Antoniuskapelle
in ZILLHOFEN
Kapellenbeschreibung
Zillhofen besaß bis Mitte der 1970er Jahre zwei Kapellen.
Die kleinere am südlichen Ortsrand, die um 1700 erbaut worden
war, wurde abgerissen, nachdem Diebe sie ausgeraubt hatten. Die
Altarfigur und zwei Engel wurden gestohlen. Sie wurden nicht mehr
aufgefunden. 02)
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Beschreibung
Zillhofen wurde 1146
als "Zillenhoven" schriftlich erwähnt. Dies könnte
"Höfe an der Grenze" bedeuten. Hier verlief früher
die Grenze zwischen dem Gebiet der Herren von Weichs und dem Kloster
Indersdorf.
Alois Angerpointner hat eine weitere Deutung einge-führt: Zillhofen
könnte sich aus dem Wort "Zeus" ent-wickelt haben.
Dafür spreche die vermutete Anwesen-heit der Römer in
Weichs und der Verlauf der Römer-straße.
Über Jahrhunderte waren die Höfe im Besitz des Klosters
Indersdorf. Kirchlich gehörte es seit jeher zur Pfarrei Vierkirchen.
Erst 14.2.1867 wurde Zillhofen auf Betreiben von Pfarrer Georg Baustädter
"wegen der größeren räumlichen" Nähe
in die Pfarrei Weichs "umgesprengelt".
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Die heute noch bestehende Votivkapelle St.Antonius
in der Ortsmitte wurde von der Fam. Eberl in den Jahren 1947/48 erbaut.
Auf einer Widmungstafel an der Südostseite steht der Grund für
den Kapellenbau:
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"Frau Theres
Eber, Bäuerin in Zillhofen
errichtete diese Kapelle im Jahr 1947/48 zur frommen Erinnerung an
Thomas Schmid, Bauer in Zillhofen, gefallen 1915 in Frankreich
und seinen Sohn Josef Schmid, gefallen 1944 in Estland
und Georg Schmid, Bauer in Zillhofen, gest. 1918 in Zillhofen,
Anton Eberl, Bauer in Zillhofen und seinen Sohn Anton,
beide ermordet am 12. Juni 1945 in Zillhofen." |
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Am Ende des Zweiten Weltkriegs
hatten sich im Norden des Landkreises Dachau Banden gebildet, die
gezielt einsam gelegene Bauernhöfe ausraubten.
Außergewöhnlich an dem Vorfall in Zillhofen war, dass
die Mörder es nur auf Männer abgesehen hatten und dass
sie nichts raubten.
Eine
detaillierte Schilderung des Überfalls können Sie einem
Zeitungsbericht entnehmen, in dem die Bäuerin die Schrecken
der Nacht am 12. Juni 1945 schildert. Klicken Sie
hier...
Ausstattung der Kapelle
Die Kapelle besitzt eine schöne,
mit Blumenmotiven bemalte Balkendecke. Die Inschrift auf dem Querbalken
über dem Altar lautet: Heiliger Antonius, bitt für uns.
Auf dem blau bemalten Holzaltar mit dem Christusmonogramm im Antependium
ist eine einfache Schnitzfigurengruppe aufgestellt. Es zeigt den
sitzenden hl.Antonius mit einer Bibel in der rechten Hand. Vor ihm
steht das Jesuskind, das seine linke Hand segnend erhebt.
Die Kapelle wurde dem hl.Antonius
geweiht, weil die beiden Ermordeten mit ihrem Vornamen 'Anton' hießen
und zudem noch an ihrem Namenstag, dem 12. Juni, umgebracht wurden.
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Kreuzigungsszene
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An den Wänden der Kapelle
hängen zwei Bilder in Glasrahmen:
- links wird die Kreuzigung
Jesu dargestellt, mit Maria und Johannes unter dem Kreuz;
- rechts ist die Muttergottes
mit dem Kind auf dem Arm zu sehen. Sie schwebt, umgeben von Engeln,
auf einer Wolke über einer kleinen Ortschaft.
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Maria
über Zillhofen
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Hinweis:
Der Patron der Kapelle, St. Antonius, lebte im 13.Jh und war ein
begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in
Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien
danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien
versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige
und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit
seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener
Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein
Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem
Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie
verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
Baudenkmal
Die Kapelle
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Weichs 07)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-151-12; achtseitiger
Zentralbau mit Vorhalle, 1947/48".
Hans Schertl
Quellen:
01)
Heimatbuch des Landkreises
und der Stadt Dachau, 1971
02)
Heiligenfiguren
aus Kirche in Günding gestohlen, Dachauer Nachrichten vom 3. Juli
1972
03)
Gemeinde
Weichs, So war's bei uns, 1989 (Zeus, 1867)
04)
Dachauer
Nachrichten vom 12.06.1995 (Hofchronik)
05)
Dachauer
Nachrichten v. 15./16.11.2003
06)
Dr.Norbert
Göttler im Rahmen der Veranstaltung "Krieg und Frieden"
am 11.9.2005
07)
Liste der_Baudenkmäler
in der Gemeinde Weichs
5 Bilder: Hans Schertl (2001,2005)
26.4.2022
Mordnacht von Zillhofen bis zum heutigen Tag ungesühnt
Vater und Sohn Eberl von Banditen erschossen - Einladung zur Gedenkmesse
Dachauer Nachrichten vom 12.06.1995
Weichs-Zillhofen
(jn) - In den letzten Monaten gab es unzählige Gedenkfeiern, die an die
schlimmen Verbrechen des Zweiten Weltkrieges erinnerten. Am heutigen 12.
Juni, also genau vor 50 Jahren, geschah auch in Zillhofen auf dem „Hanslpeterhof"
eine bis heute ungeklärte Mordtat.
Der Bauer
Anton Eberl und sein Sohn gleichen Namens wurden von einer umherziehenden
"Bande" erschossen. Simon Eberl, der heutige Besitzer des Hofes,
war zu dieser Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft und erfuhr erst
nach seiner Rückkehr im Jahre 1950 vom Mord an seinem Vater und dem
Bruder. Vielleicht wäre auch er ein Opfer dieser Mordnacht gewesen.
Die überlebende Bäuerin Theres Eberl konnte zum Nachbarhof vom
"Gorebaur" fliehen, wo sie sofort versteckt wurde. Auch dort
wurde geschossen, aber niemand verletzt. Thomas Schmid, Stiefbruder von
Simon Eberl, schrieb in einer Hofchronik die Ereignisse der damaligen
Zeit detailgenau nieder.
Hier ein Auszug:
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"Am
12. Juni spät nachts stieg eine Gruppe wilder Burschen, denen
die Haare über das Gesicht hingen, durch die Türe der "Altane",
eines Balkons über dem vorderen Eingang, ins Haus ein. Sie rammten
alle Türen mit Gewalt, die ihnen im Wege waren. Sie gingen
nach unten und brachen die Kammertüre auf, wo Bauer und Bäuerin
schliefen.
In den Händen hielten sie Pistolen und schossen wild in der Gegend
herum.
Anscheinend hatten sie es nur auf die Männer abgesehen. Sie
trafen den Bauern Anton Eberl, der tot auf dem Hausgang liegen blieb,
zwischen Küche und Kellertreppe. Dem Sohne Anton gelang es
noch, aus dem Haus zu fliehen. Sie verfolgten ihn. Man fand ihn
erst nach einigen Stunden im Kartoffelfeld hinter dem Garten des
Nachbarn.
Die sonst im Hause wohnenden Leute, vor allem die Tochter Theres
Schmid und die Flüchtlinge, hielten sich in ihren Zimmern verschlossen.
Es ist ihnen nichts geschehen. Man konnte auch sonst im Hause nicht
feststellen, dass die Mörder Sachen, mitgenommen hätten.
Sie schienen sich längere Zeit in der Küche aufgehalten
zu haben, könnten vielleicht sogar gekocht haben.
Die Frau Theres Eberl flüchtete bei den furchtbaren Ereignissen
zum Nachbarn, der sie im Haus aufnahm. Nach einiger Zeit kam H.
Kooperator Lanzinger auf den Hof, um den Toten noch die heilige
Ölung zu spenden. Den Sohn Anton Eberl musste er erst mittels
einer Kerze in der finsteren Nacht suchen.
Später kam ein Kommando amerikanischer Soldaten, die aber von
den Tätern keine Spur mehr fanden. Amerikaner bewachten auch
in der folgenden Nacht den Hof.
Die
Bewohner der Bauernhöfe in der Umgebung, die nicht in geschlossenen
Ortschaften lagen, getrauten sich nicht mehr, auf ihren Höfen
zu schlafen. Auch unsere Nachbarsleute gingen nachts nach Weichs
zum Schlafen. Der Vorfall auf dem Hanslpeterhof wiederholte sich
in der Umgebung in ähnlicher Weise. Bloß wurde in den
meisten Fällen auch auf den betroffenen Höfen geplündert.
Überall lebte man in größter Angst, es war eine schreckliche
Zeit. "
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Dies der
Bericht aus der Hofchronik.
Die Witwe Theres Eberl entschloss sich nach den schweren Ereignissen der
zwei Weltkriege, in denen sie ihre zwei Ehemänner und drei Söhne
verlor, eine Kapelle zur Erinnerung zu errichten.
Weil der Doppelmord in der Nacht zum Antoniustag geschah, und die beiden
Opfer Anton hießen, sollte es eine Antoniuskapelle werden. Sie wurde zum
dritten Jahrestag, 1948, soweit fertiggestellt, dass die Einweihung stattfinden
konnte. Sie wurde feierlich vom Kooperator Thomas Schmid, der mittlerweile
aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, vorgenommen.
Bis zu seinem Tod im Jahre 1992,
bis dahin war Thomas Schmid Pfarrer in Walpertskirchen, wurde jährlich
am 12. Juni eine heilige Messe von ihm abgehalten. Heute, am 50. Jahrestag,
wird Dekan Georg Reichl um 19 Uhr in der Antoniuskapelle in Zillhofen
die Gedenkmesse zelebrieren, zu der er auch alle Pfarreibürger eingeladen
hat.
recherchiert
von Hubert Eberl, Bergkirchen
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