zur Landkreiskarte                ausführliche Beschreibg.                Kirchen in der Marktgem.Indersdorf

Filialkirche St. Vitus in ARNZELL

 Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Nach der Überlieferung soll in Arnzell (=Zelle des Arno) schon im 9.Jh ein Kirchlein gestanden sein.
Sicher ist, dass im Jahr 1220 auf Wunsch des Schlossherrn von (Langen-)Pettenbach eine (neue) Kirche errichtet wurde. Sie gehörte damals zur Pfarrei Glonn.

1271
schenkte  der Freisinger Bischof v.Reichensdorf diese Pfarrei mit den Filialen Langen-pettenbach und Arnzell dem Kloster Indersdorf. Dort blieb Arnzell über 500 Jahre und wurde während dieser Zeit von einem Vikar des Klosters seelsorgerisch betreut.

1783 wurde das Kloster Indersdorf aufgehoben. 1806 hat man die Pfarrei Langen-pettenbach mit den Filial-kirchen Ainhofen und Arnzell errichtet.

 


Die gotischen Teile der heutigen Kirche, der Altarraum und der Turm, wurden 1396 unter Propst Petrus Fries vom Kloster Indersdorf erbaut.
Das Kirchenschiff stammt aus barocker Zeit (17.Jh). Im Jahr 1860 wurde es verlängert, weil die Zahl der Gläubigen zugenommen hatte.
Bei der Säkularisation 1803 sollte auch die Arnzeller Kirche abgerissen werden, da sie schadhaft war und wenig Einkünfte hatte. Doch dieses Vorhaben scheiterte am Widerstand der Arnzeller Bauern.

1957 fand eine große Kirchenrenovierung statt, die die Innenansicht der Kirche völlig veränderte. Dabei entfernte man die bisherige neuromanische Einrichtung ebenso radikal, wie diese im Jahr 1850 die barocke Einrichtung verdrängte.

Inneneinrichtung

Der quadratische Altarraum ist stark eingezogen und schließt gerade. Seine Decke ist leicht eingewölbt.

Der Hochaltar ist ein moderner Schreinaltar nach Art gotischer Flügelaltäre; er wurde vom Bildhauer Matthäus Bayer aus Heufeld geschaffen.
- Im mittleren Feld ist der Kirchenpatron St.Vitus mit seinem Attribut, dem Kessel mit siedendem Öl, dargestellt.  Zu seinen
   Füßen knien betend zwei bäuerliche Wallfahrer.
- Daneben der Viehpatron St. Leonhard mit Pferdegespann und Huhn sowie
- die Feuerpatronin Agatha mit einem brennenden Haus.


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Seitenaltäre
Der linke Seitenaltar ist der Muttergottes geweiht.
Am rechten Seitenaltar wird St.Josef dargestellt, mit einem Modell der Arnzeller Kirche in der linken Hand.

1957 wurden alte Wandfresken aus spätgotischer Zeit freigelegt. Die Malereien sind nur schwer zu deuten; man nimmt an, dass sie Szenen aus dem Leben des hl.Vitus darstellen. Für weitere Nachforschungen fehlt derzeit das Geld.

Im Spätmittelalter bestand hier in Arnzell eine kleine Wallfahrt zum hl.Vitus. Er wurde vor allem gegen die Krankheit Veitstanz, aber auch bei Viehkrankheiten angerufen.

Figuren- und Bilderausstattung in der Kirche
- St.Agatha auf dem Choraltar
- St.Joh.Nepomuk auf dem Seitenaltar
- St.Johannes der Täufer als kleine Figur auf dem Seitenaltar
- St.Josef als kleine Figur auf dem Seitenaltar
- St.Konrad, als Figur, die zeitweise im Kirchenraum steht
- St.Leonhard auf dem Choraltar und als Figur, die zeitweise im Kirchenraum steht
- St.Magdalena als kleine Figur auf dem Seitenaltar
- St.Maria als Mater dolorosa
-
             als Pieta-Statue im Vorhaus der Kirche
- St.Ottilia als kleine Figur auf dem Seitenaltar
- St.Paulus mit Schwert und Buch
- St.Petrus mit dem Himmelsschlüssel und einem auf den Kopf gestelltes Kreuz
- St.Vitusfigur mit Kessel und Vitus auf dem Choraltar
- Salvator Mundi im gotischen Stil. Er weist mit der rechten Hand auf seine Seitenwunde.

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Markt Indersdorf 28) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-13; "Arnzell 15; Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor und Satteldachturm im nördlichen Winkel, Chor und Turm 1396, Langhaus 17. Jahrhundert, 1860 nach Westen verlängert; mit Ausstattung" enthalten.


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen


Geschichte: Erste Kirche 1220 Matrikel 1524 Matrikel 1560 Matrikel 1738 Säkularisation
  Umbau 1860 Beschreibung 1880 Umbau 1957 Wallfahrt Baudenkmal
Ausstattung: Altarraum Apostelleuchter Baubeschreibung Beinhaus Choraltar
  Empore Ewig-Licht-Ampel Figuren im Schiff Kirchenschiff Kirchenbänke
  Kreuzweg Kreuzigungsgruppe Mater dolorosa Opferstock Orgel
  Patronat Seitenaltäre Vitusfigur Vorhaus
  Wandfresken   Zelebrationsaltar    


Ortschaft Arnzell

Zur Größe des Orts Arnzell im 19.Jh. war im Topo-geografisch-statistischen Lexicon des Königreichs Bayern von 1831 zu lesen:
"Arnzell, Kirchdorf und Filial der Pfarrei Langen-Bettenbach im Landgericht Dachau, mit 13 Häusern und 70 Einwohnern, 2 1/2 (Geh-)Stunden von Schwabhausen."
01)


Geschichte der Kirche

Der Überlieferung nach soll in Arnzell (=Zelle des Arno) schon im 9.Jh ein Kirchlein oder gar ein Kloster bestanden haben.

In der Sammlung Freisinger Traditionen existiert eine Urkunde aus dem Jahr 860, nach der ein gewisser Tato an das Kloster St.Vitus in Sconinperc (Arnzell) Besitz zu Cundharesdorf (Güntersdorf) übergibt. Die Historiker Bitterauf/Wallner sind der Meinung, dass das Kloster in Arnzell gestanden ist. Der Name Arnzell deutet auf eine Einsiedelei hin. Ob es sich dabei um die Einsiedelei eines Mönchs Arno gehandelt haben könnte, wie allseits vermutet wird, ist eher zweifelhaft. Jedenfalls wurde Arnzell im 16.Jh. von Apian als "Erntzel" bezeichnet, in einer Karte von 1663 als "Ernzell".



Auszug aus einer Landkarte
vom Jahr 1663

Patron der Kirche ist St.Vitus. Die Verehrung des hl.Vitus, des Patrons des sächsischen Königshauses,
war vor 1000 Jahren vor allem im Norden Deutschlands weit verbreitet. Das Vituspatronat in Arnzell war also schon eine Besonderheit. Möglicherweise hatte das Kloster hier auch Verbindungen zum Kloster Corvey in Niedersachsen, dem Zentrum der Vitusverehrung. Im Süden Deutschlands entstanden Vituspatronate erst im späten Mittelalter (Günding, Fahrenzhausen, Obermarbach), als der Kult um die 14 Nothelfer entstand. St.Vitus gehört ja zu dieser erlauchten Heiligenschar.


Sicher ist, dass im Jahr 1220 auf Wunsch des Schlossherrn von (Langen-)Pettenbach eine neue Kirche errichtet wurde. Sie gehörte damals zur Pfarrei Glonn. 1271 schenkte  der Freisinger Bischof v.Reichensdorf diese Pfarrei mit den "Zukirchen" (=Filialkirchen) Langenpettenbach und Arnzell dem Kloster Indersdorf. Dort blieb Arnzell bis zur Einrichtung der Pfarrei Langenpettenbach im Jahre 1806 und wurde während dieser Zeit -immerhin über 500 Jahre- von einem Vikar des Klosters seelsorgerisch betreut.
Seit 1806 gehört die dem hl. Vitus geweihte Kirche -wie erwähnt- zur Pfarrei Langenpettenbach und bildet mit dieser und weiteren Pfarreien rund um Indersdorf inzwischen einen großen Pfarrverband.

Die gotischen Teile der heutigen Kirche, der Altarraum und der Turm, wurden 1396 unter Propst Petrus Fries vom Kloster Indersdorf erbaut. Das Kirchenschiff stammt aus barocker Zeit (17./18.Jh).


Vitus-Wallfahrt 14)


Vitusfigur

Ablassverleihungen von 1458 und 1461 sprechen nach Ansicht von Robert Böck dafür, dass bereits im Spätmittelalter eine Wallfahrt zum hl.Vitus bestand.

Nach den 1620 beginnenden Mirakelberichten (Bericht über Wunderheilungen) wurde Vitus bei Besessenheit, Veitstanz, Epilepsie, allen Geisteskrankheiten und insbesondere bei der gefürchteten Krankheit Kindsfrais angerufen.
Einige Wallfahrer brachten schwarze Hennen mit, weil sie glaubten, die Krankheit werde durch die Fürbitte von St.Vitus auf die Hennen übertragen.

Bis nach dem 2.Weltkrieg hingen Votivgaben an einem Brett im Altarraum.
Darunter Figuren eines Wickelkinds, zwei Rösseln aus rotem Wachs sowie ein von einem Kind verschlucktes und wieder herausgekommenes Zweipfennigstück.


Freisinger Matrikel 1524  02)
In der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 ist Arnzell als Filiale von Langenpettenbach genannt, das wiederum eine Filiale der Klosterpfarrei Indersdorf war. In der Matrikel steht : "Provisor nomine Joannes Schmidt, monasterio professus, regit ecclesiam s.Michaelis in Bettnbach cum duabus filialibus ecclesiis, videlicet s.Viti in Ärnzell et .B.Virginis in Änhofen".
(= Der Seelsorger namens Johann Schmidt aus dem Kloster Indersdorf betreut die Kirche in Langenpettenbach mit den zwei Filialkirchen St.Vitus in Arnzelle und Jungfrau Maria in Ainhofen).


Visitationsbericht von 1560 11)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte.
Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Filialkirche "St.Vitus in Ärntzell" heißt es, dass sie in das Kloster Indersdorf inkorporiert sei und auch von dort versehen werde. Das eigene Einkommen der Kirche betrage 2 Pfund Pfennig. Die Kirchenrechnung erstelle das Gericht in Kranzberg. Dafür erhalte es 50 kr. (Kreuzer), der Pfleger 4 Schilling, der Gerichtsschreiber 17 kr, der Amtmann 8 kr, der Pfarrer und der Kirchenpfleger 24 kr. Das Vermögen der Kirche betrage 2 1/2 Gulden. Außerdem wird im Bericht darauf hingewiesen, dass es im Gotteshaus zwei vergoldete Kelche ("hab 2 vergult kelch"), vier Messgewänder und "sonst alle zier sambt dem gottesdienst" gebe.


Apiankarte 1568
Kartograph Philipp Apian stellte in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die Kirche von Arnzell unter der Bezeichnung "Erntzel" dar (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche schon einen Sattelturm. Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude. 08)

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden.
Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589. 21)

Dreißigjähriger Krieg

Im 30jährigen Krieg musste auch Arnzell stark unter den Kriegseinwirkungen leiden. Aus Indersdorfer Urkunden ist bekannt, dass die Besitzungen des Klosters in Arnzell 1632 sämtlich niedergebrannt wurden (2 Höfe, 1 Hube, 4 Güteln); die Kirche aber sei verschont geblieben. Es ist davon auszugehen, dass die Schweden keinen Unterschied zwischen Indersdorfer und anderem Besitz machten und die Zerstörungen der Klosterbesitzungen beispielhaft für die gesamten Zerstörungen gelten können. Friedrich Hector Graf v. Hundt schreibt 1885, er glaube,   "dass manche Bauern nach der Verwüstung ihrer Wohnungen 1632 und 1634 in die Schanze bei Arnzell sich geflüchtet und sie als Versteck benützt haben mögen". 04)


Schmidt'sche Matrikel von 1738  02)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus (= Domherr) Schmidt aus Freising alle Pfarreien des Bistums und erstellte eine kurze Kirchenbeschreibung (Schmidt'sche Matrikel). Die Kirche "s.Viti in Arenzell" bezeichnet er als schöne Kirche mit drei Altären. Gottesdienste würden an jedem 3.Sonntag gehalten, sowie an den Marienfesten, am Fest St.Innozenz und an Allerheiligen. Das Kirchweihfest fände am zweiten Sonntag nach Ostern statt. Um die Kirche sei ein Friedhof angelegt, in dem ein Beinhaus stehe. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten das Kloster Indersdorf und der Landrichter in Kranzberg. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses wirdet diser Zeit gegen 400 fl. (=Gulden) betragen".

Säkularisation
Bei der Säkularisation 1803 sollte auch die Arnzeller Kirche abgerissen werden, da sie schadhaft war und wenig Einkünfte hatte. Das Abrissmaterial sollte für den überall aufkommenden Schulhausbau verwendet werden. Doch das Abrissvorhaben scheiterte am Widerstand der Arnzeller Bauern.

Die Säkularisation, die Verstaatlichung kirchlichen Besitzes wurde eingeleitet, weil der kirchliche Besitz zu umfangreich geworden war. Bestrebungen dazu gab es schon einige Jahrzehnte vorher mit folgender Begründung: Die Kirche habe ihren Besitz im Mittelalter erworben, als sich fast nur die Klöster der Religion, Wissenschaft, Urkundenwesen, Kunst, Erziehung und Krankenpflege und Armenfürsorge widmeten. Sie hätten für Fortschritte in der Wirtschaft und für die Urbarmachung unbewirtschafteter Gebiete gesorgt. Diese Aufgaben würden nunmehr vom Staat, den Städten und den Ortsgeistlichen erfüllt. 56 v. H. aller Höfe Bayerns seien im kirchlichen Obereigentum, und diese Zusammenballung behindere den Wirtschaftsverkehr.
Durchgeführt wurde die Säkularisation in Bayern aber erst, als in den napoleonischen Kriegen deutsche Fürsten ihre linksrheini-schen Gebiete verloren. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchliche Gebiete (Fürstbistümer Würzburg, Bamberg Freising, Augsburg usw.) zugeschlagen (Mediatisierung).
Dies war auch der Beginn der Enteignung und Einziehung von Kirchengütern.

Beschreibung 1820  24)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 04) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.

Arnzell war damals eine Filiale der Pfarrei Langenpettenbach und wird bei dieser beschrieben:
 
"Arnzell

Gottesdienste jeden dritten Sonntag; die Festtage des Herrn und Unserer Frau wechseln dermal mit Ainhofen. Patron St.Vitus, Kirchweihfest am zweiten Sonntag nach Ostern

Seelenzahl:
Dorf Arnzell:
69 Gläubige in
13
 Häusern
Einöde Brand:  
  4 Gläubige in
1
 Haus, Entfernung von der Filialkirche: 1/2 Std
Einöde Ottmarshausen  30 Gläubige in
1
 Haus, Entfernung von der Filialkirche: 1/2 Std
Weiler Wagenried   
  41 Gläubige in
 8
 Häusern, Entfernung von der Filialkirche: 1/2 Std


Umbau 1860
Im Jahr 1860 wurde das Kirchenschiff in Arnzell verlängert, weil die Zahl der Gläubigen zugenommen hatte. Die Altäre von 1700 wurden durch neuromanische Altäre ersetzt, die bis 1957 in der Kirche blieben.
Auch die Sakristei dürfte im Jahr 1860 angebaut worden sein.

Beschreibung 1880 03)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1880 ist im Kapitel über die Pfarrei Langenpettenbach auch die Filialkirche St.Vitus in Arnzell. Zu ihr gehörten 72 Dorfbewoh-ner (Seelen), die in 11 Häusern in Arnzell selbst wohnten. Dazu kamen Gläubige in Aberl (7), Brand (12), Hutgraben (10), Ott-marshausen (33), Schönberg (59) und Wagenried (57).
Mayer schreibt über die Kirche:
  "An der Straße nach Altomünster gelegen. Sehr alte Kirche. Erbauungsjahr unbekannt. Restaurirt 1862. Styllos. Flachdecke. Geräumigkeit unzureichend. Baupflicht der Staat. Sattelthurm mit 3 Glocken. 3 Altäre, Orgel mit 6 Registern. Gottesdienste jeden 3.Sonntag und an vielen Festtagen. Stiftungen: 5 Jahrtage, 12 Jahrmessen. Den Meßnerdienst versieht ein Ortsangehöriger, den Cantordienst der Lehrer von Langenpettenbach. Vermögen der Kirche: 8.000 Mark."



Renovierungen

1770     Turmreparatur durch August Reggauer aus Glonn
1860
    Im Jahr 1860 wurde das Kirchenschiff verlängert und die Sakristei angebaut
1957

1957 fand eine große Kirchenrenovierung statt, die die Innenansicht der Kirche völlig veränderte. Die neuromanische Ausstattung von 1860 wurde restlos beseitigt. Im Wesentlichen wurde der heutige Zustand hergestellt.
Wenn Sie sich das Kircheninnere aus der Zeit vor 1957 ansehen möchten, klicken Sie hier ...

Innenansicht vor 1957
1997/
1998
Bei der letzten Innenrenovierung in den Jahren 1997/1998 durch Reiner Neubauer aus Bad Endorf wurde eine neue Innenraumbemalung aufgetragen. Sie besteht aus dezenten weiß-goldenen Streifen, die sich über das Mauerwerk des ganzen Kirchenschiffs hinziehen und strahlenförmig auf den Hochaltar zulaufen.
2021 Außenanstrich für 17.000 Euro 27)  

 

Baubeschreibung

Die Kirche St.Vitus liegt inmitten eines ummauerten Friedhofs auf einer kleinen Anhöhe im Dorf. Der Innenraum wird durch zehn Fenster, darunter ein Rundfenster, erhellt. Die Westseite ist bis auf das Fenster und die Ecklisenen schmucklos.
Der gerade schließende Chor ist etwas eingezogen; im Osten ist die Sakristei angebaut.
Das Kirchenschiff oder Langhaus, besitzt drei Achsen.
Der Eingang an der Westseite ist durch einen Portalvorbau von 1885 vor der Witterung geschützt.

Der Sattelturm mit steilem Satteldach steht an der Nordseite zwischen Kirchenschiff und Chor. Er stammt noch aus gotischer Zeit und ist durch Lisenen gegliedert. An den beiden Enden des Turm-Dachfirsts ist ein Kreuz aufgesetzt. An der Süd- und der Westseite ist jeweils ein, an der Ost- und der Nordseite sind je zwei spitzbogige Schallfenster eingebaut. Im Giebeldreieck ist eine Turmuhr angebracht.
Drei Glocken aus dem Jahr 1950 hängen in der Glockenstube.
Frühere Glocken:
Auch 1880 befanden sich dort drei Glocken (so Beneficiat Mayer 03) ).
Sie hatten folgende Aufschriften:
  a): Hl.Vitus beschütze uns!"
  b): "Ave Maria gratia plena! Gestiftet von den Bauern Michl Wackerl und Peter
        Sedlmaier in Arnzell"
  c): "Perducamur ad sedes sanctorum per principes Apostolorum" (Wir werden durch
        die Apostelfürsten (Petrus u. Paulus) zu den Sitzen der Heiligen geführt)

Zugang zur Kirche
Alle 3 Glocken waren 1878 von Fritz Hamm in Augsburg gegossen worden. Diese Glocken wurden offensichtlich während der Weltkriege eingeschmolzen. Bekannt ist auch, dass im Februar 1942 zwei Glocken abgeliefert werden mussten.

Inneneinrichtung

Innenmaße der Kirche
Länge: 19,05 m - Breite: 5,75 m - Höhe: 5,00 m

Altarraum

Der quadratische Altarraum ist stark eingezogen und schließt gerade. Seine Decke ist mit einer flachen Tonne eingewölbt. Dr.Morsch vermutet, dass das heutige Gewölbe durch eine unglückliche Erneuerung der früher gotischen oder barocken Deckengestaltung um 1860 entstanden ist. 22)

An der Südwand des Chorraums hängt ein großes, sehr schön gestaltetes Kruzifix aus der 1.Hälfte des 18.Jh. Der außergewöhnlich lange senkrechte Kreuzbalken deutet auf die Funktion als Vortragekreuz hin. Der Corpus stammt aus der 2.Hälfte des 16.Jh, der Kreuzesstamm ist neu.


Vortragekreuz


Choraltar / Hochaltar


Schreinaltar
Bis zur Kirchenrestaurierung 1957 stand auf dem Choraltar eine Holzplastik des im Kessel sitzenden St. Vitus aus dem 18.Jh. 14)

Der heutige Altar, ein Schreinaltar nach Art gotischer Flügelaltäre, ist 2,40 m breit und raumhoch. Er wurde vom Bildhauer Matthäus Bayer aus Heufeld geschaffen.

Matthäus Bayer
studierte nach einer Ausbildung zum Kunstschreiner (1924 bis 1928) bei Hans Panzer besonders den Bauhausstil. Später unterrichtete er selbst Bildhauerei, unter anderem an der Münchner Luisenschule. Berühmt ist sein "Himmlisches Jerusalem", ein Holzkreuz aus Eiche mit 12 Edelsteinen (Lapislazuli) da in Mühldorf hängt.

Altarauszug
Im Auszug des Altars ist die Hl. Dreifaltigkeit figürlich dargestellt.
- Links Christus, der in seiner linken Hand ein
   Kreuz hält; die Rechte hat er zum Segensgruß
   erhoben.
- Rechts sitzt der gekrönte Gottvater, auf den
   Knien eine Weltkugel und ein Buch, auf dessen
   offenen Seiten die griechischen Buchstaben
   Alpha und Omega abgebildet sind.
- Über den beiden Figuren schwebt in einem
   Strahlenkranz der Hl.Geist in Gestalt einer
   Taube.

Hl.Dreifaltigkeit
Hinweis: Die Zeichen Alpha und Omega sind der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Sie beziehen sich auf Kap.1 Vers 8 der Offenbarung: "Gott der Herr sagt, ich bin das Alpha und das Omega, der ist und der war und der kommt, der Herr der ganzen Welt." Die frühchrist-liche Kunst hat die Alpha- und Omegazeichen im Besonderen auf Christus bezogen; zum einen, weil der nach Offb.22,13 als kommender Richter das-selbe aussagte und zum anderen, um die von den Arianern bestrittene Wesensgleichheit (Göttlichkeit) von Christus mit Gottvater zu betonen.
Mittelteil
Im mittleren Feld dieses Altars ist der Kirchenpatron St.Vitus mit seinem Attribut, dem Kessel mit siedendem Öl (mit erheblicher Rauchentwicklung), dargestellt. Denn der frühchristliche Heilige wurde bei seinem Martyrium in siedendes Öl getaucht.
In Arnzell sitzt der jugendliche Heilige aber nicht mehr im Kessel, sondern steht daneben, den linken Arm segnend erhoben.


 

St.Vitus
 
Zu Füßen des hl.Vitus knien betend zwei bäuerliche Wallfahrer, die an die einstige Vituswallfahrt nach Arnzell erinnern.



    Detail am Choraltar

Wallfahrer        
Beide Wallfahrer sind in der Kleidung des 19.Jh. abge-bildet. Zu ihren Füßen liegen Rinder, die darauf hinweisen, dass St.Vitus auch bei Viehkrankheiten angerufen wurde.


St.Agatha
Auf dem rechten Altarflügel ist der populäre Viehpatron St. Leonhard zu sehen, der in seinen Armen ein Pferdefuhrwerk hält. Zu seinen Füßen gackert ein Huhn. Das sonst übliche Attribut der Viehketten fehlt. Festtag: 6.November

Auf dem linken Flügel des Schreinaltars ist ein Flachrelief der hl. Agatha, der Feuerpatronin, mit einem brennenden Haus zu ihren Füßen angebracht. Früher besaß die Kirche in Arnzell ein Ostensorium (=Monstranz) mit Reliquien der hl.Agatha von Catania, das jetzt in Indersdorf verwahrt wird. An ihrem Festtag, dem 5. Februar, wurde dort lange Zeit eine Votivmesse ge-lesen, die die Frauen von Arnzell 1704 zur Abwendung einer Feuersbrunst verlobt hatten. 14)

St.Leonhard
 

Hinweis: Agatha ist eine legendenhafte Person. Sie soll im 3.Jh einen Heiratsantrag des Statthalters Quintianus zurückgewiesen haben, weil sie Christin war und bleiben wollte. Der Abgewiesene ließ sie verhaften und martern: Er ließ ihr die Brüste mit Fackeln brennen, mit Zangen Stücke abreißen und schließlich abschneiden; danach wurde Agatha auf spitze Scherben und glühende Kohlen gelegt. Als am ersten Jahrestag ihres Todes ihre Geburtsstadt Catania auf Sizilien bei einem Ausbruch des Ätna von Lava bedroht wurde, zogen die Christen mit dem Schleier der Heiligen dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam. Das machte die Heilige zur Patronin gegen Feuersbrünste. Sie gilt auch als Helferin bei Brusterkrankungen, Viehseuchen und Erdbeben. Der Schleier der heiligen Agatha wird, wie einige andere Reliquien, im Dom von Catania aufbewahrt.
Früher gab es "Agathenkerzen", die vor Feuer schützen sollten. In der Kunst wird St.Agatha (jedoch erst seit dem 14.Jh) meist mit einem Teller, auf dem abgeschnittene Brüste liegen, dargestellt. Festtag: 5.Februar

Tabernakel

Der Tabernakel ist zweistöckig.
- der untere Teil besitzt vergoldete Türen mit
  geschnitzten xförmigen Verzierungen.
- im Tabernakelaufsatz befindet sich ein Kruzifix mit
  Strahlenkranz vor blauem Hintergrund.
Der Tabernakel wurde wohl nicht für den aktuellen Altar gemacht, denn er verdeckt den unteren Teil der Vitusfigur.

Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war.


Tabernakel
Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandel-ter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-1563) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jh. umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) lässt dies wieder zu.
  Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.


Ewig-Licht-Ampel

Die 35 cm hohe Ewig-Licht-Ampel, die von der linken Altarraumdecke hängt, wurde um 1750/60 hergestellt. Sie besteht aus getriebenem Messing und ist versilbert sowie mit einigen vergoldeten Applikationen besetzt. Getrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde.

Ewig-Licht-Ampel
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige Licht war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht worden. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen.


Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar und der Ambo sind farblich voll in Weiß gehalten. Sie tragen da-durch zum hellen Eindruck des Innenraums bei.

Der Zelebrationsaltar wurde im Zuge der Litur-giereform durch die Beschlüsse des 2.Vatika-nische Konzils aufgestellt. Der zelebrierende Priester steht seitdem hinter dem Altar, sodass seine Handlungen während der Messfeier für die ganze Gemeinde sichtbar werden. Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 23)

Zelebrationsaltar
Passend zum Altar in Material und Stil steht der einfach aber stilvoll gestaltete Ambo neben dem Altar.
Iin der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacro-sanctum concilium (SC 124) heißt es:
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evan-geliums sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie des ersten Jahrtau-sends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt", heißt es Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt.

 

Langhaus / Kirchenschiff


Das Langhaus besitzt eine flache Putzdecke, die nur mit den bereits erwähnten weiß-goldenen Streifen bemalt ist. Ein weiterer Schmuck ist die Bemalung des sog. Heilig-Geist-Lochs (Öl auf Holz) aus dem 19.Jh.


Seitenaltäre

Die beiden Seitenaltäre haben keine Retabel (Altaraufbauten) mehr. An der Wand des Chorbogens sind zwei große Statuen befestigt. Darunter stehen kleinere Heiligenfiguren. An den Antependien sind als Stuckreliefs die Monogramme von Jesus und Marie angebracht.

Linker Seitenaltar

Der linke Seitenaltar ist der Muttergottes geweiht. Ihre aus dem Jahr 1683 stammende Figur
- ist in ein gold/rose-farbenes Kleid gehüllt,
- auf dem Kopf trägt sie eine übergroße goldene
   Krone,
- in der rechten Hand hält sie das Zepter,
- auf dem linken Arm trägt sie das Jesuskind,
- das Haupt ist mit einem Kranz von 12 goldenen
   Sternen umgeben,
- ihre Füße stehen auf einer Weltkugel, die auch
  Ausgangspunkt für die sieben Kerzenleuchter   sind.


Marienaltar

Rund um die Figur sind 12 Rosen (Marienblumen)
  angebracht.

Die Muttergottesfigur wurde 1683 wegen einer in der Gegend grassierenden Pestepidemie gestiftet, um durch die Fürbitte Marias von der Seuche verschont zu bleiben.
Die Figur hing später als Rosenkranzmadonna, umgeben von 58 Rosenkranzkugeln, am Chorbogen.

Unter der Marienfigur stehen auf einem Bord zwei Halbfiguren aus der Zeit um 1760/70 auf Rocaille-Bögen als Sockeln.
- ein hl. Papst
( mit Tiara auf dem Kopf und der Bibel in der Hand) und der
- hl. Johannes Nepomuk mit der Mozetta (=Schulterumhang) über dem faltenreichen Rochett (=Chorhemd) und einem sehr
 
langen Kruzifix in den Händen.
Obwohl sich der Corpus des Kreuzes direkt vor seinem Kopf befindet, geht der Blick des Heiligen
  nach rechts oben. Als Heiligenschein umrahmt anstelle des Sternenkranzes ein einfacher Ring das Haupt.


hl.Papst


St.Nepomuk

 

 

Hinweise: Die Papstfigur könnte nach Meinung von Dr.Morsch den hl. Innozenz I. (gest. 12.3.417) darstellen. Dafür spricht, dass nach der Schmid'tschen Matrikel von 1740 jeweils am Fest St.Innozenz (12.März) ein Gottesdienst in Arnzell abgehalten wurde. 22)   Innozenz war wohl der Sohn seines Vorgängers im Papstamts Anastasius I. (bis 402). Er selbst übte das höchste Amt von 402-417 aus. Innozenz I. musste die Belagerung und Eroberung von Rom durch die Westgoten unter Alarich (410) miterleben. Er setzte sich in seiner Amtszeit besonders für die Vormachtstellung Roms bei theologischen Themen ein, also dafür, dass die oberste Lehrent-scheidung in allen wichtigen Fragen allein vom Apostolischen Stuhl getroffen wird. Seine Reliquien ruhen in der Stiftskirche von Gandersheim in Niedersachsen, wohin sie der Sachsenherzog Liudolf im Jahr 846 gebracht hat. Festtag: 12.März
Johannes aus Pomuk , "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von fünf Sternen offenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai



Fatschnkindl
In der Weihnachtszeit steht auf dem Tisch dieses Altars ein Glasschrein mit blau und rot marmoriertem Holzrahmen. Darin liegt ein wunderschön drapiertes Fatschnkindl. Es besteht aus Wachs, ist bekleidet und wurde im 20.Jh in Klosterarbeit erstellt.
Hinweis: Das Fatschnkindl (von lat.fascia=die Binde) stellt das Christkind dar. Es ist nach barocker Art in Windeln und Wickelkissen gewickelt (eingefatscht). Ein Fatschnkindl ist die erste Krippendarstellung, lange bevor es unsere heutigen Weihnachtskrippen gab. Die Praxis, Babys zu fatschen, damit sie keine "krummen Glieder" bekommen, war bis ins 19. Jh., in ländlichen Gebieten sogar noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts üblich.
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Rechter Seitenaltar

Am rechten Seitenaltar wird St.Josef dargestellt, mit einem Modell der Arnzeller Kirche in der linken Hand. Mit der Rechten führt er das Jesuskind.
Die Darstellung des hl.Josef mit einem Kirchenmodell ist außergewöhnlich. Möglicherweise hängt sie mit der Kirchenrenovierung 1957 zusammen, denn die Figur wurde im gleichen Jahr 1957 geschnitzt. Früher war der Josefsaltar auf der linken Seite angebracht.


Josefsaltar
Auch vor diese Figurengruppe sind Leuchter (jedoch nur fünf statt sieben) gesetzt.

In der Predella stehen kleinere Figuren (aus der Zeit um 1700) von vier Heiligen.
Dabei handelt es sich (von links) um
 - Maria Magdalena (oder eine Mater dolorosa),
 - Franz v.Assisi,
 - Ottilia
 - Johannes der Täufer.


Magdalena


St.Ottilia


Johann Baptist

Hinweis: Maria Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2). Magdalena sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung (Joh.20,15-17). Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt, die Jesus die Füße salbte (Luk 7, 37-38), wie die Legenden behaupten, ist ungewiss Festtag: 22.Juli

Der hl. Franziskus von Assisi (1181/82-1226) entsagte allem Besitz und gründete den Orden der Minoriten, die sich besonderes der Armenpflege und Seelsorge widmeten. Seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung faszinierte die Menschen und er hatte schon zu Lebzeiten viele Bewunderer und Verehrer. Franziskus wird häufig mit einem Kruzifix abgebildet, weil er in einer Vision Christus von einem (geflügelten) Kruzifix zu ihm herabspre-chen hörte und dabei seine Wundmale erhielt. Festtag: 3.Oktober

Ottilia (660-720) aus dem Elsass war Äbtissin des nach ihr benannten Klosters Odilienberg. Die Legende berichtet, dass ihr Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte. Doch die Mutter Bethsvinda konnte sie retten, indem sie das Mädchen durch eine Amme in das Kloster "Palma" - wohl das heutige Baume-les-Dames - bringen ließ. Dort wurde Odilia/Ottilia wundersamerweise das Augenlicht geschenkt, als der (durch einen Engel zu ihr geleitete) Wanderbischof Erhard von Regensburg sie taufte. Festtag: 13.Dezember.

Johannes der Täufer (ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet. Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Joh.1,29). Festtag: 24.Juni


Alte Wandfresken

Zwischen dem Chorbogen und den ersten beiden Rundbogenfenstern auf der Nordseite des Kirchenschiffs wurden 1957 im Rahmen der Reno-vierung alte Wandfresken aus spätgotischer Zeit freigelegt (wohl um 1400).
Sie gehörten damit zur Erstausstattung der 1396 erbauten Kirche. Leider sind sie nicht mehr besonders gut erhalten.

Die Malerei ist nur schwer zu deuten; man nimmt an, dass sie Szenen aus dem Leben des hl.Vitus darstellen. Für weitere Nachforschungen fehlt derzeit das Geld.

Hinweis: Fresko ist eine Wandmalerei, die auf frisch aufgetragenen, noch feuchten Kalkputz gemalt wird. Dadurch verbinden sich die Farben dauerhaft mit dem Putz.


Vitus heilt Kaisersohn


Vitus und Modestus im Kerker

Inhalt der Gemälde:
Das linke erhaltene Gemälde könnte die Heilung des besessenen Sohnes des Kaisers Diokletian darstellen.
In der Mitte der junge Vitus, rechts neben ihm der kranke Kaisersohn mit einem Wächter hinter ihm. Links oben der Kaiser, darunter ein Soldat im kurzen Kittel. Zum Zeichen des wundersamen Eingreifen Gottes erscheint oben rechts die Hand Gottes.


Auf dem anderen Bild könnten links St.Vitus und sein Lehrer Modestus im Kerker zu erkennen sein. In der Mitte der Kerkermeister.
Rechts zwei Gefangene, denen wundersam die Ketten von den Händen abfallen.


Kreuzigungsgruppe

Gegenüber den Fresken hängt an der Südwand ein großes Kruzifix mit einer darunter stehenden Mater dolorosa (Schmerzens-mutter). Diese Gruppe war früher sicher an der Nordseite angebracht, weil auf der Südseite der Platz für die Kanzel war.

Das Kreuz wird auch als Kanzelkreuz bezeichnet, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben. In den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen.


Kanzelkreuz
Das Kruzifix aus dem Ende des 16.Jh besitzt einen blutüberströmten Corpus. Um den Kopf der dreistrahlige Nimbus (Heiligenschein), der für göttliche Personen reserviert ist.

Hinweis: In den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen.

Mater dolorosa
Unter dem Kreuz steht eine trauernde Muttergottes (Mater dolorosa). Maria ist in ein rotes Kleid und einen gold-blauen Mantel gehüllt. Die Figur stammt aus dem Jahr 1957. Sie ist im Verhältnis zum Kreuz etwas klein geraten.
Hinweis: Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli). Im Barockzeitalter kam die Farbe Gold dazu.


Figuren im Kirchenschiff
An den Seitenwänden des Langhauses stehen auf weißen Postamenten drei weitere Heiligenfiguren:

Salvator Mundi
Links vorne ein Salvator Mundi (Christus als Welterlöser) im gotischen Stil (um 1500) mit einem dreigeteiltem Strahlenkranz (Nimbus) um das Haupt; diese Form des Nimbus ist für die Darstellung der göttlichen Personen reserviert. Christus weist mit der rechten Hand auf seine Seitenwunde und hebt die Linke segnend.
Segenshand ist üblicherweise die Rechte. Nach Auffassung des Kunsthistorikers Morsch ist dies einer missglückten Renovierung zuzuschreiben. Dabei sei die nach vorne geöffnete und die Kreuzigungswunde vorweisende Handfläche durch die Finger mit dem Segensgestus ersetzt worden. 22)  
Die Figur wurde nicht für Arnzell geschnitzt. Sie stand früher wahrscheinlich in der Marktkirche Indersdorf und zierte dort bis zum 30jährigen Krieg mit zwei weiteren Skulpturen das Gesprenge des gotischen Choraltars, d.h. den kunstvoll verzierten Altaraufsatz.

Später war die Figur wohl im Indersdorfer Pfarrhaus aufbewahrt bis sie 1957 nach Arnzell gebracht wurde.
Hinweis: Der Figurentypus des Salvator Mundi entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.


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In der Kirche befindet sich noch eine zweite Figur des Auferstandenen, die schon seit langer Zeit jeweils an Ostern den Altar schmückt.
Im hinteren Bereich des Kirchenschiffs stehen sich die Figuren von Petrus und Paulus gegenüber. Sie stammen aus dem Jahr 1957 und wurden vom  selben Künstler geschnitzt, der auch die Josefsfigur geschaffen hat (Matth.Bayer ?).

Links der hl.Petrus mit dem auf den Kopf gestellten Kreuz (so wurde Petrus im Jahr 67 gekreuzigt), sowie einem einzelnen Himmelsschlüssel in der Hand. Üblich sind es bei Petrusdarstellungen zwei Himmelsschlüssel, denn nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Ein Schlüssel (meist golden) für den Himmel, ein anderer (meist silbern) für die Erde.

    
Petrus und Paulus
Rechts eine Figur des hl.Paulus mit Schwert und Buch in der Hand. Das Buch deutet auf seine
Aufgabe als Verkünder des Evangeliums, das Schwert auf die Art des Martyriums hin. Festtage: 29.Juni


Kreuzwegbilder

Unter den Figuren und unter den Apostelleuchtern hängen die Bilder der 14 Kreuzwegstationen im weißen Holzrahmen. Sie wurden Ende des 18.Jh. mit Ölfarbe auf Leinwanduntergrund gemalt.

Hinweis: Als Kreuzweg werden die aufeinander-folgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.

Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidens-weg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Als die Araber Jerusalem eroberten, wurde dies schwie-riger. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abge-halten. Die Stationen bildeten dafür die Leidens-stätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzweg-darstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei
  Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarr-kirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.

1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
5.Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus
stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird vom
Kreuz abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

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Apostelkreuze und Apostelleuchter

Über den Kreuzwegbildern sind die Apostelleuchter aus Schmiedeeisen angebracht. Sie sind als Akanthusranken gestaltet und stammen noch aus dem 18.Jh. Die Apostelleuchter gründen in den Apostelkreuzen, die auf die Wand aufgemalt sind.
Die Apostelleuchter und -kreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.

Apostelleuchter



Kirchenbänke

Die 1720 entstandenen Kirchenbänke im Langhaus haben kunstvoll geschnitzten Kirchenstuhlwangen aus Eiche. Die Wangen der letzten sieben Reihen in Arnzell sind nachgeschnitzt.

Das Akanthusmuster  entspricht dem vieler Kirchen-stühle im Dachauer Land. Es trat erstmals 1695 in Glonn auf und wurde ab 1717 in Ainhofen, Albers-bach, Arnbach,  Aufhausen, Bergkirchen, Markt Indersdorf, Ottmarshart, Pasenbach, Pipinsried, Sigmertshausen, Walkertshofen, Weichs, Wester-holzhausen und in Westerndorf verwendet. Wenn Sie die Muster vergleichen wollen, klicken Sie hier. .


Kirchenbankwange
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten und saßen die Kirchen-besucher in den Kirchenbänken oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gottes-haus eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwi-schen Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhn-lich die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt es
  nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite. Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammen zu bleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen links zu finden. So auch in Arnzell (links St.Maria, rechts St.Josef).
Die Kirchenbänke haben viele kleine Brandstellen, die von den früher als Beleuchtung verwendeten Wachsstöcken herrühren. Es gehörte zur Tradition, dass jede Bäuerin ihren eigenen Wachsstock in der Sonntagsmesse vor sich auf der Kirchenbank brennen hatte. Dazu diente der einfache "Wachsrodel", der ohne Halterung aufgestellt werden konnte. Die Wachsstöcke wurden aus einem dünnen weichen Wachsstrang (Kerzenschnur) gefertigt, der nacheinander um Leghölzer gewickelt wurde, bis der Wachsstock die gewünschte Stärke erhielt. Ein Viering mit einem Gewicht von einem viertel Pfund brannte 24 Stunden. Erst Ende des 19.Jh wurden die Wachsstöcke durch die Kerzen abgelöst.

Wachs- und Brandflecken


Opferstock

Hinter den Kirchenbänken steht auf einem roh be-hauenem Holzpflock ein wunderschöner alter Opferstock. Der säulenartige Behälter aus einem ausgehöhltem Holzstock dient zur Aufnahme von Geldspenden. Er ist mit drei Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern gesichert.
Der Metallbügel über dem Einwurfschlitz soll das filigrane Fischen nach Geld mittels langer Drähte verhindern.


Opferstock

Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit einen Kreuzzug zu finanzieren. 25)

In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...



Empore und Orgel

Die stützenlose Empore wurde 1860 zur heutigen Größe erweitert. Sie besitzt eine verputzte Brüstung.

Die Orgel stammt noch aus dem Jahr 1867. Dieses einmanualige Brüstungswerk mit 6 Registern wird dem Erlinger Orgelbauer Georg Beer zugeschrieben.
1997 wurde sie von Orgelbauer Maximilian Offner aus Kissing restauriert.  
Der dreiteilige, neoklassizistische Flachprospekt aus Fichtenholz mit überhöhten Seitenfeldern und geschnitztem Schleierdekor ist in die Emporen-brüstung eingebaut. 15)

Orgelgehäuse 1867
Hinweis:
Orgeln der Firma Beer aus Erling standen auch in Westerholzhausen, Hilgertshausen, Sittenbach, Weichs und Pellheim.

Maximilian Offner hat auch die Orgeln in Egenburg, Gumpersdorf, Hilgertshausen, Hohenzell, Unterumbach und Pfaffenhofen/Glonn renoviert oder neu errichtet.

Orgeldaten
: Baujahr 1867; Windlade=Schleiflade; Spiel-und Registertraktur: mechanisch; Registeranzahl: 6;
26)
  Disposition der originalen Beer-Orgel von 1867 (nach Brenninger 07)):
Manual (C-c''', 49): Gedeckt 8', Hohlflöte 8', Gamba 8', Principal 4', Flöte 4', Mixtur 2'
Pedal (C-f, 18):     angehängt

 

Vitusfigur

Die berühmte, ca. 30 cm große Holzplastik
St. Vitus im Kessel
,
die aus der 2.Hälfte des 18. Jh. (andere Quelle: 17.Jh. 14)) stammt, wird aus Sicherheitsgründen außerhalb der Kirche aufbe-wahrt. Früher befand sie sich auf dem Choraltar. 14)
St.Vitus steht in einem engen Ölkessel, der von Feuerflammen umzüngelt wird.
Die barocke Konsole, auf der die Figur angebracht ist, dürfte 100 Jahre jünger sein. Auf ihr ist die Jahreszahl "1888" aufgemalt.

St.Vitus im Kessel

Nach der Legende wurde Vitus (Festtag 15. Juni) zu Mazzara in Sizilien geboren. Er heilte zwar den Sohn des Kaisers Diokletian von der Besessenheit, wurde aber dennoch wegen seines Bekenntnisses zum Christentum gemartert. Man warf ihn in einen Kessel mit siedendem Öl, doch der Heilige erlitt keinen Schaden.
St. Vitus wird deshalb in einem Kessel sitzend oder mit einem solchen dargestellt. Mehr zu diesem Heiligen. ..




Vorhaus


In dem 1885 an der Westseite angebauten Vorhaus der Kirche ist eine nicht sehr gut erhaltene Pieta-Statue mit großer Ausdruckskraft (2.Hälfte des 19.Jh im spätgotischen Stil geschnitzt ) angebracht.
Maria ist in ein rot-blaues Kleid mit goldenen Borten gekleidet. Ihr Haupt ist von einem Heiligenschein (Nimbus) in Form eines Strahlenkranzes umgeben. Tief betroffen blickt sie auf ihren toten Sohn, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet, auf ihrem Schoß liegt. Der Leichnam Jesu ist nach leicht vorne gedreht, als wollte Maria ihn dem Betrachter zeigen. So werden auch alle fünf Wunden (an Händen, Füßen und der Seite) sichtbar. 09)
. .mehr zu Pieta -Darstellungen im Landkreis. .

Pieta im Vorhaus


Beinhaus/Karner

Neben der Pieta ist in die Wand eine Art Erinnerungsstätte an ein früher vorhandenes Beinhaus eingelassen.

Gedenkstätte für Beinhaus
Darunter ist in das Mauerwerk der Text eingraviert: "Wer war der Tor, wer Weiser ?
 Wer Bettler oder Kaiser ?
 Ob Arm, ob reich im Tode gleich !
 Der Bauer wie der Knecht
      So ist's recht".

 

Weitere Heiligenfiguren

Die Kirche besitzt weitere Heiligenfiguren, die entsprechend dem Festkalender zeitweise im Kirchenraum aufgestellt werden.


St.Leonhard
Die Figur von St.Leonhard zeigt den Heiligen im Mönchsgewand mit Abts-stab und Buch in den Händen sowie einem Rind zu seinen Füßen.
Hinweis: Leonhard lebte um das Jahr 550 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Er kümmerte sich sehr stark um die Gefangenen; deshalb wurde er mit Ketten abgebildet. Nach der Refor-mation wurde er bei uns Schutzpatron der Haustiere, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Vieh-ketten deutete.
Gedenktag: 6.November
  Bruder Konrad ist als Kapuziner mit einem Kind dargestellt, dem er ein Brot gibt.
Hinweis: Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als Pförtner, wo er mit Tau-senden von Wallfahrern und Kindern aus armen Altöttinger Familien zu tun hatte. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals wurden in unseren Kirchen viele Figu-ren dieses Volksheiligen aufgestellt. Festtag: 21.April

Bruder Konrad
       

Herz-Jesufigur
Diese Figur zeigt Jesus mit den Wund-malen, der auf sein Herz hinweist.
Die Herz-Jesu-Verehrung wurde durch die Visionen der Margaretha Maria Alacoque (†1690) populär: Ihr war Christus erschienen, auf sein Herz deutend, was als sein Verlangen nach der Einführung eines diesbezüglichen Festes verstanden wurde. Gefeiert wird es am dritten Freitag nach Pfingsten. 1765 wurde es durch Papst Clemens XIII. (Papst von 1758 bis 1769) anerkannt und 1856 unter Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) für die Kirche sogar vorgeschrieben.
  In der Osterzeit steht auf dem Taber-nakel die Figur des Auferstandenen. Jesus ist teilweise in ein goldenes Gewand gehüllt. Mit der rechten Hand hält er die Siegesfahne, die linke Hand erhebt er segnend. Die Fahne gilt seit dem 11. Jh. als Zeichen des Sieges über den Tod; In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer Beliebtheit. Durch den angehobenen Fuß erhält die Figur eine für dieses Bildmotiv ungewohnte Dynamik. Der Umhang flattert hinten im Wind. Das Haupt des Auferstandenen ist von einem großen dreistrahligen Heiligenschein (Nimbus) umgeben.

Auferstandener


Hans Schertl

Quellen:
01) Eisenmann-Hohn, Topo-geografisch-statistisches Lexicon des Königreichs Bayern von 1831, S. 67 (Eintrag 1831)
02) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
04) Friedrich Hector Graf v. Hundt, Alterthümer des Glongebietes, 1885
05) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.857)
06) Max Gruber, Die Kistlerfamilie Prugger in Dachau, Amperland 1975/1
07) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
08) Dr.Peter Dorner, Renaissancebild einer Landschaft, Amperland 1968 (Apian 1568)
09) Heinrich u.Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Pieta 5 Wunden)
10) Georg Brenninger, Kirchliche Kunsttätigkeit des 18.Jh im Freisinger Raum, Amperland 1983/2
11) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
12) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Reggauer)
13) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1990
14) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
15) Orgelbauer Maximilian Offner, 2003
16) Franz Neumüller, ehem.Kirchenpfleger, 2004
17) Walter Pötzl, Patrozinien- Zeugnisse des Kultes, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Bd. 68, 2005 (Patrozinium)
18) Münchner Kirchenzeitung v. 30.10.2005 (Erlass von 1058)
19) Peter Pfister, Das Ende des II.Weltkriegs im Erzbistum München und Freising, 2005 (Glocken 1942)
20) Dieter Gerhard Morsch, Die spätgotische Madonna von Westerholzhausen, Amperland 2012/1 (Auferstandener)
21) Dr.Thomas Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche Koordinaten, 2014 (Apian)
22) Dr. Dieter Morsch, Die Kirchen im Pfarrverband Indersdorf 2014 (Innozenz, Fresken)
23) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
24)
Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
25) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte Strafen, SZ vom 20.1.2021
(Opferstock)
26) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
27) Christiane Breitenberger, Da muss ich mich ja schämen, Dachauern Nachrichten vom 20.11.2021
28) Liste der Baudenkmäler in Markt Indersdorf, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024

66 Bilder: Franz Neumüller (1), Hans Schertl (65)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

20.9.2018

Primizfeier von Jakob Wackerl in Arnzell
Amperbote vom 20.7.1904

Dachau - 17. Juli. Von geschätzter Seite wird uns geschrieben: Schon nach einer Zwischenzeit von neun Jahren konnte die Gemeinde Arnzell am heutigen Tag wiederum einen neu geweihten Priester der Person des Hochwürden Herrn Jakob Wackerl, an dem Primizaltar geleiten. Und sie hat sich die Ehre nicht nehmen lassen, alle Kräfte zur Erhöhung der Festesfeier aufzubieten. Schon am Vorabend brachte die Gemeinde durch ein trefflich arrangiertes und sehr gut gelungenes Feuerwerk dem Hochwürden Herrn Primizianten eine Ovation dar, welche der Gefeierte in einer herzlichen Ansprache erwiderte. Anderen Tages verkündeten morgens um 4:00 Uhr bereits Glockengeläute und Böllerschüsse das große Fest und allenthalben regte es sich in der Gemeinde, da und dort die letzte Hand zum Schmuck der Häuser oder des Altars anzulegen. Mittlerweile war die Sonne höher gestiegen und hatte sich bald eine Masse von Menschen in dem kleinen Dörfchen zusammengefunden. Bei der Abholung des Hochwürden Herrn Primizianten aus dem Elternhaus sprachen drei weiß gekleidete Mädchen der schönen Feier angepasste Gedichte.
Gegen 9:00 Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung, der auch Dank dem energischen Eingreifen der Ortsfeuerwehr sich in schönster Ordnung entfalten konnte. Um 9:00 Uhr begann die Festpredigt, welcher ein von Herrn Lehrer Stahl (Indersdorf) eigens zu diesem Zweck mit unverkennbarem Geschick komponiertes Veni sancte Spiritus vorausging. Hochwürden Herr Pater Michael Huber, Benediktiner aus Metten, behandelte in gewohnter Fertigkeit in der Festpredigt das Thema "von der kostbaren Perle" im Evangelium, welche der Primiziant in der unsterblichen Menschenseele gefunden und für welche er alles verkauft, um sie zu gewinnen.
Gegen dreiviertel 10:00 Uhr begann der Hochwürden Herr Primiziant sein erstes heiliges Messopfer. Mit kräftiger Stimme intonierte er unter Glockengeläut und Böllerschüssen das Gloria. Unter der Direktion des Herrn Lehrers Pichler (Kloster Indersdorf) wurde das Opus XII von Witt als Festmesse-nach Einigen die Glanzleistung des Kompositeurs - wunderbar zu Gehör gebracht. Trotz der großen Hitze wuchs die Zahl der Festteilnehmer immer mehr und man hatte alle Mühe, nach der Primiz noch ein ruhiges Plätzchen zu bekommen.
Die Verwandten und Bekannten des Hochwürden Herrn Primizianten vereinigte ein frugales Mahl in dessen Haus. Hier trug ein Knabe ein schönes Gedicht vor. Die Indersdorfer Musikkapelle und ein improvisiertes Gesangsquartett, teils unter Direktion von Herrn Lehrer Stahl, teils von Herrn Pfarrer Holzer aus Westerholzhausen, sorgte für die nötige Unterhaltung. Es verstrich der Nachmittag in der frohesten Feststimmung zur Freude der noch lebenden Mutter des Herrn Primizianten und seiner Geschwister. Dem Hochwürden Herrn Neomysten selbst aber wird der schönste Tag seines Lebens nie mehr aus der Erinnerung schwinden. Möge seine künftige Laufbahn auch eine so freudenvolle und glückliche sein.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen