Am 5.Mai
1613 begaben sich mehrere Pipinsrieder zur Feier der Translation des hl.Wolfgang
nach Regensburg, von wo sie papierene Bildnisse des hl.Wolfgang nach Hause
mitnahmen. Einer dieser Wallfahrer habe, wird erzählt, "ein
solches Bildniß in die Höhlung eines Baumes eingesetzt".
Als der Baum nach Jahren gefällt wurde, fiel das Papierbild heraus
und wurde auf den Altar der Pfarrkirche gelegt. Aber des anderen Tages
hat man das Bild nicht mehr auf dem Altar, sondern wieder auf dem Stock
des umgehauenen Baumes gefunden. Dieser wundersame Vorgang wiederholte
sich noch zwei bis drei Mal.
Das erregte großes Aufsehen im Volk, zumal der Finder des Bildes
verkündete, er habe nach Anrufung des hl. Wolfgang Hilfe bei seinem
langjährigen körperlichen Leiden gefunden. Man fügte das
Bild in die Vertiefung einer hölzernen Säule ein, die an der
Stelle der heutigen Kirche aufgestellt worden war. So erhielt das Bild
den Namen bei "St.Wolfgang in der hl.Saul" (s.Bild rechts).
Die nun entstehende kleine Wallfahrt brachte soviel Geld ein, dass 1637
eine hölzernen Kapelle und im Jahr 1693 sogar ein stattliches steinernes
Kirchlein gebaut werden konnte.
Die Wallfahrt wurde intensiv von den Indersdorfer Mönchen gefördert,
die sich davon nicht nur geistlichen, sondern auch materiellen Gewinn
versprachen. Trotz dieser Unterstützung von oben entwickelte sich
die Wallfahrt nicht so gut wie z.B. in Ainhofen, Taxa oder gar Inchenhofen.
Sie erreichte nur regionale Bedeutung. Überliefert sind Wallfahrten
und Bittgänge aus 16 Pfarreien, darunter aus Indersdorf, Langenpettenbach,
Westerholzhausen, Altomünster, Tandern, Hilgertshausen und Randelsried.
Eine Fördermethode von Indersdorf war die Einladung an hochgestellte
Persönlichkeiten zu einer Wallfahrt nach Pipinsried. Es kamen z.B.
am 12.8.1656 die in Schloss Schleißheim wohnende Kurfürstin
Maria Anna, die Witwe von Kurfürst Maximilian I. und Tochter von
Kaiser Ferdinand II. in Wien und bat den Heiligen um Hilfe. Nach Pipinsried
wallfahrtete am 10.Mai 1660 auch die aus Savoyen stammende 24jährige
Kurfürstin Adelheid Henriette (1636-1676), die Frau des seit 1651
regierenden Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern (1636-1679). Mirakelbücher
haben sich leider nicht mehr erhalten. Doch Prof.Liebhart weiß,
dass es zwischen 1734 bis 1773 im Durchschnitt pro Jahr zu 29 Gebetserhörungen
oder "Wunder" kam.
Der in Pipinsried verehrte St.Wolfgang wurde meist mit einem Beil dargestellt.
Denn auf der Suche nach einem Ort, an dem er seine Einsiedlerkapelle bauen
konnte, warf er am Wolfgangsee von einem Berg aus sein Beil nach unten.
Dort wo es steckenblieb, errichtete er den Bau.
Hierher nach Pipinsried kamen die Gläubigen vor allem wegen Fuß-
und Handleiden. Dies legen jedenfalls die Votivgaben nahe, die noch heute
in der Kapelle aufbewahrt werden (Holzfüße, Holzhände
und Krücken). Die Wallfahrer konnten -wie auch an anderen Wallfahrtsorten-
Medaillen als Andenken an die Wallfahrt erwerben. In Pipinsried hatte
die Medaille die Form eines Beiles (s. Bild rechts). Das war außergewöhnlich.
|
St.Wolfgang
in der hl. Saul
Aufschrift:
Pipinsried St.Wolfgang
|