Christophorus-Kapelle
bei WEITENRIED
Lage
auf der Landkarte...
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Beschreibung
Die Christophoruskapelle liegt
an der westlichen Landkreis-grenze bei Weitenried in der Nähe
der Kreuzung der Staatsstraße 2052 und der Straße von
Stockach nach Ebertsried -DAH 7- (siehe
Landkarte...)
Vor Jahrzehnten standen in
der Nähe schon zwei Kapellen. Eine wurde von einem Holzfuhrwerk
in den 1930er Jahren, die Nachfolgekapellen durch einen Lastwagen
im Jahr 1968 und durch einen weiteren Unfall 1987 zerstört.
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Im Jahr 2005 wurde auf
Initiative von Marielle Meisl der Wiederauf-bau der Kapelle
unter der Bau-trägerschaft der Gemeinde beschlossen.
05)
Das kleine Gotteshaus
soll an die vielen Toten und Verletzten erin-nern, die vor
der Entschärfung der gefährlichen Kreuzung dort
Unfälle erlitten.
04)
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Christophorus-Figur am Gitter
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Die Kapelle wurde in den Jahren 2006 und 2007 nach einem Plan von Harald
Mang großenteils von freiwilligen Helfern errichtet. Die Bauarbeiten
leitete Alfons Bachhuber aus Ebersried. Das Baumaterial wurde von mehreren
Familien gespendet. Viele Bürger aus Ebersried, Egenburg und Weitenried
leisteten ehrenamtliche Arbeitsstunden. Ohne Eigenleistung hätten die
Baukosten wohl 25.000 Euro betragen.
08)
Ende März 2012 machte sich der hohe Rohstoffpreis für Kupfer negativ
bemerkbar: Diebe montierten das kupferne Fallrohr der Dachrinne ab um es
zu "versilbern".
06)
Dachstuhl
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Die Kapelle
besteht aus einer dreiseitig schließenden Apsis und einem
kleinen Vorraum, der durch zwei offene Portale zu betreten
ist und an der Rückseite ein großes Fenster besitzt.
Die Apsis ist durch ein Ziergitter abgeschlossen. Ein
komplex gestalteter Dachstuhl trägt das etwas vorkragende
Satteldach mit Ziegelein-deckung. Vier Rundbogenfenster erhellen
den Raum. |
Oben sitzt ein kleiner Dachreiter mit einer kupfergedeckten Zwiebel.
Die Front ist durch blaugraue Lisenen gegliedert; über dem Rund-bogenfenster
ein einfaches Kreuz.
In das Ziergitter sind die
Worte Anno Domini 2007 und ein Bildnis des hl. Christophorus mit
dem Jesuskind auf der Schulter und einem Stock in der Hand eingearbeitet.
Der dreieckige Altar füllt
den Chorschluss. Am Antependium ist eine Steintafel
befestigt, die das Motiv für den Kapellenbau erläutert:
"In
Gedenken an die 11 tödlich verunglückten Personen wurde
im
Jahre 2007 diese Kapelle von ehrenamtlichen Helfern mit
Hilfe von
Privatsponsoren und der Unterstützung der Gemeinde

Steintafel
für Verkehrsopfer
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Pfaffenhofen
a.d.Glonn neu errichtet, nachdem die vorhandene Wegkapelle im
Jahre 1987 als Folge der starken Beschädigungen nach einem
Verkehrsunfall abgerissen werden musste. Aus unserer Gemeinde
ist Herr Thomas Wolf, geboren am 1.5.1967, am 27.4.1988 tödlich
verunglückt. |
Nach diesem tragischen
Unglücksfall wurde der Verkehrsverlauf der
Straße auf den heutigen Zustand umgebaut." |
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Über dem Altar hängt im Chorschluss ein Kruzifix an der
Wand.
Auf dem Altartisch steht
eine Figur des Patrons der Kirche, des hl.
Christophorus, gesäumt von Blumenstöcken.
Der Heilige ist mit einem Kind auf der Schulter und einem Baumstamm in der
Hand abgebildet. Die
Kapelle empfängt an der Land-kreisgrenze die Reisenden aus dem Westen;
deshalb wurde sie dem hl.Christophorus geweiht, dem Patron der Reisenden.
03)
Christophorus
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Hinweise: Christophorus
ist eine Legendengestalt, die seit 1969 im aktuellen Heiligenkalender
nicht mehr enthalten ist. Christophorus wird in der Kunst meist mit
einem Kind auf dem Arm und einem Baumstamm in der Hand abgebildet.
Der Legende nach suchte er unter seinem früheren Namen Reprobus
(spätere Legenden: Offerus) den mächtigsten Herrscher der
Welt um ihm zu dienen. Doch bald bemerkte er, dass der König
den Teufel fürchtete und der Teufel Christus. Deshalb diente
er auf Anraten eines Einsiedlers Christus, indem er seine Riesenkräfte
sozial einsetzte und Leute über einen gefährlichen Fluss trug. Eines Tages transportierte der Heilige einen kleinen Knaben,
der mit jedem Schritt an Gewicht zunahm, sodass Reprobus zu ertrinken
fürchtete. Da erkannte er, dass er Christus trug. Reprobus wurde
von Jesus auf den Namen Christophorus (Christusträger) getauft,
und der als Stütze verwendete Baumstamm begann zu grünen.
Christophorus gilt als Patron der Reisenden, Pilger, Fuhrleute und
Schiffer sowie seit etwa 1900 auch der Kraftfahrer. In
der Vorstellung früherer Jahrhunderte war Christophorus vor allem
für die Bewahrung vor einem jähen Tod zuständig. Die
Volksfrömmigkeit besagte, wer ein Bild von St.Christophorus erblickt,
werde an diesem Tag nicht unversehen (= ohne Empfang der Sterbesakramente)
sterben. Gedenktag:
25. Juli |
Kerze mit
Einweihungsdaten
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Eine Kerze
gibt einen Hinweis auf die Einweihungsfeier der Kapelle am 1.Juli
2007, die von Pfarrer Hans Feigl im Anschluss an den feierlichen
Festgottesdienst vorgenommen wurde. Zahlreiche Gläubige und
Fahnenabordnungen aller Vereine der Gemeinde Pfaffenhofen nahmen
daran teil. Die Feier wurde vom Dreigesang Herbstzeitlos musika-lisch
umrahmt. Pfarrer Feigl wünschte sich, so der Zeitungsbericht,
dass das Kirchlein ein Ort der Einkehr und der Ruhe werde. Bürgermeister
Helmut Zech lobte den Gemeinschaftssinn der Erbauer und bezeichnete
die Kapelle als mahnendes Zeichen dafür, wie schnell sich nach
einem Verkehrsunfall das ganze Leben ändern kann.
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Hans Schertl

Quelle:
01) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises
Dachau, 1992
02) Dachauer Nachrichten vom 30.11.2005,
03) Dachauer Nachrichten vom 11./12.3.2006,
04) Dachauer Nachrichten vom 22.1.2007,
05) Dachauer Nachrichten vom 3.7.
2007 (Einweihung),
06) Dachauer Nachrichten vom 2.4
2012 (Dachrinnendiebstahl)
07) Dachauer SZ vom 14./15.6.2006
08) Axtner/Liebert/Mittelhammer,
Chronik der Gemeinde Pfaffenhofen/Glonn, 2014
09) Zeitungsausschnitt der Aichacher
Nachrichten von 2.2.1987, recherchiert von Uwe Haleksy
7 Bilder: Rosi Neumann(6), Hans Schertl (1)

Frühere
Wegkapellen 08)
Auf einer Landkarte aus der Zeit
zwischen 1817 und 1841 (?) soll an der Kreuzung bereits eine Kapelle eingezeichnet
sein. Diese Kapelle wurde in den ersten 1930er Jahren von einem Holzfuhrwerk
so stark beschädigt, dass sie abgetragen werden musste. Der Grundbesitzer,
Johann Huber aus Weitenried, ließ sie 1935 wieder neu erbauen. Planzeichner
war Sylvester Mayr aus Egenhofen.
1968 fuhr
ein Lastwagen in die 1935 errichtete Kapelle und beschädigte sie.
Zwar hat man sie wieder aufgebaut, doch am 31.1.1987 wurde sie bei einem
schlimmen Unfall total zerstört.
Die Aichacher Nachrichten vom 2.2.1987 09)
berichteten:
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....
Drei junge Frauen (darunter zwei Schwestern) waren am Samstagabend
um 18.30 Uhr mit einem Pkw älterer Bauart (Citroen 2CV)
auf der Kreisstraße DAH 7 bei Pfaffenhofen/Glonn unterwegs gewesen
und wollten die Staats-straße 2052 in Richtung Eurasburg überqueren.
Die 34jährige Fahrerin muß dabei offensichtlich die Geschwindigkeit
eines vorfahrtsberechtigten Pkw, an dessen Steuer eine Frau aus Odelzhausen
saß, unterschätzt haben. Im Kreuzungsbereich kam es zum
Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge. Das Auto der drei Frauen
drehte sich um die eigene Achse, prallte mit voller Wucht zunächst
gegen einen Straßenbaum und dann gegen die angrenzende kleine
Kapelle, die bis auf das Fundament zerstört wurde. Die drei Frauen
wurden mit dem Hubschrauber noch ins Zentralklinikum nach Augsburg
bzw. ins Klinikum München-Bogenhausen gebracht. Doch die Hilfe
kam zu spät. Alle drei Frauen starben.... |
Fast schon makaber
ist in diesem Zusammenhang die Meldung, dass die Versicherung der Unfallfahrerin
der Gemeinde für die zerstörte Kapelle einen Schadenersatz von
4.000 DM zahlte. 02)
An der gefährlichen
Kreuzung gab in der Vergangenheit immer wieder schwere Verkehrsunfälle,
bei denen im Laufe der Jahre 11 Menschen starben. Die Kreuzung wurde in
der Bevölkerung auch Todeskreuzung genannt. Um 1990 entschärfte
man die Kreuzung durch "eine doppelte Verschwenkung der einmündenden
Straßen". Seither kam niemand mehr ums Leben. 07)
2.3.2023
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