zur Landkreiskarte       Ausführl.Beschreibg          Kirchen i.d.Marktgem. Altomünster


Pfarrkirche St. Stefan in HOHENZELL



Navi-Adresse: 85250 Altomünster, Pfarrer-Marz-Weg 5
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


K
urzbeschreibung
  
                                                 
Datenblatt

Die zum Bistum Augsburg gehörende Pfarrei Hohenzell, die früher zu den kleinsten und ärmsten Pfarreien in Bayern zählte, hatte bis 1960 einen eigenen Pfarrer. Seitdem wird sie vom Pfarrer von Adelzhausen mitversorgt und gehört inzwischen mit Heretshausen und Tödtenried zur Pfarreien-gemeinschaft Adelzhausen (Dekanat Aichaich-Friedberg). Der Friedberger Bote stellte im Jahr 1926 seinen Lesern den Ort mit folgenden Worten vor: "Weit drunten im Forst liegt das kleine Pfarrdorf Hohenzell, abseits vom großen Verkehr, im stillen Frieden".

Wann die erste Kirche in Hohenzell gebaut wurde, ist nicht bekannt.

Jedenfalls stand hier 1406 ein Gotteshaus, das zunächst eine Filiale der Pfarrei Alto-münster gewesen sein soll und im Jahr 1431 Pfarrkirche der neu gegründeten Pfarrei Hohenzell wurde.

Die heutige Pfarrkirche St.Stefanus ist im Wesentlichen ein Bau des 20.Jahrhundert. Nur der gotischen Chor mit den außen liegenden Stützpfeilern und dem schönem Rippengewölbe im Inneren ist älter; er stammt schon aus dem 15. Jahrhundert.


Säulenengel

Bis 1926 besaß die Kirche noch ein Langhaus romanischen Ursprungs. Dazu gehörten auch ein kleiner zweigeschossiger, spitzer Turm über dem Kirchenschiff und die 1840 erbaute Sakristei. 1926 war aber das Kirchenschiff ruinös. Da eine Sanierung nicht mehr möglich war, wurde es abgerissen und neu aufgebaut, um zwei Meter breiter und sechs Meter länger als der alte Bau.

Der 28 m hohe Turm mit dem achteckigen Aufbau und der barock wirkenden Zwiebelkuppel wurde ein Jahr nach dem Kirchenbau, im Jahr 1927, innerhalb von 2 Monaten errichtet.
Im Turm hängen vier Glocken, von denen die zweitkleinste aus dem Jahr 1927, die übrigen aus dem Jahr 1948 stammen.

Innenausstattung

Der noch aus der Barockzeit stammende Hochaltar ist, so schrieb 1926 das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, "ein charakteristisches Beispiel von sehr beachtenswerter Volkskunst aus dem Anfang des 18.Jahrhunderts". Deshalb hat man ihn beim Neubau 1926/27 nicht entfernt, sondern wieder restauriert.
- Der Altarauszug, ein Bild von Maria mit dem Kinde, ist eine Ergänzung von 1927.
- Mittelpunkt des Altars ist die Figur des Kirchenpatrons, des hl. Stephanus. Er ist in ein goldenes Diakonsgewand gekleidet
   und hält eine Märtyrerpalme und eine Bibel in den Händen.
- Die Assistenzfiguren aus dem 17.Jh. stellen Papst Sixtus II. (im Papstornat mit Tiara und Papstkreuz) sowie
   den hl. Bischof Maximilian (mit Mitra und Bischofsstab), ein Zeitgenosse von Sixtus II., dar.

Hinter dem Altar versteckt steht ein reich verzierter Beichtstuhl mit Schnitzerei über dem Priestersitz: einer Petrusfigur und einer Rosenblüte. Petrus hält die Schlüssel zum Lösen der Schuld bereit. Die Rose galt früher als Symbol der Verschwiegenheit.

Besonders prächtig sind die Stuckverzierungen am Chorbogen, die die drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe symbolisieren.

Die Seitenaltäre sind ebenfalls barock. Die Halbplastiken in den Mittelnische stammen aber aus jüngerer Zeit. Diese Plastiken zeigen auf dem
- linken Altar: Maria Heimsuchung (Maria bei ihrer Base Elisabeth) und im Auszug einen Christus auf der Rast,
- rechten Altar: Jesus mit dem Apostel Thomas, der an den Wundmalen zweifelt und im Auszug St.Stephanus mit Steinen in
   der Hand
In den Antependien sind Silberreliefs mit Opfer-Themen aus dem Alten Testament angebracht: Opfer des Melchisedek und Opfer Abrahams.

Die Langhausdecke ist mit Gemälden der Künstler Oswald Völkel und Wilhelm Lessig geschmückt. Sie haben die Diakonatsweihe und die Steinigung des hl. Stephanus zum Inhalt.

FensterSeitenaltäreChoraltarSeitenaltäreKirchenbänkeKanzelFensterChorgestühl
per Mouseklick zu den Beschreibungen

Die Kanzel auf der linken Seite zeigt Plastiken der vier Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Papst Gregor I. und Hieronymus).
An der Kanzeltreppe geschnitzte Symbole der vier Evangelisten. Auf dem Schalldeckel thront die Figur des Erzengels Michael mit der Seelenwaage.

Eine Besonderheit ist das 2,5 Quadratmeter große Totentanzgemälde aus dem 18. Jh., das an der Rückwand des Kirchenschiffs hängt. Es ist auf Holzuntergrund gemalt. Der Künstler ist leider nicht bekannt. Das Gemälde besteht aus sechs Einzelbildern, die durch gemalte Ornamentrahmen im Stil des Rokoko getrennt sind.

Seit 1992 besitzt die Pfarrkirche eine neue Orgel mit insgesamt 17 Registern und 2 Manualen; sie wurde von Maximilian Offner aus Kissing erbaut.


Die Figuren- und Bilderausstattung spiegelt die Beliebtheit von Heiligen in der bäuerlichen Bevölkerung wider.

-St.Barbara (mit Turm) -St.Johannes d.Täufer -St.Maximilian -St.Sebastian
-St.Leonhard -St. Antonius von Padua -St.Maria ("Schöne Madonna") -St.Stephanus (Choraltar)
-Maria Magdalena -St.Josef 1 sowie Josef 2 -St.Maria (Choraltar) -St.Stephanus (gotische Figur)
-St.Anna - St.Sixtus II -St.Maria (Mater dolorosa) -St.Stephanus (Deckengemälde)
-St. Elisabeth - St.Petrus -St.Michael auf Kanzel -St.Stephanus (Altarauszug)
-St. Ambrosius -St.Augustinus -St.Leonhard -St.Thomas
-St. Hieronymus -St. Gregor I. hl.Papst

2021 hat man auf dem Dachboden der Kirche die Einzelteile eines Heiligen Grabes gefunden, das früher am Karfreitag in der Kirche aufgebaut wurde. Man stellte es probeweise in einer Scheune auf und war überrascht, welch eindrucksvolles Bild sich bot.

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster 39) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-42; Pfarrer-Marz-Weg 5; Einschiffiger Bau mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor, im nördlichen Winkel Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Chor 15. Jahrhundert, Langhaus 1926, Turm 1927; mit Ausstattung" aufgeführt.

  
Was noch interessiert...

Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarreiengemeinschaft Adelzhausen. Klicken Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken der Pfarrkirche gibt es Audioaufnahmen im Internet. Wenn Sie es hören möchten, klicken Sie hier

 


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

 Geschichte:  Geschichte der Kirche  Beschreibung 1895 Neuer Kirchebau 1926  
     Baudenkmal  Renovierungen  Pfarrei
 Ausstattung:  Apostelleuchter  Baubeschreibung  Beichtstuhl  Choraltar      Chorbogen
 Chorgestühl  Deckengemälde  Empore  Ewig-Licht-Ampel
   Epitaphe         Fenster  Figuren im Chor  Figuren im Schiff
 Heiliges Grab  Kanzel  Kanzelkreuz  Kirchenbänke
 Datenblatt  Kommunionbank  Kreuzwegbilder  Krippe  Orgel
   Pfarrhaus  Seitenaltäre  Tabernakel  Taufstein
 Totentanz  Turm  Vortragekreuze  Vorhalle
   Weihwasserkessel  Zelebrationsaltar    Gottesdienste

Die Ortschaft Hohenzell wurde 1260 erstmals unter der Bezeichnung Hochencella erwähnt.
Im Jahr 1555 nannte man sie in Urkunden Hochenzell, 1577 Hochentzell und 1663 Hochezell.

Doch Hohenzell dürfte sehr viel älter sein. Man geht davon aus, dass der hochgelegene Klosterhof einer jener zwölf "Zell"-Orte ist, die vom 8. bis zum 10.Jh von Altomünster aus angelegt wurden. Später gehörte ein Teil des Ortes landgerichtlich zum Pflegamt Aichach; der andere Teil mit Grundbarkeit und Niedergericht zur Hofmark Eisenhofen (im Landgericht Dachau).   23)


Hohenzell auf der Landkarte Electoratus Bavariae Tabula Chorographica von 1663


Pfarrei Hohenzell

Den frühesten Hinweis auf die Pfarrei liefert uns eine lateinische Urkunde aus dem Jahr 1431. Darin weist der Augsburger Generalvikar den Dekan zu Hollenbach an, den neuen Pfarrherrn von Hohenzell Johannes Fabri in sein Amt einzuführen. Nach Stefan Schleipfer 38) deuten Umstände darauf hin, dass Joh.Fabri der ersten Pfarrer von Hohenzell war.

Kirchenpatronat
Fabri war 1431 vom damaligen Patronatsherr Leonhard Saller aus dem Adelsgeschlecht der Saller (dem Besitzer der Hofmark Meilenhofen bei Mainburg) vorgeschlagen worden.
Weitere Patronatsherren waren: 38)
  Konrad Saller (bis 1463)
Leonhard Saller (ab 1463)
Sebastian Saller (bis 1523)
Dr.Leonhard Eck (1523-1550)
Oswald Eck (1550-1566)
Brüder Paul, Hans und Christoph von Furtenbach (ab 1566)
Vettern Johann und Bonaventura von Furtenbach ( bis 1622)
Fürstbischof Veit Adam Frhr. von Gebeckh (ab 1622)
des Weiteren die Fürstbischöfe von Freising (bis 1803).

Zum Kirchenpatronat im 19.Jh. schrieb der Historiker Anton von Steichele folgendes:   23)
  "Auch das Kirchenpatronat von Hohenzell besaßen, soweit die Nachrichten zurückreichen, die Hofmarksherren von Eisenhofen. Als diese Hofmarke im Jahr 1622 vom Hochstifte Freising gekauft wude, gelangte dieses Patronat-Recht an die Bischöfe von Freising, welche nun bis zur Säcularisation auf die Pfarrei Hohenzell präsentirten. Von diesem Zeitpunkte an übte der Landesherr von Baiern jenes Patronat aus, und durch Übereinkommen zwischen dem Könige und dem Erzbischofe von München und Freising über das Besetzungsrecht bei sämmtlichen ehemals Eisenhofen'schen Pfarreien wurde laut kgl. Entschließung vom 11.März 1854 die Pfarrei Hohenzell bleibend dem königlichen Patronate zugewiesen (siehe Band 2, 228, Anmerkung 2)."

Seelsorge
Von spätestens 1431 bis ins Jahr 1955/1960 hatte Hohenzell einen eigenen Pfarrer. Seitdem wird die Pfarrei vom Pfarrer von Adelzhausen und den Patres aus dem Palottiheim Friedberg seelsorgerisch betreut.  Hohenzell gehört zum Dekanat Aichach-Friedberg und zum Bistum Augsburg.

Umfang der Pfarrei
Ursprünglich umfasste die Pfarrei nur den Ort Hohenzell; sie war damit eine der kleinsten und ärmsten Pfarreien in Bayern.
Um sie auf wirtschaftlich gesündere Füße zu stellen,
— wurde am 23. Mai 1807 Irchenbrunn, das bisher zur Filiale Kiemertshofen der Pfarrei Tödtenried gehört hatte, nach Hohenzell     umgepfarrt
— am 13. Januar 1918 kam auch das inzwischen auf vier Häuser angewachsene Lichtenberg von der Pfarrei Tödtenried dazu
— zur Pfarrei Hohenzel gehört auch der 1817 entstandene Weiler Freistetten.


1847 lebten in der Pfarrei 254 Gläubige, 01)

1867 waren es schon 298 Gläubige (Freistetten 11, Irchenbrunn 81, Übelmanna 29, Hohenzell 177). 02)

Messenstiftungen gab es 1864 lt. Steichele folgende:  23)
a. einzeln gestiftete Jahrtage: 10
b. Wochenmesse für ein "Gütlein zu Lechhausen", das im 16.Jh. angeblich durch Stiftung von Kunrat Schüttgabler, Wirth
    zu Odeltshausen in das Eigentum der Pfarrei kam und jährlich 13 Gulden Erlös abwarf. Zunächst waren 52 Wochenmessen
    für Schüttgabler vereinbart. Später erschien aber der Betrag von 13 Gulden als Entgelt als zu gering. Das Ordinariat
    reduzierte die Zahl der Messen deshalb im Jahr 1778 auf 36 und im Jahr 1814 auf 20 Messen. 1848 fielen die 13 Gulden weg.
    So wurde nur noch nur eine Wochenmesse gehalten.
c. aus dem Nachlasse des Pfarrers Thomas Kropf (Kopf) zu Hohenzell, gest. 1803, erhielt die als Haupt-Erbe eingesetzte
    Pfarrpfründe Hohenzell 1079 Gulden, wofür jährlich 32 Messen gelesen wurden.

übrigens:
das Einkommen des Pfarrers 1864 betrug 734 Gulden (das war nur etwas mehr als die Hälfte des Hilgertshausener Pfarrers.
Die Berechnung dieser Dotation können Sie hier nachlesen...

Geschichte der Kirche

Frühere Kirche
Die Pfarrkirche St.Stefanus ist im Wesentlichen ein Bau des 20.Jahrhunderts. Nur der gotischen Chorraum/Altarraum mit den dekorativen Stützpfeilern außen sowie dem schönen Rippengewölbe innen ist älter. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert, also aus spätgotischer Zeit. Bis 1926 besaß die Kirche ein Langhaus, das sogar romanischen Ursprungs war. Dazu gehörte noch ein kleiner zweigeschossiger, spitzer Turm über dem Kirchenschiff und die 1840 erbaute Sakristei.

Eine Kirche in Hohenzell wurde erstmals im Jahr 1406, 25 Jahre vor der Pfarrei, erwähnt.
Die Stiftungsurkunde des Frühmessbenefiziums Odelzhausen berichtet davon,
  "dass der Adelige Görg der Eisenhofer auf dem Lampertusaltar in Odelzhausen ein Frühmessbenefizium stiftete und ihm als Stiftungsgut mehrere bäuerliche Anwesen der Umgebung schenkte. Darunter befanden sich auch ein ganzer Hof (Nr. 15 Hauserbauer), zwei Huben (halbe Höfe) und eine Hofstatt (Anwesen ohne Äcker und Wiesen) in Hohenzell. Eine dieser Huben (Nr. 4 Koaser oder Nr. 3 Schneiderbaur) hatte eine jährliche Gilt von drei Metzen Hanf an St. Stephanus in Hohenzell abzugeben", berichtet Dr.Schleipfer 38)
Damals soll die Kirche St.Stephanus eine Filiale der Pfarrei Altomünster (Fürstbistum Freising) gewesen sein. Dies ist jedenfalls der späteren Pfarrbeschreibung von 1579 zu entnehmen. Warum die Pfarrei Hohenzell im Gebiets des Bistums Augsburg gegründet wurde, ist nicht bekannt. 38)

Apiankarte 1568

Kartograph Philipp Apian hat in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die Kirche von Hohenzell unter der Bezeichnung "Hochnzell" dargestellt (siehe Landkarte rechts). Damals besaß die Kirche noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen"


Apian-Karte von 1568
(jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589. 17)


Aus dem 18.Jh ist aus Kirchenrechnungen bekannt, dass der Kistler Ezechiel Loderer aus Tödtenried 06) bei einer Innenrenovierung mitgewirkt hat (1751): "Kruzifix ausgeputzt, eine Krone gemacht, vier Altäre ausgeputzt und geziert um 6 fl. 18 kr."

1.Koalitionskrieg 1796
Im August 1796 fielen die französischen Revolutionstruppen unter den Generälen Moreau und Jourdan in Oberbayern ein und zogen auch durch Hohenzell. Dort plünderten sie u.a. die Kirche und das Pfarrhaus. Pfarrer Joh. Thomas Kopf erstellte ein Verzeichnis mit dem geraubten Kirchen- und Pfarrgut, wie Prof.Dr.Liebhart in einem Aufsatz über den Krieg schrieb 29) :

In der Kirche hatten die französischen Truppen den Tabernakel aufgebrochen, das Ciborium gestohlen und die Hostien auf dem Boden verstreut. Von der Messingmonstranz hatten sie die Silberverzierungen abgerissen. Auch den Baldachin aus rotem Samt nahmen sie mit. Gesamtschaden: 14 Gulden.

Im Pfarrhof stahlen die Soldaten Kleidung, Stoffe, Lebensmittel, Tiere, Hausrat und Geld.
Auf der Liste standen:
-
Kleidung:  Röcke, Westen, Beinkleider, Strümpfe, Hauben, Schuhe, Stiefel, Schnallen, Gamaschen und 12 gute Hemden
-
Stoffe:     Leinwandvorrat von 190 Ellen, Tischtücher, Stoffservietten und Betttücher
-
Haushalt: Kerzen, Seifen, Schmalz, Teegeschirr aus Zinn, Zinnteller, Zinnkrüge, ein Kupferkessel, zinnerne und
              silberne Löffel, Tischmesser und ein silberner Rosenkranz.
-
Vorratskammer: acht Pfund geselchtes Fleisch, ein Scheffel gemahlener Roggen, ein Scheffel Fesen, 120 Eier und
                      acht Pfund Leinöl.
-
Tiere:           sieben Schafe, ein einjähriges Kalb, Enten und Hühner.
-
Barvermögen: Pfarrer 22 Gulden, der Köchin 25 Gulden, Mündelgelder 6 Gulden.

Dennoch, so schreibt Prof.Liebhart, "ging es doch wohl glimpflich ab, in Nachbarpfarreien wurde mehr zerstört und auch vergewaltigt. Der Pfarrer von Paar bei Friedberg beschrieb die Franzosen als 'heißhungrige Wölfe', die alles mit sich nahmen, ob sie es brauchten oder nicht".


Pfarrbeschreibung 1864   23)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler Anton von Steichele ein kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg", das auch die Grundlage für die geschichtlichen Daten der Kirche Hohenzell bildet.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut
Domvikar u. Dompropst und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Friedberg, zu dem Hohenzell damals gehörte.
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising. Er ist in der Frauenkirche München begraben.
Wenn Sie die Pfarrbeschreibung lesen möchten klicken Sie hier ...


Beschreibung 1895 21)
Die Pfarrkirche St.Stephanus in Hohenzell ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Aichacher Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Hier wird noch die alte Kirche beschrieben, die 1926 abgetragen wurde.
Kirche.
Erbaut im 15. Jahrhundert. Im 18. theilweise verändert.
Das Langhaus ist flachgedeckt, der eingezogene Chor hat ein Langjoch und Schluss in fünf Achtecksseiten.
Sakristei an der Südseite des Chores.
Thurm westlich eingebaut.

Vorhalle nördlich.

Die Wände des Chores sind glatt. Er hat wohlgebildete stemförmige Netzgewölbe, deren hohlprofilirte Rippen von Wappenschilden getragen werden. Runde Schlusssteine.
Am Aeusseren des Chores Strebepfeiler.
Auf dem Hochaltar zwei bemalte Holzfiguren vom Ende des 15. Jahrhunderts;
1. S. Stephanus, auf dem 1. Arm der Mantel, darin die Steine liegen, in der R. Palme. H. ca. 70 cm.
  R. Sebastian, die L über dem Kopf an einen Pfahl gebunden, die R. hängt herunter. Ein Mantel bedeckt Rücken und 1. Bein. H. mit dem Pfahl 80 cm.
An der Südwand bemalte Holzfigur, S. Andreas, die R. halt das Kreuz, das an der 1. Seite steht, der 1. Arm hängt darüber herunter und hält das Buch, um 1500. H. 93 cm.


Neue Kirche 1926
26)

Planung
Schon 1864 war die Kirche zu Hohenzell ist klein. Anton von Steichele schrieb damals:
       "Das Kirchenschiff scheint noch romanisch zu sein unter vielfacher späterer Veränderung; der gothische Chor mit schönem
        Netzgewölbe wurde wahrscheinlich in späterer Erweiterung vorgebaut; im Kuppelthurme, der auf dem Westgiebel der
        Kirche aufsitzt, hängen drei Glocken." 23)

Um die Jahrhundertwende befand sich die Kirche in einem "erbärmlichen Zustand": Die Decke war von Rissen durchzogen, zum Teil hohl und absturzgefährdet. Die Westwand, auf der der Turm aufsetzte, neigte sich bereits

Deshalb plante man schon in den ersten Jahren des 20.Jh. den Bau einer neuen Kirche. Jahrelang wurde fleißig Geld für einen Neubau gesammelt. Pfarrer Bartholomäus Sedlmayr (im Amt 1915-1925) 31) hatte bereits 109.000 Mark auf das Baukonto beim örtlichen Darlehenskassenverein eingezahlt. Doch die Inflation 1923 machte zunächst alles zunichte. 

1926 kam ein neuer Pfarrer, der 37jährige Georg Marz, der trotz aller Widrigkeiten den Neubau in Angriff nahm. Mit seiner freundlichen und gewinnenden Art überzeugte er die Pfarrgemeinde, den Kirchenbau als Gemeinschaftsaufgabe durchzuführen. Eine Haussammlung brachte 4.500 Mark. 2000 Mark steuerte das Ordinariat Augsburg dazu.

Kirchenbau
Unter Leitung von Architekt Josef Elsner aus München und unter Mithilfe der Bevölkerung wurde ab 1.Juli 1926 das alte Kirchenschiff abgebrochen. Der schon am 20.Juli gelegte Grundstein enthält eine Urkunde, die Auskunft über den Kirchenbau gibt. Mehr dazu finden Sie hier...

Danach hat man den Boden um 1 Meter tiefer gelegt und innerhalb von drei Monaten die Mauern um 2 Meter breiter und 6 Meter länger als die alten wieder aufgebaut. Der gotische Chor blieb erhalten, wurde aber neu unterfangen und entfeuchtet. Auch den Chorbogen brach man ab und errichtete ihn mit größerer Öffnung neu, obwohl das Denkmalpflegeamt dagegen Einspruch eingelegt hatte. 26)

Ein Chronist schrieb damals: "Unter der Pfarrgemeinde herrschte ein Eifer und Einmütigkeit, wie man sie schöner nicht denken kann." Um die Beauftragung der Baufirma Theobald Brunetti aus Odelzhausen gab es Ärger. Stefan Schleipfer schreibt dazu: 26)

  "Die bei der Ausschreibung unterlegene Firma Schall aus Altomünster versuchte nachträglich, die Entscheidung anzufechten und schaltete dazu die Presse (Aichacher Kurier) und den Baugewerbeverband ein. Sie warf der der Kirchenverwaltung Hohenzell 'undeutsches Wesen' vor, da ein Italiener den Auftrag erhalten habe, obwohl es doch so viel Arbeitslosigkeit unter den deutschen Firmen gebe."
Doch Hohenzell blieb bei der Entscheidung für Brunetti, weil die Firma "die billigste und die beste" war, sagte Pfarrer Marz.

Am 24. Oktober 1926  konnte Weihbischof Dr. Carolosus Reth aus Augsburg die feierliche Einweihung vornehmen. An der Feier nahmen zahlreiche Geistliche und Politiker teil. Der Kirchenchor aus Lenzfried im Allgau, der früheren Wirkungsstätte von Pfarrer Marz, umrahmte das Fest musikalisch.

Der Turm wurde im folgenden Jahr innerhalb von 2 Monaten errichtet und mit 4 Glocken ausgestattet.

Die Innenausstattung (Kommunionbank, Chorstühle, Kanzel, Kreuzwegstationen) und die Deckengemälde wurden 1929 fertiggestellt.

Renovierungen
- 1751        Innenrenovierung durch Ezechiel Loderer 06)
- 1870

- 1956
- 1975/77 wurden Kirche und Kirchturm außen renoviert, die Dacheindeckung erneuert und eine Innenrenovierung
                durchgeführt. Anschließend beging man den 50jährige Gedenktag des Kirchenschiffbaues mit einem Festgottesdienst
                (Weihbischof Rudolf Schmid) und großen Feierlichkeiten.
- 2008/09 außen
- 2017/18 wurde der Eingangsbereich umgestaltet. Die bisherige lange Treppe wurde abgetragen und die neue Treppe
                mit einem 90-Gradwinkel etwas nördlicher errichtet. Auch die Vorhalle wurde saniert. Kosten: Teppe 30.000 Euro,
                Vorhalle 10.000 Euro. Die Pfarrei hatte davon rd. 25.000 Euro zu tragen. 24)

Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.

1852: Gemeinde Hohenzell mit 83 Familien und 357 Einwohnern
1876: Gemeinde Hohenzell (mit 398 Einwohnern) in 7 Gemeindeteilen: Freistetten (9), Hohenzell (197), Irchenbrunn (71),
          Lichtenberg (10), Plixenried (70), Rametsried (10), Übelmanna (31).
          Insgesamt 165 Gebäude, davon 85 Wohngebäude, 73 Pferde, 521 Rinder, 184 Schafe, 94 Schweine, 8 Ziegen. 22)

1933: Gemeinde mit   452 Einwohnern 18)

1939: Gemeinde mit   433 Einwohnern 18)


Baubeschreibung der Kirche

Die Kirche besitzt noch einen gotischen Chor (15.Jh) mit außenliegenden Stützpfeilern und einem schönem Rippengewölbe im Inneren. 
 Unter den beiden Fenstern neben dem Choraltar sind große Nischen in die Mauer eingelassen, in denen heute Figuren stehen.
Das Langhaus/Kirchenschiff ist -wie erwähnt- ein Bau aus dem Jahr 1926.

Turm
Der Turm wurde erst ein Jahr nach dem Kirchenschiff errichtet. Mit seinem Bau begann man am 1.9.1927 und nicht einmal zwei Monate später konnte man das 3 m hohe, 75 kg schwere und schwarz/blau gestrichene Kreuz auf die Turmspitze setzen. 27)

Der Turm besitzt in der unteren Hälfte einen quadratischen Grundriss, der obere Teil ist achteckig und mit einer barocken Zwiebel aus Kupfer bedeckt. Zusammen mit dem goldenen Turmknauf und dem Kreuz misst er 28 Meter.


Turmzwiebel
Früher saß auf der Westmauer ein relativ großer Dachreiter, mit vierseitigem Unterteil, einem achtseitigen Aufsatz und einer abschließenden Pyramidenspitze.
Die erste Nachricht vom Turm stammt aus dem Jahr 1670, als man den "ganntz schadhaffte" Turm ausbessern musste. Schon bald danach, um 1700, errichtete die Pfarrei einen neuen Dachreiter, der durch zinslose (Zwangs) Darlehen umliegender Kirchen finanziert wurde. 37)

1782 stellte man fest, dass die Kirchenmauer und der darauf sitzende Dachreiter einsturzgefährdet waren.
Kurz darauf zerbrach der Glockenstuhl und eine Glocke stürzte herab.

 

Hinweis: Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme. Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 12)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken Sie hier...

Glocken  27), 37)
Im Turm hängen vier Glocken. Eine wurde im Jahr 1927 von den Brüdern Ulrich in Kempten, die übrigen drei 1948 von Karl Czudnochowsky in Erding gegossen. Da nach dem 2.Weltkrieg das Metall Zinn knapp und bei uns kaum zu bekommen war, fertigte Czudnochowsky (als einziger Glockengießer) die Glocken aus Euphon, einer Kupfer-Zink-Legierung ohne Zinn. Euphon-Glocken sollen, wie in verschiedenen Gutachten festgestellt wird, schöner, klangvoller und lauter ertönen als Glocken in Bronze. Auch sollen sie unzerbrechlich und nicht mehr kriegsgefährdet sein.

Patronat
Gewicht
Ton
Jahr
Gießerei
Inschriften
Finanziert von
St.Kreszentia    
325 kg
b
1927
Ulrich, Kempten "Mir genügt, wie Gott es fügt" Geschwister Holzmüller
St. Stephanus
1000 kg
1948
Czudnochowsky,Erding Gemeinde Hohenzell
Maria Königin d.Friedens
550 kg
1948
- " -
Lorenz Trischberger
St.Joseph  
250 kg
1948
- " -
Joh.Greppmeier, Gastwirt

Ostern 1961 erhielt die Kirche ein elektrisches Geläute, d.h. die Glocken werden von Motoren bewegt und automatisch (seit 2017 elektronisch) gesteuert.

Vom Glockengeläute gibt es Audioaufnahmen im Internet; 20) wenn Sie es hören möchten, klicken Sie hier...


 


Über die früheren Glocken hat
Dr. Stefan Schleipfer in seinem Aufsatz "Die Glocken der Pfarrkirche Hohenzell - Ihre Geschichte seit dem 17. Jahrhundert" ausführlich berichtet. Der Aufsatz ist im Aichacher Heimatblatt, (71.Jahrgang-Nr.5, vom Sept. 2023) erschienen. 37)
Eine statistische Zusammenfassung des Berichts können Sie hier auf dieser Internetseite weiter unten lesen...

Die Turmuhr wurde im Dezember 1927 angebracht. 26) Sie wurde bis 1961 von einer mechanischen Uhr im Glockenhaus gesteuert. 1961 wurde eine elektronische Steuerung eingerichtet. Im Gegensatz zu den Glocken, die der Pfarrkirchenstiftung gehören, ist die Kirchenuhr Eigentum der politischen Gemeinde. 37)


An der Nordseite der Kirche hängt ein großes Kruzifix. Die Kreuzbalkenenden haben die Form eines Dreipasses. Diese Zierform stammt ursprünglich aus der Gotik, wurde in der Zeit des Historismus als neugotisches Element mit großer Begeisterung wieder verwendet und blieb beliebt zur Mitte des 20.Jh.
Das Kruzifix wird von einer eleganten Blechabdeckung vor den Unbilden der Witterung geschützt. Das Kruzifix wurde anlässlich der Volksmission von 1952 angebracht. 27)

 

Innenausstattung

Die Innenausstattung wurde großenteils von der barock ausgestatteten Vorgängerkirche übernommen.


Fenster

Zwei Fenster im Altarraum sind mit Ornament-Glasmalereien und Medaillon-Bildern geschmückt. Dargestellt sind:
— im linken Fenster St.Josef mit dem Jesuskind und einer Lilie in der Hand,
— im rechten Fenster St. Anna mit ihrer Tochter Maria auf dem Arm.
  Hinweis:
Anna war nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Mutter von Maria und somit die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna, der Mutter des Propheten Samuel (1. Samuel 1-2), soll sie erst nach zwanzigjähriger kinderloser Ehe ihr Kind Maria geboren haben. Deshalb wird sie in der Kunst als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch dargestellt.


Fenstergemälde

Fenstergemälde

Einige Fenster im Kirchenschiff sind nur im oberen Teil mit Glasgemälden verziert. Es handelt sich hier um neobarocke Formen, insbesondere um Akanthusgirlanden.

Die Fenster wurden von der Hofglasmalerei Georg Schneider aus Regensburg eingebaut (sign).



Hochaltar / Choraltar

Der noch aus der Barockzeit stammende Hochaltar wurde im Winter 1926/27 renoviert und leicht verändert. Dabei stand anfangs gar nicht fest, ob der stark heruntergekommene Altar noch renoviert werden konnte. Aber die Kunstexperten vom Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns rieten dazu. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege schrieb sogar: "Dieser Hochaltar ist ein charakteristisches Beispiel von sehr beachtenswerter Volkskunst aus dem Anfang des 18.Jahrhunderts. Gerade für die Gegend von Dachau und Altomünster ist dieses Stück äußerst interessant". 27)

Die folgende Renovierung durch den Kaufbeurer Maler und Vergolder Johann Futterknecht und durch den Bildhauer Josef Eiba aus Irchenbrunn finanzierte der frühere Hohenzeller Pfarrer Alfons Kapfhammer (1903-1914) 26).
Das Retabel (Altaraufbau) wird von vier gewendelten blau-gold gefassten Säulen gestützt.
Hinweis: Diese Säulen haben nicht nur statische Aufgaben; sie sind auch Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde. Deshalb sind Säulenretabel eine beliebte Bauform.


Altarauszug
Auf dem Gesims sitzt zwischen hohen Ziervasen mit Blattwerk der Altarauszug. Er ist von einem Segmentgiebel nach oben abgeschlossen.
Im Auszug befinden sich seit 1927 die Halbfiguren von Maria mit dem Kind. Maria hält ein Zepter, das Jesuskind einen Reichsapfel in der Hand. Diese Figurengruppe stammt aus einem Bauernhaus; sie ist ein Geschenk von Maurermeister Brunetti.
27)


Maria mit dem Kind

Hinweis: Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel ist seit 1191 Teil der königlichen Insignien und symboli-siert den von Gott verliehenen Herrschaftsanspruch. Gleiches gilt auch für den Apfel in der Hand des Jesuskindes. Hier kommt aber die weitere Bedeutung des Apfels als Paradiesapfel und Sinnbild für den Sündenfall hinzu: Jesus weist den Betrachter darauf hin, dass er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet.
Mittelteil

In der Mittelnische des Altars steht die Figur des Kirchenpatrons, des hl. Stephanus. Er ist in ein goldenes Diakonsgewand (kurze Ärmel, seitlich geschlitzt) gekleidet und hält eine Märtyrerpalme und eine Bibel in den Händen. Die Steine fehlen.

Hinweis: Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung auch für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren.


St.Stephanus
Sie hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten.

Durch seine Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte wiedergegebene Rede belegt, dass Stephanus noch vor Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete. Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und gesteinigt.

Assistenzfiguren
Die Assistenzfiguren neben den Säulen stellen Papst Sixtus II. sowie der hl. Bischof Maximilian vom Pongau dar.

Nach dem Verzeichnis der Kunstdenkmäler in Bayern von 1895 stammen die Figuren aus dem 17.Jh. 21)


Papst Sixtus II.

Hinweise: Sixtus II. wurde 257 Bischof von Rom. Er fiel den Verfolgungen unter Kaiser Valerian zum Opfer. Sixtus und wurde am 6. August 258 zusammen mit vier Diakonen, darunter Laurentius, beim Gottesdienst in den Calixtus-Katakomben verhaftet, sofort enthauptet und von den Christen in der Papstgruft bestattet. Die Legende lässt Sixtus die Kirchenschätze kurz vor der Beschlagnahmung durch den Kaiser seinem liebsten Schüler und Diakon Laurentius anvertrauen, damit der sie unter die Armen verteile. Festtag: 7.August
Der in den Kirchen nur selten dargestellte hl.Maximilian war nach der Überlieferung der Sohn reicher Eltern. Nach deren Tod verteilte er seinen Besitz zum Teil an die Sklaven seines Anwesens, denen er auch die Freiheit schenkte, und zum Teil an Arme. Maximilian pilgerte nach Rom, von wo er durch Papst Sixtus II. 257 als Glaubensbote in seine Heimat Noricum zurückgeschickt wurde. Dort war er 20 Jahre lang als Wanderbischof und Bischof von Lorch an der Enns tätig. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Numerianus (283 bis 284) wurde er als Märtyrer enthauptet. Im Landkreis Dachau ist eine weitere Maximiliansfigur nur in der Kapelle im nahen Radenzhofen zu finden. Festtag: 12.Oktober

 


St.Maximilian

Tabernakel

Der Drehtabernakel ist weiß und golden gefasst. Leuchterengel flankieren die Nische, in der das Jesusmonogramm IHS zu sehen ist. Auf dem vorderen Drehteller steht ein Kruzifix mit ver-goldeten Kreuzbalken und weißem Corpus.

Früher war über dem Tabernakel ein großes Auge im Dreieck angebracht, umgeben von einem Strahlenkranz.

Tabernakel
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die eben-falls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten
  sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.

 

Beichtstuhl

Hinter dem Altar versteckt steht ein reich verzierter Beichtstuhl mit zwei Besucherabteilen. Interessant ist die Schnitzerei über dem Priestersitz: Es handelt sich um eine Halbfigur des Apostels Petrus umrahmt von Akanthusblättern und Blüten.


St.Petrus
am Beichtstuhl

Der Apostelfürst hält in seinen Händen zwei Schlüssel. Diese sog.Himmelsschlüssel repräsen-tieren in der christlichen Symbolik die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht zum Lösen, also zur Sündenvergebung, wurde später auf die Jünger und den Klerus übertragen.
Ein Teil der Blüten in der Umrahmung sind Rosen (s.Bild rechts). In der Antike war man der Ansicht, dass Rosen die Wirkung des Weines abschwächten und den Trinker davor bewahrten, Geheimnisse zu verraten. Die Rose galt deshalb als Symbol der Verschwiegenheit. Der latei-nische Begriff "sub rosa" (unter der Rose) bedeutete: unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Deshalb ist die Rose ein beliebte Verzierung an Beichtstühlen.


Rosen am
Beichtstuhl
Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände.


Beichtstuhl

Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche.


Chorgestühl



Chorgestühl

Am dunklen Chorgestühl sind prächtige Metallverzierungen mit Akanthusmustern angebracht.
An diesen Bänken stehen auch die Stangen mit den Prozessionsengeln. Solche Prozes-sionsstangen bzw. Prozessionsstäbe wurden bis zur Mitte des 20.Jh.bei Prozessionen mitgeführt. Dies galt insbesondere für die Fronleichnamsprozessionen, bei denen sie als Begleitung des sog. Himmels über der Monstranz der Verehrung des Allerheiligsten dienten.
 
Prozessionsengel


Weitere Figuren im Altarraum

An der Chorwand stehen zwei Figuren auf hohen, mit Engelsköpfen verzierten Podesten: 
Links die spätgotische Figur des hl. Stephanus. Sie könnte vor der Barockisierung der Kirche Mittelpunkt des (damals gotischen) Hochaltars gewesen sein.


St.Stephanus

St.Sebastian
Rechts eine Figur des hl. Sebastian. Bekleidet ist er mit einem langen vergoldeten Mantel, der den Blick auf den Körper mit den darin steckenden Pfeilen freigibt.
  Hinweis: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Festtag: 20.Januar

In der Nische rechts neben dem Altar steht die Figur einer Hände ringenden Frau, der das Leid, das sie ertragen muss, deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
Nach der Art der Darstellung dürfte es sich um ein Bildnis der hl. Maria Magdalena handeln. Attribute, die eine sichere Bestimmung zuließen, fehlen.


Magdalena
Hinweis: Maria Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu und war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung. Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt, die Jesus die Füße salbte, ist ungewiss. Meist wird sie mit einer Salbbüchse abgebildet. Festtag: 22.Juli

 


Ewig-Licht-Ampel

Am Chorbogen hängt die rd. 30 cm große Ewig-Licht-Ampel, die im (neu)barocken Stil gestaltet wurde.
Sie ist aus Messing, getrieben und versilbert. Getrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer nach-giebigen Unterlage erstellt wurde.
Die Aufhängevorrichtungen für die Ketten haben die Form von Akanthusblättern.


Ewig-Licht-Ampel

Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altar-raum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wach-senden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-Ritterorden das Ewige Licht von den
  Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen.



Taufstein


Taufstein
Zwischen dem Altar und der linken Außenwand steht der schön gestaltete Taufstein.
Auf dem Deckel die Umschrift zu lesen: "Baptisetur unusquisque in nomine Jesu Christi in remissionem peccatorum. Act 2.38" (ein jeder lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden).
Die Figuren von Jesus und dem hl. Johannes waren wohl Bestandteil eines früheren Taufsteindeckels. Sie stehen heute über dem Taufstein auf einem Wandsockel.
Johannes mit dem Kreuzstab in der linken Hand gießt mit der rechten Hand Taufwasser über den neben ihm stehenden Jesus. Interessant ist, dass vor den Figuren nicht der Fluss Jordan, sondern ein kleiner Taufkessel abgebildet ist.

Taufsteinfiguren


Zelebrationsaltar


Der neue Zelebrationsaltar (sog.Volksaltar) besteht aus Holz und ist in Trapezform erstellt.
An der Vorderseite ist als Intarsienarbeit ein Kreuz eingearbeitet. Der Altar wurde im Zuge der Liturgie-reform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils um 1970 aufgestellt. Stilistisch unterscheidet er sich erheblich von den übrigen Altären.


Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 19)

zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...



Kommunionbank

In Hohenzell gibt es noch eine Kommunionbank (Speisgitter). Sie ist aus kunsthistorischen Gründen erhalten, hat aber in der Liturgie keine Funktion mehr. Prälat Dr.Werner Gross schreibt: "Von der Kommunionbank ist in den liturgischen Dokumenten des II.Vatikanischen Konzils nicht mehr die Rede, da der Altar zugleich Tisch des Opfers und des österlichen Mahles ist; von ihm empfangen die Gläubigen die eucharistische Speise und den eucharistischen Trank. " 11)



Kommunionbank

 

 

Die Kommunionbank besteht traditionell aus Docken, das sind runde, stark geschwellte und profilierte Säulchen aus Holz. In Hohenzell ist die Kommunionbank besonders prächtig gestaltet, mit vergoldeten Metalleinsätzen, auf denen unter Muschelkalotten florale Motive zu sehen sind: In Vasen stehen Getreideähren und Weinreben, die Zeichen für Brot und Wein, für Christi Leib und Blut, die in Gestalt der Hostie an dieser Stelle den Gläubigen gereicht wird.
Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen.



Chorbogen
Der Chorbogen (die Abgrenzung zwischen Altarraum und Kirchenschiff) wurde 1926 neu gewölbt, weil der alte Bogen zu eng und zu niedrig war.
Er ist nunmehr mit Stuckverzierungen versehen, die die drei christlichen Tugenden symbolisieren:

—  Links hält ein Engel das Kreuz mit einem
     Inschriftenband "Der Glaube" in der Hand.
—  Rechts ein Engel mit Anker und Inschrift
      "Die Hoffnung".
—  In der Mitte befindet sich ein Kelch mit
     Hostie, umgeben von einem Strahlenkranz
     und einem Schriftband mit dem Text: "Die
     Liebe aber ist das Größte".  

  Hinweis: Der Anker diente in biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen, sondern auch zum Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte deshalb die göttliche Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen in der Zeit der Verfolgung. Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz. Er war das Zeichen der Hoffnung während der Verfolgung. Dann verschwand der Anker als Symbol für die nächsten tausend Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine frühere Symbolik. 25)

Kirchenschiff / Langhaus


Das Kirchenschiff aus dem Jahr 1926 ist mit einem Tonnengewölbe mit Stichkappen über den Rundbogenfenstern überdeckt.



Deckengemälde

An die Decke des Kirchenschiffs sind zwei große Fresken gemalt, die Szenen aus dem Leben des hl. Stephanus schildern. Die Gemälde wurden von den Künstlern Oswald Völkel (1873-1952) und Wilhelm Lessig gemalt, die bei mindestens einem anderen Kunstobjekt ebenfalls zusammengearbeitet haben. 27) , 28)
Die Dekorationsmalerei wurde von der Firma Meyrhofer und Osterrieder übernommen. 27)


Steinigung von
St.Stephanus
Das Fresko über dem Kirchenschiff zeigt die Steinigung des Kirchenpatrons Stephanus.
Vor dem Hintergrund der Stadtmauern Jerusalems kniet Stephanus im roten kurzärmeligen Diakonsgewand unter einem Baum und schaut mit erhobenen Händen in den Himmel (siehe Apostelgeschichte 7, 2-53).
Auf dem Fresko in Hohenzell sitzt dort oben Christus, von vielen Engeln umgeben, mit dem Kreuz im Arm auf Gewölk. Ein Engel hält die Märtyrerpalme und den Siegeskranz für Stephanus bereit. Ein breiter Lichtstrahl vom Himmel beleuchtet Stephanus und die hinter ihm stehenden Henker, die große Gesteinsbrocken auf den Heiligen schleudern. Links von ihm stehen im Schatten die Pharisäer, die Stephanus wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt hatten. Festtag: 26.Dezember

Diakonweihe von
St.Stephanus
Über der Empore ist die Weihe des hl. Stephanus zum Diakon dargestellt.
In der Apostelgeschichte ist dazu zu lesen:
"Als die Apostel mit der Betreuung der stetig anwachsenden frühchristlichen Urgemeinde zunehmend überfordert sind, wählen sie sieben junge Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit" (Apg 6,3), denen die Armenversorgung der jungen Gemeinde anvertraut wird, und weihen sie durch Handauflegung."


Seitenaltäre

Auch die barocken Seitenaltäre sind aus der alten Kirche übernommen. Sie haben keine Assistenzfiguren. Die Halbplastiken in den Mittelnischen stammen aus jüngerer Zeit.


Linker Seitenaltar

Im Auszug des Altars ist eine Figur von Jesus auf der Rast zu sehen. Jesus sitzt am Ende des Kreuzwegs auf einem Felsen und wartet auf die Kreuzigung. Er stützt sein Haupt auf seine linke Hand.

Hinweis: Figuren von "Christus in der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Dachauer Landes. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen, Biberbach, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach, Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Tandern, Westerholz-hausen und Wiedenzhausen.


Jesus auf der Rast

Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen Leiden Christi. Das sind Schilderungen und bildliche Darstellungen von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für Zwecke der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen
  heimlichen Leiden gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage und Trauer. Diese Art der Gestaltung heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott".
Mittelnische

Der linke Altar ist der Muttergottes geweiht. In der großen Mittelnische ist vor blauem Ornamentshinter-grund Maria Heimsuchung dargestellt, der Besuch Marias (links) bei ihrer Base Elisabeth (rechts).
Die Plastik zeigt die beiden Cousinen bei der Begrüßung.

Hinweis: Maria hatte bei der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel erfahren, dass auch ihre betagte Kusine Elisabeth guter Hoffnung war. Sie machte sich daraufhin auf den Weg, um Elisabeth zu besuchen (Lied: Als Maria übers Gebirge ging).


Maria und Elisabeth
Bei der Begrüßung durch ihre Kusine wurde Elisabeth offenbar, dass sie der Mutter des Gottessohnes begegnete, denn es heißt in der Bibel bei Lukas: Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, da hüpfte das Kind (Johannes) in ihrem Leib und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Sie erhob laut ihre Stimme und rief: "Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!"
Maria antwortete darauf mit dem Magnifikat, das mit den Worten beginnt: Hoch preiset meine Seele den Herrn (= Magnificat anima mea Dominum)
 

Am Antependium, der Vorderseite des Altartisches, ist ein Silberrelief angebracht, das das Opfer Abrahams zeigt. Und zwar den Moment, in dem ein Engel dem Vollzug der Opferung Isaaks Einhalt gebietet.
Hinweis: Abraham wurde von Gott auf die Probe gestellt und sollte seinen einzigen (legitimen) Sohn Isaak opfern. Als Abraham tatsächlich den Isaak als Opfer darbringen wollte, griff Gott ein und wies Abraham an, anstelle des Knaben einen Widder zu opfern, der sich im Gestrüpp verfangen hatte.

Opfer Abrahams
Neben der Aussage, dass Gott keine (damals übliche ?) Menschenopfer wünscht, wird die Begebenheit als Vorbild für den Opfertod Christi (Gott opfert seinen einzigen Sohn) gesehen.



Rechter Seitenaltar

Altarauszug
Der rechteckige, von zwei Pilastern begrenzte Altarauszug zeigt in seiner Mittelnische eine kleine Figur des Kirchenpatrons St.Stephanus mit Steinen in den Händen, die auf sein Martyrium hindeuten.

St.Stephanus im Altarauszug
Flankiert wird der Altarauszug durch geschnitzte und bunt bemalte Blumenvasen aus Holz.
Mittelnische
Auf dem rechten Altar sind in der Mittelnische (blau gestrichen und mit Akanthusblumen verziert) Jesus und der Apostel Thomas dargestellt. Jesus zeigt Thomas seine Wunden, um ihn von seiner Auferstehung zu überzeugen. Die Geschichte vom ungläubigen Thomas (Joh. 20,24) ist allen bekannt. Dennoch wird sie -zumindest in unserer Gegend- nur selten künstlerisch dargestellt.

Jesus und Thomas
Der Apostel Thomas wird von den Christen in Indien besonders verehrt. Die sog. Thomas-Christen (eine christliche Konfession) berufen sich darauf, dass der Apostel als Missionar nach Indien ging und dort viele Leute bekehrte. Als er Götzenbilder einschmelzen ließ, wurde er von einem heidnischer Priester mit einer Lanze erstochen.
Antependium
Das Silberrelief am Antependium stellt das Opfer des Melchisedek dar.
Hinweis: Melchisedek war zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem). Er segnete den Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer zurückkehrte und brachte im anschließenden Dankopfer für den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar (Gen. 14,18-20).

Opfer Melchisedeks

Wegen der Übereinstimmung der Opfergaben wurde er im Christentum als Vorläufer von Christus angesehen. In der christlichen Kunst soll die Darstellung des Opfers des Melchisedek auf die lange Tradition des Messopfers mit Brot und Wein hinweisen



Kanzel

Die Kanzel mit Schalldeckel, sechseckigem Kanzel-korb, einem Dorsale (bemalte Rückwand) und der Kanzelstiege ist an der Nordwand des Kirchenschiffs befestigt.
Auf dem Schalldeckel thront die Figur des Erzengels Michael mit der Seelenwaage in der Hand. Mit dieser Waage stellt er beim Tod eines Gläubigen dessen gute und böse Taten gegenüber. Wenn sich die Waagschale des Guten senkt, begleitet er den Verstorbenen zum Paradies. Unter dem Schalldeckel ist eine Hl.Geist-Taube angebracht.

Kanzel
Hinweis: Die Predigt wurde in alt-christlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herabsprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.

Erzengel
Michael
An der Brüstung der Kanzeltreppe sind Schnitzereien mit Symbolen für die vier Evangelisten zu sehen. Die Attribute unter den Evangelistennamen beziehen sich auf den Beginn des jeweiligen Evangeliums:
— Markus mit geflügeltem Löwen ( Markusevangelium beginnt mit der Predigt des Johannes in der Wüste, dem
    Lebensraum des Löwen),
— Matthäus mit geflügeltem Menschen (beginnt mit Stammbaum Jesu),
— Lukas mit dem geflügeltem Stier (beginnt mit Opfer des Zacharias) und
— Johannes mit Adler (spiritueller Höhenflug des Johannes-Evangeliums: "Im Anfang war das Wort...").

Evangelist

Der Kanzelkorb ist mit Plastiken der vier Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Papst Gregor I. und Hieronymus) verziert.
Die Kombination von Evange-listen-Symbolen und den vier Kirchenvätern an den Kanzeln sollte im Sinne der "Gegenrefor-mation" die Kontinuität der Tra-dition, auf die sich die katho-lische Kirche berief, unter-streichen.
 
Kirchenvater ist die Bezeichnung für frühchristliche Schriftsteller, die in ihren Schriften die christliche Lehre begründeten. Sie verbanden die Evan-gelien mit kirchlichen Geboten und Entscheidungen der Konzile und schufen so einen standardisierten Kodex christlicher Lehren.
Ambrosius
Hieronymus
Gregor I
Augustinus

Zu den westlichen Kirchenvätern zählen in der katholischen Kirche Ambrosius, Augustinus, Papst Gregor I. und Hieronymus.
 

Ambrosius (339-397) aus Trier war Bischof von Mailand. Hier empfahl er sich als hervorragender Seelsorger. Dem Staate gegenüber kämpfte er für die Selbstständigkeit der Kirche. Seine zahlreichen Schriften auf den Gebieten des Glaubens, der Katechese, Moral und Askese sowie die von ihm gedichteten Hymnen ließen Ambrosius zu einem der Wegbereiter der mittelalterlichen christlichen Kultur werden. Nach der Legende war ihm als Bub ein Schwarm Bienen um den Mund geflogen, ohne ihm zu schaden. Möglicherweise ist aber der Bienen-korb ein Hinweis auf einen Fleiß und seine Beredsamkeit in Glaubensfragen. Vielleicht ist er aber auch eine Veranschaulichung seines Namens (ambrosium: Wabe des himmlischen Honigs). Festtag: 7. Dezember
Hieronymus (347-420) aus Dalmatien führte drei Jahre lang in der Wüste Chalkis (Ostsyrien) ein Einsiedler-leben, bevor er 379 zum Priester geweiht wurde. 382-385 war er Sekretär von Papst Damasus I. Nach dessen Tod gründete er 386 bei Bethlehem vier Klöster. Hieronymus übersetzte das Alte Testament aus dem Hebräischen und Griechischen und das Neue Testament aus dem Griechischen ins Lateinische. Nach der Legende hat Hieronymus einem Löwen einen Dorn aus seiner Tatze gezogen, worauf das Tier aus Dankbarkeit bei ihm blieb. Festtag: 30.September
Gregor I.
der Große (540-604) lenkte als Papst von 590 an 14 Jahre lang kraftvoll und zielbewusst die Kirche. Er leitete die Christianisierung Englands in die Wege, stellte mit den Westgoten und Langobarden ein gutes Einvernehmen her, baute die kirchliche Armenpflege auf, erneuerte die Liturgie und bemühte sich um die römische Sängerschule. Durch seine zahlreichen Schriften beeinflusste er die Theologie bis in die Aufklärungszeit. Nach der Legende inspirierte ihn bei der Verfassung einer seiner Schriften der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Festtag: 3.Sept.
Augustinus
(354-430) ist der bedeutendste der vier lateinischen Kirchenväter. Er gelangte auf allerlei Irrwegen zum christlichen Glauben und wurde 387 vom hl. Ambrosius in Mailand getauft. 394 wurde Augustinus zum Bischof von Hippo bei Karthago geweiht. Durch seine zahlreichen Schriften entwickelte er sich zum geistigen Führer der abendländischen Kirche. Er starb am 28.8. 430 während der Belagerung Hippos durch den Vandalenkönig Geiserich. Nach der Legende traf Augustinus, der immer das Geheimnis der Dreifaltigkeit ergründen wollte, am Meeresstrand ein Kind, das mit einer Muschelschale das Wasser des Meeres auszuschöpfen versuchte. Als Augustinus das Kind auf die Aussichtslosigkeit seines Tuns aufmerksam machte, erwiderte es, dass sein Tun nicht weniger aussichtslos sei, als der Versuch, das Wesen der Dreifaltigkeit Gottes zu ergründen. Fest: 28.Aug.

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Kanzelkreuz und Mater Dolorosa

Gegenüber der Kanzel hängt eine sehr edle und detailliert geschnitzte Kreuzigungsgruppe. Sie soll nach mündlicher Überlieferung aus der ehem. Kloster- und Wallfahrtskirche Taxa stammen. Für die Kirche in Hohenzell ist sie relativ groß. Das Kruzifix und die darunter stehende Mater dolorosa gehören stilistisch zusammen. An der Rückseite der Marienfigur ist das Jahr 1766 eingeschnitten. Man geht davon aus, dass die Gruppe von Johann Kaspar Öberl (1700-1767) aus Friedberg stammt. 33)

Am sog. Kanzelkreuz im barocken Stil der 1.Hälfte des 18.Jh ist der Corpus Jesu als Inkarnat (=fleischfarbig) gefasst; die Adern schimmern blau unter der Haut hervor. Er hat sein dornengekröntes Haupt im Tode nach rechts geneigt; es ist von einem dreistrahligen Heiligenschein umgeben.


Kanzelkreuz
Das um die Hüften geschlungene Lendentuch, in der Kunst auch Perizoma genannt, ist vergoldet. Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist.
Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.

Unter dem Kruzifix steht die Figur einer Mater dolorosa. Die jugendlich wirkende Maria, eine bäuerliche Schönheit mit breitem Stand, hält nach dem Vorbild der Herzogspitalmadonna ihre Arme über der Brust gekreuzt. Das vergoldete Manteltuch weist Längsfalten und dellenartige Einbuchtungen auf. In ihrer Brust steckt ein Schwert, das an das Simeonwort bei der Darstellung im Tempel erinnert: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen". Die Figur wurde 1929 renoviert.
33)
Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter und bezieht sich direkt auf das aus dem 13. Jh stammende Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt: "Christi Mutter stand mit Schmerzen... "

Mater dolorosa



Kreuzwegbilder


An den Wänden des Kirchenschiffs sind die 14 Kreuzwegbilder angebracht. Sie stammen -ebenso wie die Deckengemälde- von den Malern Oswald Völkel und Wilhelm Lessig. 27)
Hinweis: Ihren Ursprung haben Kreuzwege übrigens im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen. Als die heiligen Stätten wegen der Türkenkriege nicht mehr frei zugänglich waren, baute man Kreuzwege bei uns nach (in Deutschland ab 1503). Zunächst gab es nur Kreuzwege im Freien; in der Zeit um 1730 holte man die Kreuzwege in die Kirchen und hängte Kreuzwegbilder an die Wände.
  Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

Kreuzwegbild


Apostelkreuze und -leuchter

Zwischen den Kreuzwegbildern sind an den zwölf Apostelkreuzen die zwölf Apostelleuchter angebracht.
Die Kreuze sind mit blau-grauer Farbe auf goldenen Untergrund gemalt. Daran sind die Apostelleuchter aus Schmiedeeisen befestigt. Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. An den Apostelkreuzen wurde die Kirche bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt. Am Kirchweihfest oder bei anderen hohen Festen werden die Kerzen auf den Apostelleuchtern ange-zündet.


Apostelleuchter


Figuren an den Wänden des Kirchenschiffs

Die hl. Barbara hält einen Turm in ihrer Hand. Die Heilige ist in ein faltenreiches Gewand gekleidet, mit einem weißen Schal um Hals und Schulter. Der angedeutete gotische Schwung verleiht der Figur Anmut.

St.Barbara
Hinweis: Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit. Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen. Festtag: 4.Dezember


St. Leonhard ist im Mönchsgewand dargestellt, mit gefalteten Händen, im Arm den Abtsstab und die Viehketten. Zu seinen Füßen liegt die Inful, die Abtsmütze.. Hinter seinem Chorrock lugt ein Rinderkopf hervor.

St.Leonhard
Hinweis: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
St.Leonhard ist schon seit vielen Jahrhunderten eine begehrte Hilfe in Notsituationen. So ist z.B. im Mirakelbuch des Wallfahrtsorts Inchenhofen für das Jahr 1506 Stephan Spilberger aus Hohenzell genannt. In Mirakelbuchern sind die wundersamen Hilfeleistungen für die Anliegen der Pilger aufgezeichnet. Spilberger war "mit einem Bruch armselig behaftet". Eines Nachts träumte er vom hl.Leonhard, der ihn anwies, eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen. Spielberger verspricht am nächsten Morgen dem Heiligen, sogar nackt nach Inchenhofen zu gehen und 1 1/2 Pfund Wachs mitzubringen. Sogleich nach dem Versprechen bemerkte er eine Verbesserung seiner Gesundheit.
Der Text im Mirakelbuch lautet:  35)
  "IX. Stephan Spilberger von Hochenzell, so mit dem Bruch armselig behafftet, ist ainest S.Leonhard sichtbarlich erschinen, befehlend: Er soll zur erlangung seiner gesundheit nacher Inchenhofen in sein Gottshauß walen. Er gehorchet und verhaist dahin nacket zugehn, anderhalb pfund Wachs zuopffern und verspürt auß wunderbarlicher hailmachung, das solches Gesicht nit ein läerer Traum, sonder ein getrewe Ermahnung gewesen."
mehr über das Mirakelbuch von Inchenhofen und die Pilger aus dem Dachauer Land finden Sie hier...


Rechts vom Totentanzgemälde steht eine Figur des hl. Antonius von Padua auf einem Sockel. Der etwas traurig dreinblickende Heilige im Franziskanerornat trägt auf dem Arm das Jesuskind.


St.Antonius

 

Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
Festtag: 13.Juni

In der Kirche sind zwei Josefsfiguren vorhanden, die jeweils das Jesuskind auf dem Arm tragen. Bei der hier links gezeigten Figur hält Joseph einen Lilienzweig in der rechten Hand. Seit dem Mittelaltar gelten weiße Lilien als Symbol für Reinheit und Keuschheit.

St.Josef
Joseph war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann in Nazareth. Die Verehrung von St.Josef begann in der Ostkirche schon früh, in unserer westlichen Kirche erst ab dem 14.Jh. Sie wurde insbesondere von den Franziskanern stark gefördert. Im 20.Jh. ist seine Verehrung gestiegen. 1955 wurde er zum Patron der Arbeiter ernannt. Keinem anderen Heiligen wurden im 20.Jh mehr katholische Kirchen geweiht - Maria ausgenommen.
Festtag: 19.März

St.Josef


 

Auferstandener
Die Figur des auferstandenen Christus steht auf einer von Gewölk umgebenen blauen Kugel. Seine legere Haltung und sein lockerer Gesichtsausdruck strahlen Freude, Überlegenheit und Heiterkeit aus. Er trägt einen vergoldeten Umhang, der den Oberkörper mit der Seitenwunde und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt. Die Figur in Hohenzell hat übrigens -im Gegensatz zu den meisten entsprechenden Figuren in anderen Kirchen- die Seitenwunde auf der linken, der anatomisch richtigen Seite.
Das Gesicht des Auferstandenen ist von einem langem Haupthaar und einem Vollbart umgeben. Sein Haupt ist von einem dreistrahligen Heiligenschein umgeben. In der linken Hand hält Christus eine große Fahne. Diese Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört die Fahne zur Ostersymbolik.


Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die
Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.


Die Muttergottesfigur mit dem Jesuskind auf dem Arm erinnert an die "sog. Schönen Madonnen" aus der Zeit der Gotik (sog.weicher Stil).


Muttergottesfigur
Die Gesichter von Mutter und Kind scheinen aus dem Leben gegriffen zu sein. Das ganz natürlich und keineswegs hoheitsvoll wirkende Jesuskind hält eine vergoldete Kugel, die eine Weltkugel oder einen Apfel symbolisieren kann, in der Hand. Merkmale der Gotik sind die Form der Krone, der seitliche Schleier und vor allem die S-Krümmung des Körpers, die mit dem Fachausdruck "Gotischer Schwung" bezeichnet wird. Seit dem 13. Jh. sind bei vielen gotischen Figuren die waagerechten Achsen (Becken, Schultern) gleichsinnig verschoben. Der Kopf ist der erhöhten Schulter zugeneigt. So ergibt sich eine S-Krümmung, die die steigende Körperbewegung im Sinne des gotischen, auf die Vertikale gerichteten Willens betont. Der reiche Faltenwurf ist so gestaltet, dass er auf das Jesuskind zuläuft.


Links und rechts des Eingangs hängen in den Ecken Reliefs von Engeln mit den Leidenswerkzeugen (Arma Christi).
Die Engel schweben auf Wolken. Zu ihren Füßen und in ihren Händen sind das Kreuz, der Leidenskelch, die Dornenkrone, die Geißel, die Nägel, der Hammer, der Ysopstab, die Lanze und die Würfel zu sehen. Üblicherweise werden solche Engelsgestalten zu beiden Seiten eines Kruzifixes angebracht. Dies dürfte wohl auch bei den beiden Engel in Hohenzell so gewesen sein.


Engel mit
Leidenswerkzeugen
(Kreuz, Lanze, Ysopstengel,
Würfel)

 

Hinweis zum Ysop-Schwamm mit Essigwasser:
Der 60 cm hohe Ysop ist ein aromatisch duftender Halbstrauch mit meist blauen Blüten. Er gehört zu den Mysterienpflanzen des Altertums und wird im Mittelmeerraum seit etwa 2000 Jahren als Heilpflanze verwendet. Personen und Dinge, die mit einem Leichnam in Berührung gekommen waren, wurden mit dem Ysopbüschel besprengt. "Reinige mich mit Ysop und ich werde frei von Schuld sein" steht in der Bibel (Psalm 51,7). In der frühen christlichen Tradition war Ysop Symbol für die Taufe. Der essiggetränkte Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz gelabt wurde, war auch auf einen Ysopstengel gesteckt. Ysop findet an vielen Stellen der Bibel Erwähnung. Bis heute weiß man aber nicht, ob es sich dabei um das selbe Kraut handelt, das wir zur Zeit unter diesem Namen kennen. Dass dem sterbenden Jesus am Kreuz Wasser mit Essig vermischt gereicht wurde, war für diese Zeit üblich. Leicht gesäuertes Wasser wurde viel getrunken. So erhielten z.B. die Soldaten auf ihren Fußmärschen größere Mengen verdünnten Weines oder Weinessigs. In der Passionsgeschichte ist deshalb davon auszugehen, dass die Soldaten Jesus das Getränk reichten, das sie gerade zur Verfügung hatten. 14)


Engel mit
Leidenswerkzeugen
(Nägel, Hammer
Geißel, Kelch
Dornenkrone )

 


In der Kirche nicht mehr vorhanden ist eine spätgotische Figur des hl.Andreas, von der das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern aus dem Jahr 1895 berichtet: "An der Südwand bemalte Holzfigur, S. Andreas, die R. halt das Kreuz, das an der 1. Seite steht, der 1. Arm hängt darüber herunter und hält das Buch, um 1500. H. 93 cm." 21)


Kirchenbänke

Die Kirchenstühle im Kirchenschiff sind mit barock wirkenden Wangen versehen. Aber sie stammen aus der Zeit der Neuausstattung der Kirche (1928) kurz nach dem Neubau. 27)
Die Bankreihen sind nummeriert. Dies dient zum einen ganz praktischen Gründen, wenn die Gläubigen nach dem Kommunionempfang wieder in ihre Bank zurückkehren.

Kirchenbankwangen
Möglicherweise waren aber auch Plätze fest für bestimmte Familien reserviert. Die festen Plätze in der Kirchenbank waren in der Regeln an den Hof gebunden; der Käufer eines Anwesens erwarb auch den mit dem Anwesen verbundenen Platz im Kirchenstuhl.


Nummern an
den Bänken

Weitere Kirchenbänke mit Wangen in anderen Formen stehen auf der Empore (Bild rechts)
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten und saßen die Kirchenbesucher in den Kirchenbänken oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite. Eine Ausnahme macht bei uns die Kirche in Altomünster; dort ist die rechte Seite die Frauenseite. Grund dafür ist, dass im bis 1803 bestehenden Gemeinschaftskloster Altomünster die Frauen das Sagen hatten.
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen links zu finden. So auch hier in Hohenzell.


auf der Empore


Vortragekreuze


Vortragekreuz

An einer der vorderen Kirchenbänke ist auf einer Stange ein schönes, reich verziertes Vortragekreuz aus Messing befestigt. Die Kreuzbalkenenden sind als Vierpässe mit Cheruben (Engelsköpfen mit Flügel) gestaltet.
Der Corpus ist versilbert. Unter dem Kreuz ist ein Nodus (= lat.Knoten) angefügt, eine Kugel, die mit einem schön gestalteten Ziergitter aus Akanthusblättern überzogen ist. Der Nodus als Kunstform stammt aus vorchristlicher Zeit. Er hatte ursprünglich eine Unheil abwendende (apotropäische) Bedeutung, denn Dämonen können einen Knoten nicht überwinden, glaubte man.

Ein zweites Vortragekreuz wartet hinter dem Altar. Es wird oder wurde -wie der geschnitzte Totenschädel unter dem Kruzifix eindeutig zeigt- bei Beerdigungen verwendet. Das Kreuz hat Dreipass-Enden, der Corpus ist gegossen. Zwischen Nodus und Totenschädel hat der Bildhauer ein geschnitztes Deckchen gelegt.
Durch das Vortragekreuz werden bei Beerdigungen die vom Priester gesprochenen Worte
- "Jesus geht uns voraus - wir werden ihn sehen" sowie
- "Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus sei aufgerichtet über deinem Grab" verdeutlicht.

Vortragekreuz
f. Beerdigungen


Weihwasserbecken

Weihwasserkessel

An einem der hinteren Kirchenstühle ist ein mit einem Engelskopf geschmücktes Weihwasserbecken aus Holz befestigt. Durch dieses Weihwasserbecken an den Türen jeder katholischen Kirche sollen die Eintretenden an ihre Taufe erinnert werden.
Wenn Sie sich eine Sammlung von Weihwasserbecken aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen möchten, klicken Sie hier...

Totentanzgemälde 16)

Besonders bemerkenswert ist ein Totentanzgemälde -wohl aus der Mitte des 18. Jh.- das an der rückwärtigen Wand zwischen Heiligenfiguren hängt. Es ist auf Holzuntergrund gemalt (1,55 x 1,62 cm). Der Künstler ist leider nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde das Gemälde nicht für die Kirche in Hohenzell angefertigt, sondern ist erst später hierher gekommen. Denn in den Kirchenbeschreibungen von 1883 und 1895 ist das Bild nicht erwähnt.

Das Gemälde besteht aus sechs Einzelbildern, die durch gemalte Ornamentrahmen im Stil des Rokoko getrennt sind. Auf dem Rahmen um das mittlere Bild sitzt ein Totenschädel.

Das Gemälde präsentiert die Erfahrung der Fragilität des Lebens und die jederzeitige Gefahr eines plötzlichen Todes. Es zeigt in drastischen Szenen, dass der Tod jeden trifft. Die sieben Szenen in sechs Einzelbildern zeigen Vertreter verschiedener Stände, die dem Leben auf dem Lande entnommen sind:

— ein Bauer mit der Sense in der Hand (links unten)
— ein Mönch,oder Gelehrter, mit Buch (links oben)
— ein Priester am Altar und ein betender Bürger 
        (oben mitte)
— ein Reicher (mitte rechts)
— ein Pilger, dem der Tod den Weg abgräbt
        (rechts unten)   
— ein Zecher am Wirtshaustisch (Bild in der Mitte).

Hinweis: Der Tod wird als Schnitter mit Sense oder Sichel dargestellt, weil in der Bibel (Buch Hiob, 5,26) der sterbende Mensch mit einer Getreidegarbe verglichen wird. 15)

Texte über und unter den Gemälden:
— Wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer     Herr kommt (Mtth 24,42)
— Gestern wars an mir, heute ist an dir (Sir 38 V.23)
— Was du bist, das war ich; was ich bin, das wirst du
   sein.

Dieser Satz ist auch auf dem Grabstein für Leonhard von Randeckh von 1530 zu lesen, der sich in der Nikolaus-kapelle des Klosters Indersdorf befindet.

Der Tod und der BauerDer Tod und der MönchDer Tod und der PriesterDer Tod und der ReicheDer Tod und der WandererTod und der Zecher
zur Vergrößerung der dargestellten Szenen
klicken Sie bitte auf das Gemälde
 
Hinweis: Der Totentanz ist eine Darstellung der Macht des Todes über das Menschenleben in allegorischer Form. Die ersten Totentanzgemälde entstanden im 15.Jh. Dort verbanden sich der Tod und die jew.Person oft an den Händen haltend zu einer langen Reihe, zu einem Reigen (so die berühmten Totentanzgemälde in Basel, Lübeck, Mettnitz, Berlin). In Textunterschriften fordert der Tod die Standesvertreter zum Mittanzen auf.
Im 17./18. Jh begann man, Totentanzgemälde in der Art zu schaffen, wie wir sie in Hohenzell vorfinden. Hier ist die lange Tanzreihe in Einzelbilder aufgelöst. Der Name Totentanz wird aber auch für diese Gemälde verwendet, obwohl weder im Text noch im Bild der Tanz thematisiert wird.



Orgel und Empore

An der Emporenbrüstung sind Stuckverzierungen im barocken Stil zu sehen. Im mittleren Feld halten zwei Putten ein Schriftband mit dem Text: "Ehre sei Gott in der Höhe".

Eine Orgel gibt es in der Kirche schon seit 1815. 

Die jetzige, rein mechanische Orgel mit 17 Re-gistern und 2 Manualen wurde um das Jahr 1992 von Maximilian Offner aus Kissing eingebaut.

Davon berichtet auch eine damals herausgegebene Festschrift zur Orgeleinweihung. 10),
27)

Orgel

Das Instrument ist schon fünfte Orgel; ihre wesentlich kleineren Vorgängerinnen (meist Orgelpositive) stammten aus den Jahren 1815, 1872, 1903 und 1926. 03)

Der Orgelbauer Offner errichtete auch die Orgel in den Kirchen von Egenburg, Gumpersdorf, Hilgertshausen und Unterumbach; außerdem restaurierte er die Orgel in Arnzell.

Orgeldaten: Baujahr 1992; Windlade=Schleiflade, Spieltraktur: mechanisch; Registertraktur: elektrisch; Register 17; 32)

Disposition der Offner-Orgel von 1992
I.  Manual: (C-g'''): Prinzipal 8', Koppelflöte 8', Oktave 4', Holzflöte 4', Quinte 22/3', Blockflöte 2', Terz 13/5'
                           Mixtur 3fach 11/3', Tremulant
II. Manual: (C-g'''): Gedackt 8', Salicional 8', Rohrflöte 4', Prinzipal 2', Quinte 11/3', Krummhorn 8', Tremulant
Pedal:       (C-f'):   Subbaß 16', Oktavbaß 8', Pommer 4'
Koppeln:
              II/I, I/P, II/P, 2 freie Kombinationen, Tutti

 
Allgemeines zur Orgel - Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt sie zur Verherrlichung Gottes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde meist durch Künstler gestaltet. Im Barock, dem unsere ältesten Orgeln angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.

Krippe

In der Weihnachtszeit (beginnend ab dem Patrozinium 26.Dezember) wird in der Kirche eine schöne Krippe aufgestellt.
Die Figuren sind schon fast so alt wie die Kirche; denn sie werden schon seit 1930 jedes Jahr aufgebaut.
27)

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Epitaphe

In die Westmauer sind zwei Epitaphe eingelassen:

1937
Epitaph für den ehemaligen Pfarrer Georg Marz.
Text: Zum frommen und dankbaren Gedenken an den Erbauer der Pfarrkirche Hohenzell,
dem Hochwürdigen Herrn Georg Marz,
*am 2.Januar 1889 in Kaufbeuren, † am 13.November 1937 als Pfarrer in Blaichach.
Von 1926 - 1933 Pfarrer in Hohenzell
R.I.P. - Die dankbare Pfarrgemeinde Hohenzell"

1960

Epitaph für den Pfarrer in Ruhe Georg Bühler, der hier in Hohenzell gestorben ist .
Text: Zum immerwährenden frommen und dankbaren Gedenken an den
Hochwürdigen Herrn Kammerer Georg Bühler
geb. 22.1.1889 in Offingen a.D. - Zum Priester geweiht 25.7.1914 - s(eit).1957 freires(ignierter) Pfarrer in Hohenzell - gest. 17.1.1960 in Hohenzell
R.I.P. - Die dankbare Pfarrgemeinde Hohenzell"


Zwei weitere Epiaphe sind in der Vorhalle angebracht

1803
Epitaph für Pfarrer Thomas Kopf
Text: "Hier ruht der gute Selenhirte, der sie zum Heile Gottes führte
Zu Haus hilt er die Schul für Kinder und rief stets in der Kirche die Sünder
Er lebte hier auf sehr armer Pfarr und ziert doch die Kirch und den Altar
Nur bethen, lehren, Kirche zieren, und die Seelen Gott zu führen
War ihm alhier die Herzensfreud, drum ist ihm dort die Seligkeit.
Die kinftgen Pfarrer zu ernähren, Euch zulieb und Gott zu Ehren
Setzt sie sogar als Erben ein, könnt wohl das Denkmal grösser seyn.
Er war der Hochw. u. Hochgel. Dr. Thomas Kopf 19 Jahr Pfarrer alhier starb den 19.Jän.1803. RIP."
Der Bistumshistoriker Anton von Steichele, schreibt, dass der Pfarrer 1.079 Gulden für jährlich 32 Messen gestiftet habe.

1891
Im oberen Teil des Epitaphs für Pfr. Mayrhofer sind Symbole für die drei christlichen Tugenden Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker), Liebe (Kelch) eingraviert.
Text darunter:
" Dem frommen Andenken an den Hochwürdigen Herrn Pfarrer und Jubelpriester Franz Sales Mayrhofer geb. 27.Febr. 1815 zu Dillingen a.D. - gest. 31.Juli 1891 zu Hohenzell
Nach 47jähriger seelsorgerlicher Tätigkeit in Hohenzell fand er hier auch sein Grab.
Er ruhe in Frieden. "



Heiliges Grab


Seit 2023 steht am Karfreitag und Kar-samstag vor dem Hochaltar wieder das eindrucksvolle "Heilige Grab", das schon bis in die 1950er Jahre an den Kartagen hier in der Kirche aufgebaut war.
Dieser Brauch wurde damals aufgegeben, weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage nach dem 2.Vatikanischen Konzil passte.
Gottseidank hatte man in Hohenzell die Einzelteile des Heiligen Grabes nicht verbrannt oder entsorgt, sondern komplett auf dem Dachboden der Kirche eingelagert.

Hl.Grab 2023

2021 entdeckten kunsthistorisch interes-sierte Personen um Michael Heitmeir die Teile. In mühevoller Arbeit stellten sie das Hl.Grab zunächst probeweise in der Scheune der Familie Schuri zusammen.

Zwei Jahre später, am Gründonnerstag 2023, war es soweit. Das Heilige Grab stand im Chor der halb verdunkelten Kirche , mit den großartigen Kulissen und vielen bunten Lichtern.

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Vorhalle

Die Vorhalle, die das Portal vor dem Einfluss der Witterung schützt, ist als Kriegerdenkmal gestaltet.
Der Raum wird durch ein halbkreisförmiges Fenster mit Glasgemälden erhellt. Darauf ist als Glasmosaik das Militärkreuz im Lorbeerkranz, das von zwei Engeln eingerahmt wird, gemalt.

Kriegerdenkmal
Darunter die Aufschrift
"Eine größere Liebe hat niemand als wer das Leben
 hingiebt (!) für die Seinen";
ein Satz aus dem Neuen Testament (Joh.15,13).
Unter dem Fenster ist die Wand mit Steintafeln bedeckt, auf denen die Namen der in den beiden Weltkriegen vermissten und gefallenen Soldaten geschrieben stehen.

Pfarrhaus

Schräg gegenüber der Kirche steht in der Sankt-Stephanus-Straße das Pfarrhaus, das im Jahr 1900 errichtet wurde.
Die Außenmauer ist durch farblich abgesetzte Lisenen gegliedert. Über dem Eingang ein Vorbau (Risalit) mit Giebel.
Das Pfarrhaus ist ein geschütztes Baudenkmal. In der Denkmalliste ist er mit dem Text: "Lisenengegliederter, zweigeschossiger Satteldach-bau mit übergiebeltem Eingangsrisalit und Treppen-friesen, zweite Hälfte 19. Jahrhundert" aufgeführt.


Die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude sind inzwischen abgetragen.
Aus dem Jahr 1864 ist bekannt, dass
der Pfarrhof, "alt, einfach und nicht groß" war. Die im Jahr 1844 neu gebauten Ökonomie-Gebäude standen gesondert.  23)

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Der Grundbesitz der Pfarrei wurde erstmals in der herzoglichen Untertanenbeschreibung von 1553 und in der Pfarrbeschreibung von 1579 aufgeführt:  38)
Danach war das Pfarrwiddum, der Pfarrbauernhof, sehr klein. Es umfasste nur 18 Juchart = ca. 6,5 ha, die zudem noch von mäßiger Bodengüte waren. Eine Verpachtung erbrachte jährlich nur 30 Eier, zwei Hühner, Hanf und einen Geldbetrag von sieben Gulden. .
Neben dem Widdum besaß die Kirche als Obereigentümer drei Sölden in Hohenzell und zwei "Häuslen auf der Gmain", die zur Ortskirche grundbar waren. Später kamen noch zwei Gütlein in Lechhausen bei Augsburg dazu.
Mit den Stolgebühren und dem Kirchen-Zehent der 12 bis 16 Bauernhöfe in Hohenzell betrug das jährliche Einkommen des Pfarrers im 16.Jh. 70 Gulden. Das war kein hohes Einkommen.


Die Pfarreiengemeinschaft Adelzhausen, zu der die Pfarrei Hohenzell heute gehört, hat eine eigene Homepage (www.kirche-adelzhausen.de). Dort können Sie sich über Gottesdienstzeiten und sonstige Aktivitäten der Pfarreien informieren. Klicken Sie hier....

Hans Schertl

Quellen:
01)
Georg Friedrich Kramer, Statistik des Regierungsbezirks von Oberbayern, 1847 (Zahl)
02) Heyberger/Schmitt/Wachter, Handbuch des Konigreichs Bayern, 1867 (Statistik)
03) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
04) Dachauer Neueste vom 19.10. 1977 und vom 25.10.1977
05) Fritz Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
06) Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Loderer)
07) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
08) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
09) Wilhelm Liebhart, Markt Altomünster, 2002
10) Orgelbauer Maximilian Offner, 2003
11) Prälat Dr. Werner Gross, Kirche und Denkmalpflege Die Erneuerung der Liturgie durch das II. Vatikanische Konzil, 2003
12) Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und v. 2.10.2005
13) Dachauer Nachr. v. 8.2.2006, v. 24.10.2006 (K.Stöckner), v. 5.1.2009 (Krippe), v. 7.9.2009 (Franz Hofner-Glocken)
14) Eduard Kopp in Chrismon 06.2007 (Essigwasser)
15) Seemanns Lexikon der Ikonografie, 2007 (Schnitter Tod)
16) Mischa von Perger, Das Totentanz-Tafelbild von Hohenzell, Amperland 2012/1
17) Dr.Thomas Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche Koordinaten, 2014 (Apian)
18) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, 2015 (Statistik 33,39)
19) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
20) http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Landkreis-aichach/Hohenzell-st-stephan.php?style=styleG, 2016 (Glockenläuten)
21) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, 1895
22) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern von 1876
23) Anton v.Steichele, Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band, Augsburg 1864, S.155 ff
24) Sabine Schäfer, Eingangsbereich wird aufgemöbelt, Dachauer Nachrichten vom 7./8.10.2017
25) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Anker)
26) Stefan Schleipfer, Kirchenbau zwischen Inflation und Weltwirtschaftskrise - Hohenzell 1926-1933, Chronik von Pfarrer
      Masrz, Kulturspiegel Altoland, Ausgabe 54, Januar 2020
27) Stefan Schleipfer/Michael Heitmeir, Edition der Chronik der Pfarrgemeinde Hohenzell 1926-1933, herausgeg. 2019
28) Matrikeldatenbank der Akad.der Bildenden Künste - Wilhelm Lessig, geb.8.1.1885 in München - gest. 6.2.1956, Mch.
      Er malte zwischen 1917 und 1923 in St.Margaret in Sendling die Altarbilder und viele weitere Gemälde und schuf 1928 in
      St.Benedikt im Münchner Westend den Kreuzweg. 1920 gestaltete er in Oberbeuren -wie in Hohenzell- zusammen
      mit Owald Völkel das Deckengemälde. Eltern: Kaspar Lessig (1852-1916) u. Wilhelmine Lessig (1856-1932).
29) Wilhelm Liebhart, Franzosenzeit 1796 und 1800 Dachau, Hohenzell u.Altomünster im Krieg, Kulturspiegel Altoland 2/2015
30) Michael Heitmeir, Das Heilige Grab von Hohenzell, 2021
31) Dachauer Volksblatt vom 10.5.1906: "Im kommenden Juli und zwar am Sonntag den 8., findet in Kloster Indersdorf die Primiz
      des hochw.Herrn Adolf Wacker, ehem. Zögling der dortigen Marienanstalt und am 15.Juli in Vierkirchen die des hochw.Herrn
      Bartholomäus Sedlmayer von Rettenbach statt." Sedlmayer war von 1915 bis 1925 Pfarrer in Hohenzell.
32) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
33) Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg, 2022 (ISBN: 978-3-949257-07-0)
34) Gisela Huber, Heiliges Grab zum Leben erweckt, Dachauer Nachrichten vom 14.11.2023
35) Dallmayr, Martin, "Synopsis Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis, Lieb-Bänder vnd Ketten-Glider, Welche
      berührt, und ubernatürlich an sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus, durch dessen
      himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
      über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten geschehen" MDZ
36) Mirakelbücher im Digitalen Archiv des Erzbistums, 2023

37) Dr. Stefan Schleipfer, Die Glocken der Pfarrkirche Hohenzell Ihre Geschichte seit dem 17. Jh., Aichacher Heimatblatt,
      71.Jahrg./Nr. 5 vom Sept,2023
38) Stefan Schleipfer, Die Anfänge der Pfarrei Hohenzell, Kulturspiegel Altoland, Nr. 61, vom September 2023 (erster Pfarrer)
39) Liste der Baudenkmäler in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023


56 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

28.11.2023

Text der Urkunde im Grundstein von 1926

"Im Jahre 1926, den 20.Juli, fand die feierliche Grundsteinlegung des neuen Kirchenschiffes statt. Das alte Schiff samt einem westlichen Dachreiter wurde abgetragen. Am Putz der Chorbogenwand konnte das Presbyterium als 1.Kirche (gotische Kapelle) festgestellt werden. Seit Jahren schon trug man sich mit dem Gedanken, die Kirche zu vergrößern. Der Weltkrieg 1914 bis 1918 mit seinem schlimmen Ausgang verhinderte bis dato die Ausführung. In furchtbar geldknapper Zeit und größter wirtschaftlicher Not wurde am 1.Juli 1926 dennoch durch den Opfersinn und die tatkräftige Mithilfe der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde der Bau in Angriff genommen. Der damalige Ortspfarrer war Georg Marz, die Kirchenverwaltung setzte sich zusammen aus Andreas Harner, Gregor Heitmeir, Andras Schmaus, Johann Ottilinger, Josef Rabl und Jakob Schleipfer, dazu kam zur Ergänzung als Bauausschuss Bürgermeister Johann Schuri, Johann Holzmüller, Matthias Kott und Peter Reindl. Planfertigung und Bauleitung lag in den Händen des Architekten Josef Elser aus München, die Maurerarbeiten erfolgten durch Theobald Brunetti, aus Odelzhausen, die Zimmermannsarbeiten durch Kaspar Maier aus Hohenzell.
Möge dem Bau nach monatelangem katastrophalen Regen im ganzen Deutschen Reich mit Hilfe Gottes eine günstige Witterung und eine glückliche Vollendung beschieden sein."


Frühere Glocken von Hohenzell   37)

 

1630  

Frühere Glocken:
Die Kirche in Hohenzell wird wohl schon im 15.Jh. eine Glocke besessen haben. Doch den ersten (indirekten) Hinweis darauf erfahren wir erst aus der Kirchenrechnung von 1630. Dr.Schleipfer schreibt in seinem Aufsatz über die Geschichte der Glocken
37), dass in diesem Jahr Anna Kirchmayrin aus Augsburg 25 Gulden spendete, damit jeden "Pfüntztag" (Donnerstag) ein Angst-Christi-Läuten stattfinden könne. "Angstläuten" war die volkstümliche Bezeichnung für das spezifische Glockenläuten am Donnerstagabend. Dieses Gedächtnisläuten sollte die Gläubigen an die Todesangst Christi im Garten Gethsemane erinnern. Meist läutete dazu nach dem abendlichen Angelus-Gebet oder einer anderen, besonders festgelegten Zeit eine Einzelglocke, bevorzugt die größte des bestehenden Ensembles. Der Mesner erhielt meist nur 1/2 bis 1 Gulden pro Jahr; bei einer Verzinsung von 4 % reichte das Kapital von 25 Gulden gut aus.
In der Kirche von 1630 hing wohl nur eine Glocke. Sie war jedenfalls 1702 so schadhaft, dass sie keinen typischen Glockenklang mehr hatte und "kaum bis zum nächstgelegenen Haus" zu hören war.
1715  
Neue Glocken konnten wegen des spanischen Erbfolgekriegs (1704-1714) erst 1715 beschafft werden. Diese beiden Glocken wurden von der Glockengießerei Langenegger in München gegossen.
Die größere, die Stephanusglocke, wog 150 kg und maß 62 cm im Durchmesser. Sie trug die Inschrift: "Jesus Naz. Rex. Iud: Miser: Nobis. Goss mich I: M: Langenegger in Minchen 1715". Dazu waren zwei Reliefs angebracht:
- auf der einen Seite der hl. Stephanus mit Steinen in der einen und einem Palmzweig in der anderen Hand.
- auf der anderen Seite Jesus am Kreuz und darunter seine Mutter Maria.
Über die kleinere der beiden Glocken sind keine Details mehr bekannt. Gesichert ist, dass 1782 der Glockenstuhl wegen des schlechten Zustand des Turms zerbrach und die kleine Glocke herabstürzte. Ob diese dabei zerstört oder ob sie den Sturz überstanden hat, ist nicht bekannt. Zwar wird sie 1940 u.1942 zusammen mit ihrer größeren Schwester in der Ablieferungsliste von Irchenbrunn genannt; doch mit dem dort angegebenen Durchmesser von 20 cm und einem Gewicht von nur 13 kg kann es sich nicht um eine Kirchenglocke gehandelt haben. Dr.Schleipfer ist der Auffassung, dass damit das "Glöckl" gemeint war, das der Tödtenrieder Pfarrer Vitus Bindtnagel anlässlich der Erbauung der Irchenbrunner Kapelle 1737 gestiftet hat.
Die große Glocke blieb in Hohenzell und überlebte die Ablieferung im Ersten Weltkrieg. 1929 wurde sie an die Kapelle in Irchenbrunn abgegeben und musste dort 1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden. Sie wurde aber nicht eingeschmolzen, sondern kam 1947 wieder zurück und hing in der Kapelle von Irchenbrunn bis 2010.
1854 
Im Jahr 1854 wurde eine neue zweite Glocke mit 110 kg angeschafft. Bezahlt worden ist sie wohl von der Gemeinde Hohenzell, weil in einem Inventarium von 1863 die beiden Glocken als Eigentum der politischen Gemeinde ausgewiesen waren.
1864 
1864 stiftete der reiche Bauer Matthias Asum von Lichtenberg eine von Andreas Schmidt in Augsburg gegossene Glocke, die mit 260 kg die größte der dann drei Glocken war. Unter dem Bilde eines ackernden Bauern stand: "Gestiftet von Mathias Asum bauer in Lichtenberg 1864". Asum stattete übrigens die ganze Umgebung mit Glocken aus: er stiftete noch zwei Glocken für Tödtenried und weitere für Altomünster, Maria Birnbaum und Klingen.
1917 
Im Ersten Weltkrieg mussten 1917/18 zwei der drei Glocken zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgeliefert werden. Es traf die Glocken von 1854 (1917) und von 1864 (1918). Nur die Glocke von 1715 überlebte wegen ihres besonderen Geschichts-bzw. Kunstwerts.
1927 

Im Jahr 1927 kamen vier neue Glocken in die Pfarrei. Sie waren von den Geschwistern Franz Xaver und Kreszenz Holzmüller (Schneiderbauernhof) gestiftet und in Kempten von den Gebrüdern Ulrich gegossen worden. Die Glocken wurden mit der Eisenbahn bis Altomünster und von dort aus mit einem Pferdefuhrwerk nach Hohenzell gebracht 26)
-
Die große Glocke (Ton es, 1040 kg) war dem Kirchenpatron St.Stephanus geweiht, mit dem Relief des Heiligen und der Inschrift: "Ich sehe den Himmel offen". Sie war auch die Totenglocke.
-
Die zweite Glocke (Ton g, 500 kg) war dem hl.Franz Xaver gewidmet: Inschrift: "Es mög ein Hirt und eine Herde werden". Sie war die Wetterglocke.
-
Die dritte Glocke (Ton b, 325 kg) ist noch vorhanden. Sie hatte nach dem Willen der Stifterin die sel. Kreszentia von Kaufbeuren als Patronin. Die Inschrift auf der Glocke lautet: "Mir genügt, wie Gott es fügt". Sie hat das Ave-Läuten übernommen.
-
Die vierte und kleinste Glocke (Ton c, 185 kg) war den Heiligen Johann Nepomuk und Katharina gewidmet, den Namenspatronen der Eltern der Stifter. Die Inschriften lauteten: "Wo Demut ist, da ist Weisheit" und "Mein Mund soll dein Lob verkünden".
Es soll "ein erstklassiges Geläute von idealer Tonreinheit und vollendeter Klangschönheit" gewesen sein.

1942 
Drei der vier Glocken mussten im 2.Weltkrieg (April 1942) zum Einschmelzen abgeliefert werden; die letzte der vier Glocken von 1927 hängt noch im Turm. 27)
1948 

Nach dem 2.Weltkrieg waren somit drei Glocken zu ersetzen. Man gab sie 1948 bei der Glockengießerei Czudnochowsky in Erding in Auftrag. Da damals das Metall Zinn knapp und kaum zu bekommen war, wurden die Glocken aus Euphon, einer Kupfer-Zink-Legierung ohne Zinn, gefertigt. Die noch vorhandene alte Glocke aus dem Jahr 1927 wurde so umgeformt, dass sie klanglich gut mit den neuen harmonierte.
Die drei Glocken wurden noch vor der Währungsreform (21. Juni 1948) bestellt und teilweise mit Lebensmitteln bezahlt. Diese Glocken hängen noch heute (2023) im Turm.


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Aus dem kirchen- und lokalgeschichtliche Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg"
von Dr.Anton von Steichele  23)

Pfarrei Hohenzell ( 288 Seelen)

Patron Seine Majestät der König (vormals der Fürstbischof von Freising als Herr der Hofmarke Eisenhofen)
Bezirksamt Aichach; Landgericht Aichach

I.Pfarrsitz
Hohenzell, Dorf, 44 Häuser (5 Halbbauern, die übrigen Gütler und Häusler), 271 Seelen, auf einer Hochebene, von Wäldern eingeschlossen; die am weitesten nach Osten vorgeschobene Pfarrei des Kapitels Friedberg.

II. Pfarrgeschichte
Über die ältere Geschichte von Hohenzell läßt sich bei dem vielfachen Auftreten des Namens "Celle" Sicheres nicht anführen. Später ist ein Theil des Ortes, wahrscheinlich von der Grafschaft Scheiern-Wittelsbach herrührend, landgerichtlich unter der Pflege Aichach; ein anderer erscheint mit Grundbarkeit und Niedergericht als Zugehörung zur Hofmarke Eisenhofen (im Landgericht Dachau).
Auch das Kirchenpatronat von Hohenzell besaßen, soweit die Nachrichten zurückreichen, die Hofmarksherren von Eisenhofen. Als diese Hofmarke im Jahr 1622 vom Hochstifte Freising gekauft wurde, gelangte dieses Patronat-Recht an die Bischöfe von Freising, welche nun bis zur Säcularisation auf die Pfarrei Hohenzell präsentirten. Von diesem Zeitpunkte an übte der Landesherr von Baiern jednes Patronat aus, und durch Übereinkommen zwischen dem Könige und dem Erzbischofe von München und Freising über das Besetzungsrecht bei sämmtlichen ehemals Eisenhofen'schen Pfarreien wurde laut kgl. Entschließung vom 11.März 1854 die Pfarrei Hohenzell bleibend dem königlichen Patronate zugewiesen (siehe Band 2, 228, Anmerkung 2).

III. Pfarrkirche
Die Pfarrkirche zu Hohenzell, unter dem Titel des heil.Stephanus geweiht, liegt, vom Gottesacker umgeben, etwas erhöht an der südwestlichen Ecke des Dorfes. Sie ist klein; das Kirchenschiff scheint noch romanisch zu sein unter vielfacher späterer Veränderung; der gothische Chor mit schönem Netzgewölbe wurde wahrscheinlich in späterer Erweiterung vorgebaut; im Kuppelthurme, der auf dem Westgiebel der Kirche aufsitzt, hängen drei Glocken.
- Die große Glocke goß Andreas Schmidt in Augsburg. Unter dem Bilde eines ackernden Landmannes steht: "Gestiftet von Mathias Asumbauer in Lichtenberg 1864".
  Der Bauer Mathias Asum, ehemals Eigenthümer des großen Hofes Lichtenberg, entstammte der Familie Asum, welche zu Töttenried und in umliegenden Orten große Bauerngüter besitzt und von jeher durch kirchenlichen und wohlthätigen Sinn sich ausgezeichnet hat. Mathias that Vieles für die Kirchen seiner Gegend und pflegte namentlich mit besonderer Freude die Schaffung schönen Kirchengeläutes; Zeuge dessen sind die beiden großen Glocken zu Töttenried und die Glocke, welche er in den Thurm der nahen Pfarrkirche Hohenzell stiftete. Auch Klingen, Altomünster und Maria-Birnbaum besitzen von ihm gestiftete Glocken. Mathias Asum starb im Jahr 1869.
- Die mittlere (Glocke), gegossen von B.M.Langenegger in München, 1715, trägt die Inschrift: Iesvs Nazar.miserere nobis.
- Die kleine hängt unzugänglich.

Die Messenstiftungen sind folgende:
a. einzeln gestiftete Jahrtage 10;
b. die Pfarrei Hohenzell erhielt, wahrscheinlich im 16.Jahrhunderte, angeblich durch Stiftung von Kunrat Schüttgabler, Wirth
    zu Odeltshausen, in ihr Ober-Eigenthum zwei leibfällige Gütlein zu Lechhausen, welche eine jährliche Gilt von 13 Gulden 20 Kr.
    reichten. Auf diesen Gütlein ruhte eine Wochenmesse mit Application. Weil aber der Bezug mit letzterer Leistung in keinem
    Verhältnisse mehr stand reducirte das Ordinariat die 52 Wochenmessen am 9.4.1778 auf 36, am 27.Aug. 1814 auf 20 Messen,
    welche gegenwärtig noch gelesen werden. Die Grundlast jener Gütlein wurde im Jahr 1848 abgelöst;
c. aus dem Nachlasse des Pfarrers Thomas Kropf (Kopf) zu Hohenzell, gest. 1803, erhielt die als Haupt-Erbe eingesetzte
    Pfarrpfründe Hohenzell 1079 Gulden 50 Kr., wofür die Persolvirung von jährlich 32 Messen übernommen wurde.
Das rentirliche Vermögen besteht in 2698 Gulden Kapitalien.

IV. Eingepfarrte Orte
Die Pfarrei Hohenzell hatte früher gar keine auswärtigen Orte; gegenwärtig aber gehören in dieselbe:

1.Ürchenbrunn

Weiler, 15 Häuser (nur Gütler und Häusler), 71 Seelen, 1/2 Stunde östlich auf einer Anhöhe.
Einen Hof in Vnchenbrunne schenkte Mechtildis, Witwe Herzog Ludwigs's II. von Baiern, am 5.Okt. 1297 zum Kloster Fürstenfeld, welches weiter am 21.Jan. 1331 von Reinbot dem Adelshauser eine Hube zu Unchenprun kaufte (M.B. 9, 112; R.B. 6, 353).
Ürchenbrunn gehörte ehedem zur Pfarrei Tettenried. Als aber zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts die schwach dotirte Pfarrei Hohenzell in Gefahr stand, ihr selbstständiges Bestehen zu verlieren, erklärte sich Pfarrer Jos. Schrötter von Tettenried bereit, das Dörfchen Ürchenbrunn, welches mit Ausnahmes eines Viertelhofes völlig nach Tettenried zehentpflichtig war, mit allen aus demselben gehenden Pfarrgefällen unter dem Vorbehalte zu überlassen, daß diese Pfarrei zu der auf Tettenried für alle Zukunft jährlich 10 Gulden als Recognition zur reichen, oder an seiner Decimation zu übernehmen. Die wirkliche Leistung dieser Recognition wurde aber weder im Anfange, noch in der Folgezeit jemals vollzogen.
2. Freistetten
2 Höfe, 10 Seelen, 1/4 Stunde südlich
Die beiden Gütlein zu Freistetten wurden erst im Jahr 1817 angelegt.
(hier irrt Bischof Steichele: Freistetten wurde lt. Wikipedia bereits 1793 gegründet)

V. Gemeinde- und Schulverband
Die Gemeinde Hohenzell umfaßt den Pfarrbezirk Hohenzell sammt den Weilern und Einöden: Lichtenberg (Pfarrei Tettenried), Rametsried (Pfarrei Heretshausen), Plixenried und Übelmanna (Pf. Altomünster). Eine Schule besteht in Hohenzell erst seit neuerer Zeit für den Pfarrbezirk Hohenzell und den Weiler Übelmanna. Früher hatten der eifrige Pfarrer Thomas Kopf, von seinem Pfarr-Antritte 1784 an bis zu seinem Tode 1803, und seine Nachfolger im Pfarrhofe Schule gehalten.

VI. Pfarr-Dotation
Dieselbe bestand im Groß- und Kleinzehenten aus dem Pfarrsprengel und einem kleinen Wilddumgute. Gegenwärtig ist das Pfarr-Einkommen folgendes:

Einnahmen
fl. .
kr.        
1. Zinse von gestifteten Kapitalien
46
  40 4/8
2. Aus Grundstücken: Gärten 0,64, Äcker 33,52, Wiesen 11,58, Wald 1,72 (nur Gebüsch)
165
  27
3. aus abgelösten Zehenten und grundherrlichen Rechten
510
  48 6/8
4. von gestifteten Gottesdiensten
24
  36
5. an Stolgefällen
26
  53 4/8
6. herkommliche Gaben
6
  -
(zus.)
780
  25 6/8
Lasten
1. Auf Staatszwecke
41
  20 1/8
2. wegen des Diöcesan-und Kapitel-Verbands
4
  49
Rein-Ertrag
734
  16 5/8

(Fassions-Abschluß vom 31. Dec. 1868)

Der Pfarrhof, nahe der Kirche, ist alt, einfach, nicht groß; die Ökonomie-Gebäude, im Jahr 1844 neu gebaut, stehen gesondert.


Heiliges Grab  30), 34)

Bis in die 1950er Jahre war in Hohen-zell -so wie in vielen katholischen Kirchen- am Karfreitag vor dem Hochaltar ein eindrucksvolles Heiliges Grab aufgebaut, mit großartigen Kulissen und vielen Lichtern.

Der Brauch des "Hl.Grabes" und des sog. "Graberlschauns" in der verdun-kelten Kirche stammt aus der Barockzeit und diente der Veran-schaulichung des Heilsgeschehens ("Spectaculum sacrum").

Aus alten Kirchenrechnungen ist be-kannt, dass im Dachauer Land bereits 1630 Heilige Gräber in Kirchen "reno-viert" wurden. Das spricht dafür, dass dieser Brauch schon vor mehr als 400 Jahren eingeführt wurde. Hohenzell wird darin keine Ausnahme gewesen sein.

In der Zeit der Aufklärung und der Säkularisation (ca. 1780-1820) waren die spectacula sacra in Bayern verboten. Doch staatliche Verbote haben in Glaubenssachen meist keine große Wirkung. Schon ab der Mitte des 19.Jh. lebte der Brauch wieder auf und führte sogar zu einem neuen Höhe-punkt.

Zu dieser Zeit - in der 2.Hälfte des 19.Jh. - dürften auch die Kulissen des heute noch vorhandenen Heiligen Grabes in Hohenzell erstellt worden sein. 1904 haben Johannes und Simon Sporer aus Taxa die Kulissen abgeändert und bemalt (Signatur auf dem 4.Bogen). Möglicherweise wurden damals für die erneuerten Teile erstmals Metallschrau-ben verwendet. Die ältesten Teile sind jedenfalls noch mit Holzstiften verbunden (siehe Bild unten).
Als Lichtquellen hinter den Glaskugeln dienten anfangs wohl Kerzen, später Petroleum-lampen. Die Ortschaft Hohenzell wurde erst 1929 an das Stromnetz angeschlossen; bald danach stellte man beim Hl.Grab auf elektrische Beleuchtung um.

Da diese Installation nach über 90 Jahren aber nicht mehr den heutigen Sicherheitsvorschriften entspricht, kann sie im 21.Jh. nicht mehr weiter verwendet werden.
Das Heilige Grab wurde in Hohenzell bis in die späten 1950er Jahre vor dem Hochaltar (bei verdunkelten Fenstern) aufgestellt. Dann kam der Brauch zum Erliegen, weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage nach dem 2.Vatikanischen Konzil passte. Gottseidank hat man in Hohenzell die Einzelteile des Heiligen Grabes nicht -wie in so vielen anderen Kirchen- verbrannt oder entsorgt, sondern komplett auf dem Dachboden des Pfarrhauses eingelagert.
Dort haben kunsthistorisch interessierte Personen um Michael Heitmeir im Jahr 2021 die Teile entdeckt und in mühevoller Arbeit probeweise in der Scheune der Fam. Schuri wieder zu einem Heilige Grab zusammengestellt. Und es wurde ein großer Erfolg. Alle dafür notwendigen Elemente waren noch vorhanden; lediglich die elektrische Anlage musste wegen der strengeren Sicherheits-vorschriften angepasst werden. Das Grab blieb einige Tage stehen. Die Bewohner von Hohenzell waren zur Besichtigung eingeladen und haben dies fleißig genutzt. Zudem gestalteten die Initiatoren einen schönen Flyer mit dem Titel "Das heilige Grab von Hohenzell", der mit Bildern und Texten über das Grab informierte:
Danach ist das Hl.Grab an der Vorderfront 2,30 Meter breit und 3,70 Meter hoch. Ungewöhnlich ist die räumliche Tiefe von 1,80 Meter mit vier hintereinander angeordneten Bögen und der abschließenden Wand. Die mit Architekturmalereien versehene Holzkonstruktion ist in zwei Etagen unterteilt:
- Unten die Grabkammer mit dem liegenden Leichnam Jesu.
- Oben lenkt ein aufgemalter Strahlenkranz den Blick ins Zentrum zu der Stelle, an die während der Betstunden die Monstranz       gestellt wird.
Seinen besonderen Glanz erhält das Hl.Grab durch die Illumination. Zahlreiche von hinten beleuchtete Glaskugeln sind mit unterschiedlich gefärbtem Wasser gefüllt und tauchen den Raum in ein mystisches Licht.

Zunächst war nicht sicher, ob das Hl.Grab künftig am Karfreitag in der Pfarrkirche aufgestellt werden kann. Ein Problem ist die kurze Zeit, die für den Abbau am Karsamstag-Nachmittag bis zur Auferstehungsfeier zur Verfügung steht. Dazu werden viele Helfer benötigt. Im Jahr 2023 war es dann soweit. Am Gründonnerstag (6.4.2023) war das Grab in seiner vollen Schönheit im Chor der Kirche zu sehen.


Bewachter Leichnam Jesu