Kalvarienberg
in WENIGMÜNCHEN
Wenigmünchen,
Kalvarienbergstraße
Lage der Kirche auf
der Landkarte ...
Der Kalvarienberg Wenigmünchen ist eine weithin bekannte Stätte
der besonderen Verehrung des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Er liegt
auf dem leicht abschüssigen Plateau der höchsten Erhebung inmitten
des Ortes und ist eine Oase der Besinnung und Meditation.
Auf dem 515 m hoch gelegenen Platz hat im Spätmittelalter wohl eine
Höhenburg gestanden, deren Mauern heute völlig eingeebnet sind
(Burgstall). Heute ist die Stelle als Bodendenkmal D-1-7733-0257 „Burgstall
des hohen und späten Mittelalters" vom Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege erfasst. 01)
Die Anlage umfasst
- eine Kapelle mit einem Geißelheiland und einem Grabchristus,
- dreizehn gemauerte Kreuzweghäuschen sowie eine
- Steinfigurengruppe aus drei Kreuzen, der Gottesmutter Maria, dem Apostel
Johannes, der knienden Maria Magdalena und dem
römischen Centurio Longinus zu Pferd mit Lanze.
- In die Mitte des Platzes hat man einen Baum gepflanzt, der das Areal
wie ein großer Schirm beschattet.
Seit 40 Jahren wird
die Anlage von der engagierten Familie Marianne und Peter Thurner betreut.
Sie halten die Figuren, Stationen und die Kapelle sauber und schließen
in den Sommermonaten an den Wochenenden und an Feiertagen frühmorgens
die Stations-türchen der Kreuzwegstationen auf und abends wieder
zu. Außerdem läuten sie die Glocke, wenn ein Unwetter aufzieht.
05)
Öffnungszeiten
Die Fensterläden an den Kreuzwegstationen und die Kirche werden an
folgenden Tagen aufgesperrt:
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Von
Palmsonntag bis Allerheiligen
An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen
von 9 Uhr bis 19 Uhr
Bei Regenwetter bleibt der Kalvarienberg geschlossen (wegen des Schutzes
der historischen Kreuzwegbilder) |
Die übrige
Zeit kann der Kalvarienberg zwar betreten werden, die Kreuzwegbilder sind
aber verdeckt und die Kapelle ist nur durch ein kleines Fensterchen zu besichtigen.
Geschichte
Der
Kalvarienberg wurde unter Pfarrer Josef Wenig im Jahre 1740 angelegt.
Die
erste Renovierung war schon 1769 notwendig, die letzte größere
Renovierung erfolgte 1978 nachdem die Anlage über viele Jahre nicht
mehr geschätzt und als Kinderspielplatz genutzt worden war.
05)
Seit 2008 wird von Mitgliedern der Pfarrei und von der Betreuerfamilie
Thurner in vielen kleinen Schritten weiter an der Erhaltung gearbeitet.
Dies ist ein kosten- und arbeitsintensives Unterfangen. Inzwischen führt
neben der kurzen befestigten Treppe auch eine Rollstuhlrampe von der Straße
zum Kalvarienplatz.
Während die Kalvariengruppe früher Zwischenstation der Wallfahrer
nach Andechs war, ist sie heute Ziel für überwiegend kirchliche Reisegruppen
und Radlausflügler.
05)
Beschreibung
im Pfarrbuch ab 1740
02),
04)
Die erste Beschreibung über den Bau des Kalvarienberges ist in den
Pfarrbüchern der Pfarrei Wenigmünchen zu finden. Darin schreibt
Pfarrer Josef Wenig:
"Im Jahre
1740 ist alhier zu Wenigmünchen mit Consens und Verlaub hochgeistlicher
und weltlicher Obrigkeit, dann auf grund der Herrschaft (Grafen
Hundt von Lauterbach) willen, zu Ehr auch schuldiger Dankbarkeit
für das bittere Leiden und Sterben... Jesu Christi, unseres
allerliebsten Erlösers aufgerichtet worden: Der Calvarienberg
und dabei der hl.Kreuzweg, 12 gemauerte Stationes, den 8.Sonntag
nach Pfingsten, am Feste des hl.Ignatius, den 31.Juli.
Der
Grund, auf welchem der Calvarienberg erbaut, gehört zu dem
Pfarrhof, hat jedannoch der Pfarrer die Nutznießung wie
ansonst. Die Unkosten, solchen zu erbauen seynd aus purer Freigebigkeit
frommer Personen hergenommen worden... ist khein ainziger Mensch
umb bysteuer darzu angesprochen worden, alles klagen und murren
zu verhüten. Wohltäter bei der Aufrichtung des Calvarienberges
seynd gewesen: Die fünf stainern bilder (weit über Lebensgröße)
seynd von Neuburg a./D. aus der Pfalz hergestellt worden, allwo
der Bildhauer alldort und der von Ingolstadt.. haben in alweg
gekostet: 102 fl.
Die
12 stations tafflen seyend gemacht worden in Aibling unter München
von einem Maler aus der nachbarschaft zu Hiepersried (Hilpersried
?) gebürtig haben gekostet in all 62 fl. (Gulden) 13 kr.
(Kreuzer) 4 hll. (Heller).
Das
Bildnis unseres Herrn in der Grabkapelle, auch von dort hat gekostet
10 fl.,
Mauersteine bei 7145 Stück - hat also die Summa aller Materialien
und unterschiedlicher Handwerksleuth und ausgaben betroffen 312
fl. 21 kr. 4 hll.
Die Statue Longini ist anno 1741 den 1.Oktober von den bildhauern
zu Ingolstadt und Neuburg verfertigt und am Rosenkranzfest aufgerichtet
worden; diese Statue Longini hat gekostet 51 fl.
In der Gruftkapelle auf dem Calvariberge darf die hl.Messe gelesen
werden. Dekretsabschrift hierüber, dato 27.Okt.1755, von
Herrn Dekan de Maffeis erlassen und im Dekanatskasten aufbewahrt.
Die Kapelle hat ein zierliches Kuppeltürmchen mit dem sogenannten
Apolloniglöckerl (Patronin gegen Zahnschmerzen) welches gerne
von einzelnen Frauenspersonen des Wallfahrtszuges nach Andechs
aus der Aichacher Gegend mit den Zähnen geläutet wird.
Diese Wallfahrt findet statt am Montag nach dem 4.Sonntag nach
Pfingsten Und beteiligen sich gegen 3-400 Personen, welche hier
Mittagsrast machen; Rückkehr und Durchgang hier am Donnerstag
der selben Woche. Dieses Glöcklein wird auch geläutet,
wenn drohende Wetter aufsteigen.
Mesner ist z.Z. der Joselgütler, der auch in der Charwoche
ein sehr schönes hl.Grab in der Kapelle aufrichtet."
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Beschreibung 1874 06)
Der Kalvarienberg ist auch
in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising"
aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton
Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten.
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"Mitten
im Dorfe befindet sich ein "Calvarienberg" mit dem hl. Kreuzwege,
von Fichtenbäumen umsäumt. Die 13 Stationen, auf Holz gemalt, in
steinernem Unterbaue, in M itte des Hügelgipfels die 3 Kreuze mit
steinernen Figuren, dann eine consecrierte Capelle. Erb.-Jahr unbekannt.
Stillos . Baupfl(icht).: Die Gemeinde.
Kuppel-Thürmchen
mit 1 kl. Glocke. 1 alt(are) port(atile) mit dem Bildnisse Christi
im Kerker.
Vom hl. Kreuzerfindungstage bis zur Ernte betet d. Gemeinde hier
täglich d. hl. Rosenkranz. Bisweilen ist auch Votiv-Messe. Als Meßner
fungirt ein Häusler, den d. Gemeinde hiefür honorirt."
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Kalvarienberggruppe
Die Kalvarienberggruppe an der Kalvarienbergstraße
ist ein geschütztes Baudenkmal. Die Gruppe aus Jurasandstein
02) (Dehio:
Jurakalk 03)
) besteht
aus drei Kreuzen, der Gottesmutter Maria, dem Apostel Johannes, der knienden
Maria Magdalena und dem römischen Centurio Longinus zu Pferd. Die
Figuren waren ursprünglich bemalt. 05)
Die beiden gekreuzigten Schächer haben Einschnitte in den Füßen
und Armen. Diese weisen darauf hin, dass bei der Kreuzigung die römischen
Soldaten den gekreuzigten Räubern die Gebeine zerschlugen. Bei Jesus
unterließen sie das, weil der schon tot war (Joh 19,34).
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Der
gute Schächer Dismas
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Der
röm.Soldat Longinus
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Maria
- Magdalena - Johannes
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Der
uneinsichtige Schächer Gestas
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Guter Schächer Dismas
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Dismas war der Legende
nach der reuige Schächer zur Rechten Christi, dem bei der Kreuzigung
die Verheißung zuteil wurde: "Heute wirst du mit mir im Paradiese
sein." (Lk 23, 43).
Im arabischen Kindheitsevangelium aus dem 6. Jh. wird er als der Räuber
beschrieben, der der Heiligen Familie bei der Flucht nach Ägypten
(Mt 2, 13-15) den Weg zeigte und sie in das Räuberhaus aufnahm.
Der Name Dismas wird erstmals im apokryphen Nikodemusevangelium (9,
4) genannt.
Dismas wurde nie offiziell kanonisiert, obwohl er seit der alten Kirche
wie ein Heiliger verehrt und auch tituliert wurde. Kath. Gedenktag:
25. März
Dismas wird besonders in Zypern verehrt, wohin auch sein Kreuz gelangt
sein soll.
Er gilt auch als Patron der zum Tode Verurteilten. Deshalb wurden
am Fuße von Galgenbergen Dismasstatuen aufgestellt, an denen der Verurteilte
vor der Exekution ein letztes Gebet sprechen konnte.
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Longinus mit der Lanze
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Longinus
Die Longinusstatue wurde erst ein Jahr später hinzugefügt.
Sie war für 51 Gulden von Bildhauern aus Ingolstadt und Neuburg
erstellt worden.
Longinus war nach dem apokryphen Nikodemusevangelium und nach der
Legenda aurea jener römische Centurio, der Jesus nach dessen Tod
einen Speer (die „Heilige Lanze") in die Seite gestochen haben soll
und der die Gottessohnschaft Jesu bezeugte. "Wahrlich das war
Gottes Sohn" (Mtth 27, 54).
Die Heilige Lanze, die seit dem frühen Mittelalter zu den Herrschaftsinsignien
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, den Reichskleinodien,
gehörte, wurde erstmals in einem päpstlichen Schreiben aus dem ersten
Drittel des 13. Jh. mit der Lanze des Longinus identifiziert. Sie
enthält angeblich ein Stück des Nagels vom Kreuz Christi und befindet
sich in der Schatzkammer im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Gedenktag
katholisch: 16. Oktober
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Maria
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Die
Gottesmutter Maria stand
nach dem Evangelium (Joh 19,25-27) zusammen mit ihrer Schwester,
der Frau des Klopas, und Maria von Magdala unter dem Kreuz. Als
Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte
er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem
Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der
Jünger zu sich."
Die künstlerische Darstellung der unter dem Kreuz stehenden
schmerzensreichen Mutter (Mater Dolorosa) bezieht sich auf das aus
dem 13. Jh. stammende Gedicht Stabat mater:
Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem
Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer, schneidend
unter Todesschauer, jetzt das Schwert des Leidens ging.
Welch ein Schmerz der Auserkornen, da sie
sah den Eingebornen, wie er mit dem Tode rang.
Angst und Jammer, Qual und Bangen, alles
Leid hielt sie umfangen, das nur je ein Herz durchdrang.
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Jesus
am Kreuz
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Kreuzigungsgruppen
befinden sich in Kirchen, Klöstern, Bildstöcken, sind Stationen von
Kreuzwegen, Kalvarienbergen wie hier in Wenigmünchen oder dienen
als Flur- oder Gipfelkreuze. Die frühen Darstellungen bis in die Romanik
zeigten Christus noch als König; der Gekreuzigte in der Gruppe der
Seinen entwickelte sich bis zur Gotik. Je nach Art und Ort der Darstellung
befinden sich in einer Kreuzigungsgruppe auch andere Figuren als Maria
und Johannes, etwa der gute und der schlechte Schächer (Dismas und
Gestas bzw. Kosmas), der Soldat, der den Schwamm mit Essig tränkt
(Stephaton), die würfelnden Soldaten oder Longinus, der Jesus mit
der Lanze die Seite öffnet.
Die künstlerischen Darstellungen lösten sich mit der Zeit
vom Text des Evangeliums und nahmen Überlieferun-gen etwa aus
der Legenda Aurea, Gestalten von Heiligen oder Inhalte von Privatoffenbarungen
auf, etwa der Relationes de via et passione Jesu Christi der hl. Birgitta.
Dazu gehören der Schädel Adams am Fuß des Kreuzes,
Engel, der Palmesel, Heilige aus allen Zeiten sowie Stifterfiguren.
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Maria Magdalena
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Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin
Jesu, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2).
Magdalena sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Mit Jesus
und den Jüngern zog auch Maria nach Jerusalem; zusammen mit
zwei anderen Frauen flüchtete sie aber nicht wie die anderen
Jünger, sondern blieb bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu
dabei (Mtth 27, 55). Maria war an der Kreuz-abnahme Jesu beteiligt
und verharrte nach der Grablegung durch Joseph von Arimathaia weinend
am Grab. Sie ging dann am Morgen nach dem Sabbat zusammen mit zwei
anderen Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren;
dabei wurden sie die ersten Zeuginnen des leeren Grabes und der
Botschaft des Engels: Erschrecket nicht! Er ist nicht hier, er ist
auferweckt worden (Mk 16, 6) und erhielten den Auftrag, dieses den
sich versteckt haltenden Jüngern zu berichten. Fest am 22.Juli
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Johannes Evangelist
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Der
Apostel Johannes stand nach
der Bibel (Joh 19,25-27) mit Maria und weiteren Frauen unter dem Kreuz.
Als Jesus beide sah, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein
Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Sieh, deine Mutter! Und von
jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich." Johannes ist
der einzige Mann, der sich sich im Zeitpunkt der Kreuzigung noch offen
zu Jesus bekannte. Er hatte die Kraft und den Mut, sich zusam-men
mit den anderen Frauen unter das Kreuz zu stellen.
Johannes war der Bruder des Apostels Jakobus. Er wurde als vierter
zum Jünger Jesu berufen (Mk 1, 19) und entwickelte sich zum Lieblingsjünger
Jesu. Johannes wurde als erster der Jünger Zeuge des leeren Grabes
am Ostermorgen (Joh 20, 4f) , als erster erkannte er auch den Auferstandenen
bei dessen Erscheinung am See Genezaret, dem heutigen Jam Kinneret
(Joh 21, 7). Fest am 27.Dezember
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Schächer
Gestas
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Der
uneinsichtige Schächer
Gestas hängt mit versteinerter, verbitterter Miene
am Kreuz.
In der biblischen Überlieferung (Mk 15,32) sind die Namen der Schächer
nicht genannt. Sie finden sich zum ersten Mal im Nikodemusevangelium
(9,4), einer apokryphen Schrift aus dem 4. Jahrhundert nach Christus,
wo der "gute" Schächer als Dismas und der unbußfertige
Schächer als "Gestas" benannt werden.
Nach der Passionserzählung des Evangelisten Lukas (23,39-43
EU) war es Gestas, der Jesus verhöhnte, worauf ihn sein Leidensgenosse
auf der anderen Seite zurechtwies. "Einer der Verbrecher, die
neben ihm hingen, verhöhnte ihn: 'Bist du denn nicht der Christus
? Dann rette dich selbst und auch uns!' Der andere aber wies ihn
zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott ? Dich hat
doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten
den Lohn für unsere Taten".
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Kreuzwegstationen
Umgeben
ist der Kalvarienberg von einem Kreuzweg mit 13 Stationen, die als gemauerte
Bildstöcke gestaltet sind. Die steinernen Bildtafeln wurden in Bad Aibling
hergestellt und von einem Maler aus dem benachbarten Hilpertsried bemalt.
Sie kosteten 62 Gulden. 02)
Früher waren es 12 Stationen; die 13.Station wurde erst später
ergänzt. 02)
Kreuzwege haben heute in der Regel 14 Stationen. Die Funktion der fehlenden
Station, hier die 12.Station (Jesus stirbt am Kreuz), wird durch die
steinerne Kreuzigungsgruppe übernommen.
Heute schützen hölzerne Fensterläden die auf Steinplatten gemalten Bilder.
Die Fensterläden der Kreuzwegstationen und die Kapelle werden an
Sonn- und Feiertagen im Sommer von der Betreuerfamlie Thurner aufgesperrt,
um Besuchern und Wallfahrern die Möglichkeit für ein Gebet
vor den Bildern zu geben. 02)
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus
vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von
der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen
Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme
des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben
bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz
für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen
bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach.
Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und
sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in
Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen
und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich
zunehmend.
Kreuzwegbilder
Grablegungskapelle
In der Mitte
der bogenförmig angeordneten Kreuzwegstationen steht eine kleine barocke
Grablegungskapelle. Sie ist der heiligen Apollonia geweiht.
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Die
Kapelle ist ein rechteckiger
Bau mit Satteldach.
Auf der Vorderwand sitzt ein relativ großer Dachreiter
, der dem Gebäude sein Gepräge gibt. Im unteren Teil ist
er viereckig mit einem sich verbreiternden Gesims. Der obere Teil
ist achteckig, mit vier Schallfenstern in barocker Form Die Mauerecken
sind mit gelb gefärbten Lisenen optisch herausgehoben. Gekrönt
ist der Turm mit einer schönen gedrückten Zwiebel aus
Kupferblech. Den oberen Abschluss machen eine vergoldete Kapsel
und ein Kreuz.
Im Turm hängt seit 270 Jahren ein Glöckchen das
der hl. Apollonia geweiht ist. In der Beschreibung von 1740 steht
dazu: "Die Kapelle hat ein zierliches Kuppeltürmchen mit
dem sogenannten Apolloniaglöckerl (Patronin gegen Zahnschmerzen)
welches gerne von einzelnen Frauenspersonen des Wallfahrtszuges
nach Andechs aus der Aichacher Gegend mit den Zähnen (!) geläutet
wird". Die hl.Apollonia wurde der Legende nach während
der Christenverfolgung um das Jahr 250 auf vielfache Weise gefoltert.
Unter anderem schlug man ihr alle Zähne aus. Fest: 9.2.
Die Apolloniaglocke wird heute noch beim Aufziehen eines Gewitters
geläutet (Wetter-läuten). Damit sollen einerseits Unwetter
abgehalten oder weggetrieben werden, anderer-seits dient das Läuten
auch als akustisches Warnsignal für die Bevölkerung vor
der dro-henden Gefahr. 02)
Der
Boden um die Kapelle ist mit Pflastersteinen belegt.
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Vor die Kapelle ist ein relativ großes Vorhaus gebaut, das den Eingang
vor der Witterung schützt. Das Vorhaus besitzt ein eigenes kleineres
Satteldach.
An der Frontseite des Vorhauses befindet sich eine Kreuzwegstation. Über
ihr ist ein gelber Segmentgiebel angebracht. Zwei weitere Kreuzwegstationen
sind an die Seitenwände der Kapelle im rechten Winkel angebaut.
Innenausstattung
Das
Innere der Kapelle ist relativ dunkel. Der Raum wird nur von zwei
kleinen Fensterchen und der Tür erhellt.
Neben dem Eingang steht ein schöner Opferstock aus behauenem
Stein mit großen Eisenschließen zum Schutz der Opfergaben.
Blickpunkt im Inneren ist
die Rückwand mit vier Nischen. In der mittleren oberen Nische
steht die Figur eines Geißelheilands; in der unteren Nische
liegt die Figur eines Grab-legungschristus. Von der Decke hängt
eine Öllampe.
An den Seitenwänden sind drei reich verzierte Totenbretter,
ein Gemälde der hl.Helena und mehrere Votivbilder befestigt.
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Der
Boden ist mit roten Ziegelsteinen belegt. Vor dem hl.Grab ist ein Holzbelag
angebracht; damit wird das Knien erleichtert.
Totenbretter
Die
drei Totenbretter waren früher an der Außenseite der Kapelle
angebracht um an die Verstorbenen zu erinnern. 02)
Totenbretter wurden früher, als die Toten noch ohne Särge bestattet
wurden -mit einem weißen Tuch bedeckt- zur Aufbahrung der Verstorbenen
verwendet. Bei der Beerdigung wurde der Tote auf das Brett gebunden und
mit ihm so in das Grab gestellt, dass er mit den Füßen im Grabe
stand. Hierauf band man den Leichnam vom Brett los und ließ ihn
in das Grab rutschen. 04)
Nach der Beerdigung bemalte
man die Bretter und versah sie mit dem Namen des Toten und meist auch
mit Denksprüchen. Nach dem Volksglauben konnte der Verstorbene seine
Ruhe im Jenseits erst finden, wenn das Totenbrett vermodert war. Deshalb
haben sich nur wenige Bretter erhalten. Die hier in Wenigmünchen
aufbewahrten drei Bretter waren wohl nicht für die rasche Vermoderung
vorgesehen, sie sind viel zu aufwändig verziert.
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Totenbrett
1884
Der
obere Teil des Totenbretts ist mit neugotischen Zierelementen
(ohne Text) gestaltet.
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Text unten:
Denkmal
für den ehr.und Tugendsammen
Georg Winkler.
Zimmerpalier von hier, geb. den 3.Juli 1823,
gestorben den 6.März 1884,
im 61.Lebensjahre. R.I.P.
Vorüber sind die Plagn all,
die mich alhier umgaben
die auf dieser Erdenschaft
mich oft schwer gedruckt haben.
Als Vater hatt ich viele Sorgen und Mühen,
meine Kinder ehrlich zu erziehen.
Und nun bricht der Tod über mir den Stab
und fordert mich zur Rechnung ab.
O ihr sollt ihn wiedersehen
Euern Vater den ihr beweint.
Sollt mit ihm am Throne stehen,
Wo euch Gottes huld vereint. |
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weiteres
Totenbrett
Der
obere Teil ist wie einer gotischer Altar (sogar mit Kerzen)
gestaltet.
Text
oben: Denkmal für...
(nicht mehr leserlich)
|
Text unten:
Nur
6 Jahre war sie im Ehestand
verbunden durch des Priesters Segensband
und jetzt von 2.Kind ist entbunden,
stand sie am Grabesrande.
Die Leiden wurde viele,
die Schmerzen wurden mehr,
so sank Sie in die Grabeshülle,
es half kein Arzt, kein Weinen mehr.
Sie nahm die Engelsspeise,
vereinte sich mit Gott
zur Stärkung auf die Reise
um leben nach den Tod.
Ihr Ehman den sie liebte,
stand weinend neben ihr.
Sie bath wenn sie ihn je betrübte,
dies er verzeihe Ihr.
Nun hat sie ausgelitten, ...
Gott Vater eilt sie zu. |
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Text unten:
Es ist
noch nicht ganz 2 Jahr
als meine Mutter
gestorben war.
Auch ich muss
in der schönsten Zeit
Ihr folgen nach der Ewigkeit.
Ich war noch nicht
.... Jahre alt
macht schon der Tod
mich Atemkalt.
Rest nicht mehr zu entziffern. |
Votivtafeln
In der Kapelle hängen
noch drei Votivbilder zur Erinnerung an die Wallfahrt in früherer
Zeit. Sie stellen nur einen kleinen Teil aller im Laufe der Jahrhunderte
gestifteten Votivbilder dar; die künstlerisch wertvollen Votivbilder
hängen nicht mehr hier; sie wurden sichergestellt. Daneben sind zwei
Bilder aus einem Apostelzyklus zu sehen. Sie stammen wohl aus Frankreich;
jedenfalls sind die umfangreichen Untertitel in französischer Sprache
geschrieben.
Dass hier am Kalvarienberg in Wenigmünchen die Wallfahrer von Aichach
auf ihrem Weg nach Andechs am Montag nach dem 4.Sonntag nach Pfingsten
und am Rückweg drei Tage später Mittagsrast machten, ist schon
im Bericht von 1740 erwähnt. Erstaunlich ist die große Zahl
der Teilnehmer, die auf 300-400 Personen geschätzt wurde. Der Fußweg
von Aichach nach Andechs ist 65 km lang.
Heute ist der religiöse Höhepunkt des Kalvarienberges der Karfreitag,
an dem hier mit vielen Besuchern eine Kreuzwegandacht abgehalten wird.
Danach tritt das Grab in den Vordergrund. In der Kapelle werden hinter
bunten, wassergefüllten Gläsern Kerzen entzündet, die den Raum in stimmungsvolles
mystisches Licht tauchen.
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Apostel
Jakobus
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Apostel
Philippus
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Hans Schertl
Quellen:
01) Bay.Landesamt für Denkmalpflege,
Baudenkmäler in der Gemeinde Egenhofen
02) M.Obermeier, Faltblatt Kalvarienberg
Wenigmünchen,2017
03) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
04) 100jähriges Gründungsfest
der FFW Wenigmünchen, Kleine Chronik von Wenigmünchen, 1997
05) Petra Neumair, Läuten bis
das Unheil flieht, Gustl-Magazin für den Landkreis FFB, März
2019
06)
Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
Bilder:
42
4.5.2022
|