Das
Rockerl-Mausoleum in HAIMHAUSEN
85778
Haimhausen, Hochstr. 30 (gegenüber)
Lage der Kirche auf der Landkarte (=roter Punkt) ...
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Beschreibung
Das Rockerl-Mausoleum liegt
am Ortsrand von Ottershausen an der Straße nach Inhausen.
Es versteckt sich hinter mächtigen, 150 Jahre alten Bäumen,
die einen dicht bewachsenen, grünen Kreis bilden. Das Rockerl
ist deshalb nur im Winter von der Straße aus zu sehen. Da
es seit vielen Jahren nicht mehr benutzt wird, dämmert es "im
modrigen Dorn-röschenschlaf", wie der ehem. Kreisheimatpfleger
Dr.Göttler schrieb.
Das Gebäude besteht
- aus der Gruft im unteren Teil und
- einer Kapelle im Stockwerk darüber.
...mehr zum Namen "Rockerl".....?
Nach dem Tod ihres Mannes
Eduard James ließ Henriette von Haniel (später
verheiratete Gräfin Monts) im Jahr 1904 für den
Gatten von Oberbaurat Max Schultze aus Regensburg ein Mausoleum
im Neu-Renaissancestil errichten.
Grund für den Bau war, dass Eduard James, als Protestant
nicht in der Gruft unter der katholischen Pfarrkirche beigesetzt
werden durfte.
Ein Begräbnis in der eigenen Schlosskapelle, die keine
Gruft besitzt, war nicht möglich, weil schon seit 1804
Erdgräber in Kirchen verboten sind.
Der Bau des Rockerl
dauerte ein Jahr; das Mauso-leum wurde am 8. November 1905,
genau ein Jahr nach der Beisetzung von James Haniel, eingeweiht.
In der Zwischenzeit war der Tote in der Klausen-kapelle
aufgebahrt. Dort erinnert eine Gedenkplatte am Boden an die
Aufbahrung.
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Kuppel von innen
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Das Mausoleum
ist ein kreuzförmiger Zentralbau mit Kuppelhaube in den damals modernen
Stilarten des Historismus. Das hohe, rundbogige Eingangsportal mit doppelflügeliger
Türe ist mit einem Vorbau (Neu-Renaissance) versehen. Er stützt
sich auf vier Säulen mit ionischen Kapitellen; in den Tympanon ist
ein großes Wappen, umgeben von Akanthusblättern (Neu-Barock),
eingefügt.
Die Kapelle steht unter Denkmalschutz.
Sie ist in der Liste der Baudenkmäler in Haimhausen als:
"Mausoleum der Familie von Haniel kreuzförmiger Zentralbau mit
Kuppelhaube, 1904/05 nach Plänen von Max Schultze in Neurenaissanceformen
errichtet; an der Straße nach Inhausen" aufgeführt. 07)
Inneres
Die Gruft
besteht aus zwölf Grabkammern (siehe Bild unten).
Im Kapellenraum steht über dem Altar ein großes Marmorkreuz.
Es soll aus der Schule des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen
(1770-1844) stammen.
Drei bunte Glasfenster tauchten früher den Raum in ein geheimnisvolles
Licht. Leider wurden die Fenster von Vandalen zerstört.
In das Mausoleum wurde wiederholt
eingebrochen. Die Grabschänder vermuteten bei den Toten Schmuck,
den sie aber nicht vorfanden. Auch Kupferdiebe haben das Bauwerk heimgesucht.
Günter Haniel ließ deshalb seine im Mausoleum beigesetzten
Angehörigen exhumieren und im Haimhauser Friedhof bestatten. Es sind
dies:
James Eduard Haniel, gest.
1904 (...Bericht über die
Beerdigung...)
Henriette Gräfin Monts, gest. 1913 (...Bericht
über die Beerdigung der Henriette...)
Edgar Karl Alfons
Haniel, gest. 1935
Margarete, geb. v. Brauchitsch, gest. 1939
Der Haimhauser Ehrenbürger
Simon Käser erzählte, dass 1935 die Schulkinder den Begräbniszug
für Edgar Karl Alfons Haniel von der Schlosskapelle zum Mausoleum
begleiteten und danach eine Brotzeit (dicke Handwurst mit Semmel)
erhielten.
Derzeit ist das leere Rockerl
verschlossen. Auf die Außenwände werden immer wieder
Graffitis gesprüht. Inzwischen hat die jetzige Eigentümerin,
Aniela von der Burg, eine Stromleitung zum Mausoleum legen und eine
Lichtanlage mit Bewegungsmelder einbauen lassen.
Ein Erlebnis sind aber die Ruhe und vermeintliche Abgeschiedenheit,
die
den Besucher in dem kleinen Wäldchen empfängt.
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die leeren Grabkammern
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Woher
kommt der Name "Rockerl"?
Nach dem Bayerischen Wörterbuch
von Andreas Schmeller (wo sogar dieses Rockerl in Haimhausen erwähnt
wird), handelt es sich um eine Vorrichtung zum Vogelfang (ital. roccolo
= Vogelnetz).
Benötigt wurden:
- ein Turm auf einer Anhöhe, der durch Büsche, Lauben und Bäume
verborgen ist
- sowie ein Netz, das in den Büschen gespannt wird.
Um freie Vögel anzulocken, wurden in der Mitte Volieren aufgebaut.
Waren genügend Vögel gekommen, scheuchten Jäger in den Türmen
die Vögel in die Netze hinein.
Rockerl
um 1700
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In der Schloss-
und Parkansicht von Michael Wening um 1700 ist auch das "Rockhele"
eingezeichnet.
Im Text der Bildbeschreibung, heißt es:
"Daß Rockhele mit freyhen Königl. Zügl." (Zügl
=Zucht, Tierzucht, Geflügel- und Vogelzucht - nach Schmeller).
Auf Wenings Stich sieht man auf dem Hügel ein umfriedetes Rechteck,
in dem sich an der höchsten Stelle ein turmartiges Gebäude
mit Satteldach befindet. |
Trauerfeier
für Eduard James Haniel
von Haimhausen
Amperbote vom 16.03.1904
Am 11. März,
nachmittags, fand in Haimhausen die Beerdigung des in Territet (Schweiz)
verstorbenen Gutsbesitzers, des Herrn Eduard James Haniel von Haimhausen
statt. In der Schlosskapelle, der Sarg unter einer Fülle von
Blumen Kränzen aufgebahrt war, nahm Herr Pfarrer Hermann aus
München die Einsegnung vor.
Seiner Rede entnehmen wir, dass der Verblichene am 9. Juni 1844 in
Ruhrort geboren wurde und sich im Jahr 1876 mit Henriette Haniel vermählte.
In besonderer Weise hob er die Güte und Liebe des Verstorbenen,
seine Uneigennützigkeit und seinen Wohltätigkeitssinn, welcher
der ganzen Gegend zugutekam, hervor.
Nach einem von Männerstimmen vorgetragenen Trauerlied wurde die
Leiche, die von Beamten des Hauses getragen, in die Kapelle im Park,
zur vorläufigen Ruhestätte begleitet. Dem Sarg folgten die
tieftrauernde Gattin des Verblichenen, die Brüder, Herr Haniel,
Landrat in Elf. mit Familie und Herr Major Haniel, Deutz, der Schwager
Herr Rittmeister Bank mit Familie und andere Verwandte des Hauses. |
Außenansicht
im Winter
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Als Trauergäste hatten sich eingefunden
Exzellenz Obersthofmarschall Graf Steinsheim, Graf Arco, Valley, Graf Buttler,
Graf Marogna, Baron Watzdorf, Reichsrat Ritter von Lang-Puchhof, kgl. Bezirksamtmann
Cottel, Justizrat Rothballer, Forstrat Koch und andere; außerdem nahmen
die Feuerwehren von Haimhausen und Ottershausen, der Veteranenverein, sowie
die Schuljugend und der größte Teil der Einwohner von Haimhausen
und Umgebung an der Beerdigung teil.
Nach einem kurzen warmen Nachruf seitens des Herrn Pfarrers von Ottershausen,
welcher einen herzlichen Dankesruf dem Verstorbenen gegenüber bedeutete,
folgte ein von den Kindern gesungenes Grablied; die ergreifende Trauerfeier
wurde sodann durch eine Ansprache und einem Gebet des Hochwürden
Herrn Pfarrer Hermann beendet. Möge der Verstorbene, der sich durch
seinen Gerechtigkeitssinn, seine Freundlichkeit und Leutseligkeit im Verkehr
mit Hoch und Nieder überall Hochachtung Anhänglichkeit zu erwerben
musste, in Frieden ruhen!
Hof- und Personalnachrichten
Beisetzungsfeier in Haimhausen
Bericht aus der Münchner Neuesten Nachrichten/Morgenblatt vom 13.10.1913
Zu einer erhebenden Trauerfeier
gestaltete sich heute Nachmittag die Beisetzung der Leiche der Gemahlin
des Kaiserlichen Wirklichen Geheimen Rates und Botschafters a.D. Grafen
von Monts in dem Mausoleum im Ampertal beim Schloss Haimhausen
. Die Leiche war bereits am Sonntag
in aller Stille von dem malerisch gelegenen Schlosse Haimhausen,
wo die Verstorbene in heldenmütigem Kampfe mit einer tückischen
Krankheit ihr Leben beschloss, nach dem inmitten einer Waldparzelle
im Felde gelegenen Mausoleum gebracht worden. An dieser in vornehmer
Renaissance von Oberbaurat Schulze-Regensburg Ausgeführten
letzten Ruhestätte, die die Verstorbene sich selbst erwählt
hatte, wurde heute Nachmittag die Leiche feierlich beigesetzt.
Mit dem tiefgebeugten Grafen v. Monts
scharten sich die Anhänger der Familie Haniel, an ihrer Spitze
ihr Chef, Geheimrat Franz von Haniel, der erst kürzlich bei
einem Automobilunfall verletzt wurde, dann die Verwandten des Grafen
v.Monts, General Graf v.Monts, General v.Schwerin, Oberst Graf Geißler,
Hofmarschall v.Strahl usw., ferner der Vertreter des Kaisers, der
preußische Gesandte v.Treutler, der im Namen des Kaisers einen
prächtigen Kranz niederlegte, Oberhofmeister Frhr.v.Rotberg
als Vertreter der Herzogin Karl Theodor, der sächsische Gesandte
Frhr. v.Friesen, die Minister a.D. Dr. Graf v.Crailsheim und Dr.
Graf v.Podewils, Regierungspräsident a.D. v.Auer, Graf Marogna,
Sektionschef P.Schulz aus Wien, Professor Fritz v.Müller mit
den beiden anderen Ärzten, die die Gräfin behandelten,
Dr. Georg Hirth und andere Herren aus den Münchner Bekanntenkreisen
des Grafen.
Unter den Trauernden waren auch sämtliche
Beamte und Bedienstete des Grafen v.Monts und zahlreiche Angehörige
der umliegenden Gemeinden versammelt. Mit mächtigen Kränzen
war der Sarg geziert, unter denen der Kranz des Regenten mit der
breiten weißblauen Schleife besonders hervortrat.
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Altar in der Kapelle
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Der protestantische Reiseprediger Langenfaß
hielt eine Ansprache an die Trauerversammlung, in der er die hohen Tugenden
der Verstorbenen und ihr Eheglück besonders hervorhob. Nach den kirchlichen
Zeremonien legte der katholische Geistliche von Haimhausen einen Kranz nieder
und widmete der Verstorbenen einen Nachruf, in dem er namentlich den Gefühlen
des Dankes Ausdruck gab für die Errichtung der Kleinkinderbewahranstalt,
der die Verstorbenen stets eines große Wohltäterin war. Weiter
legte ein Vertreter der Gemeinde Haimhausen und ein Beamter des Grafen v.Monts
unter kurzen Nachrufen Kränze nieder.
Vor und nach der kirchlichen Feier
sang der Dorsche Singchor aus München weihevolle Lieder. Tief ergreifend
klang zum Schlusse der Gesang der Kinder von Haimhausen, die unter Führung
ihres Lehrers Rehle ihrer toten Gönnerin die letzte Ehre erwiesen.
Hans Schertl
Quellen:
Bericht aus der Münchner Neuesten Nachrichten/Morgenblatt vom 13.10.1913
Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
Dachauer Nachrichten vom 22.9.1998
Dachauer SZ vom 12./13.7.2003
Johann Schnell, Die Schlossklause mit Kapelle, 2007
Siglinde Haaf, Simon Käser feiert 85.Geburtstag, Lohhofer Anzeiger
v. 20.8.2011
07)
Liste der_Baudenkmäler
in Haimhausen
Walter Gierlich, Das Rockerl, Dachauer SZ vom 1.9.2016
6 Bilder: Johann Schnell
(3), Hans Schertl (3)
18.2.2022
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