Wallfahrt zur Münchner Frauenkirche
Die Dachauer nahmen am 18.Juni 1780 am "St.Benno Translations Jubelfest" teil. 200 Jahre vorher waren die Gebeine Bennos feierlich die Frauenkirche überführt worden. Die Frauenkirche war damals noch nicht Dom/Bischofskirche, sondern Stifts- und Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau. Dort war nicht Maria das Ziel der Wallfahrt, sondern die Gebeine des hl.Benno, des Stadtpatrons Münchens.
Benno war von 1066 bis 1106 Bischof von Meißen, also zur Zeit des Investiturstreits. In diese Zeit fällt der berühmte Gang von König Heinrich IV. nach Cannossa. Benno wurde in den Streit zwischen Kaiser und Papst hineingezogen, wurde mehrfach abgesetzt, exkommunziert und wieder eingesetzt. Als er 94jährig starb, hat man ihn im Dom zu Meißen bestattet. 400 Jahre später wurde er am 31. Mai 1523 durch Papst Hadrian VI. als "Apostel der Wenden" heiliggesprochen. Luther sah darin den Versuch, der Ausbreitung der Reformation in Sachsen entgegenzuwirken, und schrieb die Streit-schrift "Wider den Abgott und Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden". 1539 wurde die Reformation in Sachsen eingeführt. Bennos Grab wurde aufgebrochen. Seine Gebeine sollten in die Elbe geworfen werden; doch man hatte sie angeblich bereits vorher aus dem Sarg entfernt. Mit einem Echtheitszertifikat versehen wurden sie 1576 nach Bayern überführt und 1580 in der Frauenkirche in München beigesetzt.
Der Kreuzgang der Dachauer an dieser 200-Jahres-Feier in München wurde etwas getrübt vom Verhalten des Chefs der Mission. Der Dachauer Marktschreiber Ignaz Steyrer berichtet dazu in der Marktkammerrechnung, Pfarrer Franz Felix Sigler habe sich nicht nur alle religiösen Verrichtungen während der Wallfahrt, sondern auch die weit überhöhten Lebenshaltungs- und Bekleidungskosten in München bezahlen lassen. Er schreibt: ... er "habe sich, um sich allenthalben im Glanz und als ein äusserlicher Seelen-Eyferer zu zeigen, so kostbar angerichtet, daß man wahrhaftig nicht zur Ehre unseres großen heil. Benno, sondern lediglich, damit der Sigler, mit einem ganz Ornat-Goldstück angethan, seinen Hoffahrtsgeist erlustigen nkonnte; wie er dann von eitler Aufgeblasenheit strotzend, den Sitz nach schon geschehener Absingung des Hymnus gloria noch nicht verlassen wollte, sondern zum endlichen Aufstehen gemahnt werden musste".
Daraufhin hat man in Dachau die vom Markt zu tragenden Kosten begrenzt: bei künftigen Kreuzgängen nach München sollte der Herr Pfarrer nur 3 Gulden bekommen und auch das nur unter der Bedingung, dass er oder sein Vertreter sich nicht von der Wallfahrt entfernt und in der Münchner Frauenkirche das Messopfer für die Kreuzgänger feiert. Die Mesnerfamilie sollte für das Aus- und Einläuten der Wallfahrer bei Weggang und Rückkehr 36 kr, für das Begleiten des Kreuzgangs 1 Gulden erhalten. Auch für Schullehrer und Kruzifixträger waren je 1 Gulden vorgesehen, für den Fahnenträger 1 Gulden 30 Kreuzer, den Vorgeher 36 Kreuzer und schließlich als Spende für den Opferstock in München ebenfalls 36 Kreuzer.

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