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Amperpettenbach
im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns

1895

Mit der Amperpettenbacher Kirche befasste sich auch das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben. Im Bericht heißt es:
  Architektur: "Kirche. Romanische Anlage, um 1500 umgebaut. Thurm und Sakristei aus dem 17.Jh. Einschiffig ohne Trennung von Langhaus und Chor. Drei Langjoche, das westliche länger als die folgenden und Schluss in fünf Seiten des Achtecks. Sakristei und Thurm an der Südseite. Die Wände sind durch rechteckige Pfeiler mit abgekanteten Ecken gegliedert, welche ohne Kapitell in die spitzen Schildbögen übergehen. Die Pfeiler sind zum Theil abgeschlagen. An der Vorderseite der Pfleiler Kragsteine mit winzigen Figürchen (Halbfiguren, vgl. die Schlussvignette des Bezirksamts). Netzgewölbe mit einfach hochprofilirten Rippen und runden Schlusssteinen. Auf dem westlichen Schlussstein Maria mit dem Kinde, auf dem mittleren ein Heiliger (Mönch) mit Buch, auf dem östlichen (Chorschluss) S.Martin, Bischof. Am Aeusseren südlich eine vertiefte Bogenfriesblende. Am Chorschluss Stützpfeiler.
Ausstattung: Am Choraltar das Wappen des Pfarrers Wolfgang Welsch, der laut Inschrifttafel an der Chorwand diesen Altar 1677 errichten liess. Den schönsten Schmuck des reizenden Kirchleins bildet das farbenprächtige Glasgemälde im südlichen Fenster des dreiseitigen Chorschlusses. Der Auferstandene segnet mit der erhobenen Rechten die vor ihm knieende Familie Ligsalz. Die Darstellung ist von Pilastern und einen flachen Bogen im Frührenaissancestil eingefasst; auf den Pilasterkämpfern knieen Engelchen, welche Fruchtschnüre halten. Der Hintergrund ist blau und gemustert. Der Heiland, mit rothem weit flatterndem Mantel angethan und der Siegesfahne in der Linken, ist trotz der Kleinheit des Bildes von grossartiger Wirkung. Links kniet der Ratsherr Hanns Ligsalz mit seinen drei Söhnen, worunter ein Priester, in dunkelkarmoisinrother Schaube, rechts dessen Hausfrau mit 4 Töchtern, worunter eine Nonne in Klarissinentracht, wahrscheinlich "Frau Regina Ligsalzin", später (1530-1536) Aebtissin des St.Klaraklosters am Anger zu München. Zu den Seiten die Wappenschilde der Ligsalz und Knöll. Unter dem Bilde steht: hanns.ligsalcz.katherina.knöllin.vo.Salczpurg.se.hawsfraw.anno.1516.
In der Renaissancearchitektur und auch sonst Verwandtschaft mit denjenigen Glasgemälden in der Kirche zu Gauting, die nach den Wappen ebenfalls eine Stiftung des Hanns Ligsalz und seiner Hausfrau Katharina Knöllin sind. Von demselben Meister findet sich ein Glasgemälde in Holzkirchen (Bezirksamt Bruck). Das Bild ist trefflich in den Raum komponiert. Die Köpfe sind gut durchgebildete Portraits. H. 68, br.62,5 cm.
Auf dem Altar an der Südwand bemalte Holzfigur der Maria, stehend, das Kind auf dem linken Arm, mit der Rechten den Mantel heraufziehend; das Kind nur mit schmalem Lendentuch bekleidet, hält in der Rechten die Weltkugel. Grosszügiger Faltenwurf. Ende des 15.Jh...
Auf dem nördl.Seitenaltar: S.Barbara mit Kelch und Thurm und S.Margaretha mit dem Drachen; bemalte Holzfiguren, Ende des 15.Jh...
In der Sakristei ein nicht sehr bedeutender Auferstehungschristus, dessen alter Sockel die Jahreszahl 1516 und einen Helm mit dem Stulphut als Kleinod (Bestandteil des Ligsalz'schen Wappens) zeigt; er ist also gleichwie das Glasgemälde eine Stiftung des Hanns Ligsalz. Bemalte Holzfigur. ...
In der Sakristei: Kelch mit sechsblättrigem Fuss und sechskantigem Nodus, einfach. Am Fuss: HANS ENDER 1642. Münchener Zeichen und Marke WR (Goldschmied Wolf Rieder von Esslingen, in München zünftig 1639, +1690.