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Pfarrvisitation in Bergkirchen 1560 Vorbemerkung:
Möglicherweise trug auch die
radikale Klimaverschlechterung um 1560 dazu bei, die Unmoral der Pfarrer
stärker zu verfolgen. Denn man glaubte, dass sie eine Strafe des
beleidigten Gottes für das Übermaß an Sündhaftigkeit
auf Erden sei. Als Hauptsünden wurden Hexerei, Blasphemie, sexuelle
Ausschweifungen und eben auch das Priesterkonkubinat ausgemacht. Katastrophen
aller Art wurden als Folge menschlicher Verfehlungen betrachtet. Wolfgang
Behringer spricht von Sündenökonomie, weil damals versucht wurde,
"die Strafen Gottes für die Sünden der Menschen in rechnerische
Kalkulationen zu transformieren". Die katholischen wie evangelischen
Theologen gingen von einem kollektiven Menschheits-Sündenkonto aus,
d.h., dass Gott eine bestimmte Menge von Sünden tolerierte. Wurde
das Konto aber überzogen, folgte die Strafe Gottes und sie traf nicht
nur das Individuum, sondern die ganze Gesellschaft. Deshalb ging man in
der 2.Hälfte des 16.Jh gegen jegliche Unmoral vor, verbot die Prostitution,
das Fensterln und eben auch das Priesterkonkubinat. Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier...
Bericht über die
Visitation im Jahr 1560 Im Bericht über die Visitation der
Pfarrei Bergkirchen heißt es, Pfarrer sei der von (Kreuz)Holzhausen
gebürtige Wolfgang Westermayer. Er habe in München,Dachau und
(Fürstenfeld)Pruck studiert und seine Primiz in Deutenhausen
gefeiert. 15 Jahre sei er Pfarrer in Einsbach gewesen, bevor ihn vor 4
1/2 Jahren Kanzler Doktor Hund nach Bergkirchen holte. Der Pfarrer predige
jeden Feiertag aus katholischen Büchern (u.a.Eckhio, Pomerio). Zwar
seien in seinem Besitz auch lutherische Hefte und andere (protestantische)
"verführerische Puecher" gefunden worden ["Haußpostill
Lutheri, Postillam Prencii"]; doch habe Westermayer unter "höchsten
Entschuldigungen" versichert, dass diese nicht ihm gehörten
sondern von seinem Vorgänger beschafft worden seien. Die Bücher
wurden von den Prüfern unter Verschluss genommen ["verpetschiert"].
Pfarrer Westermayer war nicht der offizielle
Pfarrherr, sondern nur von diesem für die Seelsorge bestellt. Er
musste deshalb ein Absenzgeld, einen Anteil an den Einnahmen entrichten.
Er zahle den Absent nach Ingolstadt, berichtet er; wer ihn dort einnehme,
sei ihm nicht klar (vielleicht wegen des Todes des Pfarrherrn Erhard
Metzger im Jahr 1560). Zum Zölibat
ergab die Befragung, dass die Köchin des Pfarrers vor 14 Tagen verstorben
war. Mit ihr habe er 12 Kinder, von denen 5 noch lebten. Die Zahl der
Communicanten, also der erwachsenen Gläubigen, betrage 400; alle
seien katholisch, niemand sei (des lutherischen Glaubens) verdächtig.
Dennoch heißt es, der Pfarrer klagt über seine Pfarrleut, sie
dagegen nicht über ihn. Die Kirche besitze 5 Altäre, 8 Messgewänder,
vier Kelche mit mit Corporale (Altartuch unter dem Kelch), eine Monstranz,
vier Messbücher, ein Liturgiebuch und ein fast zerrissenes Liedbuch,
heißt es weiter. Vorhanden seien auch ein Sakramentshaus ["wol
beschlossen und beleucht"] sowie ein Taufbecken aus Marmor. Das Tauföl
werde in einem kleinen Krug aufbewahrt. Der Kirchenbau weise keine Mängel
auf; lediglich der Grad der Ausmalung sei gering ["wenig gmäl
in der kirchen"]. Quellen:
7.2.2021 |