Visitationsberichte
der Pfarrei Weichs Vorbemerkung:
Bericht
über die Visitation im Jahr
1560 Im
Bericht über die Visitation der "Pfarr St.Martinus in Weichs"
heißt es: Kaplan (Gesellpriester/Cooperator):
Früher gab es an der Pfarrei drei Priester, jetzt nur noch zwei ["vor
jarn sein bei diser pfarr 3 priester gehalten worden, jetz nur zwen"].
Zur Zeit der Visitation war Erasmus Oswald seit 3 Jahren Frühmesser
und Geselbriester. Er ist in Weichs geboren ["daselbst purtig"],
hat in Regensburg und Salzburg studiert, wurde 1551 in Freising geweiht
und hat in Dachau seine Primiz gefeiert ["zu Dachaw primicirt"].
Nach Weichs kam er auf Wunsch des Jörg von Weichs, der ein Drittel
der Hofmark besaß [Georg Weichser hat ine daher befurdert"].
(Vorher war Oswald in Großinzemoos tätig). Er predigt
jeden Sonntag aus katholischen Büchern. Sein Katechismus stammt aus
Meersburg. Vor und nach der Predigt lässt er das Vaterunser und das
Ave Maria beten und katholische Psalmrufe singen. Behält die überkommenen
Feier- und Festtage ["Peut feir und vasstäg"]. Bittet für
die Verstorbenen ["pitt fur die abgestorben"]. Die Beichte führt
er auf katholische Weise aus; die Absolutionsformel kann er auswendig
aufsagen. Er gibt auch auf die Fragen zur Messe, zu den Zeremonien, zur
Anrufung der Heiligen, zum Glauben, zu den guten Werken und zu den 7 Sakramenten
katholische Antworten. Pfarrei: Über die Zahl der Pfarrangehörigen gibt es im Bericht zwei verschiedene Angaben. 600 Communicantes (=Gläubige über 10 Jahre) werden im Zusammenhang mit dem Pfarrer, 350 im Zusammenhang mit dem Kaplan genannt. Da die Pfarrei 35 Jahre vorher 450 Gläubige hatte, sind beide Zahlen ungewöhnlich. Im Hinblick darauf, dass auch die Nachbarpfarreien im Norden des Landkreises, Vierkirchen (um -12%) und Petershausen (-8%), im Gegensatz zu den übrigen Pfarreien im Landkreis, in dieser Zeit Verringerungen der Gläubigen zu verzeichnen hatten, ist wohl die Zahl 350 wahrscheinlicher. Der Visitator schreibt über die Gläubigen: Alle sind katholisch geblieben, keiner ist suspekt in religiösem Sinn. Sie hören sich die Predigten an, feiern die Messe bis zum Ende mit und nehmen an den alten religiösen Bräuchen teil. Sie beichten zweimal in der Fastenzeit. [Pfarrvolkh peicht in der vassten zway mal"]. Opfergaben und Zehent werden bereitwillig gegeben ["hat kain clag an opfer und zehent"]. An Selgerät (Stiftung bei der Beerdigung) nimmt der Pfarrer von einem reichen Verstorbenen 1 Gulden. Vom Grundbesitz der Pfarrei ist nichts verkauft. Mit der Obrigkeit, Herrn Joachim von Weichs, gibt es keine Probleme. Allerdings lebt einer seiner Bediensteten in wilder Ehe ["Ainer sitz bey ime an der unehe"]. Dessen Name ist aber nicht bekannt ["Wiß nit, wie er haiß"]. Für die Pfarr-Kirchenrechnung ist Georg Weichser und -soweit einige Filialen betroffen sind- der Pfleger von Crantzperg zuständig. Die Pfarrei besitzt einen "wol erpauten" Pfarrhof und ein Mesnerhaus. Der Mesner wird als "vleissig" beschrieben. Kirche: Die Pfarrkirche hat an eigenen Einnahmen (neben denen der Pfarrei) 10 Gulden und 7 Pfund Wachs (das war für so eine große Kirche kein großer Betrag). Das Geld wird meist für Baumaßnahmen und den laufenden Betrieb aufgewendet ["wirt maist thails auf den paw und andere der kirchen notturfft aufgewendt"]. Deneben gibt es ein Frühmessbenefizium mit einem Getreideertrag von rd. 60 Gulden. Probleme mit dem Bauzustand gibt es nicht ["bey der khirch, pfarrhof, altärn und andem stet es wol"]. Die Kirche ist "mit aller zier wol versehen". Im Inneren steht ein "wol beschlossenes" Sakramentshaus mit einem Ewigen Licht davor (= einer der Indikatoren für eine katholische Kirche). Das Allerheiligste und die heiligen Öle werden liturgisch unrein behandelt. Das Taufwasser wird in einem Krug aufbewahrt ["Baptismus ist in aim krueg"]. Der Pfarrer lässt die alten katholischen Lieder singen ["Pfarrer helts mit besingnuß wie vor alter"]. Die Bittgänge werden fleißig gehalten. An Gerätschaften waren vorhanden: 2 Kelche mit Corporale, eine Monstranz aus Messing ["hat ain messinge monstrantz"], 5 Messbücher, 1 Liturgiebuch und ein Psalmenbuch. Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier... Bericht
über die Visitation im Jahr 1584 Der Pfarrer in Weichs heißt
Erasmus Oswaldus. Er ist seit 29 Priester (und war vor 24 jahren Gselbriester
hier in Weichs). Er wurde 1551 in Freising ordiniert. Der Pfarrer verrichtet
alle Gottesdienste fleißig. Er hat keine Konkubine mehr. Sie ist
nicht mehr bei ihm, sondern in Egenhofen beim Bruder des Pfarrers. Vor
zwei Monaten ist sie noch bei ihm gewesen. Das jüngste Kind ist 14
Jahre alt. Pfarrei: Zur Pfarrei gehören 5 Filialen: Aufhausen, Ebersbach, Eglersried, (Gund)Ackersdorf und Edenholzhausen. Die Orte liegen im Umkreis von 1/4 Meile Weges vom Pfarrer entfernt. In der Pfarrei gibt es keine Rebellanten und keine Häretiker. Das gemeine Volk verbleibt beim Gottesdienst und bei den durchgeführten Prozessionen. Auch gibt es keine als Spieler verrufene Pfarrangehörige. Kirche: Benefizium ist keines
vorhanden. In der Pfarrkirche existieren aber einige Jahrtage; sie werden
wie alle Gottesdienste den Stiftungen gemäß verrichtet. Daneben
gibt es auch einen wöchentlichen Umgang. Die Fasttage werden vom
Pfarrer fleißig geboten und von den Pfarrkindern auch gehalten.
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