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Brückenkapelle St.Nepomuk in WEYHERN


Lage der Kapelle auf der Landkarte ...

Das kleine Gotteshaus steht seit August 2016 in Weyhern/Gemeinde Egenhofen, am östlichen Glonnufer, neben der Brücke, über die die Straße von Ebersried nach Weyhern führt. Sie ist dem hl. Johannes Nepomuk geweiht, der große Tradition als Brückenheiliger hat.
Bis 2015 stand die Kapelle am anderen Ufer der Glonn auf dem Gebiet der Gemeinde Pfaffenhofen/Glonn. Eigentümerin war aber auch damals schon die Gemeinde Egenhofen. Als eine Renovierung anstand, beschloss der Gemeinderat von Egenhofen, nur Geld dafür zu bewilligen, wenn die Kapelle auf ihr Gebiet versetzt wird. Dies geschah im Sommer 2016.

Geschichte

Im 18. Jh. gab es an dieser Stelle noch keine befahrbare Brücke über die Glonn. Der feste Steg, den Freiherr von Ruffini 1736 errichten ließ, war nur für Fuß- gänger bestimmt. In der Mitte dieser Fußgängerbrücke wurde eine Nepomuk-figur mit Laterne und Opferstock angebracht. Jeweils am Samstag und am Sonntagabend zündete man die Laterne an; sie sollten den vom Wirtshaus heimkehrenden Zechern als Wegweiser dienen. Auch bei Hochwasser wurde die Laterne angezündet, um Unglücksfälle zu vermeiden. Heute steht die Original-figur im Sitzungssaal des Rathauses in Egenhofen. 2)

Später ließ der Gutsherr eine feste Holzbrücke für den gesamten Verkehr bauen. Die Statue mitsamt dem Opferstock wurde an einem Platz neben der Brücke aufgestellt. Die Fläche stifteten die Ebertsrieder Bürger, da sie zur Gmain gehörte. 1796 wurde beim Einfall der Franzosen der Zechschrein (=Opferstock) mit 58 Gulden Inhalt geplündert und zerschlagen. 2)

Als 1819/20 die Statue erneuert werden musste, gaben die Pfarrvorstände eine Holzverschalung zum Schutz vor Witterungseinflüssen in Auftrag. Aber der Gutsherr verweigerte die Zustimmung zu "diesem Taubenkobl" und forderte "einen Seitenflügel nebst zwei geträhetne Saullen zu beiden Seiten". Das war praktisch eine Kapelle. Die Ebertsrieder protestierten zwar gegen den kostspie-ligen Bau, doch der war nicht mehr zu verhindern. 2)
1823 wurde die Kapelle fertiggestellt. Der Gutsherr übernahm immerhin die Kosten für die Farben und den vergoldeten Knopf auf der Kapelle. 2)

60 Jahre später, 1883, war sie aber baufällig und musste durch den Schreiner- u. Malermeister Max Metzger erneuert werden.

Als um 1895 die Familie der Freiherrn von Lotzbeck den Bau des Krankenhauses in Egenhofen finanzierten, machten sie zur Auflage, dass 2)
- die Gemeinde Egenhofen die Kapelle samt Nepomukstatue instand halten muss
- alljährlich eine Messe in der Weyherner Schlosskapelle abgehalten wird, wofür die Gemeinde der Pfarrei eine Betrag
   von 2,60 Mark zu entrichten habe
- die Gemeinde für ein Ewiges Licht in der Johannes Nepomuk-Kapelle während der Tage vom 15. bis 22.Mai jeden Jahres zu
   sorgen habe. Der 16.Mai ist der kirchliche Gedenktag von St.Nepomuk.

1927 hatte die "Genossenschaft zur Entwässerung der Glonnwiesen" beim Bau der Glonnunterführung das Gotteshaus als Zementlager genutzt. Durch die große Last der eingelagerten Säcke neigte sich der Bau nach hinten und konnte nur durch eine weitere Renovierung (durch Schreiner- u. Malermeister Josef Greif) erhalten werden. Die Kosten musste aber, da sich die Genossenschaft (unter Hinweis auf die Bauverpflichtung von 1895) weigerte, die Gemeinde Egenhofen übernehmen.

Während des Zweiten Weltkriegs benutzte der Volkssturm die Kapelle als Kontrollstation für die Brücke. Für diesen Dienst waren Schulbuben aus Ebersried eingeteilt. 2)

Verlegung auf die andere Glonnseite

In den ersten Jahren des 21.Jh. wurde der Verfall des Holzgebäudes sichtbar. Im Bodenbereich war die Holzverkleidung teilweise schon morsch und wurmstichig, das Blechdach stark angerostet und der Farbanstrich abgeblättert. Unermüdlich mahnte der Kirchenpfleger von Egenburg Martin Braun sen. eine Renovierung an. Doch der Gemeinderat von Egenhofen verlangte vorher eine Versetzung der Kapelle über die Glonn auf Weyherner Gebiet. Das geschah auch.

Die Gemeinde Egenhofen beauftragte eine Fachfirma aus Miesbach mit der Restaurierung des Kirchleins: Am 8. Oktober 2015 machten sich deren Experten an die Arbeit, luden das wackelige Holzbauwerk auf einen Lastkraftwagen und transportierten es in ihre Werkstätten. Bis Weihnachten sollte die Restauration beendet sein. Tatsächlich mussten die Weyherner und Ebersrieder bis zum August 2016 warten, bis sie die Kapelle wieder zu sehen bekamen. Doch es fehlte die Farbe, denn dem Landesamt für Denk-malschutz sagte das Farbkonzept der Miesbacher nicht zu. Es dauerte noch ein Jahr bis endlich am 3.September 2017 der zuständige Pfarrer Heiß aus Egenhofen die Kapelle segnen konnte.

Die Gesamtkosten der Aktion beliefen sich auf rd. 54.000 Euro, 12.000 Euro mehr als die Schätzungen betrugen. Davon musste die Gemeinde aber nur ein Viertel tragen; der Rest waren Fördermittel.
..mehr darüber....

 

Baubeschreibung

Der Holzbau ist in seinem Stil ungewöhnlich für das Dachauer Land. Von der früher wohl durchgehend verwendeten blauen Grundfarbe ist nichts mehr erhalten.

Die braun gestrichenen Balken und Bretter wirken wie Lisenen an Steingebäuden und bringen viel Kontrast in das Gesamtbild. Die Kapelle hat einen portalähnlichen, nach oben abgerundeten Eingang mit einer Gittertüre. Zwei seitliche Fenster geben dem Raum genügend Licht.

Im kleinen, offenen Türmchen auf dem Dachgiebel (Dachreiter) hängt eine hölzerne Glocke (Bild rechts)

Jedenfalls ist aus der maroden Kapelle des Jahres 2015 ein echtes Schmuckstück geworden, wie auch Bürgermeister Josef Nefele 2017 feststellte.



Inneneinrichtung

Die Kapelle ist durch eine vergitterte Türe mit Glaseinsatz verschlossen. Leider hat man ein Glas verwendet, das dem Besucher nur einen verzerrten Blick ins Innere gewährt. Damit wurde der Zweck des Fensters verfehlt. Aus diesem Grund stammt das Bild des hl.Nepomuk (unten) noch aus der alten Kapelle, in der das Scheingewölbe eine andere Farbe hatte.

Im Inneren der Kapelle sind die Wände mit einem an Tapeten erinnernden Muster bemalt. Zwei schmale Säulen stützen ein Scheingewölbe.
Dazwischen sind Spruchbänder an die Wand gemalt, die den Text: "Hl.Johannes, Du besonderer Schutzpatron, bitte für uns" enthalten (siehe Bild links).

Auf einem kleinen Altar steht die Figur des hl. Johannes Nepomuk im Gewand eines höhergestellten Priesters mit Birett auf dem Kopf, der Mozetta um die Schultern und dem weißen Rochett mit Goldborte über der Soutane.

Die Mozetta, das mit einer Knopfreihe vorn geschlossene Schultertuch, ist dem höheren Klerus vorbehalten. Das Wort kommt vom italienischen Wort für "abgeschnitten". Rochett (it.Rock) bezeichnet ein mit Stickereien verziertes weißes Hemd, das über dem schwarzen Talar getragen wird.
Das Birett ist eine quadratisch geformte Mütze mit vier Stegen (Kardinäle nur drei Stege), das außerhalb des Gottesdienstes den Kopf der Priester bedeckt.
Die Stellung der Hände und Finger von Nepomuk deutet darauf hin, dass er darin früher ein Kreuz gehalten hat, auf das sein Blick gerichtet war; so wie das in vielen anderen Nepomukdarstellungen der Fall ist.
Die Statue ist eine Nachbildung aus Gips. Die Originalfigur aus dem 19.Jh war 1982 gestohlen, doch zum Glück wieder aufgefunden worden. Sie steht seither im Sitzungssaal des Rathauses in Unterschweinbach.

Im Antependium des kleinen Altars sind als Gemälde die priester-lichen Symbole Mess-buch, Stola, Kelch
und Hostie zu sehen.

 

Zum Kirchenpatron

Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von fünf Sternen offenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist.
Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16. Mai


Hans Schertl

Quellen:
01) Dachauer Nachrichten vom 4.7.2007 und vom 12.10.2009 (Geschichte)
02)
Axtner/Liebert/Mittelhammer, Chronik der Gemeinde Pfaffenhofen/Glonn, 2014
03) Werner Satzger, Verfallenes Schmuckstück, Dachauer Nachrichten vom 16.1.2015 (Unterschweinbach)
04) Helga Zagermann, Ein Kirchlein auf Weltreise, Dachauer Nachrichten vom 26.1.2015 (Geschichte)
05) Werner Satzger, Versetzung nicht mehr gefährdet, Dachauer Nachrichten vom 4./5.April 2015 (Umzug)
06) Sankt-Nepomuk-Kapelle ist wieder da, Dachauer Nachrichten vom 10.8.2016 (Verlegung)
07) Horst Kramer, Sanierung der Nepomuk-Kapelle vollendet, Münchner Merkur vom 3.8.2017
08) Werner Satzger, Nepomuk-Kapelle gesegnet, Dachauer Nachrichten vom 23./24.9.2017



8 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür


Versetzung der Kapelle ans andere Glonnufer


die alte Kapelle auf Ebersrieder Seite
Die Nepomukkapelle stand 193 Jahre lang nur wenige Meter am westlichen Glonnufer. Die Eigentümer saßen aber auf der anderen Seite der Glonn.

In den ersten Jahren des 21.Jh. wurde der zunehmende Verfall des Holzgebäudes sichtbar. Im Bodenbereich war die Holzverkleidung teilweise schon morsch, das Blechdach war stark angerostet und der Farbanstrich blätterte ab. Unermüdlich mahnte der Kirchenpfleger von Egenburg Martin Braun sen. eine Renovierung an.

Es dauerte aber noch viele Jahre, bis die Entscheidung für eine Renovierung fiel. Erst als die Kapelle als Denkmal eingestuft wurde, ließ man den Bau von einem Experten untersuchen und Vorschläge für die Reparatur machen. Die voraussichtlichen Kosten wurden auf über 40.000 Euro geschätzt.

Der Gemeinderat von Egenhofen erklärte sich grundsätzlich bereit, die Kosten zu tragen, machte aber die Verlegung der Kapelle auf Egenhofener Grund zur Bedingung. Es ist zwar nur eine kurze Strecke von 30 Metern, doch die Hürden der Bürokratie waren hoch. Viele Fachleute, zwei Gemein-den und zwei Landkreise befassten sich mit Umzug und Sanierung.

Damit die Sanierung auch vom Amt für ländliche Entwicklung gefördert wird, musste die Gemeinde Egenhofen mit der sog. Teilnehmergemeinschaft Egenhofen II, der Gemeinschaft der Grundeigentümer im Verfahrensgebiet, eine Vereinbarung schließen. Denn die Gemeinde Egenhofen verfügt nicht über genügend Grund am neuen Kapellenstandort.


Das Vertragswerk sah vor, dass die Teilnehmergemeinschaft 60 % und die Gemeinde Egenhofen 10 % der Sanierungskosten übernehmen; der Rest wurde über Zuschüsse abgedeckt.

Der Umzug wurde von der Gemeinde organisiert. 2015 trug eine Fachfirma die Kapelle in Ebersried ab und verfrachtete sie nach Miesbach zu einem Restaurator. 2016 kam das kleine Gotteshaus wieder zurück. Bis zur Fertigstellung dauerte es wegen unterschiedlicher Auffassungen über den Farbanstrich nochmals ein Jahr bis zur kirchlichen Segnung.

Die Kapelle hat nun fünf Meter von der Kreis-straße entfernt ihre neue Heimat gefunden, mit einer Sitzbank und Blumenschmuck davor

Damit hat der Landkreis Dachau ein interessantes Baudenkmal verloren und der Landkreis Fürstenfeldbruck eines gewonnen.


Blick vom neuen Platz der Kapelle (blauer Pfahl) zur alten Kapelle auf Dachauer Gebiet
Aber die Landkreisgrenze ist offen; ein Besuch auch vom Dachauer Landkreis aus ist problemlos möglich

27.4.2022