Kapelle
am Kalvarienberg(Dismasberg) in ALTOMÜNSTER
Adresse:
85250 Altomünster, Zum Kalvarienberg 60
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
1589 ließ Papst Sixtus
V. die inzwischen "Heilige Stiege" genannte Treppe vom
alten Lateranpalast an ihre heutige Stelle in der Lateranbasilika
versetzen und bedachte ihre Besucher mit Ablässen.
Die Treppe durfte nicht betreten, sondern nur kniend, im Gebet,
erstiegen werden. Das gleiche gilt noch jetzt für Nachbildungen
dieser ,Heiligen Stiege", die im 17. und 18. Jahrhundert, vorwiegend
in den Klausuren bayerischer und österreichischer Frauenklöster,
u.a. bei den Birgittinnen in Altomünster (1670), angelegt wurden.
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Beschreibung
Neben vielen anderen Heilig-Land-Reliquien
soll die hl. Helena
( um 330) auch die Treppe aus dem Haus des Pilatus nach Rom
gebracht haben. Diese Treppe zählte 28 Stufen. Auf ihr soll
Jesus zum Verhör geführt worden sein.
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Heiliges Das Heilige Grab als 14. Kreuzwegstation im Antependium
des Altars
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Die Kalvarienkapelle in Altomünster
ist das einzige Gotteshaus im Landkreis Dachau, das noch eine solche "Heilige
Stiege" (Scala santa) birgt. Sie liegt auf der "Dismas-'',
später "Kalvarienberg" genannten Erhöhung zwischen
Altomünster und dem Weiler Hohenried. Die Kapelle wurde 1694
vom Birgittenorden in Altomünster errichtet, um der Bevölkerung
die Verehrung des Leidens Christi näher zu bringen. Seither werden
dort entsprechende Andachten abgehalten. Der größte Förderer
war R. Simon Hörmann, der damalige Prior von Altomünster (1669-1701),
dem die Verehrung der Passion Christi und des "Guten Schächers''
St. Dismas besondere Anliegen waren. Vor allem am Karfreitag zogen und
ziehen noch Gläubige aus verschiedenen Teilen der Pfarrei zum Kalvarienberg
hinauf.
Das Ersteigen der Treppe mit den Knien ist keine sportliche Höchstleistung.
Die Pilger knien auf jeder Treppe eine Zeitlang und beten auf jeder Stufe
für ein besonderes Anliegen. Dann wird langsam die nächste Stufe
erklommen. Andreas Spöttl, der Kaplan im Pfarrverband Tölz,
in dem es auf dem Kalvarienberg eine besonders prächtige Heilige
Stiege gibt, spricht von einer besonderen Intensität des Gebets,
von einem ganzheitlichen Beten mit Körper und Seele.
Die dicht von Linden umstandene,
im 19. Jahrhundert baulich stark veränderte Kapelle bei Altomünster
mit der Heiligen Stiege im Inneren erreicht man über eine sechsmal
abgesetzte, beiderseits von Kreuzweg-Stationssäulen flankierte
steinerne Außen-treppe.
Die 170 cm hohen Kreuzwegsäulen aus Granit erhielten im Jahr 2005
neue Bilder. Sie wurden vom Künstler Claus Hager aus Landsberg
unentgeltlich gemalt. Die ursprünglichen Bilder waren im Laufe der
Zeit so verwittert, dass sie herausgenommen werden mussten. Danach blieben
die Säulen dreißig Jahre bilderlos. "Die Zeit der toten
Augen ist vorbei" schrieb Gisela Huber in den Dachauer Nachrichten
am 18.3.2005. Die Gemälde stellen den Leidensweg Christi "auf
der Grundlage einer abendländisch-christ-lichen Farbsymbolik in moderner
Bilder- und Farbsprache dar", heißt es auf der Bildtafel, die
anlässlich der BUGA 2005 aufgestellt wurde. Der Künstler hat
jeder Station einen Begriff zugeordnet, der die Kernaussage für das
Geschehen im Bild bildet. Zwölf Stationen werden in den Säulen
dargestellt; die beiden letzten Stationen befinden sich in der Kapelle,
in die eine doppelflügelige Türe des 19.Jh. Einlass gewährt.
Die
neuen Kreuzwegbilder
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Die
Macht
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Das
Schwere
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Die Todesangst
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Die Liebe
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Das Vertrauen
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Der Trost
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Jesus wird
zum Tod
verurteilt
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Jesus trägt
sein Kreuz
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Jesus fällt
zum ersten Mal unter dem Kreuz
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Jesus begegnet
seiner heiligen Mutter
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Simon von
Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
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Veronika
trocknet
das Gesicht Jesu
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Die Einsamkeit
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Das Mitgefühl
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Die Leere
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Die Bitterkeit
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Der Schmerz
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Der Tod
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Jesus fällt
erneut unter der Last des Kreuzes
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Jesus tröstet
die Frauen von Jerusalem
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Jesus fällt
noch einmal unter der Last des Kreuzes
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Jesus werden
die Kleider vom Leib gerissen
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Jesus wird
an das Kreuz genagelt
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Jesus stirbt
am Kreuz
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Der Glaube
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Die Hoffnung
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Jesus
wird vom Kreuz genommen
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Jesus wird
ins Grab gelegt
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Beschreibung
der Kapelle
Das kleine Gotteshaus ist in zwei
Baukörper gegliedert:
- in den unteren schrägen Teil, der parallel zur Hangneigung verläuft. Die
Hl. Stiege innerhalb der Kapelle ist in drei Teile geglie-
dert (siehe Handläufe). Ursprünglich lag dieser Teil
im Freien; er wurde erst im 19.Jh überdacht und in die Kapelle einbezogen.
- in den oberen, horizontalen Teil, den eigentlichen Kapellenraum mit
dem Altar und dem Grab Jesu darunter.
Himmelfahrt
Christi |
An den Übergängen
vom Treppen-Bau zur oberen Kapelle ist ein kunstvolles, schmiedeeisernes
Gitter angebracht, das noch zum Bestand der barocken Kapelle
vor dem Jahr 1700 zählt.
Die obere Kapelle ist
mit einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überdeckt. Zwei
kleine Rundbogenfenster mit Milchglasscheiben auf der Nord-bzw.
Südseite erhellen den Kapellenraum.
An die Decke der oberen Kapelle ist ein rundes Fresko
(19.Jh.) gemalt. Es zeigt die Himmelfahrt Christi vor Maria und
den Jüngern.
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Auf dem Altar steht eine wohl schon
im 17.Jahrhundert holzgeschnitzte Kreuzigungsgruppe
mit Maria, Johannes und den beiden Schächern Gestas und Dismas.
Während sich der uneinsichtige
Räuber Gestas links von Christus abwendet, blickt Dismas den
Erlöser an. Im Gegensatz zu den meisten vergleichbaren Darstellungen
sind auch die Schächer an das Kreuz genagelt, nicht mit Stricken
daran gebunden. Die Wand hinter der Kreuzigungsgruppe ist mit einer
Landschaftsmalerei verziert. Sie soll wohl den Ausblick auf Jerusalem
darstellen.
Eine Nische unter dem Altar
birgt als vierzehnte Kreuz-wegstation ein Heiliges Grab mit dem
ruhenden, fast lebensgroßen Leichnam Christi aus der Erbauungszeit
(Ende 17.Jh), umgeben von bunten, wassergefüllten Glaskugeln,
hinter denen an den Wallfahrtstagen Öllämpchen flackern.
Zu diesem Altar hinauf führt
der mittlere Treppenlauf, die "Heilige Stiege", mit 28 hölzernen
Stufen. In deren
1., 14. und 28. Stufe waren früher Reliquien eingelas-sen.
Die Treppe ist für Kniende konstruiert; ein normales Begehen
ist nicht erwünscht und wegen der geringen Tiefe der einzelnen
Stufen allenfalls bis zur Schuhgröße 20 gefahrlos möglich.
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Vergrößerung der Altarfiguren
per Mouseklick
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Die links und rechts davon liegenden,
normal begehbaren, schmäleren Treppenläufe führen ebenfalls
in den Altarraum. Die linke Stiege dient dem Hinaufgehen, die rechte dem
Heruntergehen.
Eine Inschriftentafel
am Chorbogen besagt, dass Papst Pius Vl. (1775 -1799) all jenen,
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"die diese Stiege kniend, mit Betrachtung
des Leidens Christi abbeten, Ablässe verleiht und zwar
1) Vollkommener Ablaß, an den ersten
vier Sonntagen nach Ostern, wenn man
an einem derselben beichtet und
communicirt,
2) 100 Tage Ablaß an allen
Tagen des
Jahres, so oft man diese heilige Stiege
abbetet!'
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In der Aufklärungszeit, besonders
nach Aufhebung des Klosters Altomünster im Jahre 1803, scheint der
Zulauf zum Kalvarienberg erheblich nachgelassen zu haben; die Kapelle
geriet in Verfall. 1838 wurde sie "durch den alten Seifensieder Friedl
wieder brauchbar gemacht".
Am Karfreitag und an den Osterfeiertagen wird die das Jahr über verschlossene
Kapelle geöffnet und von den Gläubigen aus der Umgebung gern
besucht. Am Karfreitag werden die beweglichen Einrichtungsgegenstände,
die während des Jahres ausgelagert sind, in die Kapelle gebracht.
Am frühen Nachmittag
des Karfreitags sammeln sich Mitglieder der Kolping- und KAB-Gruppen
von Altomünster beim "Stemmerkreuz" und pilgern, den Rosenkranz
betend, zum Kalvarienberg.
Bald darauf folgen ihnen Wallfahrtszüge aus Ober- und Unterzeitlbach
Nach einer Andacht am Fuß des Kalvarienberges und in der Kapelle
steigt die Mehrzahl der Teilnehmer über den linken Treppenlauf
zum Altarraum, verweilt dort eine Zeit lang im Gebet, opfert in
den Stock und verlässt dann über den rechten Treppenlauf
die Kapelle. Nur einige, die wohl ein besonderes Anliegen mitbringen,
sieht man noch kniend die 28 Stufen der "Heiligen Stiege" hinaufbeten.
Bemerkenswert ist das in der
Karwoche auf einer Konsole an der rechten Wand des Altarraumes aufgestellte
holzgeschnitzte, auf einer runden Schale liegende Haupt Johannes
des Täufers.
Es stammt aus der Erbauungszeit um 1700.
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Hinweis:
Die "Johannisschüsseln" aus Ton oder Holz wurden bis zum
Ausgang des 19. Jahrhunderts in altbairischen Wallfahrtsstätten
mehrfach bei Kopfleiden geopfert. Mancherorts verbanden sich
mit diesen Johannisschüsseln auch sakra-mentale Bräuche,
indem man sie mit seinem Kopf berührte oder unter bestimmten
Gebeten seinen Hut darüber stülpte und ihn dann aufsetzte,
um von Kopfschmer-zen verschont zu bleiben. |
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Johannisschüssel-mit
abgeschlagenem Haupt des Johannes
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An der Wand neben dem
Altar hängen am Karfreitag einige kleinere Votivbilder.
Leider sind sie nicht mehr gut erhalten. |
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Die Bilder stammen aus
dem 19.Jh. |
Wer war Dismas
?
Dismasfigur
in der Kalvarienkapelle
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In der Bibel werden die Namen der
Schächer nicht genannt.
Dismas war der Legende nach
der reuige Schächer (Räuber) zur Rechten Christi,
dem bei der Kreuzigung die Verheißung zuteilwurde: "Heute
wirst du mit mir im Paradiese sein." (Lk.23, 43).
Apokryphe Legenden bringen ihn als den Räuber, der
der Heiligen Familie bei der Flucht nach Ägypten (Mt. 2, 13-15)
den Weg zeigte und sie in das Räuberhaus aufnahm. Außer
in den Kreuzigungsdarstel-lungen erscheint er unter den ersten Erlösten
der Vorhölle neben Johannes dem Täufer und Adam und Eva.
Sein Kreuz soll nach Zypern gelangt sein, wo er besonders verehrt
wird. Gedenktag: 25.März
Der uneinsichtige Schächer Gestas
zur Linken Christi hatte Jesus mit den Worten verspottet "Bist du
Christus, so hilf dir selbst und uns!" ( Lukas 23, 32-43).
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Denkmal
Die Kapelle gehört
zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-34; Zum Kalvarienberg
60; 1737; Zweite Hälfte 18. Jahrhundert, Vorbau um 1860, Treppe und Stationen
20. Jahrhundert; insgesamt 1993 erneuert" aufgeführt.
KunstFoto
Der Künstler Max van Allen hat von
Heiligen Stiege im Inneren ein schönes Foto gemacht und bei Google+
im Internet veröffentlicht. Wenn Sie
es sich anschauen möchten, klicken
Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising,
1990
Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte
des Dachauer Landes, 1991
Anton Mayr, Altoland, 1998
Ökumenisches Heiligenlexikon
Dachauer Nachrichten vom 18.3.2005
Münchner Kirchenzeitung vom 27.3.2016 (Hl.Stiege)
Liste
der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
25 Bilder: Alfred Bayer (2), Hans Schertl (23)
9.3.2022
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