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Pfarrkirche St. Bartholomäus in WOLLOMOOS


Die barocke Giebelmauer stammt aus dem Jahr 1694

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Beschreibung

Die Ortschaft Wollomoos wurde urkundlich erstmals um das Jahr 1030 als "Wollenmos" erwähnt. Archäologische Funde belegen eine Besiedelung aber schon für die vor- und frühgeschichtliche Zeit. So wurde der Pfarrkirche St. Bartholomäus 1905 der "Römerstein", Teil eines spätrömischen Grabmals, das sich heute in der Filialkirche Pfaffenhofen befindet.  

Geschichte der Pfarrei

Die Pfarrei Wollomoos wurde erstmals in der Konradinischen Matrikel von 1315 erwähnt und gehörte somit schon damals zum Bistum Freising. Im Appendix zur Sunderndorfers'schen Matrikel von 1524 wird es als Wolmosen im Dekanat Ilmmünster aufgeführt.


Kreuzweg in Wollomoos

Patronatsherr war das Benediktinerinnen-Kloster Kühbach, das für den Unterhalt von Pfarrer und Kirche sorgte und einen Teil der Abgaben für die Fluren bezog;den anderen Teil erhielt der jeweilige Pfarrer.  

Seit 1956 wird Wollomoos von Sielenbach aus vikariert (seelsorgerisch betreut).

Geschichte der Kirche

Die dem hl Apostel Bartholomäus (Festtag 24. August) geweihte Pfarrkirche besitzt noch romanische Mauerreste in den Langhausseiten. Doch diese romanische Kirche dürfte damals sehr klein (55 qm) gewesen sein.

Eine neue Kirche wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut. Damals erhielt sie einen neuen Altarraum und  einen Turm mit Satteldach auf der Südostseite. Das alte Kirchenschiff wurde übernommen, aber um mehr als drei Meter nach Westen verlängert. Aus dieser Zeit sind noch Fragmente spätgotischer Malerei auf dem Orgelchor (sowie Spuren einer Renaissance-Bemalung im Bereich der Apostelleuchter) erhalten. Interessant aus der Zeit um 1560 ist der Bericht der Visitationskommission aus Freising...

Im 30-jährigen Krieg hat nicht nur die alte Kirche schwer gelitten zu. Schon beim ersten Schwedeneinfall im Jahr 1632 brannten viele Anwesen ab. Es wurden so viele Bewohner umgebracht, dass der Grundherr, das Kloster Kühbach (ähnlich wie das Kloster Altomünster in Humersberg oder das Kloster Indersdorf in Ottmarshart) neue Bauern aus dem Chiemgau anwerben musste. Nach dem 30 jährigen Krieg und einer 45jährigen wirtschaftlichen Erholungsphase wurde die Kirche 1694 renoviert und um weitere 2,2 Meter verlängert. Dabei wurde auch die barocke Giebelmauer im Eingangsbereich (siehe Bild oben) aufgemauert.
Der Innenraum der Kirche wurde eine Generation später, 1720 bis 1730, nach barockem Geschmack umgestaltet.

Beschreibung der Kirche

Das Aussehen der heutigen Kirche ist sehr stark durch die Umbauten im Jahr 1895 geprägt. Weil das Langhaus nicht weiter verlängert werden konnte, brach man den spätgotischen Chor ab und baute einen neuen Altarraum mit 10,5 m Länge und 4,75 m Breite.

Der heutige Kirchturm an der Nordostecke war schon 1792 entstanden. In ihm hängen 5 Glocken.

Innenausstattung

Bis auf die altbarocken Kirchenstühle wurde 1895 die gesamte Inneneinrichtung im Geschmack des Neubarock erneuert und die Kirche neu ausgemalt. Professor Thomas Buscher schuf die figürliche Ausstattung.

Der Choraltar ist dem Patron der Kirche, dem hl. Bartholomäus geweiht, dessen Figur im Altarauszug (über dem großen Tabernakel im Zentrum des Altars) zu sehen ist. Assistenzfiguren am Hochaltar (1729) sind der hl.Leonhard und der hl. Florian.
Leonhard (Patron der Gefangenen und der Haustiere) war der beliebteste Heilige in unserer Gegend. St.Florian
war um das Jahr 304 römischer Offizier in Österreich. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben.

Innenansicht
St.BartholomäusSt.LeonhardSt. FlorianDeckengemälde im ChorSt. SebastianMuttergottesST. ElisabethSt. NotburgaSt. WolfgangSt.Pantaleonschön geschnitzte Stuhlwangen
13 Details (Figuren an den Altären und Wänden, Deckengemälde, Stühle) per Mouseklick

An den Chorseitenwänden sind Figuren des hl. Wolfgang (links) und des hl. Pantaleon (rechts) angebracht.

Das Deckengemälde im Chor stellt die biblische Szene vom Besuch Jesu bei den Schwestern Maria und Martha dar. Martha kümmert sich um das Wohlergehen von Jesus, Maria hört ihm zu. Jesus schätzt das Zuhören von Maria höher ein, als die Fürsorge von Martha.

Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Josef geweiht. Seine Figur steht in der Mittelnische, mit einem großen Zimmermannsbeil in der rechten Hand. Links von ihm ist der hl. Sebastian (am Marterpfahl, von Pfeilen durchbohrt) zu sehen.

Der linke Seitenaltar ist ein Muttergottesaltar. Mittelpunkt ist eine Muttergottesfigur mit einem Jesuskind,das auf dem Schoß der Mutter steht und seine rechte Hand segnend erhebt. Die Muttergottes ist als relativ alte Frau dargestellt. Daneben stehen die Figuren der hl. Notburga und der hl. Elisabeth. Die in Bayern ungemein beliebte Notburga war eine Bauernsmagd aus Tirol, die der Auffordeurng des Bauern, auch nach dem Gebetläuten noch auf dem Feld zu arbeiten, nicht nachkam und die Sichel in die Luft hängte. Sie ist eine der wenigen Heiligen, die aus ganz einfachen Verhältnissen kam und kein geistliches Amt innehatte. Die hl. Elisabeth von Thüringen speiste gegen den Willen ihres Mannes die Armen vor den Toren der Wartburg. Als er sie zur Rede stellte, verwandelten sich die Brote in ihrer Schürze zu Rosen.

Die Kirchenbänke stammen -wie erwähnt- noch aus der Zeit vor 1895 und haben schön geschnitzte Wangen.

RosenkranzmadonnaDeckengemäldeEmporenblderEmporenblderSt. BartholomäusTaufbeckenOrgel
5 Details (Deckengemälde, Emporenbilder,Kirchenbänke, Rosenkranzmadonna)per Mouseklick

 

Auf einer reich geschmückten Proezessions-Stange an der ersten Bank rechts ist eine wunderbare Rosenkranzmadonna gesetzt. Von der Madonna mit dem Kind gehen Strahlen zum Rosenkranz, dessen 5 Vaterunser als goldene Scheiben mit rotem Kreuz und die 50 Gegrüßet seist du Maria durch Silberkugeln dargestellt sind.

An der Südwand ist ein Kruzifix angebracht. Es stammt noch aus dem Jahr 1729. Darunter stehen Nikodemus und Maria Magdalena. Der jüdische Ratsherr Nikodemus war ein heimlicher Jünger Jesu. Er ließ Jesus nach dem Kreuzestod in seinem Grab beisetzen.

An der Nordwand sind einige Heiligenfiguren, darunter eine weitere Darstellung des Kirchenpatrons Bartholomäus, befestigt. Im hinteren Teil sind die Kreuzwegbilder angebracht.

Die Emporenbrüstung ist mit Allegorienbildern, einer Papstdarstellung und einem Harfenspieler (David ?) bemalt.

Die Langhausdecke ist mit einem großen Gemälde und 4 kleineren runden Gemälden in Stuckrahmen verziert. Das Hauptgemälde zeigt das Martyrium des hl. Bartholomäus. Der Heilige wird von einigen Henkern auf den Richtblock gezerrt, während ein anderer sich nach dem Messer bückt, mit dem er Bartholomäus erstechen sollte. Im Hintergrund sind Gebäude des alten Roms zu sehen. In den kleineren Rundgemälden sind die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) zu sehen.

Quellen:
Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
Fr.Böck, Wollomoos, 2002
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50

Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Visitationsbericht
Auszug aus der Chronik des Marktes Altomünster ( KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE)

Von 1540 bis 1579 war Magnus Schmuel, ein gebürtiger Pöttmeser, Pfarrer. Er hatte Theologie in Ingolstadt studiert und seine Primiz in Kühbach gefeiert. Dort war er auch Beichtvater der Benediktinerinnen. Diese verliehen ihm die Pfarrei Wollomoos.

Als 1560 eine Visitationskommission aus Freising anreiste, stellte sie fest, dass der Pfarrer zwar seine Pflichten erfüllte und gut katholisch war, aber eine Konkubine und Kinder besaß. Er kannte auch nicht den Katechismus, der gerade überall eingeführt wurde. Auf gezielte Fragen zeigte er Unkenntnis beim Firmsakrament, bei der Eucharistie und beim Bußsakrament. Schmuel versprach, seine Konkubine abzustellen und zölibatär zu leben.

Den Pfarrangehörigen stellte der Bericht ein gutes Zeugnis aus. 110 würden kommunizieren, alle seien Katholiken, gehorsame Pfarrkinder und eifrig im Gottesdienstbesuch. Aber: Die Kirche hatte im Jahr nur zwei Gulden und einen Schilling Einkünfte, sodass etwa bei der Beleuchtung mit Kerzen gespart werden musste.

Der Pfarrer besaß den Widern, also den zur Pfarrpfründestiftung gehörigen landwirtschaftlichen Betrieb, wo er auch wohnte. Das Pfarrhaus selbst war "paufellig"(baufällig). Die Landwirtschaft des Pfarrers zählte 1577 nur 15 Jauchert Äcker (rd.6 ha), drei Jahrhunderte später waren es 46 Tagwerk (rd.15 ha).

ausführlichen Bericht siehe Chronik von Altomünster