Hofkapelle St.Maria in Weng

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Beschreibung
Die Marienkapelle beim "Gammehof"
am Wenger Kirchberg wurde von den Besitzern des Hofes, Josef und
Angelika Betz in den Jahren 2015/2016 errichtet.
Anlass
für den Bau war der langjährige Wunsch der Bäuerin
nach einer eigenen Kapelle am Hof, der zu ihrem 50.Geburtstag in
Erfüllung ging.
In
der Planungsphase waren erhebliche Widerstände zu überwinden.
Zunächst störten sich Landratsamt und Denkmalamt an der
geplanten Lage der Kapelle auf dem Hofgrundstück selbst, das am
Aufgang zum Wenger Kirchberg (Georgshöhe) liegt. "Eine
Verbindung des privaten Andachtsraumes zur denkmalgeschützten Kuratiekirche
(St.Georg) dürfe nicht mal gedanklich hergestellt werden können,
so die generelle Vorgabe", schrieb die Zeitung.
01)
Die Lage im Landschaftsschutzgebiet und im bau-rechtlichen Außenbereich
waren weitere Hinderungs-gründe. Eine Kapelle genießt
nicht die gleichen Vorteile wie landwirtschaftlich genutzte Gebäude.
Letztendlich konnte aber ein Grundstück gefunden werden, das
für alle Beteiligte in Ordnung war.
Danach wurde die Kapelle nach dem Plan von
Simon Pauli aus Weng gebaut und am 28. August 2016 von Pfarrer
Josip Cabraja feierlich gesegnet.
Das kleine Gotteshaus steht nun im Schatten hoher Bäume idyllisch
unterhalb des Wenger Kirchbergs. Von der Kirche ist nur die Spitze
des Turms zu sehen.
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Baubeschreibung
Die Kapelle ist ein rechteckiger Bau mit einer Grundfläche von rd.
zehn Quadratmetern. Der nicht eingezogene Chor schließt in drei
Seiten. Das Dach mit leichtem Überstand ist mit Biberschwanzziegeln
(Kirchenbiber) gedeckt. Auf den Dachfirst hat man eine gebauchte Spitze
gesetzt. Das farblich abgesetzte Gesims unter dem Dach ist profiliert.
Zwei hohe rundbogige Fenster an den Längsseiten geben dem Raum Licht.
Über dem ebenfalls rundbogigen Portal ist außen am Giebel ein
Steinplatte mit den Namen der Erbauer angebracht: "Erbaut 2016 Angelika
+Josef Betz".
Inneneinrichtung
In
die Kapelle ist ein Ziergitter eingebaut,
durch das ein Besuch oder eine Besichtigung auch ohne Beaufsichtigung
möglich wird.
Ein Blickfang ist die dekorative und aufwändig
konstruierte Holzdecke. Dieser beeindruckende Sichtdachstuhl
ist ein Werk von Simon Pauli aus Weng.
Der vorderste Teil der Apsis
wird durch den rot/weißen Altar
ausgefüllt. Der Stipes, der Altarblock, besteht aus Beton;
er wurde vom Maler Christian Scheller aus Gesseltshausen mit rotweißem
Marmormuster versehen. Der Altartisch (Mensa) aus Solnhofener Stein
ist mit einem weißen Spitzentuch bedeckt. Auf und vor dem
Altar stehen Blumen und Kerzen.
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An
der Wand über dem Altar ist die Figur der Kapel-lenpatronin
Maria auf einem farblich
dem Altar angepassten Sockel angebracht. Die in ein rot/-blau/goldenes
Gewand gekleidete Maria trägt das Jesuskind auf dem linken
Arm. Sehr schön ist die beliebte S-Form der Statue zu erkennen.
Die Muttergottesstatue wurde dem Ehepaar Betz zur Hochzeit geschenkt.
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Flankiert
wird die Marienstatue von zwei kleineren Figuren, die an den
Schrägseiten der Apsis angebracht sind. Auch sie stehen
auf marmorierten Sockeln. |
St.Angela
Merici
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Rechts ist die Figur
der hl. Angela Merici
aus Brescia zu sehen. Sie ist in ein Ordensgewand gekleidet
und hält ein Buch (Schulbuch) in ihrer Hand.
Angela Merici (1474-1540) gründete 1535 in Brescia die
Compagnia di Sant'Orsola, aus der sich der Orden der Ursulinen
entwickelte. Die Ordensfrauen widmeten sich vor allem der
schulischen Bildung von Mädchen und Frauen. Am 24. 5.
1807 wurde Angela von Papst Pius VII. heiliggesprochen.
Ihr Gedenktag in der Liturgie ist der 27. Januar.
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Vergrößerungen
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St.Antonius
v.Padua
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Die Figur auf der linken Seite stellt den hl.
Antonius von Padua dar. Er trägt das Jesuskind auf dem
Arm und hält eine blühende Lilie in der Hand.
Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner. Seine
Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg,
denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden
erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben
das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben
und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur
mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener
Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Wahrscheinlich geht das zurück auf die Legende, nach der er einem
Geizhals half, sein Herz zu suchen und es in der Geldtruhe fand. Die
Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit
dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er
beim Bibellesen hatte. Gedenktag: 13.Juni
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Muttergottesbild
aus Pribram
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An der rechten Wand ist eine
weitere Muttergottesfigur angebracht. Maria und das Jesuskind tragen
barocke Kronen, die der Kaiserkrone ab 1602 gleichen. Maria ist
in ein ornatähnliches Gewand in den Marienfarben rot/blau/gold
gekleidet.
Die Figur in Weng -eine Nachbildung des Pribramer
Gnadenmadonna- ist auf der Rückseite signiert: "nach
Josef Prochaska 85 - 2003 geweiht".
Hinweis: Die 50 cm hohe Originalstatue der Madonna aus Lindenholz,
die der Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz (um 1300-1364) selber
geschnitzt haben soll, kam während der Hussitenkriege von Prag
nach Pribram auf den hl.Berg Svatá Hora, wo sich nach einem Wunder
(Heilung des blinden Bettlers Johannes Prochazka) eine Wallfahrt
entwickelte. Nach dem 30jährigen Krieg hat man dort ein großes
Wallfahrtszentrum errichtet. Ein wichtiges Datum ist der 22. Juni
1732. Damals versah man die Gnadenfiguren mit den auffälligen
Kronen; es war die erste "Krönung eines Gnadenbildes"
im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Die beiden Kronen
wurden vom Papst gestiftet und tragen das päpstliche Wappen.
Pribram ist der wichtigste Marienwallfahrtsort in Böhmen.
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Kruzifix
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An
der linken Seitenwand hängt ein großes, etwa 100 Jahre
altes Kruzifix. Es stammt
aus dem aufgelassenen Schulhaus von Fürholzen, hing später
eine Zeit lang im Schulhaus von Massenhausen und landete schließlich
auf dem Speicher, bis es jetzt in Weng, in der Kapelle, wieder einen
würdigen Platz erhielt. Zuvor fasste der Gesseltshau-sener Maler
Christian Scheller den Corpus Christi neu.
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An der Kapellenwänden
hängen weitere Bilder
und Gegen-stände, die meist Spenden von Bekannten sind.
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weitere
Bilder
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Hans Schertl
Quellen:
01) Klaus Bachhuber,Eine Kapelle
als Geschenk, Münchner Merkur v. 16. Juni 2015,
02) Angelika Betz, 8.9.2018 (Hauptquelle)
Bilder:
11 Hans Schertl

23.4.2022
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