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Mirakelbuch
des Wallfahrtsortes Inchenhofen von 1659

Einträge von Pilgern aus dem Dachauer Land

Die Mirakelbücher berichten uns oft recht anschaulich von den Lebensumständen der Bürger und Bauern, aber auch von Fürsten und dem Klerus über die Dauer von mehreren Jahrhunderten. Alle sozialen Schichten eint jedoch die Hilflosigkeit im Angesicht von Krisen und Not, aus denen man Zuflucht, Heilung, Hoffnung und Hilfe bei den himmlischen Fürsprechern und den besonders wundertätigen Wallfahrtsstätten suchte. Somit gehören die Mirakelbücher zu den wichtigen kulturhistorischen Quellen für die ansonsten nicht überlieferte Alltagssituation der bäuerlichen und kleinbürgerlichen Bevölkerung. 02)


                          Titelbild des Mirakelbuchs Inchenhofen 1659
Das Mirakelbuch 1659 ist das größte von drei Mirakelbüchern aus Inchenhofen. Es erfasst Berichte aus der Zeit von 1350 bis 1650. Ein Mirakelbuch ist eine Sammlung von Wunderberichten bzw. Gebetserhörungen oder Danksagungen von Inchenhofener Pilgern, die überzeugt waren, dass ihre Gebete um Fürbitte von St.Leonhard bei Gott erhört wurden. Sie meldeten dies den Geist-lichen des Wallfahrtsortes entweder brieflich oder - in der Regel - persönlich bei der gelobten Dankwallfahrt.
Diese Geschichten wurden handschriftlich in den Mirakelbüchern aufgezeichnet und einmal im Jahr öffentlich von der Kanzel ver-kündet. Sie bieten eindrucksvolle Schilderungen der Sorgen und Nöte des früheren Lebens, sei es im Alltag oder bei besonderen Ereignissen wie Kriegen oder Seuchen. Die Mirakelaufzeichnungen machen nicht nur Angaben zu Anliegen, Verlöbnis, Votivgaben und Zeugen sowie Datierung, sondern nennen regelmäßig auch Namen, Stand und Herkunftsort der Votanten, die somit eindeutig identifizierbar sind. 36)
Das im Jahr 1659 gedruckte Mirakelbuch in Inchenhofen berichtet im ersten Teil (35 Seiten) von der Geschichte und der Entwicklung des Wallfahrtsortes. Die nächsten 180 Seiten mit den Mirakelberichten sind in 25 Abschnitte (hier "das Band" genannt) gegliedert. Jedes Band befasst sich mit einem besonderen "Tätigkeitsbereich" des hl.Leonhard bzw. einem bestimmten Krankheitsbild, das die Bittflehenden nach Inchenhofen gebracht hat. Darin zeigt sich das breite Spektrum an Notsituationen, für deren Beseitigung man St.Leonhard als zuständig ansah. Nicht umsonst wurde der Heilige als bayerischer Herrgott bezeichnet.
Jedes Buch wird mit einem thematisch passenden Gedicht eingeleitet.
Die letzten Seiten des Mirakelbuchs enthalten Verhaltensregeln zur Wallfahrt.

Das Wallfahrtswesen ist u.a.darauf zurückzuführen, dass das Gottesbild des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit nicht vom gütigen Vater geprägt war. Gottvater wurde als strenger Herr gesehen, der zur Strafe Krankheiten und Naturkatastrophen schickt; dessen Zorn sich aber durch eigene Gebete, mehr noch aber durch Bitten von Maria und der Heiligen im Himmel besänftigen lässt. Deshalb brauchte man die Mittler, die je nach der Art der Bitten eine unterschiedliche Wirkung bei Gott hatten. Die Fürsprache von S.Leonhard schien besonders wirkmächtig gewesen zu sein.

Aus dem Dachauer Bereich (mit Umland) unternahmen Pilger um 1650 aus 23 Orten eine Wallfahrt nach Inchenhofen: Altomünster, Arnbach, Ebertshausen, Esterhofen, Deutenhausen, Großberghofen, Haag/Arnberg, Kleinberghofen, Kollbach, Lauterbach, Odelzhausen, Petershausen, Pfaffenhofen/Glonn, Pipinsried, Prittlbach, Pipinsried, Randelsried, Sulzemoos, Tandern, Thalhausen, OberUnterweilbach, Welshofen und Wollomoos.


Im Folgenden sehen Sie eine Zusammenstellung der Band-Überschriften des Mirakelbuchs von 1659 (in heutigem Deutsch). Ein Klick darauf bringt Sie zum jeweiligen Kapitel. Dort habe ich die jeweiligen Berichte über Pilger aus dem Dachauer Land und angrenzenden Gebieten aufgeführt.

1.
S.Leonhard hilft den unschuldig Gefangenen
2.
S.Leonhard hilft auch den schuldig Gefangenen  
3.
S.Leonhard stärkt Krumme und Lahme
4.
S.Leonhard erleuchtet die Augenkranken  
5.
S.Leonhard bringt wieder den verlorenen Verstand
6.
S.Leonhard vertreibt Gallen- u. Nierensteine  
7.
S.Leonhard macht die Gehörlosen hörend
8.
S.Leonhard hilft beim Vieh  
9.
S.Leonhard macht Stumme redend
10.
S.Leonhard heilt den Aussatz, Pest und Franzosen  
11.
S.Leonhard curiert die fallende Sucht / Frais
12.
Leonhard belebt die ins Wasser gefallnen (Kinder)  
13.
S.Leonhard bringt verlorne Sachen wieder
14.
S.Leonhard hilft bei Schlaganfall  
15.
S.Leonhard hilft bei Feuersgefahr
16.
S.Leonhard hilft vom Teufel Besessenen  
17.
S.Leonhard hilft bei Halsweh und Geschwulsten
18.
S.Leonhard hilft den schwer gebärenden Frauen  
19.
S.Leonhard hilft bei Leibschäden und Brüchen
20.
S.Leonhard beschützt vor Hagel, Schauer, Donner  
21.
S.Leonhard curiert das Fieber
22.
S.Leonhard erweckt Tote und für tot Gehaltene  
23.
S.Leonhard ermahnt die Sünder zur Buß
24.
S.Leonhard erinnert die Vergesslichen ihrer Gelübde  
25.
S.Leonhard springt den Verfolgten bei
   


(1)
Das Erste Band

Titel: "Welches mit himmlischer Krafft an sich gezogen der Geistliche Magnet, der H.Leonhardus, und die umb Unschuld
          Gefangne darvon erledigt, derentwillen die Ketten und Fußeysen zu danckbarem angedencken in disem
          wunderthätigen Ort inn-und ausser der Kirch zu Inchenhofen gesehen
."

Einführungs-Gedicht:
 Soll ein Trübsal seyn auff Erden
 Soll ein Angst ein Schmertzen seyn
 Der so weit mit Leibs-Beschwerden
 Uns also möcht nemmen ein ?
 Daß wir uns abliessen treiben
 Von der Liebe gegen Gott ?
 Nain, wir werden alle bleiben
 Unzertrennt biß in den Todt.
 Kein Anfechtung, kein Verhengnuß
 Hunger oder Tyranney
 Gar kein Kranckheit, kein Gfängnuß
 Schaden, Unglück allerley.
 Gantz kein Elend, gantz kein Leyden
 Ja der Todt auch selber nit,
 Alles leyden wir mit Frewden,
 Und berühmen uns darmit.

Im ersten Band sind keine Berichte von Pilgern enthalten, die eindeutig aus dem Dachauer Land oder der Umgebung kommen.
Als Beispiel sei aber der Bericht über eine Frau Margarethe Erdtl aus Ärnberg (vielleicht Arnberg bei Altomünster ?) angeführt.
Sie fürchtete im Jahr 1566, wegen eines "üblen Verdachts" verhaftet zu werden. Da versprach sie eine Wallfahrt nach Inchenhofen und Ihre Unschuld kam ans Tageslicht. Was der üble Verdacht war, wird nicht erklärt. Aber es war die Zeit der ersten Hexenverfolgung.
Originaltext: 
"Im erstgedachten Jahr (1566) besorgte Margaretha Erdtlin von Aernberg, man möchte sie auß üblem verdacht einziehen. Verlobt deßwegen ein Kirchefahrt und eysene Schin gen Inchenhofen, wornach gleich ihr Unschuld ans Tags Liecht kommen und gnädig vor Schand und Schmach behüt worden."


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(2) Das ander (=zweites) Band

Titel: "Der H.Leonhardus ein barmhertziger Tröster dr Betrübten hilfft auch denen, so wegen ihres verbrechen umb
           Leib und Leben gefangen liegen
."

Einführungs-Gedicht:

 Joseph, der von Unschuld wegen
 nach der alten Warheit sag
 auch einmal gefangen lag
 Weißlich kundte Träum außlegen

 Anvermelden als ein Bott
 Freyheit, Leben oder todt
 Hat, was er dann propheceyet
 Unserm Joseph gleichen Wandels
 Den sein Unschuld noch beglaidt
 Auch kein Zaichen ist erlait
 Der sich manchen bösen Handels
 Gar offt annimbt als Patron
 Daß ein Sünder komm darvon
 Ohne weltlich Spott und Schanden
 Auß Gefängnus auß den Banden.

Auch im zweiten Band sind keine Berichte von Pilgern aus dem Dachauer Land enthalten.
Ebenfalls beispielhaft soll hier ein Fall aus Massenhausen (jetzt Landkreis Freising) aus dem dem Jahr 1594 dienen.

Der höhergestellte Wolfgang Wolf war wegen Totschlags 1594 eingesperrt worden. Entschuldigend wird darauf hingewiesen, dass das Verhalten des Toten an seinem vorzeitigen Ende mitursächlich war. Die Schwester von Wolfgang Wolf rief St.Leonhard zu Hilfe und vesprach, mit den Originalketten ihres Bruders und mit einer Kette aus Wachs nach Inchenhofen zu wallfahrten. Der Hilferuf hatte Erfolg. Schon bald wurde die Gefängnisstrafe vermindert und später sogar voll ausgesetzt.
Originaltext:
"Der Ehrwürdig Herr Wolffgang Wolff von Mässenhausen ist wegen eines Todtsschlags darzu er von seinem Gegenthail höchlich verursacht, in die Custodiam genommen worden. Alsdann von seiner laidtragenden Schwester mit einer wächsenen und der eysenen Ketten, daran er gelegen, hieher verlobt worden. Nach solchem ist ihm die Gefängnuß geringert und duch S.Leonhardi bey Gott großmächtiges Patrocinium völlige Freyheit kürzlich erfolgt."


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(3) Das dritte Band

Titel: "Der H.Leonhardus macht gesund und stärckt die Krum und Lahme an allen jhren Glidern."

Einführungs-Gedicht:
Allhie rueff an, wer krumb und lahm
An Armb, Händ und Füssen
Wo manicher sein Hilff bekam
Da wird ers auch geniessen.

Auch im dritten Band wird kein Ort aus dem Dachauer Land und Umgebung genannt. Als Demo für den dritten Band will ich einen Fall aus Rohrbach im Lkr. Pfaffenhofen schilderrn. Dort wurde im Jahr 1603 dem Hanß Grössel von seinem Pferd ein Schenkel abgeschlagen. 32 Wochen lag er mit großen Schmerzen und hohen Unkosten beim Arzt und Bader. Dann wollte man ihm den Fuß abnehmen. Er rief den hl.Leonhard um Hilfe an, versprach, bei einer Wallfahrt nach Inchenhofen einen Kreuzer in den Opferstock zu legen und außerdem zwei eiserne Ringe ein ganzes Jahr lang zu tragen. Nach dem Versprechen sei er alsbald heil und gesund geworden.
Originaltext:
"Als dem Hanß Grössel von Rorbach von einem Pferdt ein Schenckel abgeschlagen und 32 Wochen bey den Artzt und Badern mit grossen Unkosten und Schmertzen gelegen, nit weniger auch männiglich vermaint, man müsse ihm den Fuß abnemmen, hat er sich S.Leonhard auß starcker Zuversicht mit einer Wallfahrt 2 eysenen Ringen ein gantzes Jahr zutragen und einen Kreutzer in Stock zulegen, demütig befohlen, darauff er alsbald hail und gesund worden."

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(4) Das vierdie (!) Band

Titel: "Der Englische Medicus und Oculist S.Leonhard erleucht die blind und übelsehenden Augen."

Einführungs-Gedicht:
Tobias hat Auß Engels Raht
Zu Medicin der Augen
Die Gall erhebt als ein Rezept
Die Fischgall solte taugen
 

Wir haltens all die bitter Gall
Fü ein zu rässe Laugen.
S.Leonhard auß liebes Brunst
Der übertrifft schier Engelskunst
curirt auß miltem Himmelsgunst

— Der Eintrag aus dem Jahr 1427 betrifft die Heilung einer jungen Frau ("schon mannbares Mensch") aus Kleinberghofen, die
    durch eine schwere Krankheit ihre Sehfähigkeit verloren hatte. Von Ende September 1426 bis zu Pfingsten (8.Juni) 1427 war
    sie blind. In Begleitung ihrer Mutter wallfahrtete sie nach Inchenhofen und opferte eine fünfpfündige Wachskerze.
Originaltext:
"Ein noch ledig, aber schon Mannbares Mensch von Klein-Perkofen unfern Altomünster hat in schwerer Kranckheit das Gesicht verlohren und selbes von S.Michaelis biß auff den H.Pfingsttag entrahten müssen. Worauf sie zu S.Leonhard durch ihr Mutter mit Opffer einer fünffpfündigen Wachskerzen geführt worden. Allda haben sie beede umb Erlangung deß Gesichts inbrünstig gebetten unnd augenblicklich erbetten."

— In Großeisenbach hatte das Kind der Familie Widemann im Jahre 1598 neun Tage lang die Kindsblattern (Pocken). Die Eltern
    fürchteten um die Augen ihres Sprößlings, die bei dieser Krankheit sehr gefährdet sind. Als sie St.Leonhard anriefen und ein
    Gelübde ablegten, erhielten sie Hilfe. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Hansen Widemanns von Grossen Wissenbach im Mässenhauser Gericht Knäblein haben die Kindsblattern 9 Tag. (Sie hatten) grosse Sorg dessen fernern Gebrauchs den laidigen Eltern verursacht. S.Leonhard aber auff demütiges anrueffen unnd zuversichtliche Gelübd ohne Mangel gnädig erhalten."

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(5) Das fünffte Band

Titel: "Der H.Leonhardus gibt den Zerrütten den Gebrauch deß Verstands"

Einführungs-Gedicht:

 Der höllisch Löw, der umbher geht
 Mit seinen Banden und Stricken
 Bey Tag und Nacht auch wachtbar steht 
 Die Seelen zuverschlücken

 Der findt allhie sein Gegenwart
 Die nimmermehr wird schlaffen
 Der himmlisch Löw S.Leonhard
 Hat Macht auch ohne Waffen
 Den Feind hinweg zuschaffen.
 Darauff kombt wider zum Verstand
 Wer vor betrübt, kein Hilff empfand
 Unwissend lag am Höllen Band.

Eindeutig aus dem Dachauer Land ist im 5.Band kein Fall genannt. Aber beim ersten Eintrag sind weder Name noch Ortschaft des Pilgers erwähnt.
Im Jahr 1363 schien ein Bräutigam nach Ansicht seiner Freunde in der Hochzeitsnacht den Verstand verloren zu haben. Medikamente nützten nichts. Da erinnerte man sich an den "himmlischen Artzt St.Leonhard" und gelobte wahrscheinlich eine Wallfahrt nach Inchenhofen. Danach erlangte der Jungvermählte seinen Verstand wieder.
Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "In der Faßnacht haltet ein Jüngling Hochzeit unnd verliehrt in der ersten Nacht seinen Verstand, welches den nächsten Befreundten sehr schmertzlich gefallen, die ihm zwar mit Artzneyen zuhelffen sich underfangen, als sie aber solche nit ersprießlich erfahren, haben sie den himmlischen Artzt S.Leonhard mit Glübd und Gebett angerueffen und den verlohrnen Verstand widerumb erlangt."

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(6) Das sechste Band

Titel: " Der himmlische Medicus der H.Leonhardus vertreibt das Grieß und Stain"

Einführungs-Gedicht:

 Von Grieß und Stain ein schwere Burd 
 Hart umb den Leib gleich einem Gurd
 Umb Hüfft, umb Lend, umb Nieren.
 Sonst schmertzlich zucurirn

 Entweicht auff Bitt, Gelübd und Pflicht
 So bald mit guter Zuversicht
 Verhaißnes Wort an disem Ort
 Hochdanckbarlich wird abgericht.

Im Jahr 1610 hatte Hans Schmid aus Wollomoos einen Sohn, dem ein (Gallen/Nieren)Stein große Schmerzen zufügte. Als alle Behandlungen zu keinem Erfolg führten, wandte sich der Vater, so wie auch andere Eltern, an St.Leonhard und brachten Votivgaben nach Inchenhofen. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Elisabeth Lechnerin von Undertach (?) Gumppenberger Hofmarck hat ihr liebes Kind, welches 4 Tag deß Stains halber, wie auch Hans Freytag von Gallenbach Aicher Landgericht sein Söhnlein, so gleichfalls 3 Tag nit harnen mögen, nit den Schryern und ansprechenden Zauberern, sonder S.Leonhard trewlich undergeben, welcher jhnen solche alsbald wider frisch unnd gesund zugestellt, dem sie zu sonderm Danck ein wächsene Niderwad und 4 Kreuzer verehrt.
Dergleichen hat sich auch mit Hansen
Schmid aus Wollomoos Aicher Landgerichtes Söhnlein begeben."

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(7) Das sibende Band

Titel: " Der H.Leonhardus bringt widerumb das Gehör den Tauben oder Gehörlosen"

Einführungs-Gedicht:

 Der Unfall der Defect verglichen einem Schmid
 Die schmiden allzeit fotr, so mannichs Kettenglid
 Die Creaturen schwach zu binden und zu fangen
 Zuschwächenden gebrauch nit ohne Sinns betrangen

 Der allgemain Patron, ein solches Kettenglaich
 Erbricht ohn alle Müh mit eim gewissen Straich
 Mag, wer umbfangen ist, an lang beraubten Sinnen
 Ein linderung durch ihn, geniessen und gewinnen.

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(8) Das achte Band

Titel: " Der H.Nothhelffer Leonhardus erzaigt auch sein wunderbarliche Machtin erhaltung deß unvernünfftigen Vichs"

Einführungs-Gedicht:

 Ein dunckle Frag bracht an den Tag
 Job, der vor alten Zeiten
 Auff uns hat wollen deuten
 Wer diser sey, der ledig frey
 Das wilde Tier entlassen
 Zuwandlen seine Strassen ?
 Und wer derselbe sey geweßt,
 Der Strick und Bänder auffgelößt ?
 Da war kein Mensch zufinden
 Der Antwort geben könden.
 Wir aber thun auff dise Stund
 Job, dir und aller Welt zu kund

 S.Leonhard sey diser Mann,
 der also miltreich zugethan
 Dem Vich, den Küh, den Rossen
 Sein Hand hat offt ersprossen.
 Deßwegen hie zur Danckbarkeit
 Auch nach verwichner Sommerzeit.
 Noch jährlich gar vil Hüeter
 Jhm opffern jhre Güeter.
 Mit Hirten Gaab und Feldgeschenck
 Seynd sie der Gutthat jngedenck
 Genaigt jhm jhrem Hirten:
 Den sie genug auß Hertzen Grund
 Nit loben können und mit Mund
 Nach seinen hochen Würdten.
 Den loben sie mit Hörner Schal,
 Dreyhundert Hirten manichsmal
 Ein jeder blaßt sein Horen
 Durchtringen Hertz und Ohren.
 S.Leonhard versteht sie schon
 Und laßts ihr Music treiben'
 Und will forthin jhr Hilff-Patron
 Als wie bißher verbleiben.

— In Hirschenhausen bei Hilgertshausen musste Christof Baur im Jahr 1630 mit ansehen, wie sich eine seiner Kühe an einer Rübe
    verschluckte und zu ersticken drohte. In dieser Situation wandte er sich an St.Leonhard und versprach eine Wallfahrt nach
    Inchenhofen mit einer wächsernen Kuh als Votivgabe und Silbergeld in den Opferstock. Sogleich nach dem Versprechen konnte
    die Kuh die Rübe problemlos schlucken. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Christoff Baur von Hirschenhausen hat sich seiner Kuh, der ein Ruben im Halß unbewöglich gesteckt, fast gar verwegen. Verlobt es doch anneben mit einem wächsenen Kühlein und silbern Opffer. Allhero darauff die Kuh besagter Ruben ohne weitern Schaden hinunder geschlücket."

— In Dachau ist dem Gastwirt (?) Stephan Heigel im Winter des Jahres 1641, mitten im 30jährigen Krieg, ein zweijähriges Fohlen
    in einen über 15 m tiefen Brunnen gestürzt. Man zog das Tier an Seilen wieder herauf, doch es gab kein Lebenszeichen mehr
    von sich. Da versprach Stephan Heigel dem hl.Leonhard eine hl.Messe sowie eine Gabe in den Opferstock von Inchenhofen.
    Bald darauf erwachte das Fohlen und wurde wieder gesund. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Den 22.Febr. ist Stephan Heigel, Burger und Gastgeben zu Dachaw ein 2 jähriger Foll in einen achthalb Klaffter tieffen Bronnen gefallen, an welchem als man jhn an Sailen herauffgezogen, kein Leben zuvermercken war. Der doch nach verlobter H.Meß und Opffer in Stock allhero bald wider genesen und zu voriger Gesundheit kommen, wie glaubwürdig bezeugen Stephan Ortholffer, Wagner und Balthasar Sam, Bawmaister, neben andern unfehlbar 200 jung unnd alten Personen."

— Das Pferd von Andreas Sailer aus Kollbach war 1641 in eine eiserne Egge gefallen und hatte sich 16 tiefe Wunden zugezogen.
    Nach dem Gelübde des Bauern, einen Kreuzer in den Opferstock von Inchenhofen zu geben und ein Ross aus Wachs als
    Votivgabe mitzubrigen, wurde das Pferd wieder vollständig geheilt.
    Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Andreä Sailers von Kolbach Pferd, so in ein eysene Ecken gefallen und 16 tieffe Schäden bekommen, ist durch Glübd eines wächsenen Rössels unnd 1 Kr. in Stock gar bald ohn allen Mangel hail worden."

— Im Jahr 1644 waren bei Thomas Hirt von Deutenhausen (wohl bei Haimhausen) 4 Pferde und 6 Rinder krank geworden. Er
    gelobte, eine H.Messe in Inchenhofen halten zulassen und eiserne Röß-und Kühlein als Votivgaben mitzubringen.
— Ein gleiches Gelübde half Matthias Härtel in Viehbach, bei dem 1644 ein Pferd 14 Tage krank gelegen und erst nach dem
    erfüllten Gelübde wieder aufgestanden ist. Die Texte im Mirakelbuch lautet:
  "Thomas Hirt von Daitenhausen hat 4 krancke Pferd und 6 Rinder Vich vor Unfall erhalten durch Glübd einer H.Meß, eysenen Röß- und Kühleins. Wie in gleichem auch Matthias Härtel zu Viebach, dem ein Pferd 14 Tag auff der Ströh gelegen ...ntemalen auffgestanden biß nach gethanem Glübd."

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(9) Das neunte Band

Titel: " Der H.Leonhardus gibt den Stummen oder Sprachlosen die Red und lößt die stumme Zungen"

Einführungs-Gedicht:

 
 Was unser Hailand vor gethan
 In Lösung stummer Zungen
 Thut auch der hoche Wundermann
 Ist offt schon wol gelungen.

   Warumb er aber so genaigt
 Die Zungen auffpflegt lösen
 Ist Ursach weil er jedem zaigt,
 Der Zungen Ambt verwesen
 Die Zungen preysen soll allzeit
 Allein die Gottes Gütigkeit.

Der neunjährige Sohn von Georg Ferber aus Klenau bei Hilgertshausen konnte im Jahr 1600 vier Wochen lang nicht reden Er erlangte seine Stimme nach einem Gelübde des Vaters wieder.
Originaltext:  
"Gleiches alters waren Georgen Ferbers von Kleinaw Schrobenhauser Landgerichts Söhnlein und Stephans Totten von Gempfing Rhainer Landgerichts Töchterlein, nemblich jedes in 9.Jahr, welche durch gleich schwäre Kranckheit jhr Red in die 4 Wochen verloren, solche aber auf gleiche Glübd allhero der hochbetrangten Eltern durch S.Leonhardi von Gott hochangesehne Verdienst zugleich wider erlangt. "

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(10) Das zehende Band

Titel: " Unser himmlischer Medicus rainigt von dem Außsatz, hailet die Pest nd Franzosen "

Einführungs-Gedicht:

 Die Zuflucht aller Blöden
 Für haimblich offne Schäden
 Ist wohnfafft hie bekandt

   Will ohne Mittel hailen
 Sein Himmels Macht erthailen
 An Schäden unbenandt

Im Jahr 1571 hatte der Sohn des Herrn Sixt aus Übelmanna an seinem Leib so viele Narben und Ausschläge, dass jeder meinte, er habe Aussatz. Deshalb wurde er zum Leidwesen seines Vaters von allen gemieden. Da keine Arznei wirkte, rief er St.Leonhard an, und gelobte, eine Kinderfigur aus Wachs nach Inchenhofen zur bringen. Daraufhin wurde der Sohn wieder gesund.
Originaltext:  
"Sixt, Bauren von Ubelmanen Sohn, war an seinem Leib also erschröcklich gestaltet, daß er nit unbillich von jederman als mit dem Außsatz behaffter angesehen und geflohen worden, welches den betrübten Vatter hertzlich schmertzte, der alle Artzneymittel beyseits und allen trost zu S.Leonhard gesetzt, selben inniglich umb gesundheit seines Sohns mit Glübd eines wächsenen Kinds angerueffen und bald darauff seiner Bitt gewehrt worden. "

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(11) Das aelffte Band

Titel: " Unser mildreiche Nothelffer S.Leonhard curirt die mit der fallenden Sucht und Fraißbehaffte Patienten"

Einführungs-Gedicht:

 Bleich wie die junge Knaben
 Ein spil und kurtzweil haben
 Wann sie bekommen erlangen
 An eim subtilen Band
 Ein Zeiselein gefangen
 Umbtragend auff der Hand

 Sie lassens nach genüegen
 Weit in der höh umbfliegen
 Und wann es frey geflogen
 Nach frey vermainten stand
 So wirds zuruck gezogen
 Als ein gewises pfand

 Der Todt hat uns umbgeben
 Mit Banden vilerley
 Der spilt also gleich eben
 Und last uns niemal frey
 Doch unser groß Patron
 Den wir umb hilff ansprechen
 Kan seine Bänder brechen
 Und lösen auff darvon
 Erhalten also lang und vil
 So lang von Gott gesetztes zil
 Uns allhte leben lassen wil.

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(12) Das zwölffte Band

Titel: " Der liebbrinnende H.Leonhardus erlöst auch die in Wassers-Gefahr und bringt die Ertrunckene wider zum Leben"

Einführungs-Gedicht:

 Gar vil müessen Wasser Flüessen
 Flüß und Bäch ein gantzes Meer
 Außzulöschen Fewr und Köler
 Die bißher gerunnen heler
 Aus das helle Steren Heer.

 In den Hertzen der Verliebten
 Angefochtnen und Betrüebten
 Und im Hertzen Leonhardi
 Der als ein bestellte Quardi
 Wacht und beyspringt jmmerdar
 Hilfft auß Wasser, Todtsgefahr
 Allen die von liebe wegen
 Steiff auff jhn jhr hoffnung legen.

Im Jahr 1387 fiel in Petershausen ein zweijähriges Kind ins Wasser. Es blieb dort eine ganze Stund liegen, bis es gerettet wurde. Der Bericht vergleicht diese Begebenheit mit einem im Mirakelbuch zuvor geschilderten Vorfall in Eggersmühl, wo ein Vierjähriger im Beisein seiner Freunde in ein Brunnenwerk fiel, sich dort eine halbe Stunde durch Rudern der Arme an der Oberfläche hielt und dann aus Erschöpfung unterging. Erst dann holten die Freunde Hilfe, die das augenscheinlich tote Kind herauszog. Die Eltern versprachen in ihrer Not St.Leonhard eine Wallfahrt mit einem wächsernem Votivbild und der Knabe erlangte sein Leben wieder.
Originaltext:  
"Bey einem Bronnwerck zu Eggersmüll fallt ein vier Jähriger Knab in das Wasser. Darin er sich zwar durch hilff seiner Aermblein, als wolt er schwimmen, mit verwunderung anderer gegenwärtigen Knaben ein halbe stund beym Leben erhalten, lettslich aber ermüedet in dem Wasser erligen und ertrincken müssen; welches als seine Gespanen ersehen, schreyen sie. Er rührt sich nit mehr und lauffen darvon. Andere benachbarte lauffen zu und ziehen das todte Kind herauß. So die Eltern S.Leonhard mit einem wächsenen Bild verlobt und dardurch dem Knaben sein Leben wider erlangt. Auch nach wenig Tägen jhr Glübd allhie verricht.
Disem ein gantz ähnliches Wunderwerck hat sich auch zu Petterßhausen
mit einem nit gar zway Jährigen Kind, welches ein gantze stund under dem Wasser gelegen, zugetragen. "

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(13) Das dreyzehende Band

Titel: " Der mitleydende Nothelffer bringt widerumb verlorne Sachen."

Einführungs-Gedicht:

 Ist billich groß zu machen
 Antoni dein Gewalt
 Der du verlorne Sachen
 Erhaltest der gestalt
 Das auff dein Fürbitt künden
 Wie Padua bekennt
 Verlorne Sachen finden
 Vil tausent unernennt.

 Von gleicher Macht und Kräfften
 Sagt Inchenhofen auch
 Wo solicher Geschäfften
 Ein alt bekannter brauch
 S.Leonhard erkoren
 Zu diser Wunderthat
 Gar offt, was hin, verloren
 Gebracht, gefunden hat.

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(14) Das vierzehende Band

Titel: " Unser liebreicher Gutthäter hilfft auch denen, so vom Schlag oder Gewalt Gottes berührt worden."

Einführungs-Gedicht:

 O Schwäre Gottes Hand
 Wie pflegst allhie zu Land
 So starcke Straich zuführen!
 Den du getroffen hast
 Muß ligen underm Last
 Kan sich darvor nit rühren.

   S.Leonhard ein Heldt
 Ein Riß, von Gott erwehlt
 Wer will sein Macht ergründen ?
 Der offt behüet, erhalt
 Und hilfft wans Gott gefalt
 Die schlagend Hand kan binden.

In Aichach/Oberbernbach erlitt Hans Taschenmann im Jahr 1592 einen Schlaganfall, der seine linke Seite lähmte. Er konnte acht Wochen die Hand nicht mehr bewegen und war äußerst besorgt. Da versprach er eine Wallfahrt nach Inchenhofen, bei der er vier Kreuzer in den dortigen Opferstock werfen und als Votivgabe eine wächserne Hand mitbringen werde. Die weitere gesundheitliche Entwicklung wird nicht deutlich erklärt; doch die Erkrankung des Patienten scheint sich wenigstens nicht weiter verstärkt zu haben.
Originaltext:  

"Hansen Taschenmann von Perenbach im Blumenthaler Hofmarck bey Aichach hat Göttlicher Gewalt die lincke Seiten berührt und dermassen getroffen, daß er vermaint, er werde von Sinnen kommen. Auch in 8 Wochen selbe Hand nit bewögen können. Verhaißt sich hieher mit einer wächsenen Hand, 2 Pfund schwer unnd 4 Kr. in Stock, ist allerdings behüetet worden unnd jhm ferner nichts gefährliches widerfahren."

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(15) Dasfünfzehende Band

Titel: "Der miltreiche Nothelffer Leonhardus erledigt auß Fewrsgefahr."

Einführungs-Gedicht:

 Drey Männer in dem Fewr, gebunden in den Flammen
 Lebendig unverletzt erhalten sich beysammen.
 Diß Wunder sahe zwar Nabuchodonosor
 Und sahe, was er nie gesehen hat zuvor.
 Die Bänder auffgelößt, gefallen seynd von jhnen
 Ist zwischen denen auch der vierte Mann erschinen
 Zwar alle vier zugleich fortsangen Gottes Lob
 ...kamen auß dem Fewr nach außgestandner Prob.

 Wer muß dann diser Mann, der vierdte seyn gewesen
 In dessen gegenwart sich solche Bänder lösen ?
 Erkandtlich sagen wir, sey Göttlich sein Gestalt
 Daß jhm der wahre Gott hab geben den Gewalt,
 Wir sagen, Er sey der, der ja mit Himmelskünsten
 Offt milt und hilffreich uns erschinen bey den brünsten.
 An Hauß und Hof bißher das best allzeit gethan
 Jhm, aber Gott voran, danckt jeder Bidermann.

— Im Jahr 1594 brannte es in Hebertshausen. Georg Westinger fürchtete um Hab und Gut. Da rief er die Fürsprache des
    hl.Leonhard an und versprach, der Wallfahrtskirche Inchenhofen eine Kuh zu vermachen. Und tatsächlich erlitt er durch den
    Brand keinen Schaden.
Originaltext:  

"Georg Westinger von Hebertzhausen, Dachawer Landgerichts, zaigt an, daß, als gehling (?) ein Brunst entstanden unnd er scheinbarlicher Gefahr halben, an allem dem seinen schon verzweifflet, hab er endlich alles dem Schutz unnd Schirm S.Leonhardi ergeben, ein Kuh nacher Inchenhofen versprochen unnd hierdurch alles ohne Schaden erhalten."

— Im Jahr 1595 brannte in Oberdorf bei Tandern ein Stadel. Die Nachbarin Barbara Laisinger befürchtete, das Feuer könnte auf
    ihr Haus übergreifen. Da kam ihr St.Leonhard in den Sinn und sie glaubte, der Heilige fordere für seine Hilfe eine Kuh. Die Frau
    willigte ein und versprach, der Kirche in Inchenhofen diese Kuh (oder deren Wert oder eine Vortivfigur ?) zu bringen.
    Daraufhin wurde ihr Anwesen vom Feuer verschont.
Originaltext:  

"Als Barbara Laisingerin von Oberdorff Aicher Landgerichts jhres nächsten Nachbarn Stadel brinnen unnd das Fewr so starck auff ihr Hauß zutringen gesehen, daß sie alle augenblick nit gewißt, wann jhr Hauß auch angehe, kombt jhr S.Leonhard für, sie soll ein Kuh gen Inchenhofen versprechen. Wie sie hierein verwilliget, ist jhr alles trewlich und unversöhrt behüetet worden."

— Auf die gleiche Art wie Barbara Laisinger in Oberdorf hatte Martin Westermayr, der Bäcker in Massenhausen (bei Fahrenz-
    hausen) im Jahr 1595 sein Haus vor Feuersschaden gerettet. Er gelobte, ein kleines Holzhaus als Votivgabe nach Inchenhofen
    zu bringen.
Originaltext:  

"In gleicher weis hat auch Martin Westermayr, Beck zu Mässenhausen im Freisinger Gericht, sein Hauß durch Glübd eines höltzernen Häußleins allher zubringen, vor Fewrsschaden wider männiglichs verhoffen, erhalten."

— Im Bericht Nr. XIV des 15.Bands sind gleichartige Fälle aus dem Jahr 1596 zusammengefasst, in denen ein Hilferuf zu
    St.Leonhard das Haus vor Feuer gerettet hat. Darunter sind auch die Familien Seitz aus Langenpettenbach, Schneider aus
    Weng bei Fahrenzhausen und Schmid (wohl) aus Petershausen.
Originaltext:  

"In disem Jahr (1596) bedeuttet uns mit glaubwürdiger Zeugnuß Leonhard Zeller von Eittingen im Freysinger Gericht, wie daß er in 2 erschröcklichen Brünsten, deren aine 1594, die andere diß Jahr in berührtem Eitting fürüber gangen und jedesmal uber 80 Fürst (Dachfirste) in die Aschen gelegt worden. Hab allemal ein Kuh gen Ichenhofen verlobt. Jnmassen er beede an S.Udalrici Tag (4.Juli) hergebracht und seinem Beschützer, dessen Beystand wunderlich genossen mit inbrünstiger Andacht geopffert.
Nit ungleiche Hilff haben in gleicher Fewrsnoth mercklich verspürt Hanß Seitz von Langenpedenbach im Cranspurger Gericht, ... Barbara Schneiderin von Wengen im Mässenhauser Gericht... Anna Schmidin von Petertzhofen (? wohl Petershausen)
...welche sich dann alle gegen jhrem trewen Fürbitter versprochnermassen mt underschidlichen Opffern danckbarlich eingestellt."

— Ein paar Jahre später, im Jahr 1600, brannte es in der Werkstatt von Schmid Hans Hirschvogel aus Tandern. Er befürchtete,
   auch sein daneben stehendes Wohnhaus und die Scheune könnten von den Flammen erfasst werden. Da versprach er, ein
    Holzhäuschen als Votivgabe nach Inchenhofen zu bringen. Sein Gebet hatte Erfolg; er erlitt keinen weiteren Schaden.
Originaltext:  

" Hanß Hirschvogel von Dandern erzehlt warhafftig, daß er als jhm sein Schmidten verbrunnen, sein nächst darbey stehendes Hauß und Stadel vor solcher Gefahr zubeschützen, hab ein höltzenes Hauß und Stadel nach Inchenhofen versprochen und also ohne mehrern Schaden darvon kommen."

— Im Jahr 1605 gab es einen Großbrand in Fahrenzhausen. Man fürchtete, das ganze Dorf mit Kirche, Häusern und Städeln
   werde abbrennen. Da wendeten sich die Ortsbewohner unter Führung von Michael Rotten an St.Leonhard und versprachen,
   eine Votivgabe in Form eines Hauses aus Eisen nach Inchenhofen zu bringen. Nach diesem Gelöbnis ist nur noch ein Haus
   abgebrannt; die übrigen Gebäude wurden verschont.
Originaltext:  

"Zu Farenzhausen im Dachawer Landgericht hat sich ein sehr starcke Brunst unversehens erhebt, also, daß man besorgt, es werd das gantze Dorff, Kirchen, Häuser und Städel verbrinnen müssen. Nun in solch erschröcklichem Laid, verlobt ein gantze Nachbarschafft, auß antrib Michaels Rotten allda, nacher Inchenhofen ein eysenes Hauß. Nach diesem Glübd ist allein das erste Hauß durch sonderbaren Schutz unnd Schirm deß Großmächtigen Himmelsfürsten verbrunnen und sonst keinem ainiges Laid widerfahren."

1615 brannte es im Wald um Petershausen. Da versprach die Pfarrei, dem hl.Leonhard für Inchenhofen ein ewiges Licht
    (große Kerze) zu stiften. Dieses Versprechen geriet wohl über den 30jährigen Krieg in Vergessenheit. Jedenfalls fühlten sich
     die Petershausener 1657 durch ein weiteres Feuer zur Erneuerung der Kerze angemahnt.
Originaltext:  

"Petershausen im Cransperger Landgericht, welche Pfarr umb abwendung deß wilden Fewrs Anno 1615 Gott und dem H.Leonhardo zu Ehren ein ewiges Liecht in seinem Gottshauß allhie zubrennen verlobt und Anno 1657 durch das wilde Fewr zu ernewerung ermahnet, die Kertzen wider auffgerichtet haben. "


Weitere Kerzen stifteten um die Zeit des 30jährigen Kriegs auch die Pfarreien:
Tandern und Hirtlbach.

— Im Jahr 1637, mitten im 30jährigen Krieg, gab es durch die Plünderungen und Brandschatzungen der schwedischen und
    kaiserlichen Heere auch für St.Leonhard als Fürbitter bei Gott viel zu tun. Nicht jedes Hilfeersuchen der geplagten Menschen
    wird Inchenhofen erreicht haben. Dennoch kamen so viele Meldungen, dass der Autor des Mirakelbuchs nur noch Kurzfassung-
    en der Ereignisse eintrug.
    Auch in Tandern brannte es. Die beiden Frauen Eva Begl und Anna Strigl konnten ihre Häuser retten, indem sie S.Leonhard um
    Fürbitte bei Gott anriefen. Zum Dank brachten sie nach Inchenhofen zwei wächserne Häuschen als Votivgaben sowie 20 + 2
    Kreuzer in den Opferstock.
Originaltext:  

"Ob sich schon in disem Jahr dergleichen Gutthaten vil befinden und wie laider wol bekandt die Schweden unnd Franzosen sehr vil Ort in Brand gesteckt, hab ich doch geliebter Kürtze halber nur folgende verzaichnen wollen. ...Vor anderer Brunst Gefährligkeit so sich zu Dandern eraignet, haben auch ihre Häuser glücklich errettet: Eva Beglin und Anna Striglin. Deswegen dise jhrem Beschützer S.Leonhardo ein wächsenes Häußlein und 2 Kr., jene auch ein wächsenes Häußlein und 20 Kr. zu Danck verehrt. "

— Die Situation änderte sich in den nächsten Kriegsjahren kaum. Auch 1641 bedankte sich eine Frau aus Tandern für die Hilfe bei
   der Verschonung ihres Hauses vor dem Feuer.
Originaltext:  

"Damit Höf und Häuser under der Kriegs-Unruh jhnen vor Brand bewahret wurden haben
Anna Schreiberin von Cranspurg mit anderthalb Pfund Wachs,
Elisabeth Reiserin von Betterstorff mit einem jährlichen halben Batzen, so lang sie lebt,
Maria Stainlin von Dandern mit 24 Kr.,
Hanß Härtel von Hetzenhausen mit einem wächsenen Häußlein unnd
Andreas Jäger von Underwittelspach mit einer H.Meß und 2 Kr. in Stock
S.Leonhard zuversichtlich anvertraut und seynd jhres verlangen gnädig habhafft worden."

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(16) Das sechszehende Band

Titel: "Der H.Leonhardus erledigt die vom bösen Geist Beseßne und Angefochtene."

Einführungs-Gedicht:

 Wer endlich wissen will, was er hab Gott zudancken
 Betracht ein Ebenbild, ein beyspihl an den Kranken.
 Seh an den underschid, seh an den armen Stand
 Der Trübfal, Peyn und Qual, anfechtung hie zu Land
 Zu wünschen wär voran, zwar jedem Gott vergeßnen
 Daß er ansehen soll mit Augen ein Beseßnen.
 Wie wurd jhm seyn zu Muet, was wurd jhm fallen ein ?
 Nichs anders als ein Prob der schweren Höllen Peyn.
 Ein solich armer Mensch, kein Mensch ist an Geberden
 Er kan auch einem Vich nit wol verglichen werden.
 Er wird regiert vom Geist, der jhn besessen hat
 Ist auch demselben gleich an Stärck unnd Ubelthat.

 Man sicht, wie manichfalt er sein Gestalt veränder
 Zerbrech mit ungestümm die ketten strick unnd Bänder
 Das köndte freylich nit ein Mensch auch unsdiscret
 Wann jhn deß Teuffels Band nit vor gebunden hett.
 Ein jede Seel im Tauff, so bald ein Mensch geboren.
 Hat Gott als ein Gespöß, getrew zuseyn geschworen.
 Wird aber diser Aid auß Boßheit, Blödigkeit
 Vergessen unnd hernach die Seel den Feind zur beut,
 Wolan es ist gleichwol ein stärckerer zufinden,
 Der eben disen Feind erlegen kan und binden.
 Er kan jhn treiben auß, er kan jhn jagen fort,
 Das kan der groß Patron allhier an disem Ort.

Im Jahr 1513 suchte der Bauer Leonhard Hüter aus Vierkirchen zwei seiner Kühe im Wald. Dort begegnete er dem "Fürsten der Finsternis", also dem Teufel, in Gestalt eines Kalbes. Dieses Kalb wollte den Bauern in die Irre führen, um ihn -so glaubt jedenfalls Leonhard Hüter- zu erwürgen oder sonst einen Schaden zuzufügen. Der Bauer bekreuzigte sich, rief St.Leonhard zu Hilfe und versprach eine Votivgabe in Form von zwei eisernen Kuhfiguren. Daraufhin verschwand das Kalb, einen großen Gestank hinterlassend und die beiden gesuchten Kühe tauchten wieder auf.
Originaltext:  

"Leonhard Hüeter von Firkirchen manglete Abends spat, da er sein Heerd Vich eintreiben wolt, 2 Küh. Eylt also dem Wald, darinn er solche gewaidet, zu, im selbigen solche zusuchen. Wurd aber von der schnell herbey kommenden Nacht, so dem Fürsten der Finsternuß lieb war, uberfallen. Diser begegnet ihm in Gestalt eines Kalbs, so jhn vom rechten Weeg zuweisen und vermuetlich, wo nit gar zuerwürgen, doch Schaden zuzufügen begehrte. Darob sich ermelter Huetter mit Schröcken entsetzt mit dem H.Creutz bezaichnet, auch 2 eysene Küh zu S.Leonhard verhaissen. Demnach ist das vermumbte Kalb mit hinderlaßnem grossen Gestanck verschwunden unnd er beede Küh behend gefunden."

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(17) Das sibenzehente Band

Titel: "Der hochberühmte Nothelffer S.Leonhard kombt zu Hilff in gefährlichem Halswehe, Geschwulst und allerley
            üblen Zuständen"

Einführungs-Gedicht:

 Mit grossem Trost zur ersten Zeit
 Hat sich berühmt die Christenheit
 Der Glauben war bestättigt
 Von Zaichen vil ersättigt.

   Dieweil die fromm Apostel Schar
 Darzu von Gott erkoren war
 Sein Allmacht anzukünden
 Zulösen und zubinden.
 Der Eyfer in dem ersten Stand
 Ist noch in unserm Vatterland
 Kein Trübsal wird jhn ringern.

 S.Leonhard erwöhlt von Gott
 Will helffen uns auß aller Not
 Wills gleich thun den zwölff Jüngern
 Und laßt erkennen klar darbey
 Daß er ein Jünger Christi sey.

Eine Frau Apollonia aus Altomünster hatte 1560 einen Knaben mit Schäden am Kopf geboren. Sie gelobte, eineinhalb Pfund
   Wachs nach Inchenhofen zu bringen. Der Junge wurde geheilt.
Originaltext:
"Apollonia von Altomünster, Knäblein mit offnem Schaden im Kopff geboren. Hat S.Leonhard durch Gelübd
anderhalb Pfund Wachs gehailet."

Anna Leystmayr aus Altomünster wurde 1513 beim Teileinsturz der Klostermauer verschüttet und lag eine Viertelstunde unter
   dem Schutt. Ihre Eltern gelobten, ein wächsernen Kranz nach Inchenhofen zu bringen, wenn die Tochter überleben würde.
Das
   geschah; das Kind wurde vollständig gesund.
Originaltext:
"Auff Anna Leystmayrin zu Altomünster ist unversehens im fürüber gehen die Klostermaur gefallen, mit 3 Fueder Koth und Stainen also überschüttet, daß bey einer Viertelstund sie aller muetmassung nach todt darunder gelegen. Da sie aber von ihren lieben Eltern gen Inchenhofen mit einem wächsenen Kränzel verlobt worden, ist sie gleichsamm von Todten erstandne wider zu jhr selber unnd bald hernach zu völliger Gesundheit kommen."

Leonhard Veit von Ainhofen war im Jahr 1513 18 Wochen lang an der Ruhr erkrankt und geriet in akute Lebensgefahr. Er
   versprach eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu machen und eine hl. Messe lesen zu lassen. Da wurde Leonhard Veit wieder
   gesund. Der Originaltext im Mirakelbuch lautet:
  "Leonhard Veit von Ainchhofen hat die 18 Wochen wehrende rothe Ruhr in äusserste Lebens Gefahr gesteckt, aber auff verhaissung einer Wallfahrt und einer H.Meß zu Stund an verlassen."

Frau Catharina Kneus aus Stadelham bei Hilgertshausen hatte 1589 einen Sohn, der 16 Wochen lang seinen Mund nicht öffnen
   konnte. Erst nach dem Versprechen einer Wallfahrt nach Inchenhofen und der Opferung eines halben Pfundes Wachs gelang
   dies wieder.
 Originaltext
"Catharina Kneusin von Stadelhaim Aicher Landgerichts hatte einen Sohn, der in 16 Wochen den Mund nit können auffthun. Da er sich aber allher mit einer Kirchfahrt unnd erbettletem halben Pfund Wachs verlobt, ist ihm der Mund von Stund an wunderlich eröffnet worden."

Im Jahr 1590 wurde Andreas Schreyer in einer Lehmgrube bei Stumpfenbach verschüttet. Seine Kollegen bemerkten es nicht
    und trampelten auf dem unter dem Lehm liegenden Opfer unabsichtlich herum. Erst nach einer halben Stunden hörten sie
    sein Stöhnen und bargen ihn. Zuvor hatte Andreas Schreyer in seiner Lebensgefahr eine Vision erlebt, in der St.Leonhard zu
    ihm sagte: "Bring in meine Kirche zu Inchenhofen ein Pfund Wachs". Er willigte in den Vorschlag ein. Bald darauf wurde Andreas
    gefunden und gerettet.
Originaltext:  
"Andreas Schreyer von Stumpffenbach hat in einer Mörgelgruben gearbeitet und außgeführt, welche unversehens ob jhm eingangen und also verschüttet, daß er ein halbe Stund under dem Koth gelegen, zu dem seynd die andere Mitarbeiter unvermerckt, so lang auff jhm umbgangen, biß sie ihn schreyen hören. In diser Lebensgefahr hat sich jhm S.Leonhard mit disen tröstlichen Worten erzaigt. Bring in mein Kirche zu Inchenhofen ein Pf.Wachs. In welches als er verwilliget ist er alsbald von seinen Mitarbeitern außgraben unnd unverletzt erhalten worden."

1591 blieb der Frau Elisabeth Jacob von Lampertshausen bei Jetzendorf beim Essen ein Knochen im Hals stecken. Er konnte
    2 Wochen nicht entfernt werden. Frau Jakob drohte zu ersticken. Ihre Tochter rief den hl..Leonhard zu Hilfe und versprach,
    1 1/2 Pfund Wachs nach Inchenhofen zu bringen und dort zudem 3 Kreuzer in den Opferstock zu werfen. Daraufhin löste sich
    der Knochen und bereitete keine Probleme mehr.
Originaltext:  
"Elisabeth Jacobin von Lampertzhausen hat 14 Tag ein Bain im Halß gehabt, also, daß jedermann neben jhr besorgte, sie müsse ersticken. Als sie aber von jhrer Tochter mit anderhalb Pf.Wachs und 3 Kr.in Stock verlobt worden, ist besagtes Bain ohne Schaden von jhr gangen und weitern Mangel nit hinderlassen."

das neugeborne Kind der Schmieds von Oberbachern kam 1622 mit zwei hässlichen Muttermalen auf die Welt, die durch kein
    anderes Mittel als durch einen Hilferuf an St.Leonhard und dessen "kräftige Fürbitte" entfernt werden konnten.
Originaltext:
"Hansen Stromayrs, Schmid zu Oberbachern Gumpenberger Hoffmarck, erstgebornes Kind hat zwo häßliche Muttermalen mit sich auff die Welt gebracht, die durch kein mittel als S.Leonhardi kräfftige Fürbitte zuvertreiben waren."

Hans Baumann aus Lauterbach (Gemeinde Fahrenzhausen) hatte 1644, mitten im 30jährigen Krieg, bei der Feldarbeit einen
    Unfall. Er fiel in eine Egge und das Pferd fiel auf ihn. Dadurch erlitt Baumann erhebliche Verletzungen, die nach einer Gabe in
    den Opferstock von Inchenhofen wieder heilten.
Originaltext:
"Hanß Pawman von Lauterbach im Cranspurger Landgericht ist in ein eisene Eggen und das Pferdt auff jhn gefallen, wie auf gleichermassen Hanß Kramer von Holzen Rhainer Landgerichts, die beede häfftig beschädigt. --Annebens aber haben sie sich allhero mit unbenambstem Opffer in Stock .. verlobt und dardurch den Inchenhofischen Samaritan zu hailmachung bewögt."

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(18) Das achtzehente Band

Titel: "S.Leonhard erfrewet die schwärlich gebärende Frawen, erlangt auch von Gott den unfruchtbarn Eltern
            Leibsfrucht und Kinder"


Einführungs-Gedicht:

 Weil Eva sich vergessen
 Am Apfel also rot
 Zerbrochen so vermessen
 Das ring und leicht Verbot
 So wird an ihren Töchtern
 All menschlicher Geschlechtern
 Gerochen diser Fall

 Ein jede muss anhören
 In Schmertzen wirst gebären
 Ach armes Jammerthal !
 Ein Zuflucht und Vertrawen
 Bei so betrübter Pflicht
 Bekannt bey Mann und Frawen
 S.Leonhard verspricht

 Der ist schon beygestanden
 Bey Lebenszeiten zwar
 Er hilfft von Mutter Banden
 Gar offt noch auß Gefahr
 Sein Lob ist nit zumindern
 Der Namen triumphirt
 Mit Leibesfrucht und Kindern
 Er manchen Ehestand ziehrt.

— Elisabeth Perckmayr aus Berghofen musste im Jahr 1621 drei Tage und drei Nächte starke Geburtsschmerzen erleiden, weil sie
    nicht gebären konnte. Als sie den hl.Leonhard angerufen und gelobt hat, eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen
    und 1 Kreuzer in den dortigen Opferstock zu legen, wurde alles gut. Der Text steht im großen Mirakelbuch, unter der     Kapitelüberschrift "S.Leonhard erfrewet die schwärlich gebärende Frawen, erlangt auch von Gott den unfruchtbarn Eltern
    Leibsfrucht und Kinder". Der Originaltext über die Begebenheit von 1621 lautet:
  "XXX. Elisabeth Perckmayrin von Berghoven lag drey Täg und Nächt in grausamen Kindsschmerzen, könte dannoch nit gebähren biß sie sich nach Inchenhofen mit 1 Kreuzer verlobt. Alsdan hat sich geschwind ein frische Frucht erzaigt und ist sie aller Gefahr wunderlich entgangen ".

— Helena Zimmermann von Steinkirchen hatte 1592 Zwillinge geboren, die nach der Geburt, ohne Taufe, gestorben sind. Sie
    machte eine Wallfahrt nach Inchenhofen und brachte als Votivgabe eine Kinderfigur aus Wachs mit. Beim nächsten Kind ging
    alles gut und es konnte getauft werden.    
Der Originaltext lautet:
  "Helena Zimmermännin von Stainkirchen hat auf 1 mal zway wol zeitige Kinder gebohren, welche gleich hernach ohne den heiligen Tauff gestorben. So die Mutter nit wenig schmertzte. Verlobt derowegen in hiesiges Gottshaus ein wächsenes Kindle unnd auff den Laimberg ein Westerhemerle. Ist nach dem Glübd deß dritten erfrewet und solches getaufft worden. "

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(19) Das neunzehente Band

Titel: "Der H.Leonhardus wendet die Leibsschäden und Gichbrüch"

Einführungs-Gedicht:

 In allen Facultäten
 Will unser Artzt sich oben
 Gebetten, ungebetten
 Sein hilff gar nit auffschieben.
 So mehre seinen Tittel
 Wer je will hülff geniessen
 Wem sonst kein anders Mittel
 Will manchesmal erspriessen.

 Begehr von Gott den Segen
 Auß dessen Krafft wird legen
 Der Artzt sein erstes Band
 Vil tausent Patienten
 Bezeugen, mit Patenten
 Das dort und hie zu Land
 Nit abgekürtzt sein Hand.

— Stephan Spilberger aus Hohenzell war mit einem Bruch behaftet und befand sich in einem gesundheitlich armseligen Zustand.
    1506 hatte er eine Vision. Es erschien ihm St.Leonhard, der ihm riet, für seine Gesundheit eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu
    machen. Spilberger sagte zu und versprach, sogar nackt dahin zu gehen und eineinhalb Pfund Wachs zu opfern. Bald schon
    merkte er eine Besserung seiner Gesundheit. Die Vision war also nicht nur ein Traum.
Originaltext: 
" Stephan Spilberger von Hochenzell so mit dem Bruch armselig behafftet, ist ainest S.Leonhard sichtbarlich erschinen, befehlend: Er soll umm erlangung seiner gesundheit nacher Inchenhofen in sein Gottshauß walen. Er gehorchet und verhaist, dahin nacket zugehn, anderhalb pfund Wachs zuopffern und verspürt auß wunderbarlicher hailmachung, das solches Gesicht nit ein läerer Traum, sonder ein getrewe Ermahnung gewesen."

— Sechs Jahre später, 1512, kam Barbara Bäurin von Hohenzell neben anderen Wallfahrern mit Leibschäden nach Inchenhofen
    und bedankten sich bei St.Leonhard für seine Hilfe.
Originaltext: 
"Mit danckbarem Gemüt und Gott wolgefälligem Opffer haben sich dises Jahr allhie abfindig gemacht, den Himmelsfürsten Leonhardum lobend und preysend, weilen Er jhnen die durch Leibsschäden zerbrochne gesundheit wunderbarlich wider ergänzt hat.: Barbara Bäurin von Hochenzell ........."

— Hans Dammer aus Hilgertshausen hatte 1571 einen offenen Leibschaden, der ihn schon drei Jahr lang plagte. Es schien kein
    anderes Mittel mehr zu geben, als eine Operation, die im Mirakelbuch als "abscheulicher Schnitt" bezeichnet wird. Eine Bitte an
    St.Leonhard hatte Erfolg.
Originaltext: 
"Hanß Dammer von Hilckertshausen hatte einen offnen Leibsschaden, der drey Jahr nit ohne Schmertzen starck geflossen. War auch hierfür ainigs Mittel nit mehr übrig, als der abschewliche Schnitt. Dem vorzukommen ruefft er zu S.Leonhard umb fürbittende hilff bey Gott, Anverlobt einen wächsenen Mann. Demnach fangt der Schaden an zugeschweren und ohn all andere Mittel zuhailen."

— Barbara Widmann aus Großeisenbach (jetzt Gem.Fahrenzhausen) hatte einen Knaben, dessen gesundheitlicher Zustand
    wegen eines Bruchs angespannt war. Ihm drohte eine Operation, die 1594 generell gefährlich war. Da wandte sich die Mutter
    an St.Leonhard und versprach eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit 1 Pfund Wachs und 2 Pfennig in den Opferstock. Da
    verschwand der Bruch von selbst.
Originaltext: 
"Nit weniger als 1 Pf.Wachs und 2 Pfen. in Stock verspricht Barbara Widmann von Eisenbach in Mässenhausser Landgericht. Jhr Knäble, welches so schwärlich zerbrochen war, daß es, aller mainung nach ungeschnitten nit möchte gehailet werden. Allhero mit enem eisenen Niderklaid war nach allen dreyen die Brüch also behend verschwunden, daß sie nichts ubels mehr darvon empfunden, noch gefunden haben. "

— Hans Zacherl aus Hadersried bei Odelzhausen hat 1596 seinen Sohn wegen eines Bruchs dem hl.Leonhard verlobt, weil sie
    keinen anderen Rat wussten. Daraufhin wurde das Kind erstaunlich schnell gesund.
Originaltext: 
" Hanß Zächerle von Hädersried in Planecker-Hoffmarck und Matthaeus Hainrich von Thierhaupten haben jhre 2 brüchige Söhn....weilen sie kein gewissere zuflucht als zu dem grossen Inchenhofischen Nothelffer wüste, allhero verlobt und hier durch selben ins gesambt verwunderlich schnelle gesundheit erworben."

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(20) Das zwaintzigiste Band

Titel: "Der H.Fürsprecher S.Leonhard erhalt unnd beschützt vor Hagel, Schaur, Blitz und Donnerstraichen denselben,
            welcher jhn andächtiglich anruefft. "


Einführungs-Gedicht:

 Sobald nur bey dem Sonnenschein
 Sich Adam hat gelassen ein
 Und Eva wolt ein Göttin seyn
 Betrogen von der Schlangen.
 Ein Regen ist auffgangen
 Und hat sich alles ungenaigt
 Unfreundlich wider uns erzaigt.

 
 Ach Ellend arme Götter !
 Was macht jhr für ein Wetter ?
 Der Blitz, der Schaur, der Hagel dick
 Hat Ketten, Sailer, Band und Strick
 Herabgeworffen hauffenweiß
 Vertriben auß dem Paradeyß.
 
 Und hat ja freylich noch kein End
 Das traurig Hochgewitter
 Doch wird es gütig abgewendt
 Durch tröstliche Vorbitter
 S.Leonhard im Himmelsal
 Erzaigt sein Hilff dem Jammerthal.

— In Lanzenried bei Indersdorf gab es 1571 ein starkes Gewitter mit Hagelschlag. Der Bauer Sebastian befürchtete, bei
    anhaltendem Gewitter einen noch größeren Schaden zu erleiden. Er bat St.Leonhard, das Unheil abzuwenden und versprach
    ein Wageisen mit 20 Kreuzern nach Inchenhofen zu bezahlen. Darauf entwickelte sich der Hagel in einen Landregen.
    Damals begann die kälteste Periode der kleinen Eiszeit, die bis 1630 dauerte und eine schlimme Hungerkrise auslöste.
01)  Die
    Schuld daran wurde vor allem den Hexen gegeben, aber auch den Pfarrern, die sich nicht ans Zölibat hielten.

Originaltext: 
" Als Sebastian von Lantzried under wehrendem Hochgewitter vom Schaur allberait schon zimblichen Schaden erlitten, verlobt er umb gnädige abwendung S.Leonhard, ein Wageysen mit 20 Kreutzer zubezahlen. Wornach sich die groß unnd häuffige Stain in einen fruchtbaren Regen resolvirt und besagtes Wetter wol abgangen."

— Obwohl es in Thalhausen bei Altomünster 1583 und 1584 große Hagelschläge gegeben hatte, haben die Felder von Leonhard
    Zettel keinen Schaden erlitten. Der Bauer führt das auf seine beiden Wallfahrten nach Inchenhofen zurück, bei denen er
    jedesmal ein Pfund Wachs geopfert hatte.

Originaltext: 
"Obwoln zu Thalhausen zwey Jahr nacheinander sehr grosse Stain auß den Regenwolcken gefallen, haben sie doch Leonhardi Zettels Feldern kein Schaden zugefügt, weiln er solche dem Inchenhofischen Leonhardo eyfrig empfohlen, mit Glübd dessen Capellen zwey Jahr Pilgrambsweiß zu besuchen und jedesmal ein Pfund Wachs zuopffern. "

1602 schlug ein Blitz in das Haus von Leonhard Denk in Giesenbach bei Kranzberg ein und traf dessen Frau am Kopf und am
    Fuß. Sie stürzte zu Boden und alle glaubten, sie sei tot. Da versprach der Bauer eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit einem
    wächsernen Häuslein als Votivgabe. Sogleich kam die Frau wieder zu sich, strich mit der Hand über den verletzten Fuß und
    hatte keine Schmerzen mehr.

Originaltext: 
"Leonhard Dencken von Giessenbach im Cranspurger Gericht hat das Wetter an S.Joannis Baptistae Fest in den Kasten und seiner Haußfrawen so 2 Kinder bey jhr gehabt, oben an dem Kopff herab geschlagen und an einem Fuß gestraiffet also daß der Schuch zerschmettert. In diesem Schröcken ist sie zu Boden gefallen, daß man sie für todt umbgezogen. Er aber hat se mit einem wächenen Häußlein hieher verlobt welche nach dem Glübd alsbald zu ihr selber kommen, hat den Fuß mit der Hand gestrichen und keinen Wehetag mehr daran empfunden."

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(21) Das ain und zwaintzigiste Band

Titel: "Der wunderthätige Medicus erledigt mit seiner Himmelskunst von allerley Fieber."

Einführungs-Gedicht:

 Was Damia und Cosmas kan
 Daß Todtenbänder weichen
 Macht auch ohn alle Medicin
 Weil alle Plagen weichen hn
 S.Leonhard im gleichen.

Zwei Frauen aus Randelsried hatten im Jahr 1621 acht Wochen lang das "hitzig Fieber" (wahrscheinlich Typhus). Man
    glaubte, die Erkrankten seien ihrer Sinnen und Vernunft beraubt. Nach Anrufung von St.Leonhard und dem Versprechen, eine
    Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen, sei die Krankheit wieder verschwunden.
Originaltext: 
"1621 IX. Als Eva Stockmayrin und Anna Fischerin beyde von Randelzried /Aicher Landgerichts das hitzig Fieber acht Wochen lang so häufftig gehabt, daß sie underweilen gar jhrer Sinnen unnd Vernunfft beraubt worden, haben sie sich beede zu S.Leonhard jede mit 2 Kr. in den Stock neben einer Wallfahrt getröster Hoffnung verlobt und seynd beyde geschwind darvon erledigt worden."

Im Jahr 1639, mitten im 30jährigen Krieg, hatte auch Balthasar Baumgartner aus Tandern das hitzig Fieber. Er war
    gesundheitlich so angeschlagen, dass er an sein baldiges Ende dachte. Da erinnerte er sich an St.Leonhard, den
    "wundertätigen Beichtiger", ver-sprach ihm eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit anderhalb Vierling Wachs (0,375 Pfund). Bald
    darauf wurde er gesund und blieb es.
Originaltext: 
"Allweil in Balthasar Baumgartner von Dannern schlechte Hoffnung längern Lebens hatte, dann ihn das langwirig hitzig Fieber so erbärmlich zugericht, daß er berait am Leben unnd menschlicher Hilff verzagt, erinnerte sich aber deß wunderthätigen Inchenhofischen Beichtigers, verlobt dahin ein Kirchfahrt, neben anderhalb Vierling Wachs unnd erwirbt beständige Gesundheit, die er anderswerts lang vergebens erwartet hat."

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(22) Das zway und zwaintzigiste Band

Titel: "Der wunderbarliche Nothelffer S.Leonard erweckt und erquicket die für todt gehaltene und Abgestorbne."

Einführungs-Gedicht:

 Nach der Poeten Sag, drey Göttin seynd ernant
 Auff deren Huld allhie das zeitlich Leben spannt
 Dann so lang wir seynd hie bey denen in Genaden
 So spinnen Sie wol fort an unserm LebensFaden
 Wann aber Ihrem Sinn die Zeit zuwider ist
 So schneiden sie bald ab die schwache LebensFrist.  
 Darauff kommt auch der Tod mit einer starcken Ketten
 Und wil uns führen fort zum hauffen der Ertödten.  

 Will machen an sein Band ein unbekandten Knupf
 Das ist geschehen bald mit einem leichten Dupf.
 Ihr Parcae lebet wol mit Haspel, Scher und Spindel
 Unnd handlet wie beliebt mit letsten LebensStündel
 Wir achten alles nit, spinnt oder schneidet ab
 Weil ewer Gespunst allzeit ein ungewisse Gaab.
 Und wann wir ligen schon gebunden in der Tieffen
 Wir dannach wol getröst an unsern beystand rüeffen
 Der Helffer, der aufflöst auch anknüpft ewr gespunst
 Den Samson übertrifft mit stärck und Heldenkunst.

— Im Jahr 1410 fiel ein Bub in Pfaffenhofen in eine tiefe Wassergrube, blieb dort lange liegen und schien ertrunken zu sein. Aber
    Gott verlieh dem Kind -zur größeren Ehre des hl.Bekenners Leonhard- das Leben wieder.
Originaltext: 
" Zu Pfaffenhofen fallt ein Knab in ein tieffe Wassergrueben, darinn er lang verbliben und letstlich gar ertruncken; dem aber Gott zu seiner und seines H.Bekenners grösserer Ehr auff anrueffen das Leben wider verlyhen."

— Im Jahr 1424 litt in München ein kleiner Bub an einer im Bericht nicht genannten Krankheit und schien daran zu sterben. Er
    atmete schon drei Stunden nicht mehr und alle glaubten, er sei tot. Da versprach die leidtragende Mutter dem hl.Leonhard,
    der Bub werde Zeit seines Lebens alljährlich eine Wallfahrt nach Inchenhofen unternehmen. Und sogleich kehrte das Leben in
    den kleinen Körper zurück.
Originaltext: 
"Eine tödtliche Kranckheit hat zu München einen Knaben seines wenig jährigen Lebens unverhoffter weiß beraubt, den auch wegen 3 Stund außgeblibnen Athem und Todesgestalten Angesicht nach jedermann darfür angesehen. S.Leonhard wird andächtig mit einer eylfertigen Wallfahrt von der laidtragenden Mutter ersucht, unnd der todte Knab verpflichtet, jährlich all sein Lebtag dessen Capellen zubesuchen, wofern jhm durch dessen Verdienst das ohn zweiffels verlohrne Leben wider erthailt wurd, welches unverzüglich erfolgt."

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(23) Das drey und zwaintzigiste Band

Titel: "Der trostreiche Nothelffer Leonhardus erledigt auch die Seelen von den Banden der Sünden"

Einführungs-Gedicht:
 Es ist ein Wunderzaichen
 Ein hartes Hertz erwaichen
 Das von der Sünd abstehe
 Den Weeg der Tugend gehe.

 Zubüssen, recht zubeichten
 Will innerlich erleichten
 Offt jrzend (!) ein Person
 Auch unser groß Patron.

In Gesseltshausen (heute Gemeinde Fahrenzhausen) hatte Frau Obermayr, ein "ehrliches Weib", im Jahr 1432 großen Ärger mit ihrer Tochter. Die ließ sich nur 5 Wochen nach ihrer Hochzeit mit einem Heiratsschwindler ein und folgte ihm in die Nähe von Nürnberg. Der Mutter war außer sich, hatte große Sorge um ihre Tochter und fürchtete zudem Schande und den Spott der Nachbarn. Da wandte sie sich an St.Leonhard, versprach, eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit Opfer zu machen. Nach dem Gelübde wandte sich die Tochter nach achtwöchigem Beilager vom Heiratsschwindler ab und kam wieder heim.
Originaltext: 
"An S.Johannis Baptistae Festtag hat sich allhie ein ehrliches Weib (so man ins gemain die Obermayrin von Gesseltzhausen nennt) angemeldt und uns berichtet, daß sie jhr leiblich unnd mannbare Tochter unrlängstens verheurath, welche 5 Wochen nach der Hochzeit als ein jung, schön unnd unverständiges Mensch von einem andern Ehebrecherischen Mann, mit List hindergangen und verführt, Vatter und Muter auch jhren Ehemann verlassen, mit besagtem Ehebrecher darvon gezogen und jhm biß in die acht Wochen unfern Nürnberg beygewohnt, welches der Mutter unerträgliches Hertzenlaid neben grosser Schand unnd Spott verursachte. Was thät die trostlose Mutter, so menschlicher Hilff unnd Rahts beraubt. Sie wendt sich durch andächiges Gebett zu S.Leonhard, verhaißt dessen Gottshauß mit Kirchfahrt zubesuchen und Opffer zubegaben. Was geschicht ? Nach dem Glübd, so der abwesenden Tochter unbewußt, hatte sie ainige Ruhe nirgents weder Tag noch Nacht, biß sie wider zu der Mutter kehrt, mit welcher sie allhie erschinen und alles glaubwürdig bezeugt."

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(24) Das vier und zwaintzigiste Band

Titel: "Der H.Leonhardus erinnert die jenige, welche ihr Glübd in vergessenheit stellen, die erzaigte Gutthat danckbar
            abzustatten"


Einführungs-Gedicht:
 Auß dem armen Siechen Orden
 Zehen seynd gerainigt worden
 Und nur ainer hat gedanckt

 Wer gesund wird soll verzichten
 Sein Glübd gmäß den Pflichten
 Sonst er abermal erkranckt.

Christoph Högmayr aus Massenhausen (Lkr Freising) war besorgt, dass ein nicht engehaltenes Gelübde Unglück und Strafe
     nach sich ziehen könnte. Dehalb hat er die Kuh, die er vor 24 Jahren in Feuersnöten versprochen hatte, im Jahr 1605 nach
     Inchenhofen gebracht und so sein damaliges Gelübde erfüllt.
Originaltext: 
"Weilen Christoph Högmayr von Mässenhausen in Weixner Hoffmark wegen noch längerer verschiebung seines Glübds unglück und straff besorgte, hat er in disem Jahr eine Kuh, so er vor 24 Jahren in Fewrsnöten verlobt, allhero gebracht und also endlich seinem Glübd satisfaction gethan."

Anna Huber von Thalhausen hatte sich 1591 in großer Feuersgefahr befunden. Da versprach sie, dem hl.Leonhard ein junges
    Kälbchen zu opfern. Doch als das Feuer gelöscht war, geriet das Gelübde in Vergessenheit. 14 Jahre später träumte Anna, ihr
    Haus brenne und nur sie sowie ein Kind kämen heraus. Diesen Traum nahm sie zum Anlass das Versäumte nachzuholen. Damit
    glaubte sie Haus und Hof auch künftig vor Feuersgefahr behütet.
Originaltext: 
"Anna Hueberin von Dallhausen im Aicher Landgericht ist vor 14 Jahren in grosser Brunstnot gewesen. In solcher verhaist sie S.Leonhard, ein saugende Kalben zuopffern, welches sie doch biß dato verschoben. Under disem verschub ermahnt sie Gott der Allmächtig in einem Traum, wie daß jhr Hauß brinne und sie nur allein sambt einem Kind darvon kommen seye. Darauß sie ursach genommen, das Glübd abzulegen. Welches sie dann den 2.May 1605 verrichtet hat, ist jhr auch bißher Hauß und Hoff Vätterlich vor aller Fewrsgefahr behütet."

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(25) Das fünff und zwaintzigiste Band

Titel: "Der liebreiche Wunderthäter S.Leonhard, ein versöhner der unfridlichen, bemühet sich für den Haß und Neyd
            einzupflantzen in der Hertzen der Menschen, die Liebe Gottes und deß Nechsten"


Einführungs-Gedicht:

 Weil unser Missethat von unbild allerley
 Vil unfrid, neyd und haß, vil zanck, die tyranney
 Von Adams zeiten her, will uben und erzaigen
 Dem Menschlichen Geschlecht geboren an und aigen
 Hat Paulus geben uns ein guldin schöne Lehr
 Die tringen soll hinein zum Herzen vom gehör.
 Das lieben wöl allein gebüren Böß- und Frommen
 Das Band allein der Lieb uns alle mach vollkommen.
 Vil Bänder zwar allhie, vil Ketten rauch und schwär.
 Zum Zeugnuß auffgehengt erscheinen hin und her
 Die dieses H.Ort und Leonhardum loben
.

 Obsie schon unpaliert von Eysen rauch und groben
 Zuseinerzeit alldort wird alles wie das Golt
 Erachtet kostbar thewr gleich wie mans achten solt
 Die Lieb das raine Golt erschmeltzt in Hertzenfuncken
 Die den Valor ermest nach reiffem gutbeduncken
 Verändert wunderbar das Eisen in dem Fewr.
 Und mach, was hie veracht im Himmel also thewr,
 Wo find man dise Kunst ? wo find man disen Ofen ?
 In unsrem Vatterland allhie zu Inchenhofen.

Der Sohn von Anna Rieder aus Niederdorf war 1652 von Räubern im Wald entführt worden. Dies bereitete der Mutter natürlich große Angst und Schmerzen, die durch das im Dorf gestreute Gerücht verstärkt wurden, die Räuber hätten dem Sohn das Herz herausgeschnitten und die rechte Hand abgehauen. Da rief die Mutter den hl.Leonhard um Hilfe an und versprach, bei einer Wallfahrt nach Inchenhofen zwei Kreuzer in den Opferstock zu werfen und (bei gutem Ausgang) dies auf der Kanzel verkünden zu lassen. Wider allen Erwartens ist der Sohn nach neuntägiger Gefangenschaft frei, frisch und gesund zu Hause angekommen. Daraufhin ist die Mutter mit ihm nach Inchenhofen gegangen und hat dort Gott Lob, Preis und Dank dargebracht.
Originaltext: 
" Anna Riederin von Niderdorff Sohn war von den Straßraubern im Wald ertapt, auffgefangen und mitgenommen. So der Mutter nit geringen Schmertzen verursachte, den das gemaine geschrey vermehret, in dem under menniglich außgesprengt wurd, es wär dem Knaben das Hertz herauß geschnitten und die rechte Hand von den Raubern abgehawen worden. In disem Hertzenlaid hat solchen die betrübte Mutter zu S.Leonhard mit 2 kr. in Stock und auff der Cantzel verkünden zulassen, verlobt. Ist darauff bald, wider jedermans verhoffen, nach 9 tägiger anhaltung frey, frisch und gesund haimb, alsdann mit der Mutter hieher kommen und Gott in seinem Heiligen Lob, Preyß und Danck gesprochen."

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weitere Quellen:
01) Kulturgeschichte des Klimas von Wolfgang Behringer 2009 S.156, S. 184
02) Niederscheyerer Mirakelbücher

Hans Schertl