Feldkapelle
St.Maria in Erlhausen
Beschreibung
Die Feldkapelle St.Maria
wurde in den Jahren 2017/2018 von Josef Kreitmair auf seinem Grund und
Boden zwischen alten Obstbäumen errichtet.
Grund für den Bau war einerseits, dass Erlhausen schon früher
eine Kapelle besessen haben könnte, denn das Grundstück, auf
dem heute das Wohnhaus von Josef Kreitmair steht, trug die Flurbezeichnung
"Kapellenacker". Da es keine schriftlichen Hinweise auf eine
solche Kapelle in Erlhausen gibt 04)
, könnte der Acker
vielleicht auch dem um 1814 abgebrochenen Georgskirchlein
im benachbarten Edenholzhausen gehört haben. Zum anderen ist die
Kapelle auch ein Zeichen des Dankes für viele glückliche Momente
in seinem Leben.
Das kleine Gotteshaus wurde von Architekt Thomas Wallner aus Goppertshofen
geplant und von der Fa. Arzberger aus Oberdorf errichtet. Den Dachstuhl
erstellte der Zimmerer Uli Rattenstetter aus Aufhausen. Die umfangreichen
Elektroarbeiten übernahm die Fa. des Sohnes Georg Kreitmair aus Scheyern.
Den
Besucher überrascht der von Bäumen gesäumte dekorative
Zugangsbereich mit Treppe und behindertenfreundlicher Rampe. Am
Beginn des gepflasterten Vorplatzes steht eine Madonnen-statue aus
Betonguss auf einem hohen kannelierten Sockel. Eine Bank bietet
einen beschauli-chen Ruheplatz.
Die
leuchtend weiße Kapelle ist ein rechteckiger Bau mit einer
Grundfläche von sechs mal vier Metern. Das Satteldach ist mit
Kirchenbiber gedeckt. Kirchenbiber-Ziegel sind dicker als normale
Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung und sind von
hoher handwerklicher Qualität.
Zwei hohe rundbogige Fenster im vorderen Teil der Längsseiten,
die verglaste Eingangstüre sowie ein großes Rundfenster
über dem Portal geben dem Raum Licht. Die Kapelle ist sogar
mit einer modernen Audio/Video-Sprechanlage aus-gestattet, die es
erlaubt, die verschlossene Kapelle über ein Handy von ferne
aufzuschließen, wenn (bekannte) Besucher in das Gotteshaus
wollen.
Die Kapelle ist ein Bau hoher technischer und handwerklicher Perfektion.
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Hinter der Kapelle
steht ein acht Meter hoher Glockenturm auf quadratischem
Grundriss. Er ist aus statischen Gründen nicht unmittelbar
mit dem Mauerwerk der Kapelle verbunden. Im oberen Drittel sind
die rundbogigen Schallfenster angebracht. Dahinter hängt eine
30 kg schwere Glocke, die schon weit über 100 Jahre alt ist;
sie wurde 1895 von der Fa. Bachmair in Erding gegossen. Kreitmair
hat sie in Hallbergmoos von einem Bauern erworben, der seine Kapellenpläne
nicht umsetzen konnte. Die Glockenfirma Perner aus Passau, von der
der Glockenstuhl stammt, stattete die Glocke mit einem neuen Klöppel
aus, montierte sie im Turm und richtete ein elektrisches Läutwerk
ein. Die Glocke läutet samstags u. sonntags jeweils um 12 Uhr.
04)
Auf die Spitze
des Turms ist ein vergoldetes Kreuz mit zwei Querbalken,
ein sog. Scheyrer Kreuz gesetzt. Der obere, kleinere Querbalken
symbolisiert die Tafel mit der Kreuzinschrift (INRI), die Pilatus
bei der Kreuzigung Jesu anbringen ließ. Das Scheyrer Kreuz
weist auf die vielfachen Beziehungen der Familie zum Kloster Scheyern
hin. Kreuzreliquiare als Aufbewahrungsgefäß für
Kreuzpartikel wurden früher oft in Form des Doppelkreuzes (auch
Patriarchenkreuz oder Jerusalemkreuz genannt) gestaltet. So auch
das Reliquiar, das um 1160 aus dem Heiligen Land über Umwege
nach Scheyern kam und das die Kreuzreliquie enthält, die seitdem
dort verehrt wird.
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Innenausstattung
Der Innenraum
macht einen hellen und freundlichen Eindruck. Dazu trägt neben
den weit herabgezogenen Fenstern auch der Sichtdachstuhl bei, der -wie
die Wände- weiß gestrichen ist.
Der Boden der Kapelle ist mit Natursteinplatten belegt (Fa.Schmalz).
Sechs Bänke aus Eichenholz bieten Sitzplätze für 12 Personen
an. Die
Kniebänke können zurückgeklappt werden.
Bei Dunkelheit spenden dekorative klare LED-Glühbirnen, die von
der Decke hängen, Licht.
Blickfang
des Innenraums ist ein großes Mariengemälde an der Wand hinter
dem Altar. Es soll aus der Schule des berühmten Augsburger Malers
Joh. Georg Bergmüller stammen.
Das Gemälde wird assistiert von Figuren der hl.Elisabeth von Thüringen
(links) und des Evangelisten St. Lukas.
Der
Altar ist aus Eichenholz in barocker Form errichtet. Auf dem Altartisch
stehen das Altarkreuz und zwei Kerzen.
An
den Wänden hängen 14 kleinere Kreuzwegbilder.
An
der Rückseite, zu beiden Seiten des Eingangs, stehen Figuren der
hl. Barbara und des hl.Franziskus.
Altar
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Der
Altar in Form eines geschwungenen
Trapezes wurde von einem Schreiner aus Niederbayern gefertigt. Er
besteht aus verschiedenfarbigem Eichenholz. An seiner etwas helleren
Vorderseite ist ein gleichschenkliges Kreuz aufgesetzt.
Auf der mit einem weißen Altartuch abgedeckten Mensa stehen
das Altarkreuz, das ein befreundeter Pfarrer gestiftet hat und zwei
Leuchter mit Kerzen, die die Aufschrift "Kapelleneinweihung 22.7.2018"
tragen.
Hier liegt auch das Gästebuch,
in das die Besucher fleißig ihre Kommentare eingetragen haben.
Der Buchdeckel ist besonders aufwändig gestaltet mit angedeuteten
Reliefs der vier Evangelisten und von von biblischen Ereignissen.
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Gästebuch
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Über dem
Altar ist an der Wand ein großes Gemälde
angebracht. Es war früher das Altarblatt in einer Haus- oder
Hofkapelle im Raum Garmisch. Josef Kreitmair erwarb es von einem Restaurator.
Das Bild soll aus der Schule des berühmten Augsburger Malers
Johann Georg Bergmüller (1688-1762) stammen. Bergmüller
gehörte zu den großen Künstlerpersönlichkeiten
des 18.Jh in Süddeutsch-land. Zusammen mit seinen Zeitgenossen
Cosmas Damian Asam und Joh.Bapt. Zimmermann prägte er die Malerei
in der Zeit des Übergangs vom Barock zum Rokoko. Im Dachauer
Land ist sein Deckenge-mälde in der Schlosskapelle Haimhausen
mit dem Thema "Rückkehr Christi auf den Thron der Dreifaltigkeit"
bekannt. |
Maria
Immaculata
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Das
Bild in Erlhausen zeigt eine mit Rosen gekrönte Maria, die von
Engeln in den Himmel gehoben wird, wo sie eine Heilig-Geist-Taube
vor dem Dreieck der Drei-faltigkeit erwartet. Maria ist in einen blauen
Mantel gekleidet. In ihrer Hand hält sie ein Zepter mit Blumenblüte.
Der rechte Fuß ist auf dem Kopf der Schlange gesetzt, die die
Weltkugel umschlungen hat. Die Schlange besitzt fledermausartige Flügel,
die mit einem Pfauenmuster versehen sind. Der Pfau ist Sinnbild für
den Hochmut Adams und Evas. Der linke Fuß Marias ruht auf einer
Mondsichel.
Maria wird hier als die neue Eva dargestellt, als die Frau aus der
Offenbarung des Johannes (Offb.12,1: "von der Sonne umkleidet, den
Mond zu ihren Füßen"). Die Schlange mit dem Apfel im
rüsseligen Maul symbolisiert die Erbsünde und in weiterer
Folge das Böse allgemein. Maria steht über der Erbsünde,
die ihr nichts anhaben kann (Maria Immaculata). |
In der Kapelle
stehen vier Heiligenfiguren aus dem Kunsthandel. Die ausgewählten Heiligen
sind Namenspatrone von Angehörigen aus der Verwandtschaft und der Nachbarschaft
der Familie Kreitmair.
St.Elisabeth
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Die
Assistenzfiguren zu beiden Seiten des Altargemäldes stellen
die hl. Elisabeth von
Thüringen (links) und den Evangelisten Lukas
(rechts) dar.
Elisabeth hält in ihrem Arm einen Bund Rosen und eine große
Zinnkanne.
Die Attribute von Lukas sind Schreibfeder und Evangelienbuch. Zu
seinen Füßen lugt ein Stier hervor.
Die
hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) ist eine historische
Person. Sie stammte aus Ungarn und war Ehefrau des Landgrafen Ludwig
IV. von Thüringen. Im Hungerjahr 1226 speiste sie die Armen vor
den Toren der Wartburg. Als Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths
angebliche Verschwendung aufgehetzt, sie zur Rede stellte, verwandelten
sich die Brote in ihrer Schürze zu Rosen.
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St.Lukas
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Lukas
(von Beruf Arzt) begleitete Paulus auf verschiedenen Reisen. Er gilt als
Verfasser des nach ihm benannten Evangeliums und als Autor der zwischen
70 und 80 entstandenen Apostelgeschichte. Der Evangelist Lukas war bestrebt,
Person und Wirken Jesu in einen weltgeschichtlichen Rahmen zu rücken; auch
seine Geschichte und Vorgeschichte der Geburt Jesu (Lk 1 - 2,20) soll auf
die universale Bedeutung Christi hinweisen. Sein Attribut ist der Stier
(Opferstier), denn das Lukasevangelium deutet am innigsten auf den Opfertod
Christi hin.
St.Franziskus
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An der Rückseite, neben
der Eingangstüre, stehen zwei weitere Heiligenfiguren auf Podesten.
Links St.Franziskus
in der Kutte seines Ordens mit einem Vogel in der einen sowie einen
Rosenkranz in der anderen Hand. Die drei Knoten des Strickes, der
als Gürtelersatz um die Hüften geschlungen ist, stehen
für die drei Ordensgelübde Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit.
Rechts St.Barbara
mit einem Krönchen auf dem Haupt, der Märtyrerpalme in
der Hand und einem Turm zu ihren Füßen.
Der
Vogel in der Hand von St.Franziskus (1181-1226) verweist
auf folgende Sage:
Der Heilige kam mit seinen Brüdern an einer Schar Vögel vorbei.
Franziskus sprach zu ihnen: "Seid gegrüßt, meine Brüder Vögel. Der
Friede sei mit euch!" Die Begleiter waren erstaunt, weil die Vögel
nicht wegflogen. Franziskus sagte weiter zu den Vögeln: "Meine Brüder
Vögel, wie müsst ihr euren Schöpfer loben, der euch Federn als Gewand,
Flügel zum Fliegen und alles gegeben hat, was ihr zum Leben braucht.
Sogar in der Luft könnt ihr fliegen." Da fingen die Vögel an zu
jubeln. Franziskus segnete sie.
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St.Barbara
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St.Barbara
ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen
Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise
in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara
ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit.
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ
er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln
brennen. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er
sofort von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie
ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen.
Die Kreuzwegbilder, die an den
Seitenwänden hängen, wurden von einem Maler aus dem Grödnertal
in Südtirol geschaffen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
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9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10.
Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11.
Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12.
Station
Jesus
stirbt am Kreuz
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13.
Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14.
Station
Jesus wird
ins Grab gelegt
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Quellen:
01) Heinz
Nefzger, Ein kirchliches Kleinod geschaffen, Münchner Merkur vom
25.Juli 2018
02) Familie Kreitmair, Erlhausen, 2018
03) https://de.wikipedia.org/wiki/Edenholzhausen_(Weichs)
04)
Heinrich Fitger, Kirchen im Erlbachtal, Weichser Heimatblätter 2018
Bilder: 25
26.4.2022
Segnung
der Kapelle
Am 22.Juli 2018 wurde die Kapelle unter großer Beteiligung der Bevölkerung
von Dekan Dietz zu Ehren der hl.Maria eingeweiht. Wegen des strömenden
Regens fand der Festgottesdienst im großen Zelt statt. Nur zur Segnung
der Kapelle ging der Pfarrer mit den Ministranten zur die festlich mit
roten Rosen geschmückte Kapelle hinüber, während die 500
Gäste sitzenblieben.
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