zur Landkreiskarte          ausführl.Beschreibung             Kirchen in der Gem.Haimhausen

Filialkirche St.Peter und Paul in WESTERNDORF

     Kirche Westerndorf 

Adresse: 85778 Haimhausen, Westerndorf 10
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die kleine Ortschaft Westerndorf (35 Einw.) liegt in der Talsenke des Biberbachs, der sich von seiner Quelle nahe Vierkirchen über Biberbach, Hörgenbach, Westerndorf und Oberndorf bis zur Mündung in die Amper nördlich von Haimhausen schlängelt. Entlang dieses Baches hatten die Römer vor über 1500 Jahren eine Straße angelegt, die von Moos a.d. Donau (bei Deggendorf) über Freising nach Augsburg führte.

Das Ortsbild wird von der Kirche St.Peter und Paul mit ihrem von Zinnen gekrönten Sattelturm geprägt. Sie ist eine Filiale der Pfarrei Jarzt. Zum Filialbezirk gehören die Ortschaften Westerndorf und Oberndorf.

Die Kirche wurde schon 1315 in der Konradinischen Matrikel erwähnt. Da sie in den ersten Jahrhunderten dem hl. Petrus allein geweiht war, ist anzunehmen, dass Westerndorf als Kirchdorf noch viel älter ist.

Das heutige Kirchengebäude wurde sicher erst später errichtet, da vor 1315 in Bayern auf dem Land noch der romanische Stil verbreitet war. Der markante Sattelturm und der tiefe Altarraum stammen aber unübersehbar aus gotischer Zeit; sie könnten um 1400 entstanden sein. Der Turm ist mit zehn First- und Seitenzinnen versehen, die einen schwalbenschwanz-förmigen Abschluss haben.

Das Kirchenschiff ist jünger. Es wurde 1729 angebaut.

Der gotische Chor hat zwei Achsen, die mit unterschiedlich gestalteten Ornamen-ten verziert sind; er schließt mit drei Seiten eines Achtecks (Dreiachtelschluss). Die Gewölberippen wurden schon vor Jahrhunderten abge-schlagen und sind nur noch aufgemalt.

Kreuzigungsgruppe -zur Vergrößerung bitte klickenTod Mariens  - zur Vergrößerung bitte klickenlinker Seitenaltar - zur Vergrößerung bitte klickenrechter Seitenaltar-zur Vergrößerung bitte klickenDeckenfresken-zur Vergrößerung bitte klickenMarienfigur auf dem Altar zur Vergrößerung bitte klicken
Hahn am Tabernakelkreuz  

Inneneinrichtung

Im Mittelpunkt der östlichen Achse des Altarraums ist ein Deckengemälde zum Thema Verkündigung zu sehen. Der Erzengel Gabriel verkündet Maria die Empfängnis Jesu.

Der Hochaltar stammt  aus dem Jahr 1700. Auf ihm steht eine Madonnenfigur mit Kind aus dem Ende des 15.Jh.
Assistenzfiguren sind die Kirchenpatrone St. Petrus und St.Paulus (um 1760).
Im Altarauszug Gottvater und eine Heilig-Geist-Taube.

zur Beschreibung des Altarbildes bitte klickenzur Beschreibung  des Altarbildes bitte klickenzur Beschreibung der Altarfigur  bitte klickenzur Beschreibung des Deckengemäldes im ChorKirchenbänke anschauen ? bitte klickenKirchenbänke anschauen ?  bitte klickenHolzkruzifix aus der Zeit um 1600Prozessionsstangen-EngelProzessionslaternezur Beschreibung des Chorfensterszur Beschreibung des ZelebrationsaltarsTabernakelzur Beschreibung der Madonnenfigurzur Beschreibung der ReliquienmonstranzSt.Sebastiansfigur

An den Wänden und in zwei Nischen des Altarraums sind Figuren der Heiligen Sebastian (am Marterbaum), Franziskus (mit Kreuz), Petrus (mit Schlüsseln), Antonius (mit Jesuskind) Leonhard (im Abtsgewand) und des Geißelheilands angebracht.

Die beiden Seitenaltäre sind kurz nach 1700 im Zusammenhang mit dem Neubau des Langhauses entstandenen.
Der rechte Altar ist der Jungfrau Maria (Altarblatt mit der Verlobung Mariens), der linke Altar dem hl. Leonhard (auf Gewölk und mit Gefangenen) geweiht.

An beiden Altären stehen in der Predella im Stil unterschiedliche Reliquienkästchen (Kreuzreliquie und Petrusreliquie) mit schönen Reliquienmonstranzen.

An den Seitenwänden hängen interessante Kreuzwegbilder im Rocaillerahmen (um 1760); eine Besonderheit sind die Angaben über die Höhe der Ablässe, die beim Beten des Kreuzwegs gewonnen werden konnten.

Das Deckengemälde im flachgedeckten Kirchenschiff zeigt die Krönung Mariens im Himmel.


Was noch interessiert...

Lesung des Menzinger Kreuzwegs
Sonntag, 7.April 2019, 18:00 Uhr
Sprecher: Karl Müller, Sänger
Musik: Schönbrunner Sänger u. Stubnmusi

Meditative Einstimmung auf die Karwoche mit dem Menzinger Kreuzweg, der mit eindringlichen Texten in altbairischer Mundart die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu Christi besonders anschaulich darstellt. Geschrieben wurde der Kreuzweg im Jahr 1995 vom katholischen Pfarrer und Dichter Matthias Pöschl (1924-2007), der zu den namhaften Vertretern der katholischen Literatur zählte.
Die Schönbrunner Sänger und Stubnmusi singen und spielen dazu Alpenländische Passionslieder und Passionsmusik.

Johannes und Paulus-Bittgang
Seit 1844 findet jedes Jahr am 26. Juni, dem Festtag der Heiligen Märtyrer Johannes und Paulus, die im Aufsatz des linken Seitenaltars abgebildet sind, ein Bittgang von Fahrenzhausen/Jarzt nach Westerndorf mit anschließender Brotzeit im Stadel statt.
Mehr dazu finden sie hier...
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Gottesdienste werden in Westerndorf i.d.R. alle zwei Wochen gehalten.
Jeden Sonntag wird um 12.00 Uhr der Rosenkranz gebetet.
Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...

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Maiandacht

Im Mai findet hier alljährlich eine Maiandacht mit alpenländischen Marienliedern statt; es singen und spielen die Schönbrunner Sänger und die Schönbrunner Stubnmusi.

Nächster Termin ist der 21.Mai 2019 um 19:00 Uhr.


 

Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

 Geschichte:  Matrikel 1315  Matrikel 1524  Visitation 1560  Altarweihe 1708  Kirchenumbau 1729
 Matrikel 1738  Beschreibung 1855  Beschreibung 1874  Beschreibung 1895  Restaurierungen
 Ausstattung:  Altarraum  Auferstandener  Baubeschreibung  Bittgang  Choraltar
 Deckenfresken-1  Deckenfresken-2  Fenster  Figuren im Chor  Figuren im Schiff
 Geschichte  Kirchenschiff  Kirchenbänke  Kreuzweg  Kruzifix
 Opferstock  Seitenaltäre  Tabernakel  Vortragekreuze  Zelebrationsaltar

Westerndorf ist altes Siedlungsgebiet. In und um die Ortschaft herum hat man bei Grabungen vor- bzw. frühgeschichtliche Siedlungsspuren gefunden.
Westerndorf lag auch nahe einer der beiden ehem. Römerstraßen im Landkreis Dachau. Die Straße führte von Moos a.d. Donau (bei Deggendorf) über Freising, Oberndorf, Westerndorf, Biberbach, Indersdorf, Weil, Altomünster und Irchenbrunn nach Augsburg. Die Römerstraße verlief aber nicht, wie die heutige Straße, am Biberbach entlang, sondern oben auf dem Hang, entweder an der Nordseite oder auf der Südseite des Baches, an Amperpettenbach vorbei.
35)
Schriftlich wurde die Ortschaft aber erst 1192 genannt. 41)
Westerndorf gehörte von 1818 bis 1972 zur Gemeinde Amperpettenbach, seither zur Gemeinde Haimhausen.
2018 wohnten im Dorf 33 Einwohner. 42)

Nicht übersehen werden darf, dass zur Kirche in Westerndorf auch das nahe gelegene Dorf Oberdorf (erste schriftl. Nennung um 955) gehört, das heute rd. 150 Einwohner hat und auch in früheren Jahrhunderten mit 12 Anwesen im Jahr 1500 schon größer als Westerndorf (9 Anwesen) war.


Geschichte der Kirche

Geprägt wird das Ortsbild von der am östlichen Rand stehenden Kirche mit dem markanten gotischen Sattelturm. Sie gehört nicht zur Pfarrei Haimhausen, sondern zur Pfarrei Jarzt. Leider sind von der Geschichte der Kirche nur spärliche Zeugnisse vorhanden. Dies mag daran liegen, dass 1799 das Pfarrhaus in Jarzt abgebrannt ist und dabei alle örtlichen Unterlagen vernichtet wurden.

Matrikel von 1315 02)
Eine Filiale von Jarzt war Westerndorf schon 1315, als die Kirche in der Konradinischen Matrikel erstmals schriftlich erwähnt wurde. Dort heißt es: "Jortz habet IIII filias: Warnoltzhausen, Westerndorf, Perchach et Lauterbach cum sepulturis" ( = Jarzt hat 4 Filialen....Westerndorf... mit Friedhof). Wann die erste Kirche in Westerndorf gebaut wurde, ist nicht bekannt.


Auszug aus der Matrikel 1315
Doch das früher alleinige Patrozinium vom hl. Petrus (St.Paulus kam erst zwischen 1560 und 1738 hinzu),
deutet auf ein höheres Alter hin. Es kam durch die Römer zu uns und wurde vor allem entlang der Römerstraßen verbreitet.
Die heutige Kirche wurde nach 1315 errichtet. Ob im unteren Teil des Turms noch romanisches Mauerwerk vorhanden ist, ist nicht
sicher. Der obere Teil des Turmes und der Chor stammen jedoch augenfällig aus der Zeit der Gotik. Die Lage und Form des Turmes lassen auf eine Bauzeit vor 1450 schließen. Über das weitere Aussehen dieser gotischen Kirche gibt es keine Aufzeichnungen.



Matrikel von 1524 02)
In der Sunderndorfer'schen Matrikel aus dem Jahr 1524, in der das alleinige Patrozinium vom hl. Petrus erwähnt wird, ist auch vermerkt, dass der Pfarrer in "Gartz" (=Jarzt) aus dem Westerndorfer Kirchbesitz als Kirchenzehent Korn und 12 Ztr. Hafer erhielt.
Westerndorf hatte damals 9 Anwesen, die alle geistlichen Obereigentümern (Klöstern und Kirchen) gehörten. Möglicherweise sind die klerikalen Eigentümer auch der Grund dafür, dass die Kirche so qualitätsvoll ausgestattet ist.


Karte von Philipp Apian 1564
Visitationsbericht von 1560 20)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbeson-dere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.

Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Im Bericht über die Pfarrei Jarzt ist auch Westerndorf kurz erwähnt.
Die Filialkirche St.Petrus habe "alle pfärrliche recht. Das Einkommen betrage 7 Gulden, von einer Hofstatt 20 kr. sowie an Wachs 2 Pfund". Die Einnahmen werden vom Gericht zu Dachau verwaltet. Gottesdienst wird -wie von alters her- fleißig gehalten. In der Kirche gibt es 2 Kelche mit Corporale, 2 Messbücher, 4 Messgewänder, ein Liturgiebuch und ein Gesangsbuch. Das Sakramentshaus ist wohl verschlossen und allein bei der Nacht beleucht".
Der Bericht endet mit den Sätzen: "Die kirch ist paufellig (= renovierungsbedüftig). Sonst kain mangel".
...vollständiger Bericht über die Pfarrei Jarzt...

1674
machte der Haimhauser Maurermeister Balthasar Mittermair einen Überschlag (=Kostenvoranschlag) zur Kirchenreparatur
. 18)


Altarweihen von 1708

In Freisinger Weihebuch "Extractus ex libro Consecrationum et Benedictionum Joa.Fr.Eckher, Eppi Frisigensisab 1696 usque 1727" ist festgehalten, dass der 57. Freisinger Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck am 4. September 1708 zwei Altäre in Westerndorf weihte. Es war der Kirchweihtag der im Jahr 1700 errichteten Pfarrkirche in Jarzt. An diesem Tag weihte er in den Filialkirchen auch Altäre (" Jarzt Kirche und 3 Altäre, Appercha 3 Ältäre, Fahrenzhausen 3 Ältäre, Westerndorf 2 Ältäre"). Da es in den anderen drei Kirchen jeweils alle Altäre waren, liegt es nahe, dass damals in der noch gotischen Kirche von Westerndorf zwei Altäre gestanden sein. Der dritte wird wohl erst 1729 dazu gekommen sein.
Der kunstsinnige Bischof Eckher von Kapfing regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 weihte er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre sowie 734 Priester (23 pro Jahr). Dies hatte seinen Grund auch darin, dass mit Franz nach 40 Jahren wieder ein echter Bischof auf dem Freisinger Thron saß. Seine Vorgänger waren zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern). Sie konnten das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben und Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. So war für den Bischof nach 40 Jahren ohne Kirchenweihen und ohne Firmung viel zu tun.

1710 Kirchenreparatur durch Maurermeister Georg Schmid aus "dem Weißlen" (=Weißling) 18) .



Kirchenumbau 1729
Um 1729 war eine Renovierung der Kirche notwendig. Dabei wurde das Langhaus neu gebaut oder doch von Grund auf erneuert. Das Portal und die Seitenaltäre wurden von dem Dachauer Maurermeister Johann Lettner errichtet. Er legte auch das Pflaster18) .
 

Lettner hat als Polier von Anton Glonner, die Kirchenneubauten in Oberbachern und Bergkirchen geleitet. In Westerndorf wurde damals wohl auch eine Sakristei im Osten des Altarraums angebaut, die 225 Jahre später, um 1955, wieder abgetragen wurde.
Johann Lettner war Marktmaurermeister in Dachau. Geboren wurde er als "Sohn der Eltern johann und Ursula in Greiling". Als er 1727 in Dachau die Bürgerrechte
erhielt, kaufte er ein Haus an der Freisinger Straße. Er heiratete die Fischertochter Anna Kollhauf aus Wolfratshausen. Lettner arbeitete u.a. auch in den Kirchen von Giebing, Oberbachern, Röhrmoos, Bergkirchen. Er starb am 29.11.1749


Matrikel 1738/40 02)
Eine frühe Beschreibung der Kirche stammt aus dem Jahr 1738/40, also kurz nach der Renovierung 1729.
Der Freisinger Kanonikus Schmidt führt in der nach ihm benannten Schmidt'sche Matrikel aus:
  "Diese Kirche ist von schöner Bauart. Der Hochaltar, den Apostelfürsten Petrus und Paulus zu Ehren errichtet, ist -wie die beiden anderen Altäre- noch nicht geweiht. Die Messe wird über einem Tragstein (tragbarer Altarstein) gelesen. Im Hochaltar werden das Allerheiligste und das Krankenöl aufbewahrt. Die beiden anderen Altäre haben die Jungfrau Maria und den Hl. Leonhard als Patron. Gottesdienst wird hier gewöhnlich durch den Kooperator an zwei Sonntagen und am dritten Sonntag in Appercha abgehalten. Auch werden hier die Marienfeste gefeiert mit Ausnahme von Mariä Heimsuchung, wo man mit dem Kreuz nach Kollbach geht. Weitere Gottesdienste an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und am Peter- und Paulsfest (=29.Juni). Kirchweih trifft auf den Sonntag nach Michaeli (=29.Sept.), das Patrozinium aber auf Peter und Paul. Auch ein Friedhof ist hier mit Gebeinhaus und Grabstätten. In der Sakristei befinden sich Paramente (Messgewänder) in hinreichender Anzahl. Im Turm hängen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte dieser Kirche verwalten der Pfarrer und der Gerichtsverwalter von Dachau".


1784 errichtete der Maurermeister des Baron Ruffini aus Weyhern, Andreas Mayr 18), eine neue Friedhofsmauer. Beteiligt war daran auch der Zimmerer Franz Berger als Palier 21).


1819
wird im Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis das Vermögen der Filialkirche St.Peter und Paul in Westerndorf mit 1718 Gulden angegeben. Das war für eine Kirche dieser Größe ein hoher Betrag. 01).

Beschreibung 1820  45)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 10) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.
Westerndorf war natürlich bei der Pfarrei Jarzt erwähnt, zu der es schon seit mindestens 1315 gehört.
Damals lebten in Westerndorf 68 Seelen in 8 Häusern, in Oberndorf 72 Seelen in 12 Häusern. Gottesdienste wurden an jedem zweiten Sonntag (abwechselnd mit Appercha), sowie an den "Festen des Herrn, unserer Frau und der Apostel" hier gehalten.
Patrone sind die Heiligen Petrus und Paulus; das Kirchweihfest wurde am Rosenkranzfest gefeiert.

1857 hat am Andreastag (30.11.) die "Mesnerswit(t)we Anna Kratzl" für 130 Gulden einen Jahrtag gestiftet. 03).


Im Jahr 1864 wurden die beiden Seitenaltäre renoviert. Die Maurer und Vergolder waren 1 1/2 Jahre damit beschäftigt. Dabei entdeckte der damalige Pfarrer Fumy, dass Diebe die in den Altarstein eingelassenen Reliquien gestohlen hatten. 22).


1868
hatte die Ortschaft Westerndorf 72 Einwohner und 18 Gebäude (Wohnhäuser und Städel) 04)
Das waren doppelt so viele wie 150 Jahre später 42)


Beschreibung 1874 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising des Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch die Kirche von Westerndorf enthalten. Damals gehörten 172 Seelen zur Kirche, die in 20 Häusern wohnten (89 /12 aus Oberndorf und 83/8 aus Westerndorf). Zur Kirche schreibt er:
  "Geräumigkeit genügend. Baupflicht der Baufond. Kuppel-Thurm mit 2 Glocken (hier irrt der Verfasser; Westerndorf hatte auch damals einen Sattelturm). 3 Altäre. Gottesdienste finden an zwei von drei Sonntagen statt (am 3.Sonntag in Appercha), sowie an allen Feiertagen. Westerndorf ist die "Hauptfiliale des Cooperators". Stiftungen: 6 Jahrtage und 2 Jahrmessen. Der Mesner ist ein Bauer. Das Kirchenvermögen beträgt 2700 Gulden. Der Baufond besitzt 650 Gulden.


Beschreibung 1895 06)
Auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde, finden sich einige Bemerkungen über die Westerndorfer Kirche. Dort ist zu lesen:
  Architektur: "Die Kirche selbst besteht aus zwei zeitlich verschieden erbauten Teilen. Der Chor ist gotisch, gewölbt, aber die Gewölberippen sind abgeschlagen. Das flach gedeckte Langhaus geht in das 18. Jahrhundert zurück".
Ausstattung: "Auf dem Choraltar steht eine mit großzügigem Faltenwurf versehene, gut bemalte ca. Holzfigur aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Diese Madonna mit dem Kind auf dem linken Arm, das die Weltkugel in der Hand hält, trägt in der Rechten einen Apfel. Im Triumphbogen ein Holzkruzifix aus der Zeit um 1600 (hängt nun im Leichenhaus). An der Nordseite des Chores ist ein einfacher Sattelturm. Die Treppengiebel sind am Beginn, in der Mitte und am First mit zinnenartigen Aufsätzen versehen."


Neue Glocken 1898

Im Jahr 1898 erhielt die Kirche ein neues Geläute, nachdem die beiden alten Glocken zersprungen waren. Die neuen Glocken, 570 und 350 Pfund schwer, kosteten rd. 1.150 Goldmark. Die alten Glocken nahm die Gießerei mit 264 Mark in Zahlung. Die Kostendeckung übernahmen die Westerndorfer und Oberndorfer freiwillig durch eine Verdoppelung ihrer Kirchensteuer.
Beide Glocken mussten wohl in den Weltkriegen für Rüstungszwecke abgeliefert werden, weil die beiden derzeit vorhandenen Glocken aus der Zeit nach dem 2.Weltkrieg stammen.

An den Balken des Dachstuhls haben sich einige Zimmerer mit ihren Namen verewigt:

1.6.1847  
Johann.B. Metzger Maurer von Dachau
21.9.1864  
Deger Anton Zimmerergesell v.Oberndorf
20.11.1869  
Hofmeier Johannes  
1888  
Eder Josef  
1884  
Eder Michael Maurer von Biberbach
1883  
Mathias Widhopf Oberndorf
1898  
Mayer Rudolf    



Restaurierungen sind bekannt aus den Jahren:

— 1674 (bekannt ist, dass der Haimhausener Balthasar Mittermair (+1693) einen Überschlag zur Kirchenreparatur erstellt hat. Man darf davon ausgehen, dass die Reparatur auch durchgeführt wurde. Möglicherweise wurden damals Schäden des 30jährigen Kriegs beseitigt. Mittermar war vorher auch in den Kirchen von Biberbach und Vierkirchen tätig. 18)
— 1708 Weihe von zwei Altären Johann Franz Eckher von Kapfing
— 1710 Kirchenreparatur durch Maurermeister Georg Schmid aus "dem Weißlen" (=Weißling) 18).
— 1729 großer Kirchenumbau (Neubau des Kirchenschiffs)
— 1784 (Friedhofmauer durch 'Baron Ruffinischer Maurermeister' Andreas Mayr (*1733) aus Weyhern)18).
— 1857 Jahrtagsstiftung zum Andreastag (30.11.) von der "Mesnerswit(t)we Anna Kratzl" für 130 Gulden
— 1864 Beide Seitenaltäre renoviert
— 1898 Neue Glocken
— 1903 neues Schieferdach für 3300 Mark
— 1920 Am 10.1.1920 meldete der Amperbote die Elektrifizierung der Westerndorfer Kirche mit den Worten:
"Am Hl. Dreikönigstag erstrahlte unser schmuckes Kirchlein zum ersten Mal im vollen Glanz der elektrischen Beleuchtung; ein altes Versäumnis ist damit gutgemacht. Westerndorf und Oberndorf haben sich durch ihre opferwillige Tat in ihrer Kirche selbst ein Ehrenmal gesetzt. Ein Hauptverdienst am Gelingen der zur Zeit kostspieligen Einrichtung fällt dem rührigen Sinne des Mesners Denk in Westerndorf zu" 07)
— 1933 (Turmrenovierung und elektrische Beleuchtung)
— 1955 wurde im Rahmen einer größeren Renovierung die Sakristei abgetragen, im Inneren der Kirche die Kanzel entfernt und insbesondere der Altarraum umgestaltet (Abbau der Durchgänge am Altar, Figuren auf den Seitenaltären, Freilegung eines zugemauerten Fensters). Ein altes Foto zeigt die Ansicht vor der Renovierung. Klicken sie hier..
— 1972-76 Die letzte große Renovierung der Kirche fand in den Jahren 1972-76 statt. Damals erhielt sie ein Betonfundament mit Feuchtigkeitssperre, einen neuen Dachstuhl und eine neue Dacheindeckung. Für die zwei Glocken wurde ein neuer Glockenstuhl und eine Läutanlage installiert (siehe dazu eigenen Bericht...)

Im Innern wurden der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre und das Deckengemälde restauriert. Das Gestühl blieb erhalten und wurde lediglich repariert. Zudem wurde eine moderne Alarmanlage eingebaut. Bei dieser Renovierungsarbeiten fand man auf der Empore in den Bretterritzen alte Geldstücke. Die älteste dieser Münzen ist ein Schweizer ein 2-Pfennig-Stück aus dem Jahre 1724-1742. (Wie könnte das Schweizer Geld nach Westerndorf gekommen sein... siehe eigenen Bericht)
— 2014 (Außenanstrich)



S
tatistik
1524 -  9 Anwesen in Westerndorf (die alle geistlichen Obereigentümern d.h. Klöstern und Kirchen gehörten 13)
1760 -  noch immer 9 Anwesen in Westerndorf. Die Kirche besaß die Bausölde (Achtelhof mit ca. 15 Tagwerk) des Mesners. 13)

1868 - 72 Einwohner in 18 Gebäuden (Wohnhäuser und Stadel) in Westerndorf
1874 - 172 Seelen im Filialbezirk der Kirche, die in 20 Häusern wohnten (89 Einw./12 Häuser aus Oberndorf und 83/8 aus
           Westerndorf)



Bittgänge

Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Western-und Oberdorfer alljährlich nach Johanneck, nach Neufahrn, zum Kloster Taxa und nach München zum hl. Benno (der in der Frauenkirche verehrt worden ist) gewallfahrtet sind. Die "Creiztrager" und "Vorsinger" erhielten dafür ein kleines Zehrgeld.
Mehr über die Wallfahrtsziele erfahren Sie hier...



Baubeschreibung der Kirche

Die Kirche in Westerndorf ist eine Saalkirche, deren Decke ohne tragende Zwischensäulen den gesamten Raum überwölbt. Der Bau mit zwei Fensterachsen besitzt ein hohes Satteldach, das mit rotem Kirchenbiber gedeckt ist. Gelbe Rahmungen zieren Fenster und Chor. Der Zugang erfolgt durch das westlich angebaute Vorhaus, das nach Süden offen ist. Dort befand sich bis zur Renovierung 1972 ein kleines Beinhaus mit Totenschädeln 14), das an die Vergänglichkeit des Daseins erinnerte.
Der markante Sattelturm steht nördlich des Chores (Chorflankenturm). Er stammt noch aus gotischer Zeit.Der Grundriss des Turms ist rechteckig.


klicken Sie auf die kleinen Bilder
Die Fassade ist durch gelbe Felderungen in vier Geschosse unterteilt. Der Turm ist mit 10 First- und Seitenzinnen versehen, die einen schwalbenschwanzförmigen Abschluss haben. 1933 wurde der Turm restauriert.

Im Turm hängen zwei Glocken, die nach dem 2.Weltkrieg (1947-50) von Pfarrer Bauer erworben worden waren.

Dass die früheren Glocken, die aus dem 19.Jh stammten, im Krieg abgeliefert werden mussten, ist nicht verbürgt, aber doch wahrscheinlich.
Interessant sind die Berichte über den Kauf dieser Glocken, die noch im Diözesanarchiv erhalten sind: In einem Schreiben der Regierung von Oberbayern vom 12.8.1898 sind die näheren Umstände beschrieben:
  ".. daß die zwei alten zersprungenen Glocken nach einem Vorschlag des Glockengießers Kortler aus München umgegossen werden sollen. Die neuen Glocken mit 570 und 350 Pfund, zusammen 920 Pfund, kosten 1150 Mark, die Armaturen 184 M und die Weihetaxe 24 M zusammen 1358 Mark. In Abzug werden gebracht: 264 M für die alten Glocken. Gesamtaufwand ist also 1094 Mark. Die Filialgemeinde bestehend aus den Ortschaften Oberndorf und Westerndorf übernimmt die Kosten freiwillig und erhebt hinzu eine 100 % Umlage nach dem Steuersatz. die Tragfähigkeit des Turmes ist von technischer Seite begutachtet. Der Glockengießer gewährt eine 10jährige Garantie".

Der schiefe Turm
Im Jahr 2009 drohte der Turm während einer Sanierungsmaßnahme umzustürzen. Innerhalb weniger Stunden bildete sich ein Riss zwischen der Turmmauer und der Außenwand des Chores. In einer schnellen Aktion wurde der Untergrund stabilisiert. Dabei entdeckte man, dass sich der Bau auf Eichenpfählen gründet, die bröselig geworden waren. Diese Eichenpfähle wurden durch Betonpfähle ersetzt. Die Schrägstellung des Turmes konnte aber nicht mehr rückgängig gemacht werden.


Sakristei

Riss am Turm
In der Sakristei werden die Paramente (Messgewänder) und die für die Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In diesem Raum ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig bzw. geweiht".
Seit 1975 ist die Sakristei im Untergeschoss des Turms eingerichtet. Sie besitzt, wie der Chorraum, ein gotisches Gewölbe. Vorher war sie in einem kleinen Anbau östlich der Apsis untergebracht, der wohl 1729 errichtet und um 1955 wieder abgetragen worden war.
Die Chorglocke (Sakristeiglocke) neben dem Sakristeizugang (mit der der Beginn des Gottesdienstes eingeläutet wird), ist neugotisch (19.Jh.) und mit Maßwerk verziert.

Chorglocke

Früher gab es an der Kirche auch eine Sonnenuhr. In der Kirchenrechnung des Jahres 1630 ist der Eintrag enthalten, dass "dem Khisstler (=Schreiner) von Cammerberg, umb daß er ain neue Sohnnen Uhr an die Khirchen gemacht und für den hergebnen Eisen Zaiger" 1 Gulden bezalt worden ist.

Bis zur Renovierung 1973/75 lagerten im Vorraum der Kirche noch Totenschädel in einer Nische, als Erinnerung an das Beinhaus an dieser Stelle und als Mahnung an die Vergänglichkeit des Daseins.



I
nnenausstattung der Kirche

 
zur Beschreibung des Altarbildes bitte klickenzur Beschreibung  des Altarbildes bitte klickenzur Beschreibung der Altarfigur  bitte klickenzur Beschreibung des Deckengemäldes im ChorKirchenbänke anschauen ? bitte klickenKirchenbänke anschauen ?  bitte klickenHolzkruzifix aus der Zeit um 1600Prozessionsstangen-EngelProzessionslaterneProzessionsstangen-Engelzur Beschreibung des Chorfensterszur Beschreibung des ZelebrationsaltarsTabernakelzur Beschreibung der Madonnenfigurzur Beschreibung der ReliquienmonstranzSt.Sebastiansfigur

Innenmaße des Kirchenbaus (ca.-Maße):

—  Länge des Kirche 16 m
    (davon Kirchenschiff: 9,00 m;
     Altarraum: 6,60 m;
     Chorbogen 0,40 m)

—  Breite der Kirche:
     Kirchenschiff: 5,75 m;
     Altarraum: 5,30 m;
     Chorbogen: 3,53 m

—  Höhe: Kirchenschiff: 5,52 m;
     Altarraum: 5,58 m
     (+ 1/2 Altarraumstufe);
     Chorbogen: 4,75 m

—  Vorhaus:
     Länge außen 2,02 m,
     Breite 2,28 m,
     Höhe innen 2,62 m



Altarraum

Der dreiseitig geschlossene Chorraum ist mit einem bemalten Gewölbe überdeckt. Inmitten einer Verzierung mit unterschiedlichen Goldbrokatmustern befindet sich ein großes, leicht ovales Deckenfresko. Die Bemalung aus unbekannter Zeit trat erst wieder bei der Restaurierung 1975 unter zwei Farbschichten zutage. Vorher war das Gewölbe mit aufgemalten Sternen übersät. Die Gewölberippen waren schon vor Jahrhunderten abgeschlagen worden; sie sind inzwischen farblich hervorgehoben.
Vier Fenster (3 südlich, 1 nördlich) sorgen für ausreichende Helligkeit. Vor 1955 war das linke Fenster im Chorraum zugemauert. Hier hing das große Bild, auf dem Maria als Mittlerin zwischen Jesus und den Armen Seelen im Fegefeuer dargestellt ist, und das heute an der Westwand unter der Empore zu sehen ist.


D
eckengemälde im Chor

Thema des Deckengemäldes ist die Verkündigung Mariens. Es handelt sich um ein einfaches bäuerliches Kunstwerk. Der Engel Gabriel (hebräisch=Stärke Gottes)erscheint der völlig überraschten Maria und kündigt ihr die Empfängnis Jesu an.

Verkündigung
Die beiden großen Buchstaben "GE" im unteren Teil des Bildes könnten die Initialen des Stifters sein. Der aus dem Bild herausweisende etwas grob gestaltete Pfeil mit der Inschrift "Ex voto" (zu deutsch: aufgrund eines Gelübdes) ist auf den Altar gerichtet.



Hochaltar / Choraltar

Der Choraltar ist -wie die meisten Barockaltäre in unserer Gegend- ein Säulenretabel. Säulen an den Altären haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde. Deshalb sind Säulenretabel eine beliebte Bauform.
Der Choraltar dürfte im Zusammenhang mit dem Langhausbau 1729 entweder neu errichtet oder umgebaut worden sein. Jedenfalls berichtet Max Gruber, dass der Weilbacher Maler Johann Georg Gräßl/Grassl im Jahr 1730 den Hochaltar neu gefasst (=bemalt) hat
17).


Altarauszug
Im Rundbild des Altarauszugs ist Gottvater mit der Heilig-Geist-Taube dargestellt. Darüber ein Segmentgiebel mit IHS-Gloriole. Auf den Sprenggiebeln sitzen zwei Engelsfiguren.


Altarauszug

In der Barockzeit wurde der Altarauszug meist für einen Blick in den Himmel genutzt. Häufig sind - wie hier am Hochaltar in Westerndorf- Gottvater oder die Dreifaltigkeit abgebildet. Oft aber auch Heilige in himmlischer Glorie, wie hier an den Seitenaltären.
  Hinweise: Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet. Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam.
Die Zeichen IHS sind übrigens griechische Buchstaben (das H ist ein Eta) und bedeuten "JHS(OUS)"=Jesus. Andere Deutungen sind: "Jesus, hominum salvator" (lateinisch "Jesus, Erlöser der Menschen") oder auch volkstümlich "Jesus, Heiland, Seligmacher".

Textkartusche

An dem um das Jahr 1700/1730 (wohl im Zusammenhang mit dem Langhausneubau 1729) entstandenen Hochaltar ist eine Rocaillekartusche mit folgendem Text angebracht: "Altare privilegiatur feria IV". Vor 1955 hing die Kartusche -gestalterisch wenig geglückt- "ein Stockwerk höher" halb auf und halb über dem Altarauszugbild.
Nach Auffassung des früheren Pfarrers der Pfarrei Jarzt, Geistlicher Rat Anton Maier 27), könnte es sich beim Stifter der Messe, des Deckengemäldes und der Kartusche (oder auch des Hochaltars) um dieselbe Person gehandelt haben; deshalb auch der Pfeil am Gemälde.

Ein privilegierter Altar war mit einem definierten Ablassprivileg ausgezeichnet. Das war im 16.u.17.Jh nur in bedeutenden Kirchen möglich, in denen täglich 7 Messen gelesen wurden. Später wurde das Privileg ausgedehnt und erleichtert, wurde aber einer Filial-kirche nur sehr selten gewährt. Für die Erteilung war (jedenfalls um 1860) der Bischof zuständig. 44)


Schriftkartusche

Das Privileg bedeutete, dass der in der Messintention genannten verstorbenen Person ein vollkommener Ablass zuteil wurde. 43)
Der (einschränkende) Textzusatz "feria IV" dürfte auf den vierten Tag der Woche (Mittwoch) hinweisen. Das Ablassprivileg wäre in diesem Falle nur bei Messen am Mittwoch wirksam geworden.

 

Hinweis: Wie fast alle Kartuschen in Kirchen hat auch die in Westerndorf eine unregelmäßige Form; sie hat sich aus einer Schnur entwickelt, die ursprünglich um Inschriften, Wappen und Namen geschlungen wurde. Deshalb sind die meisten Einrahmungen von Kartuschen nicht rechteckig, sondern kurvig.

Mittelteil
Im Mittelteil des Altars, zwischen den glatten Säulen mit korinthischen Kapitellen, steht die Holzfigur einer Madonna mit Kind, die wahrscheinlich aus der Zeit um 1460/70 stammt. Die Muttergottesfigur ist von einem großen Strahlenkranz umgeben. Diese in der Literatur als "Lichtverklärte Madonnen" bezeichneten Skulpturen waren vor allem im 14. und 15.Jh. beliebt. Maria hält einen goldenen Apfel in ihren Händen. Es ist ein Granatapfel.

Muttergottesstatue
Der ist als Gegensatz zum Apfel der Eva beim Sündenfall im Paradies gedacht: Maria ist die zweite Eva; durch die erste kam die Sünde, durch die zweite das Heil in die Welt. Der Granatapfel ist Zeichen des Lebens und der Auferstehung 34) . Das Jesuskind hält einen Reichsapfel, das Zeichen für sein Königtum. Beide Figuren tragen mit bunten Steinen verzierte Helmkronen aus Messing, die ihnen erst später aufgesetzt wurden.
Der Kirchenrechnung für das Jahr 1730 ist zu entnehmen, dass im Rahmen des großen Umbaus 1729 die Hand von Maria und ein Arm des Jesuskindes nachgeschnitzt wurden.
Die Muttergottesfigur ist von zwei Englein und zwei Engelsköpfen umgeben, die aber erst im 18.Jh entstanden sind.
Assistenzfiguren

  
Petrus

 Assistenzfiguren auf den Volutenkonsolen unter den Hängebaldachinen des Hochaltars sind der hl. Petrus mit den beiden Himmelsschlüsseln in der einen und der Bibel in der anderen Hand (links) und der sehr lebendig wirkende hl. Paulus mit Schwert, der aus der Bibel vorzulesen scheint (rechts). Beide Holzfiguren sind 110 cm hoch. Wann sie geschnitzt wurden ist nicht eindeutig bekannt.
In der Kirchenrechnung 1730 ist der Vermerk enthalten, dass Hans Georg Grassl aus Weilbach "auf dem Chor Altar die Biltnussen der heyl. Aposteln Petri et Pauli und den Altar mit Farben gefasst" hat 17). Dies könnte bedeuten, dass die Figuren damals neu in die Kirche gekommen sind. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie damals schon vorhanden waren. Denn von einer Beschaffung der Figuren ist in der Kirchenrechnungen nicht die Rede. Die Fassmalerarbeiten könnten auf Verunreinigungen beim großen Umbau zurückzuführen sein. Seitliche Konsolen und Hänge-baldachine waren 1730 schon lange nicht mehr modern. Es ist nicht anzunehmen, dass sie 1730 neu an den Altar angebaut worden sind
. Allerdings wurden sie damals renoviert oder neu gestaltet. Denn die Rocailleverzierung der jetzigen Hängebaldachine über den Figuren ist stilistisch eindeutig dem um 1730 beginnenden Rokoko zuzuordnen.



Paulus    

  Tabernakel
Der schwarze Tabernakel besitzt eine golden gefasste, leicht konvexe Türe. Daran ist ein Kruzifix angebracht, dessen unteres Ende mit einem kleinen Hahn geschmückt ist (siehe Bild oben). Der Hahn soll an die Verleugnung Christi durch Petrus am Abend vor der Kreuzigung erinnern.
    
Christus    -    Tabernakel    -      Maria
Seitlich sind am Tabernakel gedrehte Säulchen angebracht. An den Schrägseiten stehen in Nischen mit Muschelkalotten 17 cm hohe Figürchen auf Weltkugeln:
- Maria mit Apfel und Schlange (nördlich)
- und Christus mit Zepter.
  Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule neben dem Altar.


Figuren auf dem Tabernakel

 
Auferstandener

In der Weihnachtszeit steht auf dem Tabernakel die Figur eines voll bekleideten Jesuskindes mit offenen Armen. Das Haupt ist von einem Strahlenkranz umgeben. Der obere Teil des Tabernakels ist dann mit einem roten Tuch mit Strohsternverzierung bedeckt.

An gleicher Stelle wird in der Osterzeit die Figur eines "auferstandenen Christus" mit der Siegesfahne in der Hand aufgestellt (Stiftung der Fam. Eberl). Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört die Fahne zur Ostersymbolik.
Beide Figuren dürften aus der 1.Hälfte des 20.Jh stammen.

Christuskind

Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.

Bis 1955 befanden sich zwischen dem Altar und den Außenwänden Blendwände mit Durchgängen. Auf den marmorierten Blendwänden standen keine Figuren, sondern Ziervasen. Die linke Seite der nördlichen Blendwand war als Beichtgitter gestaltet. Dort wurde die Beichte abgenommen. Der Pfarrer saß hinter der Blendwand, der Beichtende im Mesnerstuhl vor der Blendwand.
Ein zweiter, "richtiger" Beichtstuhl befand sich auf der rechten Seite des Altarraums gegenüber der Sakristei.


Figuren im Altarraum

An den Chorwänden sind im unteren Bereich zwei Nischen eingelassen, in denen Figuren
- des Heilands an der Geißelsäule aus dem
   19.Jh. (grün und bluttriefend gefasst) sowie des
- hl.Sebastian am Marterbaum, von Pfeilen
  durchbohrt (um 1600). Der Kopf von Sebastian ist
  mit einem dreistrahligen Nimbus (Heiligenschein)
  geschmückt.

    
        Sebastian - Geißelheiland 
Dies ist bei einem Heiligen selten. In der Regel ist der dreistrahlige Heiligenschein den göttlichen Personen (Gottvater oder Christus) vorbehalten. Vor 1955 stand die Sebastiansfigur hoch oben am Auszug des linken Seitenaltars. Damals hatte er noch keinen Heiligenschein. Auch der Marterbaum fehlte. Das Lendentuch war nicht vergoldet, sondern weiß bemalt.
  Hinweise: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Westerndorf.
Sebastian
war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.  Der heilige Sebastian wird deshalb  als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.

An den Seitenwänden des Altarraums stehen noch weitere Figuren:

- der hl. Petrus (sog.kleiner Petrus) aus dem frühen 18.Jh. Der Heilige ist -wie in den meisten Petrusabbildungen seit dem
  4.Jahrhundert - mit rundem Kopf, grauem, krausen Haarkranz um den Haarbüschel auf der Stirn und mit Bart dargestellt.
  Hinweis: Die zwei Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmel-reiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen.

"kleiner" Petrus

- der hl. Leonhard (spätgotische Figur, golden gefasst). Die Figur stand jedenfalls in der ersten Hälfte des 20.Jh neben dem
   Auszug des linken Seitenaltars. Auf einem alten Foto ist zu erkennen, dass die heutige goldene Fassung (Bemalung) des
   Gewandes erst aus der Zeit nach 1955 stammt.

St.Leonhard
Hinweis: Der hl.Leonhard (einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und setzte sich bei Clodwig I. für die Freilassung ein. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. 500 Jahre später wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete.

- der hl. Antonius mit Kind, geschnitzt im Stil der ersten Hälfte des 18.Jh. Vor 1955 stand die Figur an der rechten Seite im
   Chorbogen, gegenüber dem hl.Franziskus, wie alte Fotos zeigen. Antonius kannte Franziskus persönlich. Er war in den neu
   gegründeten Franziskanerorden eingetreten. Deshalb ist er in der braunen Kutte der Franziskaner dargestellt. Die Farbe Braun
   steht in der Kunst früherer Jahrhunderte traditionell für Demut und Bescheidenheit. 32)
  Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wieder-auffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so

St.Antonius
  lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.

- der hl. Franziskus (18.Jh) im Gewand seines Ordens hält dem Betrachter ein Kreuz entgegen. Die Figur stand vor 1955 auf der
  linken Seite unter dem Chorbogen auf einem Podest; damals hatte er kein Kreuz in Händen. Der Heilige entsagte im 13.Jh allem   Besitz und gründete den Orden der Minoriten, die sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmeten. Dieser Orden zeichnet   sich auch durch persönliche Armut aus. Dies zeigt sich am Gewand: Der Gürtel, den Mönche und Nonnen als Zeichen   geschlechtlicher Enthaltsamkeit tragen, ist bei den Minoriten ein Strick. 32)
 

Hinweis: Der hl. Franziskus (1181-1226), entsagte allem Besitz und gründete den Orden der Mino-riten, die sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmeten. Seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung faszinierte die Menschen und er hatte damals schon viele Bewunderer und Verehrer. Alle waren ihm Schwester und Bruder, auch Sonne, Mond und Tod, wie es sein "Sonnengesang" ausdrückt. Er zog als Wanderprediger durch Dalmatien, Frankreich und Spanien. Später nahm er am 5. Kreuzzug (1219) teil und predigte in Ägypten. Kurz vor seinem Tod 1226 erhielt er die Wundmale (Stigmata). Franziskus wird häufig auch mit einem Kruzifix abgebildet, weil er in einer Vision Christus von einem (geflügelten) Kruzifix zu ihm herabsprechen hörte und dabei seine Wundmale erhielt (als erster Heiliger in der Geschichte). Zudem war ihm die Verbreitung der Passionsfrömmig-keit ein Hauptanliegen.


St.Franziskus



Fenstergemälde

Das rechte Chorschrägen-Fenster enthält eine Weihnachtsdarstellung aus Buntglas.
Es stammt von Syrius Eberle aus Dachau.

Geburt Christi
Eine Inschrift weist darauf hin, dass die "Bauerseheleute Carolina und Josef Brandmair" aus Westerndorf das Fenster 1928 gestiftet haben.

Der Glaskünstler hat das gleiche Bild 1932 in Arnbach, in Palsweis, in Taxa und wohl auch in Odelzhausen erstellt. Wollen Sie vergleichen ?


B
ild des Guten Hirten

Über dem Sakristeieingang hängt ein Bild des Guten Hirten, das bis 1955 die Rückwand (Dorsale) der Kanzel an der Nordwand zierte 12). Es wurde in der 1.Hälfte des 18.Jh. gemalt.
Die vom Architekt Max Gruber als "plump geraten" 10)
beschriebene Kanzel war  vom Stuckateur Augustin Pältl um 1730 gestaltet worden.

Guter Hirte
Hinweis: Die Darstellungen des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern waren in der Frühzeit auf die Sündenvergebung bezogen (Mt.18,12-14). In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die Verkündigung des Evangeliums. Deshalb gibt es so viele Gute-Hirten-Darstellungen an Kanzeln.



Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar ist aus alten Gestühls-wangen, die früher im Altarraum (für Mesner und Ministranten) standen, erbaut. Er wurde nach der Renovierung 1975 aufgestellt im Zuge der Liturgie-reform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils. Dies bedeutet eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier.

Zelebrationsaltar
"Die Eucharistie kann gemäß einem Desiderat der Liturgischen Bewegung wiederum versus populum gefeiert werden. Dafür ist ein freistehender, umschreitbarer Altar notwendig, heißt es in der Liturgiekonstitution des II.Vaticanischen Konzils "Sacrosanctum concilium" (SC 124) 11)
 
Hinweis: Der Altar war das Symbol des heidnischen Gottesdienstes. Das lateinische Wort adolere = verbrennen bezeichnet die ursprüngliche Bedeutung als Stätte zur Verbrennung der Opfer. Die ersten Christen hatten keinen Altar. Jesus versammelte die Seinen um den Tisch, und das hielten auch die Christen während der ersten Jahrhunderte so; zur Eucharistiefeier konnte jeder beliebige Tisch dienen. Im 4.Jh wurde das Opfer Jesu in das Tischgeschehen hineingenommen und der Altar eingeführt. Er war meist aus Stein, frei aufgestellt und von allen Seiten zugänglich. Ab dem 8. Jahrhundert weicht die Tischform immer mehr der Blockform. Dies kam der Entwicklung entgegen, im Altar Reliquien von Märtyrern und Heiligen beizusetzen. Der zelebrierende Priester stand hinter dem Altar, sodass seine Handlungen während der Messfeier für die ganze Gemeinde sichtbar waren. Als der Altar dann im 11.Jh eine Rückwand mit hohen Altaraufbauten (Retabeln) erhielt und weiter an die Ostwand rückte, wandte der Priester der Gemeinde den Rücken zu. Dies ist in der katholischen Kirche durch eine Liturgiereform erst um 1965 wieder rückgängig gemacht worden. Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 39)



Vortragekreuz und Altarkreuz

Im Schmiedeeisen-Ständer neben dem Zelebrationsaltar ist ein schönes Vortragekreuz befestigt. Der Corpus stammt aus der Zeit um 1760. Das Kreuz dürfte früher an der Wand gehangen haben.


Vortrage-u.Altarkreuz   
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.

Hier in Westerndorf hat das Kreuz noch eine andere Funktion als Altarkreuz. Nach der Grundordnung des Römischen Messbuchs ist beim katholischen Gottesdienst ein Altarkreuz vorgeschrieben. Die Vorschrift lautet: "Auf dem Altar oder in seiner Nähe hat sich für das versammelte Volk gut sichtbar ein Kreuz mit dem Bild Christi, des Gekreuzigten, zu befinden. Es empfiehlt sich, dass dieses Kreuz, das den Gläubigen das heilbringende Leiden des Herrn in Erinnerung rufen soll, auch außerhalb der liturgischen Feiern in der Nähe des Altars verbleibt" 29).
Als Altarkreuz kann auch -wie hier in Westerndorf- das Prozessionskreuz Verwendung finden. Denn das heutige Altarkreuz hat seinen Ursprung im Prozessionskreuz. Es wurde beim liturgischen Einzug vorangetragen und anschließend beim Altar aufgerichtet. Erst seit dem 11. Jahrhundert hat man das Kreuz auf einen festen Platz am Altar gestellt. Vorher war es immer ein Prozessions-kreuz. Das Altarkreuz sollte dort, wo der Priester die heiligen Handlungen während der Eucharistiefeier vollzieht, das Opfer Christi am Kreuz vergegenwärtigen 30).


Am bemalten Chorbogen ist die Jahreszahl 1729 angebracht, die auf den Langhausneubau in diesem Jahr hinweist.
Früher (jedenfalls 1887) hing am Chorbogen ein Kruzifix aus der Zeit um 1600 27), das derzeit im Leichenhaus angebracht ist.


Kirchenschiff / Langhaus

Die Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten, das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des Schicksals rettet.



Seitenaltäre

Auch die beiden Seitenaltäre stammen aus der Rokokozeit. Einer dürfte vor 1708 errichtet worden sein, der andere wurde wohl 1729 im gleichen Stil nachgearbeitet. Die Altäre haben jeweils zwei glatte Säulen und sind aus grau-rötlich marmoriertem Holz gearbeitet. Die Altaraufsätze bestehen aus Gips (!) und sind mit der Außenmauer verbunden. Der Kirchenrechnung von 1730 ist zu entnehmen, dass für die Seitenaltäre zwei weiß/grün bedruckte Antependien gekauft wurden (Originaltext: "Von Hanns Georgen Haimmüller Burger und Pallier zu München seint zu dennen 2 neben Altar 2 von weis- und grienner Farb gethruckhte Antipendie erkhaufft und hiefür bezalt worden: 6 fl. ").
Im Jahr 1864 wurden die beiden Seitenaltäre renoviert. Die Maurer und Vergolde sollen eineinhalb Jahre damit beschäftigt gewesen sein. 22)   Die beiden Reliquienkästchen waren vor 1955 gegenüber der heutigen Situation seitenvertauscht.


Rechter Seitenaltar

Im Auszug des rechten Seitenaltars ist ein Bild des hl. Florian in römischer Rüstung und weißer Fahne angebracht. In der Hand hält er ein Wasserschaff; damit löscht er das brennende Haus zu seinen Füßen.

St.Florian
Hinweis: St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaf-tet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige.
  In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet.

Der rechte Seitenaltar ist der Jungfrau Maria geweiht. Auf dem von M.Huber, Oberschleißheim (sign 1819) gemalten Altarbild wird die "Verlobung oder Vermählung Mariens mit Josef" dargestellt. Das Fest Maria Verlobung (Sposalizio) wird am 23. Januar gefeiert. Josef streift einen Ring über Marias Finger; der Rabbi dahinter segnet das Paar. Zu Füßen von Josef liegt ein grünender Aaronstab.
Verlobung Mariens
Hinweis: Der blühende Aaronstab hat seinen Hinter-grund in Legenden aus dem 2. Jh., die von der Braut-werbung Josephs berichten. Demnach war Maria Tempeljungfrau in Jerusalem und sollte einem Mann verheiratet werden, der sie unberührt lassen würde ("Josephs-Ehe"). Jeder Bewerber - allesamt waren Witwer - sollte einen Stab auf dem Altar des Tempels niederlegen. Josephs Stab grünte und blühte wie einst der des Hohepriesters Aaron (4 Mos.17,1-13); zudem ließ sich eine Taube als Zeichen der göttlichen Bestätigung auf seinem Kopf nieder. 38)

  Reliquienkästchen
In einem mit Bauernmalerei verzierten Schrein befindet sich eine kupfergetriebene, versilberte und vergoldete Reliquienmonstranz aus dem Jahr 1780. Vor dem Strahlenkranz sind Festons, Fruchtgehänge und Schleifen mit Steinbesatz angebracht. In der Mitte ein ovales Sichtfenster, das den Blick auf die Reliquie und die Aufschrift "Petr.Ap." (Apostel Petrus) auf dem kleinen Pergamentstreifen (Cedula) frei gibt. Kupfergetrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde. Vor 1955 war der Schrein nicht bemalt, sondern mit Akanthusschnitzwerk verziert, wie alte Fotos zeigen.

Petrusreliquie
 
Auf dem Schrein steht eine Maria Immaculata im Strahlenkranz, die aus der 1.Hälfte des 18.Jh. stammt. Maria als neue Eva (Gen 3,15) und als der Frau aus der Offenbarung des Johannes (Offb.12,1). Marias Haupt wird von einem Kranz von 12 Sternen umgeben.

Maria Immaculata

Ihr Fuß zertritt einer Schlange, die die Weltkugel umschlungen hat, den Kopf. Im Hintergrund eine Aureole, die besondere Form des Heiligenscheins, der die ganze Gestalt als Strahlenkranz kreisförmig umschließt und damit die Heiligkeit nochmals unterstreichen soll.



Linker Seitenaltar

Altarauszug
Im Auszug des linken Seitenaltars ein rundes Bild der Wetterheiligen Johannes und Paulus in römischer Soldatenkleidung mit Schwertern in den Händen.


Johannes u. Paulus
Hinweis: Die beiden Heiligen waren Brüder, die hohe Beamtenstellungen am Hofe Kaiser Konstantins innehatten. Unter Kaiser Julian dem Abtrünnigen (360 bis 363) wurden sie wegen ihres christlichen Glaubens um das Jahr 361 in ihrem Haus auf dem Caeliusten enthauptet und dort begraben. Seit dem 6. Jh. werden sie als Märtyrer verehrt, später galten sie auch als Gewitterheilige.
(siehe Bittgang in Westerndorf)

Mittelpunkt des linken Seitenaltars bildet ein großes Bild des heiligen Leonhard. Auf dem oberen Teil des Bildes schwebt der Heilige auf Wolken, umgeben von Engeln die seine Attribute halten.
Der untere Teil zeigt St.Leonhard, wie er Gefangene besucht. Dies tat er regelmäßig und erreichte bei König Clodwig I. für viele die Freilassung.
Damals wurden auch Menschen ein-gesperrt, weil sie Schulden nicht zu-rückzahlen konnten (Schuldturm).
Daneben kniet ein Bauer und fleht die Hilfe des "Viehpatrons" an. Auf der Weide im Hintergrund grasen Kühe und Pferde. Als Patron für das Wohlerge-hen der Haustiere, insbesondere der Pferde war Leonhard ein ungemein wichtiger Heiliger.

Hilfe für Gefangene

Leonhard in der Glorie

Hilfe für Haustiere
Es gibt nur wenige Barockkirchen auf dem Land, in denen Leonhard nicht im Bild oder als Figur dargestellt wird. In Bayern erreichte die Leonhardsvereh-rung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6.November, wurden Tiersegnungen vorgenommen und Leonhardiritte abgehalten (im Dachauer Land derzeit nur noch in Pasenbach).



Rokoko-
Holzschrein
In einem schönen marmorierten Holzschrein mit hohem Barock-schmuck und Glasfront aus dem Jahr 1760 steht eine Kreuzpartikel-monstranz aus dem selben Jahr. Sie ist aus Messing/Kupfer und mit Silber bzw. Gold überzogen und besitzt einen geschwunge-nen Fuß mit Rocaillerelief. Um das Sichtfenster mit den Kreuzpartikeln rankt sich ein Rocaillerahmen.

Kreuzpartikel-
monstranz
Die Kreuzpartikel selbst ist in einen Bergkristall in Kreuzesform eingelassen. Diese Form der Einfassung einer Kreuzpartikel ist seit Jahrhunderten verbreitet. Während der Edelstein in der Antike als wertvoller Heil- und Zauberstein galt, ist er im Chris-tentum ein Zeichen für die Auferstehung Christi 29).

Kreuzreliquien-
Detail

 


Deckengemälde im Kirchenschiff

Das 1729 errichtete Langhaus besitzt eine einfache Flachdecke mit farbigem Gesims. Die Putz-Decke hängt an großen Holzbalken, die quer über den Kir-chenraum gelegt sind. Befestigt ist sie mit Klebemörtel. .

Verziert die die Decke mit einem ovalen Decken-gemälde (Thema Krönung Mariens) aus dem gleichen Jahr. Das Al-Secco-Gemälde (= auf trockenen Putz gemalt) wurde 1975 restauriert.
Ungewöhnlicherweise ist es in Blickrichtung vom Altar aus gemalt worden.


Krönung Mariens
Die in einen blauen Mantel gekleidete Maria kniet auf Wolken. In ihrer Hand hält sie eine Lilie; ihr Haupt ist von einem Kranz von 12 Sternen umgeben. Christus (mit dem Kreuz) und Gottvater (mit Weltkugel) halten über Maria die Krone der Himmelskönigin. Darüber schwebt vor einem Lichtkranz die Hl.Geist-Taube.
Weiße Lilien gelten seit dem Mittelalter als Symbol für Reinheit und Keuschheit. St.Mechthild von Magde-burg betete im 13.Jh: "empfange Herr, deine Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren Keuschheit alle ihre Tage".




Figuren und Bilder an den Seitenwänden


Wandkreuz

An der Stelle der 1955 abgebauten Kanzel an der Nordwand hängt seit dem Jahr 2001 ein großes Kruzifix. Es wurde von Anton Eberl gestiftet, einem aus Westerndorf stammenden Bäckermeister, der viele Jahre lang deutsches Brot von München aus an Papst Joh. Paul II. im Vatikan lieferte.
Früher hatten solche Kruzifixe die Bezeichnung "Kanzelkreuz", weil sie gegenüber der Kanzel angebracht waren. Sie sollten den Prediger daran erinnern, dass das wichtigste Thema das Leiden und die Auferstehung Christi sein sollte.
In Westerndorf war früher an dieser Stelle die als "plump geraten" 10)
beschriebene Kanzel von 1730 befestigt; das Kanzelkreuz könnte

sich somit auf der Südseite befunden haben. Vielleicht hatte auch das große Kruzifix, das bis 1955 am Chorbogen hing, diese Funktion erfüllt.

Schmerzensmutter

An der Westwand Unter der Empore sind noch zwei Gemälde angebracht, darunter ein Bild der Schmerzensmutter Maria. Es handelt sich um die Kopie eines Bildes, das für das Herzogs-spitalkirche in München gemalt wurde.
Maria ist in einen roten Mantel gekleidet. Ein Schwert durchbohrt ihre Brust. In der Hand hält sie ein Tränentüchlein. Zwölf Sterne umgeben ihr gekröntes Haupt.
Zum Originalbild in München entstand im 19. Jh. eine kleine Wallfahrt, die bis ins 20.Jh. hinein dauerte. ... mehr dazu...
ProzessionsengelProzessionslaternen Prozessionsengel ProzessionslaternenArme-Seelen-BildVortragekreuzZelebrationsaltar aus alten Stuhlwangen
durch Mouseklick auf Gegenstände zu den entsprechenden Beschreibungen
Arme-Seelen-Bild
In einem weiteren Gemälde ist Maria als Mittlerin zwischen Jesus und den Armen Seelen dargestellt. (2.Hälfte 18.Jh).
Auf dem Bild strömt das Blut Christi vom Kreuz auf die im Feuer leidenden Armen Seelen hinab. Maria auf einer Wolke weist ihren Sohn mit der Hand auf die im Feuer sitzenden Seelen hin; und ein kleiner Engel versucht sogar, die Gepeinigten aus dem Fegefeuer zu ziehen.
Hinter Christus am Kreuz erscheinen aus den Wolken Gott Vater und der Heilige Geist (Gnadenstuhlmotiv).
Der Gnadenstuhl gilt als die bedeutendste mittelalterliche Bildschöpfung für die Darstellung der Dreifaltigkeit.


Kirchenbänke

Die 14 Kirchenbänke haben kunstvoll geschnitzte Eichenholz-Stuhlwangen, die mit Akanthusblätter-Motiven verziert sind. Sie stammen aus dem Jahr 1729.

Kirchenbänke
Das Muster dieser Kirchenstuhlwangen entspricht dem vieler Kirchenstühle im Dachauer Land. Es trat erstmals 1695 in Glonn auf und wurde ab 1717 auch in Ainhofen, Albersbach, Arnbach, Arnzell, Aufhausen, Bergkirchen, Hilgertshausen, Markt Indersdorf (Marktkirche), Ottmarshart, Pasenbach, Pipinsried, Walkertshofen, Weichs, Westerholzhausen und hier in Westerndorf verwendet. 
Die Kirchenbänke haben viele kleine Brandstellen, die von den früher als Beleuchtung verwendeten Wachsstöcken herrühren. Es gehörte zur Tradition, dass jede Bäuerin ihren eigenen Wachsstock in der Sonntagsmesse vor sich auf der Kirchenbank brennen hatte. Dazu diente der einfache "Wachsrodel", der ohne Halterung aufgestellt werden konnte. Die Wachsstöcke wurden aus einem dünnen weichen Wachsstrang (Kerzenschnur) gefertigt, der nacheinander um Leghölzer gewickelt wurde, bis der Wachsstock die gewünschte Stärke erhielt. Ein Viering mit einem Gewicht von einem viertel Pfund brannte 24 Stunden. Erst Ende des 19.Jh wurden die Wachsstöcke durch die Kerzen abgelöst.
 

Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein standen oder saßen die Kirchenbesucher nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts (südlich) und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" konnten selbst befragte Kirchenhistoriker nicht nennen. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite (so auch in Westerndorf).
Eine Ausnahme ist im Landkreis Dachau die Kirche in Altomünster; dort ist die rechte Seite die Frauenseite. Grund dafür ist, dass im bis 1803 bestehenden Gemeinschaftskloster Altomünster die Frauen das Sagen hatten. 40)

Bei seitlichen Eingängen geht die Trennlinie manchmal auch quer durch die Kirche. Vorne die Frauen, hinten und auf der Empore die Männer (z.B. in Jarzt).
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen links zu finden.

Wenn Sie auch schön geschnitzte Stuhlwangen anderer Kirchen im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier...

 

Kreuzwegbilder

An den Seitenwänden hängen im rückwärtigen Teil des Langhauses interessante Kreuzwegbilder im Rocaillerahmen aus der Zeit um 1760/70. Bei den Bildern handelt es sich um einfache Bauernmalerei. Auf ihnen sind noch die Ablässe verzeichnet, die beim Kreuzweggebet erzielt werden konnten. Dies ist sehr selten in den Kirchen des Landkreises. Bei den ersten und letzten Bildern wurde ein vollkommener Ablass gewährt, bei den mittleren Bildern sieben Jahre und sieben Quadragene. Dieses Ablassmaß war wegen der heiligen Zahl Sieben sehr beliebt. Eine Quadragene bedeutete vierzig Tage Fasten bei Wasser und Brot.
1760 wird man wohl schon die Fastentage in Fegfeuertage umgerechnet haben.

Kreuzwegstationen

Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidens-geschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilger-fahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach.
Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskaner-klöstern. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
I. Station
Christus wird zum
Todt verurtheilet

Allwo vollkommner Ablaß
II. Station
Jesus nimmt das Creutz auf seine Schultern
ist 7.Jahr und 7.Quadr. Ablaß
III. Station
Jesus fallet das erste mahl unter dem Creutz
7.Jahr und 7.Quadr. Ablaß
IV. Station
Jesus begegnet mit dem Creutz seiner betrübten Muetter
7.Jahr und 7.Quadrag. Ablaß
V. Station
Simon Cyrenaus hilft Jesu das Creutz tragen
7.Jahr und 7.Quadra. Ablaß
VI. Station
Veronica Reichet Jesu Das schweiß-Tuech

7.Jahr, und 7.Quadrag. Ablaß
VII. Station
Jesus fallet unter dem Creutz das andertemahl
7.Jahr, und 7.Quadrag. Ablaß.
VIII. Station
Jesus redet an die weinende Töchter V.Jerusalem
7.Jahr und 7 Quadrag. Ablaß
IX. Station
Jesus fallet unter Dem Creutz das drittemahl.

7. Jahr und 7. Quadr. Ablaß.
X. Station
Jesus Wird seiner Kleider entblöst

7. Jahr und 7. Quadr. Ablaß.
XI. Station
Jesus wird an
das Creutz
genaglet
vollkommner
Ablaß.
XII. Station
Jesus wird erhöcht und stirbt an Den Creutz
vollkommner
Ablaß.
XIII. Station
Jesus wird von dem Creutz genommen und in die Schoß Maria gelegt
Vollkommner
Ablaß
XIV. Station
Jesus wird in das
grab gelegt

vollkommner
Ablaß

Papst Clemens XII. erkannte am 16. Januar 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an. Er verfügte:
  "Es können Ablässe bei jedem Kreuzwege gewonnen werden, der wo immer mit Gutheißung und Zustimmung des Diözesan-Bischofes oder des Vorstehers der Kirche, des Klosters, Spitales und Ortes durch einen Franziskaner oder einen anderen vom Papste eigens hiezu bevollmächtigten Priester errichtet wird".
Diese Ablässe kamen aber nicht lebenden Menschen, sondern nur den Armen Seelen im Fegfeuer zugute 36) .

Wenn Sie sich eine Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken Sie hier...



Opferstock, Prozessionsstange, Weihwasserkessel

     
An den Bänken sind weiß-blaue Prozessionsstangen mit Leuchter tragenden Engeln und mit Prozessionslaternen befestigt. Die aus dem 18.Jh stammenden Leuchterengel knien auf Wolkensockeln.

Opferstock
Im Eingangsbereich sind der schöne alte Opferstock und ein interessanter Weihwasserkessel angebracht. Wenn Sie sich auch andere alte Opferstöcke oder Weihwasserkessel in den Kirchen des Landkreises ansehen möchten, klicken Sie hier... oder hier..

Weihwasserkessel

Die Kirche besitzt keine Orgel. Auf der 1972 erneuerten einfachen Empore steht ein kleines, altersschwaches Harmonium mit Tretblasebalg. Die Emporenbrüstung ist mit einfachen Holztafeln verkleidet. Früher war sie weiß gestrichen; in der Mitte war ein vergoldetes IHS-Zeichen im Strahlenkranz aufgemalt.

Bittgang
..mehr über den jährlichen Bittgang am Fest Johannes und Paulus am 26.Juni erfahren Sie hier....



K irchenraum vor 1955

Ein altes, etwas vergilbtes Foto (wohl aus der Zeit um 1925) zeigt das Innere der Kirche in Westerndorf in ihrer Gestaltung vor der großen Renovierung von 1955. Unterschiede zum heutigen Zustand:

 • ganz links ist die Treppe zur ehem. Kanzel zu erkennen. Der Architekt Max Gruber beschrieb die
   vom Stuckateur Augustin Pältl um 1730 gestaltete Kanzel als "plump geraten" 10)


 • auf den Seitenaltären stehen über den Säulen (auf dem Gesims und neben dem Auszugbild)
    Heiligenfiguren. Linker Seitenaltar: Sebastian und Leonhard (derzeit im Altarraum).
    Rechter Seitenaltar: Zwei unbekannte, heute nicht mehr vorhandene Heiligenfiguren;

 • Die Reliquienkästchen in der Predella der Seitenaltäre waren vertauscht.


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 • Vom Chorbogen hing ein großes Kruzifix (um 1600 27)), das heute im Leichenhaus angebracht ist. 

 • Links und rechts am Chorbogen standen auf Podesten Figuren: Links: Antonius, rechts Franziskus (beide heute im Altarraum).

 • die Decke des Altarraums ist als Sternenhimmel gestaltet.

 • das nördliche Fenster im Altarraum ist zugemauert. An dessen Stelle hing das Arme-Seelen-Bild (derzeit unter der Empore) mit
    einem prächtigen Rahmen mit Aufsatzbild.

 • Zwischen Hochaltar und Außenmauer befanden sich Verblendungen mit Durchgangstüren; darauf Voluten und Zierbecher.

 • die Inschriftenkartusche am Hochaltar war nicht unter sondern über dem Altarauszugbild angebracht.

 • an den Wänden des Altarraums befanden sich Kirchenbänke für Mesner und Ministranten und der offene Beichtstuhl; dort waren
   auch die Leuchter- und Kreuzstangen befestigt.


W
esterndorfer Frauenchor 08)

1921 gab es in Westerndorf einen Frauenchor. Das meldete die Wochenzeitung Amperbote am 03.12.1921 mit folgenden Worten:
  "Wohl zum ersten mal seit den Jahrhunderten seines Bestandes hat unser Filialkirchlein einen vierstimmigen Frauenchor vernommen, wie ihn am 29. November die Westerndorfer Jungfrauen zu ihrem Engelamt gestellt haben. Das Merkwürdige dabei ist, dass die Ortschaft überhaupt nur acht Häuser zählt. Der glückliche Erfolg mag die wackeren Mädchen entschädigen für die gebrachten Opfer an Zeit und Mühe".

Damals gab es noch viele Gottesdienste in der Westerndorfer Kirche: Einer noch erhaltenen Gottesdienstordnung der Pfarrei Jarzt vom 25.08.1921 ist zu entnehmen, dass in Westerndorf selbst mitten im arbeitsreichen Sommer am Montag, Donnerstag, Freitag und Sonntag jeweils ein Amt abgehalten wurde.

Hans Schertl


Quellen:
01) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, 1819 (Vermögen der Kirche)
02) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1858 (Mess-Stiftung1857)
04) Heyberger/Schmitt/Wachter, Topografisch-statistisches Handbuch des Konigreichs Bayern,1868 (Einw)
05) Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
06) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, 1895
07) Amperbote vom 10.01.1920 (Elektrifizierung)
08) Amperbote vom 03.12.1921 (Frauenchor)
09) Dachauer Nachrichten vom 23.10.1950 (Glocken)
10) Max Gruber, Stuck im Dachauer Land, Amperland 1966/1
11) Liturgiekonstitution des II. Vaticanischen Konzils - Sacrosanctum concilium-SC 124, (Zelebrationsaltar)
12) Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971 (Kanzel)
13) Markus Bogner, Die Geschichte der Ortsteile von Haimhausen, Amperland 1974
14) Dachauer Nachrichten vom 02.08.1976 (Totenschädel)
15) Festschrift zum 250jährigen Jubiläum der Langhausbaues, 1977
16) Dachauer Neueste 1977
17) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige Maler-Amperland 1982 (Gräßl)
18) Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Lettner, Mittermair, Mayr, Schmid)
19) Bericht des Kunstreferats der Erzdiözese München und Freising, 1985
20) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
21) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Berger)
22) Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
23) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
24) Heimatbeilage "Unser Dachauer Land" Nr. 41, 1996
25) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Sonnenuhr, Bittgänge, Figuren 1730)
26) Sabine Remiger, Münchner Kirchenzeitung v. 3.9.2006 (Petrus)
27) G.R. Anton Mayer, Wege, Zeichen, Glauben, Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007
28) Dr.Alfred Gleißner, Die Kirchen in der Gemeinde Haimhausen, Amperland 1974/3
29) MISSALE ROMANUM, Editio typica tertia 2002, Grundordnung des römischen Messbuchs, Nr. 308, 12. Juni 2007
30) Dietrich Kötzsche, Einführung in die Kirchliche Kunst des Mittelalters, Beitrag der Humboldt-Universität Berlin, 2015
31) Dr. Peter Pfister, Die Verehrung des hl Petrus in Bayern
32) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (braun, Strick)
33) Susanne Wittekind, Caput et corpus: die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren, in: Reliquiare im Mittelalter von Bruno
     Reudenbach, S. 114, 2005 (Bergkristall)
34) Dieter Gerhard Morsch, Die spätgotische Madonna von Westerholzhausen, Amperland 2012/1 (Granatapfel, FN7)
35) Klaus R.Witschel, Vor-u.frühgeschichtliche Siedlungsspuren im Umland von Röhrmoos, Röhrm.Heimatblätter 2013
     (vorgeschichtlich)
36) www.traunsteiner-tagblatt.de/includes/mehr_chiemg.php
37) Johann Lettner war Marktmaurermeister in Dachau. Geboren wurde er als Sohn der Eletern Johann und Ursula in Greiling.
      Als er 1727 in Dachau die Bürgerrechte erhielt, kaufte er ein Haus an der Freisinger Straße. Er heiratete die Fischertochter
      Anna Kollhauf aus Wolfratshausen. Lettner hat als Polier von Anton Glonner, die Kirchenneubauten in Oberbachern und
      Bergkirchen geleitet. In Westerndorf wurde damals wohl auch eine Sakristei im Osten des Altarraums angebaut, die 225
      Jahre später, um 1955, wieder abgetragen wurde. Lettner arbeitete u.a. auch in den Kirchen von Giebing, Oberbachern,
      Röhrmoos, Bergkirchen. Er starb am 29.11.1749
38) Heinrich u.Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Aaronstab)
39) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
40) Wolf Bachbauer, Kirchenbeschreibung Altomünster, 1998
41) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
42) Gemeinde Zahlen und Daten, Homepage der Gemeinde Haimhausen, Zugriff 2018
43) Codex Iuris Canonici 1917, Canon 918
44) Stephan J.Neher, Altare privilegiatum-praktische Abhandlung über den Ablaß des privilegierten Altars, Regensburg 1861
45) Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820


77 Bilder: Josef Brandmair (1), Hans Schertl (76)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

19.1.2019


Wie kam nun das Schweizer Geld nach Westerndorf ?

Darüber kann man natürlich nur Mutmaßungen anstellen. Nach Auskunft der Staatlichen Münzsammlung handelt es sich um eine Kupfermünze, die aus Schweizer Kanton Graubünden nahe der Stadt Chur stammt. Die aus dem Herrschaftsbereich Scharvenstein-Reichenbach stammende 2-Pfennig-Münze dürften ihrer damaligen Kaufkraft nach dem heutigen Betrag von -.15 Euro entsprochen haben (1 Kreuzer war unterteilt in 4 Pfennige). Sie kann durch Bauarbeiter während des Einbaus der Empore 1729 oder später durch Kirchenbesucher, denen das Geld in Ritzen zwischen den Brettern gefallen war, in den Fehlboden gekommen sein.

Es ist bekannt, dass in dieser Zeit viele Graubündener Baumeister und Maurer in Bayern gearbeitet haben, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden konnten. Vielleicht kam das Geld durch Gastarbeiter bei Schlossreparaturen in Haimhausen unter das Volk. Es ist aber durchaus möglich, dass auch am Bau des Kirchenschiffes in Westerndorf Graubündener beteiligt waren. Beim Kauf von Lebensmitteln könnte das von den Maurern mitgebrachte Geld unter die Westerndorfer/Oberndorfer Leute gekommen sein (damals fand auch ausländisches Geld wegen seines Silbergehalts als Zahlungsmittel Verwendung).

Nicht auszuschließen ist, dass man vor allem diese in Bayern wohl weniger gebräuchlichen Münzen bevorzugt in den Klingelbeutel geworfen hat; dann konnte sich der Pfarrer mit dem fremden Geld herumschlagen.

 

Herzogspitalmutter

Die originale Herzogspitalmutter ist eine von Tobias Pader 1651 geschaffene Holzstatue der Schmerzhaften Muttergottes, die am 21. 1. 1690 "höchstlebendig die Augen bewegt" haben soll. Das Wunder war von einem Kind beobachtet worden und erhielt umgehend die kirchliche Bestätigung des Bischofs von Freising Joseph Clemens von Bayern (1685-1694). Die Figur wurde zum Ziel der wichtigsten Marienwallfahrt in der Münchner Region. In nur fünf Jahren wurden in der Spitalkirche 56.000 Messen gelesen und nicht weniger als 400 Wundertaten gezählt. Kurfürst Maximilian III. Joseph ließ sich das Gnadenbild 1777 ans Sterbebett bringen. Die Holzfigur gehörte zu einer 1651 von dem Münchner Bildhauer Tobias Bader geschaffenen Kreuzigungsgruppe. Sie wird bis heute in der Kirche des Herzogspitalkirche in der gleichnamigen Straße in München verehrt.

 

Hans Schertl


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