quellen:
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880 S.151
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Max Gruber, Bis 1800 tätige Künstler und Kunsthandwerker in Indersdorf, Amperl.1982/2 (Schwarzenbacher)
Verwaltung des Kreiskrankenhauses, 2002
Christiane Breitenberger, Kapelle wird zum Aufenthaltsraum, Dachauer Nachrichten vom 26.10.2016 (Verlegung)

20 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

1.5.2022